Bernhard Peter
Spanische, historische, heraldische Exlibris (1)

Ein spanisches Exlibris aus der ersten Hälfte des 19. Jh.: Aufbau des Wappens, Blasonierung und Zuordnung der Felder
Der Künstler dieses Aufrisses ist unbekannt, vom Stil her paßt das Blatt in die erste Hälfte des 19. Jh. Es gibt eine verwirrende Vielfalt von Motiven: 6 Borde, 12 Türme, 13 Löwen, aber nur eine Kette, 26 Körbe oder Henkeltöpfe, einige davon mit Schlangen, 10 Pilgermuscheln, 1 Stier, 1 Adler, 8 Kleeblätter und 13 kleine Schildchen. Die Komposition des Wappens zeigt deutlich einige Wesenszüge der spanischen Heraldik wie die Vorliebe für Borde, für ornamentale Belegungen, für spezifische Motive der spanischen Heraldik wie die Henkelkessel, und vor allem für das Minenfeld der kreuz und quer vererbten Titel und addierten Familiennamen und Felder. Zu den Blasonierungen im einzelnen, soweit für Nichtspanier überhaupt nachvollziehbar: Der Schild ist innerhalb eines gestückten Bordes zweimal geteilt und dreimal gespalten.

Abb. oben: die Felder 1-4

Abb. oben: die Felder 5-8

Abb. oben: die Felder 9-12

Die Familien und ihre Titel und Territorien
Bord: Kastilien and León
Feld 1 und Feld 2: Ducado de
Benavente, Ducado de Monteagudo, Condado de Mayorga, Condado de Bañares (nach den Zúñiga), Condado de Osilo, Familie: Pimentel. Fiel danach an die Téllez-Girón.
Feld 3: Ducado de
Osuna, Marquesado de Peñafiel, Condado de Ureña, Condado de Bailén (nach den Poncé de León), Familie: Téllez-Girón
Feld 4: Familie:
Guzmán, Vorfahren der Familie Téllez-Girón
Feld 5: Ducado de
Gandía, Marquesado de Lombay, Conde de Mayalde, Familie: Borja y Gandia -> vgl. Wappen der Borgia! Juan Borgia = Herzog von Gandia. Fiel danach an die Pimentel.
Feld 6: Oben: ungelöst. Unten: Ducado de
Gandía (Centelles hat eingeheiratet in Borja), Condado de Oliva, Familie: Rauten = Centelles. Fiel über das Herzogtum Gandia danach an die Pimentel.
Feld 7: Ducado de
Medina de Ríoseco, Familie: Enríquez. Fiel danach an die Pimentel, dann an die Téllez-Girón.
Feld 8: Condado de
Fontanar, Marquesado de Jabalquinto, Familie: Benavides
Feld 9: Condado de
Luna (vorher bei den Pimentel, danach bei den Silva), Familie: Velasco
Feld 10: Familie:
Herrera, Vorfahren der Familie Pimentel
Feld 11: Ducado de
Arcos (fiel danach an die Pimentel, dann an die Téllez-Girón), Marquesado de Zahara (fiel danach an die Pimentel), Condado de Casares, Condado de Bailén (vor den Téllez-Girón), Familie: Poncé de León.
Feld 12: Ducado de
Béjar, Ducado de Plasencia, Marquesado de Gibraleón, Condado de Belalcázar (nach den Sotomayor), Condado de Bañares (vor den Pimentel), Familie: Zúñiga

Herzöge von Benavente und Osuna: Vereinigung der Häuser Pimentel und Téllez-Girón, Genealogie Teil 1
In diesem Exlibris sehen wir in der obersten Reihe die Vereinigung zweier großer spanischer Herzogshäuser, zwischen dem der Herzöge von Osuna und dem der Herzöge von Benavente, was zur Vereinigung der Familien der Pimentel und der Téllez-Girón führte. Die Devise "MAS VALE VOLANDO" (besser fliegend) ist die des Hauses Pimentel. Das Band mit der Devise wird von einem sich aus der Rangkrone erhebenden Adler im Schnabel gehalten. Die Schlüsselheirat ist die folgende:

