Bernhard Peter
Belgische, historische, heraldische Exlibris (1)

Exlibris, Künstler unbekannt:
Dieses Exlibris ist eine undatierte Arbeit eines unbekannten flämischen Künstlers aus dem 18. Jh. für Philippe-Joseph de Cano, aufgrund des Galero mit seitlich herabhängenden Schnüren und Fiocchi offensichtlich ein Kleriker. Er lebte 1702-1758, und er war apostolischer Protonotar sowie Vorsänger am Stift St-Jacques in Antwerpen. Das Blatt ist ein 90 x 69 mm messender Kupferstich. Das Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: erneut geviert, Feld a und d: in Blau ein silberner Zinnenturm (Cano), Feld b und c: in Gold ein schwarzer Balken (Helmont), Feld 2 und 3: zweimal gespalten (Carenna), Feld a: in Grün ein silberner fünfzackiger Stern, Feld b: in Silber ein aufrechter grüner Zweig, Feld c: in Blau ein goldener, fünfzackiger Stern (frz. Blason: Écartelé: aux 1 et 4, contre-écartelé: a) et d) d'azur, à une tour sommée d'une tourelle d'or (Cano), b) et c) d'or à la fasce de sable (Helmont); aux 2 et 3, tiercé en pal: a) de sinople, à une étoile d'argent, b) d'argent, à une palme de sinople, c) d'azur, à une étoile d'or (Carenna)). Die einzelnen Komponenten finden sich im Rietstap/Rolland.

 

Exlibris von Auguste Félix Schoy und Edouard Vermorcken:
Dieses undatierte belgische Exlibris wurde für die Herzöge von Arenberg angefertigt. Oben ist eine Wappenzone, unten sind in eine ornamentale Umgebung mehrere Leerfelder für die Buchsignatur oder den genauen Standort eingearbeitet, die vom Besitzer hier eingetragen werden konnten. Hier handelt es sich um ein unbenutztes Blatt ohne Einträge. Unter dem Ornamentfeld sind als Künstler "A. F. SCHOY INV" = Auguste Félix Schoy (7.1.1838-4.11.1885) und als Graveur "E. VERMORCKEN SC" = Edouard Vermorcken (1820-1906) angegeben. Der Zeichner war eigentlich belgischer Architekt, Schriftsteller und Archäologe. Der Graveur wurde in Nieuwkerken geboren und starb in Edegem. Er stach auch nach den Künstlern Guillaume van der Hecht, Henri Marcette, Louis-Joseph Ghemar, Henri Hendrickx und François Stroobant. Das Wappen der Herzöge von Arenberg zeigt in Rot drei (2:1) goldene Mispelblüten. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken Pfauenstoß. Als Schildhalter werden rechts ein goldener Löwe und links ein goldener Greif verwendet. Die Devise lautet: "Christus protector meus" - Christus ist mein Beschützer. Um das Schriftband legen sich zwei Ranken, die in einem Granatapfel enden. Das Ganze wird umrahmt von einem purpurnen Wappenmantel, der aus einem mit Hermelin aufgeschlagenen Fürstenhut herabfällt, innen von Hermelin, außen mit den goldenen Mispelblüten aus dem Schild bestreut.

 

Bei der Familie handelt es sich ursprünglich um die von Arenberg (auch: Arberg), die sich nach der Burg Aremberg bei Ahrweiler nannten und Burggrafen von Köln waren. Nachdem die im Mannesstamm ausstarben, übernahm eine Seitenlinie der Grafen von der Mark Besitz und Namen. Erbtochter Mechtild hatte 1298 den Grafen Engelbert von der Mark geheiratet. 1509 wurde die Herrschaft Arenberg zu einer Grafschaft erhoben. Schließlich kam beides an die Herren von Ligne: Johann von Barbanson aus dem freiherrlichen Hause Ligne heiratete 1547 die Erbin Margarethe von Arenberg aus dem Stamme der Grafen von der Mark. Er wurde 1549 in den Reichsgrafen- und 1576 mit dem Titel von Arenberg in den Reichsfürstenstand erhoben. Fürst Philipp Franz erhielt 1644 von Kaiser Ferdinand III. die Herzogswürde. Dabei wurde jeweils nur das Stammland zum Fürstentum bzw. Herzogtum erhoben, was keinerlei Auswirkungen auf die Besitzungen in den spanischen bzw. österreichischen Niederlanden hatte, was insofern wichtig war, als die Familie ihren Besitzschwerpunkt nach Belgien verlagert hatte und ihr Stammterritorium verwalten ließ. Der regierende Herzog hatte auf dem niederrheinischen Kreistag und auf dem Reichstag Sitz und Stimme. Das Herzogtum Arenberg bestand bis 1794 (de facto Verlust durch Besetzung) bzw. 1801 (endgültiger Verlust). Durch die französischen Revolutionskriege verloren die Herzöge ihren linksrheinischen Besitz. Sie bekamen als Kompensation im Reichsdeputationshauptschluß das Vest Recklinghausen und das ehemals münsterische Amt Meppen, ein Gebiet von 44 Quadratmeilen, auf das die Virilstimme im Reichstag gegründet war. Dies war das Herzogtum Arenberg-Meppen, das 1803-1810 bestand. Herzog Prosper Ludwig erhielt 1806 durch die rheinische Bundesakte die Souveränität, doch wurde sein Gebiet 1810 durch einen Senatsbeschluß ganz willkürlich den französischen Ems-Departements und dem Großherzogtum Berg zugeteilt.

