Bernhard
Peter
Historische
heraldische Exlibris (79)
Exlibris
von Adolf Matthias Hildebrandt:
Adolf Matthias Hildebrandt (16.6.1844-30.3.1918) ist der Urheber
dieser zweifarbigen Exlibris-Graphik für den Heraldiker Gustav
Adelbert Seyler (19.3.1846-19.3.1935). Die AH-Ligatur
befindet sich in der rechten unteren Ecke auf dem nach hinten
geschlagenen Teil des breiten Schriftbandes. Es gibt für den
gleichen Eigner noch ein anderes Wappen von Hildebrandt (Sammlung
21) und eines von Roderich von Haken (Sammlung 35), dort wurde
Seylers Curriculum Vitae ausführlich dargestellt. Für seine
grundlegenden Arbeiten zur Heraldik wurde er mit dem
königlich-preußischen Verdienstorden (Roter Adlerorden) IV.
Klasse und mit dem schaumburg-Lippischen Hausorden IV. Klasse
ausgezeichnet. Im Bezirk Steglitz-Zehlendorf in Berlin ist eine
Straße nach ihm benannt worden.
In dieser Gestaltung von Hildebrandt wird das Wappen wie bei dem anderen mit einem mehrzeiligen Sinnspruch kombiniert: "Drei Kleeblättlein im Franken-Schild / Und auf'm Helm eyns Hahnen Bild / Solchs ist der Seyler Wappenzier / Drumb schützt es auch dis Püchel hier". Seylers Wappen zeigt in von Silber und Rot im Spitzenschnitt geteilten Schild drei (2:1) schräggestellte Kleeblätter in verwechselten Farben, auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner, rotbewehrter Hahn mit rotem Kamm und ebensolchem Kehllappen, desgleichen die beiden obersten Schwanzfedern (Siebmacher Band: Bg9 Seite: 10 Tafel: 11, Band: Bg11 Seite: 10 Tafel: 14, DWR Band: XXVII Seite: 31 Nr. 6853/74). Das Wappen ist hier umgeben von einer Hintergrundgestaltung mit beblätterten Zweigen mit roten, fünfzähligen Blüten.
Exlibris
von Emil Doepler:
Dieses Exlibris ist eine undatierte Arbeit von Emil Doepler d. J.
(29.10.1855-21.12.1922) für Friedrich Warnecke (21.4.1837-25.11.1894),
Sohn von Christian Friedrich Warnecke (30.6.1805-31.12.1877) und
Caroline Justine Wilhelmine Brand (18.11.1809-29.5.1879). Das
Wappen Warnecke zeigt in Rot eine silberne, schwarzgefugte Mauer,
die mit drei silbernen Zinnentürmen besetzt ist, auf dem
rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein roter
Flug, jeder Flügel mit einem silbernen Zinnenturm belegt, ein
dritter dazwischen (Siebmacher Band: Bg3 Seite: 17 Tafel: 19,
Band: Bg12 Seite: 34 Tafel: 46, wobei in letzterer Darstellung
die Türme spitzbedacht sind und jeweils nur eine Fensteröffnung
haben).
Zwei Personen dienen als Dekoration, heraldisch rechts eine Frau, links aber ein Herold mit Heroldsstab in der Rechten und einem Tappert, der mit dem preußischen Adler mit Hohenzollernschild auf der Brust belegt ist. Das ist ein Hinweis zum einen darauf, daß der in Dehmke im Raum Hannover-Hameln geborene Friedrich Warnecke ein preußischer Beamter war. Er war zwar zunächst in die Verwaltung des Königreichs Hannover eingetreten, doch 1866 wurde das Land nach dem verlorenen preußisch-österreichischen Krieg durch Preußen annektiert, und Warnecke wurde königlicher Revisor im preußischen Staatsdienst, und zog 1869 nach Berlin. Zunächst arbeitete er als Geheimer expedierender Sekretär und Kalkulator im preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe, dann als Geheimer Rechnungsrat im Ministerium der öffentlichen Arbeit.
Zum anderen erinnert die Figur des Herolds an die Bedeutung des Eigners für die Heraldik-Welt: Er publizierte nicht nur etliche Schriften zu heraldischen Themen wie 1880 "Heraldisches Musterbuch", 1884 " Die mittelalterlichen Kampfschilde in der St. Elisabethkirche zu Marburg", 1890 "Die deutschen Bücherzeichen" und 1893 "Heraldisches Handbuch für Freunde der Wappenkunst", sondern er ist der geistige Vater und Gründer der beiden ältesten und wichtigsten heraldischen Vereine in Deutschland, des Herolds in Berlin 1869 und des Kleeblatts in Hannover 1888. In beiden Vereinen war er Ehrenmitglied. Weiterhin war Warnecke einer der Gründer des Exlibris-Vereins Berlin 1891. Er war auch ein begeisterter Sammler von historischen Objekten mit Bezug zu Heraldik, z. B. Exlibris und Stammbücher, aber auch von anderem Kunstgewerbe.
Friedrich Warnecke starb viel zu früh im Alter von erst 57 Jahren an einer Influenza. Seine bedeutende Stammbüchersammlung mit 300 Exemplaren aus dem 16. bis 19. Jh. wurde 1911 in Berlin versteigert. Friedrich Warnecke hatte aus seiner zweiten Ehe mit Ilse Mathilde Marie Valeska von Landwüst (9.4.1865-4.11.1936) eine Tochter, Ilse Marie Valeska Warnecke (31.1.1889-18.12.1981).
Exlibris
von Adolf Matthias Hildebrandt:
Adolf Matthias Hildebrandt (16.6.1844-30.3.1918) entwarf im Jahre
1897 dieses Bücherzeichen für die Bibliothek des Bogislav
(oder Bogislaf) von Kleist "Ex
bibliotheca / Bogislai de Kleist". Ein rechteckiges Feld ist
einem asymmetrischen Rosenzweig aufgelegt, mit sechs teilweise
überdeckten, doppellagigen Rosen. Das eingedruckte
Künstlermonogramm befindet sich neben dem Rosenstiel. Das Wappen
der von Kleist zeigt in Silber einen roten Balken zwischen zwei
laufenden roten Füchsen, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken
drei golden bebutzte und grün bespitzte Rosen, eine rote
zwischen zwei silbernen, fächerweise besetzt mit drei goldenen
gestürzten Lanzen oder Speeren (Westfälisches Wappenbuch,
Deutscher Wappenkalender 1921, Münchener Kalender 1908,
Siebmacher Band: PrE Seite: 112 Tafel: 95, Band: Bö Seite: 231
Tafel: 101).
