Bernhard
Peter
Fachbegriffe
der usbekischen Architektur
- Aiwan: siehe Iwan
- Ark:
Stadtbefestigung, Zitadelle, war früher der befestigte
Sitz des lokalen Herrschers, eine Art Stadtburg.
- Ayvon: siehe Iwan
- Basar, Bazar:
persisches Wort für ein überdachtes Einkaufszentrum,
entspricht dem arabischen Suq.
- Birun: das Äußere.
Z. B.: Mausoleum Abd-i-Birun das sich außerhalb
der Stadtmauern befindliche Mausoleum
- Chanaka: siehe
Khanqah
- Char Su, Chorsu:
siehe Tschorsu
- Chillakhana: Ort für
Meditation
- Chortak: siehe
Tschortak
- Chudschra: siehe
Khudschra
- Dado: Unterer Teil
einer Innenwand bis in ca. 1-1.50 m Höhe, oft besonders
verziert
- Dakhma: Plinthe,
Platte, auf der ein Kenotaph steht und die die Gräber
abdeckt oder überwölbt.
- Dar: Haus
- Dargah: persisch:
Durchgangsportal, Eingangsvestibül, Tor zu einem
Stadtteil oder zu eine neuen Straßenabschnitt
- Dars-Khane,
Darskhana, Dars-Chane: Unterrichtsraum. Khana
= Raum, arab. Dars = Lektion, Unterricht.
- Darun: das Innere. Z.
B.: Mausoleum Abd-i-Darun das sich innerhalb der
Stadtmauern befindliche Mausoleum
- Darvaza, Darwase:
Tor, Tor zu einem Haus, Stadttor
- Dhikrkhana: Ort zum
Dhikr, dem Gedenken der Sufis, Raum für mystische
Übungen.
- Dichliz:
Durchgangraum, Vestibül
- Dschuma-Moschee:
Freitagsmoschee
- Guldasta, Goldasta:
Eckturm, Eckbefestigung, aber auch schlanke Türme, die
ein religiöses Bauwerk flankieren, die formal von den
Minaretten abgeleitet sind, die das Pishtaq einst
flankierten, aber nicht mehr die Funktion eines
Minarettes haben.
- Gumbad: Mausoleum,
Grabturm
- Gumbaz: Kuppel
- Gur = Grab
- Gurkhana, Gur-Khana,
Gur-Chane, Gorxona: Zentraler Saal eines Mausoleums
- Gusar, Guzar:
Stadtviertel
- Gusar-Moschee:
Stadtviertel-Moschee
- Hazira: Bezirk um
einen Grabbau oder mehrere Grabbauten ohne Dach, der auch
eine Moschee enthält, wird unter den Timuriden zur
religiösen Anlage.
- Hauli: Landhaus,
Palast
- Hauz, Haus:
viereckiges Wasserbassin, typisches Innenhofelement
- Hisar, Hissar:
Festung, Festungsmauer
- Hudschra: siehe
Khujra
- Iwan: groß
dimensionierte Halle, die an drei Seiten geschlossen und
an der vierten Seite gänzlich bis oben offen ist und
sich zu einem Hof hin öffnet. Siehe eigenen Artikel
- Kala, Kale: Festung,
Fort, Befestigung
- Karawansaray:
Unterkunft für Reisende, Kaufleute, Tragtiere und Waren.
Wegen der häufig vorkommenden Lage in einsamer
Landschaft nach außen ziemlich abweisend konstruiert,
mußte es sich und die wertvolle Ware doch notfalls
verteidigen können. Das Wort Kervansaray
stammt aus dem Persischen und ist in die meisten modernen
Sprachen in ähnlicher Form integriert worden. Die ersten
Karawansereien entstanden im späten 10. Jahrhundert in
Zentralasien. Militärbefestigungen übernahmen dort
zunehmend wirtschaftliche und religiöse Funktionen und
entwickelten sich zu wehrhaften Herbergen. Ställe und
Herbergszimmer öffnen sich auf einen zentralen Innenhof
bzw. auf Galerien in den oben liegenden Stockwerken. Der
Grundriß folgt einem Quadrat oder Rechteck, manchmal
einem Achteck. Karawansarays hatten einen großen
Innenhof, der im Erdgeschoß von Arkaden gesäumt war,
hinter denen Ställe für Tiere und Stapelräume
untergebracht waren. Im Obergeschoß befanden sich die
Unterkünfte für die reisenden Händler.
- Kenotaph: Scheingrab,
Denkmal, Grabstein, unter dem sich nicht wirklich der
Tote befindet, der häufig unter einer unscheinbareren
Platte woanders im Gebäude oder auf dem angrenzenden
Friedhof liegt.
- Keshk: Schloß,
Palast
- Khana: Haus, Heim
- Khanqa, Khanaqah,
Khanqah, Chanaka, Chaniga, persisch Dargah oder Khanegah,
Sufi-Konvent, Gemeinschaft-Treffpunkt einer Gruppe
islamischer Mystiker um ihren Sheikh, Zentrum einer
Sufi-Bruderschaft (Derwisch-Orden). Es wird von den
Mitgliedern aufgesucht zum gemeinsamen Dhikr (Gedenken)
oder für religiöse Studien.
