Bernhard Peter
Erzämter und Erbämter in der Heraldik

Was ist ein Erzamt?
Erzämter bzw. Reichserzämter sind Hofämter des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (936-1806). Sie wurden geschaffen nach dem Vorbild der entsprechenden Institutionen im spätantiken römischen Kaiserreich, die auch von den frühmittelalterlichen Hofhaltungen nördlich der Alpen kopiert wurden und schließlich Eingang in die Reichsstruktur fanden.

Das für uns heute Eigenartige ist, daß hier die Aufgaben der persönlichen Haushaltsführung mit der Erfüllung von Staatsaufgaben verknüpft wurden. Umgekehrt bedeutet die Erfüllung einer solchen Aufgabe nicht nur eine besondere Nähe zum Monarchen, sondern auch ein besonderes Vertrauensverhältnis auf privater Ebene, was dazu führte, daß gerade diese Menschen aus dem engsten Umkreis zur Erfüllung wichtiger Staatsaufgaben herangezogen wurden, was ihren tatsächlichen Aufgabenbereich erheblich ausdehnte. Die enge persönliche Vertrauensbasis bedingte in der Frühzeit naturgemäß stets personelle Schwankungen bei der Besetzung der Ämter.

Ab dem späten Mittelalter waren es rein symbolische Amtstitel, mit denen nur noch zeremonielle Tätigkeiten und Verpflichtungen verbunden waren, vor allem beim rituellen Krönungsmahl. Die Goldene Bulle von 1356 legt solche Aufgaben fest, so mußte z. B. der Reichserztruchseß bei Umzügen den Reichsapfel auf einem Kissen vor dem Kaiser hertragen, und er mußte beim Krönungsmahl dem Kaiser die Speisen servieren.

Mit zunehmender Ritualisierung wurden die Ämter auch bleibender zugeordnet. Die Erzämter waren bestimmten Funktionen fest zugeordnet, und diese wurden an Territorien geknüpft, deren Landesherr mehr oder weniger automatisch Inhaber des entsprechenden Erzamtes war. Die Ämter wurden in den weltlichen Kurfürstentümern vererbt und in den geistlichen Kurfürstentümern an den gewählten Nachfolger übertragen. Um dieses Privilegs verlustig zu gehen, auch das kam - wenn auch selten - vor, mußte man sich schon massiv gegen die Interessen des Kaisers stellen.

In der Regel war ein Erzamt an die Kurwürde geknüpft. Jeder Kurfürst hatte als MItglied der höchsten Würdenträgerebene des Reiches ein Erzamt inne. Es gab nur zwei Ausnahmen: Die Markgrafen von Meißen waren nie Kurfürsten, hatten aber als Erzamt das Reichsjägermeisteramt (Erzjägermeisteramt) inne. Und die Herzöge von Württemberg führten die Reichssturmfahne, die eigentlich zum Erzamt des Reichsbannerträgers gehört, sie wurden aber erst viel später Kurfürsten, und auch nach Verlust der Kurwürde behielten sie die Reichssturmfahne.

Anfangs gab es sieben Kurfürsten, später wurde deren Anzahl erhöht.

Welche Erzämter gab es?
Ursprünglich gab es sieben Kurfürsten, wie es unter Kaiser Karl IV in der Goldenen Bulle von 1356 festgelegt wurde:

Abb.: die vier weltlichen Kurfürsten des alten Reiches, gezeichnet von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1935.

1623 wurde die pfälzische Kurwürde (Erztruchsessenamt) an die Herzöge von Bayern übertragen.

1648 bekamen die Pfalzgrafen das neu geschaffene Amt des Erzschatzmeisters (8. Kurwürde)

1692 wurden die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg zu Kurfürsten von Hannover (9. Kurwürde) und bekamen das Amt des Erzbannerträgers - worauf es Streit mit Württemberg gab, denen dieses Privileg schon viel früher verliehen worden war.

1706 Bayern verliert die Kurwürde zur Strafe für das Engagement im Spanischen Erbfolgekrieg, die Pfalzgrafen bekommen wieder das Erztruchsessenamt, Hannover bekommt das Erzschatzmeisteramt.

1714 wurde Bayern von der Geschichte verziehen, sie bekamen die Kurwürde zurück. Sie forderten ihr altes Amt zurück, was sich 1777 nach langem Streit von selbst erledigte, als die Pfälzer Wittelsbacher die bayrische Linie beerbte.

