Bernhard
Peter
Historische
heraldische Exlibris (65)
Exlibris
von Carl Roschet
Carl Roschet
(1867/1868-25.1.1925) hat dieses einfarbig gedruckte Exlibris
gezeichnet; das Blatt ist ohne Jahresangabe. Das untere
Schriftband nennt den Eigner, August Jehle-Blaser;
das obere Schriftband trägt die Devise "Ich achte meine
Hasser, gleich wie das Regenwasser das von dem Dache
fleust". Das schwungvoll mit weit seitlich ausgreifenden
Helmdecken gezeichnete Wappen ist linksgewendet und zeigt im
Schild einen oberhalben Greifen, der in seinen Vorderklauen einen
aufrechten schwarzen, am oberen Ende brennenden Ast (Fackel)
hält, auf dem Helm das Schildbild wachsend. Das Wappen ist nicht
in den Standardsammlungen enthalten, auch nicht im Basler
Wappenbuch; Hinweise zu den Tinkturen willkommen. Der Eigner ist
als Photograph in Basel belegt.
Exlibris
von Adolf M. Hildebrandt
Dieses Bücherzeichen aus dem
Jahr 1898 ist eine Arbeit von Adolf Matthias Hildebrandt
(16.6.1844-30.3.1918), das optisch unten links außerhalb des
Rahmens im Druck monogrammiert und datiert ist. Das Schriftband
nennt als Besitzer Graf von Goetzen. Dessen
Stammwappen ist golden-schwarz gespalten mit zwei grünen,
schräggekreuzten und unten bewurzelten Seerosenstengeln, die
jeweils einwärts gebogen sind und ein einzelnes grünes Seeblatt
dem Spalt zugewendet tragen. Auf dem gekrönten Helm mit
schwarz-goldenen Decken befindet sich als Zimier eine aufrechte
schwarze Bärenpranke, die ein goldenes Stück Bienenwabe mit
Honig darin hält (also, das muß man wirklich dazusagen, aus der
Abbildung kommt keiner darauf), zwischen einem schwarz-golden
übereck geteilten Paar Büffelhörner. Das Wappen wird
beschrieben im Siebmacher Band: SchlA1 Seite: 36 Tafel: 28, Band:
SchlA3 Seite: 134 Tafel: 87, Band: PoA Seite: 30 Tafel: 19, Band:
Bö Seite: 124 Tafel: 62-63, Band: Pr Seite: 147 Tafel: 194 und
Mä Seite: 210 Tafel: 145. Das Motiv des Schildbildes wird für
den Rahmen aufgegriffen: Der gesamte Zwischenraum zwischen dem
spitzbogenfensterartigen Innenrahmen und der rechteckigen
Außenbegrenzung ist mit rankenden Seerosen gefüllt mit
insgesamt zwanzig Blättern und sechs Blüten in den oberen
Zwickeln.
Die ursprünglich aus Franken stammende Familie der Herren von Götzen kam im 13. Jh. mit dem Deutschen Ritterorden nach Brandenburg und Preußen und wurde dort ansässig. Auf den ältesten Siegeln der Familie sieht man einen quer gelegten Stamm, aus welchem nach oben zwei nach auswärts geneigte Blätter an langen Stielen hervorgehen. Die Spaltung erscheint erst später, und alternativ zu Schwarz und Gold lassen sich auch die Angaben Blau und Silber oder Gold finden. Eine weitere Variante ist der Ast mit 3 (1:2) gestümmelten Ästen versehen. Durchgesetzt hat sich die eingangs beschriebene und hier gezeigte Form mit schräggekreuzten, langstieligen Blättern, deren Stiele je in drei Wurzeln auslaufen.
