Bernhard Peter
Heraldik: Quellen, Literatur und Links

Rezensionen:

Ottfried Neubecker, Grosses Wappen-Bilder-Lexikon der bürgerlichen Geschlechter Deutschlands, Österreichs und der Schweiz
Battenberg Verlag in der H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH Regenstauf, 3. Auflage, 2008, ISBN 978-3-86646-038-6, 1147 S.

Das große Problem der Heraldiker ist die Suche. Suche nach Namen - da sind wir bestens versorgt, jeder Siebmacher-Nachdruck hat allein 1-5 Namens-Register. Für den gesamten Siebmacher gibt es den Jäger-Sunstenau. Das weit größere Problem aber ist die Motiv-Suche. Das Württembergische Wappenbuch hat eines, der Gruber hat eines für den Rhein-Moselraum, der Loutsch hat eines, im Schöler sind die Abbildungen nach Motiven geordnet etc., der Siebmacher hat es nicht, die Deutsche Wappenrolle hat es nicht. Fazit: einige wenige Bücher besitzen diese hilfreiche Funktion. Von daher ist es sehr zu begrüßen, wenn ein weiteres systematisch geordnetes Buch die Zuordnung unbekannter Wappen nach einem Motivschlüssel erlaubt. Allerdings umfaßt das Buch - vor Illusionen sei daher gewarnt - nur die bürgerlichen Bände Siebmacher. Nicht den Adel. Dann hätte es wohl kaum nur zwischen zwei Buchdeckel gepaßt, auch wenn es so schon gewichtige 1147 Seiten sind, davon 1080 Wappenseiten und 66 Seiten Namensregister. Für die Zuordnung unbekannter Wappen an Gebäuden, Burgen, Schlössern, Epitaphien, Urkunden etc. nützt das Buch also - leider in der Regel nichts, weil hier eher der lokale Adel repräsentiert ist und weniger das Bürgertum. O.k., es sind auch viele Wappen herrschaftlicher Familien in die bürgerlichen Bände gerutscht, warum auch immer, doch im wesentlichen handelt es sich kaum um die schlösserbauenden Familien. Der Nutzen des Buches liegt ganz klar in der Erschließung bürgerlicher Wappen über ihre Motive, in einer Übersicht, wenn man die Häufigkeit von Motiven abschätzen will oder wenn man Darstellungen bestimmter Motive suchen und vergleichen will. Ein Vorteil ist, daß in diesem Band alle die bürgerlichen Wappen in Abbildung enthalten sind, die auch in den derzeit vergriffenen Nachdrucken wären, denn im Degener Verlag sind derzeit nur die Nachdrucke 1, 4 und 5 zu haben, nicht aber 2 und 3. Nachteil ist, daß der Besitz des Großen Wappenbilderlexikons nicht vom Besitz der 5 Bände Nachdrucke bzw. 15 Bände nach altem Zuschnitt entbindet, weil der Text komplett fehlt. Wenn man also ein Motiv sucht und ein passendes Bild gefunden hat, muß man zwecks Text dazu immer noch in die Siebmacher-Bände gehen. Fazit: Eine wertvolle Hilfe für den bürgerlichen Bereich und nicht zuletzt für die tägliche Arbeit des Heraldikers bei an ihn herangetragene Bitten zur Identifizierung unbekannter Wappen aus Bürgerhand, aber für Heraldik an Burgen und Schlössern nur von eingeschränktem Nutzen, zudem nur in Kombination mit den Siebmacher-Bänden sinnvoll nutzbar. Den Traum jedes Heraldikers, einen kompletten Motivindex, gibt es nicht.

J. Siebmachers Grosses Wappenbuch Band E. Württembergisches Adels- und Wappenbuch.
Im Auftrage des Württembergischen Altertumsvereins begonnen von Otto v. Alberti, Bauer & Raspe 1975 (Reprint)

Allein der erste - physikalische Eindruck: Ein Schwergewicht. Übliches Format der Siebmacher-Bände, mehr als doppelt so dick wie der Siebmacher Württemberg, 1234 Seiten insgesamt. Da biegen sich die Regalböden. Auch inhaltlich ein Schwergewicht: 4132 Wappen. Große Vorteile: Der Gesamtband ist alphabetisch geordnet, man hat nicht drei Alphabete wie im normalen Siebmacher Nachdruck Band Württemberg. Am Ende befinden sich 122 S. Figurenverzeichnis, eine Art Bestimmungsschlüssel, etwas, das der Siebmacher Württemberg nicht zu bieten hat. Beschreibende Angaben zu jedem Eintrag sind vorhanden, meist etwas ausführlicher als im Siebmacher Württemberg, insbesondere die Quellenangaben zu den Einzeleinträgen. Siegelsammlung am Anfang. Die Text-Einträge legen den Schwerpunkt auf geschichtliche und genealogische Angaben und werden den Abbildungen aus dem Siebmacher und anderen Quellen gegenübergestellt, wobei sich die Farbigkeit durch die Schraffur ergibt, weshalb standardmäßig auf eine Blasonierung verzichtet wird. Nur in Ausnahmefällen werden erklärungsbedürftige Motive kommentiert. Fazit: Wer im Raum Baden-Württemberg unterwegs ist, dem nützt dieses nur noch antiquarisch zu erhaltende Buch fast mehr als der "normale" Siebmacher Württemberg.

Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803
hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9

Den Leser dieses Standardwerkes zur kirchlichen Heraldik, die uns mit die schönsten plastischen Darstellungen von Wappen an unseren historischen Gebäuden beschert hat, erwarten schöne Darstellungen, großformatige Neuaufrisse der Schildbilder, 1 Seite = 1 Wappen, die Einzelteile auch sehr komplexer Habsburger Wappen etc. sind gut und offensichtlich korrekt zugeordnet. Das Buch schließt auch eher seltene Darstellungen ein wie Brixen, Brünn, Budweis, Ermland, Sitten, Trient etc. Die Zeichnungen von Heribert Staufer sind durchweg zeichnerisch hohe Qualität. Ziel des Buches ist gerade die zeichnerische Definition der Wappen unter Vermeidung der Abbildung von zeitgenössischen Darstellungen, dadurch Befreiung von allen Besonderheiten des gewachsenen Kontextes. In seiner thematischen Geschlossenheit und konsequenten Aufarbeitung hat das Buch das Zeug zum Standardwerk. Insbesondere wurde jedes Bistum für sich geschlossen abgearbeitet, so daß auch die Ämter-Sammler unter den Kirchenfürsten in jedem Bistum vertreten sind und nicht mühsam woanders gesucht werden müssen. Dieses mehrfache Auftreten einiger Personen macht das Buch zwar dicker, aber besser. Einige Wünsche bleiben allerdings noch offen: Leider behandelt es die Thematik erst ab 1648, die ganzen frühen Bischöfe fehlen also, aber das hätte den Rahmen des ohnehin dicken und schweren Wälzers sicherlich gesprengt und wäre durchaus Thema für einen zweiten Band. Das Buch berücksichtigt ferner nicht die erhebliche Variationsbreite der Darstellungen und die heraldischen Veränderungen im Leben eines Bischofs, wenn andere Würden kommen und verschwinden, denn häufig sammelten die Personen mehrere kirchliche Ämter, so daß ihre Wappen zu verschiedenen Zeiten auch verschieden aussahen, allenfalls findet sich ein Hinweis unter den Anmerkungen. Das Buch basiert sehr stark auf Siegel- und Münz-Nachweisen und gibt nur wenige Architektur-Nachweisstellen, was aber gerade für den aufmerksamen Besucher alter Bischofsstädte und anderen Orten ihres Wirkens interessant wäre. Vom großzügigen Platzkonzept her wäre die Nennung von Fundstellen an Gebäuden in größerem Umfange absolut machbar gewesen. Die Bereisung der entsprechenden Gebiete wäre wünschenswert gewesen. Weitergehende Lebenslauf-Daten der Bischöfe findet man nicht, das ist ein separates Werk des selben Herausgebers. Bei den Lebenslaufdaten muß leider angemerkt werden, daß der Herausgeber eine spezielle Sicht der Regierungsdaten der einzelnen Bischöfe hat, die er wohlbegründet auch in seinen anderen Büchern verwendet, die aber mitunter mit den im deutschen Sprachraum gängigen geschichtlichen Daten nicht übereinstimmt. So darf es grundsätzlich nicht verwundern, abweichende Daten für den Regierungsantritt zu finden, das ist eine Definitionsfrage, deren sophistische Begründung aber eigentlich für den Leser weniger interessant ist, vielmehr ist er durch abweichende Daten verwirrt. Das hätte nicht sein müssen, paßt aber zu anderen Werken des gleichen Herausgebers. Einzelne Bischöfe fehlen (Bsp.: Würzburg / v. Wernau). Ärgerlich ist ein Umstand, der erst nach genauerem Hinsehen bei Bistümern wie Osnabrück auffällt, daß nur die katholischen Bischöfe berücksichtigt wurden, obwohl katholische und protestantische Fürstbischöfe in Osnabrück abwechselten, ein Kuriosum als Ergebnis des Westfälischen Friedens. Es ist nur durch die Stellung des Herausgebers in der katholischen Kirche zu erklären, daß gleicherweise das Fürstbistum Lübeck, von protestantischen Fürsten regiert, komplett unterschlagen wurde. Als Autor sollte man aber vielleicht doch die Größe besitzen, auf diese einzugehen, zumal der Titel des Buches keine Einschränkung auf katholische Hochstifte beinhaltet. Auf Oberwappen wird nicht näher eingegangen, daher würde das Buch besser heißen "Schildbilder der katholischen Hochstifte, Bischöfe und Diözesanbischöfe". Einen besseren Eindruck würde das Buch machen, wenn man den Unterschied zwischen "das Schild" und "der Schild" kennte, ein unnötiges Ärgernis bei dem sonst wissenschaftlich äußerst hochwertigen Inhalt. Einige Tingierungen beruhen wohl auf einer abweichenden Quelle und stehen dadurch in Widerspruch zu vielen anderen Belegen (Bsp. Breslau). Manchmal ist auch die Realität nicht so einfach und eindeutig wie in dem Buch suggeriert, und bei manchen differenzierter zu betrachtenden Phänomenen entscheidet man sich für eine Standard-Lösung ohne Diskussion der durchaus gegebenen Variabilität (Paderborn z. B.). Dennoch ist es dem Herausgeber gelungen, vielleicht gerade durch mutige Beschränkung auf standardisierte Einträge ein Standardwerk im Rahmen der Machbarkeit zu schaffen. Gerade wer als Vergleichswerk den Band Siebmacher Bistümer heranzieht, merkt den Quantensprung in Richtigkeit, Wissenschaftlichkeit und Vollständigkeit im Rahmen des gewählten Zeitraumes. Wir hoffen auf einen Nachfolgeband über den Zeitraum bis 1648.

Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
Publications Nationales Du Ministère des Arts et des Sciences, Imprimerie Saint-Paul, Société Anonyme, Luxembourg

Ein kleines Großherzogtum im Herzen Europas wird durch eines der dicksten Bücher der Heraldik dargestellt, was nur vor dem Hintergrund der engsten Verflechtungen mit Nachbarregionen logisch erscheint. Luxemburg ist ein Gebiet komplexer und unruhiger Geschichte, eingebunden in das Spiel der Mächte Frankreich, Spanien, Österreich und des Reiches, eingebunden in die Glaubens- und Selbständigkeitskriege, von immer neuen Heeren durchzogen. Familien aus praktisch allen angrenzenden Regionen prägten die Geschichte des Landes. Eine hochkomplexe Aufgabe, die Dr. Jean-Claude Loutsch, de l'Académie Internationale d'Héraldique, Membre correspondant de la Section Historique de l'Institut Grand-Ducal, mit der Präsentation dieses Werkes meisterhaft in kaum zu fassender Vollständigkeit gelöst hat. Von den alten Herzögen von Luxemburg aus dem Hause Limburg, den Souveränen aus den Häusern Burgund, Österreich-Habsburg-Spanien, Frankreich-Bourbon-Spanien, Österreich bis hin zum Haus Nassau/Nassau-Oranien spannt sich der Bogen im 63 starken ersten Teil des Buches, dem ein kurzer Abschnitt über die Frauen der Souveräne, die Cadets und die Bastarde und ihre Heraldik folgt. Der zweite Abschnitt ist den Gouverneuren von Luxemburg aus den verschiedensten Familien gewidmet, 56 S. stark. Der dritte Abschnitt ist der Hauptteil, den luxemburgischen Familien gewidmet. 658 Seiten stark ist diese alphabetisch geordnete Sammlung von Familienwappen, wobei jeweils 4-6 Wappen pro Seite besprochen werden, eine der umfangreichsten heraldischen Sammlungen der Region, wobei die dargestellten Familien meist nicht nur für Luxemburg von Bedeutung waren, sondern ebenso für die angrenzenden Gebiete, Moseltal, Eifel, Hunsrück, Belgien, Lothringen, Frankreich. Dadurch ergibt sich die überregionale Bedeutung dieses Wappenwerks, das bei weitem nicht nur für Luxemburg interessant ist. Für Luxemburg gibt es zwar auch einen entsprechenden Band des Siebmacherschen Wappenwerkes, der kann es jedoch hinsichtlich Vollständigkeit und Richtigkeit nicht mit dem Loutsch aufnehmen, ihn aber sinnvoll ergänzen. Den Abschluß des Werkes bildet ein 28 Seiten starker Motiv-Index, auch dies etwas, das der kleine Siebmacher-Band nicht bietet. Die Einträge sind mit einer exakten Kontur-Darstellung des Schildes aus der Hand des Autors versehen, also ohne Oberwappen (im Vergleich bietet der Siebmacher eine Darstellung der Vollwappen). Der Text der Einträge umfaßt natürlich den vollständigen Blason auch des Oberwappens, gefolgt von ggf. notwendiger Diskussion von Varianten, abgeschlossen durch genealogische Angaben. Aufgelockert wird dieses Buch durch ganzseitige Abbildungen historischer bauplastischer Wappendarstellungen, illustrierter Ahnentafeln etc. Dieses vergriffene, nur noch bei viel Glück antiquarisch erhältliche Buch ist das Standardwerk einer im Siebmacherschen Wappenwerk etwas vernachlässigten Region im Herzen Europas mit großer Relevanz auch für die angrenzenden, z. B. rheinland-pfälzischen Gebiete. Eine sinnvolle und praktische Ergänzung für die Übersetzung der spezielleren Ausdrücke in den Blasonierungen ist die im Degener Verlag vom HEROLD herausgegebene Wappenbilderordnung, Symbolorum armoralium ordo, bearbeitet von Jürgen Arndt und Werner Seeger, Skizzen von Lothar Müller-Westphal, 2. Auflage 1996, Band 1 (Bilderteil) und 2 (Synonymverzeichnis).

