Bernhard
Peter
Historische
heraldische Exlibris (6)
Exlibris
von Ernst Krahl:
Ein heraldisches Exlibris ohne
Jahresangabe, entworfen von Ernst Krahl (1858-1926) für Hans und
Helene Bretschneider v. Rechttreu (Gutenberg
29.656). Es handelt sich um eine Heliogravur, bei der das Wappen
vordergründiges Randwerk in der optisch rechten unteren Ecke
ist, die eigentliche Szene aber zweigeteilt ist, unten einen
Innenraum mit geschwungener Holztreppe zeigt, oben jedoch eine
Ansicht eines Herrenhauses in einem Garten. Das Wappen ist
geteilt, oben in Blau vier (1:3) goldene Sterne, unten in Gold
ein schwarzer Adler. Auf dem gekrönten Helm mit rechts
blau-goldenen und links schwarz-goldenen Decken ein naturfarbenes
römisches Liktorenbündel, pfahlweise gestellt und mit rotem
Band zusammengehalten, zwischen einem Adlerflug, rechts geteilt
von Blau über Gold, links von Gold über Schwarz. Bei den
Freiherren von Bretschneider Edle zu Rechttreu handelt es sich um
eine böhmische und österreichische Familie. Das Wappen wird im
Rietstap/Rolland abgebildet, nicht im Siebmacher.
Exlibris
von Ernst Krahl:
Ein heraldisches Exlibris um
1910, entworfen von Ernst Krahl (1858-1926) für Reinhart
Freiherr Bachofen von Echt, eine großformatige
Heliogravur, die vor einem gotisierenden Doppel-Spitzbogenfenster
mit Ausblicken in die Landschaft und zwei Darstellungen von
Schlössern in Holland ein Vollwappen mit Schildhaltern zeigt.
Die Künstlersignatur befindet sich rechts unten am Rand. Das
Wappen der Bachofen von Echt zeigt im goldenen Schild schreitend
ein schwarzes Lamm (manchmal noch auf grünem Boden, so wie
hier), auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken das
schwarze Lamm wachsend zwischen einem eigentlich ebenfalls
schwarzen Flug. So ähnlich ist das Familienwappen nach dem
kaiserlichen Wappenbrief vom 24.3.1532, mit dem ersten
Unterschied, daß das Lamm schreitend und nicht wachsend
dargestellt wird, und mit dem zweiten Unterschied, daß in der
Helmzier kein Flug vorhanden ist. Berühmte Familienmitglieder
aus dem 16. und 17. Jh. sind Dr. jur. utr. Friedrich Bachoffen
von Echt, Kölner Syndikus und Gesandter, gest. 1553, Dr. med.
Johann Bachoven von Echt, Leibarzt des Herzogs von Berg und des
Fürstbischofs von Trier, geb. 1515, gest. 1576, weiterhin die
beiden berühmten Rechsgelehrten Reinhard Bachoffen von Echt,
geb. 1544, gest. 1614, und sein gleichnamiger Sohn, geb. 1575,
gest. 1629. Die freiherrliche Linie der Familie führte das
Wappen nach einem Diplom vom 12.10.1691 in veränderten Farben,
in Blau ein silbernes, schreitendes Lamm auf grünem Boden, auf
dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken das silberne Lamm
wachsend, ebenfalls noch ohne einen Flug. Johann Friedrich
Bachoff von Echt, geb. 1643, gest. 1726, aus Gotha wurde 1691 in
den Reichsfreiherrenstand erhoben; er war kaiserlicher
Reichshofrat und polnisch-sächsischer Geheimrat. Sein
gleichnamiger Sohn, geb. 1679, gest. 1736, eiferte seinem Vater
im Einnehmen wichtiger politischer Stellungen ein, er wurde
kaiserlicher Reichshofrat, Gothaischer Geheimrat,
Oberkonsistorialpräsident, Kanzler etc. Auch dessen Söhne
Johann Friedrich und Ludwig Heinrich machten politische Karrieren
am kaiserlichen Hofe, erstgenannter wurde Reichsgraf. Die
älteste Linie der Bachofen von Echt mit den Farben
schwarz-golden führt seit der preußischen Adelsanerkennung vom
16.2.1830 das Lamm in der Helmzier wachsend und zusätzlich
zwischem einem schwarzen Adlerflug, während die jüngste Linie
seit dem 27.6.1829 das Lamm nur wachsend und ohen Flug führt.
