Bernhard
Peter
historische
Wappengraphik großer Künstler:
Roderich von Haken (1867-1929)
Familienwappen
Henning
Dieser Aufriß stammt von der
Hand von Roderich von Haken (8.9.1867-1929) und stellt das Wappen
der bürgerlichen Familie Henning dar, in Gold
auf erniedrigtem grünen Balken stehend ein natürlicher,
silberner Ibis mit schwarzem Hals, Kopf, Schnabel, Schweif und
ebensolchen Ständern, mit rubinroten Augen, im schwarzen
Schnabel eine grüne Eidechse haltend, im Schildfuß eine
schwarze Lilie. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken der
ganze Ibis mit Eidechse im Schnabel wie beschrieben. Der Ibis ist
ein sehr seltenes Wappentier; die typische Form des langgezogenen
Schnabels ist durch alte Siegel überliefert, und die
Familientradition identifiziert den Vogel ebenfalls als Ibis.
Ebenso erscheint die Echse im Schnabel bereits auf alten Siegeln,
wodurch sich der Vogel z. B. vom Strauß mit dem typischen
Hufeisen unterscheidbar macht. Der Aufriß wurde publiziert im
Archiv für Stamm- & Wappenkunde, 12. Jahrgang 1911-1912, als
Kunstbeilage.
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Familienwappen von Derfflinger
Im Archiv für Stamm- &
Wappenkunde, 12. Jahrgang 1911-1912 befindet sich als
Kunstbeilage von der Hand von Roderich von Haken (8.9.1867-1929)
ein Aufriß des Wappens für Reichsfreiherr von
Derfflingen. Es ist geviert mit Herzschild: Feld 1 und
4: in Schwarz zwei schräggekreuzte silberne Feldmarschallstäbe
mit goldenen Beschlägen, Feld 2 und 3: in Blau eine von zwei
einwärtssehenden goldenen Löwenköpfen begleitete eingebogene
silberne Spitze mit einem schwarzen Klauenflügel (geflügelte
Adlerklaue), Herzschild: in Silber ein roter Adler mit goldenen
Kleestengeln. Zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten
Helm mit schwarz-silbernen Decken ein roter, golden bewehrter
Adler mit goldenen Kleestengeln, Helm 2 (links): auf dem
gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein mit dem Ellenbogen
aufgesetzter geharnischter Arm, einen silbernen Feldmarschallstab
mit goldenen Beschlägen in der Faust haltend. Das Wappen wird
beschrieben im Siebmacher Band: PrGfE Seite: 26 Tafel: 17 und im
Münchener Kalender 1934. Der Herzschild stellt den
brandenburgischen Adler dar.
Feld 1 und 4 beziehen sich eindeutig auf die militärische Funktion des in den Reichsfreiherrenstand Erhobenen, Georg Derfflinger, als Feldmarschall. Der Herzschild ist ein Gnadenzeichen des Großen Kurfürsten, für den er kämpfte. Feld 2 und 3 aber sind unsauberer Herkunft: Das ist das Wappen der schlesischen Familie Dorffinger oder Dorfinger, einer abgestorbenen Adelsfamilie. Die Brüder Peter Salomon, Johann Michael und Andreas Dorfinger hatten am 3.6.1561 einen Adelsbrief mit entsprechendem Wappen erhalten. Genealogisch hat die geadelte Familie Derfflinger nichts mit der schlesischen Familie zu tun. Aus Gründen der Namensähnlichkeit bekam sie es aber in das Wappen gepackt. Die Feldmarschallstäbe sind bei Otto Hupp blau abgebildet, müßten aber lt. Siebmacher silbern sein. Lt. Siebmacher ist die eingebogene Spitze silbern, bei Otto Hupp golden. Bei Otto Hupp wächst der Arm auf Helm 2, hier ist er mit dem Ellenbogen aufgestützt. Auch bei der Helmdecken-Tingierung ergeben sich Unterschiede.