Bei den von Kleist handelt es sich um ein weitverzweigtes und reichbegütertes Geschlecht Pommerns. Die stammesverwandten von Woedtke führen übrigens das gleiche Wappen. Im 14. Jh. entstanden drei Linien, die Linie Tychow-Dubberow, die Linie Muttrin-Damen und die Linie Villnow-Raddatz. Letztere teilte sich in die Äste Villnow und Raddatz; beide sind erloschen. Die Linie Tychow-Dubberow bildete den Ast Dubberow mit den Zweigen Rheinfeld (erloschen), Wendisch-Tychow, Jeseritz und Dubberow-Schmenzin sowie den Ast Tychow mit den Zweigen Tychow, Tschernowitz und Zützen. Die größte Verzweigung entfaltete die Linie Muttrin-Damen: Sie bildete den Ast Ruschütz, den Ast Damen mit den Zweigen Schwellin, Nollendorf, Labehn, Alt-Schmenzin, Kamissow, Drenow, Hohenauen, Zadtkow, Perkuiken, Warnin und Wusseken sowie den Ast Muttrin mit den Zweigen Schönau (erloschen), Woldisch-Tychow (erloschen), Groß-Tychow, Kieckow, Susten-Gawesen, Kerklingen, Zerxten, Niesky, Kieckow, Pumlow und Krummensee.
Es gab in der Familie unzählige Diplome und Freiherrenstandserhebungen. Mehrere Linien des Geschlechts wurden in den Grafenstand erhoben. Der preußische General der Infanterie und Generalfeldmarschall, Friedrich Heinrich Ferdinand Ernst von Kleist (9.4.1762-17.2.1823), einer der beiden Helden der Befreiungskriege, wurde 1814 mit dem Namen Kleist von Nollendorf in den preußischen Grafenstand erhoben. Die Kleist von Loß erhielten am 21.3.1823 den preußischen Grafenstand für Wilhelm von Kleist (1791-1860), preußischer Hofjägermeister und Major. Die Linie auf Zützen bekam am 10.10.1840 den preußischen Grafenstand für Eduard von Kleist (1795-1852), preußischer Major a. D. Ein weiteres preußisches Grafenstandsdiplom datiert vom 20.8.1873 und gilt für Ewald von Kleist (1821-1892), preußischer Kammerherr und Vize-Oberzeremonienmeister, und war an den Besitz von Wendisch-Tychow gekoppelt. Am 16.6.1913 gab es den preußischen Grafenstand für Wolf Friedrich von Kleist-Retzow (1868-1933), preußischer Landrat und Rittmeister der Reserve a. D, und das war an den Besitz Möthlow und Groß-Tychow gekoppelt.
Die gräfliche Linie auf Zützen verwendete das Stammwappen unverändert, die gräfliche Linie auf Wendisch Tychow ebenfalls, nur mit zwei roten Greifen als Schildhaltern zusätzlich. Die Grafen Kleist von Nollendorf und die Grafen von Kleist vom Loss verwendeten jeweils vermehrte Wappen mit mehreren Feldern und Helmen. Weitere durch Quadrierung mit der jeweils zweiten Komponente und Hinzunahme eines zweiten Helmes vermehrte Wappen kommen in den abgeleiteten Linien Kleist von Bornstedt (11.4.1803), von Rüchel-Kleist (1810) und von Kleist-Retzow (13.2.1839) vor.
Der Name Bogislav oder Bogislaf (auf dem Blatt als Genitiv verwendet, daher beides möglich) wird in der Familie häufig verwendet, deshalb muß man schauen, welche Personen mit diesem Namen im Jahre 1897 lebten. Wenig wahrscheinlich ist Bogislaf von Kleist (14.9.1862-20.10.1928), der 1904-1920 in Südwest-Afrika lebte. Vermutlich handelt es sich bei dem Exlibris-Eigner um Eduard Bogislav (Rufname: Bogislav) von Kleist (19.2.1836-1910), Sohn von Eduard Graf von Kleist aus der Linie Zützen. Er machte ebenfalls eine militärische Karriere, aber er war derjenige, der sich nach seinem Abschied 1879 für die Familiengenealogie interessierte und das Personalverzeichnis der Familie führte, folglich liegt auch ein heraldisches Interesse nahe. Er lebte in Gebersdorf, war unvermählt und ohne Nachkommen (Danke an Herrn Sigurd von Kleist für diese Hinweise).
Exlibris
von unbekanntem Künstler:
Dieses Exlibris, ein äußerst feiner und detailreicher Stich,
ist das Werk eines unbekannten Künstlers. Dargestellt ist das
Wappen der Familie Esterházy, in Blau auf einer
goldenen Krone stehend ein goldener, kaiserlich gekrönter Greif,
in der rechten Vorderklaue ein silbernes, golden gegrifftes
Schwert (normalerweise einen türkischen Krummsäbel!) haltend,
in der linken Vorderklaue drei grüngestielte und ebenso
beblätterte rote Rosen haltend. Die ovale Kartusche wird von
einem aus einer Blattkrone herabfallenden Wappenmantel umhüllt,
der von zwei widersehenden, hinter dem Tuch positionierten
Greifen hochgerafft wird. Nicht dargestellt wird die zugehörige
Helmzier, das wäre zu blau-goldenen Decken wachsend ein
goldener, rotgezungter, golden gekrönter Greif wie im Schild
(Münchener Kalender 1907, Siebmacher Band: FstM Seite: 21 Tafel:
45, Band: FstA Seite: 68 Tafel: 84-85, Band: NÖ1 Seite: 86
Tafel: 42, Westfälisches Wappenbuch).