Die Ehefrau war eine glänzende Partie, weil sie einzige Tochter und Erbin ihrer Eltern war und damit die Erbin der fünf Häuser Pimentel, Poncé de León, Zúñiga, Borja und Enríquez. Dazu war sie auch noch Nachfahrin des Hauses Centelles, wodurch sie auch noch mehrere Titel auf Sardinien innehatte, darunter Prinzessin von Anglona, Herzogin von Monteagudo, Marquise de Marguiní und Gräfin von Coguinas (princesa de Anglona, duquesa de Monteagudo, marquesa de Marguiní y condesa de Coguinas).Weiterhin war sie Prinzessin von Esquilache und Marquise von Terranova in Italien. Sie war die direkte Nachfahrin des heiligen Francisco de Borja, IV. Herzog von Gandia, und damit auch Nachfahrin von Papst Alexander VI. (Rodrio de Borja = Rodrigo Borgia). Und nun vereinigten sich 1771 all diese Titel und Ansprüche der Pimentel-Erbin mit den Téllez-Girón, wobei natürlich der tatsächliche Anfall der Titel zeitlich nicht gleichzusetzen ist. Bereits mütterlicherseits hatte diese Pimentel-Erbin eine genealogische Beziehung zu den Téllez-Girón aufgebaut. Hier wird alles angelegt, was im Exlibris zu sehen ist. Um zu verstehen, woher die ganzen Felder kommen, folgt nun ein rückschauender Blick auf die Genealogie beider sich hier vereinigenden Herzogshäuser. Die Eltern des Ehemannes:

Seine Großeltern:

Seine Urgroßeltern:

Die Eltern der Ehefrau:

Ihre Großeltern:

Ihre Urgroßeltern:

Ihre Ururgroßeltern:

Fazit: Über diese Schlüsselheirat verbanden sich zwei wichtige Herzogshäuser. Die Nachkommen aus dieser Ehe hatten über die aufgezeigte Abstammung Wurzeln in den Familien Téllez-Girón, Pacheco, Pimentel, Borja, Guzmán, Toledo, Benavides, Silva, Fernández de Velasco, Méndez de Haro, Portugal, Tovar, Vigil de Quiñones, de la Cueva, Centelles, Fernández de Córdoba, de Quiñones, Poncé de León und Sandoval und darüber hinaus in weiteren Familien. Mit diesen Familien sind bereits die Felder 1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9, 11 erklärt. Das Auftreten des Wappens Enríquez erklärt sich durch das Ducado de Medina de Ríoseco, das der Familie Velasco durch die Condado de Luna, das der Familie Zúñiga durch das Ducado de Béjar, das Ducado de Plasencia, das Marquesado de Gibraleón, die Condado de Belalcázar, die Condado de Bañares (vor den Pimentel), und als letztes kommt noch das der Familie Herrera.

Herzöge von Osuna: Von der Casa de Téllez-Girón bis zur Casa de Solís-Beaumont, Genealogie Teil 2
Als nächstes folgt die Genealogie, ausgehend von der Schlüsselheirat zwischen den beiden Herzogshäusern Osuna und Benavente und der Vereinigung der Familien Pimentel und Téllez-Girón. Entscheidend für das Exlibris ist die Zeit bis zur nächsten Schlüsselheirat bzw. Schlüsselerbschaft 1841, die die Verbindung mit dem Herzogshaus von Infantado brachte, mit entsprechender Wappenvermehrung. Der Anfall dieser nächsten großen Erbschaft markiert das Ende der Gültigkeit der im Exlibris dargestellten Zusammenstellung, weil dann etliche neue Elemente hinzukamen, die z. B. im Siebmacher FstC Seite: 263 Tafel: 372-373 beschrieben sind.

Neueres Wappen der Herzöge von Osuna als Herzöge von Infantado, Casa Téllez-Girón
Der Hauptschild ist im späteren Wappen geteilt und zweimal gespalten (Siebmacher FstC Seite: 263 Tafel: 372-373):

Im Siebmacher gibt es nur wenige Abweichungen im Vergleich zu aktuellen spanischen Quellen: Der Löwe in Feld 1 ist völlig von Bändern eingeschnürt, was ein Mißverständnis ist. Der Guzmán-Bord zieht sich nicht nur um das Teilfeld Guzmán, sondern um das ganze Feld 3 (mögliche Variante). Der Mond der Luna ist schwarz-silbern geschacht (definitiv unzutreffend). Das hintere Feld der Sandoval y Rojas ist silbern (in Wahrheit definitiv golden).