Hier sehen wir auf dem Schild die Freiherrenkrone und zwei Löwen
als Schildhalter.
Zwei Löwen halten das Wappen, beide stehen auf je einem Abschnitt des Schriftbandes "Respice finem" - "denk an das Ende". Die abgebildeten Schlösser Bachoven (Baakhoven, Provinz Limburg) und Echt (Echt-Susteren, Provinz Limburg) sind Güter bei Roermond. Die Familie entstammte den Niederlanden (Limburg), ist aber nach Österreich eingewandert. Die Schlösser sind also Erinnerungen, die an die beiden Namen geknüpft sind. Die Familie betrieb in Wien die Nußdorfer Brauerei. In der Steiermark besaßen die Freiherren seit 1902 Schloß Murstätten (http://www.hengist.at/pdf/lebring/lebring_03.pdf). Freiherr Reinhart Bachofen von Echt (1877 - 1947), der Auftraggeber des vorliegenden Exlibris, ist als Heimwehrführer und Gründer der Steirischen Heimwehr, deren Anführer und Landesschatzmeister er zeitweise war, bekannt geworden. Weiterhin verfaßte er mehrere Werke zur steirischen Jagdgeschichte. Freiherr Reinhart Bachofen von Echt war seit 1904 mit Alice Pfizer (1877&ndash1959) vermählt, einer Tochter des bekannten Mitgründers des Pharmakonzerns Pfizer, Charles Pfizer (1824&ndash1906).
Exlibris
von Ernst Krahl:
Ein heraldisches Exlibris ca.
um 1910, entworfen von Ernst Krahl (1858-1926) für Rudolf Bosch,
eine Heliogravur. Unter einem gotisierenden Fenster mit Ausblick
auf eine diffuse Landschaft, mit einem Rahmen aus drei Bogen mit
sich überkreuzenden Profilen, die beiden äußeren
viertelkreisförmig, der mittlere eselsrückenbogenförmig, ist
das Vollwappen mit einer Jagdszene kombiniert, optisch rechts
steht ein Jäger mit zum Stoß gefaßter Saufeder, einen optisch
links hinter dem Schild hervorbrechenden Keiler attackierend. Das
Wappen Bosch, hier in einer heraldisch rechts mit Lanzenruhe
ausgeschnittener Tartsche, zeigt in Gold einen oberhalben,
schwarzen Bären, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein
schwarzer Hahnenfederbusch auf einem niedrigen, schwarzen, golden
aufgeschlagenen Hut.
Dieses Wappen bekam eine Familie am 2.12.1467 von Kaiser Friedrich III. zu Wiener Neustadt verliehen; der Begünstigte war der 1491 in Dinkelsbühl verstorbene Friedrich Bosch. Die hier bei dem Exlibris vertretene, ursprünglich aus Wössingen in Mittelfranken stammende Familie bedient sich dieses Wappens, obwohl ein genealogischer Zusammenhang nicht festgestellt werden konnte. Es handelt sich also vorbehaltlich weiterer genealogischer Forschungsergebnisse um eine Übernahme durch die mittelfränkische, später österreichisch-böhmische Familie, die u. a. auf Altenbuch-Döberney bei Königinhof an der Elbe in Böhmen saß. Die Familie teilte sich in ihrem jüngeren Stamm in einen Wiener Ast und in einen Wallersteiner Ast. Der Wallersteiner Ast der Familie hatte sich in einen Zöbinger Unterast mit fünf Zweigen, in einen Jedleseer Unterast und in einen Nußdorfer Unterast aufgespalten.
Aus diesem Nußdorfer Unterast stammte der Exlibris-Eigner, Rudolf Bosch (geb. 29.7.1873), Besitzer der Herrschaft Altenbuch-Döberney, Sohn von Rudolf Bosch (11.4.1841-8.10.1877) und dessen Frau Caroline Bayer (3.9.1839-20.4.1906), die er am 15.3.1866 in Prag geheiratet hatte. Die Großeltern des Exlibris-Eigners waren Franz Xaver Bosch (4.10.1789-12.5.1860) und dessen Frau Josefina Feldmüller sowie Josef Bayer, Großhändler in Prag, und dessen Frau Caroline Kolb. Der erwähnte Großvater Franz Xaver Bosch, in Wallerstein geboren, kaufte und errichtete 1819 das Brauhaus Jesuiterhof in Nußdorf bei Wien und begründete diesen Unterast dort. Rudolf Bosch war unvermählt.