Emmanuel de Boos, Dictionnaire du Blason
Editions du léopard d'or, Paris, 2001, ISBN 2-83377-170-1

Der Heraldik-Interessierte wird mit zwei grundsätzlich unterschiedlichen Blasonierungssystemen konfrontiert, dem deutschen einerseits, und den sehr ähnlichen französischen und englischen Systemen andererseits. Beide letztgenannten folgen einem strengen Formalismus, den es im Deutschen nie gab. Für uns, die wir die Freiheit des gewählten Wortes innerhalb der Forderungen nach Präzision, Eindeutigkeit und Kürze gewohnt sind, ist es oft schwierig, sich in die andere Welt stärker formalisierter Blasons einzuarbeiten. Eine große Hilfe ist da sicherlich die Wappenbilderordnung, in Band 1 sind die Abbildungen dreisprachig beschriftet, in Band 2 haben wir ein ausgiebiges Register üblicher Blasonierungsvokabeln in den gängigen Sprachen. Doch diese Bände stoßen an ihre Grenzen, weil sie nicht von Muttersprachlern verfaßt sind und daher auch Vokabeln enthalten, die bei Nachfrage in Frankreich unbekannt sind, so z. B. die Unterscheidung "semé" und "semé ancien" - letztere Wortschöpfung ist in Frankreich unbekannt. Ferner geht sie nicht auf den Sprachformalismus ein, auf die Blason-Grammatik. Also muß Originalliteratur aus Frankreich her! Von den beiden ernsthaft zur Wahl stehenden Büchern, dem von Emmanuel de Boos (Dictionnaire du Blason), und dem von Jan van Helmont (Dictionnaire de Renesse), soll hier das erstere besprochen werden, das letzteres in den Schatten stellt. Das Buch ist dreigeteilt: Im ersten Teil (144 S.) finden wir ein Lexikon gebräuchlicher heraldischer Begriffe (132 S.) von "abaissé" bis "voûté", wobei zu jedem Begriff die Synonyme in den Sprachen Italienisch, Englisch und Deutsch, manchmal auch spanisch gegeben werden, gefolgt von einer Definition. Dabei wird im Geiste klarer Heraldik und präziser Beschreibung stets herausgearbeitet, was nützlich und überflüssig, was traditionell und was modern ist bei den Formulierungen. Zuletzt werden zu jedem Begriff Verweise auf die fortlaufend durchnummerierten Abbildungen des zweiten Teiles gegeben. Ein kurzer Abschnitt "Grenier" (12 S.) widmet sich den nicht mehr gebräuchlichen Begriffen, von "accoté" bis "zulte", was das Verstehen älterer Texte ermöglicht. Der Hauptteil ist der Abbildungsteil. Die fortlaufend nummerierten Abbildungen (schwarz-weiß-Zeichnungen) werden auf einer Doppelseite stets den vollständigen Blasonierungen gegenübergestellt, so daß man daran nicht nur die Vokabeln, sondern auch die Struktur der französischen Blasonierungskunst nachvollziehen kann. Alle diese 1132 Beispiele sind historischen Wappenbüchern, Wappenrollen und anderen Primärquellen entnommen und keine Phantasieprodukte. Jeder einzelnen Zeichnung liegt eine historische Dokumentation zugrunde, und am Ende der Blasonierung wird die entsprechende Quelle als Beispiel angegeben, darunter klingende Namen wie Bruderschaftsbücher vom Arlberg, Balduineum, Camden Roll, die Richental-Chronik des Konzils zu Konstanz, Grünenberg, Ingeram, Lalaing, Gelre, u.v.a.m. - das Who's who der historischen europäischen Wappendokumentation, deren Liste dem Abschnitt vorangestellt ist. Der dritte Teil des Buches ist ein Begriffsregister, zuerst ein Verzeichnis aller in den Blasonierungen des zweiten Teiles vorkommenden Vokabeln mit Verweisen auf diese, gefolgt von einer Liste aller zu den 16 Farbtafeln gehörenden Blasonierungen mit Farbabbildungen exzellenter Primärquellen, dann schließlich folgen Übersetzungsregister heraldischer Begriffe aus dem Deutschen, Englischen, Italienischen und Spanischen ins Französische, abschließend eine Bibliographie. Ein gewaltiges Programm für ein Paperback-Werk, das trotz allem handlich und überschaubar bleibt. Der Nutzen ergibt sich vor allem aus dem je nach Teil ganz unterschiedlich gestalteten Zugriffsweg auf das gleiche Wissen, das zentral im Abbildungsteil geboten wird. So wird das Buch gleichzeitig zum Nachschlagewerk für Fachbegriffe, zum Übersetzungslexikon, zur Suchhilfe für Beispiele und zum Spiegel des historisch verwendeten Motivprogramms quer durch die einschlägigen alten Wappensammlungen. Insbesondere der konsequente Bezug auf historische Dokumente stattet diese Motivsammlung mit einer sehr hohen Authentizität aus. Das Buch ist eher ein äußerst nützliches Buch als ein opulentes Buch, so sind auch die Farbabbildungen auf 16 Tafeln beschränkt, die aber auch in einem eigenen Teil konsequent durchblasoniert werden. Das Werk ist auch primär kein Lehrbuch für korrekte Blason-Grammatik, die wird man sich durch Studieren der blasonierten Beispiele selbst erarbeiten, wobei das gebotene Material reichlich ist. Fazit: Ein absolut lohnenswertes Buch für den Heraldiker, der sich mit Wappen aus dem französischsprachigen Raum beschäftigt, das in seiner kompakten Art und nützlichen Strukturierung zwar prinzipiell vergleichbar der hierzulande verbreiteten Wappenbilderordnung ist, aber den unschlagbaren Vorteil eines originalsprachlichen Werkes hat. Dieses Buch schafft den Spagat zwischen theoretischer, normativer Heraldik einerseits und historisch überlieferter, praktischer, beschreibender Heraldik andererseits. Und es schafft in seiner vielfältigen Vernetzung gängiger europäischer Sprachen ein Bewußtsein, wie sehr die Heraldik die erste gemeinsame europäische Sprache überhaupt war.

