Bernhard Peter
Wappen der Bamberger Fürstbischöfe

Die Geschichte der Wappen der Bamberger Fürstbischöfe
Teil (3): AD 1672-1746

Der Bamberger Löwe in Kombinationen mit anderen Hochstiften
In der Geschichte der Fürstbistümer Würzburg und Bamberg kam es häufiger vor, daß beide einen gemeinsamen Fürstbischof in Personalunion hatten. Das Bistum Würzburg ist von beiden das ältere, es wurde 741 von Bonifatius gegründet, 266 Jahre vor Bamberg. Und das Bistum Bamberg wurde nicht nur "erst" 1007 gegründet, sondern die beiden älteren Bistümer Würzburg und Eichstätt mußten Gebiet dafür zur Verfügung stellen, neben kaiserlichen Schenkungen, die den Grundstock für das wirtschaftliche Überleben des neuen Hochstiftes bildeten. Also sowohl Alter als auch Geschichte müßten Würzburg einen höheren Rang als Bamberg einräumen. Und doch ist es anders:

Wenn in einem Wappen Elemente beider Hochstifte kombiniert werden, finden wir immer und grundsätzlich die Symbole für Bamberg in den höherwertigen, angeseheneren Feldern im Schild, so z. B. Feld 1 und 4 im gevierten Schild, während die Symbole für Würzburg auf die "billigen Plätze" kamen, Feld 2 und 3 in geviertem Schild. Das eigentliche Familienwappen des Bischofs kam dann beispielsweise in einen Herzschild.

Was ist der Grund? Zum einen war Bamberg eine kaiserliche Stiftung, ein kaiserliches Hochstift, weshalb die Bischofswappen auch die Kaiserkrone zeigen. Würzburg war eine Gründung von Bonifatius, seines Zeichens Missionar und Kirchenreformer, nicht Kaiser. Zum anderen war das Bistum Bamberg exemt, also aus der kirchenrechtlichen Zuständigkeitsstruktur ausgegliedert und Rom unmittelbar unterstellt, was ihm eine weitreichende Eigenständigkeit ermöglichte, ohne einem Erzbistum unterstellt zu sein. Diese Exemtion war ein besonderen Privileg, das z. B. auch das Kloster Fulda besaß. Würzburg, obwohl älter und mächtiger, hatte dieses Privileg nicht. Würzburg wurde gegen Ende des 8. Jh. Suffraganbistum des von Karl dem Großen zum Erzbistum erhobenen Bistums Mainz. Auch auf Reichstagen nahm der Bamberger Bischof einen höheren Rang ein als der Kollege aus Würzburg.

Bei der Kombination mit dem Hochstift Mainz kommt der Bamberger Löwe bei einem geteilten und zweimal gespaltenen Schild in die Felder 1 und 6, während das Mainzer Rad in die Felder 2 und 5 kommt. Mainz war zwar Erzbistum, und der Mainzer Fürstbischof war zwar Kurfürst und hatte als Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches eine wichtige politische Schlüsselposition im Reich, aber auch das Bistum Mainz war keine kaiserliche Stiftung.


Peter Philipp von Dernbach (1672-1683)

Eltern: Melchior von Dernbach, kaiserlicher Rat, fuldischer Hofmarschall, Amtmann zu Brückenau und Oberamtmann zu Rockenstuhl, Anna Katharina Schutzbar gen. Milchling. Großeltern: Peter von Dernbach, fuldaischer Amtmann zu Rockenstuhl, Clara Clauer zu Wohra, Philipp Schutzbar gen. Milchling, Catharina von Harstall.

Photobeispiel: Stift Haug, Würzburg

Peter Philipp von Dernbach war 1672-1683 Bischof von Bamberg, aber erst ab 1675 Bischof von Würzburg. Das Wappen mit beiden Bistümern ab 1675 ist geviert mit Herzschild:

Dazu gehören theoretisch folgende mögliche Helmzieren (alternativ oder zusätzlich die Bischofsmütze oder Kaiserkrone):

Meist jedoch besteht das Oberwappen in den vorhandenen Darstellungen aus der Kaiserkrone Bambergs (kaiserliche Stiftung). Hinter dem Schild schräggekreuzt Schwert (auf der rechten Seite) und Krummstab (auf der linken Seite).

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683-1693)

Eltern: Hans Sigismund Schenk von Stauffenberg (1607-14.1.1679) auf Amerdingen, eichstättischer Rat und Hofmarschall, Margarete Ursula Schenk von Geyern (1618-24.4.1687). Großeltern: Bernhard Schenk von Stauffenberg (1565-17.12.1609) auf Amerdingen, Anna Regine von Leonrod (12.10.1570-), Martin Schenk von Geyern, Maria Magdalena von Wernau.

Bildbeispiel: Kronach, Festung Rosenberg, Bastion St. Philipp im Osten, an der südöstlichen Flanke

Variante 1: Das Wappen ist ein zusammengestelltes Wappen mit zwei nebeneinander gestellten oder einander zugeneigten, separaten Wappenschilden für die Amts- und Familienkomponente:

Obendrüber die Kaiserkrone Bambergs.

