Bernhard
Peter
Konan
(Präf. Shiga): Joraku-ji
Lage,
Erreichbarkeit und Touristisches
Der Tempel Joraku-ji liegt am
südwestlichen Rande der Stadt Konan (Präfektur Shiga). Adresse:
6-5-1, Nishitera, Konan-shi, Shiga-ken. Mit öffentlichen
Verkehrsmitteln ist er etwas schwierig zu erreichen, die
nächstgelegenen Bahnhöfe sind entweder Ishibe oder Kosei
(Kousei), von beiden sind es etwa 4 km oder eine Stunde
Fußmarsch. Schöner und etwas kürzer ist der Weg vom Bahnhof
Ishibe, weil man mehr im Grünen gehen kann und noch am
Yoshimiko-Schrein vorbeikommt. Von Kyoto Hauptbahnhof würde dann
der Weg zum Tempel folgendermaßen aussehen: Ab Kyoto Eki nimmt
man den Special Rapid der Tokaido-Sanyo Line in Richtung Yasu (z.
B. Gleis 2) bis zur Haltestelle Kusatsu (20-25 min.). Dort
wechselt man zur Kusatsu Line und nimmt den Bummelzug nach Tsuge
und fährt mit diesem zwei Haltestellen bis Ishibe. Insgesamt ist
man von Kyoto aus ca. 1 Stunde unterwegs, plus 1 Stunde Fußweg.
Vom Bahnhof Ishibe aus hält man sich südwärts, folgt dem Bach
in ein bewaldetes Tal, hält sich an der Weggabelung links, dann
geht es wieder durch Siedlungsgebiet, dann über einen bewaldeten
Hügel, am Industriegebiet links abzweigen und an der Shiga
Kenritsu Ishibe High School vorbei, und mitten in den Feldern
nach rechts zum Tempel abbiegen. Zwischen Joraku-ji und Choju-ji
liegen nur 1,3 km oder eine gute Viertelstunde zu Fuß, das wäre
zur Not als Rundweg ohne Bus machbar. Wer jedoch auch den
Zensui-ji besichtigen will, kommt auf keinen Fall um die
Busbenutzung herum. Den Bus zum Joraku-ji bekommt man am Bahnhof
Ishibe; es ist die Ishibe Loop Line, die einen in ca. 12 min.
für 250 Yen zur Haltestelle Nishidera (Jorakuji) bringt. Der
Tempel, also die Haupthalle, ist nur im Herbst zu
Sonderöffnungszeiten regulär auf Besucherverkehr eingestellt
und innen zu besichtigen. Zu anderen Zeiten ist telephonische
Voranmeldung (+81-748-77-3089) erwünscht.
Geschichte
und Bedeutung
Der Tempel wurde auf Befehl
der Kaiserin Genmei (660-721, regierte 707-715) in der Wado-Ära
(708-715) gegründet, also in der Übergangszeit von der
Asuka-Zeit zur Nara-Zeit. Der Gründer war Roben (Rouben,
Ryouben, 689-773), welcher der Kegon-Schule angehörte und den
Todai-ji in Nara gründete und eine wichtige Rolle bei der
Etablierung des Buddhismus in Japan spielte. Er gilt als zweiter
Patriarch der Kegon-shu, als Nachfolger von Shinjo (Shinjou). Im
Todai-ji wurde er der erste Betto (Bettou), ein Titel, der eigens
für ihn geschaffen wurde und Vorsteher eines Großtempels
bedeutet, und er wurde Sojo (Soujou), oberster Priester des
Todai-ji. Ebenso war dieser Mönch der Gründer des Ishiyama-dera
in Otsu. Früher gab es hier in der Nähe einen Palast namens
Shigaraki no Miya, und der neu gegründete Tempel schützte in
vor Unheil aus der nordöstlichen Richtung (Ki-mon, Dämonentor).
Der Tempel wird zu den Konan Sanzan gerechnet, den drei großen Tempeln der Stadt Konan (san = drei, zan = Tempel, Berg). Alle drei Tempel sind klein und untouristisch, glänzen aber durch herausragend alte und schöne Einzelgebäude. Mit der Haupthalle (Hondo) und der Pagode (San-ju-no-to) besichtigt man hier sehr wertvolle Bausubstanz aus der frühen bzw. mittleren Muromachi-Zeit; sie sind beide als Nationalschatz eingestuft.
Das Hauptkultbild des Tempels (Honzon) ist eine tausendarmige Kannon (Sen-juu-Kannon), eine Form des Bodhisattvas der Barmherzigkeit. Darauf nimmt auch der zentrale Wortlaut des Sumigaki (schwarze Tusche-Schrift) auf den am Eingang erhältlichen Goshuin (Pilgerstempeln) Bezug, denn die drei großen Kanji in der mittleren Spalte besagen "Dai-hi-den", dai = groß, hi = Betrübnis, den = Halle, also sinngemäß Halle des großen Mitfühlens, des großen Mitleids.
Rundgang
und Beschreibung
Die kleine, überschaubare
Gebäudegruppe ist am Hang um einen kleinen Platz gruppiert.