Hans (Johann) von Götzen (1599-24.2.1645) aus dem Hause Zehlendorf in der Mark Brandenburg, der im Dreißigjährigen Krieg Kaiser Ferdinand II. ein brandenburgisches Regiment Fußvolk beisteuerte und ab 1625 lebhaft an diesem Krieg als Obrist auf kaiserlicher Seite teilnahm, wurde zum kaiserlichen Generalfeldmarschall und Inhaber zweier Regimenter befördert und für seine Verdienste erst am 20.6.1633 in den Freiherrenstand (Freiherr von Sampleben und Lawingen) und nach seinem Sieg bei Nördlingen 1634 am 16.8.1635 in den Reichsgrafenstand erhoben. Weiterhin wurde er mit Carolath und Beuthen belohnt, das er aber später gegen andere Güter tauschte. Ihm gehörte in Mähren Ober-Dannowitz, Selletitz und Domschitz. 1640 kam er in Arrest, wurde aber 1641 rehabilitiert. Am 16.1.1642 bekam er das Incolat im alten böhmischen Herren- und Grafenstand. Er war mit Elisabeth von Falcken vermählt. Doch 1645 war dem Aufsteiger das Kriegsglück weniger gewogen, und er fiel in der Schlacht bei Jankau (böhm. Jankov) im Taborer Kreis als als k. k. Feldmarschall. Seine zwei Söhne gründeten zwei Linien der Familie: Sigismund Friedrich Reichsgraf von Götzen (1622-13.1.1661), Herr auf Haid, k. k. Kämmerer, General-Feldwachtmeister und Inhaber eines Dragonerregiments, gründete die katholische, böhmische Linie der Reichsgrafen von Götzen, und Johann Georg Reichsgraf von Götzen (14.3.1623-23.8.1679), k. k. Geheimer Rat, Kämmerer und Landeshauptmann der Grafschaft Glatz, gründete die 1771 mit Johann Joseph (Leonhard) von Götzen (1727-1771) im Mannesstamm erloschene, katholische, schlesische Linie in der Grafschaft Glatz.
Der Onkel des eingangs genannten Hans (Johann) von Götzen, Sigismund von Götzen, kurfürstlich-brandenburgischen Kanzlers, begründete die evangelische, brandenburgisch-preußische Linie, die am 3.5.1794 den Grafenstand erlangte. Nach 1771 entstand eine evangelische, schlesische Linie, nachdem Friedrich Wilhelm Gustav von Götzen (20.5.1734-15.3.1794) aus der brandenburgisch-preußischen Linie, königlich-preußischer Generalmajor, am 8.8.1771 mit Scharfeneck und Tuntschendorf belehnt wurde, die sich bisher im Besitz der erloschenen Grafen von Götzen befunden hatten. Am 5.7.1781 wurde der Genannte Generaladjutant und 1784 mit der Aufsicht über die Grafschaft Glatz beauftragt. Schließlich wurde er 1786 Gouverneur von Glatz und 1790 königlich-preußischer Generalleutnant. Seine Söhne waren Friedrich Wilhelm Graf von Götzen (20.1.1767-29.2.1820), Adolf Sigismund (-29.11.1847) und Curt Friedrich Wilhelm Gottlieb Heinrich Graf von Götzen (16.7.1791-5.2.1863), welcher zum Stammvater der nachfolgenden preußischen Linie wurde. Friedrich Wilhelm, Adolf Sigismund und Curt von Götzen wurden kurz nach dem Tod ihres Vaters in den Grafenstand erhoben.
Die verschiedenen Zweige führten unterschiedliche vermehrte Wappen: Das nur kurze Zeit gebrauchte freiherrliche Wappen von 1633 war gemäß Diplom geviert mit Herzschild, Feld 1: in Schwarz ein links abhängender roter Heidenhut, Feld 2 und 3: in Rot ein schwarzer Flug, Feld 4: in Schwarz ein viereckiges blaues Kissen, an jeder Ecke eine rote Quaste, Herzschild: Stammwappen in schwarz-golden gespaltener Variante. Alle diese "Verbesserungen" waren sämtlich unnötige Verstöße gegen die Farbregel - wohl dem, der nicht Opfer solcher kaiserlicher Gnadenbeweise wird und sein schönes Stammwappen behalten darf. Dazu wurden drei gekrönte Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarzer Flug, Helm 2 (rechts): Stammhelm, Helm 3 (links): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken sechs rote, nach hinten abflatternde Fähnchen an braunen (naturfarbenen) Stangen. Dieses Wappen war 1635 bereits überholt.
