Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1046
Regensburg

Runtingerhaus

Das Runtingerhaus ist eine repräsentative mittelalterliche Patrizierburg. Im Kern ist das Anwesen sogar ein spätromanischer Turmbau, um 1200 entstanden, der noch in dem Treppengiebelhaus steckt. In der Gotik wurde der Bau erweitert, neben dem Treppengiebelhaus entstand ein zinnenbekrönter Anbau, in dem sich der große Runtingersaal befindet. Turm und Anbau bekamen in der Gotik die mehrgliedrigen Fensterarkaden. Um 1330 wurde der Bau nach Süden erweitert. Um 1400 erfolgte dann die letzte große Bauphase, als Matthäus Runtinger den ererbten Komplex mit zwischenzeitlich erworbenen Nachbarhäusern zu einem repräsentativen Ganzen zusammenschloß und das Haus mit dem Saal nach Süden hin vergrößerte. Vorbesitzer waren die Pröpste auf Thunau (Eisenmanger auf Thunau), deren Wappen mit dem im Dreiblattschnitt schräggeteilten Schild als Schlußstein im Innern zu sehen ist. Seit 1367 bis zur ersten Hälfte des 15. Jh. war das Anwesen Sitz der Handelsfamilie Runtinger. Die Runtinger waren ein Regensburger Ratsgeschlecht, die im Mannesstamm 1347-1407 nachgewiesen ist. Es gibt einen gleichnamigen Ort in Niederbayern, vielleicht stammen sie daher. Kurz vor 1347 erwarben die Brüder Albrecht (gest. 1357) und Wilhelm Runtinger (gest. 6.5.1389) Regensburger Bürgerrecht. Wilhelm heiratete in die Familie Löbel ein, eine Regensburger Patrizierfamilie. Weiterhin waren die Runtinger mit den Püttreich, den Lech, den Grafenreuth und den Graner ehelich verbunden. Diese Ehen verschafften ihnen Zugang zu den wichtigsten Patrizierfamilien und Handelsgeschäften. 1360-1370 war eine Zeit der Hochkonjunktur des Handels, der den Runtinger Wohlstand und Reichtum bescherte. Erst handelten sie mit Wein, später mit Tuchen und Gewürzen. Innerhalb kürzester Zeit entstand eines der bedeutendsten Fernhandelsunternehmen mit Routen nach Wien, Venedig, Prag, Brabant etc. Die Runtinger waren der viertgrößte Steuerzahler der Stadt. Einnahmen aus Zollrechten vermehrten das Vermögen beträchtlich. Der Besitz wurde von den Runtinger verkauft, als ihre Bedeutung im Fernhandelsgeschäft zurückging. Wilhelm Runtinger war zudem 1387/1388 Stadtkämmerer, und Matthäus Runtinger wurde 1392 Münzmeister der Stadt Regensburg und deren Baumeister. Vorbildlich ist vor allem die erhaltene mustergültige Buchführung der Runtinger 1383-1407, das bedeutendste Kaufmannsbuch des deutschen Mittelalters. Ab 1554 wurde das Anwesen als Gasthof „Goldene Krone“ genutzt und seitdem lange gastronomisch genutzt, 1576-1638 gehörte es der Familie Altschmidt, wobei es zu mehrfachen baulichen Veränderungen, vor allem auch später in der Barockzeit, kam. Instandsetzung und Rekonstruktion erfolgte 1961-1965 und 1971-1977, Regotisierung unter Entfernung späterer Einbauten, öffentliche Nutzung der großen Säle im Innern (großer Runtingersaal und kleiner Runtingersaal).

Über dem Haupteingang an der Keplerstraße 1 ist das Wappen des Matthäus Runtinger in die Fassade eingelassen. Bei dieser gotischen Darstellung fällt vor allem die Höhe und Größe der Helmzier auf, die die Höhe des Schildes übersteigt. Das Wappen ist im Siebmacher unter Rantinger, Randinger (Siebmacher Band BayA3, S. 29, T. 19, Bg2, S. 30, T. 52) zu finden: Silbern-blau geteilt, darin zwei quergelegte gestümmelte Äste verwechselter Tinktur. Helmzier zwei schräg nach außen gestellte (hier aber fast parallel nach oben gerichtete) gestümmelte Äste, rechts silbern, links blau, oben mit je drei schwarzen Straußenfedern besteckt. Helmdecken blau-silbern.

Literatur, Quellen und Links
Karl Bauer, Regensburg – Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte, Mittelbayerische Druck- und Verlagsanstalt, 5. Auflage 1997, ISBN 3-931904-19-9
Runtingersaal:
http://www.statistik.regensburg.de/publikationen/adressbuch/2005-2006_runtingersaal.pdf
Siebmachers Wappenbücher

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