Der Herzschild ist geviert: (Spanisch: El escuson dividido en cuatro cuarteles:)

Die nächste Wappenänderung kam dann durch die Übernahme durch das Haus Solis-Beaumont.

Exlibris von Moïse Stern für den Grafen von Peralada
Das Exlibris trägt nur die Beschriftung "BIBLIOTECA DEL CONDE DE PERALADA", Bibliothek des Grafen von Peralada. Als Urheberhinweis ist unter dem Wappen der Graveur "Stern" angegeben. Das für seine hochwertigen und feinen Arbeiten bekannte Unternehmen wurde 1834 in Paris begründet, lag in der Passage des Panoramas und bestand bis 2015. Die namengebenden Inhaber waren Moïse Stern (1826-1915) und dann dessen Sohn René Stern (1862-1940). Das Blatt ist ohne Datum, es kann aber nur in einem Zeitraum zwischen 1834 und 1871 entstanden sein, weil es in einem 1871 erschienenen Buch bereits abgebildet ist. Deshalb ist es zeitlich Moïse Stern zuzuordnen.

 

Die Gemeinde Peralada liegt im äußersten Nordosten Spaniens, in der katalanischen Provinz Gerona, und besitzt an ihrem Südrand das aus dem 14. Jh. stammende Castell de Peralada, das Stammschloß der Familie Rocabertí, damaligen Vizegrafen und seit 1599 Grafen von Peralada, deren Wappen wir hier sehen. Es gab auch eine Burg Castillo de Rocabertí (la Junquera, Alto Ampurdán), die aber schon lange eine Ruine ist. Von dort zog die Familie in der Mitte des 13. Jh. nach Peralada. Der am Rande eines 33000 Quadratmeter großen, im 19. Jh. angelegten Parks gelegene Stammsitz der Familie ist eine Vierflügelanlage mit Innenhof und zwei wuchtigen Rundtürmen an der Ostseite. Ihr heutiges Gesicht erhielt die im Kern nach wie vor mittelalterliche Burg bei einem Umbau um 1870 durch die letzten Grafen von Peralada aus der Dynastie der Rocabertí, wobei ein repräsentatives Schloß nach französischem Vorbild entstand. Der letzte Graf von Peralada war Tomàs de Rocabertí-Boixadors Dameto i de Veri (-1898), XII. Graf von Peralada, XXXVII. Vizegraf von Rocabertí, XI. Graf von Savallà, X. Marquis d'Anglesola und X. Marquis von Bellpuig. Mit seiner Schwester Juana-Adelaida de Rocabertí-Boixadors Dameto y de Verí (1898-1899), XIII. Gräfin von Peralada, XIII. Marquesa von Bellpuig erlosch die Familie. Das Stammschloß wurde nach langem Leerstand 1923 von dem katalanischen Industriellen Miquel Mateu i Pla gekauft und restauriert. Danach ging der Besitz 1972 an seine Tochter,  Carmen Mateu Quintana, und seit 2018 gehört es seinen drei Enkeln, die das Anwesen als Stiftung führen.

Schloß Peralada besitzt eine gigantische Privatbibliothek von ca. 80000 Bänden, die sich allerdings nicht in der Burg selbst befindet, sondern in den Räumen des angrenzenden ehemaligen Karmelitenklosters, das im 14. Jh. gegründet wurde und im 19. Jh. nach der Beschlagnahmung an die Familie kam. Die Bibliothek wurde von den Brüdern Antonio de Rocabertí Graf von Zavellà und Tomás de Rocabertí Graf von Peralada gegründet, nachdem sie 1875 ihren Wohnsitz nach Peralada verlegt hatten und mit dem großen Restaurieren begannen, letzterer nahm 1888 dauerhaft seinen Wohnsitz im Stammsitz. Weil beide Brüder zeitweise in Paris lebten und Tomás de Rocabertí bis zu seinem Umzug spanischer Botschafter in Paris war, ist die Verbindung zu einem Pariser Spitzenklassen-Graveur naheliegend. Da sein Vater bis 1875 lebte, könnte der Sohn es auch für ihn in Paris in Auftrag gegeben haben; es ist jedenfalls vor dem Umzug des letzten Grafen in das Stammschloß entstanden. Zu Zeiten dieses letzten Grafen hatte die Bibliothek ca. 20000 Bände. Die Erweiterung auf den heutigen Umfang erfolgte unter dem leidenschaftlichen Büchersammler Miquel Mateu im frühen 20. Jh. 