Die böhmische Linie hat seit 1635 ein gräfliches Wappen (nach Siebmacher Bö und Mä), das über einem Schildfuß geviert ist mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Rot ein gekrönter schwarzer Adler, Feld 2 und 3: in Schwarz einwärts ein goldener doppelschwänziger Löwe, Feld 5: in Rot vier schwarze Sparren (alternative Angaben: gespalten, rechts in Rot vier schwarze Schräglinksbalken, links in Rot vier schwarze Schrägrechtsbalken), darüber ein schwarz-rot geteiltes Schildchen, oben ein roter Heidenhut, unten ein blaues Kissen mit goldenen Quasten, Herzschild: Stammwappen in schwarz-golden oder golden-schwarz gespaltener Variante je nach Quelle. Auch dies ist - insbesondere der Schildfuß, keine wünschenswerte Verbesserung, weder einen so massiven Farbregelverstoß wie im Schildfuß noch 0815-Motive wie Adler und Löwe braucht man wirklich, wenn man ein elegantes und einmaliges Stammwappen besitzt. Dazu werden drei gekrönte Helme geführt, Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein gekrönter schwarzer Adler, Helm 2 (rechts): Stammhelm, Helm 3 (links): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken fächerförmig sechs rote Reiterfähnchen, alle nach hinten wehend. Der letzte Helm war dem freiherrlichen Wappen entnommen, ebenso das Motiv des Heidenhutes im Schildfuß.
Die preußische Linie hingegen führt ein anderes vermehrtes gräfliches Wappen (nach Siebmacher Bö und Mä), geviert mit Herzschild, Feld 1: in Blau ein aufspringendes, schwarz gezäumtes, rot gesatteltes, silbernes Pferd, Feld 2: in Silber auf grünem Boden eine rotbedachte Kirche mit fünf Fenstern und spitzbedachten Turm rechts, Feld 3: in Silber auf grünen Boden eine ebensolche Kirche innerhalb einer mit Schießscharten versehenen Zinnenmauer, Feld 4: in Blau auf grünem Boden ein ungarischer Infanterist mit schwarzem Csako und rotem Kalpak, silbernem Rock und ebensolcher Hose, mit schwarzen Stiefeln und rotem Mantel, mit über der Brust gekreuztem schwarzem Riemenzeug, das Bajonettgewehr zum Angriff haltend, Herzschild: Stammwappen in golden-schwarz gespaltener Variante. Dazu werden drei gekrönte Helme geführt: Helm 1 (Mitte): Stammhelm, Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender schwarzer, gekrönter Adler, Helm 3 (links): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken fächerförmig acht Fähnchen, vier nach rechts und vier nach links wehend, das 1., 3., 5. und 8. Fähnchen mit blauem Tuch, das 2. und 6. mit goldenem und das 4. und 7. mit rotem Tuch. Im Siebmacher Band: SchlA3 Seite: 134 Tafel: 87 abweichende Angaben, goldener Bord und Feld 3 eine Festung ohne Kirche, Herzschild mit querliegendem Stamm, Fähnchen andere Farben darunter rosa und lila, alles wenig plausibel. Im Siebmacher Band: PoA Seite: 30 Tafel: 19 Hauptschild und Herzschild mit goldenem Bord, vermutlich eine Fehlinterpretation eines Schildrandes, ebenso in Feld 3 Festung ohne Kirche, Feld 4 ein preußischer Grenadier, Herzschild blau statt schwarz, ebenso unplausibel.
Exlibris
von Lorenz Rheude
Das zweifarbig schwarz und rot
gedruckte Exlibris in seltener Sechseckform ist eine Arbeit von
Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1.5.1939) aus dem Jahre 1919;
Künstlermonogramm und Datierung sind in die unterste Ecke
eingedruckt. Ein kreisrunder Innenrahmen trägt die
Eignerbezeichnung: "Aus der Bücherei des Carl
Berkhan". Das redende Wappen zeigt in Silber einen roten,
eingebogenen Sparren, der von drei (2:1) schwarzen Birkhähnen
begleitet wird, auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit
rot-silbernen Decken ein schwarzer Birkhahn stehend. Das Wappen
wird beschrieben im Siebmacher Band: Bg11 Seite: 44 Tafel: 58.
Die Familie stammt aus Northeim. Das Wappen wurde im Jahr 1919
von Carl Berkhan (1892-1979), der in Karlsruhe,
München und Stuttgart lebte, in Stuttgart Verlagsbuchhändler in
der Firma Adolf Bonz & Co. war und selber auch künstlerische
Exlibris entwarf, gestiftet. Aus dem gleichen Jahr gibt es von
Lorenz Rheude, der die Neustiftung gestaltet hat, noch einen
weiteren Aufriß für den gleichen Eigner in Farbe und mit
klassisch gezaddelten Helmdecken.
