Bernhard Peter
Die Wappen der Markgrafen von Baden

Stammwappen der Markgrafen von Baden
Wappen: Das Wappen der Markgrafen von Baden zeigt in Gold einen roten Schrägrechtsbalken. Die Helmzier sind auf gekröntem Helm zwei rot und golden tingierte Steinbockshörner, Helmdecken rot-golden.

Der Balken taucht zum ersten Mal in einem Siegel von Hermann V (gest. 1243) auf. Er soll als Wappen bereits von Hermann II angenommen worden sein (gest. 1130), der sich erstmals 1112 Markgraf von Baden nannte. Siegel von 1283, 1295 und 1298 belegen ebenfalls den Schrägbalken. Als älteste Helmzier führten die Markgrafen von Baden als Kleinod zwei mit Lindenzweigen besteckte Büffelhörner, so zu sehen in einem Siegel von Hermann VII aus dem Jahre 1280. Auch die Züricher Wappenrolle bildet um 1330 das Wappen mit Lindenzweigen ab.

Hintergrund: Es gab damals zwei Linien der Markgrafen, einmal die Badener und einmal die Hachberger, entstanden durch Teilung des Besitzes unter Hermann V und Heinrich I, beides Enkel von Hermann III. Die Hachberger Linie führte die Steinbockshörner, die später nach der Wiedervereinigung die badischen Büffelhörner mit ihren Lindenzweigen ganz verdrängten. Die Steinbockshörner trugen dieselben Farben wie der Schild, rechts golden, links rot (oder auch umgekehrt dargestellt).

 

Bildbeispiel: Links: Baden-Baden, Abtei Lichtenthal, Tympanon der Kirche. Rechts: Gernsbach, Liebfrauenkirche (Hörner der Helmzier abweichend tingiert)

 

Otto Hupp, Münchener Kalender, Jahrgang 1895, Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1895.

Baden-Sponheim ab 1437
Wappen: Dabei wurde das Wappen mit Sponheim zu Baden-Sponheim geviert:

Hintergrund: Wie bekam Baden Sponheim? Die Grafschaft Sponheim lag im Hunsrück etwa zwischen Birkenfeld, Bad Kreuznach und Bernkastel. Ursprünglich hießen die Grafen von Spanheim. Sie tauchten 1044 erstmals auf. Benannt sind sie nach der Burg Sponheim westlich von Bad Kreuznach. Zwischen Nahe und Mosel entwickelten sie im 12. Jh. ein ansehnliches Herrschaftsgebiet. Die umfangreichen Gebietsveränderungen zu erläutern würde hier zu weit führen - in Kürze: Die Gebiete wurden im 13. Jh. in eine vordere und eine hintere Grafschaft Sponheim aufgeteilt. Die Vordere Grafschaft Sponheim war das Gebiet um Bad Kreuznach, Sitz Kauzenburg. Die Hintere Grafschaft Sponheim war Sponheim-Starkenburg mit Gütern an der Mosel und bei Birkenfeld, Sitz war erst in Starkenburg an der Mosel, später die Grevenburg an der Mosel über Traben-Trarbach. Das in Rot-Silber geschachte Wappen wird im allgemeinen der Hinteren Grafschaft zugeordnet; das Blau-Gold geschachte Wappen der Vorderen Grafschaft. Es wird in der Literatur darauf hingewiesen, daß die blau-goldene Tinktur auf einem Irrtum beruht und beide Linien Rot-Silber geführt hätten. Die Lage ist widersprüchlich, vor 1488 existiert nur ein einziger Nachweis, der wirklich ernst zu nehmen ist, das Wappenbuch des Gelre aus der zweiten Hälfte des 14. Jh. (Spanheim). Die blau-goldene Farbgebung von entsprechenden Wappen der 1414 erloschenen Linie ist nur an wenigen Orten zu finden, z. B. an der Ritterkapelle in Haßfurt und in einem Glasfenster der heutigen evangelischen Kirche in Kastellaun (Hunsrück). Wie dem auch sei, diese Unterscheidung wurde wann auch immer gemacht und zieht sich von da an auch durch das badische Wappen. So ist es nachvollziehbar, daß Baden hier die Farben Rot und Silber in den Vierteln 2 und 3 seines gevierten Wappens führt. 1414 starb die Line der Vorderen Grafschaft Sponheim mit Graf Simon III von Sponheim-Kreuznach und Vianden (gest. 30.8.1414) im Mannesstamme (er hatte drei Töchter) aus, der durch seine Gemahlin Marie Gräfin von Vianden (gest. 21.10.1400) die Hälfte der Grafschaft Vianden geerbt hatte. Zu 4/5 gelangten die vorderen Sponheimer Gebiete über Simons Schwester Elisabeth von Sponheim-Kreuznach, die mit Johann IV von Sponheim-Starkenburg (gest. 1.3.1411/1413) verheiratet war, an die Hintere Grafschaft, zu 1/5 an die Pfalz. Als 1437 die Linie der Hinteren Grafschaft Sponheim mit Johann V, Sohn von Elisabeth und Johann IV, gest. 24./26.10.1437, erlosch (einziges Kind seiner Eltern; die Ehe mit Walburga von Leiningen-Rixingen blieb kinderlos), teilten sich die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von Baden die Güter, entsprechend einem Vertrag aus dem Jahre 1425 (Benheimer Entscheid). Der entsprechende Markgraf war Jacob I. Markgraf v. Baden (15.3.1407-13.10.1453). Das Erbe blieb jedoch real ungeteilt und wurde als Kondominium geführt. Dadurch konnte Baden ab 1437 das Sponheimer Schach in den Farben Rot und Silber in sein Wappen aufnehmen. 1444 wurden die Grafen von Veldenz von Pfalz-Zweibrücken beerbt, welches 1559 auch den pfälzischen Anteil der einstigen Vorderen Grafschaft bekam. 1707 wurde die Vordere Grafschaft, 1776 die Hintere Grafschaft real zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden geteilt. Erst mit den napoleonischen Kriegen verschwand die Grafschaft Sponheim von der politischen Landkarte.

Bildbeispiele: links Gernsbach, Kondominatsbrunnen, rechts Gernsbach, Schlußstein in der Liebfrauenkirche

Im Scheiblerschen Wappenbuch ist ein Vollwappen dargestellt. Die Helmzier auf gekröntem Helm ist eine Kombinationshelmzier, denn zwischen zwei gold und rot tingierten Steinbockshörnern (Baden) befinden sich zwei Pfauenstöße (Vordere Grafschaft Sponheim), Helmdecken rot-golden.

In der Zimmernschen Chronik (Cod. Donaueschingen 580a, 580b) ist als badisches Wappen nur der goldene Schild mit dem roten Schrägbalken abgebildet, auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken jedoch ein grüner Pfauenfederbusch zwischen zwei Steinbockshörnern, das rechte rot, das linke golden. Ein Pfauenstoß ist hier zusätzlich in die Helmzier gekommen, ohne daß das im Schildbild berücksichtigt wurde.

Abb. links: Alternative Darstellung mit Differenzierung der Sponheimer Farben, Ettlingen, Schildhalterinbrunnen. Das Wappen ist komplett gewendet. Abb. rechts: Desgleichen, Ettlingen, Georgsbrunnen. Man beachte, daß in beiden Fällen die Sponheimer Farben einen anderen Platz im Schild gefunden haben.

Vermehrtes Wappen: Baden und das Markgräflerland
Wappen: Ein vermehrtes Wappen ist geviert mit Herzschild:

Dieses Wappen wird mit 5 Helmen geführt, wobei es vorkommen kann, daß nur die ersten drei Helme sich auf dem Schildrand befinden und die beiden anderen den Schild unten flankieren (so ist im Siebmacher ein Wappen von 1580 abgebildet):

Das im Siebmacher beschriebene Wappen von 1580 ist mit der Legende wie folgt versehen: "Ernst Friedrich von Gottes Gnaden Marggraff zu Baden Markraff zu Hochburg Landgraff zu Zusenberg Herr zu Röttelen vnd Badenweiler":

Bildbeispiel: Eichstätt, Mortuarium, Decke, Teil einer Ahnenprobe eines Domherren

Hintergrund:
Hachberg: Das ist eine Burg, auch Hochburg oder Hochberg genannt, bei Emmendingen im Breisgau. Nach dieser Burg benannte sich eine Adelslinie, die von Markgraf Hermann (gest. 1074) gegründet wurde. Seit 1112 benannte sich diese Linie nach der Burg Baden bei Oos. Von diesen Markgrafen von Baden spaltete sich nach 1197 wiederum eine Seitenlinie Baden-Hachberg ab, von dieser wiederum die Linie Baden-Sausenberg. Der Begründer der Hachberger Linie (Hochberger Linie) ist Heinrich I. Markgraf v. Hochberg (gest. 2.7.1231), Sohn von Hermann IV. Markgraf v. Baden (gest. 1190). Auf Heinrich I folgten in der Stammlinie Heinrich II. Markgraf v. Hochberg (gest. nach 1297), Heinrich III. Markgraf v. Hochberg (gest. 1330) und Heinrich IV. Markgraf v. Hochberg (gest. ca. 1369), dann Otto I (-1386) usw. Die Güter gingen 1415 durch Verkauf an die Hauptlinie unter Markgraf Bernhard I von Baden zurück (geb. 1364, gest. 5.5.1431, Sohn von Rudolf VI. Markgraf v. Baden und Mechtild v. Sponheim-Starkenburg). Die Burg ist eine mächtige, immer wieder verstärkte Festungsanlage und die zweitgrößte Burganlage in Baden nach dem Heidelberger Schloß. 1535 fiel Hachberg an Baden-Durlach.