- Khudschra, Khujra,
Hudschra, Hujra, Chudschra: Zelle,
Studentenbude in einer Madrasa, auch ein Raum
für reisende Derwische in einer Khanqah
- Kosh-Prinzip:
Gestaltungsprinzip der Stadtarchitektur, bei der zwei
einander gegenüberliegende Medresen exakt aufeinander
ausgerichtet sind, so daß die Eingangsportale in einer
Fluchtlinie liegen. Abgeleitet von Qash
gegenüber. Der zweite Bau greift
dabei wichtige Elemente des Gegenübers architektonisch
auf, um die Entsprechung noch vollkommener zu machen.
Siehe eigenen Artikel.
- Kitab-Khane:
Bibliothek. Wörtl.: Buch-Haus.
- Kurnysh-Khane,
Kurnysh-Chane: Empfangsraum, Empfangssaal
- Kuzaga:
kugelförmiges Element am Säulenfuß
- Liwan: siehe Iwan
- Maqsura: Im
Hauptgebetsraum einer Moschee ein Kuppelbau vor der
Qibla-Nische. Einst war der Hauptraum für den Herrscher
reserviert und manchmal sogar durch Gitterwerk
abgetrennt. Der Begriff meint auch eine vergitterte Loge
für den Herrscher in der Nachbarschaft des Mihrab
(Qibla-Nische)
- Masar, Mazar:
Friedhof, Wallfahrtsort, Mausoleum
- Masdschid, Masjid:
Moschee, der Ort, wo man sich niederwirft
- Masdschid-i-Dschuma,
Masjid-i-Juma: Freitagsmoschee, Hauptmoschee der Stadt,
wo man sich freitags zum großen Gemeinschaftsgebet
versammelt
- Medrese: Schule,
insbesondere für religiöse Wissenschaften, an der
Lehrer (Mullah, Ulama) Schüler unterichten.
- Mehman-Khane:
Empfangssaal
- Mihrab: Gebetsnische,
Nische in der Rückwand einer Moschee, die die Qibla
markiert.
- Mimbar, Minbar:
Kanzel einer Moschee
- Minar, Menar, Minor =
Minarett
- Minarett: In
Abgrenzung zu Christentum (Glocke) und Judentum
(Schofar-Horn) wählte die islamische Gemeinde die
menschliche Stimme, um zum Gebet zu rufen. Fünfmal
täglich schallt der Gebetsruf vom Minarett:
Morgengrauen, Mittag, Nachmittag, Abend, Nacht. Neben
diesem Funktionalen Charakter haben Minarette auch eine
sehr dekorative, insbesondere die Minarette mit schlankem
Schaft auf abgerundetem, ausgebuchtetem oder gezackten
Grundriß, wie sie im ostislamischen Bereich üblich
waren. Den Typ Minarett, wie er in Usbekistan üblich
war, nennt man Turan-Typ: Die Minarette werden nach oben
schlanker und enden in einer Art vorkragender Laterne.
Die Verzierung besteht entweder aus senkrechten Rippen,
horizontalen Ornamentbändern oder Schriftfriesen etc.
- Miyan-Khana,
Miyan-Hane: Mittelraum. Eigentlich der Übergangsbereich
zwischen dem Selamlik, der Männerwohnung, und dem Harem
des traditionellen iranischen Hauses. Wird symbolisch
auch für einen Raum des Grabbaus gebraucht, der zwischen
der Welt der Lebenden und der der Toten vermittelt. In
iranischen Grabbauten unbekannt, spielte später eine
größere Rolle in der Moghul-Grabarchitektur in Indien.
Enthält die Treppe zur Krypta.
- Muqarnas:
Stalaktiten-Gewölbe. Siehe eigenen Artikel.
- Musallah: Gebetsplatz
im Freien (arabisch), meist vor einer Mauer mit festem
Mihrab
- Namasgah: Gebetsplatz
im Freien (persisch)
- Nekropole:
Totenstadt, Gräber-Stadt, außerhalb der eigentlichen
Stadt gelegen.
- Pandus: Gang,
Korridor
- Pendentifs:
Gewölbeelement, in Form sphärischer Dreiecke gewölbte
Ecklösungen, um aus einem Viereck einen Kreis als
Kuppelbasis zu machen. Siehe eigenen Artikel.
- Pisé: Stampflehm
- Pishtaq, Pistaq:
Über die umliegenden Gebäudeteile herausragendes
rechteckiges Bauteil, welches Portale bekrönt. Siehe
eigenen Artikel.
- Qala: siehe Kala.
- Qash: siehe Kosch
- Qibla:
Gebetsrichtung, Richtung Mekka, von Mekka radial über
die ganze Erde ausstrahlende Richtungen. Die Qibla war
übrigens nicht immer gleich: Erst wandten sich die
Mitglieder der jungen islamischen Gemeinde gen Jerusalem,
bis die Offenbarung Mekka als neue angemessene
Zielrichtung vorgab (13. Muharram 2 A.H., vgl.
