Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 98
Bamberg: Bürgerstadt und Bischofsstadt

Curia Sancti Sebastiani, Bamberg, Obere Karolinenstraße 6

Das Gebäude in der Oberen Karolinenstraße 6 links neben der Domschule ist ein ehemaliger Domherrenhof. Der Wohnbau auf der Ostseite stammt aus dem 16.Jh., der Wohntrakt auf der Westseite mit Kapellenturm und Belvederegang wurde um 1600 errichtet, der zweigeschossige Torflügel mit Satteldach und dem gezeigten Wappen stammt aus dem Jahr 1531.

Das Wappen gehört Gottfried IV. Reichsfreiherr von Wolfstein. Er wurde am 13.4.1499 in Pyrbaum bei Neumarkt geboren und verstarb am 12.11.1576. Er war seit 1510 Domherr zu Bamberg, später auch Domscholastikus und Domkellner zu Bamberg. Er war ebenfalls seit 1509 Domherr zu Augsburg. Die Bamberger Domherrenstelle hatte er bis ca. 1541 inne; in dem nämlichen Jahr erhielt er die Propstei der Kirche St. Martin in Forchheim in der Diözese Bamberg. In Bamberg hatte er im Jahre 1527 größere Probleme, weil er wegen eines Totschlages im Bereich des Bischofshofes in Bamberg angeklagt wurde. Er wurde jedoch vom päpstlichen Gericht freigesprochen. Die Inschrift verkündet: "Gotfridus (Gottfried) von Wolfstein zu Bamberg und Auspurg (Augsburg) Thumher (Domherr) 1531".

Das zentrale Vollwappen ist das der Reichsfreiherren von Wolfstein. Dieses zeigt in Gold zwei rote, schreitende Löwen, hier gewendet. Die Stammburg der Reichsfreiherren (1522), späteren Grafen (1673) von Wolfstein liegt bei Neumarkt/Oberpfalz. Die von Wolfstein sind Nachkommen zweier Reichsministerialenfamilien, der Herren von Stein zu Hilpoltstein und der Herren von Sulzbürg. Im Jahre 1522 wurden sie wegen der freieigenen Herrschaft Ober-Sulzbürg Reichsfreiherren. Dabei zwei Wappenverbesserungen, zum einen wurde dem Wolfshals ein goldenes Halsband gegeben, wie hier zu sehen, ferner wurden die Lindenblättchen der anderen Helmzier in Kleeblätter verkehrt, wovon allerdings kein Gebrauch gemacht wurde. Im Jahre 1673 wurde Frhr. Albrecht Friedrich von Wolfstein in den Grafenstand erhoben (Herrschaften Sulzbürg und Pyrbaum). Das Geschlecht erlosch 1740. Ihr Wappen ist heute im Ortswappen von Allersberg bei Nürnberg in einem der Mauer mit Türmen aufgelegten Schildchen vertreten.

Zum Wappen der Freiherren von Wolfstein gehören zwei Helme: Helm 1 (Sulzbürg): Auf gekröntem Helm ein gekrönter goldener Löwe wachsend zwischen einem mit goldenen Lindenblättchen belegten schwarzen Adlerflug. Helm 2 (Stammhelm Wolfstein): ein roter Wolfsrumpf mit goldenem Halsband wachsend, ein schwarzes Lamm im Maule tragend. Otto Hupp bildet in seinem Münchner Kalender 1911 für das Stammwappen auf dem Helm mit silbern-roten Decken einen wachsenden silbernen Wolfsrumpf ab, ein schwarzes Lamm im Rachen tragend. Weiterhin wird das Wappen der von Wolfstein beschrieben im Siebmacher Band: BayA3 Seite: 146 Tafel: 101 und Band: BayA1 Seite: 63 Tafel: 63. Die Helmdecken sind im Siebmacher Band: BayA1 Seite: 63 Tafel: 63 schwarz-golden wie hier. Siebmacher Band: BayA3 Seite: 146 Tafel: 101 bildet das Wappen nach dem Stuttgarter Wappenbuch ab mit silbernem Wolf, gänzlich silbernen Decken und drei Löwen im Schild.

Vier Wappenschilde in den vier Ecken der Tafel bilden die Ahnenprobe. Das Wappen in der linken oberen Ecke ist ebenfalls das der Familie von Wolfstein und steht für seinen Vater, Wilhelm Reichsfreiherr von Wolfstein (1453-1518), Herr zu Obersulzbürg, und 1493 Gründer des Schlosses Pyrbaum bei Neumarkt, begraben im Frauenkloster Seligenporten bei Neumarkt, und für seinen Großvater väterlicherseits, Albrecht IV. von Wolfstein (ca. 1430/35-10.8.1470) zu Obersulzbürg, Herr zu Mühlausen bei Freystadt, Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz. Wilhelm Reichsfreiherr von Wolfstein wurde 1503 Pfleger in Hilpoltstein und ist der Stammvater aller evangelischen Freiherren und Grafen von Wolfstein nach der Reformation.

Der Wappenschild heraldisch links oben zeigt das falsch angestrichene Wappen der vom Stain zu Jettingen, einer Seitenlinie der vom Stain zu Rechtenstein. Wir sehen in Silber drei rote Wolfsangeln (Wolfsanker) übereinander, tatsächlich müßten sie schwarz in goldenem Feld sein. Die Mutter des Domherren war Margaretha vom Stain zu Jettingen, Tochter des Diepold vom Stain zu Jettingen und seiner Frau Margarete.

Heraldisch unten rechts befindet sich das Wappen der von Schaumberg (von Silber, Rot und Blau halb gespalten und geteilt, Zustand 2018 mit nachgestrichenem unteren Rand). Es steht hier für die Großmutter väterlicherseits, Kunigunde von Schaumberg. Sie hatte um 1452 Albrecht IV. von Wolfstein zu Obersulzbürg geheiratet. Das Wappen heraldisch links unten ist das der von Rechberg, hier in Silber zwei voneinander abgewandte rote Löwen mit verschlungenen Schwänzen. Das Wappen derer von Rechberg wird von einigen Linien mit goldenem Feld, von anderen mit silbernem Feld geführt. Hier steht das Wappen für die Großmutter mütterlicherseits, Margarete von Rechberg-Rothenlöwen.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung bei Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.8916046,10.8795084,19.51z - https://www.google.de/maps/@49.8916374,10.879531,98m/data=!3m1!1e3
Literatur: Eugen Schöler, Fränkische Wappen erzählen Geschichte und Geschichten. Verlag Degener 1992.
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Aschaffenburger Wappenbuch. Siebmachers Wappenbuch.
Wolfstein:
http://www.wolfsteinfreunde.de/burgruine/geschichte/
Zeittafel Burg und Familie:
http://www.wolfsteinfreunde.de/burgruine/zeittafeln/
Ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise zur Genealogie an Frau Irmgard Prommersberger, Landkreisbibliothek, Landratsamt Roth, Hilpoltstein
Otto Hupp, Münchener Kalender 1911
von Wolfstein:
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Wolfstein,_Adelsfamilie
Liste der Baudenkmäler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_Bamberg/Domberg
Photos stammen aus den Jahren 2009 und 2018

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