Bernhard
Peter
Otsu,
Ishiyama-dera (1)
Der Ishiyama-dera (Adresse: 1 Chome-1 Ishiyamadera, Otsu-shi, Shiga-ken 520-0861) liegt im Süden von Otsu am Westufer des Seta-Flusses und ist am besten mit der Eisenbahn zu erreichen: Die JR Biwako Line bzw. Tokaido Main Line verkehrt ab Kyoto Hauptbahnhof bis zum Bahnhof Ishiyama. Dort überquert man die Trasse zum direkt südlich angrenzenden Bahnhof Ishiyama der Keihan Electric Railway und nimmt den Zug (bzw. eine Kreuzung aus Zug und Straßenbahn) zur Haltestelle Ishiyamadera, zwei Stationen nach Süden. Von dort läuft man ca. 900 m nach Südosten entlang des Seta-Flusses bis zum Eingang des Tempelbezirkes. Alternativ kann man von der Haltestelle Ishiyama den Keihan-Bus nehmen bis zur Haltestelle Ishiyamadera Sanmon-mae. Es ist letztlich eine Abwägung von Wartezeit und Laufzeit. Der Tempelbezirk ist anscheinend unter ausländischen Touristen fast unbekannt, während er für die Einheimischen ein wichtiger Verehrungsort ist. Deshalb ist die Atmosphäre abseits der ausgetretenen Touristenpfade sehr schön und authentisch. Die Kombination aus einer untouristischen Atmosphäre, weit zurückreichender Geschichte, wunderschönen alten Gebäuden und die Einbettung in eine beeindruckende Natur machen den Ishiyama-dera zu einem der schönsten Tempel der Region.
Der Ishiyama-dera, der zur Toji-Shingon-Schule gehört, ist ein Wallfahrtsort auf dem ca. 1300 km langen Saigoku-Pilgerweg (Saigoku sanjuusankasho), wo er die dreizehnte von insgesamt 33 Stationen (Fudasho) darstellt. In allen Stationen wird Kannon als Hauptgottheit verehrt, eine weibliche Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteshvara. Der Pilgerweg beginnt am Seiganto-ji in Nachi-Katsuura (Präfektur Wakayama). Bevor der Ishiyama-dera mit einer nur alle 33 Jahre, zuletzt 2002, gezeigten Kannon mit wunscherfüllendem Juwel (Nyoirin Kannon) als Kultbild (Honzon) erreicht wird, ist der letzte Halt der Iwama-dera (Shouhou-ji) in Otsu mit einer tausendarmigen Kannon (Senju Kannon) als Kultbild. Nach dem Ishiyama-dera geht es weiter zum Mii-dera (Onjou-ji) in Otsu mit einer weiteren Kannon mit wunscherfüllendem Juwel (Nyoirin Kannon) als Kultbild. 2009 wurde die ansonsten verschlossen gehaltene, ca. 2 m hohe Statue der Kannon einmal im Frühjahr und einmal im Herbst jeweils für ca. zwei Monate ausgestellt zur Erinnerung an den tausendsten Todestag des Kaisers Kazan, der die Pilgerschaft formalisierte. Eine weitere Gelegenheit, bei der die Kannon außer der Reihe zu sehen wäre, ist eine kaiserliche Thronbesteigung. Die Figur ist ansonsten in einen Zushi eingeschlossen, und der Schlüssel wird in der kaiserlichen Haushaltung in Tokyo aufbewahrt, und wenn die kaiserliche Order zur Zurschaustellung ergeht, reist ein Vertreter des Hofes mit dem Schlüssel nach Otsu.
Der Ishiyama-dera wurde im Jahre 747 von dem Mönch Roben Sojo (Rouben Soujou, auch Roben Osho, auch Ryoben, Ryouben, lebte 689-773) gegründet, in Erfüllung eines Wunsches des Kaisers Shomu (Shoumu). Damals gehörte der Tempel wie auch der aus dem Todai-ji in Nara kommende Gründer noch der Kegon-Schule an, wechselte aber in der mittleren Heian-Zeit zur Shingon-Schule. Zur Heian-Zeit war dieser Tempel ein Höhepunkt der Kannon-Verehrung und wurde oft von der kaiserlichen Familie und von Adelsfamilien aufgesucht. Der Komplex ist weitläufig: Das Tal ist vom Eingang zum am weitesten westlich gelegenen Besichtigungspunkt, einem Schrein tief im Wald, 380 m lang. In Nord-Süd-Richtung mißt der Tempel-Bezirk ca. 200 m. Die einzelnen Bauwerke liegen unzusammenhängend im dichten Baumbestand des Areals, hauptsächlich am Berghang nördlich des Taleinschnittes. Nur wenige Bereiche sind gestalteter Garten; der überwiegende Teil ist von hohem Baumbestand geprägt, in den die Gebäude wie Inseln eingebettet sind.
