Bernhard Peter
Die Medrese Madar-e-Khan in Bukhara

Diese "östliche Hälfte" der Kosh-Medrese in Bukhara wurde von Abdullah Khan für seine Mutter errichtet. Als Baujahr gilt 1567 AD.

Die Medrese Madar-e-Khan (oder Modarixon) folgt vom Typus her dem einer Hof-Medrese mit Studentenzellen und mittig angeordneten Iwanen. Nord- und Südseite des ca. 25 x 27 m großen Hofes haben jeweils 7 Studentenzellen, deren Einänge in einem kleinen Portikus unter einer Blendarkade liegen. Das sind ansonsten fensterlose Einraumzellen, die sich nur zum Hof hin öffnen. Die Ostwand besitzt einen zentralen Iwan mit polygonalem Abschluß, flankiert von jeweils zwei weiteren Studentenzellen. In der NO- und der SO-Ecke befinden sich überkuppelte komplexere Raumeinheiten, deren Zugänge diagonal in die Ecken führen. Soweit folgt die Medrese dem zeitgemäßen Aufbauschema.

Die Westwand dagegen steht schräg und verzerrt den Grundriß zum Trapez. Der Grund dafür ist, daß die Westfassade parallel zur in Nord-Süd-Richtung verlaufenden und beim Bau schon vorhandenen Straße steht, die Medrese aber wie so viele religiöse Bauwerke ihren Bezugspunkt im Westsüdwesten hat. Dieses Herausdrehen aus der Achse betrifft aber nur den Eingangsbereich, der Iwan zum Hof hin korrespondiert schon wieder mit seinem Gegenüber in der Ostwand, so daß man im Innern des Gebäudes nichts von der trapezoiden Verzerrung merkt.

Der Fassadenaufbau ist typisch: Ein tiefer Eigangs-Iwan wird von einem Pishtaq überhöht, dessen Höhe mehr als das Anderthalbfache der Seitentrakte beträgt. Rechts und links werden die Bautrakte in jeweils drei Achsen gegliedert durch in zwei Reihen übereinander verlaufenden Blendarkaden, die beiden Ecken sind mit fensterlosen Türmen betont, deren oberer Abschluß auf der Höhe der Seitenflügel liegt. Die Türme werden von einem dunklen rautenförmigen Maschenraster verziert, in denen türkisblaue Rauten mit dunklem Zentrum liegen. Der Eingangs-Pishtaq wird mit geometrisch gesetzten glasierten Ziegeln verziert; die Motive sind einfach, die Verarbeitung ebenso. Der Bauschmuck ist insgesamt eher durchschnittlich; aus der Zeit sind weitaus bessere Beispiele erhalten.

An der östlichen Rückwand befinden sich an den Ecken wiederum die charakteristischen runden Ecktürme, dazwischen mittig die polygonale Ausbuchtung für den dort befindlichen Iwan.

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