1803 gab es kurzfristig vier neue Kurwürden für das Fürstentum Regensburg, das Herzogtum Württemberg (Erzbannerträgeramt), die Markgrafschaft Baden und die Landgrafschaft Hessen-Kassel. Zur tatsächlichen Wahrnehmung der Ämter kam es nie, da das Heilige Römische Reich 1806 aufgelöst wurde.

Zuordnung heraldischer Zutaten zu den Erzämtern:
Einige Ämter hatten spezielle heraldische Amtskennzeichen, die die Träger in ihre Wappen übernahmen:

Beispiele für Erzämter in Wappen:

   

Bildbeispiele: Wappen von Kursachsen an der Arkade des Renaissance-Rathauses (Abb. links) und an einem Bürgerhaus (Abb. rechts) in Rothenburg ob der Tauber - gespalten, vorne schwarz-silber geteilt, belegt mit zwei gekreuzten roten Schwertern für das Erzmarschallamt, hinten von Schwarz und Gold neun(!)mal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz.

Bildbeispiel: Burghausen, Bayerisches Wappen aus dem 18. Jh. am kurfürstlichen Regierungsgebäude (Gebäude aus dem 16. Jh.), geviert aus den Wittelsbacher Rauten und dem Pfälzer Löwen, im Herzschild der Reichsapfel für das Erztruchsessenamt.

Bildbeispiel, Heidelberger Schloß, Gläserner Saalbau, Wappen von Kurfürst Friedrich II von der Pfalz. Schild 1 (optisch links): In Schwarz ein goldener, rot gekrönter Löwe (Pfalz), jeweils gewendet. Schild 2 (Mitte): in Rot ein goldener Reichsapfel (Erzamt des Erztruchsessen). Schild 3 (optisch rechts): Von Blau und Silber schräg geweckt (Wittelsbach). dazu noch Kette vom Orden vom Goldenen Vlies um den Schild mit dem Reichsapfel.

Markgräflich-Brandenburgisches Wappen an einem Bürgerhaus in Rothenburg of der Tauber, gespalten, rechts in Silber der rote brandenburgische Adler, links korrekterweise in Blau ein goldenes Reichszepter (hier abweichend angestrichen) für das Amt des Erzkämmerers (Archicamerarius). Über dem Schild der Kurhut.

Sonderfall Württemberg:
Bildbeispiel: Ausschnitt aus dem Württemberger Wappen in Bad Mergentheim am Deutschordensschloß. Reichssturmfahne. In Blau eine goldene Fahne mit Schwenkeln, belegt mit einem schwarzen Adler. Nur während ihrer kurzen Zeit als Kurfürsten trugen die Württemberger die Reichssturmfahne als Ausdruck des Reichsbannerträgeramtes.

Vor 1803 und nach 1806 (das abgebildete Wappen stammt aus der Zeit des Königreiches Württemberg) führten sie die Reichssturmfahne, weil 1336 Graf Ulrich III. die Stadt Markgröningen (heute Landkreis Ludwigsburg) kaufte. Damit erwarb er auch das Recht auf die Reichssturmfahne, denn das Grüninger Reichslehen war dem Träger der Reichssturmfahne vorbehalten. 1336 wurde die Reichssturmfahne von Kaiser Ludwig (1314/1328-1347) dem Grafen Ulrich III (1325-1344) übertragen. Im württembergischen Wappen erscheint die Reichssturmfahne ab 1495, weil Herzog Eberhard im Bart bei seiner Erhebung zum Herzog ebenfalls mit ihr belehnt worden war. Als Helmzier gehörte dazu ein schwarzer Adler. Residenz und Oberamt gingen im 19. Jahrhundert auf Ludwigsburg über, was darin zum Ausdruck kommt, daß Stadt und Kreis Ludwigsburg heutzutage Träger der Reichssturmfahne im Wappen sind.

Reichs-Erbämter:
Erzämter und Erbämter dürfen nicht verwechselt werden. Erzämter sind zwar in den weltlichen Kurfürstentümern auch erblich, doch sind Erzämter stets an die Kurwürde gebunden (Ausnahme Meißen, s. o.). Erbämter entstanden dadurch, daß sich die Kurfürsten bei der Ausübung ihrer Amtspflichten gerne von bestimmten, ihnen besonders nahestehenden Adelsfamilien vertreten ließen, sei es weil sie sich aufgrund ihres protestantischen Glaubens von Krönungsmessen nach katholischem Ritus fernhalten wollten, sei es weil sie einfach keine Lust hatten. Das sind die Reichserbämter.

