Bernhard Peter
Historische heraldische Exlibris (45)

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1927, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) für Mara von Zabeltitz. Das schmale, hochrechteckige Blatt ist am unteren rechten Rand im Druck monogrammiert, die Jahreszahl in zwei Ziffernpaare teilend. Der Hintergrund für das nach heraldisch links gewendete Vollwappen ist schlicht, ein einfacher Rand mit oben eingelegtem Rundbogen und trapezförmigem, oben abgerundetem Schluß"stein" besteht aus in Holzoptik gemaserten und mit Krampen an den Stößen verbundenen Einzelteilen. Das Wappen der von Zabeltitz ist geteilt, oben in Gold ein aus der Teilung wachsender schwarzer Doppeladler, unten in Rot zwei silberne Pfähle. Auf dem gekrönten Helm, der hier etwas überproportioniert erscheint, mit rechts schwarz-goldenen und links rot-silbernen Decken ein natürlicher Zobel. Das Wappen ist hier gewendet; dabei wird die Helmzier gedreht, nicht gespiegelt, und die Partien der Helmdecke behalten deshalb ihre Position bei. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher von 1605 auf Seite 163 (mit fälschlicherweise gespiegelten Deckenfarben), im Siebmacher Band: MeA Seite: 137 Tafel: 79 (roter Zobel, Decken rot-silbern), Band: OstN Seite: 261 Tafel: 183 (natürlicher Zobel, Decken rot-silbern / schwarz-golden), Band: Pr Seite: 462 Tafel: 501 (roter Zobel mit silbernem Bauch, Decken schwarz-golden / rot-silbern) und Band: PrE Seite: 69 Tafel: 58 (naturfarbener Zobel, Decken schwarz-golden / rot-silbern). Bei Otto Hupp sind die Decken rechts rot-silbern, links schwarz-golden, und der Zobel der redenden Helmzier ist schwarz. Diese Familie ist alter meissnischer Uradel, der erstmals urkundliche Erwähnung im Jahr 1207 mit Henricus de Zabulotez findet. Der Stammsitz ist Zabeltitz im Landkreis Meißen, nahe Großenhain gelegen. Von da breitete sich das Geschlecht über die Niederlausitz (seit dem 15. Jh.) nach Schlesien (seit dem späten 15. Jh.) und in die Mark Brandenburg (seit der Mitte des 16. Jh.) aus. Die Stammlinie erlosch bereits früh, im 14. Jh. Der Stammsitz Zabeltitz war nur bis ins 13. Jh. in Familienbesitz, dann folgten die von Hersteynn (Hirschstein), die von Pflugk, die Kurfürsten von Sachsen (1580-1728), die von Wackerbarth und andere, so daß das heute dort befindliche barocke Schloß nichts mit der hier zur Debatte stehenden Familie zu tun hat außer dem gemeinsamen Namen. Die nach Osten gewanderten Familienzweige blühten weiter. Die Hauptgüter der Familie waren Casel, Tranitz, Hänichen, Sergen, Eichow, Gablenz, Sassleben, Gahlen, Gleinig, Spiegelberg, Selchow, Topper, Wolkenberg und Vetshau. Die eine der sich im frühen 18. Jh. herausbildenden Linien saß zu Topper (mit dem Gut Spiegelberg) sowie Gleinig und führte den Namen Zobeltitz weiter, die andere Linie, genannt von Zabeltitz, saß zu Eichow (bei Cottbus) und hatte einen weiteren Ast in Ostpreußen, der sich Zobel von Zabeltitz nannte. Hier haben wir es mit dem erstgenannten Ast der zweiten Linie zu tun.

 