Exlibris von de Meuse:
Dieses belgische Bücherzeichen, ein 120 mm x 95 mm messender Kupferstich aus dem 18. Jh., wurde laut Eindruck von "De Meuse" hergestellt. Der Wappenschild zeigt in Gold fünf (1:3:1) schwarze Pilgermuscheln (Jakobsmuscheln) in kreuzförmiger Anordnung (frz. Blason: d'or à cinq coquilles de sable posées en croix). Das ist das Wappen einer der ältesten belgischen Adelsfamilien, der in Brüssel ansässigen van der Noot. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu golden-schwarzen Decken ein wachsender Mannesrumpf, golden gekleidet mit schwarzem Kragen. Auf der ovalen Kartusche ruht eine Krone, dahinter ragt senkrecht ein Krummstab hervor, über dem ein grüner Galero mit Knotenschnüren und beiderseits je 10 grünen Fiocchi in vier Reihen schwebt. Die Kartusche wird unten von zwei mit ihren Stielen gekreuzten und mit einem Band zusammengebundenen Palmzweigen gerahmt. Auf den abflatternden Enden des Bandes ist die Devise zu lesen: RESPICE FINEM - bedenke das Ende. Es handelt sich um das Exlibris von Maximilien Antoine van der Noot (Maximiliaan Antoon van der Noot, 27.12.1685-27.9.1770), 1743-1770 Bischof von Gent. Dieses Bistum wurde am 12.5.1559 gegründet und unterstand dem Ezrbistum Mecheln-Brüssel. Maximiliaan Antoon van der Noot war der Sohn von Roger-Wauthier van der Noot, 1. Baron von Carloo, Bürgermeister von Brüssel, und dessen Ehefrau, Anne Louise van der Gracht, Herrin von Cortenbach. Des Bischofs Bruder war Charles Bonventura van der Noot, 1. Graf van der Noot (der Tiel wurde von Kaiser Karl VI. am 16.5.1716 geschaffen), und ein weiterer Bruder, Jean Joseph van der Noot, war Komtur des Deutschen Ordens in der Kommende Ramersdorf. Auch der Onkel des Bischofs, Philips Erard van der Noot (6.2.1638-3.2.1730), war Bischof von Gent gewesen, und auch von diesem ist ein heraldisches Exlibris bekannt, allerdings mit nur 2x 6 Fiocchi, mit der gleichen Devise. Auf einem Portrait wird er allerdings auch mit 2x 10 Fiocchi dargestellt.

Maximiliaan Antoon van der Noot wurde in Brüssel geboren. Am 2.10.1702 erhielt er in der Hauskapelle der Pariser Jesuiten die Tonsur. 1703 erhielt er von König Philipp V. von Spanien eine königliche Präbende im Kapitel von St. Bavo in Gent, wofür angesichts seiner Jugend ein päpstlicher Dispens nötig war. studierte an der Universität Reims Philosopie und danach in Leuven Rechtswissenschaften und Theologie, wo er am 15.10.1709 abschloß. Er empfing am 24.3.1708 die Diakonsweihe und am 15.3.1710 in Gent die Priesterweihe. 1711 ging er zum Studium nach Rom, blieb dort aber nur kurz. In St. Bavo in Gent wurde er Säkularkanoniker, außerdem war er Leiter des Genter bischöflichen Seminars, während sein Onkel auf dem Genter Bischofsstuhl saß. Am 7.4.1742 wurde er von Maria Theresia von Österreich zum 15. Bischof von Gent ernannt, was am 29.11.1742 durch Papst Benedikt XIV. bestätigt wurde. Die Bischofsweihe empfing er erst am 20.1.1743. Weitere Fundstellen für sein Wappen sind der Giebelaufsatz der 1757-1758 erbauten Kirche Unserer Lieben Frau in Rupelmonde (zu Kruibeke, Ostflandern), die Front seiner 1768 erbauten Sommerresidenz in Wondelgem, das bischöfliche Seminar in Gent (an der Ecke Biezekapelstraat/Kapittelstraat und im Innenhof) und seine Grabplatte in der Kathedrale St. Bavo (Heilig-Sakrament-Kapelle).

 

Wappendruck, Künstler unbekannt:
Der Wappendruck (Exlibris?) aus der ersten Hälfte des 18. Jh. ist weder datiert noch signiert. Das dargestellte Wappen gehört zu der niederländisch-belgischen Familie der Barone van der Hemm. Der Schild ist geviert mit Herzschild (frz. Formulierungen nach Rietstap), Feld 1 und 4: in Rot ein goldener, golden gekrönter Löwe, der in der rechten Vorderpranke ein silbernes, golden gegrifftes Schwert schräglinks schwingt (Stammwappen der van der Hemm, frz.: Ecartelé: aux 1 et 4 de gueules au lion d'or, couronné du même, tenant une épée d'argent, garnie d'or, en barre), Feld 2 und 3: in Schwarz ein goldener Geharnischter auf einem ebensolchen Pferd reitend, in der Rechten ein schrägrechts gehaltenes goldenes Fähnchen haltend (Voss von Vossenburg, frz.: aux 2 et 3 de sable à un chevalier, armé de toutes pièces d'or, tenant de sa main dextre une banderole du même, posée en bande), Herzschild: in Blau ein auffliegender goldener, schwarzbewehrter Schwan zwischen zwei grünen Palmzweigen (Voss von Vossenburg, frz.: sur le tout d'azur à un cygne essorant d'or, becqué et membré de sable, accosté de deux palmes adossées de sinople).