Unterscheide (1): Hachberg/Hochberg ist nicht identisch mit der reichsritterschaftlichen Herrschaft Hochberg am Neckar bei Ludwigsburg, die erst an die Nothafft, dann an die Gemmingen kam.

Unterscheide (2): 1796 gab es eine Linie Baden-Hochberg (siehe unten).

Breisgau: Das Wappen der Grafschaft, Landgrafschaft und Landvogtei Breisgau sieht dem Hachberger ganz ähnlich. Es zeigt ebenfalls in Silber einen roten Löwen und hat ebenfalls als Helmzier den Löwen wachsend. Tatsächlich sind wir bei der Zuordnung auf die geführten Titel, also die Selbstinterpretation angewiesen. Die Markgrafen nannten sich bevorzugt Markgrafen von Hachberg, und deshalb sei hier stets die Zuordnung Hachberg getroffen. Das Breisgau war eine karolingische Grafschaft, sie ist seit dem 11. Jh. in den Händen der Zähringer belegt. 1064 ging sie an die verwandten Markgrafen von Baden. Bei der Teilung ging das Breisgau 1190 an die Markgrafen von Hachberg. Bald wurde das Breisgau geteilt. Die Grafen von Habsburg bekamen einen Teil, als die Staufer erloschen, ein anderer Teil wurde von den Zähringern an die Grafen von Kyburg vererbt, von denen es wiederum das Haus Habsburg erhielt. Der südliche Teil des Breisgaues blieb bei den Markgrafen. Der nördliche Teil wurde als Landgrafschaft an die Grafen von Freiburg verpfändet und kam 1368 ebenfalls an Habsburg. Erst 1805/1810 fiel der Teil wieder an Baden.

Sausenberg: Die Landgrafschaft Sausenberg kam 1232 durch käuflichen Erwerb zu den Grafen von Hachberg (Hochberg). Die Linie Baden-Sausenberg spaltete sich ca. 1297 von der Linie Baden-Hachberg ab. Rudolf I von Sausenberg ist der erste dieser Linie. Er ist der Sohn von Heinrich II. Markgraf v. Hochberg und Anna v. Üsenberg. Die Linie erwarb 1306 Rötteln, später Lörrach, 1444 Badenweiler und 1457 die Grafschaft Neuenburg (Neuchâtel, Neufchâtel). Auf Rudolf I von Sausenberg (gest. ca. 1313) folgten Rudolf II. v. Sausenberg (gest. ca. 1352/1356), Rudolf III. Markgraf v. Sausenberg (1343-8.2.1428), Rudolf II. v. Sausenberg (-1352/1356), Wilhelm Markgraf v. Sausenberg (11.7.1406-ca.1473/1482), Rudolf IV (geb. 1427, gest. 12.4.1487), Philipp v. Baden-Hochberg Prince de Orange (geb. 1452, gest. 9.9.1503), mit dem die Linie erlosch, denn des letzteren Sohn Wilhelm war schon 1482 verstorben, und nur seine Tochter Johanna lebte bis 1543. Sausenberg gehörte zum Schwäbischen Reichskreis. Die Sausenburg war Sitz der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, ehe sie nach Rötteln zogen. Baden-Sausenburg erlosch im Mannesstamme 1503. Die Güter kamen durch den Erbfall (Erbvertrag von 1490) im wesentlichen an die Hauptlinie Baden, bis auf Neuenburg, welches über eine Tochter an den Herzog von Orléans-Longueville fiel. Als 1535 die Markgrafschaft Baden geteilt wurde, fiel Sausenberg an Baden-Durlach.

Üsenberg: Die Herrschaft Üsenberg kam 1392 an Hachberg und damit 1415 an Baden. Als sich die Linien 1535 aufspalteten, kam die Herrschaft Üsenberg an Baden-Durlach. Das Wappenbild, der silberne Flügel in blauem Feld, wurde gemeinsam mit den Elementen des Markgräflerlandes in das badische Wappen aufgenommen. Der Siebmacher ordnet das Feld mit dem Flügel irrtümlich "Susenberg oder Sausenberg" zu. Die 1291 zerstörte und heute spurlos abgegangene Stammburg der Herren von Üsenberg, die Üsenburg, lag im Breisgau bei Endingen und war ein Lehen des Hochstifts Basel. Mit den Baseler Bischöfen verband die Herren von Üsenberg nicht nur ein Lehensverhältnis, sondern sie hatten auch als Hofamt das Oberschenkenamt des Hochstifts inne. Die seit 1052 belegte Familie, die sich um 1290 in eine Endinger Linie mit der Oberen Herrschaft und eine Kenzinger Linie mit der Niederen Herrschaft spaltete, starb 1379 mit Hesso V. von Üsenberg im Mannesstamm aus (Endinger Linie). Ihr Besitz erstreckte sich einst im Bereich zwischen Kaiserstuhl und Basel, im Breisgau und im Markgräflerland. An Baden kam Üsenberg, weil die Kenzinger Linie, die schon 1354 mit Friedrich von Üsenberg erlosch, ihre Niedere Herrschaft 1352 an die Grafen von Hachberg abtreten mußte, die bereits 1336 weite Bereiche der Oberen Herrschaft als Pfand erhalten hatten.

Rötteln ist eine Herrschaft bei Lörrach mit gleichnamiger Burg (drittgrößte Burgruine in Baden). Nach 1306, vermutlich 1311 kam sie als Geschenk über eine Erbtochter (Agnes von Rötteln, Tochter von Liuthold II. von Rötteln, mit dessen Tod am 19.5.1316 das Adelsgeschlecht im Mannesstamme ausstarb) an den Markgrafen Rudolf I von Baden-Hachberg-Sausenberg, wurde Sitz dieser Linie und kam mit den übrigen Besitzungen der Markgrafen von Sausenberg 1503 mittelbar an Baden aufgrund eines Erbvertrages von 1490.

Badenweiler, Sitz einer um die 1122 gegründete zähringische Burg gelegenen Herrschaft, ging 1368 an die Grafen von Freiburg und kam 1444 an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg (Gründung des Markgräflerlandes), als Johann Graf von Freiburg (geb. 13.9.1426, Sohn von Johann v. Freiburg Graf v. Neuchatel (-19.2.1457) und Marie de Chalon Dame de Cerlier (-1465), selbst ohne männliche Nachkommen und damit der letzte seines Geschlechtes), die Herrschaft an die Söhne von Wilhelm Markgraf v. Sausenberg (11.7.1406-ca.1473/1482), Rudolf IV (geb. 1427, gest. 12.4.1487) und Hugo (gest. 1445) vermacht. 1503 kommt das gesamte Markgräflerland zu Baden.

Die Herrschaften Badenweiler, Rötteln und Sausenberg - jetzt in einer Hand vereint - werden seit dem 16. Jh. als Markgräflerland bezeichnet, um es vom Breisgau Habsburg-Österreichs (s.o.) abzugrenzen.

Genealogischer Rückblick auf die Stammlinie (1. Teil):
Berthold V. Herzog v. Zähringen = Berthold I. (- ca. 1077/1078)
Hermann I. Markgraf v. Verona (- 1074) - nannte sich Markgraf von Hachberg (Hochberg)
Hermann II. Markgraf v. Baden (- 1130) - nannte sich erstmals Markgraf von Baden nach der erheirateten Burg
Hermann III. Markgraf v. Baden (- 1160)
Hermann IV. Markgraf v. Baden (- 1190)
Hermann V. Markgraf v. Baden (- 1243)
Rudolf I. Markgraf v. Baden (ca. 1230 - 19.11.1288, reg. 1250-1288) - er erwirbt Alt-Eberstein
Hermann VII. Markgraf v. Baden (1266 - 15.7.1291, reg. 1288-1291)
Rudolf II. (IV) Markgraf v. Baden (- 25.6.1348)
Friedrich III. Markgraf v. Baden (1327 - 1353)
Rudolf VI. Markgraf v. Baden (- 1372)
Bernhard I. Markgraf v. Baden (1364 - 5.5.1431, reg. 1372 - 1431) - unter seiner Herrschaft kamen die Besitzungen der Nebenlinie Baden-Hachberg 1415 wieder an die Hauptlinie zurück.
Jacob I. Markgraf v. Baden (15.3.1407 - 13.10.1453) - Gebietserweiterungen: 1437 trat der sog. Benheimer Entscheid von 1425 in Kraft (siehe oben unter Baden-Sponheim), wodurch er Besitzungen an der Mosel bekam (Hintere Grafschaft Sponheim). Ferner erwarb dieser Markgraf das Pfandrecht an der Herrschaft Mahlberg. Ein Nachfolger kaufte sie schließlich ganz.
Karl I. Markgraf v. Baden (ca.1427 - 24.2.1475)
Christoph I. Markgraf v. Baden (13.11.1453 - 19.4.1527, reg. 1475 - 1515) - unter ihm fällt das Markgräflerland 1503 zurück an die Stammlinie, und die weitreichenden Zersplitterungen der Zähringer Besitztümer finden ein Ende.

