Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 214
Freie Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber (Franken)

Rothenburg ob der Tauber - Wappen entlang der Altstadt-Straßen (Teil 4)

Wappen für Johann Georg Albrecht, bez. 1704, an einem Wohn- und Geschäftshaus in der Herrngasse 6, einem dreigeschossigen, verputzten Eckbau mit steilem Satteldach und Kranausleger Das Obergeschoß und der Giebel sind in Fachwerk ausgeführt. Im Kern wurde das Haus vor 1500 erbaut, aber in der zweiten Hälfte des 16. Jh. umgebaut und 1704 renoviert, wobei auch dieser Wappenstein angebracht wurde. Das Wappen ist geviert: Felder 1 und 4: in Rot ein silbernes schreitendes Einhorn. Felder 2 und 3: mehrfach schrägrechts schwarz-golden geteilt. Helmzier ein wachsendes Einhorn zwischen zwei Büffelhörnern. Die korrekte Farbgebung des renovierungsbedürftigen Wappen sieht man besser im Schragschen Geschlechterbuch: geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein schreitendes silbernes Einhorn, Feld 2 und 3: in Gold drei schwarze Schrägbalken, auf dem rot-silbern-schwarz-golden bewulsteten Helm mit rechts schwarz-goldenen und links rot-silbernen Decken zwei Büffelhörner, rechts schwarz-golden, links silbern-rot geteilt, dazwischen wachsend das silberne Einhorn. Ein weiter Nachweis für dieses Wappen ist bei Schöler, Familienwappen Seite 28 und Tafel 109 Nr. 7 zu finden.

 

Das Wappen der Familie von Hornburg ist auf einem auf das Jahr 1477 datierten Wappenstein am sog. Hornburghaus in der Herrngasse 11 zu finden, einem viergeschossigen Traufseitbau mit zwei vorkragenden Fachwerk-Obergeschossen und mit steilem Satteldach mit Krangaube. Es handelt sich um ein redendes Wappen, über einem schwarzen Zinnenturm ein rotes Horn. Die Schildfarbe wird im Siebmacher mit Silber angegeben, desgleichen im Schragschen Geschlechterbuch, hier ist sie golden. Auf dem Helm mit schwarz-roten Decken wachsend ein Männerrumpf mit Fledermausflügeln oder Drachenflügeln seitlich am Kopf. Gegen 1600 ausgestorbenes Geschlecht. Weitere Wappen auf Rothenburger Grabdenkmälern. Weitere Nachweise dieses Wappens im Siebmacher Band BayA3 Seite: 185 Tafel: 131, nach dem Bücherzeichen des Johann Hornburg um 1530 jedoch in der Helmzier ein nacktes wachsendes Weib und die Tinkturen ohne Quellenangabe ergänzt, bei Weißbecker, Rothenburg Nr. 603, und bei Schöler, Familienwappen Seite 60 und Tafel 128 Nr. 5.

Am Hornburghaus in der Herrngasse befindet sich ein zweiter, auf 1588 datierter Wappenstein, der ein unter der alleinigen Helmzier des Mannes vereinigtes Ehewappen aus zwei Schilden darstellt. Das Wappen des Ehemannes ist das der Familie Marckard und zeigt in Gold eine naturfarbene Barbe, die im Maul einen schwarzen gebogenen Ast mit jeweils einer schwarzen Blüte an den beiden Enden hält, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein silberner, schwarz gezeichneter und rotbewehrter Reiher mit erhobenem linken Fuß und mit einem gefangenen naturfarbenen Fisch im Schnabel zwischen zwei Büffelhörnern, das rechte golden, das linke schwarz. Dieses Wappen wird im Schragschen Geschlechterbuch abgebildet. Weitere Nachweise des Wappens sind im Siebmacher Si5 248 Rothenburgische, im Siebmacher Band BayA2 Seite: 131 Tafel: 82 sowie bei Schöler, Familienwappen Seite 73 und Tafel 58 Nr. 1, dort die Barbe blau. Kaiser Karl V. stellte zu Augsburg am 25.8.1530 einen Wappenbrief für Wolfgang Markart aus (vgl. Siebmacher Band BayA2 Seite 131). Die Stammreihe beginnt mit Sixtus Marckart, Äußerer Richter zu Rothenburg 1550. Das Wappen der Ehefrau zeigt in Schwarz einen goldenen Pfeil schräggelegt und aufwärtsgerichtet, mit einer gespreizten goldenen Kette von einem Ring herabhängend. Ein ganz ähnliches Wappen findet sich im Schragschen Geschlechterbuch für die Familie Öffner, das Motiv wird dort aber silbern auf schwarzem Feld angegeben (Hinweise auf die Identität willkommen).

Das aufgemaltes Wappen der Familie Walther läßt sich am Hotel Eisenhut in der Herrngasse 5 finden, in Rot ein silberner Schräglinksbalken, belegt mit drei goldenen sechszackigen Sternen, begleitet von zwei Eichenzweigen mit je drei grünen Blättern und einer goldenen Eichel in einem grünen Kelch.

   

Eines der zum Hotel Eisenhut in der Herrngasse gehörenden ehemals eigenständigen Patrizierhäuser, ein aus dem 13. und 15. Jh. stammender, dreigeschossiger Putzbau mit Treppengiebel mit Kranausleger zur Straßenseite hin und mit einem steilem Satteldach dahinter. Das zuvor gezeigte Wappen Walther befindet sich zwischen den beiden linken Arkadenbögen unter dem Drillingsfenster, rechterhand ist ein weiteres Wappen, "Ysenhut" bezeichnet, welches den Hausnamen symbolisch als Hauszeichen umsetzt, in Gold ein schwarzer, golden verzierter Kübelhelm, auf dem Helm ein schwarz-golden geteilter Flug.

