Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3005
Giebelstadt (Landkreis Würzburg, Unterfranken)

Die Pfarrkirche St. Oswald in Giebelstadt

Die evangelisch-Lutherische Kirche St. Oswald befindet sich in Giebelstadt westlich des Marktplatzes, ca. 55 m nordwestlich des Zobel-Schlosses. Es handelt sich um einen Saalbau mit dreiseitig geschlossenem Chor und fünfgeschossigem Turm mit glockenförmiger Haube im Westen. Die heutige Kirche, Nachfolger eines Vorgängerbaus aus dem 15. Jh., erhielt ihr Aussehen durch einen tiefgreifenden Umbau in der zweiten Hälfte des 17. Jh. Die Fassaden bekommen insbesondere durch die Rundbogengiebel über den rechteckigen Fenstern und über dem Eingangsportal ihr barockes Gepräge. An der Südseite gibt es drei Fensterachsen, zwischen den ersten beiden liegt der Eingang, zwischen den letzten beiden ist die Treppe zum Hocheingang angebaut. Außen ist keine Heraldik zu finden, aber im Inneren.

Der Taufstein
Das älteste Wappenpaar befindet sich am runden Taufstein, welcher eine Arbeit des Gaukönigshofener Bildhauers Hans Rappolt ist und im Jahre 1596 entstand. Neben der Datierung trägt das Becken außen ein kunstvolles Steinmetzzeichen. Der Schaft ist mit abwechselnd konkaven und konvexen Profilen gedreht.

Das Wappenpaar am Becken gehört zu Heinrich Reichsfreiherr Zobel von und zu Giebelstadt zu Friesenhausen (1534-4.11.1589), würzburgischer Rat und Amtmann, Begründer der älteren Linie zu Giebelstadt, und seiner 1568 angetrauten Frau Amalie Truchseß von Wetzhausen (1556-1606), Tochter von Christoph Truchseß von und zu Wetzhausen und Friesenhausen, würzburgischer Amtmann zu Haßfurt und Bischofsheim vor der Rhön, und dessen Frau Dorothea von Maßbach. Heraldisch rechts befindet sich der Schild der Zobel von und zu Giebelstadt, in Silber ein roter Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug, links derjenige der Truchseß von Wetzhausen, golden mit zwei in zwei Reihen silbern-rot geschachten Balken. Die abgebildete, alte Farbfassung ist nicht authentisch. Die Photos stammen aus dem Jahr 2014; mittlerweile hat der Taufstein nach einer Renovierung eine neue, heraldisch korrekte Farbfassung bekommen. Die gleiche Wappenkombination ist am Zobelschloß am Torhaus im Osten angebracht.

 

Der Hochaltar
Der Hochaltar ist eine Arbeit der Werkstatt Brenck aus Bad Windsheim. Seitlich der Predella sind zwei Wappenschilde angebracht für die beiden Söhne von Heinrich und Amalia. Der Schild optisch links ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein roter Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug und Zügeln (Zobel von Giebelstadt), Feld 2 und 3: in Gold ein aufspringender schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz und Schwimmhäuten an den Füßen (von Bibra). Er steht für Hans Georg Zobel von Giebelstadt (1584-1638), bambergischer und würzburgischer Geheimer Rat, Amtmann zu Herzogenaurach, vermählt 1609 mit Sabine Catharina von Bibra (-1640). Der optisch rechte Schild ist gleichfalls geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein roter Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug und Zügeln (Zobel von Giebelstadt), Feld 2 und 3: in Rot drei (2:1) silberne Streithämmer mit goldenem Stiel (von Stein zum Altenstein). Er steht für Hans Ernst Zobel von Giebelstadt (1585-1645), würzburgischer Amtmann zu Werneck und Ebrach, vermählt 1605 mit Anna von Stein zum Altenstein (-1625). Genau die gleiche Kombination für diese beiden Brüder ist in Herchsheim am Altar auf gleiche Weise angebracht, und zusätzlich mit Oberwappen über dem Eingang von St. Georg in Herchsheim. Auch der geometrische Aufbau beider Altäre in den beiden Kirchen ist ähnlich.