Baden-Durlach
Hintergrund: 1533 entstanden aus der Markgrafschaft Baden zwei badische Linien mit zwei badischen Gebieten, die sich aber später wieder vereinigten. Christoph I. Markgraf v. Baden (13.11.1453 - 19.4.1527, reg. 1475 - 1515) hatte mit seiner Frau Ottilie v. Katzenelnbogen (ca 1451-15.8.1517) einst 3 Söhne, die für die Nachfolge in Frage kamen: Bernhard IV. (III) Markgraf v. Baden-Baden (7.10.1474 - 1536), Ernst Markgraf v. Baden-Durlach (1482 - 6.2.1553) und Philipp I. Markgraf v. Baden-Sponheim (6.11.1479 - 17.9.1533). Unter ihnen sollte die Markgrafschaft Baden aufgeteilt werden. 1515 bekam Bernhard III die luxemburgischen und sponheimischen Güter, Ernst die Güter im Breisgau mit Hachberg und dem Markgräflerland und Philipp den Rest. Davon verstarb Philipp vorzeitig ohne Erben, so daß Baden unter den Brüdern Bernhard und Ernst aufgeteilt wurde. Bernhard bekam jetzt Stadt und Schloß Baden, die Vogtei über Herrenalb und Frauenalb, die Herrschaft Beinheim und die Gebiete südlich des Flusses Alb. Ernst erhielt aus der Erbmasse nun Durlach, Pforzheim, Liebenzell, Altensteig und die Gebiete nördlich des Flusses Alb. Aus dieser Teilung resultierten die bernhardinische Linie (obere Markgrafschaft Baden-Baden, Residenz in Baden-Baden) und die ernestinische Linie (untere Markgrafschaft Baden-Durlach, Residenzen in Pforzheim, später Durlach, zuletzt Karlsruhe). 1565 verlegte Markgraf Karl II seine Residenz von Pforzheim nach Durlach und seitdem nannte sich die ernestinische Linie &bdquoMarkgrafen von Baden-Durlach&ldquo. 1594-1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden. 1635-1648 kam Baden-Durlach während der Irrungen und Wirrungen des 30jährigen Krieges vorübergehend an Baden-Baden. 1724 wurde die Residenz nach Karlsruhe verlegt. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555 ebenfalls, wurde aber später rekatholisiert. Erst 1771 wurde diesem gespaltenen Zustand ein Ende bereitet, als die bernhardinische Linie ohne männlichen Erben blieb und per Erbschaftsvertrag beide Ländereien unter Kontinuität der ernestinischen Linie wieder vereinigt wurden. Die Markgrafschaft Baden gab es wieder in vereinigter Form.

Eberstein: Neu im Wappen ist die Grafschaft Eberstein: Einst mächtige Nachbarn der Markgrafen, doch dann erfolgte ein schrittweiser Übergang an Baden durch Mitgift und Verkauf. 1387 werden wegen enormer Schulden große Teile der Grafschaft Eberstein an Baden verkauft. Später vollständiger Übergang an Baden, 1660 Aussterben der Ebersteiner im Mannesstamm. Ausführliche Geschichte siehe Ortsregister, Gernsbach, Schloß Eberstein.

Geroldseck, Lahr und Mahlberg: Weiterhin sind neu die Herrschaften Geroldseck und Mahlberg: Mahlberg (Reichsstadt und Herrschaft) unterstand erst den Zähringern. Nach deren Aussterben zog der Kaiser das heimgefallene Lehen ein, und die Stadt wurde Reichsstadt. Die Herren von Geroldseck kommen von der Stammburg Hohengeroldseck in der Ortenau und bauten sich im 13. Jh. dort ihre Herrschaft auf. Sie sind nicht zu verwechseln mit Geroldseck im Wasichen (Elsaß), welches an die Rappoltsteiner kam. Durch Heirat von Walter I. von Geroldseck (geb. vor 1224, gest. 1277) in zweiter Ehe mit einer Tochter und Erbin der letzten Herren von Mahlberg, Heilika v. Mahlberg (geb. vor 1252, gest. vor 1259) ging der Besitz Mahlberg und Lahr an die Geroldsecker über, sie sich jetzt Herren von Geroldseck-Mahlberg nennen. Mitte des 13. Jh. besetzten die Herren von Geroldseck die Stadt und machten sie zum Sitz ihrer Herrschaft Mahlberg. 1277 kam nach dem Tod von Walter I von Geroldseck Mahlberg an die Linie Lahr-Mahlberg, 1426 wurde sie an Moers-Saarwerden vererbt, schließlich 1442 an Jacob I. Markgraf v. Baden (15.3.1407 - 13.10.1453) verpfändet. 1497 kauft Baden die Hälfte der ehemaligen Herrschaft mit Mahlberg, während die andere Hälfte mit Lahr bei Moers-Saarwerden verblieb und 1527 an Nassau-Saarbrücken fällt. Bei der Teilung Badens kam Mahlberg an Baden-Baden. 1629 erst wurde die ehemalige Herrschaft real geteilt. Die übrigen Güter der Herren von Geroldeck gingen erst an die Grafen von Veldenz, nach deren Aussterben 1634 wurden die Grafen von Kronberg damit belehnt, dann die Freiherren/Grafen von der Leyen. Die Grafschaft Geroldseck wurde 1815 im Zuge der Mediatisierung wieder der Lehnshoheit Österreichs unterstellt und von Österreich 1819 an Baden abgetreten. Und erst 1803 kam Lahr an Baden. Somit steht das Element im Wappen vor 1803 immer für Geroldseck-Mahlberg, noch nicht für Lahr, was erst später erhalten wird. Heute noch bildet das Wappen der Herren von Geroldseck das rechte Feld des gespaltenen Schildes der Stadt Lahr.

Wappen:
Das Wappen hat neun Felder und einen Herzschild, also 10 Motive:

Bildbeispiel: Idstein, Schloßportal. Bei diesem Allianzwappen über dem Renaissance-Tor von ca. 1630 handelt es sich bei der Dame, heraldisch rechts, um Sibylle Magdalene von Baden-Durlach, geb. in Durlach am 21.7.1605, gest. in Straßburg am 26.7.1644. Im Beispiel werden 6 Helme auf dem Schildrand aufgereiht und je zwei rechts und links des Schildfußes abgebildet.

Zu diesem Wappen gehören 10 Helme:

Von diesen Helmen werden meist nicht alle oben auf dem Schildrand dargestellt, sondern es werden drei oder sechs o.ä. ausgewählt (die wichtigsten), während die restlichen Helme seitlich neben dem Hauptwappen losgelöst von diesem dargestellt werden, eine weitere Möglichkeit des konstruktiven Umgangs mit dem Platzproblem bei zu vielen Helmen.

Sponheim Hachberg Baden Üsenberg Eberstein (1)
Eberstein (2) Badenweiler Rötteln Mahlberg Geroldseck

Bildbeispiel: Idstein, Schloßportal, wie oben. Detailausschnitte mit den zehn Helmen.

Genealogischer Rückblick (2. Teil): Baden-Durlach

Abb.: Rhodt unter Rietburg, auf 1720 datierter Wappenstein für den Landesherrn Carl III. Wilhelm Markgraf v. Baden-Durlach (17.1.1679-12.5.1738) am Nordportal der Pfarrkirche St. Georg. Hier werden drei der zehn Helme auf dem oberen Schildrand angeordnet, drei rechts neben dem Schild und vier links neben dem Schild, gleiche Inhalte wie beim Idsteiner Wappenstein, aber andere Verteilung der Helme.