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1902, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) für Emil Vogt, im Druck rechts unten etwas verschwommen monogrammiert und in römischen Zahlzeichen datiert. Das Blatt (Witte, Bibliographie 3, 15; Thieme-Becker 28; nicht bei Gutenberg) ist ein zweifarbiger Druck mit den Komponenten Rot und Olivgrün. In Rot ist zentral ein Hirschkopf in Frontalansicht zu sehen, dessen zwölfendiges Geweih die grünen Äste des Rahmens überlagert und so drei Freiflächen läßt, die mit heraldischen Inhalten gefüllt sind. Das Familienwappen zwischen den beiden Geweihstangen zeigt in Rot drei gekreuzte, gestürzte, silberne Pfeile, unten begleitet von einer korrekterweise goldenen Mauerkrone mit vorne drei sichtbaren Zinnen. Das hier nicht dargestellte Oberwappen wäre auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken ein offener roter Flug, je belegt mit zwei schräggekreuzten, gestürzten, silbernen Pfeilen. Das Wappen wird beschrieben in der Deutschen Wappenrolle, Band: XII, S.: 92, eingetragen unter der Nr. 5542/57. Die Familie stammt aus Langenreinsdorf, Krs. Werdau in Sachsen. Das Wappen wurde 1906 neu angenommen vom in Gotha ansässigen Verlagsbuchhändler Peter Walter Vogt (1873-1941) und am 20.2.1958 auf Antrag des in Kiel ansässigen Diplom-Landwirts und wissenschaftlichen Assistenten Hermann Vogt in die DWR eingetragen. Der Stammvater der Familie ist Görge Voytt, Bauer in Langenreinsdorf, gest. 1609. Die beiden anderen, nach innen geneigten Schilde enthalten mehrere berufsbezogene Symbole (z. B. im rechten Schild Druckplatte, Druckerballen, Farbwalze). Es handelt sich um die Embleme der Lithographie und der Chemigraphie. Es gibt in der hier vorgestellten Sammlung weitere Exlibris für Walter Vogt aus gleicher Familie, ebenfalls von Rheude angefertigt. Emil Vogt war genauso wie Walter Vogt Verleger; sie publizierten u. a. das "Archiv für Stamm- & Wappenkunde".

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1905, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) für ein Mitglied der Familie Hoschek. Künstlermonogramm und Datierung befinden sich am rechten unteren Rand. Bis auf die Bezeichnung "EX LIBRIS" ist das Blatt frei von zuordnenden Beschriftungen. Das in ein Oval mit vier kreisförmigen Ausbuchtungen eingepaßte Wappen entspricht weitgehend dem der ursprünglich aus Oberschlesien stammenden und dort 1814 mit Franz erloschenen von Hoschek; es wird beschrieben im Siebmacher Band: SchlA3 Seite: 20 Tafel: 13 und ist gespalten, rechts in Gold ein halber schwarzer, golden bewehrter Adler am Spalt, links in Rot zwei silberne Mühlräder pfahlweise übereinander, laut Siebmacher auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-silbernen und links schwarz-goldenen Decken ein silbernes Mühlrad vor drei Straußenfedern in den Farben blau-golden-schwarz, hier abweichend der Helm bewulstet und nur mit drei Straußenfedern, ohne Mühlrad in der Helmzier. Das Wappen ist in einem frühen Stil gehalten mit Kübelhelm, ungezaddelter Decke und 45° geneigtem Dreieckschild. Der Hintergrund mit maschenartigem Kugelgeflecht greift das Mühlradmotiv ornamental auf.

Und noch eine andere Farbvarietät:

 

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1929, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) für Henry Presch aus Hamburg. Das Künstlermonogramm befindet sich an der rechten unteren Ecke über der Jahreszahl. Das Wappen Presch, im Siebmacher Band: Bg13 Seite: 33 Tafel: 23 mit den unten wiedergegebenen genealogischen Angaben beschrieben, zeigt in Rot eine goldene Birke mit schwarz-silbernem Stamm, auf goldenem Boden wachsend, überdeckt von einem silbernen Schräglinksbalken, auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken vor einem goldenen Ährenbündel schräggekreuzt ein schräglinks gelegter silberner Anker und ein schrägrechts gelegtes, silbernes, goldengegrifftes Schwert, verschränkt mit einer aufgerichteten, mit der Schneide nach rechts gerichteten, rot gegrifften, silbernen Sichel. Das Motiv der Birke kehrt wieder in den beiden rahmenden, belaubten und bewurzelten Stämmen rechts und links des Wappens. Mit vollständigem Namen hieß der Eigner John Ludwig Henry Presch, und er entstammte einer Niederlausitzer Familie, die im Landkreis Guben beheimatet war und sich von da in der Lausitz ausbreitete. Ein Zweig der Groß-Drenziger Linie breitete sich zu Beginn des 19. Jh. nach Hamburg aus, und dieser entstammte der Eigner, ein Nachfahr des Johann Martin Presch, gest. 8.8.1830, welcher die Hamburger Linie begründete. Die Devise auf einem in drei Teile gefalteten Schriftband unterhalb des Familienwappens lautet: "Treu in Pflicht - Wahr in Rat - fest in Tat". Vom gleichen Eigener gibt es ein von Roick angefertigtes Vergleichsblatt in der Sammlung.