Das Wappen der Familie Rocabertí zeigt in Rot drei goldene Pfähle, die jeweils pfahlweise mit drei blauen Schachrochen belegt sind. Die Schraffuren auf dem Stich sind keine heraldischen, das ist etwas irreführend. Spanischer Blason: De gules, tres palos de oro cargado cada uno de tres roques de azur. Das ist die Form, wie sie ab Ende des 13. Jh. üblich war. Ältere Wappen entsprechen dem noch nicht, sie haben weniger Pfähle und weniger Schach-Rochen. Solche älteren Darstellungen sind beispielsweise zu finden an einer Wand des Mittelschiffs der Kathedrale von Tarragona, in der Fronleichnamskapelle neben dem Kreuzgang der Kathedrale von Tarragona und am Portal der Kirche der Stadt La Jonquera (Girona). Auch später gab es noch Varianten, die in der Mitte vier Schach-Rochen übereinander zeigen. Am Schloß Peralada ist das in Stein gehauene Wappen natürlich auch angebracht, genau wie hier, aber nur der Schild.

Unter dem Schild ist die Devise "DEI GRATIA" zu lesen, von Gottes Gnaden. Der Schild wird umhüllt von einem Wappenmantel der spanischen Granden, oben aus einer Grafenkrone mit neun Perlen herabfallend. Darüber sind drei unterschiedlich gekrönte Bügelhelme zu sehen, Helm 1 (Mitte): auf dem mit einer Vicomte-Krone gekrönten Helm ein Zinnenturm, Helm 2 (rechts): auf dem mit einer Grafenkrone gekrönten Helm ein wachsender Hirsch mit einem unter den Vorderhuf geklemmten Banner, Helm 3 (links): auf dem mit einer Adelskrone gekrönten Helm ein wachsender Wolf mit einem unter den Vorderbein geklemmten Banner. Es sei an dieser Stelle daran erinnert, daß Rangkronen in guter heraldischer Praxis anstelle eines Oberwappens geführt werden. Hier sehen wir, daß gleich zweimal dagegen gehandelt wird, einmal mit der Grafenkrone unter den drei Helmen, die außerhalb des Wappenmantels stehen, und einmal mit den Rangkronen auf den drei Helmen.

Die Rocabertí waren eines der wichtigsten Adelsgeschlechter Kataloniens und damit der Krone von Aragón, und auch eine der wichtigsten Familien Mallorcas. Graf Dalmau V. und sein Sohn Jofre III. begleiteten den König von Aragon bei der Eroberung Mallorcas 1229. Den lange geführten Titel eines Vizegrafen von Rocabertí bekam Pedro de Rocabertí  1463 von König Juan II. von Aragón bestätigt. Die Familie suchte eher den Anschluß an die aragónesische Krone und lag wegen territorialer Interessen in Konkurrenz mit den Grafen von Barcelona. Das von ihnen kontrollierte Gebiet lag in der westlichen Sierra de la Albera und nordwestlich von Alto Ampurdán. In der ersten Linie der Familie gab es 6 Vizegrafen, in der zweiten Linie 25, dann ging der Titel an die Rocabertí-Rocafull, dann an die Rocabertí-Boixadors, zuletzt an die Rocabertí-Boixadors-Dameto. Denn nach der Stammlinie ging die Vizegrafschaft an die Linie von Rocafull, Grafen von Albatera, danach an die Boixadors, Grafen von Zavellá (1672), und schließlich an die Dameto, Marqueses von Bellpuig (1862). Alle verwendeten den Familiennamen Rocabertí. Mit dem Erlöschen der letzteren im Jahre 1899 ging der Titel erst an die Sureda, dann an die Fortuny, schließlich an die Montaner, alles mallorquinische Familien. Gegenwärtiger Inhaber des Titels ist seit 1973 Pedro de Montaner y Cerdá.

