Bernhard Peter
Gestaltung mit Sparren - Teil 5

Überlagerte und verschränkte Sparren
Wenn ein Motiv von einem anderen so teilweise verdeckt ist, daß sich bei Überschneidungen immer nur das zweite Motiv oben befindet, spricht man von "bedeckt mit" oder "überdeckt von". Wenn aber einmal ein Motiv oben zu liegen kommt und ein anderes mal das andere Motiv, so spricht man von "verschränkt mit". Werden zwei Sparren miteinander verhakt, liegt ein solcher Fall einer Verschränkung vor. Bei einer Verschränkung wird normalerweise nicht angegeben, welcher Teil wo oben und unten liegt, denn die Unterschiede wären zu wenig signifikant, um zwei solche Schilde sicher auseinanderzuhalten. Und was man nicht als zwei unterschiedliche Schildbilder wahrnehmen würde bzw. was man im Vergleich zu der einen Variante wegen zu großer Ähnlichkeit nicht als eigenständiges, neues Wappen akzeptieren würde, braucht man auch nicht zu blasonieren.

Werden die verschränkten Sparren zusätzlich in der Mitte je einmal geteilt, ergeben sich sehr schöne neue Schildbilder. Der Verstoß gegen die Farbregel ist marginal und in diesem Ausmaße durchaus zulässig, da bei dieser Aufteilung unvermeidbar.

Zusätzliche Teilung des Schildes macht insgesamt vier Farben notwendig, um ein signifikantes Schildbild zu erhalten. Analog gilt das hier für Seitensparren Beschriebene natürlich auch für die Kombination aus Sparren und Sturzsparren bzw. die Kombinationen schrägrechter Sparren/schräglinker Sturzsparren und schräglinker Sparren/schrägrechter Sturzsparren.

Veränderte Sparren
Die reine Form des Sparrens kann vielfältig verändert werden, um neue Heroldsstücke zu schaffen. Wenn die Spitze eines Sparrens nicht bis ganz oben an den oberen Schildrand geht und die Lücke signifikant ist, spricht man von einem erniedrigten Sparren. Desgleichen ist ein Sturzsparren dann erniedrigt, wenn sie Enden der beiden Schenkel nicht den oberen Ecken des Schildes entspringen, sondern signifikant tiefer.

Ein Sparren, der stumpfwinklig ist, ist ein Flachsparren. Weder geht die Spitze bis an den obern Rand, noch reichen die Schenkel bis unten, sondern sie enden an der Schildseite. Wird ein solcher Flachsparren (auch abgeflachter Sparren genannt) entlang der Vertikalen nach oben geschoben, spricht man von einem erhöhten oder einem erniedrigten Flachsparren. Analoges gilt für den Flachsturzsparren.

Ein Flachsparren kann auch als Schildteilung verwendet werden. Wenn die Plätze oberhalb und unterhalb des Flachsparrens nicht gleich tingiert sind, sagt man, der Schild sei durch den Flachsparren geteilt. Analoges gilt für den Flachsturzsparren.

Ein oben gekappter Sparren ist ein Sparren ohne Giebel oder ein giebelloser Sparren. Ein sehr schmaler Sparren, der in seiner Grundform nicht einer Spitze, sondern eher einem Keil entspricht, ist ein verengter Sparren.

Aus einem Sparren kann der Giebel herausgeschnitten und höhenversetzt angeordnet sein. Wird das Stück nach unten verschoben, spricht man von einem ausgebrochenen, nach unten verschobenen Giebel. Das Stück hat etwa die Breite eines Pfahles. Der solchermaßen separierte Giebel kann abweichend tingiert sein.

Hat der Sparren keinerlei Kontakt zu irgendeinem Schildrand, wird er als schwebender Sparren bezeichnet. Wenn ein Sparren keine Schenkel mit parallelen Begrenzungslinien besitzt, sondern aufeinander zulaufende, wird er als Sparren mit keilförmigen Schenkeln tituliert.

Auch Gegensparren können verkürzt dargestellt werden, dann berühren sich die Spitzen in der Schildmitte nicht. Man bezeichnet das erhaltene Schildbild als "in Stellung eines Gegensparrens, aber verkürzt". Analoges gilt für Flankengegensparren und schräge Flankengegensparren.

Sparren können auch auf mehrfache Weise verändert werden, z. B. sowohl höhenversetzt (erhöht, erniedrigt) als auch längenreduziert (verkürzt). Hat die Fläche innerhalb des Sparrens eine abweichende Farbe, bezeichnet man den Sparren als "gefüllt". Alternativ kann man auch von einer verkürzten Seitenspitze sprechen, die ihrerseits mit einer weiteren Seitenspitze belegt ist. Es gibt häufig mehrere richtige Möglichkeiten, ein Schildbild zu beschreiben. Im Detail kommt es auch auf die Umstände an, welcher Blasonierung der Vorzug zu geben ist. Nehmen wir als Beispiel das Bild in der folgenden Reihe ganz rechts. Einerseits könnten wir den Schild als "silbern-blau geteilt durch einen mit erniedrigter Teilungslinie nach der Figur blau-silbern geteilten Sparren" ansehen, wieviel einfacher ist dagegen, das als Spitze zu betrachten, die mit einer Sparrenleiste belegt ist.

Ein Sparren kann auch mit seiner eigenen Farbe gefüllt sein, das ist natürlich nur sinnvoll bis zu einer angegebenen Teilungslinie, denn sonst würden wir ja eine Spitze erhalten. Ein Sparren kann zu beliebigen Figuren ausgezogen sein, z. B. wie hier in der Mitte der folgenden Zeile gezeigt, zu einer Spitze. Ein Doppelsparren kann auch verzerrt sein, z. B. mit erhöhtem Mittelteil, bei einem Doppelsturzsparren wäre das Äquivalent ein erniedrigter Mittelteil.

Sparren und Gegensparren können als ganzes zur Seite verschoben sein, so wie Seitensparren erhöht oder erniedrigt sein können. Einen Seitenversatz kann man in Bruchteilen der Schildbreite angeben.

Literatur und Quellen:
Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst, Bechtermünz Verlag 2000, Callwey Verlag 1978
Georg Scheibelreiter: Heraldik, Oldenbourg Verlag Wien/München 2006, ISBN 3-7029-0479-4 (Österreich) und 3-486-57751-4 (Deutschland)

Deutsche Wappenrolle, Band 1-63, Degener Verlag
Wappenbilderordnung, Symbolorum armoralium ordo, hrsg. vom HEROLD, bearbeitet von Jürgen Arndt und Werner Seeger, Skizzen von Lothar Müller-Westphal, Verlag Degener, 2. Auflage 1996, Band 1 und 2

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