Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3017
Würzburg (Unterfranken)

Dom zu Würzburg, Adam Friedrich von Seinsheim, Epitaph

Sehr klassizistisch ist das ca. 4 m hohe Epitaph für den Würzburger und Bamberger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (16.2.1708-18.2.1779). Von 1755-1757 war er Bischof nur von Würzburg. Die Personalunion der Hochstifte Würzburg und Bamberg galt 1757-1795. Das Epitaph besitzt einen hohen Unterbau aus schwarzem Marmor. Darauf wird ein von Figuren des Glaubens mit dem Buch und der Liebe mit den Kindern flankierter Sarg dargestellt, eine weitere Figurengruppe mit dem Fürstbischof selbst und einer ihm den Weg in den Himmel weisenden Allegorie der Hoffnung steht auf dem Deckel. Neben dem schwarzen und dem weißen Marmor wurde Alabaster als Material verwendet. Dahinter erhebt sich ein pyramidenförmiger Aufsatz mit der zugehörigen Heraldik. Dieses Epitaph entstand 1799 und ist eine Arbeit von Hofmaler Christoph Fesel (1737-1805), der den Entwurf anfertigte, und Hofbildhauer Johann Peter Wagner (1730-1809), der die Skulptur ausführte. Ab 1757 gibt es von diesem Fürstbischof nur kombinierte Wappen Würzburg/Bamberg, und ein solches sehen wir oben in der Mitte, monochrom mit Schraffuren.

Das Wappen ist geviert mit wiederum geviertem Herzschild, Hauptschild: Feld 1 und 4: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, Hochstift Bamberg, Feld 2: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 3: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, schräggestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg, Herzschild: Feld a und d: 5x silbern-blau gespalten, Stammwappen der von Seinsheim, Feld 2 und 3: in Gold eine golden gekrönte, schwarze, aufspringende Wildsau, Wappen der erloschenen von Sünching. Über dem Helm sind zwei Rangkronen übereinander angebracht, die untere ist der Fürstenhut bzw. Herzogshut für das Hochstift Würzburg, darüber wird erheblich breiter die Kaiserkrone für das kaiserliche Stift Bamberg dargestellt. Ganz oben lodert eine Feuerschale, die reihum mit Festons behängt ist. Weitere Festons hängen vom Rand der Wappenkartusche herab.

 

An den beiden Seiten des obeliskenartig in die Höhe geführten Grabdenkmals sind insgesamt acht ovale Wappenkartuschen für die Ahnenprobe angebracht, jeweils vier übereinander und alle von Laubgirlanden umgeben. Die Eltern des Fürstbischofs waren Maximilian Franz de Paula Maria Marquard Philipp Graf von Seinsheim (11.11.1681-14.5.1737), kurbayerischer Geheimer Rat und Hofratspräsident, Obrist-Hofmeister des Kurprinzen, 17.9.1705 Reichsgraf, und Anna Philippina Maria Gräfin von Schönborn (7.3.1685-14.9.1721). Seine Großeltern waren väterlicherseits Ferdinand Maria Franz Freiherr von Seinsheim (1651-28.5.1684) und Catharina Margaretha Schenk Gräfin von Stauffenberg (1651-5.2.1701), mütterlicherseits Melchior Friedrich Graf von Schönborn (16.3.1644-19.5.1717) und Maria Anna Sophia Johanna Freiin von Boineburg und Lengsfeld (16.10.1652-11.4.1726). Die Urgroßeltern väterlicherseits waren Friedrich Ludwig Freiherr von Seinsheim (1627-1675) und Anna Clara von Tannberg (1631-1683) sowie Johann Sigmund Schenk von Stauffenberg (1607-1679) und Margaretha Ursula Schenk von Geyern (1618-). Die Urgroßeltern mütterlicherseits waren Philipp Erwein Reichsfreiherr von Schönborn (1607-1668) und Maria Ursula von Greiffenclau-Vollraths (1612-1682) sowie Johann (Hans) Christian Freiherr von Boineburg zu Lengsfeld (1622-1672) und Anna Christina Schütz von Holzhausen.

