Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2747
Sigmaringen (Landkreis Sigmaringen)

Hohenzollern-Schloß Sigmaringen

Schloß Sigmaringen liegt am Nordrand der rechteckigen Altstadt am südlichen Donauufer auf einem 200 m langen und bis zu 35 m hohen Weißjura-Kalkfelsen. Malerisch sind die Gebäude aus verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Stilen zu einem langgestreckten, unauflösbaren Konglomerat getürmt. Insbesondere die nördliche Rückseite zum Fluß hin beeindruckt durch die Lage der Gebäude über der Felswand. Der älteste Teil ist ein aus dem 12. Jh. stammender, früher viergeschossiger Bergfried mit quadratischem Grundriß und 8,23 x 8,34 m Seitenlänge, Rest der von den Grafen von Sigmaringen-Spitzenberg erbauten Burg. Der ursprüngliche Eingang lag in 8 m Höhe. Um 1200 wurde die Burg umgebaut. Sie gehörte zu den am stärksten gesicherten Burgen der Region. Zwischen 1460 und 1500 wurde die Burg unter den Grafen von Werdenberg schloßartig erweitert und bekam die heutige Ausdehnung. Um 1500 entstand auch das Portal mit zwei flankierenden Rundtürmen, wo die hier beschriebenen Wappen angebracht sind. Um 1580 entstand unter Karl II. Graf von Hohenzollern-Sigmaringen im Westen zwischen dem Werdenberger Außenportal und dem ursprünglichen Burgtor ein Verbindungsbau, der die Burgeinfahrt und den steilen Aufgang zwischen beiden Portalen überwölbt. Dann wurde die Burg 1627-1630 für die frisch in den Fürstenstand erhobenen Hohenzollern zur repräsentativen Residenz ausgebaut. Dazu beauftragte Johann Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen den Graubündner Baumeister Hans Alberthal mit Aus- und Umbauten am Westtor. Der östliche Teil wurde 1633 im Dreißigjährigen Krieg durch einen Brand zerstört, aber 1658-1659 durch den Vorarlberger Baumeister Michael Beer wiederaufgebaut. Um 1720 entstand unter Fürst Josef von Hohenzollern-Sigmaringen der Josefsbau im Westflügel. 1724 wurde für den baufreudigen Fürsten der neue Marstall errichtet. 1736 wurde das Schloß modernisiert und umgebaut. Dabei wurde der Rittersaal zum Ahnensaal umgestaltet.

1815-1817 wurde der bisherige Fruchtkasten unter Anton Aloys Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen zum fünfgeschossigen Kavaliersbau, dem sogenannten Wilhelmsbau, umgebaut. Hier lagen jetzt Gästezimmer, die Hofbibliothek, Versammlungsräume und Wohnungen für Bedienstete. Im 19. Jh. wurde das Schloß kräftig überformt. Dabei wurde auch der Bergfried aufgestockt und mit einem spitzen Helm versehen. Karl Anton Fürst von Hohenzollern ließ ab 1860 das Schloß modernisieren: Elektrifizierung, Telefonanlage, Wasserleitungen. Ein durch ein schmorendes Kabel entstandener Brand zerstörte 1893 das Schloß, insbesondere den Ostteil; der Wiederaufbau erfolgte 1895-1908 durch Leopold Fürst von Hohenzollern unter Umgestaltung durch den Hofbaurat Johann de Pay und danach durch den Münchener Architekten Emanuel von Seidl (1860-1919). 1899-1906 gestaltete man andere Trakte des Schlosses im Stil des Historismus bzw. Eklektizismus völlig um. Was wir heute sehen, geht also im innersten Kern auf das 12. bis 17. Jh. zurück, ist aber insgesamt das Ergebnis vieler historischer Bauphasen, von denen die historistische überwiegt. Das Schloßmuseum kann besichtigt werden; die Waffensammlung ist eine der größten und schönsten privaten Waffensammlungen Europas und besteht aus ca. 3000 Exponaten. Daneben gibt es das fürstliche Museum mit Kunstwerken aus der Sammlung des Fürstenhauses und die Vor- und Frühgeschichtliche Sammlung im Untergeschoß des Galeriebaus. Große Teile des Schlosses werden von der Familie privat genutzt. Der fürstliche Fuhrpark kann im Marstallmuseum besichtigt werden.