Baden-Baden, Baden-Rodemachern
Wappen: Im Vergleich zu dem Wappen von Baden-Durlach taucht bei dieser Unterlinie von Baden-Baden bereits ein zusätzliches Feld auf, das der Vorderen Grafschaft Sponheim. Dafür rücken die Ebersteiner Komponenten zusammen in ein Feld. Eine frühe Variante wird im Hofkleiderbuch (CGM 1952, Bild 53, fol 24v) für Eduard Fortunatus Markgraf von Baden-Baden (17.9.1565-18.6.1600, Sohn von Christoph Markgraf von Baden-Rodemachern) mit der Datierung auf das Jahr 1584 abgebildet:

Dazu werden sieben Helme geführt, drei auf und 2 x 2 neben dem Schild:

Baden-Baden
Wappen: Auch bei den späten Wappen der Linie Baden-Baden taucht im Vergleich zu dem Wappen von Baden-Durlach ein zusätzliches Feld für die Vordere Grafschaft Sponheim auf, wobei die Plätze 1 und 9, also die der Vorderen und der Hinteren Grafschaft Sponheim, auch vertauscht sein können. Um den dafür benötigten Platz zu schaffen, rücken die beiden Ebersteiner Komponenten, die bei Baden-Durlach jedes für sich ein Feld einnehmen, zusammen in ein geteiltes Feld. Ansonsten sind die übrigen Komponenten gleich wie bei Baden-Durlach.

Bauplastische Beispiele:

Bildbeispiel: Ettlingen, Schloß, Nordostfassade (leichte farbliche Abweichungen)

Oberwappen: Zu diesem Wappen gehören 11 Helme. Es sind die gleichen wie bei Baden-Durlach, zusätzlich wird ein weiterer Helm für die Vordere Grafschaft Sponheim geführt:

Von diesen Helmen werden meist nicht alle oben auf dem Schildrand dargestellt, sondern es werden fünf o.ä. ausgewählt (die wichtigsten), während die restlichen Helme seitlich neben dem Hauptwappen losgelöst von diesem dargestellt werden (z. B. 2 + 2 + 1 + 1), eine weitere Möglichkeit des konstruktiven Umgangs mit dem Platzproblem bei zu vielen Helmen.

Bildbeispiel: Ehem. Piaristenkloster in Kirchberg (Hunsrück), Wappenstein von 1765

Genealogischer Rückblick (3. Teil): Linie Baden-Baden

Bildbeispiel: Ettlingen, Martinskirche, leichte farbliche Abweichungen.

Kurfürstentum Baden 1803
Wappen: Das Staatswappen des Kurfürstentums Baden hatte nach dem XI. Organisationsedikt vom 2.5.1803 neben dem Herzschild mit dem roten Schrägbalken in Gold (Stammwappen) 16 Bestandteile: Hachberg, Zähringer, Konstanz, Bruchsal, Ettenheim, Üsenberg, Eberstein, Odenheirn, Gengenbach, Salem, Petershausen, Rötteln, Badenweiler und Geroldseck/Lahr, Mahlberg und Lichtenau, Reichenau, Oehningen - wovon einige wieder unterteilt waren. In diesem Wappen drückt sich vor allem die Neuordnung nach der Auflösung der geistlichen Fürstentümer aus: So erscheint Konstanz mit den zugehörigen Elementen Reichenau und Oehningen, desgleichen Bruchsal. Auch einige Klöster erscheinen neu im Wappen, so die Zisterzienserabtei Salem und das Benediktinerkloster Petershausen.

Als Schildhalter waren in Gebrauch rechts ein gekrönter, widersehender Greif, links ein gekrönter, von Rot und Gold geteilter, widersehender Löwe. Das Ganze wird umgeben von einem hermelingefütterten Purpurmantel, oben mit einem Kurhut abschließend.

Hintergrund: Baden verlor 1796 an das revolutionäre Frankreich seine linksrheinischen Besitzungen, darunter die Herrschaft Beinheim im Unterelsaß, das Amt Gräfenstein bei Pirmasens, die luxemburgischen Herrschaften Hesperingen und Rodemachern, dazu Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück. Durch den Reichsdeputationshauptschluß wurde Baden am 25.2.1803 zum Kurfürstentum erhoben. Für den Verlust der linksrheinischen Gebiete wurde Baden mit neuen Gebieten entschädigt. Baden erhielt die rechtsrheinischen Gebiete der Pfalz (Mannheim, Heidelberg, Bretten, Ladenburg), die aber noch nicht ins Wappen kamen, dazu die ehemaligen Hochstifte Konstanz (mit Reichenau und Oehningen) und Speyer (teilweise) und Straßburg (teilweise). Konstanz, Reichenau, Oehningen und Speyer kamen deshalb als neue Elemente ins Wappen. Weitere Gebietsgewinne waren die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter Lichtenau und Willstätt, wodurch die Hanauer Sparren (oder eine Version derselben) ins Wappen kam. Jetzt endlich bekam Baden auch die Stadt Lahr aus dem ehemaligen Geroldsecker Besitz. Aus dem Fundus kirchlichen Besitzes bekam Baden weitere reiche Beute: Die Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die teilweise schon in diesem Wappen vertreten sind und im großherzoglichen Wappen allesamt auftauchen (s.u.). Einige Reichsstädte kamen ebenfalls an Baden, darunter Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (ging 1806 an Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen sowie Wimpfen (ging später an Hessen). Diese Städte wurden im großherzoglichen Wappen gezeigt, noch nicht im kurfürstlichen Wappen von 1803. An Klöstern heimste Baden weiterhin Schwarzach, Frauenalb, Lichtental, Ettenheimmünster und Allerheiligen ein.

Grafen von Hochberg 1796-1817, spätere Markgrafen
Eine morganatische Ehe des Hauses Baden-Durlach geht auf Carl Friedrich Großherzog von Baden (22.11.1728-10.6.1811) zurück, der alle Möglichkeiten des Zusammenseins mit einer Frau ausprobierte: Er war eine reguläre Ehe mit Carolina Louise von Hessen-Darmstadt (11.7.1723-8.4.1783) eingegangen, mit erbberechtigten Söhnen. Danach war er am 24.11.1787 eine morganatische Ehe mit Louise Karoline Freiin Geyer von Geyersberg eingegangen mit nicht erb- und nachfolgeberechtigten Nachkommen, die später zu Grafen von Hochberg erhoben wurden. Und er hatte noch eine uneheliche Beziehung zu Elise Barbara Schlutter, deren Nachkommen zu Freiherren von Freystedt erhoben wurden. Soweit alles übersichtlich, mit den Söhnen aus der aus standesrechtlicher Sicht allein akzeptablen ersten Verbindung sollte das markgräfliche Haus sich weiterentwickeln, und alle standesrechtlich nicht ganz lupenreinen Nachkommen waren von der Erbfolge ausgeschlossen und wurden mit Titeln, Besitz und Stellungen abgefunden und versorgt.

Zunächst wurde Louise Karoline Freiin Geyer von Geyersberg ab dem Tag der Hochzeit als Freifrau von Hochberg in den badischen Freiherrenstand erhoben. Das bis 1796 geführte Wappen ist golden-silbern gespalten mit einem gekrönten, linksgekehrten, roten Löwen, der von einem roten Schrägbalken überdeckt wird. Der Schild wird von einer fünfperligen Rangkrone überhöht. Als Schildhalter dienen ein gekrönter, silberner Löwe mit untergeschlagenem Schweif und ein gekrönter, silberner Greif. Heraldisch unbefriedigend sind die Überdeckung der Symbole und die mangelnde Klarheit, das optische Verschmelzen der gleichfarbigen Elemente Schrägbalken und Löwe. Das wurde beim reichsgräflichen Wappen besser gelöst, indem jedes Symbol seine Individualität behielt.

   
Freiherren von Hochberg
bis 1796
  Grafen von Hochberg
1796-1817
  Markgrafen von Baden
seit 1817

Louise Karoline Freiin Geyer von Geyersberg wurde nebst ihren Kindern mit dem regierenden Markgrafen am 12.5.1796 zu Wien mit dem Titel "Hoch- und Wohlgeboren" in den Reichsgrafenstand erhoben. Das Wappen, das ihnen 1796 verliehen wurde, ist gespalten, rechts in Gold ein roter Schrägbalken (Baden), links in Silber ein golden gekrönter, roter, golden bewehrter und ebenso gezungter Löwe (für Hochberg). Dazu werden die neunperlige Grafenkrone und/oder zwei gekrönte Helme geführt: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken zwei Steinbockshörner, ein rotes und ein goldenes (Baden), Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, golden gekrönter, roter Löwe (für Hochberg). Als Schildhalter werden ein silberner bzw. goldener, golden gekrönter Greif und ein silberner bzw. goldener, golden gekrönter Löwe verwendet (im Siebmacher und Ströhl werden die Schildhalter als silbern angegeben, bei Gritzner als golden). Das Wappen wird bei Gritzner, Wappenalbum gräflicher Familien, beschrieben, ferner im Siebmacher Band: Souv1 Seite: 38 Tafel: 78. Den Titel einer Markgräfin führte Louise Karoline Reichsgräfin von Hochberg jedoch nie, genau das war durch die morganatische Ehe ausgeschlossen.