Exlibris
von Ernst Krahl
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1893, entworfen von Ernst Krahl (1858-1926) für Karl
Emich zu Leiningen-Westerburg (Gutenberg
29.691). Der lindgrüne Druck zeigt mehrere Schriftbänder. Über
dem Wappen steht: "Bibliotheks" und
"Zeichen", untendrunter "Karl Emich",
"Graf", "zu",
"Leiningen-Westerburg", "des ehem.",
"heil. röm." und "Reichs Semperfrey",
gefolgt von der Datierung "AD 1893". Signiert ist das
Exlibris ganz rechts unten. Der Eigner lebte vom 15.9.1856 bis
zum 28.9.1906. Er wurde in Bamberg geboren als Sohn von Thomas
von Leiningen, Oberst, und Josefine Sprunger von Mertz, und er
starb in München. Seine am 17.5.1890 geehelichte Frau war
Magdalena Rogalla von Bieberstein. Der Eigner machte eine
Offizierskarriere, er trat 1873 beim Militär ein, wurde 1894
Leutnant im 2. Hessischen Husaren-Regiment Nr. 14 in Kassel,
stieg dann auf zum persönlichen Adjutanten des Erbgroßherzogs
Karl August von Sachsen-Weimar, wurde 1888 Brigade-Adjutant in
Breslau, bis er 1890 als Rittmeister aus dem aktiven Dienst
ausschied und nach München zog. Seitdem widmete er sich seinen
familienkundlichen, heraldischen und exlibriskundlichen
Forschungen.
Das Wappen ist geviert:
Dazu gehören drei gekrönte Helme:
Schildhalter zwei ungekrönte goldene Löwen, die die beiden äußeren Helme auf ihrem Kopf tragen. Dies ist eine Methode zur Platzersparnis, denn wenn man alle drei Helme auf dem Schildrand platzieren würde, müßte proportional deren Größe abnehmen, um mit der vorhandenen Breite auszukommen. So aber stehen die äußeren Helme quasi neben dem Schild und alle drei Helme mit ihren Kleinoden können in zufriedenstellender Größe dargestellt werden. Und das ergibt sich ganz zwanglos, indem die Schildhalter-Löwen als Helmträger verwendet werden. Beschrieben wird das Wappen im Siebmacher, Band Gf, Seite: 20-24, Tafel: 39-52 etc.
Auf dem Blatt ist mit "des ehem. heiligen römischen Reiches Semperfrey" ein interessanter Titel zu lesen, den außer den Grafen von Leiningen-Westerburg auch die Schenken von Limpurg trugen. Der Titel leitet sich ab von &bdquosendbar frei&ldquo und damit vom &bdquoSend&ldquo bzw. &bdquoSendgericht&ldquo und bezeichnet ein Privileg der mittelalterlichen Gesellschaft.
Exlibris
von A. Hildebrandt
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1900, entworfen von Prof. Adolf M. Hildebrandt
(1844-1918) für Adam Albert Uhlhorn, vermutlich
eine zweifarbige Lithographie (98 x 62 mm, Witte, Bibliographie
2, 35; Thieme-Becker 17; Gutenberg 25.696). Oben ist es datiert,
die Jahreszahl entzweigeschnitten durch die Worte "Ex
libris", unten rechts signiert. Das Wappen ist ein
redendes Wappen, Uhl-horn wird dargestellt durch eine Eule (Uhl)
und ein Horn. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher, Band
Bg6, Seite: 18, Tafel: 20, und die Blasonierung wird angegeben
mit: In Gold auf silbern beschlagenem, schwarzem Jagdhorn eine
rote Eule. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein roter,
fünfzackiger Stern oben angestemmt zwischen einem schwarz-golden
übereck geteilten Flug. Es gab drei Familienzweige, einen zu
Oldenburg, einen zu Osnabrück und einen zu Delmenhorst. Die
Linie zu Delmenhorst teilte sich in die Buxtehuder Linie und die
Elsässer Linie zu Bischweiler. Das Wappen wie angegeben gilt
für die Elsässer Linie, während die Buxtehuder Linie in Blau
auf goldenem Jagdhorn eine goldene Eule führt und auf dem Helm
mit blau-goldenen Decken einen goldenen Stern zwischen einem
blauen Flug. Hier beim Exlibris haben wir es also mit einem
Vertreter der Elsässer Linie zu tun. Der Eigner wurde am
29.8.1871 in Bischweiler (Bischwiller) im Elsaß geboren
(département Bas-Rhin), er war der Sohn von Emil Uhlhorn (geb.