Der Weg in den Tempelbezirk beginnt im Osten nahe dem Fluß Seta-gawa an einem großen Niomon (Tor mit zwei Nio als Wächterfiguren, Bauwerk und Figuren jeweils als wichtiges Kulturgut klassifiziert, in der nachfolgenden Graphik Nr. 1), das auch Higashi Daimon genannt wird, großes Osttor (Dai = groß, Higashi = Osten, Mon = Tor), oder Sanmon (Tor der Erleuchtung) bzw. auch Todaimon (Tou-dai-mon, auch Tou = Osten). Es wurde im Jahr 1190 fertiggestellt, stammt also aus der Kamakura-Zeit. In den beiden Nischen rechts und links des Durchgangs stehen die beiden hölzernen Skulpturen der Nio, die den Künstlern Tankei und Unkei zugeschrieben werden. Ein wenig erschrickt man immer, wie offen so alte und wertvolle Kunstwerke in den Öffnungen der Tore stehen, zwar durch das Dach vor Witterungseinflüssen geschützt, aber nicht vor Straßendreck - auch hier bedeckt eine dicke Schicht Staub die wertvollen Figuren. Sie stehen offen hinter einem Zaun, so daß man sie wahrnehmen kann, im Gegensatz zu vielen anderen Tempeln, wo die Nio hinter Maschendraht verschwinden und ebenso zustauben. Die eine Figur besitzt einen offenen Mund, die andere einen geschlossenen.
Dann führt der breit angelegte Weg gerade westwärts, um sich dann in das Tal und in Verzweigungen den Berg hoch zu schlängeln. Hinter dem Niomon liegen zunächst rechts und links mehrere Subtempel, im Norden des Weges der Hosho-in (Nr. 2), im Süden der Horin-in (Nr. 3), gefolgt von dem Sezon-in (Nr. 29) und dem Mitsuzo-in (Nr. 30). Im Norden des Weges folgt auf den Hosho-in (Nr. 2) der Meiji-zeitliche Daikoku-do (Nr. 4), eine Halle für den Daikokuten, einer der sieben Glücksgötter und Schutzgottheit der Künstler, Handwerker, Bauern, Geschäftsleute, eigentlich für alle. Hinter einem Schrein und der Temizuya (Nr. 14) vor einer malerischen Felsenkulisse mit der Akai-Quelle und verschiedenen Höhlungen führt rechterhand eine Treppenanlage den Berghang nach Norden hoch, beseitet von einem weiteren Schrein (Nr. 15) und gesäumt von Papierlaternen, von denen die meisten in schwarzem Druck den aus drei Kanji bestehenden Namenszug "Ishi-yama-dera" tragen. Wo die Treppe endet, steht rechterhand ein durch ein Shimenawa gekennzeichneter heiliger Baum.
Unmittelbar dahinter liegt rechterhand des kleinen Platzes eine Halle mit Irimoya-Dach, ohne komplizierte Klammerkonstruktionen, der Edo-zeitliche Kannon-do (Nr. 6), in dem Kannon verehrt wird und in der an der Rückwand etliche vergoldete Statuen aufgereiht sind. Genau besehen sind es 33, eine in der Mitte und rechts und links je zwei Reihen zu je acht Figuren, und sie bilden die Kannon-Kultbilder der 33 Tempel des Saigoku-Pilgerweges ab. Direkt anschließend steht eine Halle mit Zeltdach und mit komplexer Verklammerung des Dachansatzes, in der Tobatsu Bishamonten verehrt wird, der Bishamon-do (Nr. 7), aus der Edo-Zeit stammend und 1773 erbaut. Die Figur des Bishamonten ist anhand der kleinen Pagode auf der erhobenen Hand zu identifizieren. An der Holzkonstruktion fallen außen die vielen Klebezettelchen (Senjafuda) der Pilger aus vergangenen Zeiten auf. Nördlich davon steht in direkter Linie nach Norden, rechts der malerischen Felsformation und noch vor der Treppe, eine weitere Halle (Nr. 8), der 1398 erbaute Mieido, auch dieses Muromachi-zeitliche Bauwerk ist als wichtiges Kulturgut klassifiziert. Im Mieido gibt es Bildnisse des Kobo-Daishi Kukai und des Tempelgründers Roben. Auf dem ganzen Platz stehen ringsum zehn große Steinlaternen; rechterhand hinter dem Bishamon-do befindet sich ein Grabdenkmal mit gestuftem Sockel und Aufsatz in Form eines zeremoniellen Hutes.