 

Das Wandepitaph für Amalia Truchseß von Wetzhausen
Ebenfalls aus der Werkstatt der Bad Windsheimer Künstlerfamilie Brenck stammt das Renaissance-Wandepitaph im Chorraum links des Hochaltars. Das Epitaph führt uns zurück zur oben bereits genannten Amalia Truchseß von Wetzhausen (1556-14.5.1606), Ehefrau des Heinrich Reichsfreiherr Zobel von Giebelstadt (1534-4.11.1589). Das Epitaph ist in vier Zonen aufgebaut, ganz unten gibt es eine rechteckige Inschriftenzone mit folgendem Wortlaut: "ANNO DOMINI M D L V I IST GEBOREN DIE WOHLEDLE UND VIEL EHR(N)TUGEND/REICHE FRAU AMALIA ZOBELIN GEBOR(E)NE TRUCHSES(S)IN VON WE(T)ZHAUSEN VON DEM WOHL EDEL / GESTREN(GEN) UND VESTEN CHRISTOPH TRUCHSZES(S) VON WETZHAUSZEN UND DER AUCH WOHL EDLEN UND VIEL EHRN TUGEND/SAMEN FRAUEN DOROTHEA TRUCHSZES(S)EN GEBOR(E)NEN VON MAS(S)BACH IST VERHEYRATHET ZU DEM WOHL EDLEN UND GESTRENG(EN) UND / VESTEN HEINRICH ZOBELN VON UND ZU GIEBEL(STADT) DAMALS FÜRSTL(ICH) WÜRZB(URGISCHER) RATH UND AMTMAN(N) ZU BÜTTHARD IM IAHR(E) CHR(ISTI) 1570 HAT MIT / WOHLGEDACHTEM IUNKHERRN IN DER EHE GELEBT 19 IAHR(E) UND IN WAHRENDER EHE 12 KINDER 6 SÖHNE UND 6 TÖCHTER MIT IHME ER/ZEUGET, UNTER WELCHEN 8 NOCH IM LEBEN 4 ABER TODES VERFAHREN, NACH ABSTERBEN IHRES LIEBEN IUNKHERRN SEEL ANNO 1589 / SEINES ALTERS 54 HAT SIE GELEBT IM WITTIBSTAND 17 IAHR UND WIE SIE VON IUGEND AUF REINER LEHR AUGSBURG(ER) CONFES/SION VON HERZEN ZUGETHAN GEWESEN, ALSO HAT SIE AUCH BIS IN IHR SEEL(IGES) ENDE BESTÄNDIG ANBEI VERHARRET, / GOTTES WORT GELIEBET UND NACH VERMÖGEN BEFÖRDERT DIE RÖMISCHE RELIGION ABER AUS IHREN KIRCHEN GIEBEL/STADT UND HERCHSHEIM AUSGEMUSTERT UND ANSTATT DER MES(S)PRIESTER EINEN EVANGELISCHEN PREDIGER INTRODUCI(E)RT / UND EINGESETZT ANNO 1601 DOMI(NI) 7 TRINITATIS IST IN CHRISTO IHREM SEELIGMACHER IN WAHREN GLAUBEN / VERSCHIEDEN ANNO 1606 DEN 14TEN MAY IHRES ALTERS 51 IAHR DEREN GOTT / EINE FRÖ(H)LICHE AUFERSTEHUNG VERLEIHEN WOLLE AMEN".

