Bernhard
Peter
Altstadt
von Khiva: Islam Hodja Medrese
Islam
Khoja Madrasa, Islam Hoja Medrese (1908-1910 AD)
Die Fassade gehört zu den am
schönsten verzierten in ganz Khiva. Sie folgt in ihrer
Gestaltung dem allgemeinen Schema, insbesondere die
Pishtaq-Gestaltung, mit einer Ausnahme: Das Schriftband fehlt.
Eine weitere Besonderheit der Fassade ist der obere Abschluß von
Zellentrakt und Pishtaq: Ganz oben sind zackenweise gesetzte
glasierte Ziegel in grün-weiß-grün, darunter ist eine
blau-weiße Musterzone, rein geometrisch aus gestuften Rastern.
Besondern ins Auge fällt auch der Balkon im Eingangsiwan über
einem massiven Querbalken.
Die Westseite (Eingangsseite) hat im 1. Stock hinter der Mauer mit Blendbögen eine Reihe von schmalen Räumen in ihrer Nordhälfte. Im Süden ist die riesige Kuppel des dort gelegenen Hauptraumes, welcher den Platz hinter der Fassade in vollem Umfange einnimmt, deswegen sind hier auch keine Zellen und auch weder Fenster noch Türen. In der Nordhälfte des Westtraktes aber öffnet sich das Obergeschoß zum Hof hin mit einer offenen Holzpfeilergalerie wie mit einer Loggia.
Bemerkenswert an der Fassade ist ferner der in ca. 30 cm Höhe umlaufend ins Mauerwerk eingelassene Holzbalken von ca. 10 cm Höhe, an den Ecken mit Metallmanschetten verklammert. Der Balken folgt sogar allen Nischen und Arkaden. Er soll anscheinend Spannungen und Rissen im Gebäude vorbeugen. Das gleiche neben der Medrese stehende Minarett hat statt dessen umlaufend einen ca. 15 cm hohen Ringanker aus behauenen Steinen.
Das Minarett ist eines der Wahrzeichen von Khiva, gemeinsam mit dem der Freitagsmoschee und dem der Moschee jenseits des Osttores, die übrigens bis heute als Moschee genutzt wird, bildet es einen Akkord im alten Stadtbild, wobei dieses hier das wesentlich schöner geschmückte mit vielen bandartig umlaufenden keramischen Schmuckfriesen ist, dazu mit einer exquisit verzierten Laterne.
Die zweistöckige Fassade ist aber nur Show, und das in vielerlei Hinsicht. Nichts befindet sich hinter der Fassade, was ihr in ihrer Dimension entsprechen würde. Eine schlichte einstöckige Hofmedrese ohne Iwane, nur mit einer einfachen umlaufenden Reihe von Studentenkammern. An der Längsseite befinden sich jeweils 5 Zellen, an der Ostseite 4, an der Westseite nur zwei Zellen zwischen den beiden Durchgängen in den Hof. Die Ecken sind sämtlich abgeschrägt und geben Zugang zu je drei weiteren Zellen, bis auf die Südwestecke, wo gar keine Zellen sind, weil sich dahinter ein großer überkuppelter Raum mit einem hübschen blauweiß gekachelten Mihrab befindet. Insgesamt kommen wir also auf 25 Zellen rings um den Hof.
Der einzige Schmuck ist ein um den ganzen Hof umlaufendes Band aus oben und unten horizontal gesetzten türkis glasierten Ziegeln und dazwischen vertikal im Wechsel blau und weiß gesetzten Glasurziegeln. Der Hof hat eine friedliche Atmosphäre, insbesondere durch die 4 schattenspendenden Robinien und einen Brunnen.
Vom Obergeschoß der Nordhälfte des Westtraktes aus kann man das Dach der Hofmedrese begehen. Umlaufend ist eine ca. 1.60 m hohe Umfassungsmauer. Die ganzen Buckel der einzelnen Zellengewölbe sind sichtbar, dazu die Kaminaufsätze der einzelnen Zellen, die individuell beheizt wurden, mal neben der Kuppel, mal auf der Kuppel sitzend, einfach aus zwei vertikal gestellten und zwei darüber gegeneinander geneigten Ziegelplatten gefügt. Durch einen Durchlaß gelangt man auf die Außengalerie der Westseite, von wo aus man die dort liegenden drei Zellen und den Balkon über dem Eingang betreten kann. Die südlichen vier Einheiten der West-Fassade und sind wegen des dahinterliegenden Kuppelraumes vermauert, die südlichste der Nordhälfte ebenfalls.
Jetzt ist die Medrese als Museum hergerichtet. Dazu ist sie in erheblichem Maße umgebaut worden. Alle Eingänge bis auf einen wurden vermauert, die Holztüren zum Hof sind nur Blendwerk. Dafür sind die Trennwände zwischen allen Zellen durchbrochen worden, so daß man eine umlaufende Raumflucht erhält, die ihren Ausgang im Kuppelraum nimmt, einmal auf drei Seiten des Hofes umläuft, um den Besucher schließlich durch die letzte Tür wieder auf den Hof zu entlassen. Die Holztüren im Hof sind nur noch fürs Auge. Das Museum selbst ist das am meisten lohnende in ganz Khiva. Die Objekte sind von hoher Qualität, und die Präsentation ist akzeptabel, auch wenn der Hürdenlauf über die ganzen Schwellen zwischen den Räumen gewöhnungsbedürftig ist, vor allem, wenn man seine Augen auf den wunderschönen alten Holztüren, Holzsäulen, Kelims, Knüpfarbeiten, Metallgefäßen, Stoffen und Kleidungsstücken sowie Inschriften und kalligraphischen Arbeiten etc. hat. Dieses Museum lohnt den Besuch wirklich, ganz anders als die verstaubten Rumpelkammern in anderen Medresen, die man nur betritt, um einen Blick in den Hof werfen zu können.
Islam Hodscha
Medrese -
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