Wappen für Georg Christoph Bezold, datiert auf das Jahr 1694, am Haus Schlegeleinsweth 12. Die Familie stammt aus Gollachostheim und stellte in Rothenburg Ratsherren; viele Grabmäler mit ihrem Wappen existieren. Über einem schwarzen Schildfuß, belegt mit einem goldenen Tatzenkreuz, in Gold ein aus der Teilung hervorkommender blau gewandeter Mann mit einem nicht näher zu bezeichnenden Objekt in der Rechten, mit einer goldenen Gürtelschärpe, deren Enden nach links wehen. Helmzier der wie im Schild bez. Mann wachsend. Helmdecken blau-gold.

 

Einer der komplexesten Wappensteine an Rothenburger Bürgerhäusern befindet sich am Eis-Cafe Dolomiti, zu sehen am rechten Rand der Fassade unter dem kleinsten Fenster des ersten Obergeschosses. Vereinigt werden hier ein Familienwappen, ein kaiserliches Wappen und die Wappen der sieben Kurfürsten. Diese Kombination zeugt von dem hohen Selbstbewußtsein der Rothenburger Patrizier, die sich als Bürger der Reichstadt so in die symbolische Reichsordnung mit Stolz durchaus vordergründig eingliederten. Oben eine Aufnahme aus dem Jahr 2004, unten Aufnahmen aus dem Jahr 2013 nach der Renovierung des herrlichen Wappensteines.

Das zentrale Vollwappen ist das Familienwappen Hiersching (Hirsching), es ist erniedrigt geteilt, oben von Gold und Schwarz schräglinksgeteilt und darin ein brauner, aufspringender Hirsch, unten von Gold und Blau geteilt mit einem goldenen Reichsapfel, auf dem ein gamshornartiger metallisch glänzender Haken angebracht ist. Auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-goldenen, links schwarz-goldenen Decken zwei Büffelhörner, rechts blau-golden, links golden-schwarz geteilt, und dazwischen wachsend der naturfarbene (braune) Hirsch. Im Zweifelsfall wurde hier die Farbgebung im Schragschen Geschlechterbuch herangezogen. Weitere Nachweise finden sich im Siebmacher Band Bg4 Seite: 58 Tafel 67 mit einer Darstellung nach dem Bücherzeichen des Friedrich Karl Gottlob Hirsching aus dem Jahr 1744 und im Alberti Seite 391. Kaiser Rudolf II. stellte zu Prag am 10.6.1602 einen Wappenbrief für die Brüder und Vettern Michael, Daniel und Cyriakus Hirsching aus. Die Stammreihe beginnt im Schragschen Geschlechterbuch mit dem Bierbrauer Andreas Hirsching, der gegen Ende des 16. Jh. lebte.

 

Über dem Familienwappen ist das kaiserliche Wappen, das hier aber nicht in seine Bestandteile aufgelöst ist, dem doppelköpfigen schwarzen Reichsadler auf die Brust gelegt. Im Rahmen sind acht weitere Wappenschilde, die unteren sechs jeweils bedeckt mit einem Kurhut, die beiden oberen mit einer rot gefüllten goldenen Krone, da es sich um die Königreiche Ungarn (gespalten, rechts siebenmal von Rot und Silber geteilt, Alt-Ungarn, links in Rot auf grünem Dreiberg aus einer goldenen Krone hervorwachsend ein silbernes Patriarchenkreuz, Neu-Ungarn) und Böhmen (in Rot ein silberner, gekrönter, doppelschwänziger Löwe) handelt.

     

Es folgen die Schilde für das Erzstift Mainz (Kurmainz), in Rot ein silbernes sechsspeichiges Rad, für das Erzstift Köln (Kurköln), in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz, für das Erzstift Trier (Kurtrier), in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz, für den Pfalzgrafen bei Rhein, gespalten, vorne in Schwarz ein goldener Löwe, rot gekrönt, gezungt und bewehrt, hinten in Rot ein goldener Reichsapfel, für Kursachsen, gespalten, vorne von schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz, hinten schwarz-silbern geteilt, belegt mit zwei gekreuzten roten Schwertern, und für den Markgrafen von Brandenburg, gespalten, vorne in Silber ein roter Adler, hinten das Kurzepter, eigentlich golden in Blau, hier abweichend.

malerischer Altstadtwinkel

Literatur:
Siebmachers Wappenbuch
Aschaffenburger Wappenbuch
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Willi Sauer, Wolfgang Kootz, Rothenburg ob der Tauber, Stadtführer, Edm. von König-Verlag Heidelberg 1981
Karl Borchardt, Rothenburger Wappenb
uch. Patrizier und Ehrbare: Die Wappen im Geschlechterbuch des Johann Friedrich Christoph Schrag (1703–1780) zu Rothenburg ob der Tauber. J. Siebmachers großes Wappenbuch, Neue Folge: Die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Bd. 3; 2007. 208 S. mit 402 farb. und 1 s/w-Abb., Festeinband, ISBN: 978-3-87947-117-1
Liste der Baudenkmäler:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Rothenburg_ob_der_Tauber/Kernstadt

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