Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 888
Bamberg (Oberfranken)

Madlershof

Der Madlershof ist ein ehemaliger Domherrenhof in der Domstraße 11. Die im 16.-18. Jh. entstandene Anlage ist um einen Hof vierseitig geschlossen mit um 1700 entstandenen Holzarkaden zum Hof hin. Die zweigeschossigen Bauten besitzen Fachwerkobergeschosse. Im Winkel dazu steht ein einstöckiges Torgebäude mit einer zweiten Durchfahrt, das in den Garten des Anwesens Domstraße 13 führt. Wie die Wappen am Torflügel zeigen, ging der Hof durch die Hände ganz verschiedener Familien. Ein späterer Besitzer des Madlershofs war Franz Ludwig von Erthal. Er nutzte ihn jedoch kaum, und wenn er in Bamberg weilte, stieg er bei seinem Bruder Friedrich Karl von Erthal in dessen Domherrenkurie ab. Nachdem Franz Ludwig von Erthal selber zum Fürstbischof gewählt worden war, überließ er den Madlershof Franz Ludwig von Bibra.

Rechts des Torbogens befindet sich dieses Wappen der Familie von Jahrsdorf aus dem Jahre 1589. Das Wappen ist geviert von Rot und Kürsch. Kürsch wird hier durch die schuppenartig überlappenden Fellstückchen dargestellt. Helmzier ein gestulpter hoher Spitzhut, von Rot und Kürsch geviert, der Stulp von rot und Kürsch gespalten, oben mit einer hahnenfederbesteckten Kugel besetzt. Helmdecken rot-silbern. Das Vollwappen Jahrsdorf (Iarstorff) wird in den vier Ecken begleitet von vier Wappenschilden der Ahnenprobe.

Laut Inschrift handelt es sich hier um den Domherren namens Alexander von Jahrsdorf (19.10.1545-13.2.1604/1606), der im Kapitelhaus Bamberg Grab und Metallplatte (Nagelkapelle, Westwand, achtes Denkmal von Norden, mit allen vier Ahnenwappen wie hier, datiert "Obiit 4. Idus Februarij Anno M DC IV" = 11.2.1604) besitzt sowie ein Epitaph in Eichstätt.

Seine Eltern waren Hans Diepold von Jahrsdorf und Magdalena von Neipperg. Seine Großeltern väterlicherseits waren Theobald von Jahrsdorf (heraldisch rechts oben, wie das Hauptwappen) und dessen Frau Barbara vom Stain zum Rechtenstein (heraldisch rechts unten, in Gold drei schwarze Wolfsangeln bzw. Wolfsanker übereinander, die Spitzen abwärts).

Die Großeltern mütterlicherseits waren Ludwig von Neipperg (heraldisch links oben, in Rot drei (2:1) silberne Ringe) und Katharina von Stockheim (heraldisch links unten, geteilt, oben golden, unten in Schwarz ein goldenes Schräggitter). In Eichstätt gibt es im Mortuarium des Domes ein Gewölbefeld, das ebenfalls an diesen Domherrn erinert, wobei die dortige Ahnenprobe jedoch zur Hälfte unzutreffend restauriert wurde.

Alexander von Jahrsdorf wurde Domsänger und Domherr zu Augsburg, 1559 Domizellar in Würzburg, 1571 Domkapitular und Domscholaster zu Bamberg und 1573 Kanonikus in Eichstätt. Am 12.4.1580 sehen wir ihn wiederum als Domherrn in Bamberg. Die Familie hatte ihren Stammsitz in Jahrsdorf, heute ein Ortsteil der Stadt Hilpoltstein, Landkreis Roth, Mittelfranken. In Hilpoltstein existiert noch das Jahrsdorfer Haus als Stadtsitz. Später saß die Familie auf der Niederungsburg Zell, heute ebenfalls in die Stadt Hilpoltstein eingemeindet. Ab 1588 saß die Familie auch zu Oberstotzingen.

Das zweite Wappen am gleichen Anwesen links des Tores ist ein spätgotisches Redwitz-Wappen, in Blau drei silberne Balken (hier eine Trennlinie weniger), belegt mit einem roten schrägrechten Wellenbalken. Helmzier Kopf und Hals eines wachsenden roten Einhorns. Helmdecken rot-silbern.

Blick auf das gesamte Ensemble in der Domstraße 11, von links nach rechts die Wappen Redwitz, Jahrsdorf, rechts daneben die Wappen Truchsess von Pommersfelden und Rabenstein am Anwesen Domstraße 13 (siehe dort).

Literatur und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.8905889,10.8795559,20.46z - https://www.google.de/maps/@49.8905889,10.8795559,51m/data=!3m1!1e3
Eugen Schöler, Fränkische Wappen erzählen Geschichte und Geschichten. Verlag Degener 1992.
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Aschaffenburger Wappenbuch.
Siebmachers Wappenbücher.
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise zur Genealogie des Alexander von Jahrsdorf an Frau Irmgard Prommersberger, Landkreisbibliothek, Landratsamt Roth, Hilpoltstein.
Genealogie Jahrsdorf: Johann Octavian Salver, Proben des hohen Teütschen Reichs Adels, oder Sammlungen alter Denkmäler, Tabelle XIV
Jan Fuhrmann: Der Madlershof, die Baugeschichte eines Adelssitzes auf dem Bamberger Domberg, projektierte Dissertation, Bamberg.
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 48 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0004806

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