Vaclav Vok Filip: Einführung in die Heraldik
Steiner Verlag 2000, ISBN 3-515-07559-3

Als Teil einer Reihe "Historische Grundwissenschaften in Einzeldarstellungen" verspricht Filip eine "Einführung in die Heraldik". Das Buch ist in 11 Abschnitte eingeteilt. Zwei sehr verwandte Kapitel, das eine über Entwicklung und Grundregeln der Heraldik, das andere über die Gestaltung der unterschiedlichen Wappenbestandteile, werden durch ein Kapitel über das Heroldswesen auseinandergerissen. Heroldswesen und Geschichte der Heraldik hätten zusammengepaßt, und Grundregeln der Heraldik und Gestaltung der Einzelteile hätten auch ein schönes gemeinsames Kapitel ergeben. So trägt die unlogische Struktur nicht zur Übersichtlichkeit bei. Interessant ist der Blick auf Besonderheiten der einzelnen Länder und Institutionen, im Abschnitt 4 werden die heraldischen Gepflogenheiten in West- und Nordeuropa, in Spanien und Italien, in Osteuropa, die napoleonische Heraldik und die kirchliche Heraldik angerissen. Diese Aufteilung entbehrt der klaren Struktur, denn napoleonische Heraldik ist z. B. eigentlich westeuropäische Heraldik, kirchliche Heraldik wird offensichtlich mit Heraldik der katholischen Kirche gleichgesetzt. Dieses riesige Gebiet, die europäische Heraldik und die institutionelle Heraldik auf 9 Seiten, abzüglich Bilder und Anmerkungen fünf Seiten abzuhandeln, ist schon sehr oberflächlich zu nennen. Es folgen kleinere Kapitel über Wappenrecht, Nebengebiete der Heraldik, Wappenschwindel, schließlich Anhänge und Bibliographie. Ein siebenseitiges Glossar und ein Inhaltsverzeichnis schließen das Buch ab. Sämtliche Abbildungen sind schwarz-weiß bis auf eine einzige in Farbe, die als zusammenhangsloser Aufmacher dem Vorwort gegenübersteht. Ein Buch, das auf 100 Seiten die Heraldik mit all ihren Facetten europaweit abdecken will, muß naturgemäß in den einzelnen Kapiteln inhaltlich dünn sein, zumal weite Teile einer Seite jeweils von Anmerkungen aufgefressen werden. Das Buch nennt sich "Einführung", der fachliche Inhalt entspricht dieser Erwartung in dem Sinne, daß der fortgeschrittene Leser zu Recht mehr verlangt. Andererseits ist das zwar durchaus wissenschaftliche Anmerkungs- und Hinweise-Wesen in einem Anfängerwerk deplaciert und trägt eher zur Verwirrung als zur Klärung bei. Der Fachmann freut sich über die vielen Hinweise und Literaturstellen, diese Genauigkeit der Nachweise ist absolut lobenswert, aber dem steht kein entsprechender textlicher Inhalt gegenüber, der zu dieser wissenschaftlichen Durchdringung des Werkes paßt: Eine perfekte Bibliographie (allein 20 Seiten) zu einem dünn bleibendem Text, findet der Fortgeschrittene. Der Anfänger wiederum freut sich über den Text, der einen guten Einstieg unter Weglassung aller komplizierenden Details ermöglichen könnte, würde dieser nicht durch die immer wieder bis zu einem Drittel oder bis zur Hälfte der Seite reichenden Anmerkungen überflüssig verkompliziert werden, was ein Anfänger ganz gewiß nicht braucht. Ein besonders krasses Beispiel: Das Kapitel "Der Inhalt des Schildes" beginnt unter der Überschrift mit einem Quellenverzeichnis, das sogar in kleinerem Druck 13x länger ist als die zwei folgenden, kurzen, inhaltlichen Sätze. Desgleichen sollte sich ein Buch in deutscher Sprache für den deutschen Markt auf deutsche Blasonierungsgepflogenheiten besinnen und nicht diesen unangemessenen Mischmasch aus englischen und deutschen Gepflogenheiten wie besonders augenfällig im Kapitel über die Entwicklung des Wappens Friedrichs von der Pfalz verwenden, auch dies ein Punkt, den der Fachmann zu bewerten weiß, der Anfänger nicht. Auch die komplette Entwicklung der Pfälzer Wappen mit all ihren Varianten und Formen auf einer Doppelseite mit genau zwei Abbildungen abzuhandeln, ist nicht eine einführungsgerechte Vereinfachung, sondern entweder zu wenig oder zu viel. Desgleichen wird die gesamte Wappengeschichte des spanischen Königshauses auf eine Doppelseite reduziert. Auffallend ist die bei Spanien reine Schwarz-weiß-Darstellung ohne Schraffuren für die Farben, bei dem Kapitel über die Pfalz sogar eine Mischung: Der größte Teil ist schwarz-weiß, und einige wenige Details sind korrekt schraffiert, inakzeptabel in einem Buch über eine Hilfswissenschaft, in der Farbe bedeutungstragend und damit ein integraler Bestandteil ist, zudem in einem Buch, das ein eigenes Kapitel über korrektes Schraffieren beinhaltet. Im übrigen Rest des Buches werden Schwarz-weiß-Darstellungen gezeigt, die bis auf inkonsequente Ausnahmen ohne jede Schraffur sind und mit den Farbangaben in der Blasonierung der Bildunterschrift kontrastieren. Ein weiteres typisches Beispiel für Redundanz in der Beschränkung ist der Anhang Nr. 8, Ernennung eines Wappenkönigs - für den Anfänger ist eine komplette Seite in Latein vollkommen nutzlos, zumal er es wahrscheinlich gar nicht ausreichend beherrschen wird, für den Forscher ist es zu wenig. Was will ferner ein Anfänger mit einem vierseitigen "Index der Autoren" anfangen? Einer der Grundsätze guter Heraldik lautet: Weniger ist mehr - hätte sich Filip daran gehalten, wäre das Buch vielleicht eine bessere "Einführung" geworden. Mein Fazit: Eine Mischung aus Oberflächlichkeit und Tiefgang, aus Enttäuschung und Fundgrube, irgendwo hängt dieses Buch zwischen zwei ganz verschiedenen Zielgruppen und wird letztendlich keiner gerecht, es ist für beide gleichermaßen gering geeignet.

Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel
Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.

Dieses Buch schließt eine Lücke: Die Täler von Mittelrhein und Mosel, voller Burgen und ritterlicher Geschichte, eine Region mit gleich drei wichtigen Bistümern, Trier, Mainz und Köln, sind in der heraldischen Literatur bislang unterrepräsentiert. In Siebmachers Wappenwerk muß man sich die benötigten Informationen aus den Bänden über die Nachbarregionen zusammensuchen, Nassau, Hessen, Luxemburg; der Loutsch bietet, obwohl Luxemburg schwerpunktmäßig darstellend, grenzüberschreitend relevante Informationen. Einzig der Gruber war bislang das Standardwerk für Rheinland-Pfalz, mit schwarzweiß-Abb. Als die großen regionalen Wappensammlungen für Deutschland zusammengetragen wurden, waren die beiden Flußtäler mit ihrem reichen heraldischen Erbe an Burgen und Schlössern nicht Gegenstand einer ihnen gewidmeten eigenen Publikation, sehr zu Unrecht, ist es doch eine eigenständige und einzigartige heraldische Kulturlandschaft. Deshalb heißen wir mit diesem Buch eine langersehnte regionale Darstellung willkommen. Für dieses Buch wurden alle bislang in der Literatur beschriebenen und im Staatsarchiv Koblenz dokumentierten Wappen der Region zusammengetragen und standardisiert am PC neu aufgerissen, Siebmacher-Bände der Nachbarregionen, Gruber, Ernst von Oidtmann, Sammlung Leopold von Eltester, diverse Heimatbücher etc. Der große Wert der Sammlung liegt in der übersichtlichen Zusammenfassung aller für die Region relevanten Quellen. Ergänzt wurde diese Sammlung durch die Anschauung vor Ort, der Autor lebt in Lahnstein und kennt die meisten überlieferten steinernen Zeugnisse der Region aus eigener Anschauung, immer die bisherigen Sammlungen kontrollierend, korrigierend und ergänzend. So ist ein stolzes Tafelwerk mit 383 Tafeln herausgekommen, alphabetisch geordnet, auf jeder Tafel durchschnittlich 12 Abbildungen. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt unzweifelhaft bei den Ursprungswappen, bei den schlichten, schönen Stammwappen aus dem Mittelalter, auch wenn daraus abgeleitete Komplexwappen, sofern wichtig, durchaus aufgenommen wurden. Sehr gut gelöst ist der differenzierte Umgang mit den vorhandenen Informationen: Gut dokumentierte Wappen werden in Farbe abgebildet (das Vergleichswerk Grubers ist durchgehend schwarz-weiß), weniger gut dokumentierte Wappen unklarer Tingierung werden in Grauabstufungen abgebildet. So wird das Bekannte dokumentiert, ohne über das Unbekannte zu spekulieren. Der Vielfalt der vorhandenen Darstellungen, auch für verschiedene Zweige, Linien oder sogar Individuen einer Familie wird hervorragend Rechnung getragen, indem alle belegten Varianten abgebildet werden. So zeigt die Sammlung auch die Komplexität und die Entwicklung heraldischer Zeugnisse, insbesondere mittelalterlicher, wo sich vieles nicht über einen Kamm scheren läßt, wo wir vielmehr häufig mit einer ganzen Bandbreite leben müssen, was uns heute Ansporn für weitere Forschung ist. Diese Variabilität und Vielfalt in einem zusammenfassenden Werk zu erhalten, ist hervorragend gelöst, und das sensibilisiert zum einen für die Variationsbreite, die dem forschenden Heraldiker vor Ort immer wieder begegnet, zum anderen für die Möglichkeiten und die Freiheiten, die sich die Heraldik in ihrer formativen Periode nahm.  Der zweite Teil des Buches, 143 Seiten stark, ist ein Tabellenwerk mit Nachweisen, mit Namen, Amtsbezeichnungen der Wappenträger sowie den Jahreszahlen ihres Nachweises. In einem Buch diesen Umfanges wurde auf genealogische Daten oder Beschreibungen der Familien verzichtet, weil das sonst jeden Rahmen gesprengt hätte, dafür erschließt genau jener Tabellenteil die zugehörigen weiterführenden Quellen und die zugehörige Originalliteratur. Auch die Blasonierungen schlägt man in der Originalliteratur nach, sie sind nicht im Buch enthalten, im Gegensatz zu Grubers Werk, wo aber im Gegenzug weniger Einzelnachweise enthalten sind. So gesehen geht das jüngst erschienene Buch zwar weit über das Vorhandene hinaus, kommt aber nicht ohne es aus. Dadurch konnte das Buch ein kompaktes Tafelwerk bleiben und übersichtlich den Schwerpunkt auf die Präsentation der zeichnerischen Dokumentation legen. Dieses Buch verleiht dem Gesehenen in einer hochinteressanten Kulturlandschaft Farbe und Übersichtlichkeit. Ein besonderes Bonbon: Für die Computersuche von Namen und Motiven gibt es auf Anfrage auch eine CD mit Tabellen beim Verfasser.  

