Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2986
Würzburg (Unterfranken)

Marienkapelle am Markt: Jörg Schrimpf

Dieses ca. 3 m hohe und 1,1 m breite Epitaph aus Sandstein für Jörg Schrimpf (-13.1.1556) ist eine signierte Arbeit des Würzburger Bildhauers Peter Dell d. J.. Sein Monogramm aus einem großen D und mit einem mit ersterem verschränkten P ist auf einem perspektivisch aufs Eck gestellten Quader vor dem rechten Schienbein zu finden. Er monogrammierte genau wie sein gleichnamiger Vater, ein Riemenschneider-Schüler; der Vater schuf hauptsächlich Epitaphien und Grabmäler in Mainfranken, der Sohn sogar ausschließlich. Der Ritter wird vollplastisch auf einem widersehenden Löwen stehend dargestellt, mit Rechtsdrehung des Oberkörpers. Er ist vollständig in eine detailreich verzierte Rüstung gekleidet, doch ohne Helm, so daß man den individuell gestalteten, bärtigen Kopf sehen kann. Der Helm ist in der unteren rechten Ecke abgelegt; der Löwe legt seine linke Vorderpranke auf ihn. Besonders aufwendig verziert sind die Kacheln an Ellenbogen und Knien mit Arabesken auf den schmetterlingsartig geformten Seitenabdeckungen. Auf der linken Harnischbrust sind zwei Zeichen für Mitgliedschaften in Pilgerorden, einmal das Jerusalemkreuz (widergekreuztes griechisches Kreuz mit 4 kleinen Kreuzchen in den Winkeln, das Ordenszeichen der Ritter vom Hl. Grab, das man nach dem Besuch des Heiligen Grabes erwerben konnte) und daneben der Katharinenorden (halbes Wagenrad und Schwert, Zeichen der Pilger zum Katharinenkloster auf dem Sinai). Um den Hals trägt er eine Gliederkette. Im Hintergrund ist unten Jerusalem als Stadt dargestellt und oben die Auferstehung Christi.

Über dem kräftigen und seitlich ausladenden Abschlußgesims erhebt sich ein halbrunder Aufsatz mit einer Inschriftentafel mit Rollwerkrändern, darauf ist zu lesen: "An(n)o 1556 / Uff Mantag Den / 13. Januarii Ver/schied Der Gestreng / Edel und E(hr(e)nvest / Herr Jorg Schrimpf / Ritter dem Got(t) g(nade) a(men)". Der 13. Januar im Jahre 1556 war ein Montag.

Für die Genealogie müssen wir mangels Besserem auf Biedermann zurückgreifen. Jörg oder Georg Schrimpf von Berg war Besitzer der Kemenate zu Poppenlauer. Er war der Sohn von Albrecht Schrimpf d. J. und Sybilla von der Kere. Väterlicherseits waren die Großeltern Albrecht Schrimpf, hochfürstlich-würzburgischer Amtmann zu Röttingen, und dessen Frau, Gutta Truchseß von Wetzhausen, die Tochter von Hans Truchseß von Wetzhausen zu Wetzhausen, Sternberg etc. und Anna Truchseß von Baldersheim. Die Großeltern mütterlicherseits waren Georg von der Kere d. Ä. und Anna von der Tann.

Entsprechend dieser Genealogie sehen wir vier Wappenschilde am Epitaph, rechts oben denjenigen der Schrimpf von Berg bzw. der von Berg genannt Schrimpf, in Blau ein in zwei Reihen silbern-rot geschachter Balken (Abb. oben ganz links, Siebmacher Band: SaAE S. 20 T. 15, Band: ThüA S. 44 T. 34, Schöler Familienwappen S. 31, T. 13, Kolb S. 71 T. 18). Links oben ist der Schild der von der Kere angebracht, von Silber und Schwarz geteilt, belegt mit einem Vogelbein in verwechselten Farben (Abb. oben Mitte links). Heraldisch rechts unten folgt der Schild der Truchseß von Wetzhausen, in Gold zwei rot-silbern in zwei Reihen geschachten Balken (Abb. oben Mitte rechts). Und der letzte Schild links unten steht für die von der Tann, in Rot eine rechts gewendete, nach oben gekrümmte, mit Kopf und Schwanz abwärts gebogene, silberne Forelle (Abb. oben ganz rechts). Soweit passen die Angaben bei Biedermann zu den Wappen.

Jörg Schrimpf war nach Biedermann mit Eva von Scherenberg verheiratet, die Tochter von Dietz (Dietrich) von Scherenberg und Barbara von Aufseß. Jörg Schrimpf hatte nach Biedermann eine Tochter, Margaretha, die Hans Heinrich Schott von Schottenstein zu Trappstadt und Eichelsdorf heiratete. Damit erlosch die von Albrecht d. J. begründete und kurzlebige Nebenlinie der von Berg gen. Schrimpf wieder.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.7947946,9.9295677,20z - https://www.google.de/maps/@49.7948267,9.9295932,81m/data=!3m1!1e3
Homepage der Dompfarrei:
https://www.dom-wuerzburg.de/seelsorge/dompfarrei/
Marienkapelle in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Marienkapelle_(Würzburg)
Marienkapelle im Würzburg-Wiki:
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Marienkapelle
Marienkapelle im Historischen Lexikon Bayerns:
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Marienkapelle,_Würzburg
Marienkapelle auf der Webseite des Bistums Würzburg:
https://www.bistum-wuerzburg.de/bildung-kunst/sehenswuerdigkeiten/marienkapelle-wuerzburg/
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Frau Alexandra Eck, Referentin für die Dombesucherpastoral, vom 27.6.2022, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Biedermann: Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach
http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ
Peter Kolb: Wappen in Würzburg, Mainfränkische Studien 90, hrsg. vom Verein der Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V. Würzburg, 169 S., Spurbuch-Verlag, Würzburg 2019, ISBN: 978-3-88778-572-7

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