 

Über dem Eingangsportal zwischen den beiden noch gegen Ende der Werdenberg-Zeit errichteten Rundtürmen ist ein spätgotisches Relief angebracht, das im linken Teil ein Vollwappen zeigt und im rechten Teil einen Ritter kniend vor einer Pietà, einer Mariendarstellung mit dem vom Kreuz abgenommenen Christus auf dem Schoß. Die kürzere obere Inschrift bezieht sich auf Maria ("mater dei mento mei"), die untere Inschrift entlang des unteren Randes lautet: "Felix graff zu werdenb(e)rg un(d) zu dem hailigenberg 1526". Dieses Relief erinnert daran, daß Sigmaringen einst Besitz der Grafen von Werdenberg war, ehe es an die Hohenzollern kam. Und nicht nur denen gehörte Sigmaringen - es gab viele Vorbesitzer. Beginnen wir mit den Erbauern der ersten Burg auf dem steilen Felsen, einem Dynastengeschlecht, das sich seit 1083 nach Sigmaringen nannte, von dem aber nicht viel mehr bekannt ist. Von ca. 1170 bis kurz vor 1275 saßen hier die Grafen von Spitzenberg-Helfenstein-Sigmaringen. Seit 1272 waren die Grafen von Montfort-Bregenz durch Heirat von Graf Ulrich I. von Montfort mit Agnes, der Tochter von Graf Ulrich II. von Sigmaringen-Helfenstein, Herren von Sigmaringen. Zwischen 1287 und 1290 verkauften die Grafen von Montfort die Herrschaft, die Burg und die Stadt an Albrecht und Rudolf von Habsburg. Die Habsburger verpfändeten alles um 1323 an die Grafen von Württemberg, welche bald darauf, zu Eigentümern wurden. 1399 wurde Sigmaringen von Graf Eberhard von Württemberg den Grafen von Werdenberg verpfändet, und 1459 erlangten sie das Eigentum. 1460 wurde die bisherige Herrschaft zu einer Grafschaft erhoben und war kurzfristig Reichslehen, bis sie wieder ein Eigentum Österreichs wurde, das als Pfand und dann als Lehen vergeben wurde. Die Lehensauftragung an Österreich war ein politischer Schachzug zur Sicherung des Besitzes. Ebenso gehörten den Werdenbergern die Grafschaften Veringen als Pfand und Heiligenberg als Eigengut. Felix Graf von Werdenberg hatte zwei Brüder, Johann und Christoph. Felix hatte reich geheiratet und über seine Frau großen Besitz in Wallonien bekommen, deshalb verzichtete der 1510 auf seinen Anteil, der ihm bei einer Teilung zwischen den Brüdern zugestanden hätte. Christoph übernahm statt seiner die Grafschaft Sigmaringen mit Veringen.

Diese Relieftafel erinnert aber auch an ein düsteres Kapitel im Leben des Grafen, denn es handelt sich um ein Sühnerelief (auch als Sühne-Epitaph bezeichnet) für einen Mord: Felix Graf von Werdenberg und Heiligenberg (ca. 1480-1530) hatte Andreas Truchseß von Waldburg Graf von Sonnenberg (1472-10.5.1511), den Erbauer von Schloß Scheer, ermorden lassen. Auslöser des Streits zwischen den beiden Grafen waren Grenzstreitigkeiten, und dann schaukelte es sich hoch. Als beide Grafen zu Gast in Stuttgart waren, um die Hochzeit zwischen Herzog Ulrich von Württemberg und Herzogin Sabina von Bayern mit großer Prunkentfaltung zu feiern, hatte der großgewachsene und starke Andreas Truchseß von Waldburg Graf von Sonnenberg am 2.3.1511 den eher schmächtigen Felix Graf von Werdenberg, der als Brautführer fungierte, in aller Öffentlichkeit vor versammelter Festgesellschaft wegen seiner im Vergleich geringeren Körpergröße bloßgestellt, und er hatte ihm anschließend durch einen bildlichen Vergleich Feigheit vorgeworfen. Das brachte das Faß zum Überlaufen: Dieser scharte nun Attentäter um sich, verbündete sich auf der Basis falscher Angaben mit seinem Schwager, Johann Werner von Zimmern, Herr zu Wildenstein, und am Samstag, den 10.5.1511, überfielen sie den nur leicht bewaffneten und ohne Harnisch reitenden Beleidiger auf der Ebene zwischen Hundersingen und Mengen im Donauried und ermordeten ihn, der auf dem Rückweg vom Bussen war und nur von einem Kaplan und drei Knechten begleitet wurde.

