Bernhard Peter
Onomichi (Präf. Hiroshima): Saigoku-ji (Saikoku-ji)


Tempel Saigoku-ji
Der Saikoku-ji (Manizan Souji-in Saikoku-ji) liegt weit nach Norden abgesetzt in Richtung Gefängnis (Adresse: 29-27 Nishi-kubo-cho Onomichi-shi, Hiroshima-ken), am Fuß des Berges Atago, des mittleren der drei Hauptberge rings um die Altstadt. Er wurde im frühen 8. Jh. gegründet, der Überlieferung nach im Jahre 739 von Gyoki, und gehört zum Shingon-Buddhismus. Von der Grundfläche her (15700 m2) handelt es sich um den größten Tempel in der Altstadt von Onomichi. Der Name nimmt selbstbewußt Bezug auf die Größe, denn er ist auch der größte Tempel in Saigoku, also Saigoku-Tempel, Tempel der westlichen Lande, denn "sai" = Westen", "koku" = Land, Provinz, im Kontext zu "goku" abgewandelt. Dieser Tempel ist das Hauptquartier der Daigo-Schule der Shingon-Sekte, und das Hauptkultbild ist ein Yakushi Nyorai. Der Tempel gehört zu den "Onomichi-shichi-butsu-meguri", den sieben Buddhas von Onomichi (das sind, jeweils mit Hauptkultbild: Jiko-ji = Amida Nyorai = Amida Buddha, Tenne-ji = Shaka Nyorai = Buddha Shakyamuni, Senko-ji = tausendarmige Kannon = Senju Kannon Bosatsu, Taisan-ji = Dainichi Nyorai, Saigoku-ji = Yakushi Nyorai, Jodo-ji = elfköpfige Kannon = Juuichimen Kanzeon Bosatsu, Kairyu-ji = tausendarmige Kannon = Senju Kanzeon Bosatsu). Zum Tempelschatz gehören neben dem Honzon (Hauptkultbild) eine stehende Darstellung des historischen Buddha (Shaka-nyorai-ryu-zo), aufgestellt in einem goldenen Schrank mit aufklappbaren Türen, und bemalte Schiebewände (Kobayashi wasaku gahaku fusuma-e).

Der Zugang erfolgt nach einer kurzen Treppe über das größte Tempeltor in der Altstadt von Onomichi im Süden der am Hang in mehreren Ebenen gestaffelten Anlage. Es ist ein zweistöckiges Niomon, ein Tor mit Durchgang in der Mitte und zwei Seitenkompartimenten mit Tempelwächterfiguren darin. An dem Tempeltor aus Holz sind außen gigantisch überdimensionierte Sandalen (Waraji) aus Stroh befestigt. Sie messen ca. 2 m in der Höhe. Auf jeder Seite rechts und links des Durchganges sind drei Sandalen aufgehängt, eine ganz riesige zwischen zwei etwas weniger riesigen. Wenn man hier betet, wird einem sicher der weitere Fußmarsch leichter fallen, und für gesunde Beine sollte man auch hier beten. Darunter hängt noch eine Reihe normal dimensionierter Strohsandalen, mit Zetteln versehene Votivgaben. In den beiden Seitenkompartimenten hinter dem mit Strohsandalen behangenen Gitter wachen zwei Deva-Könige (Nio).

Kurz darauf kommt man rechterhand am Reinigungsbecken vorbei; der Wasserspender hat die Form einer bronzenen Lotusblüte. Die Balkenköpfe des Gebälks sind mit Wolkenmotiven beschnitzt. Dann passiert man linkerhand den Jizen-in, auf dessen Höhe eine weitere kleine Treppe den Hauptweg weiter den Hang hoch leitet. Während rechts der Kongo-in und der links daneben stehende Schrein Konpira-sha passiert werden, führt die längste aller Treppen hoch zur ersten oberen Ebene des Tempels. Linkerhand steht noch unterhalb derselben die Halle Juodo (Juuou-do) mit einem schönen filigranen Gitter in den Türen.