 

Das breit ausladende und weit vorstehende Gesims darüber trägt die knienden und im Gebet vereinten Figuren der ganzen Familie. An dieser Aufreihung sind drei Dinge außergewöhnlich: Erstens wenden sich alle Figuren nicht dem Heiland zu, sondern blicken von ihm weg in den Chorraum zum Betrachter. Zweitens sind hier die Frauen auf der optisch linken Seite und die Männer rechts, normalerweise ist es umgekehrt. Und drittens werden normalerweise die Ehepartner, nach Bedeutungsmaßstab am größten dargestellt, rahmend außen aufgestellt, dann folgen größengestaffelt die Kinder nach innen, hier ist es aber umgekehrt: Das Ehepaar steht direkt nebeneinander in der Mitte, und nach außen werden die Kinder immer kleiner. Alle Frauen knien auf einem Kissen, alle Männer auf einem Löwen, wodurch sie etwas größer wirken. Es werden sämtliche Kinder dargestellt, auch die verstorbenen; die Reihe biegt nach links bzw. rechts um die Ecke, so daß auf jeder Seite 6 Kinder stehen, jeweils fünf vorne, eines hinten. Alle Jungen tragen Rüstung, die drei inneren einen gefältelten weißen Kragen. Alle Mädchen tragen an der Hüfte mit einem Faltenkranz weit ausgestellte Röcke, einen weißen halbrunden Stirnschirm und Goldketten auf der Brust.

Im Aufsatz oben befindet sich unter dem abschließenden Bogen das Ehewappen der Verstorbenen, zusammengesetzt aus den beiden individuellen Vollwappen, heraldisch rechts dasjenige der Zobel von und zu Giebelstadt, in Silber ein roter Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der Pferdekopf wachsend, links dasjenige der Truchseß von Wetzhausen, golden mit zwei in zwei Reihen silbern-rot geschachten Balken, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken zwei wie der Schild bez. Büffelhörner (Balken als Spangen), dazwischen ein wachsender Jungfrauenrumpf in roter Gewandung mit goldenem Zopf und ebensolcher Krone. Die Farbfassung ist korrekt. Dieser Wappenaufsatz besitzt rechts und links zwei Karyatiden mit offenem lockigem Haar, die die Hände vor der Brust zusammenlegen. Seitlich wird der Aufsatz mit Schnecken- und Blattornamenten abgeschlossen.

Die Hauptzone trägt in der Mitte Christus am Kreuze vor einer ansonsten leeren Bogenarchitektur im Hintergrund. Dieses Zentralfeld wird beiderseits von zwei schlanken und bis oben reichenden Säulenpaaren flankiert, zwischen denen jeweils in einer Reihe von oben nach unten 8 Ahnenwappen aufgereiht sind, jeweils beschriftet, farbig gefaßt und als Vollwappen ausgeführt.

Beginnen wir mit der Schwertseite, mit den Vorfahren von Heinrich Reichsfreiherr Zobel von und zu Giebelstadt zu Friesenhausen (1534-4.11.1589), würzburgischer Rat und Amtmann zu Trimberg, Begründer der älteren Linie zu Giebelstadt. Seine Eltern waren Hans Zobel von Giebelstadt (1515-17.4.1581), würzburgischer Rat, Hofmeister und Oberamtmann zu Röttingen, und Apollonia von Bibra. Entsprechend steht ganz oben in der Reihe das gewendete Wappen der Zobel von Giebelstadt, in Silber ein roter Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug und Zügeln, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender roter Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug und Zügeln. Dann folgt das nicht gewendete Wappen der von Bibra, in Gold ein schwarzer aufspringender Biber mit geschupptem Schwanz und mit Schwimmhäuten, auf dem gekrönten Helm ein goldener Flug, beiderseits einwärts mit dem Biber aus dem Schild belegt.

Die Großeltern Heinrichs waren Stefan Zobel von Giebelstadt (-1523), würzburgischer Amtmann zu Röttingen, Brigitta von Vinsterlohe, Georg von und zu Bibra, Roßried und Schwebheim und Margaretha von Schwaigern. Deshalb wird die Wappenreihe fortgesetzt mit dem Wappen der von Vinsterlohe, eigentlich von Rot und Silber mit einer Stufe geteilt (hier falsch schräg), auf dem Helm mit rot-silbernen Decken zwei Büffelhörner, rot-silbern geteilt oder auch mit einer Stufe geteilt. Für die zweite Großmutter folgt das Wappen der von Schwaigern (Schweigern), in Blau (hier falsch schwarz) ein silberner Schwanenhals mit hier kugelbesetztem Rückenkamm, auf dem Helm mit blau-silbernen (hier falsch schwarz-silbernen) Decken das Schildbild wachsend.