Seit 2015 ist das Werk auch online verfügbar: Wappen in Rheinland-Pfalz: http://heraldik-wiki.de/index.php?title=Kategorie:Familienwappen_in_Rheinland-Pfalz

Jean-Marie van den Eeckhout, Armorial de la Flandre Mediévale
Wapenboek van het middleleeuwse Vlanderen, ISBN 9789080896642, Eigenverlag, 2009

Dieses im Selbstverlag herausgebrachte zweibändige Werk ist in Niederländisch und in Französisch zu haben. Band 1 ist ein 477 Seiten starkes Wappenbuch, alphabetisch geordnet. Einem Vorwort von Michel Popoff folgt eine methodische Beschreibung. Das vorgelegte Wappenbuch ist nichts Geringeres als eine vergleichende Synopse aller wichtigen mittelalterlichen Wappenbücher, sofern sie den Raum Flandern betreffen, entstanden aus der überarbeiteten Zusammenstellung von 120 mittelalterlichen Wappenbüchern mit zusammen ca. 11000 Einträgen, darunter z. B. die Wappenrollen Bigot, Walford's Roll, l'Armorial Wijnbergen, Fitzwilliam Roll, Dering Roll, Charles' Roll, l'Armorial le Breton, l'Armorial du Héraut Vermandois, Armorial Mowbray, l'Armorial du Héraut Navarre, l'Armorial Bellenville, l'Armorial du Heraut Sait-Pol, Armorial Urfé, Armorial Walhain, Armorial du siège de Gorichem, Armorial de l'ordre de Saint-Antoine, Armorial de Nicolas de Lutzelbourg, Armorial des Marches, Armorial de Clément Prinsault, l'armorial de Coninck, l'armorial Le Blancq u. v. a. m., um nur ein paar zu nennen. Einige Wappenbücher kennt man aus Einzelpublikationen, manche auch aus modernen Aufarbeitungen, aber hier ist man überrascht vom Umfang der berücksichtigten Quellen aus vielen europäischen Ländern, die in diesen Querschnitt einbezogen werden, und in dieser Liste tauchen etliche Wappenbücher auf, deren Existenz an sich schon selbst für langjährige Heraldiker eine Entdeckung ist. Das Buch ist ein wissenschaftliches Werk, auf die Abbildung historischer Ressourcen wird verzichtet, denn Sinn des Buches ist die wissenschaftlich vergleichende Synopse, nicht das Genießen alter Graphik. Entsprechend sind die Wappendarstellungen klein und standardisiert, was bei der klaren, einfachen Schönheit mittelalterlicher Wappen absolut möglich ist. Bei der Vielzahl der Abbildungen wäre ein anderes Konzept auch nicht machbar gewesen. Wer mit mittelalterlichen Wappenbüchern arbeitet, weiß um die Probleme der Verläßlichkeit und der widersprüchlichen Angaben. Dies ist gut durch einen Farbcode gelöst, grün werden alle Angaben bewertet, wo Fehler einfach durch Vergleich mit anderen Wappenbüchern eliminiert werden können, blau werden Einträge markiert, wo Herrschaften zwar existierten, die Datenlage zur zweifelsfreien Zuordnung nicht ausreicht, und rot werden Einträge markiert, wo die Existenz einer Familie nicht belegt ist oder wo die Wappen einfach nicht passen. Die Blasonierungen orientieren sich durchweg am Werk von de Boos, dictionnaire du Blason, und sind entsprechend gute Qualität. Band 2 mit 269 Seiten ist ein reines Tabellenwerk. 157 Seiten sind ein Motiv-Index von Adler (aigle) bis Bohrer (vrilles), gefolgt von einer 13seitigen Liste der verzeichneten Devisen (table des cris de guerre), schließlich kommt eine Helmzierliste von 26 Seiten von wachsendem Adler (aigle-issante) bis zum Flug (vol), dies ist einzigartig in der bisherigen Literatur. Es folgt eine Zuordnungstabelle der Herrschaften mit heutigen Postleitzahlen, dann eine Liste der in jedem Wappenbuch (armorial) enthaltenen Namen, ein Adels-Register von Flandern und schließlich eine Bibliographie. Insgesamt ist ein wissenschaftliches Nachschlagewerk entstanden, unverzichtbar für jeden, der sich mit der Region beschäftigt, und eine Augenweide für jeden, der von der schlichten Prägnanz und eindringlichen Klarheit früher Wappenbilder begeistert ist, als Wappen noch klare Zeichen waren und fern von der Überladenheit späterer Zeiten. Einziger, wirklich einziger Nachteil des Buches: Der dünne Kartoneinband wird regelmäßigem Gebrauch nicht gewachsen sein, so ein Standardwerk sollte richtig gebunden werden.