Die rechtliche Grundlage war das Lehensrecht: Der Inhaber eines Reichslehen (Erzamt) konnte es wie ein Afterlehen als Erbamt weitergeben. Der Lehensnehmer genoß die Privilegien und übernahm die Pflichten, der Inhaber des jeweiligen Erzamtes blieb aber quasi sein Vorgesetzter. Beispiel: Die Pfalzgrafen bei Rhein waren Reichserztruchsessen und Reichserzküchenmeister (wurde erst 1202 getrennt) und damit Lehnsherren sowohl der Reichserbküchenmeister, das waren die Herren von Rothenburg, als auch der Reichserbtruchsessen, das waren die Herren von Tanne, die späteren Herren von Waldburg.

Wie auch immer, bestimmte Adelsfamilien übten die Pflichten im Auftrag der Kurfürsten stellvertretend aus und durften auch in ihrem eigenen Wappen auf diese hohe Gunst hinweisen. Innerhalb dieser Adelsfamilien waren die Ämter erblich, so kam es zu den Erbämtern.

Bildbeispiel: Grabdenkmal im Dom zu Eichstätt, Wappen der Grafen von Pappenheim: Feld 1 und 4: In schwarz-silbern geteiltem Feld zwei gekreuzte rote Schwerter. Das ist das Zeichen der Erbmarschälle des Heiligen Römischen Reiches, welches die von Pappenheim sehr lange in Vertretung der Erzmarschälle bekleideten. Dazu gehören auf gekröntem Helm 1 als Helmzier an goldenen Stangen zwei schwarz-silbern geteilte Banner mit zwei gekreuzten roten Schwertern. Der Erbmarschall trug das Reichsschwert und ritt als symbolische Handlung beim Krönungsmahl mit seinem Pferd in einen aufgeschütteten Haferhaufen.

Bildbeispiel: Meersburg, in der Steigstraße, Wappen des Konstanzer Fürstbischofs Johann von Waldburg, genauer Johann Constanz Graf von Waldburg-Wolfegg (Bischof von Konstanz 1628-1644). Hier interessiert nur ein kleines Detail in den Feldern 2 und 3 des mittleren Schildes: Hier ist der Reichsapfel abgebildet, denn die Grafen Truchsess von Waldburg hatten das Erbtruchsessenamt inne. Bei einer Kaiserkrönung trug der Erbtruchsess den Reichsapfel und schnitt als symbolische Handlung beim Krönungsmahl eine Scheibe von einem gebratenen Ochsen ab und überreichte sie dem Kaiser, sofern er alleine anwesend war, oder er versah diese Tätigkeiten gemeinsam mit dem Inhaber des entsprechenden Erzamtes und assistierte diesem. Die Inhaber des Erzamtes, die Pfalzgrafen, hatten den Reichsapfel natürlich ebenfalls als Symbol in ihrem Wappen.

Das Reichserbkämmereramt hatten nach den Herren von Falkenstein-Münzenberg und den Herren von Weinsberg (1411-1507) die Grafen von Hohenzollern (ab 1507) und späteren Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen inne (bis 1806). Letztere führten einen roten Herzschild mit zwei schräggekreuzten goldenen Szeptern. Bei einer Krönung trug der Erbkämmerer das Reichsszepter und reichte dem Kaiser beim Krönungsmahl als symbolische Handlung einen Krug mit Wasser und ein Handtuch.

Abb. links: Stadtkirche Waldenburg, Wappenschild für Erasmus I. Schenk v. Limpurg-Obersontheim (14.1.1502 - 25.2.1553). Das Wappen der Schenken von Limpurg ist geviert mit in der Mitte platziertem goldenen Schenkenbecher (Doppelbecher).

Ein weiteres Reichserbamt ist das Erbschenkenamt, welches die Schenk von Limpurg innehatten. Seit dem 12. Jh. hatten sie als Reichserbschenken eines dieser stellvertretenden Reichserzämter des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation inne, formal als Lehen der eigentlichen Erzmundschenken (Archipincerna), der Könige von Böhmen, deren Aufgabe sie im Krönungszeremoniell der deutschen Könige und Kaiser zu übernehmen hatten. Als heraldisches Zeichen dieses Amtes hatten die Schenk von Limpurg ihren goldenen Schenkenbecher an der Herzstelle und in der Helmzier.