Die ungarische Familie hieß ursprünglich Zerházi de Zyrhas und war ein Zweig der Salamonvata. Benedek Zerházi (1508-1553) heiratete Ilona Bessenyei de Galántha, so kam die Familie an den von ihr geerbten Besitz Galántha in der Nähe von Bratislava, damals im Preßburger Komitat, heute Slowakei. Bis 1584 war der Name Zerházy noch gebräuchlich. Erst ab da änderte sich der gebrauchte Name in Esterház, Esterházy, ungarisch Eszterházy, manchmal auch lateinisch Estoras, de Galántha. Franz (Ferenc) Esterházy heiratete Sophie Illyesházy und hatte drei Söhne: Nikolaus Esterházy (1582-1645), Daniel Esterházy (1585-1654) und Paul Esterházy (1587-1645) gründeten drei Hauptlinien, die Linie Forchtenstein (Nikolaus), die Linie Csesznek (Daniel) und die Linie Zvolen (Zolyom, Altsohl, Paul). Alle drei Linien bestehen bis heute. 1613 bekam die Familie den ungarischen Freiherrenstand.
Die Forchtensteiner Linie war diejenige, die 1622 in den Grafenstand und später in den Fürstenstand aufstieg, denn ihr Gründer, Nikolaus Esterházy, machte aus der kleinen Adelsfamilie ein führendes Magnatengeschlecht Ungarns, deren Mitglieder sogar zwei Generationen lang die Position des Palatins einnahmen und damit quasi Stellvertreter des ungarischen Königs waren. Den tapferen und verlustreichen Einsatz der Familie in den Kämpfen gegen die Osmanen dankte Kaiser Leopold I. Graf Paul Esterházy (8.9.1635-26.3.1713) mit der Erhebung in den Fürstenstand 1687, zunächst nur "ad personam". Damit dankte der Kaiser ihm auch für seinen erfolgreichen politischen Einsatz, um das in Ungarn herrschende Wahlkönigtum in ein Erbkönigtum umzuwandeln, das den Habsburgern viel lieber war. Im Jahre 1712 wurde aus dem persönlichen Fürstenstand ein solcher, der in der Primogenitur weitergegeben werden konnte. Und dann wurde die erbliche Fürstenwürde von der Forchtensteiner Linie auch auf die anderen Linien ausgedehnt: Durch Diplom von 1781 wurde der Fürstenstand in der gesamten Deszendenz erblich. Den Schritt ins Reich und in den deutschen Hochadel machte die Familie 1804, als Fürst Nikolaus II. Esterházy de Galántha das durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 säkularisierte ehemalige Damenstift Edelstetten bei Krumbach vom Zwischenbesitzer erwarb. Kaiser Franz II. erhob am 17.12.1804 die Abtei zu einer gefürsteten Grafschaft des Reichs. Damit bekam Fürst Nikolaus Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat des Heiligen Römischen Reiches. Das hielt zwar nur bis 1806, dann wurde die Grafschaft durch die rheinische Bundesakte von 1806 dem Königreich Bayern unterstellt. Fürst Nikolaus wurde 1813 in Bayern immatrikuliert. Das Oberhaupt der Familie trägt seitdem den Titel "Fürst Esterházy von Galántha, gefürsteter Graf zu Edelstetten, Graf von Forchtenstein".
Zum Exlibris: Um das Wappen ist die Kette
des Ordens vom Goldenen Vlies gelegt, mit dem abhängenden
Widderfell und den Gliedern aus abwechselnd Feuerstählen und
funkensprühenden Steinen. Es gab im Laufe der Zeit achtzehn
Mitglieder der Familie, die dem Orden angehörten, unten mit dem
jeweiligen Aufnahmejahr gelistet. Aufgrund der Vielzahl kommen im
fraglichen Zeitraum mehrere Familienmitglieder als Exlibriseigner
in Frage.
1628 Nikolaus (Miklos) Graf Esterházy de Galántha
(8.4.1582-11.9.1645)
1681 Paul I. Graf, ab 1687 Fürst Esterházy de Galántha
(8.9.1635-26.3.1713)
1744 Paul II. Anton Fürst Esterházy de Galántha
(22.4.1711-18.3.1762)
1763 Nikolaus (Miklos) Graf Esterházy de Galántha
(16.11.1711-21.6.1764)
1765 Nikolaus I. Joseph Graf, ab 1783 Fürst Esterházy
(18.12.1714-28.9.1790)
1771 Franz (Ferenc) Graf Esterházy de Galántha
(12.9.1715-7.11.1785)
1790 Anton Fürst Esterházy de Galántha
(11.4.1738-22.1.1794)
1803 Franz (Ferenc) Graf Esterházy de Galántha
(7.9.1746-27.3.1811)
1808 Nikolaus II. Fürst Esterházy de Galántha
(12.12.1765-25.11.1833)
1830 Paul III. Anton Fürst Esterházy de Galántha
(10.3.1786-21.5.1866)
1862 Nikolaus III. Fürst Esterházy de Galántha
(25.6.1817-28.1.1894)
1878 Moritz (Moric) Graf Esterházy von Galántha
(23.9.1807-8.11.1890)
1896 Paul IV. Fürst Esterházy de Galántha
(11.3.1843-22.8.1898)
1903 Nikolaus IV. Fürst Esterházy de Galántha
(5.7.1869-6.4.1920)
1908 Alajos György Prinz Esterházy de Galántha
(9.3.1844-25.10.1912)
1918 Nikolaus Moritz (Miklos Moric) Graf Esterházy de Galántha
(20.9.1855-21.1.1925)
1921 Alexander (Sandor) Graf Esterházy de Galántha
(3.10.1868-3.1.1925)
1953 Janos (Johny) Graf Esterházy de Galántha
(14.10.1900-11.6.1967)