Josef Kraßler: Steirischer Wappenschlüssel
Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives Graz Nr. 6, 1968, 349 S.

Dieses Werk war einst eine Festgabe des steiermärkischen Landesarchivs anläßlich der Hundertjahrfeier seiner Neugründung für die Teilnehmer des 8. österreichischen Archiv- und des 10. österreichischen Historikertages in Graz im Mai 1969 und ist nur noch antiquarisch zu bekommen. Ein Wappenschlüssel ist ein Bestimmungswerk zur Identifizierung von Wappen, weder ein Bilderbuch über die Schönheit von Wappen noch ein Nachschlagewerk zur jeweiligen Familiengeschichte, sondern ein nach pragmatischen und logischen Kriterien aufgebautes Handwerkszeug ohne überflüssige Schnörkel. Der Schlüssel ist nach Figuren gegliedert: Heroldsbilder, geometrische Figuren, Buchstaben, Hausmarken, Erd- und Himmelserscheinungen, Kriegs- und Jagdgerät, Handwerkszeug, handwerkliche Erzeugnisse, Bauwerke, Pflanzen, Tiere, Menschen, irreale Wesen. Innerhalb jeder Kategorie stehen am Anfang die einfachen Fälle, zum Schluß hin wird es jeweils immer komplexer, so daß man bei mehrfeldrigen Wappen gleich weiter hinten einsteigen kann zum Suchen. Mit knappestmöglichen Texten wird die Vielfalt der in der Steiermark und angrenzenden Gebieten vorkommenden Wappen in ein formales Schema gebracht, das die Identifizierung unbekannter Funde ermöglicht. Daß ein Buch mit ca. 3800 Namen im Register so verfahren muß, um mit dem reinen Schlüssel noch im Rahmen von 289 Seiten zu bleiben, wobei komplexe Wappen mit mehreren Motiven natürlich in mehreren Kategorien auftauchen, ist selbstverständlich. Der Umfang der erfaßten Familien ist außergewöhnlich groß, und das bedingt lakonisch kurze Blasonierungen. In diesem Buch ist ganz sicher kein einziges redundantes Wort. Ein gevierter Schild mit Herzschild beispielsweise wird nur noch zu „V“ für 5 Felder, ein Herzschild zu „H“, bei den ganzen „ebenso“ muß man weiter oben suchen, welche Farben gemeint sind, Details und Nebenteile fallen unter den Tisch. Oberwappen werden nicht angegeben. Weil die Farbangaben abgetrennt vom Objekt erfolgen, ist die Zuordnung nicht immer ganz eindeutig und übersichtlich. Das Buch ist durchweg mit erläuternden Schwarzweiß-Skizzen illustriert, die nur eine schematische Darstellung des Grundmotivs sein sollen und keinesfalls an qualitativ hochwertigen Einzelwappendarstellungen in Wappenbüchern gemessen werden dürfen. Der Anspruch des kondensierten Schematismus geht auf Kosten der Details, und die Übersichtlichkeit des Schemas hat Vorrang vor dem individuellen Blason. Das Werk ist eine äußerst wertvolle Hilfe bei der Identifizierung unbekannter Wappen vorbehaltlich einer Bestätigung in der entsprechenden zusätzlich notwendigen Fachliteratur, die auch den Wunsch nach präziseren Blasons, Oberwappen und Details zur Familie erfüllt. Daß dieses Werk aufgrund der nachvollziehbaren Begrenzung des Umfanges weder durch Fundstellenangaben die Brücke zu ersterem, noch durch Lit.-Verweise die Brücke zur letzteren schlägt, ist eine schmerzlich empfundene Lücke. In diesem Buch sind ausschließlich die minimalen Daten zur Identifizierung, dafür aber in maximaler Anzahl und Dichte.

Allgemeine Literatur, Grundlagen der Heraldik
Rezensionen ausgewählter Bücher (1) - Rezensionen ausgewählter Bücher (2)
Quellen der Heraldik online (1): historische Wappenbücher der BSB
Quellen der Heraldik online (2): weitere historische Wappenbücher
Quellen der Heraldik online (3): historische Stammbücher
Quellen der Heraldik online (4): neuzeitliche Wappenbücher
Datenbanken, Listen von Wappen
Heraldiker und Graphiker international
Heraldische Gesellschaften
Standard-Nachschlagewerke: Siebmacher und Rietstap
Standard-Nachschlagewerke: Tyroffsche Wappenbücher
Fundorte historischer Darstellungen: Burgen und Schlösser
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