Bernhard Peter
Wappen der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten

Die Geschichte der Wappen der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten - Teil (3): 1629-1729

Anselm Casimir Wambolt von Umstadt (1629-1647)

Eltern: Eberhard Wambolt von Umstadt (16.5.1546-11.1.1609), Beisitzer am Reichskammergericht in Speyer und Reichshofrat, Anna von Reiffenberg (-13.11.1583). Großeltern: Wolf Wambolt vom Umstadt (1513-3.2.1578), kurpfälzischer Geheimer Rat, Hofmeister und Amtmann zu Meisenheim, Anna von Gemmingen (-1558), Philipp von Reiffenberg, Margarethe von Hutten.

Anselm Casimir Wambolt von Umstadt war ausschließlich Erzbischof von Mainz. Sein Wappen ist also geviert:

Theoretisch mögliche Helmzieren:

Bildbeispiel: Mainz, Weihergarten 6

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Johann Philipp von Schönborn (1647-1673)

Eltern: Georg von Schönborn (1574-16.4.1613), zu Eschbach, Amtmann der Grafschaft Runkel im Dienste der Grafen von Wied, vermählt mit Maria Barbara von der Leyen (-1631). Großeltern: Philipp von Schönborn (-1589), 1568 Amtmann zu Beilstein, 1576-1589 Amtmann zu Runkel, 1593 Belehnung mit Burg Weilburg, mit Schloß und Tal Freyenfels, wohnhaft im Burghaus zu Eschbach, Agatha Donner von Lohrheim (-12.9.1599), Philipp Erwein von der Leyen (-1593), Anna von Heppenheim gen. von Saal.

Johann Philipp von Schönborn, seit 1663 Reichsfreiherr, war in drei Bistümern Bischof: Würzburg ab 1642, Mainz ab 1647 und Worms ab 1663. Wir finden also aus seiner Mainzer Zeit erst Wappen ohne Worms, später mit Worms.

Das frühe Wappen ist geviert mit Herzschild:

Bildbeispiel: Mainz, Zitadelle

Möglich sind 5 Helme, dazu rechts außen Schwert und links außen Krummstab hinter den Helmdecken und evtl. in der Mitte ein Vortragekreuz hinter dem Wappen:

Abb.: Würzburg, Festung Marienberg, Neutor, Innenseite

Meist wird jedoch eine vereinfachte Form mit Fürstenhut, Schwert und Krummstab gewählt.

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:

Das spätere Wappen ist wie folgt aufgebaut:

Photobeispiel: Stift Haug, Würzburg

Als Oberwappen findet man meist den Kurhut und Schwert sowie Krummstab hinter dem Schild gekreuzt.

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:

Daneben gibt es aber auch eine noch aufwendigere Variante mit insgesamt sechs Helmen:

Abb.: Erfurt, Peterstor

Der Schild ist wie oben aufgebaut:

Abb.: Erfurt, Peterstor

Dazu werden sechs Helme geführt. Das ist eine große Seltenheit, das Wappen dieses Kurfürsten mit vollständigem Oberwappen in der Bauplastik zu finden.

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid (1673-1675)

Eltern: Johann Gerhard von Metternich-Bourscheid, auf Bourscheid (Lux.) und Esch (Lux.), Herr zu Bourscheidt und Esch, kurtrierer Rat und Amtmann von Bruch, Wittlich und Altenesch, Statthalter, Anna Maria von der Leyen zu Saffig. Großeltern: Dietrich von Metternich, kurtrierischer Rat und Amtmann zu Wittlich, Catharina von Wachtendonck, Georg von der Leyen (- 1611), auf Saffig, Eltz und Leiningen, kurkölnischer Rat, kurtrierischer Groß- und Landhofmeister, Catharina von Eltz.