Vier weitere Wappenschilde mit Regionalbezug ergänzen die Komposition und sind den beiden stilisierten Birken am rechten und linken Rand des Blattes oben bzw. unten aufgelegt. Heraldisch oben rechts ist der Schild der Markgrafschaft Niederlausitz, in Silber ein schreitender, roter Stier, heraldisch rechts unten das Wappen der Stadt Hamburg, in Rot eine silberne Burg mit drei Türmen, der mittlere Turm mit einem Kreuz auf der Spitze, über den beiden Seitentürmen je ein silberner Stern. Auf der gegenüberliegenden Seite ist oben das Wappen des historischen Kreises Mittelfranken zu sehen, von Rot und Gold gespalten, rechts drei bis zum Schildhaupt reichende silberne Spitzen, links ein rotbewehrter, halber schwarzer Adler am Spalt. Dieses Wappen setzt sich zusammen aus dem Fränkischen Rechen und der einen Hälfte des Stadtwappens von Nürnberg und ist zugleich eine Anspielung auf die übrigen Reichsstädte im Kreise (Hupps Entwurf für das Reichsheroldsamt, vgl. Otto Hupp, Münchner Kalender, 1906). Der vierte Schild schließlich zeigt das holsteinische silberne Nesselblatt in rotem Felde, belegt mit einem von Silber und Rot geteilten Schildchen.

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1918, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) für Ernst Stellwaag. Das Blatt ist schlicht mit lediglich einer dunklen Rahmenlinie um das Feld, welches in typischer Rheude-Manier mit lauter kleinen Kreisen wie bei einer Nanako-Oberfläche strukturiert ist, vor dem sich das Vollwappen in Frontalansicht hell abhebt. Die Helmdecke ist auf jeder Seite schwungvoll und tief in drei nicht weiter unterteilte Bänder eingeschnitten, deren oberstes Paar sich aus dem über dem Helmdach auseinandergeschlagenen Rock der Helmzier ergibt. Das Schildbild zeigt ein männliches Brustbild, schwarz gegürtet und mit einer gestulpten Mütze auf dem Kopf, mit der Rechten einen über die Schulter gelegten Stab haltend, an dem eine Spielwaage hängt, die Linke eingestemmt. Auf dem Helm wiederholt sich das Schildbild wachsend. Eine Spielwaage ist ein Anspannsystem für zwei Pferde nebeneinander mit einem zusätzlichen Waagbalken zum Lastausgleich, wobei der zentral am Wagen aufgehängte, größere Waagbalken zwei weitere, kürzere Balken nebeneinander verbindet.

 

Zum Vergleich finden wir im Siebmacher Band: Bg1 Seite: 17 Tafel: 16 für die aus Rothenburg stammende Familie Stellwag (mit nur einem "a") ein ganz ähnliches Wappen publiziert. Die Schildfarbe wird dort als silbern angegeben, die Kleidung des Mannes ist rot, und das Waagscheit wird dort wie eine Balkenwaage mit zwei Waagschalen abgebildet, offensichtlich ein Mißverständnis bei der zeichnerischen Umsetzung. Im Schragschen Wappenbuch findet sich jedoch eine korrekte Darstellung des Waagscheites. Auch hier sind die Tinkturen silbern für das Feld und rot für die Kleidung des Mannes; die Mütze ist rot mit Pelzaufschlag. Weiterhin findet sich dieses Wappen bei Schöler, S. 102, Tafel 115 Nr. 11.