Dazu werden über einer üppigen Rangkrone eines niederländischen Barons drei gekrönte Helme geführt (trois casques couronnés), Helm 1 (Mitte): zu golden-schwarzen Decken ein wachsender Gerüsteter, in der Rechten eine golden befranste, blaue Fahne haltend mit einem auffliegenden goldenen, schwarzbewehrten Schwan zwischen zwei grünen Palmzweigen darauf, die Linke eingestemmt (Vermehrung, s. u., frz.: un homme issant, armé de toutes pièces, tenant de sa main dextre une bannière aux armes du surtout, et appuyant la senestre sur sa hanche, lambrequins d'or et de sable), Helm 2 (rechts): zu golden-roten Decken ein wachsender, goldener, golden gekrönter Löwe, der ein silbernes, golden gegrifftes Schwert in der rechten Vorderpranke schwingt (Stammkleinod der van der Hemm, frz.: le lion, issant et contourné, lambrequins d'or et de gueules), Helm 3 (links): zu golden-blauen Decken ein goldener, auffliegender Schwan (Voss von Vossenburg, frz.: le cygne du surtout, lambrequins d'or et d'azur). Als Schildhalter wird rechts ein vollständig Gerüsteter verwendet, der mit der freien Rechten den Schild greift und mit der Linken eine golden befranste schwarze Fahne mit dem reitenden Geharnischten aus Feld 2 und 3 hält, links ein goldener Löwe, der in der rechten Pranke eine goldenbefranste rote Fahne mit dem schwertschwingenden Löwen aus Feld 1 und 4 hält (frz.: Tenants à dextre un chevalier, armé de toutes pièces, tenant une bannière aux armes du 2, à senestre un lion d'or, tenant une bannière aux armes du 1). Um ein ornamental ausgezogenes Podest schlingt sich ein Schriftband mit der Devise "DVRVM PATIENTIA VINCIT" - die Geduld besiegt die Härte.

 

Die Familie van der Hemm zu Niedersteine (Nedersteyn) kommt in den Niederlanden, im belgischen Mecheln, in Böhmen und in Preußen vor. Johann Arnold van der Hemm aus Amsterdam hatte am 18.7.1620 eine Adelsbestätigung mit "von der" erhalten (österreichisches Staatsarchiv, Signatur AT-OeStA/AVA Adel RAA 179.4). Dieser Johann Arnold van/von der Hemm ist insofern wichtig, als er Marguerite Voss von Vossenburg heiratete, die der Familie Niedersteine in der Grafschaft Glatz in Böhmen (heute: Scinawka Dolna, im Powiat Klodzki in der Wojewodschaft Niederschlesien in Polen) einbrachte. Der Besitz Niedersteine war 1628 von Ferdinand III., König von Böhmen, konfisziert und an seinen Leibarzt Gisbert Voss von Vossenburg als Lehen übertragen worden. Er war ohne Kinder, deshalb kam Niedersteine an seinen Bruder Regner Voss von Vossenburg, dann über Marguerite = Margarethe an Johann Arnold von der Hemm und blieb bis 1792 in der Familie. Siebmacher Band: SchlA1 Seite: 115 Tafel: 83, bringt das Wappen der Ehefrau unter der Schreibweise "Vosso von Vossenburg": Geviert, Feld 1 und 4: in Blau zwischen zwei schräg voneinander gestellten grünen Palmzweigen ein rechtsgekehrter, schwarz bewehrter, goldener Schwan mit aufgeschwungenen Flügeln, Feld 2 und 3: in Schwarz ein rechts sprengender, golden geharnischter, schwerthaltender Ritter auf goldenem, blau gesatteltem Pferd, auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken der Schwan stehend. Johann Arnold von der Hemm löste die Anteile seiner Miterben ab und vergrößerte den böhmischen Besitz durch Zukauf weiterer Güter.

Der Schwan mit den Palmzweigen und der Reiter zu Pferde wurden nun im vermehrten ritterlichen Wappen der van/von der Hemm dem Wappen der Voss von Vossenburg entnommen, und davon ist auch der Helm 2 abgeleitet. Denn das ritterliche Wappen der von der Hemm war geviert, Feld 1 und 4: in Blau der goldene Schwan zwischen zwei grünen Palmzweigen, Feld 2 und 3: in Schwarz ein rechts sprengender, golden geharnischter, schwerthaltender Ritter auf goldenem, blau gesatteltem Pferd, zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): zu rot-goldenen Decken ein wachsender, goldener, golden gekrönter Löwe, der ein silbernes, golden gegrifftes Schwert in der rechten Vorderpranke schwingt (Stammkleinod der van der Hemm), Helm 2 (links): zu blau-goldenen Decken ein schwarz bewehrter, goldener Schwan mit aufgeschwungenen Flügeln (Voss von Vossenburg). In den Unterlagen des österreichischen Staatsarchivs (Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 179.4) ist das Wappen der Voss von Vossenburg mit teilweise falschen Tinkturen beigelegt, Feld 2 und 3: in Gold ein blauer Gerüsteter zu Pferd. Johann Arnold van der Hemm bekam am 1.12.1622 von Ferdinand II. den Ritterstand des Reiches (nebst Ausdehnung auf den Bruder Isbrand) und eine Wappenbesserung ad personam. Das nächste Wappen ist im österreichischen Staatsarchiv anläßlich der Reichsadelsverhandlung für Johann Arnold van der Hemm 1630 dokumentiert (Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 179.5). In dieser Variante ist ohne eigenen Helm der schwarze, golden gekrönte kaiserliche Doppeladler mit der Kaiserkröne oben zwischen den beiden Häuptern zwischen beide Helme positioniert worden (Signatur: AT-OeStA/AVA Adel RAA 179.6).