Er war ab 1652 Fürstbischof von Speyer und ab 1673 von Mainz und Worms. Aus seiner Mainzer Zeit gibt es also nur Wappen, die ihn als Bischof aller drei Bistümer zeigen. Sein ab 1673 geführtes Wappen ist wie folgt aufgebaut:

Mögliche Helmzieren (meist wird ein Kurhut geführt, dazu hinter dem Schild Schwert und Krummstab gekreuzt):

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Damian Hartard von der Leyen (1675-1678)

Eltern: Damian von der Leyen (1583-17.3.1636), auf Adendorf, 1600 kurtrierischer Amtmann zu Cochem, Daun und Ulmen, 1602 kurtrierischer Geheimer Rat, 1609 Amtmann zu Boppard und Oberwesel, 1612 kurtrierischer Landhofmeister, 1612 zu Boppard, Wesel und Wellmich, 1615 Amtmann zu Pfalzel und Grimburg, kaiserlicher Rat und Statthalter von Trier, Anna Catharina Waldbott von Bassenheim (22.12.1587-6.8.1666). Großeltern: Johann Kaspar Michael von der Leyen (-27.11.1577), kurtrierischer Rat, Eva von Pallandt (-29.4.1569), Anton Waldbott von Bassenheim (-25.4.1589), trierischer Landhofmeister zu Koblenz, Katharina von Metternich (-24.6.1624).

Damian Hartard von der Leyen-Hohengeroldseck war Reichsritter und ab 1653 Reichsfreiherr. Er wurde 1675 gleichzeitig Fürstbischof von Worms und Fürsterzbischof von Mainz. Alle seine Wappen enthalten folglich beide Bistümer, wovon das wichtigere und reichspolitisch bedeutsamere in den Feldern 1 und 4 zu finden ist:

Als Oberwappen findet man meist den Kurhut und Schwert sowie Krummstab hinter dem Schild gekreuzt. Es geht aber auch komplizierter mit senkrecht hinter den Schild gestelltem Vortragekreuz und hinter dem Schild schräggekreuzten Insignien Schwert und Krummstab sowie 4 Helmen:

Bildbeispiel: Mainzer Schloß, über dem Westportal des Rheinflügels

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Karl Heinrich von Metternich-Winneburg (1679-1679)

Eltern: Wilhelm von Metternich-Winneburg (-1652), zu Berburg, 1630 Kauf der Herrschaft Königswart, kaiserlicher Hof- und Kriegsrat, kurtrierischer Amtmann von Mayen, Monreal und Kaisersesch, Burggraf zu Starkenburg, kurmainzischer Geheimer Rat, spanischer Oberst, 28.10.1635 Reichsfreiherr, Oberstmarschall, Oberhofmeister der Kaiserin Eleonore, kaiserlicher Kammerherr, Burggraf zu Eger, Anna Eleonora Brömser von Rüdesheim. Großeltern: Hans Dietrich von Metternich (1553-20.3.1625), Anna Frey von Dehrn (-1625), Hans Reichard Brömser von Rüdesheim (1566-1622), Margaretha von Cronberg (-1609).

Die kurze Regierungszeit von Karl Heinrich von Metternich-Winneburg, Reichsritter und seit 1635 Reichsfreiherr, in den Bistümern Worms und Mainz macht seine Wappen eher rar. Alle seine Wappen, die komplex mit Haupt-, Mittel- und Herzschild aufgebaut sind, enthalten beide Bistümer, wovon das wichtigere und reichspolitisch bedeutsamere in den Feldern 1 und 4 des Hauptschildes zu finden ist:

Mögliche Helmzieren (meist wird jedoch ein Kurhut geführt, dazu hinter dem Schild Schwert und Krummstab gekreuzt):

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Anselm Franz von Ingelheim (1679-1695)

Eltern: Georg Hans von Ingelheim (-1648), kurmainzischer Marschall, Anna Elisabeth von Sturmfeder zu Oppenweiler. Großeltern: Marsilius Gottfried von Ingelheim (-20.7.1619), Amalia Langwerth von Simmern (-1615), Wolff Friedrich Sturmfeder von Oppenweiler (-1625), Elise/Elisabeth Nagel von Dirmstein.