Exlibris
von Carl Roschet
Die überwiegende Anzahl der
vielen Exlibris, die Otto Haak im Laufe seines
Lebens in allen möglichen Variationen in Auftrag gab, stammen
zwar von Künstlern wie Lorenz Rheude, Roderich von Haken und
Martin Kortmann, doch in der Sammlung seiner Aufrisse finden sich
auch seltenere Werke wie dieses von Carl Roschet
(1867/1868-25.1.1925) aus Basel; das einfarbig gedruckte Blatt
ist ohne Jahresangabe. Vermutlich war es für Herrn Haak ein so
unerträglicher Gedanke, daß irgendwo auf der Welt ein namhafter
Künstler existiert, der noch nicht für ihn tätig war, daß er
seine Aufträge bis in die Schweiz vergab. Das Künstlermonogramm
Roschets ist am optisch rechten Rand im unteren Sechstel der
Höhe zu erkennen, das R innerhalb des in einen Drachenkopf
auslaufenden Buchstabens C. Die Zeichnung besteht lediglich aus
einer äußerst schwungvollen, linksgewendeten Wappendarstellung
mit virtuos und kompliziert verschlungenen Helmdecken und einem
Schriftband am unteren Rand mit der Eignernennung innerhalb eines
dünnen Rechteckrahmens. Das Haak-Wappen zeigt in Rot ein
goldenes Andreaskreuz, nach der Figur mit zwei schwarzen
Feuerhaken belegt, auf dem Helm ein goldener Löwe wachsend
zwischen einem roten Flug, einen schwarzen Feuerhaken pfahlweise
vor sich haltend. Die Helmdecken werden zuerst rechts rot-golden
und links schwarz-golden angegeben, seit 1903 führt der
Eigentümer die Decken auf beiden Seiten rot-golden. Die
Wappenbeschreibung ist im Siebmacher, Band Bg5, S. 23, T. 27
sowie Bg7, S. 23, zu finden.
Exlibris
von Georg Otto
Georg Otto
(6.9.1868-17.5.1939) ist der Urheber dieses kreisrunden
Bücherzeichens, welches neben der Künstlersignatur die
Jahreszahl (18)97 trägt. Zwei goldene Greifen begleiten das
zentrale Vollwappen auf dem Exlibris, die sehr geschickt die
ansonsten vollkommen symmetrische Komposition durchbrechen: Der
rechte Greif schreitet aus dem Bild heraus, dreht sich aber nach
dem Wappen um, während der linke Greif aufgerichtet den Schild
hält, aber ebenso widersehend dargestellt wird.
Der Auftraggeber und Eigner wird nicht namentlich genannt. Der einzige sonst noch enthaltene Text ist die Devise "mutando non mutor" - sinngemäß: Alles unterliegt Veränderung, aber ich werde nicht verändert. Oder niederländisch: Alles verandert, maar door mij aan te passen aan de omstandigheden, verander ik niet. Diese niederländische Erläuterung der Devise zeigt an, wohin die Reise geht, nämlich nach Delden in den Niederlanden, denn das zentrale Vollwappen läßt sich identifizieren als das der van Heeckeren identifizieren, dem als Herzschild das Wappen der van Wassenaer aufgelegt ist.
Die van Heeckeren führen in Gold ein durchgehendes rotes Kreuz (in goud een kruis van keel), auf dem Helm mit rot-goldenen Decken einen goldenen, rot gestulpten hohen Hut, oben mit einer goldenen und einer roten Straußenfeder besteckt (dekkleden goud gevoerd van keel, helmteken een gouden hoed met opgeslagen rand van keel, waarop twee struisveren, van keel en van goud). Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Els Seite: 11 Tafel: 13, ebenso im Rietstap. Darauf liegt als Herzschild das gevierte Wappen der van Wassenaer, denen auch die oben genannte Devise zuzuordnen ist, Feld 1 und 4: in Rot drei (2:1) liegende, mit den Spitzen nach oben gerichtete Mondsicheln (van Wassenaer), Feld 2 und 3: in Blau ein goldener Balken (Burggraf von Leiden); niederländischer Blason: Gevierendeeld; het eerste en vierde van keel, beladen met 3 halve liggende manen van zilver; het tweede en derde van lazuur beladen met een fasce van goud. Das isolierte Wappen der Burggrafen von Leiden ist z. B. im Berliner Wappenbuch zu sehen, in Blau ein goldener Balken, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein blauer, mit einem goldenen Balken belegter Flug. Dieser Anspruch geht zurück auf Philipp IV van Wassenaer (ca. 1359-1428), der im 15. Jh. Burggraf von Leiden war. Dieser Zweig der Familie starb bereits 1544 aus.