Das freiherrliche Wappen wird im Siebmacher Band: SchlA1 Seite: 41 Tafel: 31 wie folgt angegeben: Geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Rot ein goldener, golden gekrönter Löwe, der in der rechten Vorderpranke ein silbernes, golden gegrifftes Schwert schräglinks schwingt (van der Hemm), Feld 2 und 3: in Schwarz ein goldener Geharnischter auf einem ebensolchen Pferd reitend, in der Rechten ein schrägrechts gehaltenes goldenes Fähnchen haltend (Voss von Vossenburg), Herzschild: in Blau ein auffliegender goldener, schwarzbewehrter Schwan zwischen zwei grünen Palmzweigen (Voss von Vossenburg), drei gekrönte Helme: Helm 1 (Mitte): zu rechts rot-goldenen und links blau-goldenen Decken ein wachsender Gerüsteter, in der Rechten eine goldene Fahne haltend, die Linke eingestemmt (abgeleitet von Feld 2), Helm 2 (rechts): zu rot-goldenen Decken ein wachsender, goldener, golden gekrönter Löwe, der ein silbernes, golden gegrifftes Schwert in der rechten Vorderpranke schwingt (van der Hemm), Helm 3 (links): zu blau-goldenen Decken ein goldener, auffliegender Schwan (Voss von Vossenburg). Dadurch werden einige Unterschiede zum hier gezeigten Wappen, das der Entwicklungsstufe nach 1718 entspricht, deutlich: Der Schild ist gleich hinsichtlich der Felder, Inhalte und Tinkturen, aber bei allen Helmdecken ist Farbe außen und Metall innen, die Schildhalter sind nicht vorhanden.

Johann Arnold van der Hemm hatte drei Söhne, Herman-Gisbert van der Hemm, der in den Niederlanden blieb, Réné van der Hemm, der unvermählt blieb, und Gisbert van der Hemm, der die böhmischen Besitzungen übernahm, Eva-Maria von Stillfried heiratete und den böhmischen Zweig begründete, der 1818 erlosch.

Bei dem Exlibriseigner handelt es sich um den Urenkel von Johann Arnold und Marguerite, Baron Herman-Gisbert van der Hemm de Niedersteine (-10.4.1758), Stallmeister und Lieutenant de la Cour féodale in der Herrlichkeit Mechelen (Mecheln, frz. Malines). Er wurde 1718 mit Diplom vom 17.11. durch Kaiser Karl VI. zum Baron erhoben, mit dem Recht, sich nach seinen Besitzungen in den Niederlanden nennen zu dürfen. Deshalb ergibt sich für dieses Blatt ein Zeitfenster von 1718-1758. Herman-Gisbert van der Hemm war der einzige Sohn von Gérard van der Hemm de Niederstein (11.5.1641-14.11.1695) und Gertrude-Marguerite van Blocklandt (14.10.1655-19.11.1737): Heirat am 14.2.1676. Seine Großeltern väterlicherseits waren Herman-Gisbert van der Hemm de Niedersteine (-4.4.1671) und Aleyde Oly van Velsen (23.10.1619-4.9.1668); Heirat am 24.6.1640. Und Herman-Gisbert war der erstgeborene Sohn von Johann Arnold und Marguerite Voss von Vossenburg (s. o.). Die genealogischen Angaben im Siebmacher sind nicht verläßlich, weil dort Herman-Gisbert van der Hemm de Niedersteine (-4.4.1671) und sein Enkel Baron Herman-Gisbert van der Hemm de Niedersteine (-10.4.1758) irrtümlicherweise gleichgesetzt werden, wodurch zwei Generationen ausgelassen werden.

Herman-Gisbert van der Hemm de Niedersteine war zweimal verheiratet, in erster Ehe am 13.9.1704 mit Françoise Alexandrine Victoire de Lindick (-1.1.1716), der einzigen Tochter von Albert Antoine Joseph de Lindick und Marie de Grysperre, und in zweiter Ehe am 27.1.1720 mit Isabelle Snoy (2.1.1692-15.8.1768), der Tochter von Jean Charles Snoy (1655-24.5.1714), Kavalleriehauptmann im Dienste Spaniens, Stadtrat, dann Bürgermeister der Stadt Mechelen, Vicomte d'Horzeele seigneur de Weert et de Langenhage, und dessen Frau, Suzanne Catherine de Wynants (1668-26.8.1743). Herman-Gisbert van der Hemm von Niedersteine hatte aus erster Ehe die Kinder Gérard van der Hemm (5.7.1705-28.10.1731), unvermählt, Baron Gaspard Joseph van der Hemm (5.8.1709-24.7.1759, verheiratet, kinderlos), Arnould Jean van der Hemm (29.6.1713-11.7.1713), Gertrude van der Hemm (starb jung), Gertrude Marguerite van der Hemm (starb jung), Marie Suzanne van der Hemm (1707-1730, Nonne) und Marie Josèphe van der Hemm (10.10.1711-, unvermählt) sowie aus zweiter Ehe die Kinder Baron Arnould Hyacinthe Guilain van der Hemm (17.10.1720-, unvermählt), Charles Joseph van der Hemm (16.12.1721-29.2.1724), Baron Alphonse Louis Guilain van der Hemm (4.2.1724-, Mönch), Thérèse van der Hemm (26.5.1725-23.9.1725), Jean Baptiste Joseph Guilain van der Hemm (1726-20.1.1750, Priester), Joachim Charles Guilain van der Hemm (10.9.1727-1757, militärische Karriere, starb bei der Belagerung von Breslau), Baronne Christine Barbe van der Hemm (25.7.1729-, verheiratet) und Baron Gaspard Joseph Marie Guilain van der Hemm (31.7.1730-, Kanoniker). Der Exlibriseigner starb in Mechelen.