Rechts des Zugangsweges liegt der Sansei-Schrein, links liegen
das Empfangsgebäude und die sanitären Anlagen. Am Platz selbst
liegen rechts der Glockenturm (Shoro) und links das
Handwaschbecken (Temizuya). Dann fällt auch schon der Blick auf
die Haupthalle, hinter der sich links die Pagode erhebt. Links
des Platzes liegt vor der Haupthalle ein sehr schöner
Gartenbereich mit Azaleenbüschen und bunten Ahornen, mit einem
langgezogenen Teich und einem kleinen Benten-Schrein (Benten-do).
Auch der Hang hinter der Haupthalle ist gärtnerisch gestaltet.
Seitlich rechts neben der Haupthalle befindet sich eine Gruppe von vier kleineren Nebengebäuden in Reihe. Das hinterste Gebäude mit Irimoya-Dach und einer einzelnen Steinlaterne linkerhand davor ist eine Yakushi-Halle (Yakushi-do), in der eine Statue des heilenden Buddha (Medizin-Buddha) verehrt wird. Das zweite Gebäude von links ist ein Speichergebäude, deswegen komplett verputzt und weiß gestrichen ohne Holzelemente. Das dritte Gebäude von links, zu dem eine kleine Treppe hinaufführt, ist eine Fugen-do, eine Halle, in der Fugen Bosatsu (Samanatabhadra) verehrt wird, der "allumfassend Gute", einer der acht großen Bodhisattvas des Mahayana-Buddhismus. Das vierte Gebäude von links mit querstehendem Irimoya-Dach und zwei Steinlaternen davor, wird Gyoja-do genannt. Dort wird En no Gyoja = En no Ozuno verehrt, ein Mystiker und Asket des ausgehenden 7. und beginnenden 8. Jh., der Gründer des Shugendo, der Berg-Asketen (Yamabushi). En no Gyoja bedeutet "En, der Asket". Dieses Gebäude ist links neben dem Glockenturm nach hinten versetzt zu finden.
Die einstöckige Haupthalle (Hondo) stammt aus dem Jahr 1360 und damit aus der frühen Muromachi-Zeit. Sie ist 7 x 7 Interkolumnien groß und trägt ein Dach im Irimoya-zukuri, das mit Zypressenrinde gedeckt ist (Hinoki). Über den hochführenden Stufen auf der Vorderseite (Südostseite) ist die Überdachung auf vier Säulen in 3 Ken Breite vorgezogen. Das Gebäude ist seit 1953 als Nationalschatz eingestuft. Man betritt die Halle jedoch nicht von der Vorderseite, sondern auf der rechten Seite (Nordostseite). In dieser Halle wird eine Senjuu Kannon als Hauptkultbild verehrt. Diese Figur wird aber nicht öffentlich gezeigt, sie stellt ein verborgenes Bildnis dar. Besonders sehenswert ist hingegen der in der Haupthalle aufgestellte Skulpturenbestand: Insgesamt 28 sehr alte und wertvolle holzgeschnitzte Begleiter der Hauptfigur gibt es zu bewundern.
Die links neben der Haupthalle weiter oben am Hang stehende und über eine gerade steile Treppe zu erreichende dreistöckige Pagode (San-ju-no-to, san-juu-no-tou) wurde im Jahr 1400 errichtet und stammt damit aus der mittleren Muromachi-Zeit. Sie ist 3 x 3 Ken groß, 22,80 m hoch und trägt Dächer im hongawarabuki-Stil, also mit flachen konkaven und halbkreisförmigen konvexen Dachziegeln, was die typischen Rippen erzeugt. Sie ist ebenfalls seit 1953 als Nationalschatz eingestuft. In der Pagode wird eine Figur des Shaka Nyorai (Buddha Shakyamuni) verehrt. Weiterhin wird hier eine Abschrift der Lotus-Sutra aufbewahrt.
Eine besondere einzelne Steinlaterne mittig gegenüber der Vorderseite der Haupthalle ist als wichtiges Kulturgut klassifiziert, denn sie stammt aus dem Jahr 1406 und ist damit ein Produkt der Muromachi-Zeit.
Es gibt auf dem Tempelgelände im Süden der Pagode einen Miniatur-Pilgerpfad mit 33 Steinreliefs der Kannon. Das liegt daran, daß dieser Tempel die erste Station auf dem insgesamt 33 Stationen umfassenden Omi Saigoku Kannon-Pilgerpfad (Omi Saigoku Sanjusankasho) ist.
Literatur,
Links und Quellen
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.com/maps/@34.9900865,136.0486361,19z - https://www.google.com/maps/@34.9900463,136.0487042,128m/data=!3m1!1e3
Natuionalschätze auf Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(temples)
Photosammlung: https://photoguide.jp/pix/thumbnails.php?album=172
Busfahrplan zum Tempel: http://www.burari-konan.jp/konan3zan/
Karte von Konan mit markierten Sehenswürdigkeiten: https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=1xUongJbHU69ACJmo0uf8G0Fuokc&ll=34.99643972256106%2C136.1038279345755&z=14
Joraku-ji auf Japan Travel Manual: https://jpmanual.com/en/jorakuji
Webseite des Tempels: http://www.eonet.ne.jp/~jo-rakuji/
Busfahrplan wochentags: https://www.city.shiga-konan.lg.jp/soshiki/somu/seikatsu_kankyo/2_2/2333.html
Busfahrplan sonn- und feiertags: https://www.city.shiga-konan.lg.jp/soshiki/somu/seikatsu_kankyo/2_2/2332.html
Konan Sanzan-Tempel auf Japan Travel Manual: https://jpmanual.com/en/konansanzan
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