Mit Anselm Franz von Ingelheim begegnet uns wieder ein ganz einfaches Wappen, weil er nur in Mainz Bischof war. Seit 1680 war er übrigens auch Reichsfreiherr. Das Wappen ist geviert:

Als Oberwappen findet man fast immer den Kurhut und Schwert sowie Krummstab hinter dem Schild gekreuzt. Am Epitaph im Mainzer Dom ist es jedoch mit drei Helmen dargestellt:

Kurioserweise fehlt in dieser ungewöhnlichen Darstellung das Mainzer Rad unter den Kleinoden. Dazu werden Schwert, Krummstab und Vortragekreuz dargestellt.

Bildbeispiel: Erzbischöfliche Burg in Eltville am Rhein

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Lothar Franz von Schönborn (1695-1729)

Eltern: Philipp Erwein Freiherr von Schönborn (1607-4.11.1668), 9.7.1654 Belehnung mit Haus Freyenfels, kurmainzischer Geheimer Rat und Oberamtmann zu Steinheim, Freiherr zu Reichelsberg, 1670 Erbschenk des Erzbistums Meinz, Erbtruchseß im Hochstift Würzburg, Maria Ursula von Greiffenclau-Volraths (15.7.1612-28.8.1682). Großeltern: Georg von Schönborn (-16.4.1613), zu Eschbach, 1605 Amtmann der Grafschaft Runkel in Amöneburg und Neustadt, Maria Barbara von der Leyen (-1631), Heinrich Freiherr von Greiffenclau-Volraths (30.10.1577-29.5.1638), kurmainzischer Geheimrat, 1605 Oberamtmann zu Bischofsheim an der Tauber, Orb, Hausen und Altzenau, später zu Steinheim, 1630 Vicedom im Rheingau, Anna Maria Gräfin zu Eltz (1575-27.1.1640).

Lothar Franz von Schönborn, seit 1701 Reichsgraf, war in zwei Bistümern Bischof: Bamberg ab 1693 und Mainz ab 1695. Wir finden also aus seiner Mainzer Zeit nur kombinierte Wappen Bamberg und Mainz. Gegenüber seinem Amtsvorgänger hat unterdessen das Familienwappen der Schönborns Bereicherungen erfahren, die jetzt den Schild verkomplizieren.

Als Oberwappen findet man stets den Kurhut und Schwert sowie Krummstab hinter dem Schild gekreuzt.

Bildbeispiel: Kronberg im Taunus, kurmainzische Rezeptur

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:

Hier finden wir die Symbole für Bamberg in den höherwertigen, angeseheneren Feldern im Schild. Der Bamberger Löwe kommt bei einem geteilten und zweimal gespaltenen Schild in die Felder 1 und 6, während das Mainzer Rad in die Felder 2 und 5 kommt. Was ist der Grund? Zum einen war Bamberg eine kaiserliche Stiftung, ein kaiserliches Hochstift, weshalb die Bischofswappen auch die Kaiserkrone zeigen. Mainz war zwar Erzbistum, und der Mainzer Fürstbischof war zwar Kurfürst und hatte als Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches eine wichtige politische Schlüsselposition im Reich, aber das Bistum Mainz war keine kaiserliche Stiftung. Zum anderen war das Bistum Bamberg exemt, also aus der kirchenrechtlichen Zuständigkeitsstruktur ausgegliedert und Rom unmittelbar unterstellt, was ihm eine weitreichende Eigenständigkeit ermöglichte, ohne einem Erzbistum unterstellt zu sein. Diese Exemtion war ein besonderen Privileg, das z. B. auch das Kloster Fulda besaß.

Abb.: Altes Rathaus von Königheim (Main-Tauber-Kreis).

Daneben gibt es auch eine seltene Variante, die weder das Feld für Reichelsberg noch das für Heppenheim enthält und damit von dem sonst allgemein zu findenden Aufbau seines Wappens abweicht. Eine solche Form sieht man am alten Rathaus von Königheim (Main-Tauber-Kreis):

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Literatur, Links und Quellen:
Siehe zusätzlich allgemeines Quellenverzeichnis bzw. die bei den jeweiligen Objekten und Familien angegebenen Quellen, sofern eigene Seiten existieren.
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, erstellt von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9

Die Wappen der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Bamberger Löwe - Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein

Die Entwicklung des Wappens der von Schönborn

Weitere Monographien - Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007, 2013
Impressum