Dieses aus drei Elementen kombinierte Wappen der van Heeckeren van Wassenaer kann in bauplastischer Form in Delden mehrfach gefunden werden: Als Vollwappen ist es über dem Eingang des Wasserturmes des Landsitzes Twickel zu sehen, westlich des eigentlichen Schlosses, an der Watertorenstraat, dort Rodolphe Frédéric Baron van Heeckeren van Wassenaer (13.5.1858-1936) zuzurechnen. Im nahen Ort Delden steht auf dem Marktplatz eine 1894 errichtete Doppellaterne, auf deren Brunnen-Sockel ebenfalls das Wappen der van Heeckeren van Wassenaer angebracht ist, dem gleichen Bauherrn und Besitzer von Schloß Twickel zuzurechnen (die Mondsicheln sind bei der letzten Renovierung leider übertüncht worden).
Das Wasserschloß Twickel bei Delden wurde von den van Twickelo erbaut und ab 1539 von den van Raesfeld besessen, nachdem 1537 Agnes van Twickelo (-1551) Goossen van Raesfelt (1510-1580) geheiratet hatte. Durch die 1676 erfolgte Heirat von der Erbin Adriana Sophia van Raesfelt (1650-30.8.1694) mit Jacob II. van Wassenaer aus dem Zweig Obdam (25.8.1645-24.5.1714), Herr von Wassenaar, Obdam, Hensbroek, Spierdijk, Wogmeer, Zuidwijk, Kernheim und Schonauwen, ging der Besitz 1682/1683 an die van Wassenaer über.
Maria Cornelia van Wassenaer Obdam (Marie Cornélie, 21.9.1799-31.3.1850), Herrin von Wassenaar, Lage, Twickel, Weldam und Olidam, Obdam, Spierdijk, Hensbroek, Wogmeer, Zuidwijk und Kernheim, heiratete schließlich 1831 in die Familie van Heeckeren van Kell ein, wodurch diese den Besitz übernahm und sich seitdem in dem neuen Zweig van Heeckeren van Wassenaer nannte. Maria Cornelias Ehemann war Jacob Derk Carel Baron van Heeckeren (8.2.1809-7.11.1875), Herr von Nettelhorst und BorcuIo. Dessen drittes Kind und zweiter Sohn mit seiner zweiten Ehefrau, Isabelle Sloet van Toutenburg (1823-1872), war Rodolphe Frédéric Baron van Heeckeren van Wassenaer (13.5.1858-26.7.1936), der 1922 in Leersum Marie Amélie Mechteld Agnes van Aldenburg Bentinck (1879-1975) geheiratet hatte. In diesen Besitzverhältnissen entstand das vorliegende Exlibris, das aufgrund der Datierung vermutlich Rodolphe Frédéric gehörte, der 1883 seinem früh verstorbenen älteren Bruder als Besitzer auf Schloß Twickel nachfolgte und wie beschrieben auch an mehreren Stellen sein Wappen anbringen ließ.
Im Jahre 1953 gab es eine erneute Änderung bezüglich Twickel, als die verwitwete Baronin Marie Amélie van Heeckeren van Wassenaer, geb. Gräfin van Aldenburg Bentinck (1879-1975) mangels erbender Kinder das Anwesen in die Stiftung Twickel umwandelte, die von Verwandten aus der Familie der Grafen zu Castell-Rüdenhausen verwaltet wurde, die auch auf dem Schloß wohnen.
Übrigens führt die Gemeinde Wassenaer in der Provinz Südholland den gevierten Schild mit ausgetauschten Feldfarben, Feld 1 und 4: in Blau (!) drei (2:1) liegende, mit den Spitzen nach oben gerichtete Mondsicheln, Feld 2 und 3: in Rot (!) ein goldener Balken (gevierendeeld; het eerste en vierde van lazuur, beladen met 3 halve liggende manen van zilver; het tweede en derde van keel beladen met een fasce van goud).