   

Nun springen wir eine Vorfahrenebene weiter zurück und kommen zu den Urgroßeltern. Das waren väterlicherseits Heinrich Zobel von und zu Giebelstadt, Ritter 1485, Kunigunde von Lichtenstein, Petrus/Peter von Vinsterlohe und Margarethe von Seckendorff. Die Urgroßeltern mütterlicherseits waren Heinrich von Bibra, Anna von Vestenberg, Wilhelm von Schwaigern und eine nicht näher bekannte Frau von Diemar. Die Wappenreihe wird daher fortgesetzt mit demjenigen der von Lichtenstein, rot-silbern im Zackenschnitt geviert, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein Paar roter Büffelhörner, außen mit einem Kamm aus silbernen Federn, dem Wappen der von Seckendorff, in Silber zwei unten verbundene und zu einer Acht verschlungene, sich zweimal überkreuzende rote Lindenzweige mit nach außen gekehrten Blättern, vier auf jeder Seite, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Hut, hermelingestulpt, oben mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Dann folgt das Wappen der von Vestenberg, in Grün ein silberner Balken, auf dem Helm mit grün-silbernen Decken ein wachsender grüner, mit einem silbernen Balken belegter rotgezungter Brackenrumpf. Als letztes in der Reihe folgt das selten vorkommende Wappen der von Diemar, in Schwarz ein silberner Balken, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein roter Nagel (fehlt hier) zwischen zwei mit einem silbernen Balken belegten schwarzen Büffelhörnern. Die Wappen Nr. 6 und Nr. 7, also Seckendorff und Vestenberg, sind gegenüber der strengen Logik vertauscht, genauso am Portal der Pfarrkirche Messelhausen. Ein weiteres Mal ist diese Ahnenprobe auf einem Epitaph der Familie in Maria Sondheim in Arnstein zu finden.

Gleichermaßen finden wir eine 8er-Ahnenprobe für die Ehefrau: Amalie Truchseß von Wetzhausen (1556-14.5.1606) war die Tochter von Christoph Truchseß von und zu Wetzhausen und Friesenhausen (1516-1568), würzburgischer Amtmann zu Haßfurt und Bischofsheim vor der Rhön, begraben in Friesenhausen, und Dorothea von Maßbach (1535-22.8.1598), begraben in Friesenhausen. Die Reihe beginnt daher mit dem Wappen der Truchseß von Wetzhausen: golden mit zwei in zwei Reihen silbern-rot geschachten Balken, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken zwei wie der Schild bez. Büffelhörner (Balken als Spangen), dazwischen ein Jungfrauenrumpf in roter Gewandung mit goldenem Zopf und ebensolcher Krone. Dann folgt das Wappen der von Maßbach, gespalten von Silber und Rot mit einer (hier nicht ganz korrekt eingebogenen) Spitze in verwechselten Farben, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein gebogener Spitzhut, gespalten von Silber und Rot, gekrönt und mit einem Federbusch besteckt, in halber Höhe zu beiden Seiten mit einer goldenen Sonne resp. einer goldenen Mondsichel besteckt.

   

Amalies Großeltern waren Eckard/Erhard Truchseß von Wetzhausen (1488-25.1.1524), Margaretha von Münster (-8.5.1537), Christoph von Maßbach (-1564/1568) zu Maßbach und Madenhausen und Eva von Rosenberg (-1564). Deshalb folgt jetzt das Wappen der von Münster, in Blau (nicht schwarz wie hier!) ein rot-silbern übereck geteilter Flug (zwei rot-silbern übereck geteilte Flügel), auf dem Helm mit rot-silbernen (nicht schwarz-silbernen wie hier) Decken ein rot-silbern übereck geteilter Flug. Für die zweite Großmutter schließt sich das Wappen der von Rosenberg an, rot-silbern geteilt und fünfmal gespalten, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine rote, golden bebutzte Rose zwischen zwei voneinander abgewandten Schwanenhälsen, üblicherweise rechts rot, links silbern, hier beide silbern.