Bei seinem Bruder Christoph in Sigmaringen brauchte er sich nicht mehr blicken zu lassen, der verweigerte ihm schon unmittelbar nach Ruchbarwerden der Tat Zutritt in Sigmaringen. Herzog Ulrich von Württemberg vermittelte, und Graf Christoph leistete gegenüber Wilhelm Truchseß von Waldburg einen Eid, nichts mit der Sache zu tun zu haben. Eine Klage der geschädigten Familie beim Kaiser, eine Klage am Reichskammergericht und eine Eingabe bei der Versammlung des Schwäbischen Bundes in Ulm blieben jeweils folgenlos für den Mörder. Vermutlich schützte ihn seine Abkunft: Seine Eltern waren Georg Graf von Werdenberg und Markgräfin Katharina von Baden, und damit war er ein Neffe zweiten Grades von Kaiser Maximilian I. Dessen Gunst hatte Graf Felix als kaiserlicher Rat auch nach dem Mord noch, der Kaiser glaubte seinen Lügen und schützte ihn, die Klage tat er als unabsichtlichen Totschlag ab, 1514 gab es eine formale Freistellung von allen möglichen Strafen und Verwirkungen, und damit konnte kein Gericht der Welt Felix von Werdenberg in dieser Angelegenheit mehr belangen. Es spielte sicherlich auch eine Rolle, daß Hugo Graf von Werdenberg, ein Onkel von Felix, am 16.2.1486 in Frankfurt Maximilians Wahl zum römischen König tatkräftig vorangetrieben hatte. Sowohl Kaiser Maximilian als auch dessen Nachfolger Karl V. verdankten ihm tatkräftige Militärdienste - sie brauchten ihn einfach. Im Jahre 1516 wurde Felix sogar noch auf dem 18. Kapitel in Brüssel in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen. Vermutlich ließ Felix in späteren Jahren dieses Relief ursprünglich für das Kloster Laiz herstellen. Es ist anzunehmen, daß es als Bitte um Beistand durch die Gottesmutter vor dem Jüngsten Gericht wahrgenommen werden sollte. Die Frage einer möglichen Buße verschleppte sich und geriet angesichts des Bauernkrieges in Vergessenheit. Das Epitaph des Ermordeten, des Grafen Andreas von Sonnenberg, steht linkerhand im Chor der Pfarrkirche St. Nikolaus in Scheer, und sein Wappen ist am Erker an der Ostseite von Schloß Scheer angebracht.

 

Das Wappen der Linie Werdenberg-Trochtelfingen-Sigmaringen-Heiligenberg, wie wir es hier auf dem Sühne-Relief sehen, ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot eine silberne Kirchenfahne mit drei Lätzen und drei Ringen (Grafschaft Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen), Feld 2 und 3: in Silber ein schwarzer, schrägrechter Zickzackbalken (Grafschaft Heiligenberg). Dazu werden zwei Helme geführt, Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine rote Bischofsmütze mit silbernen Verzierungen und silbernen Kugeln an den zwei Spitzen (Werdenberg), Helm 2 (links): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender silberner (silbern im Berliner Wappenbuch, alternativ: goldener, so in der Züricher Wappenrolle, Wernigeroder Wappenbuch) Brackenrumpf, das silberne Ohr mit einem schwarzen, schrägrechten Zickzackbalken belegt (Züricher Wappenrolle und Wernigeroder Wappenbuch: Ohr ohne Zickzackbalken, für die Grafschaft Heiligenberg). Hier wird der Schild von einer Ordenskette des Ordens vom Goldenen Vlies umgeben, bestehend aus abwechselnden Gliedern, die einerseits Feuerstähle, andererseits funkensprühende Steine darstellen, unten in der Mitte hängt das namengebende Widdervlies herab. Seit 1516 war Felix von Werdenberg Mitglied in diesem hochangesehenen Ritterorden.