Exlibris von Jean Aerts
Dieses ins 18. Jh. zu datierende Exlibris einer flämischen Familie (106 x 80 mm) ist ein signierter Kupferstich von Jean Aerts ("J. Aerts Scul."). Die in Brügge beheimatete Familie de Meulenaere führt den Schild geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes Mühleisen mit vier Schenkeln (de Meulenaere), Feld 2 und 3: in Blau ein silberner, gekrönter, rot gezungter und ebenso bewehrter Löwe (de Gaule). Das beruht auf einer Verbindung beider Familien durch die Heirat von François de Meulenaere (-1653) mit Isabelle de Gaulle (-1668). Französischer Blason: Ecartelé, aux 1 et 4: d'argent à un fer-de-moulin de sable, aux 2 et 3: d'azur à un lion d'argent, armé et lampassé de gueules. Als Helmzier wird auf dem gekrönten Helm zu schwarz-silbernen Decken ein schwarzes Mühleisen wie in Feld 1 zwischen einem Flug geführt, der rechte Flügel silbern, der linke schwarz (frz.: casque couronné, cimier un fer de moulin de sable, entre un vol d'argent et de sable).

Besonders hübsch sind die beiden Schildhalterinnen, zwei junge Damen mit langem offenem Haar, die jede an einer Turnierlanze eine golden befranste Fahne halten. Die rechte Fahne ist mit dem Schildbild belegt, wobei hier etwas nicht ganz stimmig ist: Bei genauer Übertragung des Schildbildes ist das Fahnenbild üblicherweise zur Stange hin orientiert. Da wir hier die Rückseite der Fahne sehen, müßte das Wappen spiegelbildlich sein, also das obere Mühleisen an der Stange und das untere am Liek. Die linke Fahne zeigt in Gold einen schwazen Wechselzinnenbalken, das Wappen der von Kinschot (moderne Form, ohne Beizeichen, niederländisch: van goud met een gekanteelde en tegen-gekanteelde faas van sabel). Französischer Blason: Tenants: deux jeunes filles, tenant chacune une bannière, celle à dextre aux armés de l'écu, celle à senestre aux armes de Kinschot, qui sont d'or à la fasce bretessée et contre-bretessée de sable. Rietstap präzisiert die Kleidung der beiden jungen Damen noch wie folgt: "celle à dextre habillée d'argent semé de fleurs-de-lys de sable, celle à senestre d'azur semé de fleurs-de-lys d'argent", also die rechte in einem silbernen, mit schwarzen Lilien besäten Kleid, die linke in einem blauen, mit silbernen Lilien besäten Kleid, wobei dies anhand der Exlibris-Graphik nicht verifiziert werden kann, sondern die Gewänder mit floralen Arabesken damasziert sind.

 

Aus der zum wohlhabenden Brügger Kaufmannspatriziat gehörenden Familie de Meulenaere gab es mehrere Schöffen (Beigeordnete) und Bürgermeister von Brügge, z. B. Alexander de Meulenaere (1587-1660) und Nicolas de Meulenaere genannt van Belle, Herr von Kemps, und mehrere Bürgermeister von Aalst, z. B. Nicolas de Meulenaere (-1700), Herr von Kemps, und Nicolas de Meulenaere, genannt van Belle (-1744), Herr von Kemps. Weiterhin waren etliche Töchter der Familie mit Bürgermeistern von Brügge aus anderen Familien verheiratet, z. B. Catharina de Meulenaere mit Pierre Suckx, Jeanne de Meulenaere (-1675) mit Francisco de Aranda (-1663) und Anne de Meulenaere mit Paul Cobrysse (-1675). Andere Familienmitglieder wurden Mitglieder des Magistrats und Bürgermeister des Brügger Freiamts (also des Brügger Umlands). Im 17. Jh. wurden einige Vertreter der Familie als Kaufleute Mitglieder der Maklergilde, Joos (1648), Frans (1663), Jan (1669), Jan (1670), Lodewijk (1774) und Joos de Meulenaere (1691). Der vornehmste Vertreter der Familie war auf jeden Fall Alexander de Meulenaere (1587-1660), neben zahlreichen anderen Ämtern siebenmaliger Bürgermeister in Brügge, ab 1652 Vogt des Sint-Janshospitaals und Leiter der Bogaerden-Schule.

 

Es war Baudouin de Meulenaere, Herr von Putterhof, der das hier vorgestellte Wappen am 31.5.1705 per Diplom von König Philippe V. verliehen bekam, mit den Schildhaltern und einer Krone anstelle des bisher üblichen Wulstes. Baudoin war Schöffe (Beigeordneter) in Gent. Er heiratete Jacqueline-Françoise du Bois, dame de Soubsipain (-1695), und hatte zum Sohn Laurent-Baudouin de Meulenaere, Herr von Nerenbossche, der Thérèse Zaman heiratete und mit ihr sechs Kinder hatte. Das waren: 1.) Baudouin Alexandre de Meulenaere, am 7.1.1762 unvermählt und ohne Nachkommen gestorben, 2.) Catherine Thérèse de Meulenaere, vermählt mit Jean Charles Emmanuel de Neve, 3.) Pierre Liévin Laurent de Meulenaere, unvermählt und kinderlos, 4.) Jean Pierre Maximilien de Meulenaere, 5.) Bernarde Hippolyte Justine de Meulenaere und 6.) Marie Ludgarde de Meulenaere, Nonne in einem Genter Hospital. Das Exlibris ist also entweder für Baudouin, Laurent-Baudouin oder eines der genannten Kinder.

Den Adelsstand erlangte der in Brügge geborene Antoine de Meulenaere 1681 von König Charles II. Er führte als Wappen den aus dem Mühleisen und dem nun goldenen Löwen gevierten Schild von einem silbern-rot gestückten Bord umgeben; die Helmzier blieb.