Amalias Urgroßeltern waren väterlicherseits Hans Truchseß von Wetzhausen (1446-1514) und Cäcilia Marschalk von Ostheim (-1494) sowie Engelhard von Münster zu Niederwerrn (-1527) und Dorothea von Giech. Mütterlicherseits folgen die Vorfahren Philipp von Maßbach (-1528) zu Maßbach und Madenhausen, würzburgischer Amtmann zu Königshofen, Margarethe von der Kere (seine 1. Frau), Hieronymus von Rosenberg (-1507) zu Uttenhofen, brandenburg-ansbachischer Hofmeister, und Magdalena von Freundsberg/Frundsberg (-1515). Deshalb ist das fünfte Wappen das der Marschalk von Ostheim: in Silber ein schwarzes Tischgestell (Tischfuß) in altmodischer Form, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken wachsend ein schwarzer, rotgezungter Brackenrumpf, der einen silbernen, oben mit drei Straußenfedern in den Farben Rot, Silber und Schwarz besteckten Becherdeckel (oder Rundhut) trägt. Dann folgt das Wappen der von der Kere / von Kehr, korrekterweise von Silber und Schwarz geteilt (nicht wie hier ganz golden), belegt mit einem Vogelbein in verwechselten Farben (nicht wie hier ganz schwarz), auf dem Helm mit schwarz-silbernen (nicht wie hier schwarz-goldenen) Decken ein wachsender Rumpf eines schwarzgekleideten Mannes, statt der Arme zwei Flügel, wie der Schild geteilt und belegt, statt des Mundes ein roter spitzer Schnabel. Dann folgt auf Platz 7 das Wappen der von Giech, geviert, Feld 1 und 4: In Silber zwei aufrecht gestellte rote Schafscheren nebeneinander (Stammwappen Giech), Feld 2 und 3: in Rot ein silberner Schwan, dazu zwei Helme, Helm 1 (rechts): zu rot-silbernen Decken zwischen zwei rot-silbernen Büffelhörnern ein rot gewandeter, gekrönter Frauenrumpf wachsend, mit langem Haar, Helm 2 (links): zu rot-silbernen Decken eigentlich ein auffliegender silberner Schwan, die Flügel jeweils mit einer roten Schafschere belegt, hier der Schwan gänzlich rot. Den Abschluß bildet das Wappen der Herren von Frundsberg, geviert, Feld 1 und 4: in Schwarz einwärts ein goldener Vogel Strauß mit Hufeisen mit Schnabel, Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzer, schwebender Fünfberg, unten normalerweise rund ausgeschlagen, zwei Helme: Helm 1 (rechts): zwei eigentlich goldene, hier rote, außen mit silbernen Kleestengeln besteckte Büffelhörner, mit eigentlich roten, hier silbernen Schnüren verbunden, Helm 2 (links): aus der Helmkrone wachsend ein goldener (hier falsch silberner) Schwan, Decken bei beiden Helmen schwarz-golden.

Der Grabstein für Hans Hermann Zobel von Giebelstadt
Diese Grabplatte zeigt im Zentralfeld unter einem Bogen einen Gerüsteten in Frontalansicht und trägt die auf dem Rand umlaufende Inschrift: "Anno 1 6 16 den 22 octobris / ist zu Gleyenaw in Christo seliglich (verschieden der wohledel) u(n)d vest / Hans Herman(n) Zobell von Gieb/elstadt und den 7 novemb(ris) alhier begraben worden seines alters 39 ia(h)r". Im Jahr 2014 war die Grabplatte noch mit dem unteren Abschnitt im Boden eingesenkt und unansehnlich, mittlerweile ist sie perfekt restauriert. Hans Hermann Zobel von Giebelstadt (-22.10.1616) war ein Sohn von Heinrich Reichsfreiherr Zobel von und zu Giebelstadt zu Friesenhausen (1534-4.11.1589) und Amalie Truchseß von Wetzhausen (1556-14.5.1606). Die Platte trägt in den vier Ecken daher die Wappenschilde der Familien Zobel von Giebelstadt (Abb. unten rechts), Truchseß von Wetzhausen, von Bibra und von Maßbach wie zuvor beschrieben.