Das Erbschatzmeisteramt hatten die Grafen zu Sinzendorf inne. Das Amt des Erzschatzmeisters des Reiches (Archithesaurarius) war eine 1648 neu geschaffene Kurwürde, die die Pfalzgrafen bei Rhein bekamen, weil sie zwischenzeitlich 1623 ihre Kurwürde losgeworden waren, und nun die Herzöge von Bayern das Erztruchsessenamt innehatten, das den Pfälzern vorher zugestanden hatte. Deshalb gab es nun 8 statt wie bisher 7 Kurfürsten. Analog zu den anderen Kurwürden gab es auch ein entsprechendes Erbamt, weil die Pfalzgrafen die damit verbundenen zeremoniellen Aufgaben nicht selbst wahrnahmen. Graf Georg Ludwig von Sinzendorf aus der Friedau-Neuburger Linie war 1654 mit dem Erbschatzmeisteramt des Heiligen Römischen Reiches belehnt worden. Zeichen dieses Amtes ist die Aufnahme der alten Reichskrone in das Schildhaupt des Wappenschildes, in Rot die goldene, altertümliche Kaiserkrone (sog. Krone Karls des Großen) vom Typ einer mittelalterlichen Bügelkrone, mit achteckigem Grußriß, entsprechend acht oben gerundeten Platten, einem einzigen Bügel und einem Frontkreuz. Das Original wird in der Wiener Hofburg in der Kaiserlichen Schatzkammer aufbewahrt. Da es ein Reichsamt war, mußte dieses Amt bei den Krönungsfeierlichkeiten neuer Kaiser ausgeübt werden, zum ersten Mal seit Schaffung dieses Amtes im Jahr 1658, als Leopold I. zum Kaiser gekrönt wurde. Graf Georg Ludwig von Sinzendorf mußte bei den Krönungsfeierlichkeiten die Reichskrone tragen und Gedenkmünzen unter das Volk werfen. 1706 verlor Bayern die Kurwürde zur Strafe für das unkluge Engagement auf der falschen Seite im Spanischen Erbfolgekrieg, die Pfalzgrafen bekamen wieder das Erztruchsessenamt, das nun vakante Erzschatzmeisteramt bekam Hannover. Das Erbschatzmeisteramt blieb jedoch bei den von Sinzendorf.

 

Bildbeispiel: Details aus dem Wappen von Rudolf Graf von Sinzendorf Burggraf zu Rheineck (29.3.1638-2.9.1677) über dem Haupteingang von Schloß Ernstbrunn. Die Krone in Schild und Helmzier steht für das Reichserbschatzmeisteramt. Der Deckelpokal zwischen den Büffelhörnern ist kein Reichserbamt, sondern steht für das Erbschenkenamt nur in Österreich ob der Enns (Oberösterreich), also auf Landesebene.

Das Reichserbküchenmeisteramt hatte das Haus Rothenburg inne. Zu diesem genealogischen Komplex gehören die von Nordenberg, die von Seldeneck, die von Bebenburg, die von Rothenburg, die von Weiltingen, die von Hornburg und die von Ellrichshausen, die den letzten heute noch lebenden Zweig des Hauses Rothenburg darstellen und somit den Anspruch auf das Amt des Reichserbküchenmeisters übernommen haben. Zuerst hatten die Herren von Nordenberg das Erbamt inne, bis sich im 15. Jh. ihre Spuren verlieren. An ihre Stelle traten die Herren von Seldeneck aus gleicher Stammesverwandtschaft, und als diese um 1580 ausstarben (die heutigen Freiherren von Seldeneck sind hingegen eine Nebenlinie des Hauses Baden), als Erben die Reichsfreiherren von Ellrichshausen, auch wenn dieses Amt de facto von ihnen nie ausgeübt wurde und das Amt des Reichserbküchenmeisters in der Ausübung von 1580 bis 1806 praktisch unbesetzt blieb.

Das vermehrte Wappen der Reichserbküchenmeister von Ellrichshausen-Rothenburg ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: fünfmal von Rot und Silber schräggeteilt (Ellrichshausen), Feld 2 und 3: in Silber eine rote, zweitürmige Burg (Rothenburg), Herzschild: innerhalb eines goldenen Bordes in Schwarz ein goldener Reichsapfel (Erbküchenmeister). Dazu werden drei gekrönte Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein achteckiges, golden bordiertes, schwarzes Schirmbrett mit einem goldenen Reichsapfel, an den sieben freien Ecken mit je einem Pfauenspiegel besteckt (Erbküchenmeister), Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein rot-silbern mehrfach schräggeteilter Steinbock wachsend (Stammkleinod), Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken zwei silberne Banner, jeweils belegt mit einer roten, zweitürmigen Burg (Rothenburg).