2.3.1837 in Buxtehude) und von Caroline von Buhrein. Er war mit
Marie Elisabeth Glesser vermählt, und er starb am 22.3.1932 in
Sarre-Union. Beruflich war er Jurist, nach dem Studium der
Jurisprudenz in Straßburg und in Berlin wurde er Referendar in
Bischweiler, kam 1895 an das Landgericht Saarbrücken, wurde 1898
Gerichtsassessor wieder in Bischweiler, stieg auf zum
kaiserlichen Gerichtsassessor und Notariatsverwalter in
Neuf-Brisach (département Haut-Rhin) und wurde schließlich 1900
- dem Jahr der Exlibris-Erstellung - kaiserlicher Notar in
Rixingen (Réchicourt-le-Château, département Moselle) und
danach in Sarre-Union (département Bas-Rhin). Der Eigner war vom
15.12.1891 bis zum 22.3.1932 Mitglied im Herold, und er
publizierte über elsässische und lothringische Heraldik.
Exlibris
von Ernst Krahl:
Ein heraldisches Exlibris um
ca. 1910, entworfen von Ernst Krahl (1858-1926) für Reichsgraf
Wilhelm von Wurmbrand-Stuppach, eine bräunliche
Heliogravur. Das Vollwappen befindet sich exzentrisch optisch
rechts unten vor einem gotisierenden Fenster mit üppiger
Rahmung, rechts und links begleitet von repetitiven
Schriftband-Elementen mit der Botschaft "ich main's",
der Blick fällt durch das Fenster auf eine Landschaft mit Burg.
Die Familie gehört zum niederösterreichischen Uradel und zählt
zu den wichtigsten österreichischen Adelsgeschlechtern.
Erstmalig taucht die Familie (http://www.wurmbrand.at/Homepage.htm) 1194 mit Leupold der Wurmbrant urkundlich auf. Die
Stammburg der Grafen von Wurmbrand-Stuppach, Freiherren von
Steyersbergh, Stikkelsbergh, Reydenau, Nauhauß und Saxenbrunn,
die Burg Wurmbrand, ist heute eine Ruine bei Krumbach, Bezirk
Kirchschlag, an der steirisch-ungarischen Grenze. Ein wichtiges
Schloß der Familie ist in Gloggnitz, Niederösterreich, ein
ehemaliges, 1803 profanisiertes Benediktinerkloster. Die Familie
blüht fort. Das Wappen zeigt in Silber einen schwarzen Lindwurm
(Drachen, Basilisken) mit angelegten Vogelflügeln, zwei
Hahnenfüßen und Stachelschwanz, der einen an mehreren Stellen
brennenden Ast im Rachen hält, und aus dessen Ohren Feuerflammen
hervorkommen. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken der
Lindwurm (Drache, Basilisk) aus dem Schild. Damit ist das ein
wunderschönes redendes Wappen, der Wurm (Lindwurm) und der Brand
(Feuerast) stehen gemeinsam für den Familiennamen
"Wurmbrand". Darstellerisch ist es am ehesten ein Hahn
mit Drachenschwanz, was man gemeinhin Basilisk nennt.
Im Siebmacher wird das Wappen beschrieben in Band Gf, Seite: 77, Tafel: 128, NÖ2, Seite: 605, Tafel: 298, Kä, Seite: 64, Tafel: 5, Krai, Seite: 21, Tafel: 21, und Un, Seite: 726, Tafel: 497. Die Darstellung auf einem Hügel oder Grund findet sich ebenfalls in der Literatur. Der brennende Ast steckt hier mit dem anderen Ende zur Gänze im Rachen des Fabeltieres, üblich sind auch Darstellungen, wo beide Enden brennend aus dem Rachen ragen. Später (1683) wurde das Stammwappen einem von Pernstein und Zöbing/Zebinger gevierten Wappen als Herzschild aufgelegt und mit drei Helmen geführt. Der Blason wäre dann: Geviert mit silbernem Mittelschild, worin in Silber ein schwarzer Basilisk (Lindwurm mit Hahnenbeinen und Drachenschwanz, einen Brand mit Flammen im Schnabel haltend, aus den Ohren Feuerzungen hervorbrechend. Feld 1 und 4: Von Rot und Silber 3 mal gespalten, die beiden silbernen Plätze schwarz geschuppt, die beiden roten Plätze pfahlweise mit je drei rautenförmigen, in Gold gefaßten Diamanten belegt (Pernstein), Feld 2 und 3: in Rot eine springende, hersehende, silberne Wildkatze mit aufgeschlagenem Schwanz (Zöbing, Zebinger).