Die Familie wurde von König Philipp III. im Jahre 1599 in Person des Francesco Jofre I. de Rocabertí i de Pacs (1592-1634), señor de Requesens, am 18. Juli zu Grafen von Peralada erhoben. Zur Schreibweise: Eigentlich hieß der spanische Titel jeweils "Conde de Perelada" mit "e", weil das die spanische Schreibweise ist, "Peralada" mit "a" ist die katalanische und offizielle Schreibweise des Ortes. In diesem Text gilt das Selbstverständnis gemäß Exlibris als Vorbild für die gewählte Schreibweise. Am 25.2.1704 wurden die Familienmitglieder von König Philipp V. zu spanischen Granden erhoben. Der Titel eines Grafen von Peralada wechselte auf die gleiche Weise wie vor beschrieben zwischen den Linien und Familien, gegenwärtiger Graf von Peralada ist seit 1982 Pedro de Montaner y Cerdá.

König Philipp IV. erhob Ramon Dalmau I. de Rocabertí i de Safortesa (1644-1663), II. conde de Peralada, vizconde de Rocabertí, señor de Anglesola, den Sohn des ersten Grafen mit dessen Frau Magdalena de Safortesa, am 24.4.1645 während des sogenannten Aufstandes der Schnitter zum Marqués de Anglesola. Der Titel wurde nicht ganz bis zum Erlöschen der Familie geführt. Letzter Titelträger der Rocabertí war der Bruder der allerletzten Gräfin von Peralada, dann ging der Titel an die Familie Cotoner. Gegenwärtige Titelträgerin ist seit 2001 María del Lluch de Sagarra y Cotoner.

Exlibris von Paul Voigt für den Antonio Company Fernandez de Cordova
Hier haben wir ein spanisches Exlibris, aber von einem deutschen Künstler: Am Rand des Ovals ist rechts unten die Signatur von Paul Voigt (5.6.1859-16.9.1924) zu erkennen. Die Beschriftung des äußerst fein gearbeiteten Stichs lautet: "EX-LIBRIS ANTONI COMPANY FERNANDEZ DE CORDOVA". Eine Datierung fehlt. Es gibt eine ganze Reihe von Exlibris verschiedenster Künstler für Antonio Company Fernandez de Cordova, über den ansonsten wenig bis gar nichts zu finden ist, nicht zu verwechseln mit der historischen Persönlichkeit Antonio Fernández de Córdoba y Cardona, 5. Herzog von Sessa, der drei Jahrhunderte vor dem Künstler gelebt hat und definitiv nicht der Eigner ist. Das Wappen ist gespalten. In der geteilten rechten Spalthälfte sehen wir oben in Rot drei goldene Balken - das Stammwappen der Casa de Córdoba hat aber umgekehrte Tinkturen, in Gold drei rote Balken (spanischer Blason: en oro tres fajas de gules). Der Grund für die Invertierung ist nicht ersichtlich, und sie scheint systematisch zu sein, da sie auch auf anderen farbigen Exlibris für den gleichen Eigner so ausgeführt ist. Das Haus Cordoba gehörte zu den Granden Spaniens und hatte die Herzogtümer Andría, Baena, Montalto, Santángelo, Santo Gémini, Sessa und Terranova inne, weiterhin die Marquisate Aguilar, Albodoluy, Arcicóllar, Armunia, Canillejas, Casa Real de Córdoba, Casa Saltillo, Comares, Cubas, la Granja, Griñón, Guadalcázar, Maratea, Miranda de Anta, Montalbán, Moratalla, Peñalba, Priego, la Puebla de los Infantes, Valenzuela, Villafranca, Villaseca und Zugasti, außerdem findet man die Familie als Inhaber der Grafschaften Alcaudete, Cabra, Casa Palma, las Posadas, Prado Castellano, Torralva und Torres-Cabrera und der Vizegrafschaft Iznájar. Die Familie hat vier Haupthäuser, die casa de Priego, die casa de Cabra, die casa de Comares und die casa de Sessa.