Das Oberhaupt der Gesamtfamilie, also der jeweilige Fürst, war grundsätzlich Mitglied des Ordens. Die fürstliche Linie führt aber, wie weiter unten ausgeführt wird, ein vermehrtes Wappen, was hier nicht der Fall ist. Selbstverständlich hätte sich auch der jeweilige Fürst des einfachen Stammwappens bedienen können, doch dann hätte er den Wappenmantel aus einem Fürstenhut herabfallen lassen, nicht aus einer Blattkrone. Das spricht alles dafür, daß es sich bei dem Exlibriseigner um einen Vertreter einer gräflichen Linie handelt. Ob es sich bei der Verwendung des geraden Schwerts anstelle des krummen Säbels um ein Stilmittel des 19. Jh., also um künstlerische Freiheit, handelt oder um eine signifikante Sonderform, ist noch ungeklärt. Grundsätzlich ist die Entstehungszeit des Blattes im 19. Jh. anzusetzen. Jetzt kürzen wir die Liste der Ordensmitglieder um die zeitlich nicht in Frage kommenden Mitglieder und um die Fürsten und Angehörigen der fürstlichen Linie, und dann bleiben übrig:
1803 Franz (Ferenc) Graf Esterházy de
Galántha (7.9.1746-27.3.1811)
1878 Moritz (Moric) Graf Esterházy von Galántha
(23.9.1807-8.11.1890)
1918 Nikolaus Moritz (Miklos Moric) Graf Esterházy de Galántha
(20.9.1855-21.1.1925)
1921 Alexander (Sandor) Graf Esterházy de Galántha
(3.10.1868-3.1.1925)
Am wahrscheinlichsten (ein herzliches Dankeschön an Herrn Franz Graf Esterházy für wertvolle Hinweise) handelt es sich bei dem Exlibriseigner um Moritz (Moric) Graf Esterházy von Galántha (23.9.1807-8.11.1890), Sohn von Miklós Mária János Graf Esterházy von Galántha (1.6.1775-18.2.1856) und Marie Françoise Isabelle de Roisin (24.1.1776-9.12.1845). Er errichtete 1875 den Fideikommiß Csákvár und Gesztes, war außerdem auf Jagdschloß Majk zu Hause, wurde 1832 k.k. Kämmerer, war Botschafter in den Haag und in Rom, wurde 1852 Geheimrat, war bis 1856 Botschafter beim Heiligen Stuhl und 1861-1866 k.k. Minister ohne Portefeuille (d. h. ohne Geschäftsbereich, Konferenzminister ohne eigenes Ressort). Bis 1866 war er außenpolitischer Berater Kaiser Franz Josephs. Er heiratete am 5.10.1854 in Prag Maria Anna Polyxena (Poliena) Ludmilla Prinzessin von Lobkowicz (21.11.1830-3.2.1913). In Schloß Csákvár, einem barocken, klassizistisch umgebauten Schloß im Komitat Fejér im Nordwesten Ungarns, gab es bis zum Einmarsch der Roten Armee auch eine große Schloß-Bibliothek. Er wurde begraben in Nagy-Gana.
Neben dem hier gezeigten einfachen Wappen Esterházy gibt es auch noch mehrere vermehrte Wappen in der Fürstenlinie: Nach dem ersten Reichsfürstendiplom vom 7.12.1687 ist das Wappen geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Blau auf einer goldenen Krone stehend ein goldener, gekrönter Greif, in der rechten Vorderklaue einen silbernen, golden gegrifften Säbel haltend, in der linken Vorderklaue drei grüngestielte und ebenso beblätterte silberne und golden bebutzte Rosen haltend (Stammwappen Esterházy), Feld 2 und 3: rot-silbern geteilt, oben wachsend ein goldener Löwe, der drei silberne, golden bebutzte Rosen an einem Stengel hält, unten drei (2:1) sechsblättrige goldene, golden bebutzte Rosen mit grünen Kelchblättern (erloschene Nyáry de Bedegh), kaiserlich gekrönter Herzschild: in Schwarz ein goldener Majuskelbuchstabe "L" für Kaiser Leopold I. Die Verbindung zu den Nyáry de Bedegh kam durch die am 21.7.1624 erfolgte Heirat von Graf Miklós Esterházy de Galántha mit Krisztina Nyáry de Bedegh (31.10.1604-17.1.1641) zustande.
1804 gab es die nächste Änderung: Die Fürsten Esterházy sahen sich durch den Erwerb berechtigt, das Wappen der Abtei Edelstetten in ihr eigenes aufzunehmen, was soweit nicht zu beanstanden gewesen wäre. Das Chorfrauenstift war einst von Gisela von Schwabeck-Balzhausen, die auch die erste Äbtissin wurde, gegründet worden. Eine zweite Gründung der Familie von Schwabeck (Schwabegg) war das Kloster Ursberg, ein Prämonstratenserkloster. Beide Klöster übernahmen das Wappen der Herren von Schwabeck als Klosterwappen. Dieses Schwabecker Wappen ist im Rietstap gelistet und im Siebmacher Bayern, Band BayA1 Seite: 92 Tafel: 91, und es zeigt in gespaltenem Schild rechts in Rot einen halben silbernen Adler am Spalt, links silbern-rot mehrfach geteilt (Variante bei Philipp Apian). 1167 sind die Herren von Schwabeck ausgestorben. Doch die Fürsten Esterházy nahmen tatsächlich nicht das Klosterwappen in ihr eigenes auf, sondern das einer geadelten schwäbischen Familie, die ebenfalls Edelstetten hieß, und das nicht richtig. Das Wappen der längst ausgestorbenen Memminger Familie von Edelstetten findet sich im Siebmacher Band: BayA2 Seite: 25 Tafel: 16 wie folgt: Gespalten, rechts in Schwarz zwei goldene Mondsicheln übereinander, links ebenfalls in Schwarz zwei goldene Schräglinksbalken. Daraus wurde nun bei den Fürsten Esterházy als neues Feld 2 in geviertem Schild: innerhalb eines goldenen Bordes in Blau zwei silberne Schräglinksbalken, begleitet in jedem der freien Ecken von einer zugewendeten silbernen Mondsichel. Aus streng heraldischer Sicht ist es wegen der Abänderungen sogar etwas Neues. Die offensichtlichen Tatsachen lassen aber auf den damaligen Gedankengang schließen, und so ist es eine Übernahme durch Irrtum, die dann nicht richtig gemacht wurde, sozusagen ein doppelter Fehler.