Exlibris
von Ernst Krahl
Ein heraldisches Exlibris ohne
Jahresangabe, entworfen von
Ernst Krahl (1858-1926) für den Deutschen Orden,
ein Rasterdruck (Witte, Bibliographie
2, 127; Thieme-Becker 21; vgl. Gutenberg 6084 und Gutenberg
29.639). Als Eigner wird die
Bücherei der Veste Eulenberg angegeben. Die Burg Eulenberg oder
die Eulenburg liegt in Tschechien auf dem Gebiet von Olmütz in
Nordmähren. Der Deutsche Orden hatte einst reichen Besitz in
Mähren, bis zur Auflösung am 22.10.1938 und Beschlagnahmung des
Vermögens war der Deutsche Orden einer der größten
Grundbesitzer in Nordmähren, unter anderem besaß er auch die
Burgen Busau und Eulenburg sowie Schloß Freudenthal - einst Sitz
des Hochmeistertums, bevor es nach Wien verlegt wurde - und
Karlsbrünn, ein Besitz, um den der Orden mit Sitz in Wien auch
noch im frühen 20. Jh. gestritten hat, was aber zu heftigen
Protesten und Ablehnung der Bevölkerung und Regierung der
tschechischen Republik geführt hat. Der Deutsche Orden erwarb in
Mähren übrigens bereits Anfang der neunziger Jahre das Kloster
in Troppau. Beide strittigen Burgen sind nationale
Kulturdenkmäler der tschechischen Republik von hohem Wert. Die
Eulenburg heißt heute Burg Sovinec (http://akce.sovinec.cz/). Sie ist es auch, die in der abgebildeten
Landschaft dargestellt ist. Erst war sie Besitz der Herren von
Sovinec, bis sie 1623 von Erzherzog Karl von Österreich zu
Gunsten des Deutschen Ordens gekauft wurde und in den Jahren von
1627 bis 1643 zur bedeutenden Ordensfestung und zum
Verwaltungssitz ausgebaut wurde. Doch sie war nicht stark genug,
um den Schwedensturm im 30jährigen Krieg auszuhalten, 1643
mußte sie nach der Belagerung durch schwedische Truppen
kapitulieren, wurde aber 1650 vom Orden zurückübernommen. Im
19. Jh. verlor der Orden zeitweise das Interesse an der Burg,
Stückweise wurde sie ab 1810 ff. verkauft, aber unter
Hochmeister Maximilian III. Josef d'Este ab 1836 zurückgekauft.
Nach der Auflösung des Ordens 1938 wurde die Burg 1939 vom
Deutschen Reich konfisziert und 1945 Eigentum der
Tschechoslowakischen Republik, heute Tschechischen Republik
(Photogalerie: http://www.turistik.eu/cz/kraje/mhrisch-schlesischer-kreis/okres-bruntal/jirikov-okres-bruntal/hrad-sovinec/galerie/).
Das Wappen zeigt das Hochmeisterwappen des Deutschen Ordens in seiner allgemeinen, nicht an die Person eines bestimmten Hochmeisters gebundenen Form. Das Schildbild ist in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz, belegt mit einem goldenen Glevenkreuz (Lilienkreuz), das Ganze in der Mitte belegt mit einem Herzschild, der in Gold den schwarzen Reichsadler zeigt (Hochmeisterkreuz). Ein weiteres heraldisches Merkmal des Hochmeistertums ist eine spezielle Helmzier, ein silbernes Schirmbrett, belegt mit einem Hochmeisterkreuz wie oben beschrieben, außen mit goldenen Kugeln und daran schwarzen Hahnenfedern (oder auch Pfauenfedern) besteckt, Helmdecken schwarz-silbern. Diese Helmzier gilt nur für das Hochmeistertum. Hochmeister führen in ihren personifizierten Wappen meist zusätzlich die ganz normale Helmzier des Deutschen Ordens, ein silberner (meistens geschlossen dargestellt) Flug, beiderseits belegt mit einem durchgehenden schwarzen Kreuz, Helmdecken schwarz-silbern. Ein beliebiger Hochmeister kommt damit also auf mindestens drei Helme, denn sein eigenes Familien-Helmkleinod wird auf Platz 3 auch noch berücksichtigt.