 

Das Feld 3 verweist in Kombination mit Feld 1 auf eine Nebenlinie des Haupthauses Priego, die sich in der Mitte des 13. Jh. mit Diego Fernández de Córdoba vom Haupthaus abtrennte und aus Haus Comares bekannt wurde. Das Feld zeigt in Silber den gefangenen und mit einer Kette und einem Halseisen gefesselten letzten Emir des Nasridenreiches, Abu Abdullah Muhammad at-tani (-1518), besser bekannt unter der verballhornten Namensform "Boabdil" (spanischer Blason: de plata, el rey moro preso con una cadena al cuello moviente del flanco siniestro). Durch den Halbmond oben auf seinem Turban und durch seinen Hermelinüberwurf ist er als Maurenherrscher markiert. Diego Fernández de Córdoba y Carrillo hatte in der Schlacht von Lucena 1483 jenen Boabdil gefangengenommen, und deshalb bekam er von den Katholischen Königen die Erlaubnis, die erbeuteten Flaggen der Nasriden-Armee und das Bild des gefangenen Emirs in das Wappen aufzunehmen. Deshalb ist hier auch das Wappen von einem ovalen Kranz von Flaggen umgeben, abwechselnd mit dem Wappen des Hauses Cordoba, mit Mondsichel und Stern und mit zwei Sternen, jeweils silbern auf blauem, rotem und goldenem Tuch, so jedenfalls in anderen, farbigen Darstellungen. Hier scheint die Grundfarbe aller Flaggen rot zu sein. Boabdil wurde in der Burg Castillo del Moral gefangengesetzt, bis er sich durch Zahlung von 12000 Goldstücken freigekauft hatte. Doch schon 1492 wurde seine Hauptstadt Granada als Abschluß der Reconquista errobert, und er mußte ins Exil.

Die linke Spalthälfte des Schildes besitzt einen goldenen Bord, der mit einem roten Schrägbalken belegt ist, innerhalb dieses Bordes geteilt, oben in Silber ein zweistöckiges rotes Aquädukt mit 2x3 bogenförmigen Öffnungen, unten in Blau vier goldene Zickzackbalken. Die Bedeutung dieser Felder ist unklar, Hinweise willkommen. Als Helmzier wird ein Adler geführt, der eine mit Hermelin aufgeschlagene Bügelkrone trägt. Es gibt für den gleichen Eigner noch ein farbiges Exlibris von Joan Gols Soler mit vier (1:2:1) separaten Schilden, oben die Balken, unten Boabdil, rechts das Aquädukt und links die Zickzackbalken, beide mit einem eigenen Bord mit Schrägbalken. Dieses Blatt bestätigt auch die angegebenen Farben. Fazit: Wir haben hier eine hochwertige künstlerische und handwerkliche Arbeit, die sich in eine Reihe von Exlibris für den gleichen Eigner einfügt, wir finden einige wenige Anhaltspunkte in der Geschichte einer der berühmtesten spanischen Adelsfamilien und dazu viele offene Fragen wie die der Farbinvertierung, und wir dringen dennoch nicht zum Eigner vor.

Fazit: Wir haben hier eine hochwertige künstlerische und handwerkliche Arbeit, die sich in eine Reihe von Exlibris für den gleichen Eigner einfügt, wir finden einige wenige Anhaltspunkte in der Geschichte einer der berühmtesten spanischen Adelsfamilien und dazu viele offene Fragen wie die der Farbinvertierung, und wir dringen dennoch nicht zum Eigner vor, über den jeder Hinweis willkommen ist.

Ein spanisches Exlibris aus der zweiten Hälfte des 17. Jh.:
Dieses üppige und opulent inszenierte Exlibris von unbekanntem Künstler (rechts unten: "FMC f(ecit)") zeigt den ovalen Wappenschild des Besitzers innerhalb eines Lorbeerkranzes, der von dem Ordenskreuz des Calatrava-Ordens unterlegt ist. Unter dem Wappen ist ein Schriftfeld mit dem Wortlaut: "Genus cum nomine pandunt, Arma tot Afrorum, quae caluere nece". Die Erwähnung der Waffen der Afrikaner steht in direktem Zusammenhang mit der Darstellung der ganzen Halbmondfähnchen und der Waffen, Fahnen und Trophäen: Wir sehen im Aufsatz Harnische, Schilde, Schußwaffen, Kanonenrohre mit Werkzeugen zum Laden und Reinigen der Rohre, und über allem thront eine lorbeerbekränze Frauengestalt mit einer Naturtrompete in der Rechten und einem Palm- und einem Olivenzweig in der Linken. Zwei nackte Putten stehen seitlich des Schildes, der optisch linke hält ein überlanges Schwert, der andere eine Turnierlanze. Zwei geflügelte Engel sitzen rechts und links des Schriftfeldes und halten eine weitere Laubgirlande. Wer sich so inszeniert, sah sich als äußerst erfolgreichen Kämpfer gegen die aus Nordafrika über das Mittelmeer kommende Gefahr. Und in der Tat handelt es sich bei dem Exlibriseigner um einen General der spanischen Galeerenflotte im Mittelmeer und Vizekönig von Sizilien. Das Exlibris ist auf ca. 1677 zu datieren.