Das vermehrte Wappen hat nach dem Reichsfürstendiplom vom 17.12.1804 folgenden Aufbau: Geviert mit Herzschild, Feld 1: in Blau auf einer goldenen Krone stehend ein goldener, gekrönter Greif, in der rechten Vorderklaue einen silbernen, golden gegrifften Säbel haltend, in der linken Vorderklaue drei grüngestielte und ebenso beblätterte rote und golden bebutzte Rosen haltend (Stammwappen Esterházy), Feld 2: innerhalb eines goldenen Bordes in Blau zwei silberne Schräglinksbalken, begleitet in jedem der freien Ecken von einer zugewendeten silbernen Mondsichel (für die gefürstete Grafschaft Edelstetten), Feld 3: in Gold ein auf beiden Häuptern gekrönter schwarzer Doppeladler (kaiserliches Gnadenzeichen), Feld 4: rot-silbern geteilt, oben wachsend ein goldener Löwe, der drei silberne Rosen an einem Stengel hält, unten drei (2:1) rote, golden bebutzte Rosen (erloschene Nyáry de Bedegh), mit einem Fürstenhut bedeckter Herzschild: in Schwarz ein goldener Majuskelbuchstabe "L" für Kaiser Leopold I., den Verleiher des ersten Fürstendiploms.
Dazu werden fünf Helme geführt, Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein rot gefütterter und mit Hermelin aufgeschlagener Fürstenhut, darauf ein auf beiden Häuptern golden gekrönter schwarzer Doppeladler (kaiserliches Gnadenkleinod), Helm 2 (innen rechts): auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken wachsend ein goldener, rotgezungter, golden gekrönter Greif, in der einen Vorderklaue einen silbernen, golden gegrifften Säbel haltend, in der anderen drei grüngestielte und ebenso beblätterte rote Rosen (Stammwappen Esterházy), Helm 3 (innen links): auf dem Helm mit blau-silbernen Decken auf einem Fürstenhut ein blauer Flügel, mit zwei silbernen Schräglinksbalken belegt, begleitet oben rechts und unten links von einer zugewendeten silbernen Mondsichel (für Edelstetten, ohne Bord im Vergleich zum Feld), Helm 4 (außen rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken wachsend ein goldener Löwe, der drei silberne Rosen an einem Stengel hält (erloschene Nyáry de Bedegh 1), Helm 5 (außen links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner Flügel, belegt mit drei (2:1) roten Rosen (erloschene Nyáry de Bedegh 2). Als Schildhalter dienen rechts der Greif von Helm 2 nur mit Türkensäbel und der Löwe von Helm 5 gekrönt, natürlich zur Gänze dargestellt. Dazu wird ein aus einem Fürstenhut herabfallender roter, hermelingefütterter Wappenmantel als weiteres Prunkstück geführt.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Dieses 1922 entstandene Exlibris ist eine Art Zusammenarbeit:
Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1.5.1939) hat das Bücherzeichen in
der gegenwärtigen Form gestaltet; der dafür verwendete, ein
paar Jahre zuvor angefertigte Aufriß aber ist von Adolf Matthias
Hildebrandt (16.6.1844-30.3.1918), wie man unschwer am Stil der
Helmdecken erkennt. Deshalb ist im rechten unteren Eck auch eine
Kombinations-Signatur zu sehen; Hildebrandt war zu dem Zeitpunkt
allerdings schon ein paar Jahre tot. Als Hommage an den
ursprünglichen Urheber hat Rheude die AH-Ligatur klein ins
Zentrum seines eigenen LR-Monogrammes gesetzt. Das Exlibris ist
für Alexander August Georg Roeper; das Wappen
zeigt in rotem Feld einen von zwei sechszackigen, silbernen
Sternen begleiteten, silbernen, mit einem nach der Figur
gelegten, grünen Eschenzweig belegten Schrägbalken, auf dem
rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein
rot-silbern geteilter Flug. Das Wappen ist nicht in den
Standardsammlungen (Siebmacher, Rietstap) verzeichnet. Dort gibt
es aber ein vom Schild-Motiv her ganz ähnliches Wappen,
lediglich in anderen Tinkturen, für die aus Pellworm stammende
friesische Familie Peterssen (Siebmacher Band: Bg6 Seite: 27
Tafel: 29), mit Gold anstelle von Silber und Blau anstelle von
Rot, aber ansonsten exakt dem gleichen Motiv, einziger
Unterschied: In der Helmzier ist ein dreiteiliger Eschenzweig
aufrecht zwischen Büffelhörner gestellt. Ein Zusammenhang ist
nicht bekannt.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Das vorliegende Blatt ist eine Arbeit von Lorenz M. Rheude
(17.12.1863-1.5.1939) aus dem Jahr 1920. Bereits im Jahr davor
hat er ein Exlibris (siehe Sammlung 62) für den gleichen Eigner
gestaltet, Freiherr Carl von Andrian. Das hier komplett
gewendete Wappen Andrian ist hier in einer
ungewöhnlichen Variante wiedergegeben, denn wir sehen einen
gespaltenen Schild mit einer eingebogenen Sturzspitze in
verwechselten Farben, ebenso im Kleinod. In den meisten
Darstellungen reicht die Spitze nur bis zur Mitte und ist nicht
eingebogen, sondern hat gerade Begrenzungslinien. Somit wird
allgemein als Blasonierung angegeben, und dem folgt auch das ein
Jahr früher vom gleichen Künstler entstandene Blatt:
Rot-silbern gespalten mit einer halben Sturzspitze in
verwechselten Farben, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein
Flug wie hier oder ein Flügel wie in dem anderen Exlibris oder
im Münchener Kalender, jede Seite rot-silbern gespalten mit
einer halben Sturzspitze in verwechselten Farben. Alternativ kann
man das Motiv auch als silbern-roten Deichselschnitt mit
gespaltener Spitze ansprechen. Das Wappen wird beschrieben im
Siebmacher Band: Stei Tafel: 13, Band: Tir Seite: 1 Tafel: 1,
weiterhin im Münchener Kalender 1922. Nur im Fürstschen
Wappenbuch wird die Familie unter dem Namen "von
Murentein" geführt und mit einem abweichenden Schildbild
gezeigt, nämlich mit einer bis zum Schildfuß reichenden
Sturzspitze, wie auf diesem Exlibris. Dieselbe Form des Schildes
und eine zusätzliche Variante bezüglich der Helmzier kann man
auf einer Grabplatte in der Vorhalle der Stadtpfarrkirche zu Hall
in Tirol sehen, die ein Allianzwappen für Susanna von Andrian
(-1655) und ihren Mann Ludwig Georg Fieger (-1642) trägt: Dort
ist die Helmzier ein offener Flug, der insgesamt mit dem
Schildbild belegt ist - also Spaltung in der offenen Mitte, und
jeder Flügel einmal schräg geteilt, rechts schrägrechts, links
schräglinks. Die beiden Exlibris von Rheude stehen also nicht in
Widerspruch zu einer uneindeutigen historischen Bandbreite des
Wappens, auch wenn es sich nach strenger heutiger Auslegung um
zwei verschiedene Motive handelt, denn ob bis zur Mitte oder bis
unten reichend, eingebogen oder nicht, sind substantielle
Unterschiede.