Einige Reichserbämter hatten keine Entsprechung eines Reichserzamtes. Es waren dennoch kleinere wichtige zeremonielle Aufgaben, die von der betreffenden Familie wahrgenommen wurden: Das Reichsjägermeisteramt hatten erst die Grafen von Urach, dann die Herzöge von Württemberg, das Reichstürhüteramt besaßen die Grafen von Werthern, und das Reichserbvorschneideramt hatten die Herzöge von Mecklenburg inne etc.

Erbämter auf Landesebene:
Neben diesen Reichserbämtern gab es aber auch noch die Erbämter am Hofe von weltlichen und geistlichen Fürsten, die nach dem Vorbild des Reiches ähnliche Ämter für ihr eigenes Protokoll schufen. Fürsten, Reichsgrafen, Fürstbischöfe, Fürstäbte - sie alle schufen Ämter nach dem Vorbild des Reiches, die aber eben keine Reichserbämter waren, sondern die Erbämter auf Landesebene, die als besondere Gunst an eine verdiente Familie vergeben wurden und im Falle des Aussterbens derselben auf andere Familien übertragen wurden. Es konnte sogar eine Zwischenebene eingebaut werden wie im Fall des Fürstbistums Salzburg, wo die wichtigsten repräsentativen Hofämter als Lehen an Nachbarfürsten gingen, die es ihrerseits an Salzburger Gefolgsleute weitervergaben als erbliches Lehen, wodurch ein komplexes Geflecht gegenseitiger Abhängigkeit und Sicherheit geschaffen wurde.

Beispiel: die Hofhaltung der Salzburger Fürsterzbischöfe:

Beispiel: die Hofhaltung der Würzburger Fürstbischöfe (Hochstift Würzburg):

Beispiel: die Hofhaltung der Trierer Fürsterzbischöfe (Hochstift Trier):

Beispiele für Erbämter verschiedener weltlicher Hofhaltungen:

Beispiele für Erbämter verschiedener geistlicher Hofhaltungen des HRR:

Diese Ämter können heraldisch in Erscheinung treten, sie müssen es aber nicht. So führten die Thumb von Neuburg als Erbmarschälle einen blauen Herzschild mit zwei schräggekreuzten, golden gegrifften, silbernen Schwertern. In der Regel ist aber ein solches Erbamt nicht mit einer Wappenergänzung verbunden.

Abb.: die vier Erzämter des Fürsterzbistums Mainz, gezeichnet von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1931.

Und so gab es kurioserweise auch Erzämter auf Landesebene, wenn das Land eben ein Fürsterzbistum war, so hatte beispielsweise das Fürsterzbistum Mainz:

Auch wenn es so klingt - es sind keine Ämter auf Reichsebene, sondern Erbämter auf Landesebene.

Literatur, Links und Quellen:
Reichserbküchenmeister von Ellrichshausen-Rothenburg: http://www.oocities.com/wappenrolle4/e/e089.html
Egon Frhr. v. Ellrichshausen-Rothenburg, Erzküchenmeister und Erbküchenmeister, herrscherliche Symbolik und adelige Repräsentation, im Ausstellungskatalog: Stift Schlierbach, Mahlzeit, Landesausstellung, 2009, S. 242-248.
Beispiele für die Erbämter aus Otto Hupp, Münchener Kalender 1896-1935
Veröffentlichung der Innenaufnahme aus dem Eichstätter Dom mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Domkapitular Manfred Winter, Summus Custos, als Vertreter des Bischöflichen Ordinariats Eichstätt, vom 07.05.2007, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus der Stadtkirche Waldenburg mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Samuel Piringer, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
Salzburger Erbämter:
http://www.salzburg.com/wiki/index.php/Salzburger_Erb%C3%A4mter
Otto Hupp, Münchner Kalender, versch. Jahrgänge
http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=105131
Otto Hupp, Münchener Kalender 1935, Verlagsanstalt München und Regensburg 1935
Otto Hupp, Münchener Kalender 1931, Verlagsanstalt München und Regensburg 1931

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