Beim Blick von dieser Ebene nach Norden erfährt man, warum der Tempelbereich Ishiyama-dera heißt, denn dort steht eine bestimmte metamorphe Felsformation aus Wollastonit (Keikaiseki) an, der hier ein beeindruckendes Naturdenkmal bildet (Nr. 32). Die Gesteinsformation wird auch Keikai-ishi genannt. Der Name Ishiyama-dera bedeutet "Tempel des Stein-Berges" (Ishi = Stein, Yama = Berg, Tera = Tempel, im Kontext -> -dera). Der Tempel ist insgesamt von schöner Natur geprägt, und im Frühjahr ist er auch sehr blütenreich: Kirschen, Pflaumen, Päonien, Kamelien, Kirishima-Azaleen etc. machen ihn zu einem Tempel der Blumen (Hana-no-tera). Der Tempel hat aber neben seinem Eigennamen noch einen Berg als Honorativnamen, das ist der Sekikozan (Sekikouzan). Über den Felsen steht linkerhand ein kleiner Schrein.
Zurück zum kleinen Platz auf der zweiten Ebene: Wenn man sich nach der Treppe nach links (Westen) wendet, sieht man nach Passieren eines modernen Holzbüdchens (Nr. 16) zunächst eine kleine, aus der Azuchi-Momoyama-Zeit stammende Halle (Rennyo-do, Nr. 17, 1602 erbaut, als wichtiges Kulturgut klassifiziert) mit einer Galerie zum Platz hin und direkt dahinter die riesige Haupthalle (Hondo, Nr. 18), die auf einer gerüstartigen, ohne Nägel auskommenden Holzkonstruktion (dieser Teil ist der Raido, Raidou, Nr. 19) weit über den Hang hinauskragt, ohne Weiteres vergleichbar mit der viel berühmteren Konstruktion des Kiyomizudera, aber ohne den schönen Ausblick des Konkurrenten und nicht ganz so groß (separater Extra-Eintritt). Die Veranda liegt hoch über dem Rennyo-do. Der Raido ist mit zahlreichen Papierlaternen geschmückt. Das Dach ist mit Zypressenrindenstücken gedeckt. Dieser aus der Heian-Zeit (1096) stammende und 1602 mit einer finanziellen Zuwendung bzw. Stiftung von Yodo Dono, einer Nebenfrau des Reichseinigers Toyotomi Hideyoshi (Mutter von Toyotomi Hideyori, Nichte Oda Nobunagas), renovierte und erweiterte Hondo, die älteste Holzkonstruktion in der Präfektur Shiga und eines der feinsten Beispiele traditioneller japanischer Architektur, ist als Nationalschatz klassifiziert. Der vordere Teil, der über den Hang gebaute Raido, ist im Momoyama-Stil erbaut (1602), der innere Teil mit dem eigentlichen Heiligtum im Fujiwara-Stil. Der spätere Raido umschließt praktisch das 500 Jahre ältere innere Heiligtum. In einem Raum, dem Genji-no-ma, soll die Hofdame Murasaki Shikibu die berühmte Erzählung des Prinzen Genji ("Genji Monogatari") verfaßt haben. An den Hölzern des Hondo sind etliche Senjafuda angebracht.
