Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 749
Barockstadt Fulda

Fulda: Schloß Fasanerie in Eichenzell - Teil 2

Vor dem Mittelrisalit des Ehrenhofes stehen beiderseits des Torweges zwei schildhaltende Löwen, der rechte mit dem Wappenschild des Fürstabtes Adolf von Dalberg, des ersten Bauherrn. Das Wappen ist wie folgt aufgebaut: Hauptschild: Feld 1 und 4: unter einem goldenen Schildhaupt, in das drei blaue Spitzen aufwärtssteigen, in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Stammwappen der Kämmerer von Worms), Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzes Ankerkreuz (Stammwappen der von Dalberg), Herzschild: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda). Es ist eine kartuschenartige Darstellung ganz ohne Oberwappen und ohne Insignien.

 

Zustand 2007

Der andere, linke Löwe trägt einen Schild mit der Inschrift "Sub Auspiciis / CLEMENTISSIMIS / D(ominis) ADOLPHI / SAC(RI) ROM(ANI) IMP(ERII) PRINCIPIS / AC ABBATIS LXXVII / condicti PII et PACIFICI / Gloriosissime regnantis / ANNO MDCCXXXV" - unter der Aufsicht des gnädigsten Herrn Adolph Fürst des Heiligen Römischen Reiches und 77. Abt von Fulda seit der Gründung und während seiner frommen und friedfertigen und überaus ruhmreichen Regierung im Jahre 1735 (erbaut).

 

Zustand 2020

Mit der Säkularisierung und der Auflösung der geistlichen Fürstentümer kam Schloß Fasanerie 1816 an Kurhessen. Während das Schloß in seiner baulichen Integrität nicht verändert wurde, gestaltete man nun 1824-1827 unter Wilhelm II. von Hessen den ursprünglich terrassenförmigen, symmetrisch konzipierten in einen durchgehenden, von geschwungenen Wegen durchzogenen Landschaftsparks englischen Stiles um. Die sehr wertvollen Raumausstattungen im Innern stammen hier vor allem aus der Zeit unter den Landgrafen Wilhelm VIII., Friedrich II. und Wilhelm IX. Für den Umbau und die teilweise Neuausstattung war Baumeister Johann Conrad Bromeis verantwortlich. Er entfernte barocken Stuck im Innern und veränderte die Fenster des großen Saals: Große einteilige Rundbogenfenster ersetzten Gallasinis Kombination aus Barockfenstern mit separatem Ochsenauge darüber.

Westfront, Zustand 2007

1866 wurde Kurhessen durch Preußen annektiert, dabei gingen die hessischen Herrscher des Schlosses durch Enteignung verlustig. Nach langen Verhandlungen zwischen dem König von Preußen und den Landgrafen wurde 1878 das Schloß, wie auch das Fuldaer Stadtschloß, dem rechtmäßigen Erben der hessischen Kurwürde, Landgraf Friedrich Wilhelm, als privater Besitz zugestanden. Dem Landgrafenehepaar, Friedrich Wilhelm und seiner Frau Anna, diente das Schloß bis zu ihrem Tod 1884/1918 als Sommerresidenz.

Abb.: Zustand 2007

Abb. Zustand 2020

Am Mittelrisalit des Ehrenhofes ist das Wappen von Kurhessen angebracht. Es berücksichtigt im Vergleich zu vorhergehenden Versionen, daß 1815 das ehemalige Fürstbistum Fulda jetzt als Großherzogtum erhalten wurde. Das Wappen, das in dieser Form 1815-1866 geführt wurde, ist wie folgt aufgebaut:

Parkseitig ist das gleiche Wappen im Dreiecksgiebel der Südseite angebracht. Zustand 2020.

Parkfront 2020, unter dem Giebel des Mittelrisalits Inschrift "WILHELMUS II.ELECT: & MAG: DUX. REN: MDCCCXXVII" - Wilhelm II., Kurfürst und Großherzog, hat (das Gebäude) 1827 renoviert.