Surat-ul-Baqara, Aya 139). In Usbekistan grob
Westsüdwest.
- Qibla-Iwan: Der Iwan,
der in die Hauptgebethalle führt, in Richtung auf Mekka
angeordnet ist.
- Qori-Khana: Raum zum
Rezitieren des Qurans.
- Qubba: Kuppel,
Kuppelgrab (arab.)
- Rabat: Vorstadt
- Ribat: arab. Wort
für ein befestigtes Gebäude, das zugleich eine
religiöse und eine militärische Funktion hatte. Ein
Ribat ist eine befestigte Unterkunft für die sog.
Murabitun Gläubige, die die Grenzen des Reiches
und die Interessen des Islams mit der Waffe verteidigen.
- Registan, Rigistan:
Wörtlich Sandplatz. Bezeichnet den
öffentlichen Hauptplatz einer Stadt, der für politische
Versammlungen, Paraden, öffentliche Akte wie
Verkündigung von Gesetzen, Bestrafungen, Hinrichtungen
etc. benutzt wurde. Gab es in jeder Stadt, wenngleich der
Registan von Samarqand der berühmteste ist.
- Riwaq, Rivaq: Arkade
oder Portikus, auf mindestens einer Seite offen, einen
Sahn (Hof) einer Moschee umgebend, als Gebetsraum,
Aufenthaltsort oder Raum für religiöse Studien genutzt,
entweder überkuppelt oder mit einer Holzbalkendecke
geschlossen. Der Ausdruck Rivaq wird auch für die
Arkaden benutzt, die einen Pishtaq krönen.
- Sagana: Grabstein,
Grabmal
- Sahn: offener Raum
einer Hof-Moschee, umgeben von Galerien, Raum für das
Gemeinschaftsgebet im Freien, hat seinen Ursprung im
Privathaus (Hofhaus), unabhängig von der
Entwicklungslinie der Moschee, findet sich in iranischen,
indischen, nordafrikanischen etc. Moscheen.
- Saray: Palast
- Sardoba:
Wasserspeicher, Zisterne, überkuppelt
- Selamlik,
Männerwohnung im traditionellen iranischen Haus.
- Sharistan,
Scharestan: Stadtkern innerhalb der Stadtmauer
- Siarat-Khane: Siehe
Ziarat-Khane
- Stalaktitengewölbe:
Muqarnas, siehe eigenen Artikel.
- Tak, Tok: Bogen,
Kuppelbasar
- Takiyya: türkische
Variante einer Khanqah, türkische Schöpfung, größere
Sufi-Komplexe. In Zentralasien erschien dieser Bautyp
erst spät und hatte eine leicht andere Funktion und
Bedeutung: In erster Linie waren es Herbergen vom Hof-Typ
für Pilger, Reisende und wandernde Handwerker, errichtet
von den städtischen Handwerkergilden.
- Tambour:
Zylindrischer Unterbau einer Kuppel
- Tarat-Khane:
Waschraum einer Moschee, wo die Gläubigen vor dem Gebet
Wudu (rituelle Reinigung von Händen, Armen,
Gesicht, Mund, Nase, Ohren, Füßen) machen, Brunnenhaus
- Tekke: siehe Takiyya
- Tschilla-Khane,
Tillja-Khane, Tillja-Chane: unterirdischer Betraum
- Tim: Gebäude mit
hohen Arkaden und Gewölben, z. B. eine Markthalle,
überkuppeltes Basargebäude mit einem einzigen Eingang
bzw. einer einzigen Zugangsfront. Ein Tim liegt seitlich
an einer Straße und nicht auf einer Straßenkreuzung.
- Trompen:
Gewölbeelement, in Form eines Kegelmantels gewölbte
Ecklösungen, um aus einem Viereck ein Achteck zu machen.
Siehe eigenen Artikel.
- Tschar, Tschor: vier,
in Bauwerken wie Tchor Minar vier Minarette,
Tschartak vier Bogen
- Tschorsu, Tscharsu,
Char su, Chorsu: Wörtl.: vier Richtungen,
Marktgebäude auf einer Straßenkreuzung
- Tschortak, Chortoq:
Eine Toranlage mit insgesamt vier offenen Bögen und
einer zentralen Kuppel, wovon jeweils zwei Bögen den
geraden Hauptweg überspannen und zwei andere den Weg zu
den Seiten weg in Räume oder Nebenstraßen freigeben,
also eine rechteckige Rahmung einer Wegkreuzung mit
insgesamt 4 Bögen. Allgemeiner auch eine Kuppel auf
Bögen.
- Xonako: usbekisch
für Khanqa, siehe dort
- Zawiyya: ein Typ
eines Sufi-Komplexes
- Zhikrkhana: siehe
Dhikrkhana
- Ziaraatkhana,
Ziaraat-Khana, Ziarat-Chane: Andachts-Teil eines
Grabmals, Raum für funerale Riten, Ziarat =
Ehrerbietung, Gedenken, Besuch eines Grabes, Khan = Haus,
Heim
Das Kosh-Prinzip
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