Die Familie nannte sich früher Dörffling und war bäuerlich. Georg Derfflinger (10.3.1606-14.2.1695), geboren im oberösterreichischen Dorf Neuhofen als Sohn eines Weinschenks, verließ mit den protestantischen Eltern aus Glaubensgründen Österreich und stand seit 1622 in weimarischen Diensten, dann in schwedischen Diensten. Er machte eine Karriere beim Militär, arbeitete sich vom Troßbuben hoch, wurde 1643 Generalmajor, diente 1654 für den Großen Kurfürsten. Er war Kurfürstlich-Brandenburgischer Feldmarschall und Statthalter von Hinterpommern. Er wurde am 10.3.1674 von Kaiser Leopold I. in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Am 26.6.1674 erfolgte die Anerkennung für Brandenburg. Sein bedeutendster Sieg war der bei Fehrbellin 1675 über die Schweden und die anschließende Verfolgungsjagd. 1682 setzte man ihn als Gouverneur der Festung Küstrin ein. Die bedeutendste Leistung im Inneren ist der Aufbau des brandenburgischen Heeres, vor allem der Kavallerie und der Artillerie. Georg von Derfflinger heiratete in erster Ehe am 26.1.1646 Margarete Tugendreich von Schapelow (1623-1661) und hatte mit ihr fünf Töchter. Dann heiratete er 1662 Barbara Rosina von Beeren (1626-1665) und hatte mit ihr zwei Söhne: Der jüngere war Carl von Derfflinger; er fiel am 25.6.1686 in den Türkenkriegen vor Budapest ohne Nachkommen. Der ältere Sohn war Friedrich von Derfflinger (1.4.1663-29.1.1724), preußischer Generalleutnant, der aber ohne Nachkommen verstarb, weshalb die Adelsfamilie mit ihm nach nur zwei Generationen erloschen ist. er war mit Ursula Johanna von Osterhausen verheiratet. Das wappengeschmückte Grabdenkmal für Georg von Derfflinger steht in der Kirche zu Gusow bei Frankfurt/Oder.
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Familienwappen Dräger
Der Ingenieur Dräger
hat Schildbild und Kleinod selber ausgewählt, aber Roderich von
Haken (8.9.1867-1929) hat das Wappen in die hier gezeigte
künstlerisch-heraldische Form gebracht, wobei er sich am
üppig-ornamentalen Form der "besten Renaissance nach
Albrecht Dürer'scher Art" orientierte. Blason: In Gold auf
grünem Dreiberg ein zehnmal rot-silbern geteiltes,
schwarzbewehrtes springendes Einhorn über einem mit einer
oberhalben roten Lilie besetzten unterhalben roten Rad, auf dem
Helm mit rot-goldenen Decken drei goldene Lilien nebeneinander,
aus denen drei Straußenfedern hervorgehen, von denen die
mittlere silbern-schwarz-silbern, die äußeren silbern-schwarz
geteilt sind. Eine zu ignorierende Spielerei des Künstlers und
keinesfalls einer ernsthaften Blasonierung zuzurechnen ist das
goldene Kettchen mit Brezel um den Helmhals. Das Bild wurde im
Archiv für Stamm- & Wappenkunde, 21. Jahrgang 1920-1921,
publiziert.
