Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 199
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Messingplatte für Petrus von Aufseß

Dieser aus Bronze gefertigte Grabplattenbeschlag, der heute an der Wand eines Seitenschiffes im Würzburger Kiliansdom hängt, erinnert an Petrus (Peter) von Aufseß zu Aufseß und Truppach, seit 1491 Domkanoniker in Bamberg, seit dem 25.4.1493 Domherr in Würzburg, Domkapitularherr in Würzburg und Bamberg (1503), 1498 Archidiakon zu Weinsberg und Buchen, seit 1511 Kirchherr zu Heilbronn, 1505-1520 Domkustos in Würzburg, seit dem 3.7.1520 Domdechant in Würzburg, Archidiakon von Bamberg und Würzburg. Er war Doktor beider Rechte und würzburgischer Kanzler. Außerdem war er kaiserlicher Rat. Dazu war er ab 1498 bereits Koadjutor des Stifts Comburg unter Seifried (Seyfried) von Holtz und 1504-1520/1522 der zweite Propst des Stifts Comburg. 1512 war er Gesandter des Würzburger Fürstbischofs Lorenz von Bibra bei der Reichsversammlung zu Trier. Verstorben ist er am 19.4.1522. Die Beschläge sind 210 cm hoch und 107 cm breit. Die umlaufende Inschrift ist stark abgekürzt und lautet: "AN(NO) D(OMI)NI MDXXII (1522) DIE XIX APR(ILIS) O(BIIT) R(EVEREN)DVS P(ATE)R D(OMI)N(V)S PETRVS DE AVFSES(S) H(VIVS) HERBIP(OLE)N(SIS) DECAN(VS) E(IVS)D(EM) AC BAMBERG(E)NS(IS) CATH(EDRALIVM) ECCL(ESIARVM) CAP(ITVLARIS) C(VIVS) A(NI)MA REQ(IE)SCAT IN PACE". In Deutsche Inschriften Band 27 wird gelesen "...BAMBE(RGENSIS) C(ANO)N(ICV)S...", was nicht unmöglich ist, dennoch wird wegen der eindeutigen Identifizierung des kritischen Buchstabens als "G" und nicht als "C" der Lesung nach Salver der Vorzug gegeben. Innerhalb dieses Inschriftenrahmens steht das am Kopf und an der unteren Seite mit ersterem verbundene Standportrait des Klerikers in Albe und Chormantel und mit Birett auf dem Kopf, mit einem Abendmahlskelch in der Linken, die Rechte mit zwei ausgestreckten Fingern segnend darüber erhoben. In den beiden oberen Innenwinkeln ist Rankenwerk bzw. Sprengwerk im Stil der Renaissance mit je einem Drachen darin als Schmuck angebracht.

     

Die Eltern des Klerikers waren Georg von Aufseß zu Aufseß, Plankenstein (Plankenfels), Gregolstein (Krögelstein) und Freienfels und dessen Frau Agnes von Giech. Die vier Wappenschilde der Ahnenprobe, jeweils in den Ecken, stehen für die vier Großeltern des Petrus von Aufseß. Die Zuordnung der Schilde ist evident, aber bezüglich der exakten genealogischen Angaben gibt es in der Literatur einige Unstimmigkeiten. Heraldisch rechts oben steht der Schild für den Großvater väterlicherseits, Johannes von Aufseß zu Aufseß, Truppach, Plankenstein und Gregolstein, Erbschenk des Hochstifts Bamberg und fürstlich Brandenburgischer Amtmann zu Creußen (in Blau ein silberner, mit einer roten Rose belegter Balken). Er war der Sohn von Conrad von Aufseß zu Aufseß, Freienfels, Truppach, Mengersdorf, Plankenstein, Stechendorf und Kleinziegenfeld, welcher 1395 den Burgfrieden zu Aufseß errichtete. Oben links steht der Schild für den Großvater mütterlicherseits, Nikolaus von Giech (in Silber zwei pfahlweise gestellte rote Schafscheren), Sohn des Hans von Giech und der Anna von Vestenberg. Unten rechts wird die Großmutter väterlicherseits repräsentiert, Agatha von Thüngfeld (in Silber eine rote Pferdebremse oder Viehpramme), und der letzte Schild, der unten links, steht für die Großmutter mütterlicherseits, Barbara Neustetter gen. Stürmer, Tochter von Hans (nach Biedermann und Salver S. 329) bzw. Ulrich (n. Tyroff) Neustetter gen. Stürmer zu Schönfeld, Bernrode und Unternesselbach (in Silber ein schwarzer Schach-Roch) und dessen Frau Barbara (nach Tyroff und Salver S. 329) bzw. Anna (nach Salver S. 278, Widerspruch in der Quelle) von Mistelbach. Aus den Ausführungen zur Metallplatte des Georg von Giech ergibt sich, daß hier nur Ulrich Neustetter gen. Stürmer und Barbara von Mistelbach als Eltern in Frage kommen, denn das Vorkommen des Mistelbach-Schildes schließt Ulrichs Bruder Hans aus, der nach Biedermann und Tyroff Cunegunda von Seckendorff geheiratet hatte.

