Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 912
Sugenheim, Ortsteil Ullstadt

Schloß Ullstadt - Teil (1): Hauptgebäude

Schloß Ullstadt, am Nordostrand der gleichnamigen Ortschaft gelegen, besteht aus einer älteren, regelmäßigen, dreistöckigen Vierflügelanlage mit Walmdach um einen rechteckigen Innenhof und einer erheblich größeren Erweiterung im Westen. Die Erweiterung besteht aus zwei parallelen, langgestreckten, zweistöckigen Gebäuden mit Marsarddach, die an der Westfront zur Straße rechtwinklig zueinander abknicken und mit einem zwischen 6 Pfosten aufgehängten Eingangsgitter verbunden sind. Außen ist der Knick rechtwinklig, zum Hof hin abgerundet. Nördlich schließt sich eine regelmäßige Gruppe von Wirtschaftsgebäuden an, ein langer Längstrakt im Norden greift Maße und Rhythmus der Haupttrakte der beiden Seitenflügel auf, dazwischen befinden sich zwei kürzere, isoliert stehende Gebäude in Nord-Süd-Ausrichtung, zwischen sich und den Längsflügeln Einfahrten freilassend. Jenseits der vor dem Schloß nach Norden bzw. nach Westen abknickenden Straße befindet sich ein ummauerter formaler Garten. Südlich des Schlosses fließt ein Wassergraben in dichtem Bewuchs vorbei.

Schloß Ullstadt ist in Privatbesitz, wird von der Familie der Freiherren von Franckenstein bewohnt und ist nicht zu besichtigen. Von der Straße bzw. dem Zugangstor, und vom Uferweg entlang des Baches ist der Großteil der Wappen gut einsehbar. Insgesamt sind hier 12 Wappensteine zu sehen. Nur einer am Hauptbau über dem Eingang, einer über dem straßenseitigen Portal des formal angelegten Gartens, und das Gros von 8 Wappensteinen, die alle von beachtlicher Größe und guter Erhaltungsqualität sind, befindet sich an den beiden westlichen Erweiterungsflügeln, dazu zwei auf den Pfosten des Eingangstores. Insgesamt eines der am reichsten mit Wappen ausgestatteten Schlösser Frankens, wenngleich inhaltlich nur wenige Grundtypen repräsentierend, einmal das reine Familienwappen, einmal das fürstbischöfliche Wappen, so doch in Qualität und Größe der Darstellungen herausragend.

Phototip: Bestes Photographierlicht für die zugänglichen Wappen ist nachmittags bis abends; für das Wappen am Hauptgebäude empfiehlt sich eine sehr lange Brennweite. Für die Südseite empfiehlt sich ein Besuch vor Austreiben der Blätter des dichten Bewuchses.

Blick von Westen auf das Hauptgebäude, zweistöckig mit Mezzaningeschoß. Der einst reiche Portalschmuck ist heute nicht mehr erhalten.

Die Herren von Franckenstein gelten als Abkömmlinge der Lützelbach-Breuberg und haben ihren Ursprung im Odenwald, von wo aus sie sich in Rheinhessen ausbreiteten. Die Stammburg der Ritter und Herren von Franckenstein liegt nicht in Franken, sondern in Hessen im Gebiet der Grafen von Katzenelnbogen und wurde später von Hessen-Darmstadt übernommen. Im Rheinland gehören sie zum Uradel, eines der ältesteingesessenen Rittergeschlechter. Später finden wir sie in den Ritterkantonen Rhön-Werra, Steigerwald und Ortenau, sowie Mittelrheinstrom. Mitglieder der Familie sind zahlreich in den rheinischen Stiften Mainz, Worms und Speyer als Domherren vertreten. Die Familie stellte viele Kirchenmänner, allen voran

Dazu finden wir viele Vertreter im Johanniterorden und im Deutschen Orden. In Franken profitierten die von Franckenstein von der Reformation, indem sie als katholische Familie durch Konversionen freigewordene Stellen besetzten. Nach Verkauf der Besitzungen im Odenwald erwarben die von Franckenstein 1662 die Herrschaft Ullstadt von der durch den 30jährigen Krieg in finanzielle Bedrängnis geratenen Familie der Freiherren von Seckendorff (die es im Jahre 1372 von dem Raubritter Leybrecht Kropf gekauft hatten) und ließen dort ihr Wasserschloß (heutiges Kernschloß) von Johann Dientzenhofer (Erbauer von Schloß Weißenstein in Pommersfelden und von Kloster Banz) in den Jahren 1718-1725 anstelle der alten Wasserburg errichten, ein Schloß, das heute noch in Familienbesitz ist.

Wappen über dem Eingang des Hauptgebäudes. Optisch links von Franckenstein, optisch rechts von Eyb. Das Wappen von Eyb zeigt in Silber 3 (2:1) gestürzte, rote Jakobsmuscheln (Pilgermuscheln). Das von Franckenstein-Wappen ist hier das reine Familienwappen. Es ist das zweite vermehrte Wappen, wie es ab 1706 geführt wurde:

Bauherrin war Margarete Freifrau von Franckenstein, geborene von Eyb, sowie ihr Bruder, Richard Anton von Eyb, ein Bamberger Domdekan.

Blick von Westen in den Schloßhof, beiderseits die jüngeren Seitenflügel, hinten das ältere Hauptschloß. Die Dachlandschaft wurde in der 2. Hälfte des 19. Jh. verändert. Innen ist noch die originale Stuckfassung vorhanden, ein Werk von Sebastian Blinkarts, der ein Schüler von Johann Jakob Vogel (Bamberger Hofstukkateur) war.

Blick von Süden auf das vierflügelige Hauptschloß, das tiefer (10 Fensterachsen) als breit (7 Fensterachsen) ist und einen rechteckigen Innenhof umschließt.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Bände Bayern und Bistümer
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Schlösser und Burgen in Mittelfranken, von Ruth Bach-Damaskinos, Jürgen Schabel, Sabine Kothes. Hofmann Verlag Nürnberg, ISBN 3-87191-186-0, S. 94 ff.

Schloß Ullstadt, Hauptgebäude - Torpfosten - Gartenpforte - Südseite - Seitenflügel-Pavillons

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