Im Siebmacher Band Mähren und im Band Böhmen (die aus Franken stammende Familie sei über den Deutschen Orden nach Böhmen und Mähren gekommen) finden wir einen Eintrag unter Stellwag bzw. Stellwag de Carrion, diesmal mit korrekter Darstellung des Waagscheites, aber mit anderen Tinkturen: In Blau das silberne Brustbild eines Mannes mit schwarzem Hut, mit der Rechten über der Schulter tragend eine schwarze Wagendeichsel mit Spreng- und Vorlag-Waage, die Linke eingestemmt, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken die Schildfigur wachsend. Das Stammwappen wird so von der jüngeren Linie geführt. Die ältere Linie wurde in den Ritterstand erhoben und führte das verbesserte Wappen geviert, Feld 1 und 4: Stammwappen, Feld 2: blau-silbern geteilt, Feld 3: silbern-blau geteilt, jeweils die blauen Teile belegt mit einer goldenen Lilie und die silbernen mit einem schwarzen Adler. Zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): Stammhelm, Helm 2 (links) ein schwarzer Adler. Helmdecken blau-golden und blau-silbern.

Der genealogische Zusammenhang des Exlibris-Eigners mit den genannten Familien ist aufgrund der anderen Schreibweise des Namens vorbehaltlich eines mir nicht vorliegenden Nachweises als offen anzusehen.

Exlibris von Lorenz Rheude:
Dieses undatierte Exlibris von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) mit einem farbigen Vollwappen in Frontalansicht auf schlichtem, weißem, doppelt schwarz gerahmtem Hintergrund wurde für ein Mitglied der Familie von Frauenholz angefertigt. Das Wappen zeigt in fünfmal silbern-rot geteiltem Schild eine goldene, eingebogene Spitze, in der aus schwarzem Dreiberg eine nackte, um Stirn und Hüften laubbekränzte Frauenfigur (Mohrin?) wächst, in der Rechten einen trockenen Ast haltend, die Linke eingestemmt. Damit handelt es sich um ein redendes Wappen, Frau und Holz. Es gab einen bekannten Militärhistoriker des Namens, Eugen von Frauenholz (1882-1949).

 

Auf dem gekrönten Helm mit rechts schwarz-goldenen und links rot-silbernen Decken ist eine wachsende, nackte, um die Stirn laubbekränzte Frauenfigur, mit den Händen zwei Büffelhörner ergreifend, das rechte golden-schwarz, das links rot-silbern geteilt, die Mündungen mit jeweils drei Pfauenfedern besteckt. Unter dem Wappen ist ein Orden des Exlibrisinhabers mit achtspitzigem Kreuz zu sehen.

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1932, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) für sich selbst. Das eingedruckte Künstlermonogramm in der rechten unteren Ecke weist darauf hin: "IPSE FECIT" - (für sich) selbst gemacht. Über der Kartusche mit dem Exlibris-Hinweis ist ein großes zentrales Vollwappen des Künstlers, im Stützbogen-Kleeblattschnitt rot-silbern geteilt, auf dem rot-silbern bewulstetem Stechhelm mit rot-silbernen Decken ein Flug, insgesamt wie der Schild bezeichnet. Lorenz M. Rheude hat das Wappen im Jahre 1892 für sich und seine Brüder Josef und Max angenommen. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band Bg11, S. 66, T. 8.

 

Zu beiden Seiten des mit einem abgedunkelten Hintergrund aus lauter kleinen Kreisen versehenen Blattes wachsen zwei beblätterte Äste als Rahmen empor, die auf jeder Seite mit sechs Wappenschilden übereinander belegt sind und sich oben vereinigen. Diese sechs Schilde repräsentieren wichtige regionale Stationen des Künstlers und Eigners sowie sein Engagement verschiedenen Vereinen und Institutionen. Optisch oben links fallen als erstes die silbern-blauen Rauten Bayerns auf. Rheude lebte zeitweise in Regensburg (in Rot zwei schräggekreuzte silberne Schlüssel mit den Bärten nach oben und außen gelegt, links Spalte, dritter Schild von oben, und er lebte seit 1908 in München (in Silber ein Mönch mit goldgeränderter schwarzer Kutte und roten Schuhen, in der Linken ein rotes Buch haltend, die Rechte zum Schwur erhoben, optisch ganz rechts oben zu sehen). In München bewohnte er nacheinander die Klaubachstraße 40, die Heßstraße 98 und am Dom Pedro-Platz 6. Aber er hatte nicht nur einen Bezug zu München, sondern auch zu Wien, denn er hatte in beiden Städten die Kunstgewerbeakademien besucht. Das alte Stadtwappen von Wien finden wir in der rechten Spalte als zweiten Schild von oben, in Schwarz ein goldener Doppeladler, eine Kaiserkrone zwischen den Köpfen schwebend, belegt mit einem roten Schild mit durchgehendem silbernem Kreuz. Und passend dazu sehen wir gegenüber an zweitoberster Position das Wappen der österreichischen Monarchie, Habsburg-Lothringen, in Gold ein gekrönter schwarzer Doppeladler mit Schwert, Zepter und Reichsapfel in den Fängen und mit einem zweimal gespaltenen Brustschild, Feld 1: in Gold ein blau gekrönter und ebenso bewehrter roter Löwe (Grafschaft Habsburg), Feld 2: in Rot ein silberner Balken (Erzherzogtum Österreich), Feld 3: in Gold ein roter, mit drei silbernen Alerions belegter Schrägbalken (Herzogtum Lothringen).