Auf der nächsthöheren, zweiten Ebene angekommen, sieht man rechterhand den freistehenden Glockenturm (Shoro), ganz aus Holz mit weit trapezoid ausgezogenem Basisgeschoß und großem ausladendem Irimoya-Dach, dazwischen eine zierliche Galerie, die wie ein Gürtel um die schmale Taille des eleganten Bauwerks gelegt ist. Linkerhand steht die Halle Eirei-dono (Heldenhalle). Geradeaus geht es zum Kondo (Goldene Halle = Haupthalle des Tempels), der an der linken hinteren Ecke mit einer gedeckten Treppe und anschließenden Galerie mit den Gebäuden der nächsthöheren Ebene verbunden ist. Die Haupthalle ist als wichtiges Kulturgut eingestuft. Ganz im Westen der mittleren Ebene liegen noch Shinto-Schreine, darunter der der Kamodaimyojin hinter einem Torii.

Der Besucher findet rechts des Kondo die Treppe zur dritten Ebene, die man entweder auf geradem Weg durch ein Tor mit geschweiftem Giebel (meist verschlossen) oder rechts herum über eine alternative, abknickende Treppe betritt. Die zweite Möglichkeit ist der übliche Weg für Besucher. Zwischen beiden Zugängen steht isoliert ein Gebäude mit vollständig weiß verputzten Wänden zur feuersicheren Aufbewahrung wertvoller Gegenstände. Vom geschweiften Tor aus gesehen geradeaus liegt die Halle Jibutsudo, rechts daneben führt ein Genkan ins Innere der Tempelgebäude. Vor dem Jibutsudo ist auf der linken Seite das Büro für den Devotionatienverkauf und die Gewährung von Goshuin angebaut. Im linken Teil dieser Ebene liegt der Bishamon-do, der über einen im rechten Winkel geknickten Korridor mit einer zweiten Halle mit Irimoya-Dach verbunden ist, vor der eine große Bronzestatue eines Fudo Myo-o mit zwei Begleitern steht (Seido dai fudo-myo-o, Seidou = Bronze dai = groß fudou-myou-ou = Mantra-König Fudo). Schwert und Flammen-Aureole sind typisch für diese Figur. Hinter der letztgenannten Halle steht eine Daishido, eine Halle, in der ein Meister, ein großer religiöser Lehrer verehrt wird. Dahinter steht im Eck noch ein Mirokudo, eine Halle, in der Miroku (Buddha Maitreya) verehrt wird, der Buddha der Zukunft und kommende Weltlehrer.

Neben dem Bishamon-do geht es unter dem Korridor hindurch und zwei weitere Treppen noch weiter den Hang hinauf an einer Jizo-Halle und am Friedhofsbereich vorbei und dann an einer Weggabelung nach rechts zur ganz oben stehenden, dreistöckigen Pagode (Sanjunoto, san = drei, juu = Etagen, no = Genitivpartikel, tou = Turm). Der Weg dahin ist frei zugänglich, die Plattform der Pagode nicht. Die Pagode mit zinnoberrot gestrichenen Holzelementen ist als wichtiges Kulturgut eingestuft. Sie soll angeblich vom sechsten Ashikaga Shogun gestiftet worden sein, Ashikaga Yoshinori.

Im Saikoku-ji findet am 8. Januar ein Feuerritual (Saito goma) statt, bei dem in einer Goma-Zeremonie Zedernholzstäbe verbrannt werden und anschließend ein Feuerlauf stattfindet. Gegen eine Gebühr von 1500 Yen kann man selbst daran teilnehmen.

Der Saigoku-ji ist eine Sonderstation auf dem Chugoku-Kannon-Pilgerweg (Chugoku Sanjusan Kannon Reijo), der insgesamt 33 Kannon-Tempel in der Region Chugoku miteinander verbindet. Tatsächlich sind es jedoch auf dem Chuugoku-Kannon-Pilgerweg 37 zu besuchende Tempel, wobei nur 33 als offizielle Stationen gelten, die anderen vier als Sonder-Stopps und Extras "mitgenommen" werden. Der Pilgerpfad ist relativ neu; die Route wurde erst 1981 festgelegt. In der üblichen Reihenfolge besucht man diesen Tempel nach dem Jodo-ji (9. Station). Danach pilgert man weiter zum Senko-ji (10. Station), ebenfalls in Onomichi.

 

Abb. links: erstes Goshuin des Saikoku-ji in Onomichi (Präfektur Hiroshima), rechte Spalte unten: Datum: 1.9.2019. Abb. rechts: zweites Goshuin des Saikoku-ji, rechte Spalte unten: Datum: 1.9.2019.