Exlibris
von Lorenz Rheude
Dieses Bücherzeichen ist ein
Werk von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1.5.1939) aus dem Jahr
1920; das Blatt ist unten außerhalb des Rechteckrahmens im Druck
monogrammiert und datiert. Es wurde ausweislich des umlaufenden
Textes für die Bücherei von Arnold Polenz
angefertigt, der als Devise "Vor Gott ohne Recht / kein's
anderen Knecht" gewählt hat. In den beiden oberen Ecken
befindet sich jeweils ein sechsspeichiges Wagenrad, in den beiden
unteren Ecken ein Eichhörnchen. Das Vollwappen im zentralen
Rechteckfeld ist blau mit einem silbernen Balken, über allem ein
Adlerflügel in verwechselten Farben, auf dem blau-silbern
bewulsteten Helm mit blau-silbernen Decken ein silberner
Adlerflügel, der mit einem blauen Balken belegt ist.
Für dieses Wappen, das nicht in den Standardsammlungen aufgeführt wird, stand offensichtlich ein anderes Wappen einer gleichnamigen, nicht verwandten, adeligen Familie als Anregung Pate, das übernommen und ein wenig variiert wurde: Die von Polentz (oder: von Polenz) führen in Blau einen silbernen Flügel, der mit einem roten Balken bezeichnet ist (Band: Pr Seite: 302 Tafel: 356). Die Farbe ist anders, und der Balken reicht nicht von Schildrand zu Schildrand. Im Siebmacher Band: PrE Seite: 17 Tafel: 12 ist ferner eine nach Adoption und Namens- und Wappenvereinigung vermehrte Form aufgeführt für die Bertolotti von Polentz: Gespalten und halbgeteilt, rechts blau mit einem silbernen Flügel, der mit einem roten Balken belegt ist, links oben in Gold ein schwarzer Adler, links unten in Rot ein silberner Löwe mit (zerbrochenem) Schwert.
Exlibris
von Alexander von Dachenhausen
Das von Alexander von
Dachenhausen (5.9.1848-3.11.1916) im Jahre 1902 angefertigte
"Ex Libris juris utriusque doctoris Fridericus de Haupt
camerarii regis Bavariae" ist auf hauchzartem, metallisch
silbern glänzendem Papier gedruckt. Das Künstlermonogramm
befindet sich optisch links oben vor schwarzem Hintergrund
unterhalb des ersten Randbogens. Der Schild ist innerhalb eines
goldenen Bordes blau mit einem golden gekleideten Mann in langem,
bis an die Knöchel reichendem Rock, mit einer roten Leibbinde,
mit goldenen Schuhen und mit einem goldenen, spitzen Hut, den
rechten Arm erhoben, beide Arme ohne Hände. Dazu werden zwei
Helme geführt, Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit blau-goldenen
Decken der Mann wie beschrieben zwischen einem Paar blauer
Büffelhörner, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit
schwarz-silbernen Decken ein wachsender, golden gekrönter,
silberner Schwan, der Hals an der Biegung hinten mit einem roten,
aufgeplatzten Granatapfel besteckt. Vom gleichen Künstler
existiert bereits ein weiterer Druck in dieser Sammlung für
besagten königlich-bayerischen Kämmerer Friedrich von
Haupt, ausführliche Beschreibung und Diskussion siehe
dort.
Exlibris
von Lorenz Rheude
Dieses Exlibris für
Dr. Th. Hollmann ist ein Werk von Lorenz M. Rheude
(17.12.1863-1.5.1939) aus dem Jahr 1913; das Blatt ist unten
außerhalb des durch kleine Kreise strukturierten Feldes, aber
noch innerhalb der äußersten Begrenzungslinie im Druck
monogrammiert und datiert. Das nicht in den Standardsammlungen
enthaltene Wappen ist silbern-blau geteilt mit einer grünen
Kleestaude mit drei (2:1) dreilappigen Kleeblättern, deren
gemeinsamer Stiel aus dem Mund einer liegenden, mit den Spitzen
nach oben gerichteten, gesichteten goldenen Mondsichel
hervorwächst, auf dem blau-golden-grün-silbern bewulsteten Helm
mit rechts blau-goldenen und links grün-silbernen Decken die
Figur aus dem Schild. Zu beiden Seiten des Wappens wachsen Triebe
mit Kleeblättern empor, deren Form aber von derjenigen im Wappen
abweicht, denn sie weisen jeweils eine Mittelkerbe auf und werden
als Waldkleeblätter angesprochen. Die Helmdecke ist tuchnah in
wenige große Teile geschnitten, die mittels Überhandknoten
drapiert werden.