Und es gibt noch ein Wappen mit Regionalbezug, nämlich den vierten Schild der optisch linken Spalte. Er ist geviert mit Herzschild, Feld 1: in Silber eine rote Rose, golden bebutzt, mit grünen Kelchblättern (Burggrafschaft Altenburg), Feld 2: in Silber drei blaue Balken (Herrschaft Eisenberg), Feld 3: in einem mit roten Herzen bestreuten goldenen Feld einwärts ein rot gekrönter und bewehrter schwarzer Löwe (Grafschaft Orlamünde), Feld 4: in Blau ein von Gold und Silber geteilter Löwe (Herrschaft Pleissen), königlich gekrönter Herzschild: von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz. Das ist das Mittlere Staatswappen des Herzogtums Sachsen-Altenburg (1826-1918). Rheude hatte in Papiermühle bei Rhoda (heute Stadtroda), in diesem Herzogtum gelegen, als Leiter der lithographisch-heraldischen Kunstanstalt Gebr. Vogt gearbeitet und als Redakteur für deren Periodicum "Wellers Archiv für Stamm- und Wappenkunde".

Nun kommen seine diversen Vereinsmitgliedschaften: Lorenz Rheude war Mitglied des Vereins Herold zu Berlin (seit 16.5.1899, korrespondierendes Mitglied seit 3.12.1918). Der Schild zeigt in Schwarz auf einem Dreiberg stehend einen Herold mit goldenem, mit schwarzem Königsadler belegtem Tappert, auf dem Kopf ein rotes Barett mit silberner und roter Straußenfeder, in der Rechten einen goldenen Heroldsstab haltend. Es handelt sich um den dritten Schild der optisch rechten Reihe. Rheude war ferner Mitglied des heraldischen Vereins Kleeblatt in Hannover (seit dem 14.10.1915), kenntlich an dem zweitletzten Schild der rechten Spalte, unter einem roten Schildhaupt mit einem balkenweise gelegten, goldenen Heroldsstab in Gold ein grünes Kleeblatt. Und Rheude war Mitglied der Schweizerischen Heraldischen Gesellschaft Zürich (seit 1916). Für diese Gesellschaft steht der rote Schild mit dem silbernen Kübelhelm über zwei schräggekreuzten Heroldsstäben, oben von zwei schweizerischen Kreuzchen begleitet. Eine weitere Mitgliedschaft war der Bayerische Landesverein für Familienkunde e. V., der am 19.05.1922 in München gegründet worden war. Für diesen steht der Schild ganz rechts unten, der bayerische Rautenschild zwischen den Initialen B.(ayerischer) L.(andes-) V.(erein für) F.(amilien) K.(unde). Daneben war Rheude noch Mitglied des deutschen Adelsvereins S. Michael (korrespondierendes Mitglied seit dem 1.12.1916), weiterhin war er Mitglied im Exlibris-Verein (seit 1903) und im Roland, Dresden (seit 1902).