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Familienwappen Wiese
Roderich von Haken
(8.9.1867-1929), der auch ein Exlibris für die Familie Wiese
zeichnete, publizierte diesen undatierten Aufriß im Archiv für
Stamm- & Wappenkunde, 21. Jahrgang 1920-1921. Das Wappen ist
bedingt redend, weil als Wappentier eine Wiesenweihe gewählt
wurde, auch wenn man ihn in der hier gewählten Stilisierung
nicht auf Anhieb erkennt und ohne dieses Hintergrundwissen als
Adler anspricht. Es soll aber eine Wiesenweihe (Circus pygargus)
sein. Im erwähnten Exlibris ist das etwas (!) besser zu
erkennen, weil eine natürliche Darstellung gewählt wurde. Der
Wappenstifter war Major Wiese, Fabrikbesitzer in Bromberg. Basis
der Stiftung war ein Siegel aus der heraldischen Verfallszeit;
davon waren im Grunde nur die drei Rosen auf dem Helm verwendbar,
alles andere war Mist. Gewünscht war ein Wiesenvogel, daraus
wurde die Wiesenweihe, ein Teil des von Berg'schen Wappens wegen
familiärer Verwandtschaft, daraus wurde der Kugelkranz aus dem
Wappen der von Bergen, und eine Anspielung auf das Kriegswesen,
weil der Wappenstifter selber Berufsoffizier war, daraus wurde
das Schwert. Insgesamt ergibt sich folgende Blasonierung: In
Schwarz auf einem goldenen, von einem roten Schwert
schrägaufwärts durchstoßenen Kugelkranz fußend eine silberne
Wiesenweihe, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein
schwarzer Stiergrind mit Stierhörnern und Ohren, dazwischen drei
rote Rosen. Der Stiergrind ist eine Anspielung auf die
Stammheimat Mecklenburg und deren Stierkopf im Wappen. Im
Gegensatz zum Exlibris (siehe Sammlung 81) wurde hier eine
Darstellung mit Stiergrind gewählt, also nicht nur Schädelhaut
und Ohren, sondern es ist der gesamte Schädel mit Oberkiefer,
Nase und Augen über den Helm gezogen. Die Helmdecke entwickelt
sich aus der Nackenhaut.
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Familienwappen Rahlff
Roderich von Haken
(8.9.1867-1929) ist der Urheber dieser Wappenzeichnung für die
Familie Rahlff, publiziert im Archiv für Stamm-
& Wappenkunde, 20. Jahrgang 1919-1920. Das Wappen zeigt in
Gold eine schwarze Hausmarke, bestehend aus einem Lothringerkreuz
auf einem Ring, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein
wachsender goldener Wolfsrumpf. In den beiden oberen Ecken des
Blattes sind die Wappen von Holstein (in Rot ein
silbernes Nesselblatt) und das Traditionswappen von Fehmarn
(ein sich aus Wellen erhebender Petrus, heute anders, nämlich
das Wappen der Stadt Burg auf Fehmarn: in Silber über
abwechselnd silbernen und blauen Wellen eine freistehende rote
Burg aus Ziegelsteinen mit Zinnenmauer, geschlossenem goldenen
Tor und zwei blau bedachten, mit je zwei rundbogigen Fenstern
versehenen Zinnentürmen, zwischen denen der rote holsteinische
Schild mit dem silbernen Nesselblatt schwebt) eingestellt. Unten
rechts trägt ein weiterer Schild landwirtschaftliches Gerät
(Pflugschar in der Mitte, Sense und Dreschflegel schräggekreuzt)
ohne spezifische Zuordnung, nur als Berufshinweis. Devise: Sic
deus nobiscum quis contra nos - wenn Gott mit uns ist, wer ist
dann schon gegen uns.
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Familienwappen Stiebler
Roderich von Haken
(8.9.1867-1929) hat diese Zeichnung für die schlesische Familie Stiebler,
publiziert im Archiv für Stamm- & Wappenkunde, 14. Jahrgang
1913-1914 als Kunstbeilage. Das Wappen zeigt in Grün drei (2:1)
silberne Pflugscharen, auf dem grün-silbern bewulsteten Helm mit
grün-silbernen Decken zwischen einem silbernen Hirschgeweih
wachsend ein grüngekleideter Jäger mit grünem, mit einer Feder
geschmücktem Barett, einen Bärenspieß schulternd, an der Seite
ein silbernes, golden beschlagenes Hifthorn. Dieser im Archiv
für Stamm- & Wappenkunde, 14. Jahrgang 1913-1914, als
Kunstbeilage publizierte Aufriß ist das Ergebnis der Rettung
eines traditionell von der Familie geführten Motivs: Ein
ererbtes Siegel mit drei Schildchen im Schild und einem
wachsenden Jungfrauenrumpf zwischen einem Hirschgeweih, alles in
dn Farben Rot und Silber wurde irrtümlich für das
Familienwappen gehalten, war aber nichts anderes als das
allgemeine Künstlerwappen. Weil sich die Familie an das
irrtümlich geführte Motiv gewöhnt hatte, rettete Rodo von
Haken davon soviel, wie nur ging: Anordnung, Dreizahl, ungefähre
Form, wachsende Figur und Hirschgeweih. Nur die Schildchen wurden
zu Pflugscharen, die Jungfrau zum Jäger, und die Farben wurden
auf Grün und Silber geändert. So war der Heraldik genüge
getan, und die Familie hatte ein richtiges eigenes Wappen.
