Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2980
Würzburg (Unterfranken)

Marienkapelle am Markt: Johann Georg von Mauchenheim gen. Bechtolsheim

Von diesem Grabdenkmal ist nur die obere Hälfte erhalten geblieben. Ein Hauptwappenschild in der Mitte ist von einer Kartusche mit eingerollten Rändern umgeben und wird von einer übergroßen Laubkrone bedeckt. Hinter dem Schild ist ein beiderseits hochgerafftes und abgebundenes Tuch aufgespannt. Oben war in der Mitte ein Totenschädel en face, dessen Gesichtspartie aber zerstört ist. Die beiden Fledermausflügel und die dahinter schräggekreuzten Röhrenknochen als Memento mori sind noch vorhanden. In den vier Ecken des erhaltenen Fragments sind vier Wappen einer Ahnenprobe eingearbeitet, alle Schilde sind leicht nach außen geneigt, und die klassische Halbrundschildform ist jeweils von einer Zierkartusche unterlegt. Ganz unten ist ein Feld angeschnitten, auf dem noch drei Kreuze nebeneinander zu erkennen sind. Ansonsten gibt es auf diesem Fragment keine Datierung und keine Inschrift, auch keine namentliche Zuordnung der Einzelschilde. Die Ausgangslage ist nicht besonders günstig, zumal das Hauptwappen zwei Balken zeigt, ein Allerweltsmotiv, für das im Bereich Franken viele Familien in Frage kommen: von Isenburg, von Wolmershausen, von Arnim, von Gemmingen, von Massenbach, Küchenmeister von Wächtersbach, von Mauchenheim gen. Bechtolsheim, von Fuchstatt etc. Aber wir wollen dennoch versuchen, dieses heraldische Rätsel zu lösen.

Ebenso unspezifisch wie der Zwei-Balken-Schild ist der Schild heraldisch rechts unten, da kommen die von Dernbach, die Nordeck zu Rabenau oder die von Trohe in Frage. Mehr Glück haben wir bei dem Wappen links oben, das ist einmalig und eindeutig den Schutzbar gen. Milchling zuzuordnen, und ebenso typisch ist das Wappen der von Hopfgarten links unten. Über eine Eheverbindung zwischen diesen beiden sicher zugeordneten Familien kommen wir zur Auflösung der Wappenkombination. Georg Schutzbar gen. Milchling (-2.3.1584), Sohn von Hartmann Schutzbar gen. Milchling und Maria von Breidenbach-Breidenstein, hessischer Amtmann zu Fürsteneck, hatte Magdalena von Hopfgarten geheiratet. Diese beiden hatten eine Tochter, Maria Magdalena Schutzbar gen. Milchling, welche Johann Georg von Mauchenheim gen. Bechtolsheim (1567-1624) d. Ä. geheiratet hatte, den Sohn von Hermann von Mauchenheim gen. Bechtolsheim und Catharina von Trohe. Dieser befand sich erst in kurmainzischen Diensten, kam dann aber später als nassauischer Amtmann nach Cleeberg.

Johann Georg d. Ä. und Maria Magdalena hatten mehrere Kinder, neben den Töchtern Maria Magdalena und Agnes Dorothea auch den Sohn Johann Georg von Mauchenheim gen. Bechtolsheim d. J. (1610-1675), und für diesen trifft die Wappenkombination zu: In der Mitte sein eigenes Wappen, in den vier Ecken die seiner vier Großeltern. Dieser Johann Georg von Mauchenheim gen. Bechtolsheim d. J. (1610-1675) war zunächst hessischer Verwaltungsbeamter in Fulda, dann war er Oberschultheiß in Fulda. Schließlich wechselte er in würzburgische Dienste und war Oberamtmann in Homburg an der Wern (heute Gössenheim), und dann wurde er Oberschultheiß von Würzburg. So kam die Familie nach Würzburg, und seine Nachkommen besaßen den Bechtolsheimerhof am Beginn der Kettengasse und kamen in den Besitz von Schloß Mainsondheim. Johann Georg von Mauchenheim gen. Bechtolsheim d. J. heiratete Magdalena Margaretha von Thüngen, und sie hatten auch einen Sohn, der Würzburger Domherr wurde: Johann Reichard von Mauchenheim gen. Bechtolsheim (11.11.1643-30.6.1691). Ein anderer Sohn des Paares war Friedrich Hermann von Mauchenheim gen. Bechtolsheim, welcher Anna Maria Fuchs von Dornheim heiratete, und daraus ging Reinhard Philipp Anton von Mauchenheim gen. Bechtolsheim hervor. Eine andere Nachfahrin des Paares heiratete in die Familie von Würtzburg ein und begegnet uns ebenfalls in dieser Kirche an einem weiteren Epitaph als Teil der Ahnenprobe.