 

Der Grabstein für Hans Caspar Zobel von Giebelstadt
Diese Grabplatte ist sowohl von den Dimensionen als auch von der Darstellung her ein Kindergrab. Die Inschrift im unteren Teil lautet: "Anno 1616 den 3. November ist / seeliglich entschlaffe(n) Hans Caspar / ein des Gestrenge(n) wo(h)ledlen u(n)d vesten / Hans Georg Zobels von und zu / Giebelstadt Geliebtes Söhnlein und Den 7. eiusdem alhier begrabe(n) / Worden seines alters 29 woch/en zwo stund dem Gott ein(e) / fro(h)liche aufferstehung verleihen / wolle amen". Der erwähnte Vater des Kindes war Hans Georg Zobel von Giebelstadt (1584-1638), bambergischer und würzburgischer Geheimer Rat, Amtmann zu Herzogenaurach, vermählt 1609 mit Sabine Catharina von Bibra (-1640). Das Ehewappen der Eltern befindet sich an der Pfarrkirche Herchsheim außen über der Tür und am Hochaltar, jeweils zusammen mit dem des Bruders, und am oben beschriebenen Hochaltar dieser Kirche hier. Die Grabplatte trägt eine 4er-Ahnenprobe, heraldisch rechts oben befindet sich der Schild der Zobel von Giebelstadt wie oben beschrieben, gegenüber derjenige der von Bibra wie beschrieben, unten rechts folgt der Schild der Truchseß von Wetzhausen, alles wie bereits vorgestellt, und das vierte Wappen ist das der von Witzleben, in Silber zwei gestürzte rote Sparren. Die Großeltern väterlicherseits waren Heinrich Reichsfreiherr Zobel von und zu Giebelstadt zu Friesenhausen (1534-4.11.1589) und Amalie Truchseß von Wetzhausen (1556-14.5.1606). Die Großeltern mütterlicherseits waren Bernhard von Bibra (ca. 1562-20.10.1609) und Sibylle von Witzleben (-24.11.1625), deren Epitaph sich in der Kirche St. Jakobus in Irmelshausen (Landkreis Rhön-Grabfeld) befindet. Sibylla war die Tochter von Jobst von Witzleben zu Rentwertshausen, fürstlich-sächsischer Obristlieutenant und Hauptmann der Veste Coburg, und dessen Frau, Ursula Sützel von Mergentheim. Für einen Bruder dieses Kindes, für Hans (Johann) Wilhelm Zobel von Giebelstadt (23.6.1617-18.6.1695), kaiserlicher Oberst und Oberamtmann zu Röttingen, gibt es ein Epitaph in der Kirche von Herchsheim. Die Photos stammen aus dem Jahr 2014; mittlerweile ist die Grabplatte renoviert, wie die anderen auch.

   
   

Der Grabstein für eine Frau von Maßbach
Die auf dem Rand umlaufende Inschrift lautet, soweit lesbar: "Anno D(o)m(ini) 1601 Donterstag den / 17. Septemb(ris) ist in Gott seliglich Entschlaffen Die Edel und Ehrntugendhafte Fraw .../...von T(h)üngen Gebor(e)n(e) Vonn / Mas(s)b(ach) ... der Gott Ein frö(hliche Ur)stendt zum .... wolle Amen". Die reichverzierte Platte wird im Zentralfeld dominiert von einem großen Vollwappen der von Maßbach, gespalten von Silber und Rot mit einer hier eingebogenen Spitze in verwechselten Farben, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein gebogener Spitzhut, gespalten von Silber und Rot, gekrönt und mit einem Federbusch besteckt, in halber Höhe zu beiden Seiten mit einer goldenen Sonne resp. einer goldenen Mondsichel besteckt, beide gesichtet.