 

Abb. links: drittes Goshuin des Saikoku-ji in Onomichi (Präfektur Hiroshima), rechte Spalte unten: Datum: 1.9.2019. Abb. rechts: viertes Goshuin des Saikoku-ji, linke Spalte oben: Datum: 1.9.2019.


Saigoku-ji (Saikoku-ji), Niomon

Saigoku-ji (Saikoku-ji), Niomon

überdimensionierte Waraji am Niomon, rechte Seite

überdimensionierte Waraji am Niomon, linke Seite

normale Waraji am Niomon

normale Waraji am Niomon, andere Seite

Senjafuda am Niomon

Senjafuda am Niomon

Senjafuda am Niomon

 

eine der Wächterfiguren am Niomon, linkes Kompartiment

 

die andere Wächterfigur am Niomon, rechtes Kompartiment

Saigoku-ji (Saikoku-ji), Chozubashi

Saigoku-ji (Saikoku-ji), Chozubashi, Form eine Lotus-Blüte

Saigoku-ji (Saikoku-ji), Chozusha, Gebälk

Saigoku-ji (Saikoku-ji), Subtempel Jizen-in, vom Hauptweg aus gesehen

Saigoku-ji (Saikoku-ji), Subtempel Jizen-in

Saigoku-ji (Saikoku-ji), Juodo

Saigoku-ji (Saikoku-ji), Juodo

2. Ebene, erstes Gebäude linkerhand vom Aufgang

2. Ebene, erstes Gebäude linkerhand vom Aufgang

2. Ebene, Shinto-Schrein linkerhand am Waldrand

2. Ebene, Shinto-Schrein linkerhand am Waldrand, Kamodaimyojin

2. Ebene, Kondo

2. Ebene, Kondo

2. Ebene, Kondo

2. Ebene, Aufgang vom Kondo zur 3. Ebene

2. Ebene, Glockenturm (Shoro)

2. Ebene, Glockenturm (Shoro), konstruktive Details

2. Ebene, Glockenturm (Shoro), konstruktive Details mit Schlagbalken

2. Ebene, Glockenturm (Shoro), Blick von der 3. Ebene

Blick von der 3. Ebene auf die 2. Ebene mit Glockenturm links und Kondo rechts

3. Ebene, Wohntrakte rechts

3. Ebene, Wohntrakte rechts

3. Ebene, Blick von Südosten über die ganze Terrasse

3. Ebene, Jibutsudo

3. Ebene, links Bishamondo

3. Ebene, zwischen Bishamondo links und Jibutsuden rechts

rechts Tempelbüro mit Devotionalienverkauf und Goshuin-Anfertigung

3. Ebene, Blick nach Westen, rechts der bronzene Fudo

3. Ebene, Blick von Südosten, rechts der bronzene Fudo

 

Saigoku-ji (Saikoku-ji), Seido dai fudo-myo-o

3. Ebene, Halle am Westrand der Terrasse, Nordostecke

4. Ebene, Pagode


Literatur, Links und Quellen:
Saigoku-ji auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@34.4156424,133.2030411,20z - https://www.google.com/maps/@34.4158444,133.2030459,180m/data=!3m1!1e3?hl=de
Saigoku-ji:
http://nihonisan-onomichi.jp/en/portrait/03_saikokuji_three_storied.php
Saigoku-ji:
http://www.saikokuji.jp/
Chugoku-Kannon-Pilgerweg: https://en.wikipedia.org/wiki/Ch%C5%ABgoku_33_Kannon_Pilgrimage
Chugoku-Kannon-Pilgerweg:
http://www.kannon.org/
Karte:
https://tools.wmflabs.org/wp-world/googlmaps-proxy.php?page=https:%2F%2Ftools.wmflabs.org%2Fkmlexport%3Farticle%3DCh%25C5%25ABgoku_33_Kannon_Pilgrimage&output=classic
Pilgerschaft in Japan:
http://www.onmarkproductions.com/html/pilgrimages-pilgrims-japan.html
Pilgerwege in Japan:
http://www.onmarkproductions.com/html/holy-mountains-sacred-shrines.html
Kannon:
http://www.onmarkproductions.com/html/kannon.shtml
Blog Hinomaple:
https://blog.hinomaple.com/2017/04/24/saikokuji-onomichi/
Saigoku-ji:
https://www.ononavi.jp/sightseeing/temple/detail.html?detail_id=19
Shichibutsu-Route:
https://shichibutsu.jp/about/
Saigoku-ji:
https://shichibutsu.jp/temple/saikokuji.php


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