Entsprechend üblicher Logik müßten wir auf der heraldisch rechten, also der optisch linken Seite von oben nach unten die Wappen der von Seinsheim, der Schenk von Stauffenberg, der von Tannberg und der Schenk von Geyern sehen. Der oberste Schild ist leer, der zweitoberste auch, der dritte Schild jedoch hat Inhalte: Das Wappen der von Tannberg ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Silber ein roter Pfahl, Feld 2 und 3: in Rot zwei schräggekreuzte, gestümmelte goldene Äste, Herzschild: in Rot ein silberner Dreiberg, dessen mittlerer Hügel zu einer bis zum oberen Rand aufsteigenden keilförmigen Spitze ausgezogen ist (Stammwappen Tannberg, hier nicht korrekt, sondern als eingebogene Spitze dargestellt). Der vierte Schild stimmt ebenfalls, die Schenk von Geyern führten einen schwarz-silbern geteilten Schild. Was fehlt, wäre im obersten Schild ein mit dem Herzschild des fürstbischöflichen Wappens identischer Inhalt und im zweitobersten Schild der von zwei blauen Löwen begleitete rote Balken im silbernen Feld.

 

Auf der heraldisch linken, optisch rechten Seite folgen von oben nach unten aufeinander die Wappen der von Schönborn (einmal gespalten und zweimal geteilt mit Herzschild, Feld 1: in Rot drei (2:1) silberne Schildchen, reichsständische Herrschaft Reichelsberg, Feld 2: in Blau ein silberner Balken, begleitet von 3 (2:1) silbernen Rauten, Herrschaft Heppenheim, Feld 3: der österreichische Bindenschild unter dem Erzherzogshut mit Fürstenmantel, Gnadenzeichen, Feld 4: in Schwarz 3 (2:1) goldene aufrechte Getreidegarben, aus dem Wappen der von Buchheim, Feld 5: in Gold ein schwarzer Wolf, Grafen von Wolfsthal, Feld 6: in Silber ein blauer Löwe, belegt mit zwei roten Balken. Wappen der Truchseß von Pommersfelden, Herzschild: in Rot auf drei silbernen Spitzen ein schreitender goldener Löwe mit blauer Krone, Stammwappen der von Schönborn), der von Boineburg (schwarz-silbern geviert), der von Greiffenclau-Vollraths (geviert: Feld 1 und 4: silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad, Stammwappen der von Greiffenclau-Vollraths, Feld 2 und 3: in Schwarz ein silberner Schräglinksbalken, Herrschaft Ippelbrunn (Eppelborn)) und der Schütz von Holzhausen (in Gold drei (2:1) schwarze Eisenhüte mit Band).

Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim starb nur zwei Tage nach seinem 71. Geburtstag. Ursächlich war eine verschleppte Lungenentzündung, Folge eines Operettenbesuchs. Im Kiliansdom wurde nur sein Leichnam begraben; die Eingeweide kamen auf die Marienkirche auf der Festung Marienberg, und das Herz kam nach Bamberg. Auch in Bamberg wurde ein Epitaph errichtet. Das Würzburger Epitaph wurde am 16.3.1945 stark beschädigt, deshalb wurden auch beim Zusammenflicken die fehlenden Wappen nicht ergänzt. Vor der Zerstörung stand dieses Epitaph an einem Pfeiler, genauer an der Ostseite des sechsten Langhauspfeilers der Evangelienseite; beim Wiederaufbau kam es an die südliche Seitenschiffswand. Es trägt unübersehbar die Spuren einstiger Zerstörung. Eine große Inschriftenplatte mit golden nachgezogenen Lettern ist im oberen Sockelbereich angebracht; auch diese hat zahlreiche Flickstellen. Zusammen mit dem Bamberger Epitaph ist es die zeitlich letzte Monumentalplastik im Dom.

Literatur, Links und Quellen:
Bistum Würzburg: https://www.bistum-wuerzburg.de/
St. Kilians-Dom:
https://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Adam Friedrich von Seinsheim in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Friedrich_von_Seinsheim
Adam Friedrich von Seinsheim auf den Seiten der Uni Bamberg:
https://www.uni-bamberg.de/universitaet/profil/geschichte-und-tradition/persoenlichkeiten/bedeutende-persoenlichkeiten/adam-friedrich-von-seinsheim/
Adam Friedrich von Seinsheim im Würzburg-Wiki:
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Adam_Friedrich_von_Seinsheim

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