Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 916
Sugenheim, Ortsteil Ullstadt

Schloß Ullstadt - Teil (5): abknickende Seitenflügel

Beide Wappentypen, das Familienwappen und das fürstbischöfliche Wappen, finden wir vis-à-vis rechts und links des Tores auf den Stirnseiten der abknickenden Seitenflügel.

Abb.: Blick von Südwesten auf Schloß Ullstadt. Ganz links im Bild das lange Wirtschaftsgebäude, dann das quergestellte Wirtschaftsgebäude, dann der abknickende nördliche Seitenflügel, rechts im Bild das Zufahrtstor. Die dem Tor zugewandten Ecken sind pavillonartig ausgebildet. Die kräftige Linienführung, die plastische Gestaltung und der vorzügliche Zierrat lassen diese Pavillons zu einer der kunsthistorisch wichtigsten Arbeiten Küchels werden.

Zur Straße hin besitzt der Eckpavillon eine über beide Stockwerke gehende Nische mit einer Statue. Sogar das Hauptgesims und der Dachansatz sind dafür halbkreisförmig nach oben gebogen. Gleichermaßen ist das Sims auf der den Torweg flankierenden Schmalseite nach oben gezogen, um dem Wappen über den Fenstern des Obergeschosses Platz zu geben, hier jedoch gebrochen geschwungen. Beide werden mit einer Dachgaube akzentuiert. Die Seitenflügel sind streng symmetrisch gebaut, die Wappen sind es nicht. Die Stirnseite des nördlichen Seitenflügels hat das fürstbischöfliche Amtswappen, die Stirnseite des südlichen Seitenflügels hat das reine Familienwappen.

Das von Franckenstein-Wappen der Stirnseite des nördlichen Seitenflügels ist das fürstbischöfliche Amtswappen, mit kaiserkrone, mit Krummstab und Schwert. Der Schild ist zweimal geteilt und zweimal gespalten, an Position 5 liegt ein Herzschild auf:

Es handelt sich bei den Feldern 3/7 und 4/6 um eine verändernde Übernahme des Wappens derer von Sachsenhausen, die einen gevierten Schild führten:

Dieses Wappen ist an einem Epitaph in der Kirche St. Kastor zu Koblenz zu sehen (Doppelgrabmal des Friedrich von Sachsenhausen (gest. 1411, Koblenzer Amtmann) und seiner Frau Sophie Schenk von Liebenstein). Die Angabe im Siebmacherschen Wappenwerk "Feld 2, 3, 4 und 5 zu Sachsenhausen, welche jedoch den Schwan ohne Helm und keine Rosen führten" ist damit widerlegt.

Das von Franckenstein-Wappen gegenüber auf der anderen Schmalfassade ist das reine Familienwappen, ohne Bamberg-Felder, ohne Kaiserkrone, Krummstab und Schwert, dafür mit einer Laubkrone.

Da Schloß Ullstadt in Privatbesitz ist, können hier leider nur seitliche Photos gezeigt werden.

Blick auf den südlichen Seitenflügel, gleich konzipiert wie sein Gegenüber, doch mit einem anderen Wappen auf der Schmalseite.

Blick auf den Eingang in den Wirtschaftshof. Im Bild die nördliche Rückseite des nördlichen Seitenflügels. Auch auf dieser Rückseite befinden sich die Wappen nach streng symmetrischem Konzept, einmal vorne über der zweiten Fensterache und einmal ganz hinten über der vorletzten Fensterachse. Besser zu sehen ist das allerdings auf der Südseite des Südflügels, wenn man am Wassergraben entlang geht.

Das von Franckenstein-Wappen ist hier das reine Familienwappen. Eigentlich können dazu folgende drei Helme geführt werden.

Diese tauchen aber nirgends an Schloß Ullstadt auf, sondern es wird stets eine Freiherrenkrone über der Wappenkartusche geführt.

Details: Die beiden Statuen aus den zweistöckigen Nischen der Vorderfront der Eckpavillons. Die linke Abbildung zeigt eine Kriegsgöttin, gerüstet, gestützt auf einen leeren Schild. Sie ist ein Werk von Ferdinand Tietz, Bamberger Hofbildhauer, desgleichen die allegorische Figur für den Frieden auf der anderen Seite und die anderen plastischen Dekorationen. Durch den Ausbau des Schlosses unter dem Bamberger Fürstbischof war hier die Crème de la crème der Bamberger Hofkünstler tätig, und sie schufen ein Meisterwerk barocker Architektur.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Bände Bayern und Bistümer
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Schlösser und Burgen in Mittelfranken, von Ruth Bach-Damaskinos, Jürgen Schabel, Sabine Kothes. Hofmann Verlag Nürnberg, ISBN 3-87191-186-0, S. 94 ff.

Schloß Ullstadt, Hauptgebäude - Torpfosten - Gartenpforte - Südseite - Seitenflügel-Pavillons

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