Der gewählte Name "Hochberg" bezieht sich auf Hochberg oder Hachberg, ein Stammterritorium der Markgrafen (siehe oben). Im 13. Jh. spaltete sich von der Hauptlinie eine eigene Linie Baden-Hachberg ab, die als selbständiges Territorium existierte, bis Otto II. von Baden-Hachberg, mit dem die Linie 1418 erlosch, 1415 seinen Besitz an den Markgrafen Bernhard I. von Baden aus der Hauptlinie verkaufte. Diese Seitenlinie Baden-Hachberg führte das badische Wappen mit dem Schrägbalken. Der rote Löwe in Silber hat hingegen seine Wurzeln in der Landgrafschaft Breisgau, einer karolingischen Grafschaft, die seit dem 11. Jh. in den Händen der Zähringer belegt ist und 1064 an die Markgrafen von Baden ging. Die Markgrafen von Baden-Hachberg waren bis 1369 mit dem Breisgau belehnt, danach ging diese an Vorderösterreich. Der Löwe der Landgrafschaft Breisgau wurde später mit Hachberg/Hochberg assoziiert, weil dieses Lehen für diese Linie identitätsstiftend war, er ist jedoch nicht das Wappen von Hachberg, sondern nur für die Linie Hachberg/Hochberg. 1535 fiel Hachberg an Baden-Durlach. Während einer Landesteilung unter Brüdern wurde die Markgrafschaft Baden-Hachberg 1584-1590 kurzfristig wiederbelebt. Und nun, 1787, entsann man sich des alten Traditionsnamens und belebte ihn wieder in Erinnerung an ein Stammhaus der Markgrafen.

Doch dann gab es ein Problem. Ein unangenehmes, großes Problem: Es gab keinen Erben. Nachkommen waren zwar genug vorhanden, aber: Sein erstgeborener Sohn aus standesgemäßer Ehe, Carl Ludwig Erbprinz von Baden (14.2.1755-1801), starb vor dem Vater. Der Enkel, Karl Ludwig Friedrich von Baden (8.6.1786-8.12.1818), wurde daraufhin 1811 Großherzog, hatte aber keine männlichen Nachkommen, Ende! Da seine Geschwister alle weiblich waren, war dort nichts zu machen. Der Nachfolger fand sich unter Karl Ludwigs Onkeln, denn noch gab es nachfolgeberechtigte Söhne aus Carl Friedrichs erster Ehe: Der zweite Sohn war zwar inzwischen verstorben, doch der dritte Sohn, Ludwig I. Wilhelm August von Baden (9.2.1763-30.3.1830) konnte 1818 Großherzog werden. Und wieder steckte man in der Sackgasse fest, denn er hatte lediglich eine unstandesgemäße, morganatische Ehe mit Katharina Werner Gräfin von Gondelsheim und Langenstein geschlossen, der Sohn war nicht nachfolgeberechtigt. Also mußte man eine Generation weiter zurück suchen, wo es noch männliche, legitime, erb- und nachfolgeberechtigte Familienmitglieder gab: Carl Friedrich hatte noch einen inzwischen längst verstorbenen Bruder gehabt, Wilhelm Ludwig Markgraf von Baden (14.1.1732-17.12.1788): Der hatte zwar männliche Nachkommen, doch die entsprossen einer weiteren morganatischen Ehe mit Christine Wilhelmine Franziska Schortmann und hießen Freiherren von Seldeneck (Details siehe oben).

Insgesamt drei morganatische Ehen und eine uneheliche Beziehung bremsten jetzt die Suche nach einem Nachfolger als Großherzog aus und engte den Kreis der Kandidaten bis auf Null ein: Man hatte schlichtweg keinen; das markgräfliche Haus drohte an seinen ganzen komplizierten Beziehungen zu scheitern. Zu viele Markgrafen hatten sich in zu vielen morganatischen und unehelichen Beziehungen verstrickt, um noch einen einzigen echten Stammhalter präsentieren zu können. Um das zu verhindern, entschied man sich zum Äußersten: Der Sproß aus einer morganatischen Ehe wurde zum Erben und Nachfolger gemacht, und dazu nahm man natürlich die genealogisch nächstliegende Abzweigung, nämlich Carl Friedrichs Sohn aus seiner eigenen morganatischen Ehe, Karl Leopold I. Friedrich Graf von Hochberg (29.8.1790-24.4.1852), der deshalb 1830, zehn Jahre nach dem Tod seiner Mutter, Großherzog von Baden und Herzog von Zähringen wurde.

Die Söhne der Gräfin von Hochberg führten zunächst weder einen Markgrafen- noch einen Prinzen-Titel. 1796 bekamen sie zusammen mit ihrer Mutter den Titel eines Reichsgrafen von Hochberg. Schon als sich das Problem abzuzeichnen begann, hatte der regierende Markgraf Carl Friedrich per Erklärung 1806 verfügt, daß die Söhne aus seiner zweiten Ehe in jenem Ernstfall, daß die männliche Linie aus seiner ersten Ehe ausstürbe, erbberechtigt seien. Sein Sohn und Nachfolger, Großherzog Karl Ludwig Friedrich (8.6.1786-8.12.1818), erließ am 4.10.1817 ein Hausgesetz, in welchem die Hochberger zu erbberechtigten Prinzen und Markgrafen von Baden erklärt wurden. Seit 1817 führten die Nachkommen der Louise Karoline Freiin Geyer von Geyersberg das markgräflich-badische Wappen (das hatte zu jener Zeit insgesamt 30 Felder) als Symbol der Anerkennung als badische Prinzen und der Überwindung des Makels der nicht standesgemäßen Heirat ihres Vaters. 1817 wurde die Gräfin von Hochberg auch als Prinzessin von Baden anerkannt. Wenige Wochen vor Großherzog Karls Tod wurde am 20.11.1818 vom Aachener Kongreß von den Großmächten der Heiligen Allianz (Russland, Österreich, Preußen) für die Söhne aus der zweiten Ehe die Markgrafenwürde wie das Erbfolge-Recht auf den Thron bestätigt. Als Karl Leopold I. Friedrich Graf von Hochberg, nun Markgraf von Baden, 1830 Großherzog wurde, reduzierte er das badische Wappen radikal auf das angestammte Wappenbild mit nur dem roten Schrägbalken in goldenem Schild.

Ironie des Schicksals: Vorher hatte man alles getan, um zu verhindern, daß ein Sproß aus unstandesgemäßer Ehe Erbe und Nachfolge antreten konnte, nun tat man alles, damit er es konnte, um das markgräfliche Haus nicht erlöschen zu lassen! Vorher: Unmöglich, niemals! Jetzt, mit dem Rücken zur Wand: Alles nicht so schlimm, das Leben muß weitergehen! Und auf diesen ehemaligen Grafen von Hochberg, seit 1830 Großherzog, geht das ganze markgräflich-badische Haus der Neuzeit zurück. Der gegenwärtige Chef des Hauses, Maximilian Markgraf von Baden (3.7.1933-), ist der Urururenkel der Louise Karoline Freiin Geyer von Geyersberg, späteren Gräfin von Hochberg, eine späte Genugtuung für eine als nicht ebenbürtig betrachtete Frau, die ihr Leben lang vergeblich um Anerkennung kämpfte: Sie würde sich freuen.

Genealogischer Rückblick (4. Teil): Die Zwickmühle 1818 und ihr Ausweg

Großherzogtum Baden 1807
Wappen: Beim großen Staatswappen nach dem Edikt von 15.6.1807 handelt es sich um das komplizierteste Wappen, das die Markgrafen von Baden als Großherzöge je geführt haben, mit insgesamt 30 Feldern und eigentlich sogar 37 Motiv-Elementen, darunter neben dem Stammwappen die Symbole der einzelnen Teile, aus denen das Großherzogtum "zusammengewachsen" ist:

Hier entsteht ein extrem komplexes Wappen, das sich weit jenseits der Grenzen der Übersichtlichkeit befindet. Das Nebeneinander von Purpur und Rot im Herzschild ist aus unserer Sicht heraldisch besonders unglücklich. Einige Felder verstoßen in sich gegen die Farbregel.

Auf dem Schild befindet sich eine königliche Krone, um den Schild hängt der Hausorden der Treue an goldener Kette. Als Schildhalter fungieren rechts ein gekrönter, silberner, widersehender Greif und links ein von Rot und Silber geteilter, gekrönter, widersehender Löwe.

Hoheits-Schilde: Nicht genug mit den 30 Feldern des großherzoglichen Schildes, noch weitere Motive werden in insgesamt 10 Hoheits-Schilden gezeigt, die außerhalb der Ordenskette den großherzoglichen Schild U-förmig einrahmen, fünf zu jeder Seite, unten mit einem einfachen, ledigen, ungekrönten Schild (Warteschild für ein zukünftiges Erbwappen) verbunden.