Bildbeispiel: Bamberg, Fassade von St. Martin

Variante 2: Das Wappen ist ein zusammengeschobenes Wappen in einem gespaltenen Schild:

Bildbeispiel: Schloß Seehof bei Bamberg

Variante 3: Das Wappen ist geviert:

Dazu gehören folgende mögliche Helmzieren (alternativ oder zusätzlich die Bischofsmütze, ein Fürstenhut oder die Kaiserkrone):

Meist jedoch besteht das Oberwappen in den vorhandenen Darstellungen aus der Kaiserkrone Bambergs (kaiserliche Stiftung). Hinter dem Schild schräggekreuzt Schwert (auf der rechten Seite) und Krummstab (auf der linken Seite).

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Lothar Franz von Schönborn (1693-1729)

Eltern: Philipp Erwein Freiherr von Schönborn (1607-4.11.1668), 9.7.1654 Belehnung mit Haus Freyenfels, kurmainzischer Geheimer Rat und Oberamtmann zu Steinheim, Freiherr zu Reichelsberg, 1670 Erbschenk des Erzbistums Meinz, Erbtruchseß im Hochstift Würzburg, Maria Ursula von Greiffenclau-Volraths (15.7.1612-28.8.1682). Großeltern: Georg von Schönborn (-16.4.1613), zu Eschbach, 1605 Amtmann der Grafschaft Runkel in Amöneburg und Neustadt, Maria Barbara von der Leyen (-1631), Heinrich Freiherr von Greiffenclau-Volraths (30.10.1577-29.5.1638), kurmainzischer Geheimrat, 1605 Oberamtmann zu Bischofsheim an der Tauber, Orb, Hausen und Altzenau, später zu Steinheim, 1630 Vicedom im Rheingau, Anna Maria Gräfin zu Eltz (1575-27.1.1640).

Bildbeispiel: Bamberg, Neue Residenz, über dem Eingang des östlichsten Flügels

Das Wappen ist geteilt und zweimal gespalten, mit Herzschild:

Auf der Schildkartusche ruht der Kurfürstenhut, der dem zweifachen Fürstbischof als Erzbischof von Mainz zustand, anstelle der Kaiserkrone. Hinter dem Schild Schwert und Krummstab schräggekreuzt.

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:

Abb.: Altes Rathaus von Königheim (Main-Tauber-Kreis).

Daneben gibt es auch eine seltene Variante, die weder das Feld für Reichelsberg noch das für Heppenheim enthält und damit von dem sonst allgemein zu findenden Aufbau seines Wappens abweicht. Eine solche Form sieht man am alten Rathaus von Königheim (Main-Tauber-Kreis):


Friedrich Carl von Schönborn (1729-1746)

Eltern: Melchior Friedrich von Schönborn (16.3.1644-19.5.1717), Reichshofrat, kurmainzischer Geheimer Rat und Obermarschall, 5.8.1701 Reichsgraf, Maria Anna Sophia Johanna Freiin von Boineburg und Lengsfeld (16.10.1652-11.4.1726). Großeltern: Philipp Erwein Freiherr von Schönborn (1607-4.11.1668), Reichshofrat, kurmainzischer Geheimer Rat, Maria Ursula Freiin von Greiffenclau-Vollraths (15.7.1612-28.8.1682), Johann Christian Frhr. von Boineburg (1622-1672), Anna Christina Schütz von Holzhausen.

Photobeispiel: Würzburg, Kaufhaus am Markt

Das einfache Wappen von Friedrich Carl von Schönborn ist geviert mit Herzschild:

Photobeispiel: Gößweinstein, Basilika, Hauptportal

Das komplexe Wappen von Friedrich Carl von Schönborn als Bischof von Würzburg und Bamberg (es gibt nur Wappen mit beiden Bistümern, da die Regierungszeiten deckungsgleich sind) zeigt wesentlich mehr Elemente:

Optisch linke, heraldisch rechte Spalte, von oben nach unten:

Mittlere Spalte, von oben nach unten:

Optisch rechte, heraldisch linke Spalte, von oben nach unten:

Obendrüber die Kaiserkrone Bambergs (manchmal auch der Fürstenhut zusätzlich), hinter dem Schild schräggekreuzt Schwert und Krummstab.

Hierbei gibt es auch noch andere Varianten der Anordnung, z. B. einen schräggevierten Schild mit Herzschild und mehrfach geteilten Feldern 2 und 3 sowie einem gespaltenen Feld 4:

Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:


Literatur:
Siehe zusätzlich allgemeines Quellenverzeichnis bzw. die bei den jeweiligen Objekten angegebenen Quellen.
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Siebmachers Wappenbücher, Band Bistümer
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9

Die Entwicklung der Wappen der Fürstbischöfe von Bamberg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein - Der Bamberger Löwe

Die Entwicklung des Wappens der von Schönborn

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