Im einzelnen lassen sich also die Wappen mit diesen Überlegungen wie folgt zuordnen: In der Mitte und heraldisch rechts oben haben wir das Wappen der von Mauchenheim gen. Bechtolsheim, in Schwarz zwei silberne Balken. Die hier nicht verwendete Helmzier wäre zu schwarz-silbernen Decken ein schwarzer, beiderseits mit zwei silbernen Balken belegter Flug. Die Familie stammt ursprünglich aus Rheinhessen. Sie nannte sich zunächst nur nach dem Ort Mauchenheim 6 km südlich von Alzey. Der Ort war geteilt und unterstand zwei Ortsherren, wobei der südliche Teil erst den Herren von Bolanden gehörte, dann aber als Ergebnis einer Fehde an die Grafen von Sponheim kam, worauf die Herren von Mauchenheim ihr Stammhaus in der südlichen Ortshälfte verließen und nach Bechtolsheim, Niedersaulheim und Bennhausen (Donnersbergkreis) zogen. So kam es zu dem Doppelnamen, von denen der zweite Bestandteil im Laufe der Zeit der wichtigere wurde. Auch der zweite namengebende Ort liegt in Rheinhessen, ca. 10 km nordöstlich von Alzey. Der Schild heraldisch links oben ist derjenige der Schutzbar gen. Milchling, in Silber drei (2:1) schwarze Kugeln, die deichselförmig miteinander verbunden sind. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-silbernen Decken ein silberner Flug, beiderseits belegt mit dem Schildbild.

Das Wappen der von Trohe rechts unten zeigt in Schwarz drei dreipaßförmig zusammengestellte silberne Blätter bzw. ein Kleeblatt ohne Stiel. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ebenfalls zu schwarz-silbernen Decken ein silberner Flug, beiderseits belegt mit dem Schildbild. Und das vierte Wappen links unten, das der von Hopfgarten, zeigt in Silber zwei schräggekreuzte, goldene Streitgabeln mit jeweils drei Zinken und mit schwarzen Stielen; die Farbigkeit unterliegt in den Belegen einer gewissen Variationsbreite und ist je nach Linie unterschiedlich, so hat die Linie Schlotheim ein goldenes Feld, die Streitgabeln sind silbern und haben schwarze Stiele. Das hier nicht dargestellte Kleinod wäre zu schwarz-goldenen Decken ein schwarzgestulpter goldener Spitzhut, besteckt mit fünf schwarzen Federn.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.7947946,9.9295677,20z - https://www.google.de/maps/@49.7948267,9.9295932,81m/data=!3m1!1e3
Homepage der Dompfarrei:
https://www.dom-wuerzburg.de/seelsorge/dompfarrei/
Marienkapelle in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Marienkapelle_(Würzburg)
Marienkapelle im Würzburg-Wiki:
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Marienkapelle
Marienkapelle im Historischen Lexikon Bayerns:
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Marienkapelle,_Würzburg
Marienkapelle auf der Webseite des Bistums Würzburg:
https://www.bistum-wuerzburg.de/bildung-kunst/sehenswuerdigkeiten/marienkapelle-wuerzburg/
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Frau Alexandra Eck, Referentin für die Dombesucherpastoral, vom 27.6.2022, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
von Hopfgarten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hopffgarten
Schutzbar gen. Milchling:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzbar_genannt_Milchling
von Mauchenheim gen. Bechtolsheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mauchenheim_(Adelsgeschlecht)
von Trohe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Trohe_(Adelsgeschlecht)
Genealogie:
https://www.geni.com/people/Johann-Georg-von-Mauchenheim-gen-Bechtolsheim/6000000006436357969
Familienverband der Mauchenheim gen. Bechtolsheim:
http://vonbechtolsheim.net/
Mauchenheim gen. Bechtolsheim:
http://wuerzburgwiki.de/wiki/Mauchenheim_(Adelsgeschlecht)
Ganerbschaft Bechtolsheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bechtolsheim#Bechtolsheimer_Freiheitsbrief_und_die_ganerbschaftliche_Zeit
Peter Kolb: Wappen in Würzburg, Mainfränkische Studien 90, hrsg. vom Verein der Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V. Würzburg, 169 S., Spurbuch-Verlag, Würzburg 2019, ISBN: 978-3-88778-572-7

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