Exlibris von Adolf M. Hildebrandt:
Diese 95 x 64 mm messende Lithographie (ocker auf chamois) ist ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1896, entworfen von Adolf M. Hildebrandt (16.6.1844-30.3.1918) für Alexander v. Zglinitzki (Witte, Bibliographie 2, 35, Thieme-Becker 17, Gutenberg 4253, Leiningen-Westerburg 103). Das von einem mit floralen Motiven geschmücktem Rahmen umgebene rechteckige Zentralfeld enthält ein von Zweigen umgebenes rautenförmiges Innenfeld, dem passend das Vollwappen in Profilansicht einbeschrieben ist. Das Wappen wird unter der Schreibweise Zglinicki im Siebmacher Band: Pr Seite: 468 Tafel: 507 geführt und zeigt in Rot zwei mit den Schneiden gegeneinander gekehrte silberne Sensenklingen, oben mit den Spitzen übereinandergelegt, unten mit goldener Schnur zusammengebunden, deren Enden seitlich abhängen, über den Sichelklingen steht auf der Kreuzung ein silbernes Doppelkreuz, dem der untere linke Arm fehlt. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken wird als Kleinod ein silberner, mit dem Ellenbogen aufgestützter Schwertarm geführt. Als Wappen der polnischen Wappengruppe Prus II (Prus Wilczekosy) wird dieses Wappen mehrfach an anderer Stelle beschrieben (z. B. Siebmacher Band: Gal Seite: 26 Tafel: 27) und von etlichen anderen Familien unterschiedlichen Namens geführt, z. B. Bandkowski, Baworowski, Bugajski, Chladowski, Cieszanowski, Daniecki, Dominikowski, Faszczewski, Glinojecki, Górny, Grochowalski, Grot, Klimuntowski, Koziell, Lisicki, Lubiatowski, Misiewski, Miszkiel, Mitarnowski, Monastyrski, Nakwaski, Niedzielski, Niewierski, Olszowski, Opalenicki, Patocki, Pielgrzymowski, Pruski, Puchalski, Radominski, Roguslawski, Rosolowski, Rudawski, Rzeszek, Sobor, Sochaczewski, Strowski, Szczutowski, Wikoszowski, Wspinek, Wyslobocki, Zaborowski, Zaleski, Zdrodowski u.v.a.m. Von der Familie Zglinitzki dienten etliche Mitglieder im preußischen Heer. Von diesem Bücherzeichen wurden vom herstellenden C. A. Starke-Verlag in Görlitz insgesamt 14 verschiedene Kombinationen von Druck- und Papierfarben in Umlauf gebracht.

 

Exlibris von Lorenz Rheude:
Dieses heraldische Exlibris aus dem Jahr 1928 wurde entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) für Dr. iur. Otto Schläger. Das 92 x 69 mm messende und als Buchdruck ausgeführte Blatt ist publiziert bei Witte, Bibliographie 3, 15, Thieme-Becker 28, nicht jedoch bei Gutenberg. Das Blatt ist rechts unten im Druck monogrammiert und datiert. Das nicht in den Standard-Wappensammlungen gelistete Wappen ist ein redendes, denn es zeigt in rotem Feld einen aus dem linken Rand hervorkommenden, angewinkelten Arm, der einen Hammer hält, im linken Obereck begleitet von einem fünflappigen Blatt (evtl. ein Weinblatt), auf dem bewulsteten Helm wachsend der Arm mit dem Hammer. Das Motiv des Blattes findet sich wieder in der Rahmengestaltung. In den beiden oberen Ecken des Blattes befinden sich zwei weitere Schilde, heraldisch oben rechts in Rot ein antikisierender Kopf mit Lorbeerkranz im Haar, gegenüber in Blau zwei schräggekreuzte brennende Fackelstäbe (Hinweise willkommen).

 

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ähnlich, aber nicht gleich ist dieses Exlibris vom selben Künstler, datiert auf das Jahr 1923. Es ist für Dr. Friederike Schläger. Das Wappen ist fast gleich, doch die Helmdecke ist anders geformt, der Rahmen und die beiden Schilde in der oberen Ecke sind anders, einer blau mit dem Majuskel-Buchstaben "T", der andere rot mit einer Retorte; und die Form der Schriftkartusche wurde ebenfalls variiert.