Die Grafschaft Heiligenberg ging 1277 an die Grafen von Werdenberg und 1535 an das Haus Fürstenberg. Graf Friedrich von Fürstenberg (19.6.1496-1559) hatte sich mit Anna, der Erbtochter des letzten Grafen von Werdenberg, Christoph Graf von Werdenberg und Heiligenberg (-29.1.1534), vermählt, dadurch kam das Werdenberger Eigengut Heiligenberg an Fürstenberg. Der Mörder Felix Graf von Werdenberg und Heiligenberg war der Bruder dieses letzten Grafen Christoph, mit dem das Geschlecht im Mannesstamm erlosch.

Das Wappen dieser Linie Werdenberg-Trochtelfingen-Sigmaringen-Heiligenberg mit dieser Farbkombination fand durch die vorgenannte Ehe Eingang in das Fürstenbergische Wappen. Sigmaringen war jedoch ein Reichslehen, das kam nicht an das Haus Fürstenberg, sondern fiel heim und wurde neu an die Grafen von Zollern vergeben. Ebensowenig bekamen die Fürstenberger die Grafschaft Veringen (die hatten die Werdenberger als Pfandnehmer inne), die an Österreich heimfiel und auch 1535 an die Grafen von Zollern als Lehen (bis 1806) vergeben wurde. Friedrich Graf von Fürstenberg erhob zwar Anspruch auf das komplette Werdenberger Erbe, aber vergeblich, nur bei den Eigengütern war er erfolgreich. 1588 erging ein entsprechendes Urteil des Reichskammergerichts, aber dennoch stritten sich die Grafen bzw. ab 1623 Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen und das Haus Habsburg dauerhaft darüber, ob die Grafschaft Sigmaringen österreichisches Eigengut oder ein Reichslehen sei. Im Fürstenberger Wappen wurde die Heiligenberger Helmzier mit silbernem Brackenrumpf und mit Zickzackbalken auf dem Ohr übernommen.

Über dem beschriebenen Relief befindet sich ein späteres Wappen der Grafen von Hohenzollern-Sigmaringen; es ist nur aufgemalt und geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: Grafschaft Hohenzollern, silbern-schwarz geviert, Feld 2 Burggrafschaft Nürnberg, innerhalb eines rot-silbern (hier falsch rot-schwarz) gestückten Bordes in Gold ein schwarzer, rotgezungter Löwe, Feld 3: Grafschaft Sigmaringen, in Rot ein schreitender goldener Hirsch auf einem grünen Boden im Schildfuß, Herzschild: Reichserbkämmereramt, in Rot zwei schräggekreuzte, eigentlich goldene Zepter. Über der Kartusche schwebt ein hermelingestulpter Fürstenhut. Die Grafen von Hohenzollern-Sigmaringen, die 1575 Sigmaringen zur Residenzstadt machten, sind 1623 in den Fürstenstand erhoben worden. Dazu gehören drei gekrönte Helme, Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein aufrechtes goldenes Zepter (Lilienzepter, für das Reichserbkämmereramt), Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender, silbern-schwarz gevierter Brackenrumpf (Hohenzollern), Helm 3 (links): auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein rotes Hirschgeweih (Sigmaringen, richtiger wäre ein goldenes Hirschgeweih).