 

Oberhalb und unterhalb befinden sich im Zentralfeld zwei ovale Inschriftenfelder mit Bibelzitaten aus Jesaia und Sapientia. Diese Frau von Maßbach, verheiratete von Thüngen, war nach Biedermann die Tochter von Albrecht von Maßbach zu Maßbach und Madenhausen und dessen Frau, Barbara von Grumbach. Lt. Biedermann waren die Großeltern väterlicherseits Christoph von Maßbach (-1564/1568) zu Maßbach und Madenhausen und Eva von Rosenberg (-1564). Die Großeltern mütterlicherseits gibt er mit Wilhelm von Grumbach zu Rimpar, würzburgischer Rat und Marschall (1.6.1503-18.4.1567, der von den Grumbachschen Händeln), und Anna von Hutten aus dem Hause Frankenberg an. Das paßt zur Heraldik, rechts oben eine Wiederholung des Maßbach-Schildes wie beschrieben, links oben von Grumbach, in Gold ein schwarzer Mohr, der in der ausgestreckten Rechten einen Strauß roter Rosen hält.

 

Heraldisch rechts unten sehen wir das Wappen der von Rosenberg an, rot-silbern geteilt und fünfmal gespalten, und links unten dasjenige der von Hutten, in Rot zwei goldene Schrägbalken, hier schräglinks. Die Verstorbene war eine Cousine der hier mit dem großen Wandepitaph vertretenen Amalia Truchseß von Wetzhausen. Der Vorname der Verstorbenen ist schlecht lesbar, evtl. Margareta, bei Biedermann ist eine solche nicht gelistet, dafür verheiratet er eine Anna Cunegunda von Maßbach mit gleichen Vorfahren mit Bernhard von Thüngen.

 

Der Grabstein für Hans Geyer von Giebelstadt
Diese Grabplatte ist für Hans Geyer von Giebelstadt (-1632). Er wurde rund ein halbes Jahr alt. Größe der Platte und Darstellung passen zu einem Kindergrab. In der rechten oberen Ecke sehen wir den Schild der Geyer von Giebelstadt, in Blau ein silberner Bocksrumpf mit goldenen Hörnern. Gegenüber ist das Wappen der von Redwitz zu sehen, siebenmal silbern-blau geteilt, darüber ein roter, schrägrechter Wellenbalken. Unten ist zweimal der gleiche Schild zu sehen, nur spiegelbildlich, dieses Wappen kann den Schenk von Siemau zugeordnet werden, in Rot ein schrägrechter silberner Wellenbalken, belegt mit drei blauen Fischen. Philipp Geyer von Giebelstadt (-1607), Sohn des Sebastian Geyer von Giebelstadt und der Regina von Berlichingen, hat in zweiter Ehe Rosina Schenk von Siemau geheiratet, die Tochter des Adam Ulrich Schenk von Siemau und der Amalia Truchseß von Wetzhausen; der genealogische Zusammenhang zu diesem Hans hier ist offen.

   
   

Genealogie der Zobel von Giebelstadt: die ältere Linie zu Giebelstadt und die Linie zu Friesenhausen
(nach Becke-Klüchtzner, ergänzt nach Biedermann und korrigiert nach verschiedenen Epitaphien,
Wappenfundstellen, Wappenfundstellen in diesem Kapitel, Hauptpersonen in diesem Kapitel, Linien-Informationen)

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.65264,9.9457907,20z - https://www.google.de/maps/@49.6526329,9.9457608,56m/data=!3m1!1e3
Webseite der Kirchengemeinde:
https://www.evangelisch-im-gau.de/kirchen
Zobel von Giebelstadt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zobel_(Adelsgeschlecht)
Genealogie:
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0553 - http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0554 - http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0555
Biedermann: Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach
http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ
Genealogische Quellen siehe Kapitel zu Schloß Darstadt und Kapitel zu Schloß Giebelstadt
Cave - im Werk von Benkert sind extrem viele Fehler bezüglich dieser Grabdenkmäler
Aktuelle Photos der Grabdenkmäler und der Kirche:
https://www.evangelisch-im-gau.de/kirchen/bilder-kirche-st-oswald-giebelstadt
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Frau Pfarrerin Christine Schlör vom 6.8.2022, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei.

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