     

Übersicht über die Vorfahren des Petrus von Aufseß (mit einigen Unplausibilitäten in den Quellen):

Eltern:
  • Georg von Aufseß
  • Agnes von Giech

Großeltern:

  • Johannes von Aufseß zu Aufseß, Truppach, Plankenstein etc.
  • Agatha von Thüngfeld
  • Nikolaus von Giech
  • Barbara Neustetter gen. Stürmer
  Urgroßeltern:
  • Conrad von Aufseß zu Aufseß, Freienfels, Truppach, Mengersdorf u.v.a.m.
  • Anna von Ehenheim (Enheim)
  • Peter von Thüngfeld
  • nomen nominandum est
  • Hans von Giech (n. Salver S. 329 Eberhard v. G., paßt aber nicht zu S. 278, Quellenwiderspruch)
  • Anna von Vestenberg
  • Ulrich Neustetter gen. Stürmer zu Schönfeld, Bernrode und Unternesselbach
  • Barbara von Mistelbach

Literatur, Links und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_Würzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 329-330.
Genealogie Aufseß und Neustetter: Biedermann, Geschlechtsregister der Reichsfrei unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Gebürg
http://books.google.de/books?id=49JDAAAAcAAJ
Genealogie von Thüngfeld: Biedermann, Geschlechts-Register der Reichs-Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken, löblichen Orts Steigerwald
http://books.google.de/books?id=5tJDAAAAcAAJ
von Aufseß:
http://de.wikipedia.org/wiki/Aufseß_(Adelsgeschlecht)
von Thüngfeld:
http://de.wikipedia.org/wiki/Thüngfeld_(Adelsgeschlecht)
von Giech:
http://de.wikipedia.org/wiki/Giech_(Adelsgeschlecht)
Geschlechts- und Wappenbeschreibungen zu dem Tyroffischen neuen adeligen Wappenwerk, Nürnberg 1805, 1. Band, 1. Abschnitt, S. 372-373, online:
http://books.google.de/books?id=szdEAAAAcAAJ
Die Deutschen Inschriften, hrsg. von den Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Mainz, München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, 27. Band, Münchener Reihe 7. Band, Die Würzburger Inschriften bis 1525, auf der Grundlage des Nachlasses von Theodor Kramer, unter Mitarbeit von Franz Xaver Herrmann, bearbeitet von Karl Borchardt, Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1988, S. 225, Nr. 490

Dom, Moritz von Hutten - Dom, Erasmus Neustetter gen. Stürmer - Dom, Veit Gottfried von Wernau - Dom, Richard von der Kere - Dom, Albert von Bibra - Dom, Johannes von Guttenberg - Dom, Georg von Giech - Dom, Johann Konrad Kottwitz von Aulenbach - Dom, Franz Ludwig Faust von Stromberg - Dom, Neidhardt von Thüngen - Dom, Georg Heinrich von Stadion - Dom, Konrad Friedrich von Thüngen

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