Exlibris
von Georg Otto
Georg Otto
(6.9.1868-17.5.1939) ist der Urheber dieses im Jahr 1896
entstandenen Bücherzeichens. Ein länglich gestreckter Vierpaß
aus Astwerk umschließt das Vollwappen, das im unteren Teil von
einem Schriftband mit der Devise "Nullius servus, nullius
tyrannus" umgeben wird, Niemandes Sklave, Niemandes Tyrann.
Der Eigner wird nicht näher bezeichnet und erschließt sich
mangels Schraffuren auch nicht zwingend aus dem häufiger
vorkommenden Wappenmotiv, gespalten, rechts ein halber Adler am
Spalt, links eine halbe Lilie am Spalt, auf dem Helm ein
wachsender Adler. Hinweise zur Identität willkommen. Die vier
Zwickel des Vierpasses füllen die Bänder, mit denen die
Astwerkkreuzungen zusammengebunden sind. Insgesamt haben wir hier
ein künstlerisch herausragendes, äußerst kraftvoll gestaltetes
Blatt von großartiger Wirkung, dessen personelle Zuordnung aber
noch offen ist.
Das vorbehaltlich Tingierung gleiche Schildmotiv, aber eine andere Helmzier hat die Familie Nanne (Deutsche Wappenrolle DWR Band: LVIII Seite: 18 Nummer: 5013/45) aus Lunden, Krs. Dithmarschen: Im silbern-rot gespaltenen Schild rechts ein halber rotbewehrter schwarzer Adler, links eine halbe golden-gebundene silberne Lilie, beide Figuren am Spalt. Auf dem schwarz-silbern- rot-silbern bewulsteten Helm mit rechts schwarz-silbernen und links rot-silbernen Decken das Schildbild. Die bayerischen von Croneck (Cronegg) führen einen golden-blau gespaltenen Schild, rechts ein gekrönter schwarzer halber Adler am Spalt, links eine halbe goldene Lilie, aber das Kleinod ist ein hoher, gestulpter Hut (Siebmacher Band: Bay Seite: 30 Tafel: 27). Ohne Tinkturen und ohne Helmzier sind die motivgleichen Wappen der Greifswalder Patrizier Hilgemann (Siebmacher Band: Bg3 Seite: 7 Tafel: 7) und der Lübecker Familie Reimers (Siebmacher Band: Bg4 Seite: 65 Tafel: 75) verzeichnet. Das Hamburger Ratsgeschlecht Schiphower (Siebmacher Band: Bg3 Seite: 13 Tafel: 15) führt ein gespaltenes Wappen, rechts in Silber ein halber schwarzer Adler am Spalt, links in Rot eine halbe silberne Lilie am Spalt, aber es hat einen schwarzen Flug als Kleinod. Weitere Familien mit diesem Motiv sind die Bryske, Hoepken, Köpken, Radeloff, Reytsma, Roltman, Rostock oder Rustock, Scheel, Scheele, Schmecker (Smeker, Schmöker, Schmäcker), Smekker, Stoltenhagen, Thorissen und de Vries. Auch Kommunalwappen haben diese Motivkombination, z. B. die brandenburgische Gemeinde Wusterhausen/Dosse, gespalten von Rot und Silber, rechts ein halber silberner Adler am Spalt und links eine halbe rote Lilie, oder die brandenburgische Stadt Zehdenick, gespalten von Silber und Rot, rechts ein halber roter Adler mit goldenem Kleestengel und ebensolcher Bewehrung am Spalt, links eine halbe silberne Lilie am Spalt.
Exlibris
von Oskar Roick
Oskar Roick
(28.3.1870-11.12.1926) gestaltete dieses undatierte Exlibris für
die Familie zum Felde, aus der der Maler und Heraldiker
Eduard zum Felde stammte. Das Blatt ist im Druck optisch
rechts unten neben dem Schild signiert. Eine querrechteckige Zone
im unteren Bereich redet dem Ausleihenden ins Gewissen:
"Niemand darf mich einverleiben. Ich muß bei zum Felde
bleiben". Das Motto des Eigners schlingt sich auf einem Band
hinter dem Kopf der Helmzier entlang: "Immer treu u(nd)
ehrlich / wird nimmer gefährlich". Der Schild ist mit einem
silbernen Sparren von Rot und Blau geteilt, unten eine goldene
Sichel. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken wird eine wachsende
weibliche Figur mit blau-rot geteiltem Gewand, goldenem Kragen
und silberner Halskette getragen, die in der rechten Hand eine
goldene Sichel und in der linken drei goldene Ähren hält. Das
Wappen wurde vor 1941 in die Niedersächsische Wappenrolle unter
der Nummer 2-943 eingetragen. Eduard zum Felde wurde am
11.12.1835 in Horneburg im niedersächsischen Landkreis Stade
geboren. Er lebte bis zum 2.11.1906 und starb in Hannover. Er war
seit dem 5.2.1889 Mitglied im heraldischen Verein "Zum
Kleeblatt" und 1895 dessen stellvertretender Schriftführer.