Westfront, Zustand 2007

Westfront, Zustand 2020

Heute, nach schwerer Beschädigung im zweiten Weltkrieg und Wiederherstellung gehört das weitläufige Anwesen der Hessischen Hausstiftung. 1951 wurden die ersten Schauräume eröffnet, aber die Fertigstellung des Museums mit circa 60 Schauräumen zog sich bis 1972 hin. Hier wird ein großer Teil der Kunstsammlung (u. a. Antikensammlung, Porzellansammlung, barockes Kunstgewerbe, Mobiliar und Ausstattungskunst des 18. - 19. Jh.) des Hauses Hessen aufbewahrt und ausgestellt, denn das Schloß kann man im Rahmen von Führungen besichtigen. Jeden Sommer wird dazu im Rahmen einer Sonderausstellung im ehemaligen „Badehaus“, eine Auswahl normalerweise verborgener Schätze der Kunstsammlung gezeigt.

Südwestecke des Schlosses, 2020

Nordwestecke des Schlosses, 2007

Nordwestecke des Schlosses, 2020

Mittelrisalit der Westseite, Zustand 2007

Übersicht: Die Äbte und Fürstäbte von Fulda
Philipp Georg Schenk zu Schweinsberg (1567–1568), Fürstabt
Wilhelm Hartmann von Klauer zu Wohra (1568–1570), Fürstabt
Balthasar von Dernbach (genannt Grauel) (1570–1576 und 1602–1606), Fürstabt
Johann Friedrich von Schwalbach (1606–1622), Fürstabt
Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623–1632), Fürstabt
Johann Adolf von Hoheneck (1633–1635), Fürstabt
Hermann Georg von Neuhof (genannt Ley) (1635–1644), Fürstabt
Joachim Graf von Gravenegg (1644–1671), Fürstabt
Kardinal Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (1671–1677), Fürstabt
Placidus von Droste (1678–1700), Fürstabt
Adalbert I. von Schleifras (1700–1714), Fürstabt
Konstantin von Buttlar (1714–1726), Fürstabt
Adolf von Dalberg (1726–1737), Fürstabt
Amand von Buseck, (1737–1756), Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof ab 1752
, am 5.10.1752 wurde die Fürstabtei durch Papst Benedikt XIV. in den Rang eines Bistums erhoben.
Adalbert II. von Walderdorff (1757–1759), Fürstbischof 
Heinrich VIII. von Bibra, (1759–1788), Fürstbischof 
Adalbert III. von Harstall, (1789–1814), Fürstbischof bis 1802, danach Bischof. Im Jahre 1803 wurde mit dem Reichsdeputationshauptschluß das geistliche Fürstentum mit seinen Klöstern aufgelöst.

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer.
Kulturamt der Stadt Fulda: http://www.museum-fulda.de
http://www.tourismus-fulda.de/, www.fulda.de, http://www.tourismus-fulda.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten/index.php
Michael Imhof, Fulda - Ein Führer durch die Barockstadt, Michael Imhof Verlag, 3. Auflage 2006, ISBN 3-935590-03-2 und 978-3-935590-03-7
http://www.schloss-fasanerie.de/, http://www.schloss-fasanerie.de/schloss/index.php
Volker Rößner, Sabine Wagner, Sabine Fechter: Andrea(s) Gallasini 1681-1766: Vom Stuckateur zum fürstlichen Baumeister in Fulda, 320 S., Verlag Michael Imhof Verlag, 2018, ISBN-10: 3731907178, ISBN-13: 978-3731907176, S. 180-189

Orangerie - Floravase - Hauptwache - Paulustor - Stadtschloß: Ehrenhof (1) - Stadtschloß: Ehrenhof (2) - Stadtschloß: Brunnen - Stadtschloß: Zentralhof - Stadtschloß: hinterer Hof - Stadtschloß: Längsseite zur Stadt - Stadtschloß: gartenseitiges Portal - Konventsgebäude/Priesterseminar - Hof- und Klosterbibliothek - Am Frauenberg - Stadtpfarrkirche St. Blasius - Obelisken auf dem Domplatz - Hauptportal des Domes - Domdechanei - Stützmauer Michaelsberg - Päpstliches Seminar - Alte Universität - Heiliggeistkirche - Abteikirche St. Maria - Eichenzell: Schloß Fasanerie (1) - Schloß Fasanerie (2) - Altes Rathaus - Palais von der Tann - Domsingschule

Die Entwicklung des Hessischen Wappens
Das Feld für Münzenberg und seine Verbreitung in deutschen Adelswappen

Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Urheberrecht / Copyright an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007, 2020
Impressum