Die Familiengeschichte bzw. die Geschichte der Familien (Plural!) dieses Namens wird ausführlich in Sammlung 62 diskutiert. Hier handelt es sich wahrscheinlich um den am 14.3.1886 in Rietschen (Schlesien) geborenen Carl Ferdinand Wilhelm Freiherr von Andrian-Werburg, Sohn des kgl.-bayerischen Kommerzienrates und Fabrikdirektors Ferdinand Freiherr von Andrian-Werburg (1853-) und dessen Frau, Elisabeth Dommer (1857-1931). Er heiratete am 5.5.1914 in Dresden Annemarie Amalia Martha von Lindenau und hatte mit ihr 4 Söhne und 6 Töchter. Er schlug eine militärische Karriere ein, wurde für den Afrika-Einsatz abgelehnt und kam zu einem bayerischen Infanterieregiment. Im ersten Weltkrieg kam er schnell zu Ruhm und Auszeichnungen, nachdem er als Oberleutnant in der Schlacht um Verdun, insbesondere Fort Douaumont, kämpfte. Er war deswegen Träger des kgl.-bayerischen Militär-Max-Joseph-Ordens und des kgl.-preußischen Hausordens der Hohenzollern. Zum Ritterkreuz wurden ihm noch die Schwerter verliehen, zweithöchste preußische Auszeichnung. Am 31.3.1920 nahm er seinen Abschied und wurde Gutsherr in Reicholz im Allgäu, das er mit dem Geld seiner Frau gekauft hatte. Nach 1933 stellte er sich erneut der Wehrmacht zur Verfügung. Sein Einsatz als Oberst im Zweiten Weltkrieg war weitaus weniger rühmlich als der im Ersten Weltkrieg: Er kam, für den begeisterten Soldaten und hochdekorierten ehemaligen Frontoffizier eine große Enttäuschung, zu einem nachrangigen, in der militärischen Werteskala ziemlich weit unten angesiedelten Besatzungsregiment und wurde im ländlichen Gebiet Weißrußlands durch Massenerschießungen von Juden, die er mit Partisanen und ihren Helfern gleichsetzte, zusammen mit von Bechtolsheim zum Kriegsverbrecher im berüchtigten Infanterieregiment 747 im Verband der 707. Infanteriedivision. Er war aktiv am Vernichtungsprogramm und Völkermord beteiligt. 1945 kam er in jugoslawische Kriegsgefangenschaft, wurde 1949 als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt, nach Berufung zu 20, dann zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, kam aber schon nach 2 Jahren durch Begnadigung frei. 1951 kam er nach Deutschland zurück. Er starb in München am 20.8.1977, 91 Jahre alt.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1.5.1939) hat 1919 dieses Exlibris
für die Bücherei des Curt Otto von Müller
angefertigt. Des Letztgenannten Wappen ist redend und zeigt eine
von zwei pfahlweise gestellten, zweiarmigen und ankerendigen
Mühleisen begleitete, mit einem Baum auf einem Hügel belegte,
eingebogene Spitze, auf dem gekrönten Helm der Baum zwischen
einem Flug, der rechte Flügel im Bogen schräglinks geteilt, der
linke schrägrechts, beide Flügel oben mit einem der Mühleisen
belegt. Das Wappen ist nicht in den Standardsammlungen (Rietstap,
Siebmacher) enthalten. Insgesamt fünf weitere Wappenschilde
ergänzen die Komposition: Das einwärtsgewendete königlich-preußische
Wappen in der optisch linken oberen Ecke zeigt in Silber einen
königlich gekrönten, schwarzen, golden bewehrten und
rotgezungten Adler mit goldenen Kleestengeln auf den Flügeln und
mit goldenem preußischen Königszepter mit Adler obendrauf und
Reichsapfel in den Fängen sowie den Initialen FR (für
Fridericus Rex, König Friedrich I.) auf der Brust. Das bayerische
Wappen oben in der Mitte ist silbern-blau schräggerautet. Der sächsische
Wappenschild im optisch rechten oberen Eck ist schwarz-golden
neunmal geteilt und mit einem grünen, schrägrechten Rautenkranz
überzogen. Im unteren linken Eck sieht man den Schild für die
Markgrafschaft Niederlausitz, in Silber ein
schreitender, roter Stier, gegenüber derjenige für die
Markgrafschaft Oberlausitz, in Blau eine goldene
Zinnenmauer.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Vom Künstler Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1.5.1939) stammt
dieses 1920 angefertigte Exlibris für Albert Lütgen.