Wenn wir ein Stück weiter den Berg hoch gehen, entweder hinter dem Hondo oder rechts auf der Treppe neben den namengebenden Felsen, gelangen wir zu drei weiteren Gebäuden: Linkerhand stehen oberhalb der berühmten Felsen ein Schrein (Sanju-hassho Gongen-sha, 38-Gottheiten-Schrein, Schutzschrein des Tempels, Nr. 20, als wichtiges Kulturgut klassifiziert) aus der Azuchi-Momoyama-Zeit und etwas höher ein ebenfalls aus der Azuchi-Momoyama-Zeit stammendes Speichergebäude in Blockbauweise (Kyozo, Schatzhaus, Nr. 21, als wichtiges Kulturgut klassifiziert), die tragenden Pfosten auf Steine gesetzt mit reichlich Platz unter dem Fußboden. Nein, dort unten hat niemand ein Kissen vergessen: Das markiert den Koshikake-ishi, den Stuhl-Stein, der wie ein Sitzsack geformt ist. Rechterhand, eine gewundene Treppe tiefer als das Schatzhaus, aber eine Treppe höher als der Platz der zweiten Ebene, steht ein Glockenturm (Nr. 9) aus der späten Kamakura-Zeit, mit der typischen Form des sich mit konkaver Linienführung nach unten trapezförmig erweiternden Erdgeschosses. Er ist als wichtiges Kulturgut klassifiziert; innen hängt eine tausend Jahre alte Glocke.
Wenn man von der Ebene des Schatzhauses (3. Ebene) über eine weitere, gerade Treppe auf die nächsthöhere Ebene nordwärts steigt, gelangt man zur zweistöckigen Pagode (Taho-to, Tahou-tou, Nr. 10), die 1194 erbaut wurde, also in der Kamakura-Zeit (4. Ebene). Das Geld dazu gab Shogun Minamoto no Yoritomo (1147-1199). Diese als Nationalschatz klassifizierte Pagode besitzt eine ungewöhnliche Form: Das Erdgeschoß ist eine vergleichsweise große Halle von drei Interkolumnien im Quadrat. Über dem Dach wird die runde, von einer Stupa abgeleitete Grundform sichtbar, und das Zwischenstück ist rund, ehe nach einer Wespentaille die Kragkonstruktion wieder in die viereckige Form des zweiten Daches übergeht. Die Dächer sind mit Zypressenrinde gedeckt. Sie gilt als die älteste erhaltene und eleganteste zweistöckige Pagode dieses Typs in Japan. Den Stil bezeichnet man als Wa-yo-Stil. Im Innern befindet sich ein Dainichi Nyorai (Vairocana Buddha, wesentliche esoterische Buddha-Form der Shingon-Schule) aus der Kamakura-Zeit. Säulen und Wände sind mit Mandalas bemalt. An Minamoto no Yoritomo erinnert ferner die Hokyoin-Pagode (Hokyoin-to), ein Erinnerungstürmchen aus der frühen Muromachi-Zeit, die als wichtiges Kulturgut klassifiziert ist.
Linkerhand der Pagode liegt im Westen noch ein weiteres, aber unspektakuläres Gebäude (Nr. 22) im Wald. Dieses in dichtem Wald stehende Schatzhaus (Hozo) wurde 1808, also noch in der Edo-Zeit, errichtet. Von der Pagode aus gelangt man auf dem entgegen dem Uhrzeigersinn verlaufenden Weg zu den höchsten Gebäuden des Ensembles, zunächst am östlichen Ende des Berges an einem weiteren kleinen Schrein (Nr. 11) vorbei zu einer überdachten Plattform (Tsukimi-tei, Mondblick-Pavillon, Nr. 12) mit guter Aussicht über das Tal des Seta-gawa und den Biwa-See. Noch vor dem Pavillon liegt der langgestreckte Basho-an, ein nach Matsuo Basho (ein berühmter Heiku-Dichter aus der Edo-Zeit) benanntes Teehaus. Der Ausblick vom Tsukimi-tei auf den Herbstmond über dem Biwa-See (Ishiyama no Shuugetsu) ist eine der klassischen und immer wieder in der Kunst dargestellten "Acht Ansichten des Biwa-Sees" (Oumi Hakkei), neben dem abendlichen Schnee auf dem Berg Hira (Hira no Bosetsu), den heimkehrenden Segeln bei Yabase (Yabase no kihan), dem Abendlicht bei Seta (Seta no sekishou), der frischen Brise bei Awazu (Awazu no seiran), der Abendglocke des Miidera (Mii no banshou), des Nachtregens am Karasaki (Karasaki no yau) und den wassernden Wildgänsen bei Katata (Katata no rakugan). Der Pavillon wurde unter Kaiser Go Shirakawa (regierte 1155-1158) errichtet, wurde aber mehrfach erneuert. Dem Weg weiter im Bogen folgend gelangt man zu einer kleinen Halle (Nr. 23, Shinkyo-do, 1990 erbaut, Kopie der Herz-Sutra) von drei Interkolumnien im Quadrat mit zinnoberrot gestrichener Holzkonstruktion und einem modernen Komplex ganz oben. Der Hojoden (Houjouden, Nr. 24) dient als Museum (separater Extra-Eintritt), wo jeweils vom 18.3. bis zum 30.6. und vom 1.9. bis zum 30.11. eine Ausstellung zur Geschichte des Ishiyama-dera und zu Murasaki Shikibu zu sehen ist.