Anonymes Exlibris
Dieses Bücherzeichen (Lithographie auf cremefarbenem Papier, 124 x 85 mm) ist weder datiert noch monogrammiert; der Urheber ist unbekannt. Als Bestimmung wird angegeben "Bibliothèque du Baron de Warenghien de Flory". Der Besitzer dieses Exlibris, Camille de Warenghien de Flory, wurde am 9.4.1890 in Douai (Nord) als Sohn von Amaury-Philippe Baron de Warenghien de Flory (1850-), Rechtsanwalt in Douai, und dessen Frau Elisabeth Delelis (1859-1924), Présidente de la SSBM (conseil des dames de la société de secours aux blessés militaires) de Douai, geboren. Sein Großvater war Charles Florimond de Warenghien de Flory (1798-1874), Président de la Cour d'Appel de Douai. Der Exlibriseigner war Artillerieoffizier und Geheimsekretär des Papstes.

Sein Wappen zeigt in Gold drei schwarze, schreitende, hersehende Löwen übereinander (französischer Blason: D'or à trois léopards de sable, l'un sur l'autre. Auf dem oberen Schildrand ruht eine fünfperlige Barons-Krone. Zu schwarz-goldenen Decken wird auf dem gekrönten Helm ein Straußenfederbusch zwischen zwei goldenen Büffelhörnern geführt (deux cornets d'or accostant un plumail formé de trois plumes d'autruche, le tout issant d'une couronne de noblesse). In anderen Wappendarstellungen der Familie fehlt der Federbusch. Als Schildhalter dienen zwei schwarze, hersehende Löwen (Supports: deux léopards lionnés). Wie das anhängende achtspitzige Ordenskreuz belegt, war er Ritter des Ordens de Saint-Jean de Jérusalem (Malteserorden). Auf dem Schriftband unten ist als Devise zu lesen: "VIS UNITA FORTIOR" - die vereinte Kraft ist stärker. Oben ist ein zweites Schriftband mit dem Cri: "HEERE ENDE WET!"

 

Der Eigner heiratete am 2.7.1918 in Courcival (Sarthe) Jeanne Michel de Trétaigne (1893-1978), die Tochter von Léon Michel de Trétaigne (11.1.1856-21.8.1923), Bürgermeister von Festieux (Aisne), Conseiller Général de l'Aisne, Geheimkämmerer des Papstes, Offizier der Ehrenlegion und Ritter des Ordre de Saint-Jean de Jérusalem, und dessen Frau, Marie-Charlotte du Cauzé de Nazelle (1863-1923). Von den Kindern des Exlibriseigners seien Michel de Warenghien de Flory (1919-1998) genannt, Ritter der Ehrenlegion, und Sibylle de Warenghien de Flory (1929-1990), sowie Gérard (1920-) und Elisabeth (1924-2014). Der Exlibriseigner verstarb am 8.10.1965 in Suresnes (Nanterre, Hauts-de-Seine). Das Blatt wird beschrieben bei Denis du Péage: Ex-libris de Flandres et d'Artois, S. 293.

Das ist das Wappen der flämischen Familie Warenghien de Flory. Daneben gibt es auch einen Familienzweig Warenghien im Artois, der erhielt den Ritterstand am 9.12.1809 und wurde am 25.2.1813 zum Baron de l'Empire erhoben. Der Begünstigte war Louis-Joseph-Marie de Warenghien, procureur général à la Cour de Douai. Deren Wappen ist gespalten, rechts Warenghien ancien (Warenghien en Hainaut) wie oben, links Warenghien moderne (Warenghien en Flandre), in Blau ein goldener Sparren zwischen drei (2:1) goldenen Kugeln. Französischer Blason: Parti, au 1 d'or à trois léopards de sable l'un sur l'autre, au 2 d'azur au chevron d'or, accompagné de trois besants du même. In der napoleonischen Heraldik bekam dieses gespaltene Wappen noch ein linkes rotes Obereck mit einem schwarzen, mit Hermelin aufgeschlagenen Toque, frz.: un franc-quartier des Barons-Procureurs généraux: de gueules, à la toque de sable, retroussée d'hermines. Beide Wappen werden im Rietstap gelistet.

Anonymes Exlibris
Dieser anonyme Kupferstich (Blattgröße 15,3 x 10,5 cm) aus dem späten 18. Jh. ist ein heraldisches Exlibris für die belgisch-flämische Familie Borluut de Noortdonck. Das Wappen zeigt in Blau drei (2: 1) springende goldene Hirsche (französischer Blason: D'azur à trois cerfs élancés d'or). Auf dem blau-golden bewulsteten Helm golden-blauen Decken ein wachsender goldener Hirsch zwischen einem rechts blauen, links goldenen Flug geführt (lambrequins d'or et d'azur, cimier: un cerf issant entre un vol à l'antique d'azur et d'or). Der Cri auf dem Schriftband besagt in Wiederholung "Groeninghe velt, Groeninghe velt". Dazu werden als Schildhalter rechts ein goldener Greif und links ein goldener Löwe geführt (supports: à dextre un griffon d'or, à senestre un lion du même, tous deux armés et lampassés de gueules). Die Familie ist in Gent und in Limburg beheimatet. In Gent zählt sie zu den ältesten Familien. Die ununterbrochene Stammreihe reicht bis ins 11. Jh. zurück. Zu allen Zeiten hat diese Familie bedeutende Kriegsmänner, Kirchenmänner, Politiker und Gelehrte hervorgebracht.