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Das Wappen ist zu finden im Siebmacher Band: Bg9 Seite: 49 Tafel: 58. Das gleiche Wappen wurde für Georg Stiebler aus Waldenburg in Schlesien in Siebmacher Band: Bg9 Seite: 30 Tafel: 37 mit rotem Feld und goldenen Pflugscharen eingetragen, offensichtlich eine Vorstufe, ehe man auf die Farben Grün und Silber wechselte. Das rot-goldene Wappen teilte Herr Georg Stiebler mit, das gründ-silberne meldete Roderich von Haken. Und es gibt noch ein weiteres Wappen Stiebler, ein sehr, sehr ähnliches, das der Familie Stiebler aus Bieskau, Krs. Leobschütz/OS., publiziert mit einem Schweder-Aufriß in der Deutschen Wappenrolle DWR Band: XLIII Seite: 29, registriert unter Nummer: 8282/84: In grün-golden dreimal gespaltenem Schild drei (2:1) auf den Spaltlinien liegende farbgewechselte Pflugscharen, auf dem Helm mit grün-goldenen Decken ein wachsender, grüngekleideter Jäger mit grüner Kappe, mit seiner Linken einen goldengeschäfteten Sauspieß schulternd, zwischen zwei goldenen Hirschgeweihstangen.
Literatur, Links und Quellen:
Henning: Roland, Archiv für
Stamm- & Wappenkunde, hrsg. von Lorenz M. Rheude, 12.
Jahrgang 1911-1912, Verlag Gebr. Vogt, Roda, Beilage
Heiliger Ibis auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Heiliger_Ibis
Derfflinger: Otto Hupp, Münchener Kalender 1934
https://de.wikipedia.org/wiki/Derfflinger_(Adelsgeschlecht)
Georg von Derfflinger: https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_von_Derfflinger
Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches
Adels-Lexicon, Leipzig 1860, Band 2, S. 526-527 - https://books.google.de/books?hl=de&id=ucgEAAAAIAAJ&q=Derfflinger&redir_esc=y#v=snippet&q=Derfflinger&f=false
Leopold Freiherr von Ledebur: Adelslexikon der preußischen
Monarchie, Band 1, Berlin 1854, S. 176 - https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/goToPage/bsb10428286.html?pageNo=190 und Band 3, 1858, S. 240 - https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10428750_00244.html
Dräger: Roland, Archiv für Stamm- & Wappenkunde, hrsg. von
Lorenz M. Rheude, 21. Jahrgang 1920-1921, Verlag Gebr. Vogt,
Roda, Beilage und S. 5
Wiese: Roland, Archiv für Stamm- & Wappenkunde, hrsg. von
Lorenz M. Rheude, 21. Jahrgang 1920-1921, Verlag Gebr. Vogt,
Roda, Beilage und S. 15, Roland, Archiv für Stamm- &
Wappenkunde, hrsg. von Lorenz M. Rheude, 20. Jahrgang 1919-1920,
Verlag Gebr. Vogt, Roda, S. 69-70
Rahlff: Roland, Archiv für Stamm- & Wappenkunde, hrsg. von
Lorenz M. Rheude, 20. Jahrgang 1919-1920, Verlag Gebr. Vogt,
Roda, S. 70 und Beilage
Stiebler: Roland, Archiv für Stamm- & Wappenkunde, hrsg. von
Lorenz M. Rheude, 14. Jahrgang 1913-1914, Verlag Gebr. Vogt,
Papiermühle S.A; Kunstbeilage und S. 171-172.
Stiebler: Deutsche Wappenrolle DWR Band: XLIII Seite: 29
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