Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3012
Mainbernheim (Landkreis Kitzingen)

Das Rathaus von Mainbernheim

Das Mainbernheimer Rathaus steht im nördlichen Teil der historischen Altstadt zwischen der Herrnstraße und dem Rathausplatz, südwestlich der Kirche. Das im Jahre 1548 im Stil der Renaissance erbaute Rathaus steht an einem Höhenversatz mit breiter Treppenanlage, so daß es zum Rathausplatz hin zweigeschossig, zur Herrnstraße hin aber dreigeschossig ist. Das traufseitige Obergeschoß ist, wie man am Vorspringen der Fassade sieht, in verputztem Fachwerk ausgeführt. Im Südwesten und im Nordosten bestimmen steinerne Treppengiebel die beiden Giebelfassaden. Die südwestliche Giebelseite besitzt im hier zweiten Obergeschoß drei aufwendig gestaltete Vorhangbogenfenster mit Gewänden aus Sandstein; hinter den beiden rechten liegt der Ratssaal. Die beiden äußeren Fenster tragen auf dem verbreiterten inneren Gewände jeweils eine Inschrift, links: "WER GOT(T)ES WORT NI(CH)T BEKEN(N)T HIE(R) IN DI(E)SER WELT DEM WIRT (E)S NI(CH)T VERSI(E)GEN WEDER HIE(R) NOCH DORT AN(N)O M D XLVIII", darunter die Initialen "L L" mit Meisterzeichen, rechts: "WIL(S)T DV NI(CH)T WIS(S)EN WER DV BIST SO SAG AVCH EI(NE)M ANDER(E)N NI(CH)T WER ER IST 1548". Das Rathaus erhielt 1709 einen neuen Dachstuhl und wurde 1998 renoviert; dabei erhielt die Längsseite für das mittig zwischen je zwei Doppelrechteckfenstern angeordnete Portal eine historischem Vorbild nachgebildete Tür.

Am mittleren der drei Vorhangbogenfenster sind zwei Wappenschilde angebracht. Der heraldisch rechte zeigt das Stammwappen der Hohenzollern, silbern-schwarz geviert. Wie es dazu kam, ist eine lange Geschichte: Mainbernheim lag an einer im Mittelalter wichtigen Handelsverbindung, der Straße zwischen Frankfurt und Nürnberg, der sogenannten Hohen Straße. Der Ort wurde deshalb unter den besonderen Schutz des Kaisers gestellt und wurde unter Kaiser Friedrich Barbarossa im Jahre 1172 Reichsdorf, unterstand also direkt der kaiserlichen Gewalt. Mainbernheim wurde mehrfach zur Beschaffung von Liquidität als Pfand vergeben, u. a. an die Fürstbischöfe von Würzburg. Ein weiterer Pfandnehmer war Graf Heinrich II. zu Castell, der Mainbernheim 1282 an den Ritter Berthold Kilholz weiterverpfändete. Kaiser Karl IV. löste das Pfand aus und förderte das Dorf ganz besonders, gab ihm die Erlaubnis zur Befestigung, die damals aber noch ganz einfach aus einem Graben und einer Palisade bestand. Das Wohlwollen gegenüber Mainbernheim lag daran, daß er nicht nur deutscher Kaiser, sondern auch böhmischer König war, und die Straße zwischen der Krönungsstadt Frankfurt und Prag auch durch Mainbernheim führte. Des zuvor Genannten Sohn, König Wenzel (1378-1419) erhob das Reichsdorf im Jahre 1382 zur Stadt. Weitere verliehene Privilegien waren das Markt- und das Zollrecht, beides machte die Stadt wohlhabend. Im späten 14. Jh. begann man auch mit dem Bau der Stadtbefestigung, die heute noch fast vollständig erhalten ist mit 18 Türmen und zwei Toren. König Friedrich III. verlieh der Stadt 1442 den Blutbann und bestätigte 1443 der Stadt noch einmal ihre Privilegien. Die Grafen von Castell hatten immer noch Einfluß im Ort, weil sie das Kirchenpatronat innehatten, bis Graf Wilhelm zu Castell im April 1457 dieses dem Bürgermeister und dem Rat der Stadt überließ. Danach folgten wieder mehrere Verpfändungen.

Im Jahre 1525 kam Mainbernheim an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und wurde zum Sitz eines Amtes. Unter der Landeshoheit der Markgrafen von Ansbach blieb Mainbernheim bis 1792 und fiel dann zusammen mit dem Fürstentum Ansbach an Preußen. Da die Markgrafen reformiert waren, wurde auch die Stadt 1528 protestantisch und zog viele Glaubensflüchtlinge aus den umliegenden katholischen Gegenden an. Unter den Ende des 16. und Anfang des 17. Jh. regierenden Würzburger Fürstbischöfen wurden Protestanten aus den Hochstiftsgebieten vertrieben, die u. a. hier in Mainbernheim ein neues Leben begannen und zum Prosperieren der Stadt beitrugen. Handwerk, Weinbau und Weinhandel blühten in der ansbachischen Zeit auf.

