Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 74
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Bernhard von Solms, Epitaph

Das Grabdenkmal
Bernhard von Solms wurde 1554 in jugendlichem Alter im Markgräfler-Krieg erschossen. Es ist eines der wenigen Laien-Denkmäler im Dom St. Kilian, befindet sich an der Westwand des südlichen Querhauses und wurde von Peter Dell d. J. geschaffen. Der Verstorbene steht in körperbetonter Rüstung leicht herausgedreht, die gepanzerte Rechte erhoben, so als hätte er mal eine Lanze gehalten. Die Linke ruht am Schwertgriff. Er wird barhäuptig dargestellt, sein abgenommener Helm ist neben seinem rechten Standbein zu erkennen.

Die einzelnen Wappenbestandteile
Die Grafen und späteren Fürsten von Solms stammen von alten Grafen des Lahngaues ab. Der Name Solms ist abgeleitet von einem Bach, der oberhalb von Kraftsolms entspringt und unterhalb Burgsolms in die Lahn mündet. Das Geschlecht derer von Solms ist in mehrere Linien aufgespalten, z. B. Solms-Braunfels und Solms-Lich. Das Wappen der Grafen zu Solms ist geviert:

Dieses Wappen Solms ist auch optisch links oben in der Ahnenprobe zu sehen, nur sind da die beiden Löwen gewendet. Dieses gevierte Wappen ist auch sehr schön zu sehen auf einem Grabstein im Chor der Klosterkirche von Wetzlar, dabei zeigt das Feld Falkenstein-Münzenberg noch das Schildhaupt.

Das Wappen trägt zwei Helme:

Diese beiden Helme wurden zuerst geführt von Ernst I Graf zu Solms (-Lich), Herr zu Münzenberg und Sonnenwald, geb. 1527, gest. 1590, auf einem Siegel des Jahres 1587.

Die Ahnenprobe
Die Ahnenprobe, die ursprünglich einmal acht Schilde in zwei Spalten rechts und links des Probanden umfaßte, ist aufgrund der großen Zerstörungen im unteren Bereich der Platte nicht mehr komplett. Sie enthält - in der obersten Abb. sichtbar - die Wappen Solms, Rhein- und Wildgrafen von Dhaun, Sierck, Sayn und Hanau. Zerstört sind optisch rechts die Schilde Wied und Virneburg sowie optisch links Nassau.

Die Eltern von Bernhard zu Solms-Hohensolms-Lich (20.1.1533 zu Rödelheim- 4.6.1554 bei Gerolzhofen) sind:

Großeltern:

Urgroßeltern:

Abb. oben links: Wappenschild heraldisch ganz oben rechts für den Vater, Reinhard I. Graf zu Solms-Hohensolms-Lich (1491-1562), für den Großvater väterlicherseits, Philipp Graf zu Solms-Hohensolms-Lich (15.8.1468-3.10.1544), sowie für den Urgroßvater in direkter Stammlinie, Kuno Graf zu Solms-Hohensolms-Lich (-1477). Der Schild ist wie oben beschrieben, die Löwen sind nur aus Courtoisie einwärts gewendet. Abb. oben rechts: Wappenschild heraldisch ganz oben links für die Mutter des Probanden, Maria v. Sayn (4.4.1506-31.5.1586), sowie für deren Vater, Gerhard III. Graf v. Sayn (9.2.1454-26.1.1506), und für ihren Großvater väterlicherseits, Gerhard II. Graf v. Sayn (1417-1493). Der Schild zeigt in Rot einen goldenen, hersehenden Löwen.

Abb. oben links: Wappenschild heraldisch rechte obere Mitte für die Großmutter väterlicherseits des Probanden, Adriana v. Hanau-Münzenberg (1.5.1470-12.4.1524), bzw. für ihren Vater, Philipp I. Graf v. Hanau Herr v. Münzenberg (1449-26.8.1500). Der Schild ist geviert, Feld 1 und 4: golden-rot fünfmal gesparrt (Grafschaft Hanau), Feld 2 und 3: rot-golden geteilt (Herrschaft Falkenstein-Münzenberg). Man beachte, daß sich sowohl im Wappen Solms als auch im Wappen Hanau aufgrund der komplexen Erbangelegenheiten hinsichtlich der Herrschaft Münzenberg das Feld für diese wiederfindet. Abb. oben rechts: Wappenschild heraldisch links obere Mitte für die Urgroßmutter Elisabeth von Sierck (1435-1489). Der Schild zeigt in Gold einen roten Schrägbalken, belegt mit drei silbernen Jakobsmuscheln. Korrekterweise müßte es ein Schrägrechtsbalken sein, nicht wie hier ein Schräglinksbalken. Die Reihenfolge der Schilde auf der heraldisch rechten Seite ist logisch, zuerst der Vatersstamm, dann die Großmutter väterlicherseits, dann die Urgroßmutter, die mit einer Abzweigung am Hauptstamm "sitzt", zuletzt die Urgroßmutter mit zwei Abzweigungen vom Hauptstamm. Auf der heraldisch linken Seite sitzt der Sierck-Schild hingegen eine Position höher als erwartet.

Der Markgräflerkrieg
Der Markgräflerkrieg (syn. Bundesständischer Krieg) fand 1552 - 1555 statt. Benannt ist er nach Albrecht Alcibiades, Markgraf von Brandenburg-Kulmbach und Bayreuth, der insbesondere Franken mit Krieg überzog, welcher zur Zerstörung und Plünderung vieler Orte, Städte und Burgen im Heiligen Römischen Reich unter Involvierung auch entfernterer Gebiete führte. Sogar große und mächtige Reichsstädte wie Nürnberg fielen ihm zum Opfer (Kapitulation Nürnbergs am 19.6.1552). In der Schlacht bei Sievershausen wurde der kriegerische Markgraf von Moritz von Sachsen und Herzog Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel am 9.7.1553 besiegt. Kulmbach, die Residenzstadt des Markgrafen, wurde erobert und zerstört. In der Schlacht von Schwarzach wurde der Markgraf, der noch die Plassenburg hielt, 1554 zum zweiten Mal und endgültig von den bundesständischen Truppen besiegt. Markgraf Albrecht Alcibiades wurde mit der Reichsacht belegt und floh. Seine Besitzungen gingen 1557 an den Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach.

Links, Literatur und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Siebmacher, Fürsten M 1.3.1., 1. Band, 3. Abt. Hoher Adel, 1. Reihe, Die mediatisierten Fürstengeschlechter in Deutschland
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 7. Auflage 2004, Degener Verlag ISBN 3-7686-2512-5
Veröffentlichung der Photos aus dem Innenraum mit freundlicher Erlaubnis des Bischöflichen Ordinariates, Presse- und Informationsstelle, Domerschulstraße 2, 97070 Würzburg, vom 24.01.2007.

Dom, Johann Philipp Echter von Mespelbrunn - Dom, Sebastian Echter von Mespelbrunn - Dom, Schlußsteine der Seitenschiffe - Dom, Dechantaltar und Propstaltar - Eingänge zur Schönbornkapelle im Dom

Wappen der Grafen und Fürsten von Solms
Das Feld für Münzenberg und seine Verbreitung in deutschen Adelswappen

Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006, 2007, 2013
Impressum