Insgesamt kommen wir damit auf 52 Motiv-Elemente. Um alles ein purpurner, hermelingefütterter Wappenmantel, außen mit silbernen Greifen besät, oben zu einer ungekrönten Kuppel zusammenlaufend.

Hintergrund: Das großherzogliche Wappen zeigt nun viele Besitzungen, die schon 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluß an Baden kamen, aber noch nicht im Kurfürstlichen Wappen realisiert worden waren. Durch Zukauf wurde das Herrschaftsgebiet weiter vergrößert, so kaufte Baden 1805 dem Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des Breisgaues ab, die Baar mit Villingen, die Ortenau, die Stadt Konstanz und einige Kommenden des Deutschen Ordens, zuallererst die Mainau zu nennen. Alle diese Bestandteile kommen neu ins Wappen. Das Wappen der Grafschaft, Landgrafschaft und Landvogtei Breisgau sieht dem Hachberger ganz ähnlich. Es zeigt ebenfalls in Silber einen roten Löwen und hat ebenfalls als Helmzier den Löwen wachsend. Hier sind beide im Schild vertreten. Das Breisgau war eine karolingische Grafschaft, sie ist seit dem 11. Jh. in den Händen der Zähringer belegt. 1064 ging sie an die verwandten Markgrafen von Baden. Bei der Teilung ging das Breisgau 1190 an die Markgrafen von Hachberg. Bald wurde das Breisgau geteilt. Die Grafen von Habsburg bekamen einen Teil, als die Staufer erloschen, ein anderer Teil wurde von den Zähringern an die Grafen von Kyburg vererbt, von denen es wiederum das Haus Habsburg erhielt. Der südliche Teil des Breisgaues blieb bei den Markgrafen. Der nördliche Teil wurde als Landgrafschaft an die Grafen von Freiburg verpfändet und kam 1368 ebenfalls an Habsburg. Erst 1805 fiel der Teil wieder an Baden und Württemberg, und 1810 trat Württemberg seinen Anteil an Baden ab.

Dadurch, daß Baden dem Rheinbund 1806 beitrat, wurde es Großherzogtum. Baden erhielt neue Besitzungen: Die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Salm-Krautheim, dazu die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf sowie noch Heitersheim, ein Johanniterpriorat. Alle diese neuen Besitztümer finden Eingang in das großherzogliche Wappen. Insbesondere Leiningen trug einige neue Komponenten zum großherzoglichen Wappen bei. Weiterhin bekam Baden die südlich des Maines gelegenen Anteile der Grafschaft Wertheim. 1810 wurden Gebiete mit Württemberg und mit Hessen-Darmstadt ausgetauscht, Baden gewann die Landgrafschaft Nellenburg und die obere Grafschaft Hohenburg und verlor Randgebiete im Schwarzwald sowie Miltenberg und Amorbach an Hessen (Pariser Vertrag), das die Hessen 1816 zum überwiegenden Teil an Bayern abtraten. 1819 wurde die Herrschaft Hohengeroldseck erworben.

Leiningen: Die Elemente Rineck, Dürn, Frankenberg und Amorbach entstammen dem Wappen der Fürsten von Leiningen-Dachsburg-Hartenburg u.ä., genau wie das Stammwappen der Leininger, das allerdings drei (2:1) silberne Adler in Blau zeigt. Dürn: In der Literatur fälschlicherweise Düren geschrieben, tatsächlich handelt es sich nicht um die Stadt zwischen Aachen und Köln, sondern um Walldürn, und das Wappen ist das selbe wie das der Familie von Adelsheim, deren Ursprung man von den Dynasten von Dürn ableitet.

Ortenau: Die Ortenau wurde zwar schon 1701 ein Lehen bzw. Pfand für Baden, doch 1771 wurde sie beim Aussterben der bernhardinischen Linie von den Habsburgern als Lehnsherren wieder eingezogen. 1801 kam die Ortenau an den Herzog von Modena, 1803 an den Erzherzog Ferdinand von Modena / Österreich, und 1805/1806 erst an Baden.

Ettenheim: Die Herrschaft Ettenheim liegt am Ausgang des Münstertales im Schwarzwald. Um 1312 wurde es Stadt und Hauptsitz einer Herrschaft. 1803 fiel es genau wie die Abtei Ettenheimmünster durch den Reichsdeputationshauptschluß an Baden.

Heitersheim: Das ist ein Johanniterpriorat südwestlich von Freiburg, nur wenige Quadratkilometer groß, seit 1272 dem Johanniterorden zugehörig. 1276 bekam das Priorat Gerichtsrechte und Vogtrechte. Der Ort wurde reichsunmittelbar und erhielt ab 1546 den Rang eines Fürstentums mit Sitz und Stimme im Reichstag. Heitersheim war Sitz des Johannitergroßpriors (Johannitermeister) von Deutschland. 1797 kam Heitersheim mit dem Breisgau an den Herzog von Modena und 1805/06 an Baden.

Bonndorf: Die Herrschaft Bonndorf war erst ein Besitz der Landgrafen von Stühlingen, dann reichsunmittelbar, später wurde sie für die Abtei St. Blasien gekauft, die Gebiete dazutat und die Herrschaft zur Grafschaft erweiterte. Dadurch wurde 1746 der Abt von St. Blasien Reichsfürst. 1803 kam die Grafschaft an das Großpriorat Heitersheim und mit diesem 1805 an Württenberg und 1806 an Baden.

Lichtenau: Die Burg Lichtenau ist bei Rastatt gelegen, einst eine Burg des Straßburger Bischofs. Die Herrschaft Lichtenau, zu der diese Burg gehörte, kam an Hanau-Lichtenberg, wurde 1736 an Hessen-Darmstadt vererbt und kam 1803 an Baden. Eigentlich erinnert die Wappenkomponente an die drei Sparren der Grafen von Hanau, wird aber im Siebmacher mit nur zwei Sparren beschrieben.

Blumenfeld: Die Herrschaft Blumenfeld liegt bei Konstanz im Hegau. Ursprüngliche Besitzer waren die Herren von Blumenfeld, dann kamen die Ritter von Klingenberg. 1488 wurde die Herrschaft an den Deutschen Orden verkauft und von der Kommende Mainau aus verwaltet. Blumenfeld wurde unter der Deutschordensherrschaft ein Amt mit 13 zugehörigen Ortschaften. An Baden kam Blumenfeld zusammen mit der Kommende Mainau im Jahre 1806.

Mainau: Die Mainau war Klostergut der Reichenau. Arnold von Langenstein überließ 1271 die Insel und den Uferbereich davor dem deutschen Orden, als er selber in diesen eintrat. Bis 1805 war die Mainau Teil der Ballei Elsaß-Schwaben-Burgund. 1805 kam sie an Baden. 1928 ging sie vom Großherzog Friedrich II an seine Schwester Königin Viktoria von Schweden und kam so an deren Enkel Graf Lennart Bernadotte.

Überlingen/Pfullendorf: Überlingen am Nordufer des Bodensees kam in der Mitte des 12. Jh. von den Grafen von Bregenz an die Grafen von Pfullendorf (eine Abspaltung derselben) und wurde um 1180 dann von Kaiser Friedrich I Barbarossa zur Stadt erhoben. 1241/1268 wurde Überlingen Reichsstadt. 1803 verlor Überlingen seine Reichsunmittelbarkeit und kam an Baden. Pfullendorf hatte ein paralleles Schicksal: 1220 bekam es von Kaiser Friedrich II Stadtrecht, spätestens seit 1363 war es Reichsstadt, und 1803 fiel es an Baden. Als Reichsstadt war beider Stadtwappen der schwarze Reichsadler in Gold.

Hauenstein: Eine Herrschaft am Rheinübergang bei Laufenburg, im Besitz der Grafen von Lenzburg, der Grafen von Kyburg, der Herren von Schönau, der Linie Habsburg-Laufenburg, ab 1408 wieder im Besitz der Hauptlinie der Habsburger, seit 1562 Grafschaft Hauenstein, 1806 an Baden. Burg Hauenstein auch als Burg Houwinstein geführt.

Tengen: Der Ort bei Konstanz war erst Sitz einer Herrschaft, dann ab 1422 der der Grafen von Tengen. 1305 km die hintere Herrschaft Tengen an Habsburg und 1488 an die Deutschordenskommende Mainau. Mit dieser kam dieser Teil 1806 an Baden. Die vordere Herrschaft Tengen kam durch Kauf 1522 an Österreich. Das Gebiet wurde mit der Landgrafschaft Nellenburg vereinigt und 1664 zur gefürsteten Grafschaft erhoben. 1806/1811 kam auch dieser Teil an Baden.