Das nicht in den Standardsammlungen enthaltene Wappen ist
geteilt, oben in Blau ein schreitender goldener Löwe, unten blau
mit silbernem Haupt und einem gestürzten, dreiblättrigen
grünen Eichenbruch, auf dem blau-silbern bewulsteten Helm mit
blau-silbernen Decken ein aufrechter, grüner, dreiblättriger
Eichenbruch zwischen zwei silbern-blau übereck geteilten
Büffelhörnern. Der Wappenschild alleine wird noch einmal im
heraldisch rechten Obereck des Blattes wiederholt, in einwärts
gewendeter Form.
Gegenüber zeigt der Schild in Blau auf einem goldenen Dreiberg einen goldenen Löwen, der mit den Vorderpranken ein silbernes Patriarchenkreuz hält, welches am oberen Schaftende kleeblattartig geformt ist (Zuordnung ungeklärt, Hinweise willkommen), nach Art der Anordnung ein Familienwappen (Mutter?). Drei weitere Schilde sind unten unter dem Schriftband mit dem Eignernamen zu sehen, in der Mitte das sächsische Wappen (schwarz-golden neunmal geteilt, darüber ein schrägrechter grüner Rautenkranz), heraldisch rechts einwärts das silberne Sachsenroß in rotem Feld, und gegenüber ein halbgeteilter und gespaltener Schild, Feld 1 (oben rechts): in Rot das silberne Sachsenroß, Feld 2 (links): in Blau ein goldener Löwe, Feld 3 (unten rechts): in Rot ein goldener Löwe. Zwei Eichenäste flankieren das Blatt und legen sich über die Rundung des Zentralfeldes. Auf dem Sockelbrett ganz unten liegen ein Schwert und eine Radspore.
Exlibris
von Oskar Roick:
Dieses Exlibris ist eine Arbeit des Künstlers Oskar Roick
(28.3.1870-11.12.1926); sein eingedrucktes Monogramm OR befindet
sich schräg auf den verflochtenen Zipfeln des linken
Schriftbandendes. Eine Datierung fehlt. Auf drei Seiten läuft
das Schriftband mit dem Text "Aus meinem
Bücherschrank" um, auf der vierten Seite, unten ist das
Feld mit der Eignernennung: "Lothar Graf Kielmansegg".
Die Wappendarstellung ist auf das Oberwappen reduziert; den
Schild hat sich der Künstler gespart. Wir sehen auf einem
gekrönten Helm wachsend einen wilden Mann mit grünem Kranz um
das Haupt, eine Keule über die rechte Schulter gelegt, zwischen
einem Flug, rechts rot mit goldenem Balken, links silbern mit
blauem Balken belegt. Vollständig sieht das Wappen der Grafen
von Kielmansegg wie folgt aus (nach dem Westfälischen
Wappenbuch): Geviert mit Herzschild, Hauptschild geviert: Feld 1
und 4: gespalten, rechts in Silber eine goldene, mit einem
grünen, rotgebänderten Lorbeerkranz umkränzte Säule, links in
Rot ein silberner Balken, Feld 2: in Gold auf grünem Rasen
(Boden, Grund) ein wilder Mann mit grünem Kranz um Hüfte und
Haupt, eine Keule über die Schulter gelegt, Feld 3: in Blau drei
(2:1) aneinanderstoßende Dreiecke mit den Spitzen nach unten,
Herzschild: in Gold drei schwarze Balken. Zwei gekrönte Helme:
Helm 1 (rechts): eine goldene, golden gekrönte, mit einem
grünen, rotgebänderten Lorbeerkranz umkränzte Säule, Decken
schwarz-golden, Helm 2 (links): wachsend ein wilder Mann mit
grünem Kranz um Hüfte und Haupt, eine Keule über die Schulter
gelegt, zwischen einem Flug, rechts rot mit goldenem Balken
belegt, links silbern mit blauem Balken belegt, Decken
rot-silbern. Weitere Beschreibungen finden sich im Siebmacher
Band: SH Seite: 11 Tafel: 4, Band: Na Seite: 3 Tafel: 2, Band:
NÖ1 Seite: 228 Tafel: 113, Band: PrGfN Seite: 33 Tafel: 25 und
bei Grote.
Mit dem Namen Kielmansegg gab bzw. gibt es drei nicht stammesverwandte Familien mit unterschiedlichen Stammwappen. Die württembergische Familie dieses Namens erlosch um 1700 und war damit aus dem Spiel. Die beiden anderen Familien stammen aus Holstein und aus Westfalen. Beide bildeten um 1640/1641 einen Familienzusammenschluß, wobei auch gegenseitig Wappenelemente übernommen wurden. Kaiser Ferdinand II. erhob Johann Adolph Kielmann in den erblichen Freiherrenstand. Beide Familien erhielten aus diesem Anlaß ein gemeinsames Wappen. Johann Adolph Kielmann wurde 1652 in den persönlichen Grafenstand erhoben. Am 8.5.1679 wurde seinen Söhnen der Reichsfreiherrenstand verliehen, was mit einer Wappenbesserung verbunden war. Am 23.2.1723 bekam die Familie den Reichsgrafenstand und eine nächste Wappenbesserung. Die Begünstigten waren die Brüder Georg Ludwig, Karl August und Ernst August von Kielmansegg. Im Jahre 1909 legte man sich auf die Schreibweise "Kielmansegg" mit nur einem "n" fest. Der Exlibriseigner Lothar Graf Kielmansegg (31.8.1837-6.11.1907) entstammt der holsteinischen Familie und war der Sohn von Alfred August Ferdinand Graf von Kielmansegg (24.9.1804-7.6.1862) und der Enkel des hannoverschen Generalmajors und Kriegsministers Ferdinand Graf von Kielmansegg (14.2.1777-19.8.1856). Lothars Mutter war Luise Zimmermann (29.10.1818-26.8.1887). Der in Eisleben geborene Graf Lothar heiratete am 12.10.1862 in Halle an der Saale Idaly Hedwig Rosalie Malwine von Heiligenstedt (9.3.1840-27.2.1903) und hatte mit ihr als Söhne Adolf Johann Alfred Lothar Graf von Kielmansegg (18.1.1864-4.8.1907) und Walther Gustav Lothar von Kielmansegg (14.7.1869-27.7.1918). Graf Lothar starb in Naumburg an der Saale.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) hat dieses Exlibris für Max
Specht angefertigt, Kaufmann und Bürger zu
Hamburg (die 1884 von seinem Vater gegründete Firma Emil Specht
& Sohn GmbH handelte mit Kaffee und brachte Röstkaffee auf