 

Einer der ersten bekannten Krieger war Nicaise oder Casin Borluut, um 1150 Altmeister der berühmten Armbrustschützen von St. George in Gent. Eine weiterer berühmter Krieger war Jean Borluut, ein Anführer Genter Truppen in der Schlacht von Worringen 1288 und später am 11.7.1302 in der Schlacht von Courtrai (Kortrijk, Sporenschlacht), genau so berühmt wie die beiden Brügger Anführer Jan Breydel und Pieter de Coninck (Brügger Frühmette 18.5.1302). Das waren Vorkonflikte des Hundertjährigen Krieges gegen den Machtanspruch Frankreichs. Jean Borluut verließ mit einer Schar verläßlicher Freiheitskämpfer heimlich die Stadt Gent und traf unerwartet in den Ebenen von Groeninghe ein (Groeningekouter), genau im richtigen Moment, als die flämische Armee vor dem Feind in die Knie zu gehen drohte. Am Ende der Sporenschlacht waren 700 französische Ritter und 300 weitere Personen getötet, darunter auch Robert Graf von Artois, fünf weitere Grafen, ein Connétable von Frankreich (Raoul II. de Clermont), zwei Marschälle von Frankreich (Guy I. de Clermont und Simon de Melun) und etliche weitere ranghohe französische Adelige. Die Flamen hatten nur ca. 100 Tote zu beklagen. Daher kommt die Wappendevise, denn Graf Guy de Dampierre erhob Borluut in den Ritterstand und gewährte ihm das Recht, als Cri "Groeninghe-Velt! Gröninghe-Velt!" zu führen. Berühmte Kirchenmänner waren Baudouin II. Borluut, Baudouin III. Borluut und Gerlin (Gerelm) Borluut, jeweils Äbte an der Abtei Saint-Bavo in Gent.

Die späteren Mitglieder der Familie waren seigneurs de Noortdonck und seigneurs d'Hoogstraete et de Boucle-Saint-Denis. Um welches Familienmitglied es sich bei diesem Exlibris genau handelt, ist nicht angegeben. Ein großer Bibliophiler war Pierre-Jean Borluut (14.5.1725-1.4.1782), seigneur de Noortdonck und Schöffe in Gent, Sohn von Jean Philippe Borluut (14.4.1672-29.9.1725), seigneur de Noortdonck, und Jeanne Thérèse del Rio (- 1.2.1768). Er heiratete am 22.10.1754 in erster Ehe Marie Anne Colette della Faille (18.9.1729-24.8.1768) und am 12.11.1769 in zweiter Ehe Dymphne Philippine Hélène della Faille (3.2.1739-9.1.1782). Dieser benutzte das hier vorgestellte Exlibris. Nach dem Tod von Pierre-Jean Borluut wurde dessen Bibliothek 1782 verkauft.

Der zweite große Bibliophile der Familie war dessen Sohn aus zweiter Ehe, François Xavier Joseph Ghislain Borluut (12.10.1771-21.6.1857). Jung verwaist, wuchs er bei seinem Tutor auf, besuchte Ausbildungsstätten in Lüttich und Douai und studierte dann Rechtswissenschaften an der Universität Leuven, wo er am 30.6.1794 einen Abschluß in beiderlei Recht machte. Nach der Rückkehr nach Gent verbrachte er ein zurückgezogenes Leben als Bibliophiler, investierte sein Vermögen in seine Sammlung von Büchern und Drucken. Er reiste viel in Europa und kaufte in Paris, Italien, Deutschland, England, Holland und Belgien für seine Sammlung ein. Seine Sammlung war nicht die größte, aber eine der exquisitesten hinsichtlich der Auswahl der Werke, der Erhaltung antiquarischer Bände und der Schönheit der Einbände. Seine Büchersammlung war die reichste und schönste, die je ein Privatmann in Belgien zusammengetragen hatte. Er führte das Leben eines zurückgezogenen Gelehrten und Schöngeists und starb als letzter des ältesten Zweiges der Familie Borluut. Seine Büchersammlung wurde 1858 im Hôtel Falligan am Kouter in Gent versteigert, Sitz des Vereins Koninklijke Letterkundige Vereniging und zugleich Domizil des verstorbenen Sammlungsbesitzers. Es gab wohl kaum eine illustrere Versammlung von Händlern und Bibliophilen aus ganz Europa, die hier zuschlagen wollten. Allein für den ersten Teil der Versteigerung waren 8 Termine im April angesetzt, für den zweiten Teil 9 Termine im Juli, und der dritte Teil mit den Druckwerken kam im Dezember unter den Hammer. Der Katalog umfaßte 5527 Lots Bücher und 2629 Drucke. Allein die Bücherauktion erbrachte 125471 Francs.

François Xavier Borluut benutzte drei verschiedene Exlibris: Für seine Folianten benutzte er das bereits von seinem Vater verwendete, das hier gezeigte Blatt, das größte von den dreien. Das zweite von ihm verwendete Exlibris mißt 64 x 52 mm und zeigt eine Minerva-Statue in einem Garten vor einer Ruine mit Tor, mit einem Globus, einem Selbstportrait von Raphael und einer Pergamentrolle mit dem Borluut-Wappen am Boden; die Eignerzuweisung steht auf Minervas Sockel. Das dritte von ihm verwendete Exlibris ist noch kleiner, nur 29  x 29 mm groß., mit der Beschriftung "Du cabinet de Mr. Borluut de Noortdonck" innerhalb Lorbeerkranz und Doppelkreis, schlicht und ohne Wappen. Das hier vorliegende Exlibris wurde also ursprünglich für den Vater angefertigt, aber auch noch vom Sohn weiterverwendet, deshalb sind beide als Besitzer möglich.

Von dieser Familie ist noch eine spätere Wappenvermehrung bekannt, mit einem Herzschild, rot mit einem silbern-blau in drei Reihen geschachten Schildhaupt (das ist das Wappen der aus der Picardie stammenden Familie d'Ailly de Fromelles, frz.: De gueules, au chef échiqueté d'azur et d'argent, de trois tires). Diese Wappenvereinigung geht zurück auf die Ehe zwischen Jérôme Borluut (-14.9.1508) und Marguerite d'Ailly (-1517), der Tochter von Jean d'Ailly, seigneur de Fromelles, Oisquercq, Val, etc. und dessen Frau Gertrude de Strepy.