Von dem Berggipfel gelangt man weiter auf dem Rundweg in den westlichen Bereich des Ensembles, wo der Ko-do (Nr. 25) auf einer weiteren Holzgerüstkonstruktion in den Hang gebaut ist. Das Gebäude wirkt sehr neu und ist auch erst 2008 errichtet worden; das Holz muß erst noch altern. Unterhalb befindet sich am Hang ein modernes Denkmal (Nr. 26) für die Hofdame und Literatin Murasaki Shikibu, die im Jahr 1004 den Tempel besuchte. Wieder im Tal, gelangt man in den westlichsten Bereich, wo im tiefsten Wald auf einer Insel in einem gestauten Waldbach ein kleiner Shinto-Schrein (Nr. 27) liegt, über eine nur teilweise vorhandene Holzbrücke zu erreichen. Es handelt sich um den Hachidairyuo-sha. Im Wald steht ein zinnoberrot gestrichener Torii, den Beginn des heiligen Bereiches markierend. Hachidairyuo ist eine Drachengottheit, die den Buddhismus beschützt; das Wort setzt sich zusammen aus "hachi" = 8, "dai = groß, "ryuu" = Drache und "o", also Gott der acht großen Drachen.
Wenn man sich auf dem Hauptweg im Tal ostwärts wieder in Richtung Eingang wendet, kommt man zu einem Gartenbereich, dem Ishiyamadera teien oder Muyu-En-Garten (Nr. 28) rings um den Wasserlauf, der hier einen See speist. Im Frühjahr sind die feuchten Wiesen voller Schwertlilien. Nahe dem Garten beginnt eine südlich des Hauptweges bogenförmig verlaufene Route am Hang (31), die von etlichen Steinbildern gesäumt ist, welche alle mit einem umgebundenen weißen Lätzchen versehen sind. Das ist eine Art Miniatur-Pilgerpfad zu den 33 Stationen des Kannon-Pilgerweges, von denen jede von einer kleinen Station vertreten wird, jede mit einem Kannon-Bildnis, wobei die Erscheinungsformen variieren, genauso wie auf dem echten Pilgerpfad. Der Weg wird auch Fudaraku-Berg (Fudaraku-sen, Sanskrit: Potalaka) genannt nach Kannons Inselparadies. Viele heilige Stätten in japan, die mit Kannon assoziiert sind, tragen den Namen Fudaraku.
Fassen wir noch einmal zusammen, wie hochkarätig das kunsthistorisch bedeutende Ensemble ist: Dort kann man besichtigen: 1 klassifiziertes Naturdenkmal: Keikai-seki, 2 klassifizierte Nationalschätze: Hon-do und Tahoto, 8 klassifizierte wichtige Kulturgüter: Osttor (Higashi-dai-mon), die beiden Nio-Statuen darin, Rennyo-do, Miei-do, Kyozo, 38-Gottheiten-Schrein, Shoro (Glockenturm) und Hokyoin-to.
Als nächstes können wir einmal die Bauwerke nach Alter klassifizieren, auch diese Betrachtung zeigt, wie hochkarätig das Ensemble mit historischer Architektur vom Feinsten bestückt ist: Aus der Heian-Zeit stammt der Hondo (1096). Aus der Kamakura-Zeit stammen das Higashi-dai-mon (1190), die Pagode Tahoto (1194) und der Glockenturm (Shoro). Aus der Muromachi-Zeit stammen der Miei-do (1398) und der Hokyoin-to. In der Azuchi-Momoyama-Zeit erfolgten der Umbau des Hondo und die Errichtung des Raido (1602) sowie des Rennyo-do (1602), des Schreines der 38 Gottheiten und des Speichers (Kyozo). Die Edo-Zeit fügte den Bishamon-do (1773), den Kannon-do und den Hozo (1808) hinzu. In der Meiji-Zeit entstand der Daikoku-do. Die letzten Zutaten aus der Taisho-, Showa- und Heisei-Zeit sind der Shinkyo-do (1990), der Hojo-den (Museum) und der Ko-do (2008).