Großherzogtum Baden 1830
1830 wurde das komplizierte, vielfeldrige badische Wappen bis auf das Stammwappen im Schild vereinfacht: In Gold ein roter Schrägbalken. Der Schild ist von einer Königskrone gekrönt. Als Schildhalter finden wir zwei widersehende, königlich gekrönte, golden bewehrte, silberne Greifen, die auf einer Art Joch stehen, von dem die Ordensketten herabhängen. Die beiden Greifen als Schildhalter, allerdings noch ungekrönt, finden wir übrigens erstmals in einem Siegel von Markgraf Philipp (gest. 1533), allerdings nur vorübergehend. Waren vorher im Großherzogtum rechts ein gekrönter, widersehender, silberner Greif und links ein gekrönter, von Rot über Gold geteilter Löwe verwendet worden, so wurden diese später durch die beiden symmetrischen Greifen wie im Bild abgelöst.

Bildbeispiel: Gernsbach, Schloß Eberstein, hier nur mit dem Hausorden der Treue

Orden um das großherzogliche Wappen
Das Staatswappen des Großherzogtums Baden (1806-1918), das auch vom Großherzog von Baden persönlich geführt wurde, hatte drei Ordensketten, zum Hausorden der Treue noch den Militär-Karl-Friedrichs-Verdienst-Orden und den Orden Bertholds des Ersten (ersetzte 1877 den Orden vom Zähringer Löwen). Der Erbgroßherzog benutzt nur den Hausorden der Treue; die anderen großherzoglichen Hoheiten das badische Wappen.

Hausorden der Treue
Der Hausorden der Treue wurde von Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach zur Erinnerung an die Grundsteinlegung von Karlsruhe am 17.6.1715 gestiftet. Der Anhänger ist ein in Gold gefaßtes, rotes, achtspitziges Kreuz mit goldenen Kugelenden, in dessen Winkeln je zwei goldene, verschlungene Buchstaben "C" sind. Das zentrale Medaillon des Anhängers ist eine weiße, goldgefaßte Scheibe, auf der zwei verschlungene Buchstaben "C" über einem grünen Berg zu sehen sind, oben mit der Inschrift "Fidelitas" über dem Monogramm. War das Medaillon früher bunt, wurde es später ganz in Gold dargestellt. Der kreuzförmige Anhänger ist durch eine Königskrone mit der Kette verbunden, die aus weiteren Königskronen und verschlungenen Doppel-"C"s als Gliedern gebildet wird.

Orden vom Zähringer Löwen
Der Orden wurde am 26.12.1812 von Großherzog Karl Ludwig Friedrich von Baden gegründet. Er ehrt das Andenken der Zähringer. Zeichen des Ordens ist ein golden umrandetes, grünemailliertes Kreuz mit goldenen Spangen in seinen Winkeln, die Arme des Kreuzes sind gleich lang. Das goldgeränderte Medaillon zeigt die Ruine des Stammschlosses der Zähringer (Avers). Es ist umgeben von einem Textkreis mit der Devise "Für Ehre und Wahrheit". Auf der Rückseite ist der golden dargestellte Zähringer Löwe auf rotem Grund abgebildet. Der Orden gliederte sich zuletzt in fünf Klassen: Großkreuz, Kommandeure erster Klasse, Kommandeure zweiter Klasse, Ritter erster Klasse, Ritter zweiter Klasse.

Orden Bertholds des Ersten
Der Orden wurde am 29.4.1877 von Großherzog Friedrich von Baden gestiftet. Anlaß war das 25jährige Regierungsjubiläum. Es handelt sich um eine Steigerung des Ordens vom Zähringer Löwen und ersetzte heraldisch diesen, weil er als höhere Klasse desselben galt. Erst 1896 wurde es ein eigenständiger Orden. Ein achtspitziges, goldgesäumtes, weißes Kreuz mit goldenen Kugelenden hat goldene Herzogskronen in den vier Winkeln. In seiner Mitte hat es ein rotes Medaillon, von einer goldenen Schnur eingefaßt, im Medaillon ist das königlich gekrönte Monogramm des Stifters: FWL. Mit der Kette wird das Kreuz durch eine goldene Königskrone verbunden. Die Kette ist eine einfache Goldkette und kommt nur im Wappen vor. Es gibt diesen Orden in vier Klassen: Großkreuz, Kommandeur, Ritter I. und II. Klasse.

Militär-Karl-Friedrichs-Verdienst-Orden
Der Orden wurde am 4.4.1807 von Großherzog Karl Friedrich gestiftet. Ein achtspitziges, weißes, goldgefaßtes Kreuz liegt einem grünen Lorbeerkranz auf und trägt in der Mitte ein rotes, goldgefaßtes Medaillon mit den verschlungenen Buchstaben C und F, dem Monogramm des Stifters. Das Medaillon ist bordiert von einem dunkelblauen Ring mit der goldenen Inschrift "Für Badens Ehre". Als Verbindungsglied zur Kette dient eine goldene Königskrone. Die Kette gibt es nur in Wappendarstellungen; sie besteht aus alternierenden Elementen, einerseits runden Medaillons mit einem Greifen, andererseits das liegende Monogramm mit den verschlungenen Buchstaben C und F.

Bildbeispiel: Wertheim, Kilianskapelle, Tympanon, großherzoglich-badisches Wappen

Genealogischer Rückblick (5. Teil): Großherzöge und Prinzen

Abb.: Wappen des Großherzogtums Baden nach 1830, gezeichnet von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1901.

Ein Trierer Erzbischof aus dem Hause Baden
Das Wappen des Trierer Erzbischofs Johann II von Baden, geb. 1430 als badischer Prinz, Sohn von Markgraf Jakob I von Baden und Katharina von Lothringen, 1456 zum Erzbischof von Trier gewählt, bekannt als Unterstützer von Adolf II von Nassau in der Mainzer Stiftsfehde gegen Dieter von Isenburg und als Förderer des Anschlusses der Benediktinerklöster an die Reformbewegung des Ordens, gest. 9.2.1503 in Koblenz-Ehrenbreitstein, ist vom Fürstbistum Trier und vom Stammwappen geviert:

Bildbeispiele: Abb. links: Ettlingen, Georgs-Brunnen 1494, gewendetes Wappen. Abb. rechts: Klausen (Eifel), Wallfahrtskirche.

Ein Fürstabt von Fulda aus dem Hause Baden
Das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (1671&ndash1677) ist geviert:

Auf dem Schild rechts die Inful, links der Fürstenhut. Hinter dem Schild stecken Krummstab und Schwert.

In seiner gleichzeitigen Funktion als Fürstabt von Fulda und auch als Fürstabt von Kempten ist das Wappen geviert mit Herzschild und wie folgt tingiert:

Über dem Schild der Kardinalshut.

Bildbeispiel: Hammelburg, Burg Saaleck

Ein Beispiel für ein solches Wappen findet sich

Ein usurpiertes Baden-Wappen
Die Stadt Bad Brückenau (Landkreis Bad Kissingen, Regierungsbezirk Unterfranken) führt ein kleines und ein großes Stadtwappen. Das Große Stadtwappen ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda), Feld 2 und 3: in rot-blau geteiltem Feld ein Brustbild einer Kaiserin in schwarzer Gewandung, mit silbernem Schleier, goldener Kaiserkrone und silbernem Nimbus (Fürststift Kempten, Hildegard als Gründerin), Herzschild das kleine Stadtwappen, in Gold ein roter Schrägbalken. Dieser Herzschild wird auch alleine als Kleines Stadtwappen geführt. Doch das Große Stadtwappen ist nichts anderes als das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (1671-1677), s.o.! Und durch Weglassen des Hauptschildes bleibt als Kleines Stadtwappen eben der Stammschild der Markgrafen von Baden übrig. Das kam nicht durch Zufall, sondern durch Unkenntnis: Einst war Bad Brückenau ein Besitz des Klosters Fulda, genau von 777 (Hammelburger Schenkung) bis zur Säkularisation, einmal abgesehen von einigen kurzen Unterbrechungen. Nach der Säkularisierung lag der Gedanke an kirchliche Herrschaft so fern, daß man im Jahr 1818 das besagte fürstäbtliche Wappen für das Stadtwappen hielt und gedankenlos übernahm. 1819 gab es eine Wappenrevision, die Elemente des Hauptschildes, von denen niemand mehr wußte, was sie bedeuteten, fielen weg, und man hatte das Kleine Stadtwappen geschaffen. Es folgte eine Lücke der Wappenführung, und ab 1836 griff man wieder auf das nicht als solches erkannte "badische" Wappen zurück, und so wird es heute noch geführt. Dabei handelt es sich in keiner Weise um ein historisches Wappen der Stadt, sondern nur um die Fortsetzung eines historischen Irrtums, denn es ist und bleibt das badische Wappen. So erinnert das eigentlich zu Unrecht geführte Stadtwappen auch heute noch daran, daß hier einst ein Fürstabt aus dem Hause Baden regierte. Die Stadt Baden-Baden führt übrigens das gleiche Wappenbild, aber dies war ja auch schließlich jahrhundertelang markgräfliches Herrschaftsgebiet.