Exlibris
von A. Hildebrandt:
Ein heraldisches Exlibris um
ca. 1900, entworfen von Prof. Adolf M. Hildebrandt (1844-1918)
für Charles Wilbraham Perryman. Die Signatur
"AH" befindet sich optisch rechts unten. Perryman - Der
"Birnenmost-Mann" oder der "Birnenwein-Mann",
wenn man es wörtlich nimmt, und so ist das Wappen ein redendes:
In von Hermelin und Blau gespaltenem Feld zwei Zackenbalken,
jeder mit drei Birnen belegt, alles in verwechselten Farben
(englisch: Parted per pale Ermine and Azure, two bars indented,
each charged with three pears slipped, all counterchanged). Auf
dem blau-silbern bewulsteten Helm mit blau-silbernen Decken
zwischen zwei unten schräggekreuzten, grünbeblätterten
Birnenzweigen mit jeweils einer endständigen Frucht ein
abgerissener Wolfsrumpf von Hermelin, unten rot und auf dem Hals
mit einem blauen Zackenbalken belegt (englisch: Mantling Azure
and Argent. Crest: On a wreath of the colours, a wolf's head
Ermine, erased Gules, charged with a fess indented Azure,
surmounted by two pear-branches leaved Vert, fructed and slipped
in saltire). Und damit nicht genug, die ganze Randeinfassung des
Exlibris ist mit Birnen mit je einem kleinen Aststück mit zwei
Blättern belegt. Ein Schriftband mit der Devise "Per ardua
stabilis" (in Schwierigkeiten beständig) schlingt sich
unterhalb des schräggestellten Schildes.
Charles Wilbraham Perryman (9.8.1860-14.4.1949), Esq., war Justice of the Peace in der county of Southampton und war Lord of the Manor of Ardley (Oxon.). Sein zweiter Vorname wird auch mit "Weston" angegeben, so auf der Geburtsurkunde. Weiterhin scheint "Felix" ein Spitz- und Rufname gewesen zu sein. Er heiratete in erster Ehe am 12.7.1884 in All Saints Gordon Square, Middlesex, Marie Louise Blumenstein. Er hatte 4 Kinder, Percy Otto St. Clair Wilbraham Perryman (22.6.1885-), Dorothy Theckla Florence Perryman, Cecil Rudolph Ernest Wilbraham "Tim" Perryman (4.12.1887-7.5.1971, Royal Navy), Herbert Alan Fortescue Wilbraham Perryman (13.6.1890-27.11.1973) und Marjorie Winifred Evelyn Wilbraham Perryman (14.1.1893-). Der in London lebende Charles Wilbraham Perryman wird 1891 als Inhaber einer Zeitung erwähnt, 1901 scheint er wohlhabend genug geworden zu sein, um aus eigenen Mitteln leben zu können. Am 22.2.1894 wurde er in die Freimaurerloge Euphrates Lodge No. 212, London, aufgenommen. Es existiert in der Sammlung ein weiteres Exlibris für den gleichen Eigner aus der Feder von C. Helard.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1919, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939) für
Dr. phil. Ernst Deuerlein (22.7.1893 -
15.11.1978), Chemielehrer und Heimatforscher in Erlangen
(Lebenslauf vgl. http://www.fen-net.de/er/hedayati/persoenlichkeiten/persoenlichkeiten.html#Deuerlein), nicht für den zum Verwechseln naheliegenden
Prof. Dr. Ernst G. Deuerlein (1918 - 1971),
Klischee-Technik/Buchdruck (Witte, Bibliographie 3, 15;
Thieme-Becker 28; Variante von Gutenberg 8895). Die auf mehrere
Streifen verteilte Inschrift lautet: "Aus der Bücherei von
/ Dr. phil. Ernst- Deuerlein / Christian / -Erlang". Das
Exlibris ist unten links datiert und unten rechts signiert.
