Bernhard Peter
Shah-i Sinda - eine Straße voller Mausoleen in Samarqand

Sog. Amirzadeh Mausoleum
Andere Namen: Amir Zadeh Mausoleum, Amirzadah Mausoleum, wörtl. „Sohn des Amirs“, im "Pander" Nr. 6 im Grundriß
Erbauungszeit 1386 (eine Inschrift nennt den Shawwal 788 als Datum des Baus)
Es handelt sch um ein quadratisches Einraum-Mausoleum mit Portalnische. Wer genau hier ruht, ist unbekannt. Sicher ist nur, daß es eine hochgestellte Person und der Sohn eines Amirs war. Die Fassadengestaltung besteht aus einer Mischung verschiedener Techniken: Wir finden Cuerda-seca-Flächen, rechteckig oder sechseckig, also Fliesen mit gemeinsam gebrannten verschiedenen Farben. Ein Beispiel sind die Flächen der unteren Zone mit den geometrischen Ornamenten hexagonaler Symmetrie. Weiterhin finden wir ein breites Band mit reliefierten Rosetten mit jeweils 8 Lappen/Blättern, mit plastischem Rankenwerk gefüllt. Das selbe Band wiederholt sich oben über der Tür. Insgesamt befindet sich an diesem Mausoleum viel geometrischer Dekor. Ganz reduziert und geometrisch wirkend die umgekehrt U-förmige Zone rings um die Tür mit Kufi-Quadraten, die Texte sind minimalistisch, z. B. der Name „Muhammad“.
Kleine Anekdote: Hier erlebte ich den größten Fremdenführer-Hit: Eine englische Touristengruppe bekam von ihrer Anführerin die Fassade erläutert. Sie wies auf die mehrere Male rings um die Tür vorkommende "Swastika" als uraltes Zeichen in Asien hin, alles machte "Ah!" und "Oh!", nur.... besagte "Swastika" war der in Kufi-Schrift im Quadrat angeordnete Name des Propheten Muhammad!
Weitaus augenfälliger ist das Thuluth-Schriftband in Cuerda-seca-Technik, leider nur im unteren Teil erhalten, oben einfach durch blaue Kacheln ergänzt. Der Iwan ist nicht besonders tief, es sind nur ca. 60 cm. Oben ist eine kurze Spitztonne, die fast vollständig von einem weiteren plastischen Rosettenfries bedeckt wird. Rechts und links in der Iwan-Nische an der Seitenwand sind insgesamt je sechs Quadrate mit Kufi-Schrift, abwechselnd Sure 112 und die Shahada (La ilaha illa-llah, Muhammad rasulu-llah), letztere viermal im Quadrat angeordnet. Die Säulen rechts und links des Eingangs sind im Vergleich zu anderen Mausoleen winzig, sie haben kleine lyraförmige Kapitelle. Die dritte hauptsächliche Dekorationstechnik, geschnittenes Mosaik, fehlt am Bau gänzlich. Stark verwitterte gerippte Kuppel ohne keramischen Dekor, aber mit charakteristischen treppenstufenartigen Vorsprüngen. Das Innere ist relativ schmucklos, die anderen Außenwände ebenfalls.

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