Freistaat Baden (1921-1933/1945)
Der Freistaat Baden (die Republik Baden) wurde 1919 als Nachfolgestaat des Großherzogtums Baden gegründet, das 1918 im Zuge der Novemberrevolution unterging. Der letzte Großherzog floh aus seiner Residenz Karlsruhe nach Badenweiler und dankte am 22.11.1918 ab. Es folgte mit dem Kabinett Geiß I die Badische vorläufige Volksregierung vom 10.11.1918 bis zum 1.4.1919. Am 14.11.1918 wurde die freie Volksrepublik erklärt. Am 21.3.1919 gab es ein Gesetz zur Badischen Verfassung. Es benennt den Freistaat als Badische Republik. "Freistaat Baden" ist also keine in der Verfassung verwendete oder offizielle Bezeichnung. Territorial war das neue Staatsgebilde identisch mit dem Grroßherzogtum als ehemaliger Bundestaat.

Abb.: Wappen des Freistaates Baden, gezeichnet von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1928.

Das Wappen, in Gold ein roter Schrägbalken, als Schildhalter zwei Greifen, wurde am 4.1.1921 durch Kabinettsbeschluß festgelegt, nachdem am 19.10.1920 wurde der in Straßburg geborene Karlsruher Graphiker Heinrich Ehehalt (1879-5.7.1938) mit dem Entwurf eines Wappens und eines Dienstsiegels beauftragt worden war, mit der Vorgabe, die historische Kontinuität dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß es kein völlig neues Symbol geben solle, sondern das bestehende Wappen nur geringfügig zu modifizieren sei. Diese Gestaltung gab dem Wappen eine insgesamt querovale Form mit zwei symmetrisch widersehenden Greifen. Das Wappen wurde am 28.2.1921 im Badischen Gesetzes- und Verordnungsblatt publiziert. Otto Hupp nahm sich im Münchener Kalender 1928 die künstlerische Freiheit, die Greifen dynamischer und asymmetrisch zu zeichnen. Aus heraldischer Sicht sind im Gegensatz zum kleinen großherzoglichen Wappen also nur die Kronen auf dem Schild und auf den Greifenköpfen entfernt worden, ebenso wenig hatten Orden und Wappenzelt anderer Darstellungsvarianten Fortbestand.

Formal bestand die Republik bis 1945 und ging danach im Bundesland Baden-Württemberg auf. Tatsächlich verlor die Badische Republik am 31.3.1933 mit dem Vorläufigen Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich seine Souveränität, nachdem schon kurz zuvor ein Reichskommissar die Kontrolle über Baden und alle Befugnisse der obersten badischen Landesbehörden übernommen hatte. Am 7.4.1933 wurde die Position eines Staatspräsidenten durch die eines Reichsstatthaltes ersetzt, was eine weitere Entmachtung der gewählten Regierung bedeutete.

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere: Die Wappen der Souveräne der deutschen Bundesstaaten, Souveräne 1.1.1.
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
http://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_von_Baden
Wertvolle Hinweise gab Herr Peter Stammnitz, Idar-Oberstein, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise zu Üsenberg an Herrn Wolfgang Willig.
Bad Brückenau:
http://www.hdbg.de/gemeinden2/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9672113
Geschichte und Beschreibung des Badischen Wappens, von Franz Zell
http://books.google.de/books?id=eP5BAAAAcAAJ
Wappen Badens: http://www.lv-baden.de/a/files/das-badische-wappen.pdf
Üsenberg: Historisches Lexikon der Schweiz:
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D19789.php
Üsenberg:
http://www.badische-seiten.de/kenzingen/uesenberger.php - http://www.badische-seiten.de/wissen/herren-von-uesenberg.php
Stammbaum der Herren von Üsenberg:
http://www.uesenberger-webdesign.de/burgen/include/uesenberger.php
Üsenberg: Kenzingen - der kurze Weg durch die lange Geschichte, herausgegeben vom Heimat- und Verkehrsverein Kenzingen e. V., 1989.
Üsenberg:
http://portal.uni-freiburg.de/mittelalter/Members/zotz/ss05/hs/document.2005-06-22.1325394084
Badische Geschichte:
http://books.google.de/books?id=yXsAAAAAcAAJ
Louise Karoline Freiin Geyer von Geyersberg, spätere Gräfin von Hochberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Luise_Karoline_von_Hochberg
Louise Karoline Freiin Geyer von Geyersberg, spätere Gräfin von Hochberg:
http://www.bad-bad.de/gesch/luise.htm
Annette Borchardt-Wenzel: Die Frauen am badischen Hof, 450 Seiten, München 2003, S. 136-167, ISBN-10: 3925825800, ISBN-13: 978-3925825804
Martin Furtwängler: Luise Caroline Reichsgräfin von Hochberg (1768-1820). Handlungsspielräume einer morganatischen Fürstengattin am Karlsruher Hof, in: ZGO 146 (1998), S. 271-292
Martin Furtwängler: Luise Caroline Reichsgräfin von Hochberg: Hofdame, morganatische Ehefrau und Fürstenmutter 1768-1820, in: Lebensbilder aus Baden-Württemberg 22 (2007), S. 108-135.
Geyer von Geyersberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geyer_von_Geyersperg
Carl Friedrich von Baden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Friedrich_(Baden)
Carl Friedrich von Baden:
http://www.bad-bad.de/gesch/karlfried.htm
Klaus Gerteis: Karl Friedrich von Baden, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 221-223 -
https://www.deutsche-biographie.de/gnd118560166.html#ndbcontent - http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016328/images/index.html?seite=235
Grafen von Hochberg siehe Beschreibung in Band 2 von: Maximilian Gritzner (Hrsg.) und Ad. M. Hildebrandt: Wappenalbum der gräflichen Familien Deutschlands und Österreich-Ungarns, Weigel, Leipzig 1885-1890, 4 Bände: in sehr schlechter Qualität (dunkelgrau auf hellgrau, Auflösung kleiner als Schraffur-Abstände u.a. Mängel) von der Bayerischen Staatsbibliothek:
http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00072289/images/ - http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00072325/images/ - http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00072291/images/ - http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00072290/images/ sowie in guten, professionellen Scans als Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Band 1, 1885: Wappentafeln 1 - 209 nebst Text A - D - urn:nbn:de:hbz:061:1-428191 - http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-428191 - http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/download/pdf/7644952?name=Wappentafel%201%20-%20209%20nebst%20Text%20A%20-%20D; Band 2, 1887: Wappentafeln 210 - 384 nebst Text E - K - urn:nbn:de:hbz:061:1-428200 - http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-428200 - http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/download/pdf/7645488?name=Wappentafel%20210%20-%20384%20nebst%20Text%20E%20-%20K; Band 3, 1889: Wappentafeln 385 - 585 nebst Text L - R - urn:nbn:de:hbz:061:1-428216 - http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-428216 - http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/download/pdf/7645956?name=Wappentafel%20385%20-%20585%20nebst%20Text%20L%20-%20R; Band 4, 1890: Wappentafeln 586 - 700 nebst Text S - Z - urn:nbn:de:hbz:061:1-428228 - http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-428228 - http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/download/pdf/7646476?name=Wappentafel%20586%20-%20700%20nebst%20Text%20S%20-%20Z
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Baden-Hachberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Markgrafschaft_Baden-Hachberg
Burg Hochberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hochburg_(Emmendingen)
Burg Hochberg:
http://www.hochburg-emmendingen.de/start/
Burg Hochberg:
http://www.hochburg.de/
Burg Hochberg:
http://www.badischewanderungen.de/Hochburg-Hachberg.htm - http://schloesser-bawue.de.tl/Hochburg-Hachberg.htm
Landgrafschaft Breisgau:
https://de.wikipedia.org/wiki/Landgrafschaft_Breisgau
Republik Baden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Republik_Baden
Wappen der Republik Baden:
https://www.leo-bw.de/detail/-/Detail/details/DOKUMENT/blm_museumsobjekte/B50C208D4381871C5B934F9BA999D469/Wappen+der+Republik+Baden
Otto Hupp, Münchener Kalender 1928, Verlagsanstalt München und Regensburg 1928
Otto Hupp, Münchener Kalender 1901, Verlagsanstalt München und Regensburg 1901
Otto Hupp, Münchener Kalender, Jahrgang 1895, Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1895.

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Veröffentlichung der Innenaufnahme aus dem Mortuarium Eichstätt mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Domkapitular Manfred Winter, Summus Custos, als Vertreter des Bischöflichen Ordinariats Eichstätt, vom 07.05.2007, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.

Veröffentlichung der Innenaufnahme aus der Gernsbacher Liebfrauenkirche mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Pfarrer Dr. Marian Rybak, vom 23.11.2007, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei - www.kath-gernsbach.de

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