den deutschen Markt). Dieses Blatt ist 1915 entstanden; für den
gleichen Eigner hat er ebenfalls 1915 noch ein anderes,
aufwendigeres und farbiges Blatt und noch eines für die von
seinem Vater angelegte Bismarck-Bücherei angefertigt (siehe
Sammlung 17 und 52). Das Wappen ist ein redendes, denn es ist
geteilt, oben in Gold an einem schräggestellten braunen
Eichenast mit nach rechts abstehenden grünen Blättern links ein
rotbewehrter Schwarzspecht, unten in Blau zehn (4:3:2:1)
silberne, sechsstrahlige Sterne. Auf dem
schwarz-golden-blau-silbern bewulsteten Helm mit rechts
schwarz-goldenen und links blau-silbernen Decken ein wachsender,
nackter, wilder Mann, an Stirn und Hüfte laubumkränzt, in der
erhobenen Rechten ein Eichenbruch mit drei grünen Blättern, die
Linke eingestemmt. Der Specht am Baumstamm war auch das Logo des
von der Kaffee-Rösterei-Firma vertriebenen "Specht
Kaffees". Im Gegensatz zu den beiden anderen erwähnten
Blättern ist dieses Exlibris nüchtern und schmucklos gestaltet,
und die Wiedergabe des Wappens mit den "eckigen"
Helmdecken hat eine gewisse statische Strenge; der Stoff verliert
seine Stofflichkeit und wird einer geometrischen Spielerei
untergeordnet, jedoch ohne seine technische Richtigkeit und
theoretische Machbarkeit zu verlieren, auch wenn in diesem Fall
viel Textil-Stärke nötig wäre.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher wie
angegeben
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband H: Jürgen Arndt:
Biographisches Lexikon der Heraldiker; 1992. XXIV und 664 S. mit
zahlr. Wappenabb., Festeinband, Degener Verlag, ISBN
3-87947-109-6
Gustav Adelbert Seyler bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Adelbert_Seyler
Gustav Adelbert Seyler im Heraldik-Wiki: https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Gustav_Adelbert_Seyler
Walter Lampe: Friedrich Warnecke - ein Lebensbild, in: Archiv
für Sippenforschung 46, 1972, S. 427-431
Friedrich Warnecke in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Warnecke_(Heraldiker)
Friedrich Warnecke im Heraldik-Wiki: https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Friedrich_Warnecke_(Heraldiker)
Closs, Deutscher Wappenkalender 1921
Otto Hupp, Münchener Kalender 1908
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels,
mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band,
Görlitz 1901 - 1903.
von Kleist auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kleist_(Adelsgeschlecht)
Familienverband der von Kleist: https://www.v-kleist.com/
Zusammenstellung der verschiedenen Familienwappen der von Kleist:
https://www.v-kleist.com/FG/urkunden/Wappen.htm
Linien und Häuser der von Kleist: https://www.v-kleist.com/FG/Linien_und_Haeuser.htm und https://www.v-kleist.com/FG/linien_detail.htm
Otto Hupp, Münchener Kalender 1907
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels,
mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band,
Görlitz 1901 - 1903.
Esterházy auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Esterházy
Familienseite Esterházy: http://de.Esterházy.net/index.php/Hauptseite
Liste der Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Ritter_des_Ordens_vom_Goldenen_Vlies
Edelstetten: http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/kloster/kloester_detailansicht_basisdaten.php?id=KS0085&templ=relaunch_vorlage_detail_geschichte
Esterházy: Otto Hupp, Münchener Kalender 1907.
Schloß Csakvar http://de.esterhazy.net/index.php/Cs%C3%A1kv%C3%A1r - https://www.csakvar.hu/
Moritz (Moric) Graf Esterházy von Galántha: http://de.esterhazy.net/index.php/Graf_M%C3%B3ric_Esterh%C3%A1zy_de_Gal%C3%A1ntha_(1807_-_1890)
Moritz (Moric) Graf Esterházy von Galántha: https://de.wikipedia.org/wiki/Moritz_Esterh%C3%A1zy_de_Galantha_(Politiker,_1807)
Moriz Graf Esterházy in: Österreichisches Biographisches
Lexikon 1815-1950, Bd. 1, Verlag der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 269 - https://www.biographien.ac.at/oebl_1/269.pdf
Familie Esterházy: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Esterh%C3%A1zy
H. Grote: Geschlechts- und Wappenbuch des Königreichs Hannover
und des Herzogtums Braunschweig
Kielmansegg bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Adelsgeschlechter_namens_Kielmansegg
Genealogische Datenbank des Christoph Graf von Polier: https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&n=von+kielmansegg&oc=0&p=lothar
Peter Lieb: Täter aus Überzeugung? Oberst Carl von Andrian und
die Judenmorde der 707. Infanteriedivision 1941/42, in:
Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 50, 2002, Heft
4, S. 523-557: http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2002_4_1_lieb.pdf
Herrn Sigurd von Kleist ein herzliches Dankeschön für wertvolle
Hinweise zur Familiengeschichte der von Kleist
Sigurd von Kleist: Geschichte des Geschlechts v. Kleist. Dritter
Teil - Biographien bis 1880. Zweite Abteilung: Tychow-Dubberower
Linie. 2. Auflage, auf Grundlage des Textes von H. Kypke (1882),
mit Ergänzungen von Diether Dennies v. Kleist und Berndt v.
Kleist (1971), hrsg. vom Familienverband derer v. Kleist e. V.,
Hamm 2020, S. 233.
Herrn Franz Graf Esterházy ein herzliches Dankeschön für
wertvolle Hinweise zur Familiengeschichte der Grafen und Fürsten
Esterházy
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