"Christian-Erlang" ist die Neustadt von Erlangen:
Markgraf Christian Ernst von Bayreuth (1644-1712) war in dritter
Ehe mit Elisabeth Sophie verheiratet, die eine große Vorliebe
für Erlangen hatte und wo der Markgraf eine ganz neue Stadt
erbauen ließ, das sog. Christian-Erlang. Das Wappen zeigt in Rot
zwei silberne Balken. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken zwei
rote, mit je zwei silbernen Binden umlegte Büffelhörner. Das
nämliche Wappen ist beschrieben in Siebmacher, Band BayA1 Seite:
132 Tafel: 137, mit dem Hinweis, daß der fränkische Uradel
dieses Namens, Lehnsleute des Hochstifts Würzburg, im 16. Jh.
erloschen sei. Es gibt Verbindungen zwischen den Herren v.
Erlangen und dieser adeligen Familie Teuerlein (Deuerlein).
Unten befindet sich eine Version des Erlanger Stadtwappens: Vor einem silbern-schwarz gevierten Brackenkopf sind zwei Ovalschilde einander zugeneigt, der heraldisch rechte Schild zeigt in Silber einen linksgewendeten, golden gekrönten und ebenso bewehrten roten Adler mit goldenen Kleestengeln auf den Schwingen und mit einem von Silber und Schwarz gevierten Herzschild (Hohenzollern-Brustschild), der heraldisch linke Schild zeigt in Silber einen golden gekrönten und ebenso bewehrten, rotgezungten, schwarzen Adler mit goldener Halskrone, ebensolchen Kleestengeln und den goldenen Großbuchstaben C und E auf der Brust ("CE" steht für Markgraf Christian Ernst von Bayreuth (1644-1712)). Heute wird dieser Adler übrigens mit den goldenen Großbuchstaben E und S auf der Brust geführt, für Elisabeth Sophie, die Ehefrau des Markgrafen Christian Ernst. Beide Schilde zusammen, brandenburgischer und preußischer Adler in Modifizierung, stehen für die Erlanger Neustadt, das dritte Element, das für die Altstadt, das heute fester Bestandteil des Erlanger Stadtwappens ist, fehlt bei diesem Exlibris. Die Blasonierung des heutigen Erlanger Stadtwappens lautet: Halbgespalten und geteilt, 1: in Silber ein links gewendeter, goldengekrönter und -bewehrter, rotgezungter, roter Adler mit goldenen Kleestengeln und mit von Silber und Schwarz geviertem Brustschild, 2: in Silber ein goldengekrönter und -bewehrter, rotgezungter, schwarzer Adler mit goldener Halskrone, Kleestengeln und den goldenen Großbuchstaben E und S auf der Brust, 3: in Blau über silberner Zinnenmauer wachsend ein doppeltgeschweifter, goldengekrönter, rotgezungter goldener Löwe (vgl. http://www.hdbg.de/gemeinden2/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9562000). Mit Absicht wählt Ernst Deuerlein hier die alte Form des Namens der Stadt und des Wappens, weil er sich als Heimatforscher intensiv mit der Geschichte der Neustadt und ihrer Bauwerke befaßt hat.
Optisch oben links sehen wir das Wappen Frankens, den sog. Fränkischen Rechen (in Rot drei silberne aufsteigende Spitzen), oben rechts ist das Große Nürnberger Stadtwappen (in Blau ein goldener, gekrönter Jungfrauenadler). Manchmal wird das Wappen auch als Königsadler beschrieben, hier ist der Rumpf jedoch eindeutig weiblich. In seiner heutigen Form ist der Rumpf nicht weiblich, sondern eher geschlechtsneutral und auch gefiedert dargestellt, was darstellerisch mehr einem Königsadler entspricht, die Farben sind beim 1936 verliehenen und 1963 vom Stadtrat bestätigten heutigen Wappen aber gleich geblieben. Neben diesem großen Wappen führt die Stadt Nürnberg als kleines Wappen gänzlich andere Inhalte, nämlich: Gespalten, vorne in Gold ein halber, rotgezungter und goldenbewehrter schwarzer Adler am Spalt, hinten von Rot und Silber fünfmal schräggeteilt (http://www.hdbg.de/gemeinden2/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9564000). Normalerweise ist ein "Kleines Wappen" - insbesondere bei Wappen regierender Häuser - eine hinsichtlich der Inhalte beschränkte Auswahl aus dem "Großen Wappen", hier haben die beiden inhaltlich nichts miteinander zu tun.
