Bernhard
Peter
Shah-i
Sinda - eine Straße voller Mausoleen in Samarqand
Shirin
Bika Aqa Mausoleum
Andere Namen: Shirin Beg Agha
Mausoleum, Shirin Biqa Aqa Mausoleum, Shirin Bika Aka Mausoleum,
im "Pander": Nr. 9 im Grundriß
Erbauungszeit 1385-1386
Dieses Mausoleum ist Teil der dichtgedrängten Baugruppe kurz
oberhalb des mittleren Torbaues, eingebaut in den engsten und
zudem gebogenen Teil der "Hauptstraße" der Nekropole.
Es wird derzeit gerade restauriert, auf dem Gerüst ergänzen die
Handwerker formgeschnittene Keramikelemente der Mosaikflächen
der durch Staub und Spritzer momentan fast unkenntlichen Fassade.
Dieses Grabmal ist ebenfalls für eine Frau errichtet worden,
für Shirin Bika Aqa, eine Schwester von Timur Lenk. Es handelt
sich um ein klassisches Einraum-Mausoleum mit großer und tiefer,
muqarnasgewölbter Portalnische. Der Grundriß des Mausoleums ist
quadratisch mit vier flachen Nischen von jeweils nur ca. 20 cm
Tiefe. Schöne konisch zulaufende Hazarbaf-Kuppel auf
sechszehneckigem Tambour über kubischem Grundkörper. Die Kuppel
ist ebenfalls eine timuridische Doppelschalenkuppel.
Bemerkenswert ist dieses Mausoleum vor allem auch wegen der
schönen Ornamente auf der Kuppel. Teile des Tambours sind schon
neu belegt; die Ornamentflächen werden als Ganzes auf ein Netz
aus Baustahl fixiert und mit etwas Abstand vom eigentlichen
Mauerwerk fixiert und mit Bindemittel hinterfüllt. Das ist
vielleicht nicht ganz das historische Vorgehen, hilft aber, daß
Spannungen im Mauerwerk nicht 1:1 an die Oberfläche
weitergegeben werden und zum Abplatzen der keramischen Elemente
führen. Auch hier ist die Schokoladenseite die Hauptfassade mit
Ranken und Arabesken, Blumen, Schriftbändern etc. in Blautönen.
Dieses Bauwerk gehört zur stilistischen Gruppe der Mausoleen mit
flächigem Dekor. Gänzlich fehlen hier die plastisch
ausgearbeiteten Fliesen, dafür handelt es sich hier um reine
flächige Mosaiktechnik, Mosaike aus passend zugeschnittenen
Elementen, d. h. aus zusammengefügten geschnittenen
Formsteinchen, überziehen die gesamte Fassadenflächen. Auch
Cuerda-seca-Technik kommt nicht vor. Die Farbigkeit ist
reichhaltig, türkisblau, dunkelblau, grün, gelb, schwarz,
weiß. Von der Formensprache ist es weitgehend floral dekoriert:
Ranken, Blumen, diverse Kartuschen, dazu zwei umlaufende
Thuluth-Schriftbänder rings um den Iwan-Ausschnitt, dazu ein
weiteres Schriftband in Ocker auf Blau über der Tür innerhalb
des Iwans. Das Stalaktitengewölbe über dem Eingang und die sich
darüber befindliche muschelförmige und gerippte Wölbung seien
besonders hervorgehoben.
Innen ist dieses Mausoleum schon perfekt restauriert, wirklich
ganz frisch, so frisch, daß es fast schon überrestauriert wirkt
und wie Vieles in der Gräberstraße nicht mehr den verwunschenen
Charme von Altertümern besitzt, in denen man sich noch ein
bißchen als Entdecker vergangener Welten fühlen kann. Auf der
anderen Seite bringt es uns wie in einer Zeitreise den Zauber und
die Pracht, die es in der Entstehungszeit gehabt haben muß. Bis
in ca. 1.80 m Höhe befinden sich ringsum wabenartige
Kachelornamente in den Farben hellblau/ultramarinblau.
Weiß-Blau-Gold ist die Farbgebung der Wände darüber.
Wunderschöne Stalaktitengewölbe befinden sich in den vier
Trompen. Unter jedem Eck befinden sich Paneele mit
pastellfarbenen Gemälden, relativ kitschig in der aufgefrischten
Farbgebung. Um den ganzen Raum zieht sich ein umlaufender
Thuluth-Fries mit weißer Schrift auf blauem Grund mit goldenen
Farbakzenten. Ein zweiter Fries befindet sich am Übergang vom
Achteck zum Sechzehneck, bei diesem Fries ist die Schrift in
Vignetten eingeteilt. Ein dritter Schriftfries ist entlang des
Fußkreises der Kuppel angebracht, wieder durchgehend. Die beiden
oberen Friese sind blau-weiß und auf arabeskem Hintergrund
geschrieben. Die von allen anderen Mausoleen abweichende
Wandgestaltung könnte sichtbarer Ausdruck eines neuen
Fangs Timurs sein der Eroberer hatte wohl
einen neuen Künstler in fernen Ländern aufgegriffen und
verschleppt. In diese Zeit paßt sein Feldzug nach Aserbaidschan
und die Eroberung von Tabriz.
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