Das kleine Schildchen heraldisch oben rechts zeigt das Symbol der Stadt Hannover, in Gold ein grünes Kleeblatt, das erst Münzzeichen war, ab 1534 im Stadtsiegel auftaucht und heute Teil des Stadtwappens ist. Dieser Wappenschild ist identisch mit dem bis 1914 geführten Wappen des heraldischen Vereins "Zum Kleeblatt". Das zweite Schildchen trägt einen aufrechten Schlüssel. Die Stadt Stade führt einen solchen in der Farbe Silber in blauem Feld, der sich von dem Schlüssel des Erzstifts, Erzbistums und Herzogtums Bremen ableitet (selbiges hat zwei schräggekreuzte silberne Schlüssel in Rot, darüber ein silbernes Kreuzchen). Stade gehörte zeitweise zu diesem, wurde dann schwedisch und gelangte schließlich zum Kurfürstentum Hannover. Horneburg war eine Befestigung des Erzbischofs von Bremen und Ort von Auseinandersetzungen des letzteren mit den Welfen (Horneburger Fehde).
Literatur,
Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm,
Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720
Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN
978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2.
Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal,
Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des
Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595
Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Grafen Götzen: https://de.wikipedia.org/wiki/Götzen_(Adelsgeschlecht)
Friedrich Wilhelm von Götzen: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_von_Götzen_der_Ältere
Manfred Neureiter, Lexikon der Exlibriskünstler, 4. Auflage,
Konstanz/Berlin 2016, ISBN 978-3-86460-394-5
van Wassenaer: https://de.wikipedia.org/wiki/Van_Wassenaer - https://nl.wikipedia.org/wiki/Van_Wassenaer
van Wassenaer: https://www.wassenaer.net/
van Heeckeren: https://nl.wikipedia.org/wiki/Van_Heeckeren
Biographien genannter Personen: https://nl.wikipedia.org/wiki/Jacob_Dirk_Carel_van_Heeckeren_van_Wassenaer
https://nl.wikipedia.org/wiki/Marie_Corn%C3%A9lie_van_Wassenaer_Obdam
https://nl.wikipedia.org/wiki/Adriana_Sophia_van_Raesfelt
https://nl.wikipedia.org/wiki/Jacob_II_van_Wassenaer_Obdam
Berliner Wappenbuch
Delden, Brunnen/Laterne: http://vanderkrogt.net/standbeelden/object.php?record=OV11ap - https://nl.wikipedia.org/wiki/Monument_Van_Heeckeren_van_Wassenaer
Delden, Wappen am Wasserturm: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ambt_Delden_-_Wapensteen_met_het_wapen_van_Rodolphe......el.jpg
Rodolphe Frédéric baron van Heeckeren van Wassenaer: http://www.wieiswieinoverijssel.nl/zoekresultaten/p2/119-dolly-van-heeckeren-van-wassenaer
Schloß Twickel: http://www.twickel.nl/CM/PAG000015480/Kasteel-en-bewoners.html
Schloß Twickel: https://nl.wikipedia.org/wiki/Twickel
Wappen der Gemeinde Wassenaer: https://nl.wikipedia.org/wiki/Wapen_van_Wassenaar
Ein herzliches Dankeschön für wertvolle Recherchen zum
vorletzten Wappen an Frhr. v. Recum.
zum Felde: Niedersächsische Wappenrolle Gesamtausgabe 1910-2012,
ISBN 978-3-00-041404-6
zum Felde: Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband H: Jürgen
Arndt: Biographisches Lexikon der Heraldiker (Anhang)
zum Felde: Kleeblatt Mitteilungen 1941, S. 14
zum Felde: Kleeblatt Mitteilungen 1897, S. 60
zum Felde: Dreßler: Kunsthandbuch, 2. Auflage 1930, S. 245
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Copyright / Urheberrecht am Text und Datenbank: Bernhard Peter
2017
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