Niomon von Osten gesehen
die beiden Nio in den seitlichen Nischen des Higashi Daimon (Niomon). Im Hintergrund Senjafuda auf den Balken.
Konstruktion des ausladenden Daches am Niomon.
Blick in die Vorhöfe der Subtempel entlang der Hauptachse.
Blick in die Vorhöfe der Subtempel entlang der Hauptachse.
Gartenanlagen seitlich der Hauptachse, nicht weit vom Niomon entfernt
Daikoku-do, von Südosten gesehen
Daikoku-do, von Südwesten gesehen
Daikoku-do, von Südwesten gesehen
Daikoku-do, von Südwesten gesehen
Omikuji am Daikoku-do
Papierlaternen vor der Südfront des Daikoku-do
Hauptweg, Ost-West-Achse
von Steinlaternen flankierter Eingang zum Daikoku-do, von Süden gesehen
ein kleiner Keramik-Shishi ist auf den Dachrippen als Schutz vor Unglück angebracht
Shishi, gestalterisch eine Mischung aus Löwe und Hund, auf dem Dach
Literatur,
Links und Quellen
Lokalisierung
auf google maps:
https://www.google.de/maps/@34.9606971,135.9067165,17.5z - https://www.google.de/maps/@34.9606725,135.9057794,253m/data=!3m1!1e3
eigene Webseite https://www.ishiyamadera.or.jp/ - https://www.ishiyamadera.or.jp/en
Cees Nooteboom, Simone Sassen: Saigoku - Auf Japans Pilgerweg der
33 Tempel, Schirmer Mosel, 1. Auflage 2013, ISBN-10: 3829606435,
ISBN-13: 978-3829606431, S. 97-103 (absolut nichtssagender
Eintrag)
Thomas Immoos, Erwin Halpern: DuMont Kunst Reiseführer Japan,
289 S., DuMont Reiseverlag, Ostfildern, 5. Auflage 1984, ISBN-10:
3-7701-0716-0, S. 184-185
auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ishiyama-dera - https://en.wikipedia.org/wiki/Ishiyama-dera
auf Sacred Japan: http://sacredjapan.com/Temple%2013/Temple%2013.htm
auf Zooming Japan: http://zoomingjapan.com/travel/ishiyamadera/
auf Japan Hoppers: https://www.japanhoppers.com/de/kansai/otsu/kanko/344/
Stadt Otsu: http://www.otsu.or.jp/en/templesandshrines/0002/index.html
auf Japan Travel: https://en.japantravel.com/shiga/ishiyama-dera/584
auf travel around Japan: http://www.travel-around-japan.com/k65-06-ishiyamadera.html
auf Matcha-JP: https://matcha-jp.com/en/2254
auf Kanpai: https://www.kanpai.fr/otsu/ishiyama-dera
auf Art Kyoto: http://art.kyoto.jp/blog/2014/03/29/ishiyama-dera-temple/
auf Japan 365 days: http://www.japan365days.com/journey_ishiyama_dera.php
auf Keihan Line: http://www.keihan.co.jp/travel/en/plan-your-trip/itinerary-ideas/otsu-line
auf Temples of Japan: http://templesofjapan.com/Ishiyamadera-Temple.html
auf JNTO: https://www.jnto.go.jp/eng/spot/shritemp/ishiyamadera.html
auf Vegder's Blog: https://printsofjapan.wordpress.com/2013/02/25/genji-not-genji/
Saigoku-Pilgerweg: https://de.wikipedia.org/wiki/Saigoku-Pilgerweg
Tale of Genji: http://www.taleofgenji.org/ishiyama.html - http://www.taleofgenji.org/ishiyamadera.html
Acht Ansichten des Biwa-Sees: https://de.wikipedia.org/wiki/Acht_Ansichten_des_Biwa-Sees - https://en.wikipedia.org/wiki/Eight_Views_of_%C5%8Cmi
Besucher-Faltblatt des Tempels
Ishiyamadera: http://jpmanual.com/en/ishiyamadera
auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report1061.html
Toshio Fukuyama: Heian Temples - Byodo-In and Chuson-Ji,
Heibonsha Survey of Japanese Art Band 9, 170 S., Verlag:
Weatherhill 1976, ISBN-10: 0834810239, ISBN-13: 978-0834810235,
Grundriß S. 152-153
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