Literatur, Quellen und Links:
Rietstap/Rolland
Informationen des Exlibris-Händlers Jacques Laget
http://www.ex-libris-jacques-laget.fr/
Vermorcken, in: Ulrich Tieme und Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Kùnstler von der Antike bis zur Gegenwart, Band XXXIV, Leipzig, 1940, S. 280.
Vermorcken, in: P. und V. Berko: Dictionnaire des peintres belges nés entre 1750 & 1875, Bruxelles, Laconti, 1981, S. 758.
Auguste Schoy:
https://fr.wikipedia.org/wiki/Auguste_Schoy
Arenberg: Otto Hupp, Münchener Kalender 1896
Arenberg: Dr. H. Grote, Geschlechts- und Wappenbuch des Königreichs Hannover und des Herzogtums Braunschweig
Arenberg: Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels, mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band, Görlitz 1901 - 1903.
Herzogtum Arenberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Herzogtum_Arenberg
Wappen des Hauses Arenberg:
http://www.europeanheraldry.org/benelux/belgium/families/maison-darenberg
Haus Arenberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Arenberg
Alexander v. Dachenhausen: Stammtafel des Herzoglichen Hauses Arenberg seit der Mitte des 16. Jahrhunderts und seine Abstammung von den Grafen von der Mark, Rein, Brüssel 1905, online:
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-493165
Heinrich Neu: Arenberg, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 341 f. -
https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016233/images/index.html?seite=359 - https://www.deutsche-biographie.de/gnd118860445.html#ndbcontent
Familie van der Noot:
https://nl.wikipedia.org/wiki/Van_der_Noot_(familie) - https://en.wikipedia.org/wiki/House_van_der_Noot
Bistum Gent:
https://en.wikipedia.org/wiki/Roman_Catholic_Diocese_of_Ghent - Liste der Bischöfe von Gent: https://nl.wikipedia.org/wiki/Lijst_van_bisschoppen_van_Gent
Bild von Maximilien Antoine van der Noot:
https://nl.wikipedia.org/wiki/Lijst_van_bisschoppen_van_Gent#/media/Bestand:PMa_STB00607_B_Gent.jpg - https://www.europeana.eu/en/item/90402/13DB6D15A2C2F502642FB75FD9E9B89B21DE2715
Maximilien Antoine van der Noot:
https://nl.wikipedia.org/wiki/Maximiliaan_Antoon_van_der_Noot
Maximilien Antoine van der Noot:
http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bvdnootm.html
Exlibris für Philips Erard van der Noot:
https://erfgoedinzicht.be/collecties/detail/4176657f-336b-5e99-b456-aeba0ef4999c
Münze mit dem Wappen von Maximilien Antoine van der Noot:
https://stamgent.be/nl_be/collectie/kunstwerken/N_01647_2_2
M. D., S. D. H. (Jean Charles Joseph De Vegiano, Seigneur d'Hovel): Nobiliaire des Pays-Bas et du Comté de Bourgogne, 2. Teil, Verlag Jean Jacobs, Louvain, 1760 -
https://books.google.de/books?id=IHDD29TGcZsC S. 664-668
Mr. Butkens: Supplement aux Trophées tant sacrés que profanes du Duché de Brabant, Bd. 2, Verlag Chrétien van Lom, Den Haag 1726 -
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Genealogie van der Hemm:
https://gw.geneanet.org/scoomans?lang=fr&iz=32003&m=N&v=van+der+hemm+de+nedersteyn - https://gw.geneanet.org/scoomans?lang=fr&iz=32003&p=herman+gisbert&n=van+der+hemm+de+nedersteyn und abhängige Seiten
Reichsadelsverhandlung Arnold van der Hemm:
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2353279 - mit Wappenvarianten, vorherige Verbesserungen: https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2338022 und https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2338023
Niedersteine:
https://de.wikipedia.org/wiki/%C5%9Acinawka_Dolna
Familie de Meuleaere:
https://nl.wikipedia.org/wiki/De_Meulenaere
Alexander de Meulenaere:
https://nl.wikipedia.org/wiki/Alexander_de_Meulenaere
M. de Vegiano, seigneur d'Hovel: Nobiliaire des Pays-Bas et du comté de Bourgogne, Band 2, et neuf de ses suppléments, Gyselynck, Gent, 1865, S. 1365-1367 -
https://books.google.de/books?id=XzlDAQAAMAAJ
de Meulenaere und de Warenghien: hervorragende Beschreibungen des Exlibrishändlers Michel Lestrade aus Toulouse auf Ebay
Wappen Warenghien:
http://www.heraldique-blasons-armoiries.com/armoriaux/noblesse_empire/blasons_W1.html
Denis du Péage: Ex-libris de Flandres et d'Artois
Genealogie Warenghien:
https://gw.geneanet.org/pierfit?lang=de&p=camille&n=de+warenghien+de+flory
Genealogie Warenghien:
http://bertrand.auschitzky.free.fr/brusautHTML/fiches/fiche6747.htm
Vermehrtes Wappen Borluut:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Borluut_wapen_1847.svg
Vermehrtes Wappen Borluut:  https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Armoiries_de_la_famille_Borluut.png
Geschichte der Familie Borluut:
https://www.lemarois.com/jlm/data/c29borluut.html
Genealogie der Familie Borluut:
https://gw.geneanet.org/gabaon?lang=en&n=borluut&oc=0&p=jean
Genealogie der Familie Borluut: https://man8rove.com/fr/blason/rkxrs7r-borluut
Genealogie der Familie Borluut: http://home.online.nl/audeman/Borluut.htm
Die Bibliophilen der Familie Borluut und ihre Sammlungen und Exlibris: https://histoire-bibliophilie.blogspot.com/2013/01/la-bataille-de-borluut.html

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