Exlibris
für v. Hefner:
Ein heraldisches Exlibris für
v. Hefner-Alteneck, unsigniert, Radierung eines
mir unbekannten Künstlers von ca. 1890 (Hinweise zu Künstler
und Lebensdaten willkommen, evtl. vom Eigner selbst). Das Wappen
zeigt in Blau einen goldenen Schrägbalken, darin hintereinander
drei silberne Blumen mit grünen Stengeln und Blättern. Auf dem
gekrönten Helm ein abnehmender, gesichteter, silberner Mond
zwischen einem offenen, blauen Flug. Helmdecken blau-golden. Im
Siebmacher Band Bay, S. 83, T. 96 ist das Wappen abgebildet,
allerdings mit ein paar kleineren Abweichungen. So ist dort der
Mond ungesichtet, ferner ist der Flug beiderseits mit je zwei
schräggekreuzten goldenen Pfeilen belegt. So findet es sich auch
im Aschaffenburger Wappenbuch als Abbildung, auch dort ist der
blaue Flug beiderseits mit zwei goldenen, rot beflitschten
Pfeilen belegt.
1814 wurde Franz Ignaz Heinrich Hefner (1756-1846) von König Max I von Bayern geadelt. Am 18.3.1854 erlaubte König Max II dessen Sohn Jakob Heinrich von Hefner (1811-1903) dem Familiennamen "Alteneck" anzuhängen. Er war Konservator der Königlichen Vereinigten Kunstsammlungen und des königlichen Kupferstich- und Handzeichnungskabinetts sowie Konservator des Historischen Vereins von Oberbayern. Er wurde Generalkonservator der Kunstdenkmäler Bayerns und Direktor des Bayerischen Nationalmuseums. Daneben war er selbst als Zeichner und Radierer tätig.
Die Qualität ist herausragend, insbesondere die Plastizität der Darstellung ist unglaublich gut. Die Helmdecken sind mit großer Tiefe und Klarheit modelliert, und auch die konkave Krümmung der Tartsche ist durch die Schatteneffekte hervorragend herausgearbeitet. Die Lust am Modellieren hat auch die drei Blümchen plastisch mit Schattenwurf dargestellt, was von Heraldikern, die darstellerische Nähe zu tatsächlich brauchbaren Objekten anstreben, durchaus kontrovers gesehen wird, wie auch der ohne Befestigung zwischen den Flügeln schwebende Mond ein typisches Produkt der Papierheraldik ist.
Literatur,
Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm,
Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720
Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN
978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2.
Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal,
Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des
Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595
Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Deutsche Wappenrolle
Rietstap/Rolland
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung
des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V.,
Aschaffenburg 1983, Tafel 12 Seite 108, 195, 172, 187
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband H: Jürgen Arndt:
Biographisches Lexikon der Heraldiker; 1992. XXIV und 664 S. mit
zahlr. Wappenabb., Festeinband, Degener Verlag, ISBN
3-87947-109-6
Bachofen von Echt: http://www.biographien.ac.at/oebl_1/41.pdf - http://www.biographien.ac.at/oebl_1/42.pdf - http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Adolf_Bachofen_von_Echt
Bachofen von Echt: Monatsblatt des heraldisch-genealogischen
Vereins Adler, Wien, Bd. 4. Ein herzliches Dankeschön an Herrn
Alois Lenz für wertvolle Hinweise.
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Matthieu de Posch aus
Brüssel für wertvolle Hinweise
Familie Bosch aus Wössingen in Mittelfranken, in: Deutsches
Geschlechterbuch (Genealogisches Handbuch Bürgerlicher Familien)
Band 70, Starke Verlag Görlitz 1930, hrsg. von Bernhard Körner,
S. 127-141
Perryman: Fox-Davies: Armorial Families, 1929, 2. Teil, S. 1540
Familiendaten Perryman: https://www.wikitree.com/wiki/Perryman-872
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Signaturen von Künstlern und Heraldikern
©
Copyright / Urheberrecht am Text und Datenbank: Bernhard Peter
2009
Die Abb. sind selbst angefertigte Scans historischer, aufgrund
ihres Alters gemeinfreier Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen
Graphik angegeben.
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