Der heraldisch linke Schild trägt das Stadtwappen von Mainbernheim, in Gold ein aufrechter, rot bewehrter schwarzer Bär. Das ist natürlich primär ein redendes Wappen, das den Stadtnamen wiedergibt. Die Wahl der Farben orientiert sich an der Geschichte der Stadt als Reichsdorf und Reichsstadt und die anfänglich enge Bindung an Kaisertum und Reich, wie zuvor beschrieben. Das Motiv des Bären ist durch Siegelführung seit 1470 belegt; das Wappen ist vermutlich noch älter und entstand im Zusammenhang mit der Stadterhebung. Im Laufe der Zeit hat dieses Wappen etliche Varianten durchlaufen, mal mit Boden unter dem Bären, dann wieder ohne, der Bär erst aufrecht, dann schreitend, dann wieder aufrecht, der Bär erst solo, dann mit Halsring und Kette, dann wieder ohne. Eher seltene und nicht repräsentative Varianten zeigen den Bären linksgekehrt oder in brauner Farbe. Erst seit 1818 ist die Verwendung der Tinkturen Schwarz und Gold belegt.

Man kann es schon auf der Außenaufnahme erkennen: Beide Flügel des mittleren Vorhangbogenfensters besitzen in der Scheibe bunte Bleiglasfenster mit Wappenmotiven, die man natürlich nur gut beim Betreten der Ratsstube betrachten kann; diese sind allerdings überkreuz angeordnet. Wo außen das Hohenzollern-Stammwappen angebracht ist, ist von innen erneut das Stadtwappen Mainbernheims zu sehen, farbig und inhaltlich wie beschrieben; als Schildhalter dient ein fahnenschwingender Mann in Renaissance-Tracht mit schwarz-golden gestreifter Fahne über der Schulter und einem vielfach geschlitzten Wams in den Stadtfarben. Auf dem Kopf trägt er ein schräggestelltes schwarzes Barett mit einer weißen Straußenfeder. Gerahmt wird alles von einer Scheinarchitektur mit Bogen. Im anderen Fensterteil, wo außen das Stadtwappen angebracht ist, sieht man ein nur teilweise farbig gefaßtes Vollwappen der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach mit einem zwölffeldrigen Schild und drei Helmen. Auch dieses wird von einer Bogenarchitektur eingerahmt. An der Stirnwand der Ratsstube ist zwischen den beiden Vorhangbogenfenstern ein modernes Stadtwappen aufgehängt.

Nach der Blütezeit, die bis ins 17. Jh. reichte, verlor Mainbernheim an Bedeutung. Ein Grund war, daß die Markgrafen den Amtssitz in der Stadt aufgaben und ihre Verwaltung umorganisierten. Der wichtigere Grund war, daß die alte Handelsstraße ihre Bedeutung verlor und andere Routen neue Bedeutung erlangten, die aber nicht über Mainbernheim führten. Durch Verarmung sank Mainbernheim in eine Art Dornröschenschlaf, was dazu führte, daß sich die Bausubstanz des Mittelalters und der Renaissance als Ensemble hervorragend bewahrt hat und daß sogar die beiden Stadttortürme (Unteres Tor 1404-1418, 1600 erhöht, Oberes Tor 1648, 1765 oberer Abschluß neu und achteckig gestaltet, beide Tore mit Zugbrücke und Fallgitter) noch erhalten sind. Mit der ab ca. 1960 einsetzenden Renovierung der Altstadt ist die Stadt wieder zu einem Kleinod der unterfränkischen Kulturlandschaft geworden.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.7110564,10.217497,20.58z - https://www.google.de/maps/@49.7110564,10.217497,81m/data=!3m1!1e3
Liste der Baudenkmäler in Mainbernheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Mainbernheim
Das Rathaus von mainbernheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rathaus_(Mainbernheim)
Stadtwappen Mainbernheim auf den Seiten des Hauses für Bayerische Geschichte:
https://www.hdbg.eu/gemeinden/index.php/detail?rschl=9675144
Fürstentum Ansbach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fürstentum_Ansbach
Kulturpfad Castell:
http://www.kulturpfad-grafen-castell.de/html/mainbernheim.html
Rathaus auf der Webseite der Stadt:
https://mainbernheim.de/page/?p=85

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