 

Es handelt sich um Francisco Diego de Bazán Pimentel y Benavides (-1680), 5. marqués de Santa Cruz de Mudela, Grande de España de segunda clase, 6. marqués del Viso, 3. marqués de Bayona, general de las Galeras de España, Virrey de Sicilia. Ein genealogischer Exkurs, beginnend mit seinen Eltern:

Großeltern:

Urgroßeltern:

Ururgroßeltern:

Das Wappen selbst ist geviert mit Herzschild und im Detail wie folgt aufgebaut, soweit die Zuordnung für Nichtspanier möglich ist:

Francisco Diego de Bazán Pimentel y Benavides heiratete 1662 Francisca de Velasco y Ayala (-1679). Aus der Ehe entsprossen folgende Kinder:  José Bernardino de Bazán Benavides Pimentel Marqués de Santa Cruz de Mudela, del Viso y de Bayona (-27.9.1693), Álvaro Antonio de Benavides Bazán y Pimentel Marqués de Santa Cruz de Mudela, del Viso y de Bayona (-24.9.1737), Ana Valvanera de Bazán und María Mencia, de Pimentel y Bazán.

Literatur, Quellen und Links:
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Herzogtum Osuna:
https://es.wikipedia.org/wiki/Ducado_de_Osuna
Herzogtum Benavente:
https://es.wikipedia.org/wiki/Ducado_de_Benavente
Herzogtum Béjar:
https://es.wikipedia.org/wiki/Ducado_de_B%C3%A9jar
Herzogtum Gandia:
https://es.wikipedia.org/wiki/Ducado_de_Gand%C3%ADa
Herzogtum Arcos:
https://es.wikipedia.org/wiki/Ducado_de_Arcos
Condado de Mayorga:
https://es.wikipedia.org/wiki/Condado_de_Mayorga
Condado de Bañares:
https://es.wikipedia.org/wiki/Condado_de_Ba%C3%B1ares
Haus Pimentel
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_Pimentel
Marquesado de Peñafiel:
https://es.wikipedia.org/wiki/Marquesado_de_Pe%C3%B1afiel
Condado de Ureña:
https://es.wikipedia.org/wiki/Condado_de_Ure%C3%B1a
Condado de Bailén:
https://es.wikipedia.org/wiki/Condado_de_Bail%C3%A9n
Haus Téllez-Girón
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_T%C3%A9llez-Gir%C3%B3n
Haus Guzmán:
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_Guzm%C3%A1n
Marquesado de Lombay:
https://es.wikipedia.org/wiki/Marquesado_de_Lombay
Haus Borja:
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_Borja
Ducado de Gandia:
https://es.wikipedia.org/wiki/Ducado_de_Gand%C3%ADa
Ducado de Medina de Ríoseco:
https://es.wikipedia.org/wiki/Ducado_de_Medina_de_Rioseco
Haus Enríquez:
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_Enr%C3%ADquez
Marquesado de Jabalquinto:
https://es.wikipedia.org/wiki/Marquesado_de_Jabalquinto
Haus Benavides:
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_Benavides
Condado de Luna:
https://es.wikipedia.org/wiki/Condado_de_Luna_(1462)
Haus Velasco:
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_Velasco
Ducado de Arcos:
https://es.wikipedia.org/wiki/Ducado_de_Arcos
Marquesado de Zahara:
https://es.wikipedia.org/wiki/Marquesado_de_Zahara
Condado de Casares:
https://es.wikipedia.org/wiki/Condado_de_Casares
Haus Poncé de León:
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_Ponce_de_Le%C3%B3n
Ducado de Béjar:
https://es.wikipedia.org/wiki/Ducado_de_B%C3%A9jar
Ducado de Plasencia:
https://es.wikipedia.org/wiki/Ducado_de_Plasencia
Marquesado de Gibraleón:
https://es.wikipedia.org/wiki/Marquesado_de_Gibrale%C3%B3n
Condado de Belalcázar:
https://es.wikipedia.org/wiki/Condado_de_Belalc%C3%A1zar
Condado de Bañares:
https://es.wikipedia.org/wiki/Condado_de_Ba%C3%B1ares
Haus Zúñiga:
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_Z%C3%BA%C3%B1iga
Herzogtum Osuna:
https://heraldicablog.com/?s=osuna
Familie Pimentel:
https://heraldicablog.com/?s=pimentel
Familie Guzmán:
https://heraldicablog.com/?s=Guzm%C3%A1n
Familie: Borja:
https://heraldicablog.com/?s=borja
Familie Velasco:
https://heraldicablog.com/?s=velasco
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Graveur Stern in Wikipedia:
https://fr.wikipedia.org/wiki/Graveur_Stern
Gemeinde Peralada:
https://es.wikipedia.org/wiki/Perelada
Burg Peralada:
https://de.wikipedia.org/wiki/Castell_de_Peralada - https://es.wikipedia.org/wiki/Castillo_de_Peralada
Familie Rocabertí:
https://es.wikipedia.org/wiki/Rocabert%C3%AD_(linaje)
Vizegrafen von Rocabertí:
https://es.wikipedia.org/wiki/Vizcondado_de_Rocabert%C3%AD
Grafschaft Peralada:
https://es.wikipedia.org/wiki/Condado_de_Perelada
Grafen von Peralada:
https://aristoskratosindex.blogspot.com/2013/01/los-condes-de-peralada.html
Marquisat von Anglesola:
https://es.wikipedia.org/wiki/Marquesado_de_Anglesola
Die Bibliothek von Schloß Peralada:
https://www.cbrava.com/es/revista/la-biblioteca-del-castillo-de-peralada/
Tomás de Rocabertí-Boixadors Dameto y de Verí (1840-1888):
https://ca.wikipedia.org/wiki/Tom%C3%A0s_de_Rocabert%C3%AD-Boixadors_Dameto_i_de_Ver%C3%AD - https://es.wikipedia.org/wiki/Tom%C3%A1s_de_Rocabert%C3%AD-Boixadors_Dameto_i_de_Ver%C3%AD
Historische Photographien vom Schloß Peralada:
https://raco.cat/index.php/AnnalsEmpordanesos/article/view/93407/164939
Casa de Cordoba:
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_C%C3%B3rdoba
Casa de Cabra:
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_Cabra
Casa de Comares:
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_Comares
Casa de Sessa:
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_Sessa
Herzogtum Benavente:
https://es.wikipedia.org/wiki/Ducado_de_Benavente
Antonio Alonso Pimentel:
https://es.wikipedia.org/wiki/Antonio_Alonso_Pimentel_y_Herrera_de_Velasco
Juan Alonso Pimentel:
https://es.wikipedia.org/wiki/Juan_Alonso_Pimentel_de_Herrera
Genealogie:
https://www.geni.com/people/Enrique-de-Benavides-y-Baz%C3%A1n/6000000015630374089
Herzogtum Santisteban del Puerto:
https://es.wikipedia.org/wiki/Ducado_de_Santisteban_del_Puerto
Marquisat von Santa Cruz de Mudela:
https://es.wikipedia.org/wiki/Marquesado_de_Santa_Cruz_de_Mudela
Marquisat Viso:
https://es.wikipedia.org/wiki/Marquesado_del_Viso
Haus Benavides:
https://es.wikipedia.org/wiki/Casa_de_Benavides
Genealogie:
https://www.geni.com/people/Francisco-Diego-de-Benavides-y-Baz%C3%A1n-marqu%C3%A9s-de-Santa-Cruz-de-Mudela/6000000015630374157
Bild des Francisco Diego de Bazán Pimentel y Benavides:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Juan_Carreno_de_Miranda_014.jpg
Genealogie der Pimentel:
http://www.xenealoxiasdoortegal.net/ortegal/pimentel.htm
Francisco Diego de Bazán Pimentel y Benavides:
http://pares.mcu.es/ParesBusquedas20/catalogo/autoridad/47671

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