 

Exlibris von Georg Hulbe:
Dieses undatierte Exlibris wurde entworfen von Georg Hulbe (27.9.1851-16.11.1917) für Ernst Friedrich Goverts, J(uris) U(triusque) D(octor), aus Hamburg (Radierung, 105 x 82 mm, publiziert bei Witte, Bibliographie 2, 58, Thieme-Becker 17, nicht bei Gutenberg). Das Wappen wurde publiziert im Siebmacher Band: Bg10 Seite: 23 Tafel: 26, ferner in der Hamburgischen Wappenrolle, Seite 44, Tafel 46. Der Schild ist golden mit drei (1:2) schwarzen Fensterrauten, die obere links im Lot über der linken unteren platziert, und mit rechtem goldenem Freiviertel, darin drei rote Pfähle. Das Vollwappen ist in eine Rahmenarchitektur mit Rundbogen eingepaßt; unten ist ein Bücherregal als Hintergrund für das Schriftband mit der Eignernennung abgetrennt. Die Künstlersignatur befindet sich am linken unteren Rand.

 

Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken befindet sich als Kleinod ein wachsender goldener Greif mit roter Zunge und roter Bewehrung. Die Hamburger Familie stammt lt. Siebmacher ursprünglich aus Antwerpen. Ernst Friedrich Goverts wurde am 31.12.1851 in Hamburg geboren. Der promovierte Jurist, der in Bonn, Berlin und in Leipzig studiert hatte, war erst Advokat, 1879 Amtsanwalt, 1881 Amtsrichter und schließlich am 14.10.1889 Landrichter und avancierte am 6.3.1899 zum Direktor am Landgericht von Hamburg. Ferner war er 1898-1910 Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft. Die Familie findet sich im Deutschen Geschlechterbuch Bd. 23, S. 128. Seine Frau war Caroline Marie de Chapeaurouge.

Literatur, Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720 Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595 Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Zabeltitz: Otto Hupp, Münchener Kalender 1926, Buch u. Kunstdruckerei AG, München, Regensburg.
Zabeltitz: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, Teil A, 40. Jg. 1941, S. 619; Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, 1. Jg. 1900, S. 921; Genealogisches Handbuch des Adels Bände 15, 106.
Zabeltitz:
http://schlossarchiv.de/herren/z/Zobeltitz.htm
Schloß Zabeltitz:
http://schlossarchiv.de/haeuser/z/ZA/Zabeltitz.htm
Zabeltitz:
http://de.wikipedia.org/wiki/Zobeltitz
Wappen Zabeltitz: Alfred Freiherr von Krane, Wappen- und Handbuch des in Schlesien (einschließlich der Oberlausitz) landgesessenen Adels, Görlitz 1901-1904. Digital:
http://www.dokumentyslaska.pl/krane%201904/zobeltitz.jpg
Rudolph von Hoschek:
http://www.bsb-muenchen.de/Exlibris.3001.0.html
Hoschek von Mühlheim:
http://www.coresno.com/adelslexikon/3000-lex.html
Lebenslauf Rheude: Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband H: Jürgen Arndt: Biographisches Lexikon der Heraldiker; 1992. XXIV und 664 S. mit zahlr. Wappenabb., Festeinband, Degener Verlag, ISBN 3-87947-109-6
Wappengruppe Prus II:
http://www.polinow.pl/rod_kobylinskich-herb_prus_2
Wappengruppe Prus II:
http://polnischer-adel.online-wappenrolle.eu/wappensammlung-P.html
Wappengruppe Prus II:
http://www.hsi.zhp.info/piotrek/HERBARZ/herby/prus-ii.html
Wappengruppe Prus II:
http://maciejmazur.cba.pl/mazurowie/-_mazur_3.html
Polnische Wappengruppen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Wappen_der_Szlachta - http://pl.wikipedia.org/wiki/Herby_szlachty_polskiej_%28galeria%29
Wappengruppe Prus II:
http://pl.wikipedia.org/wiki/Prus_II_Wilczekosy
Alexander v. Zglinitzki: Wolfgang Mecklenburg, Hans Brendicke, Walter Zur Westen, Ex libris - Buchkunst und angewandte Graphik, Band 6
http://books.google.de/books?id=ZZ8aAAAAYAAJ
Goverts: Deutsches Geschlechterbuch Bd. 23, S. 128
Goverts: Hamburgische Wappenrolle
Goverts:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Goverts
Exlibris Vogt: Archiv für Stamm- & Wappenkunde, hrsg. von Lorenz M. Rheude, 4. Jahrgang 1903-1904, Verlag Gebr. Vogt, Roda, Nr. 12, Beilage

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