An dieser Stelle soll ausführlich auf das Feld für die Grafschaft Sigmaringen eingegangen werden, das je nach Umständen und Quelle sowohl mit einer roten als auch mit einer blauen Feldfarbe auftritt. Das fürstlich hohenzollernsche Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: FstM Seite: 89-95 Tafel: 200-211, Band: FstA Seite: 108 Tafel: 139, Band: Souv4 Seite: 27-28 Tafel: 24-27. Die dort genannten, erloschenen Truchsessen von Sigmaringen, angeblich die früheren Besitzer der Grafschaft, hatten als Feldfarbe Rot, und der goldene Hirsch war aufgerichtet (im Siebmacher noch mit goldener Bordierung des Schildes); auf dem ungekrönten Helm wurde der goldene Hirsch wachsend wiederholt. Nach dem Mayerfels'schen Wappenbuch ist es ein schreitender goldener Hirsch in rotem Feld mit goldener Bordierung. Die Verbindung zu den im Siebmacher genannten, anscheinend nirgendwo sonst auftauchenden Truchsessen von Sigmaringen ist jedoch völlig offen. Genauso gut könnte der Hirsch aus einer ganz anderen Quelle kommen, eine andere Theorie bringt ihn mit dem Grafen Gebhard von Sigmaringen-Peutengau (1247-1253) in Verbindung, den man den bayerischen Grafen von Hirschberg zurechnete, die aber die Farben umgekehrt verwendeten. Beide Theorien sind letztendlich nicht belegt. Die Grafen von Werdenberg nahmen kein Symbol für Sigmaringen in ihr Wappen auf. Als die Hohenzollern die Grafschaft übernahmen, wählten sie den Sigmaringer Hirsch, wo auch immer er seine Wurzeln hat, veränderten aber die Farbe von Rot zu Blau. Der erste, der das Motiv hätte führen können, war Graf Karl I., und der erste, der es am Sigmaringer Kirchturm tat, war sein Sohn Karl II. Der Hirsch war nicht mehr aufspringend, sondern schreitend, und der goldene oder grüne Dreiberg oder Boden kam hinzu. Der wachsende goldene Hirsch des Kleinods wurde auf sein Geweih reduziert, dessen Tinktur korrekterweise Gold sein müßte, aber in roter Farbgebung verwendet wurde. Im Alten Siebmacher von 1605 ist die Feldfarbe 2x blau.

Die Rückkehr zur ursprünglichen roten Feldfarbe erfolgte im 18. Jh.; in den beiden von Joseph Friedrich Ernst von Hohenzollern-Sigmaringen (24.5.1702-8.12.1769) ausgestatteten Kirchen, in der Sigmaringer Pfarrkirche St. Joseph und in der Schloßkirche St. Trinitatis in Haigerloch ist dieses Feld bereits rot und nicht mehr blau. Im Siebmacher Band: FstM Seite: 89-95 Tafel: 200-211 wird die blaue Feldfarbe jedoch für alle Wappen bis auf dasjenige von Carl Anton Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen angegeben, auch nach der Berghschen Erbschaft. Im Siebmacher Band: FstA Seite: 108 Tafel: 139 wird nur ein Wappen mit blauer Feldfarbe abgebildet. Der Befund vor Ort belegt aber, daß die Rückkehr zur roten Feldfarbe früher stattgefunden haben muß. Im Siebmacher Band: Souv4 Seite: 27-28 Tafel: 24-27 wird die blaue Feldfarbe bei der Darstellung des Wappens nach Jost Amman 1570 mit Blau angegeben, im fürstlichen Wappen der Hechinger Linie ist sie rot, und im geschichtlichen Gesamtwappen der Fürsten von Hohenzollern ebenfalls rot. In einem Deckenfeld des Eichstätter Mortuariums ist die Feldfarbe Rot, entstanden Anfang des 17. Jh. Nach Befund können wir sagen, daß das Bild in der Literatur extrem uneinheitlich ist und daß der Hirsch nach einer Lücke von über zweieinhalb Jahrhunderten 1535 als Wappenbild neu entdeckt wurde und stark verändert aufgenommen wurde, zunächst mit blauer Feldfarbe. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt, spätestens jedoch 1748 (Schloßkirche Haigerloch) ist die rote Feldfarbe wieder in Gebrauch, und der goldene Hirsch steht auf einem grünen Boden. Im Siebmacher wird hingegen die blaue Feldfarbe noch weit über diesen Zeitpunkt hinaus fortgeschrieben. Aber es scheint auch zu späterer Zeit immer wieder blaue Darstellungen gegeben zu haben, so zeigen ein Porzellanteller von ca. 1820 und eine bei Tiedemann 1842 erschienene Farblithographie des fürstlichen Wappens ein blaues Feld und einen grünen Boden. Es scheint also ein reges Hin- und Her gegeben zu haben, das selbst die Fachleute verwirrt hat, denn Maximilian Gritzner bildet noch 1894 in seiner Landes- und Wappenkunde der Brandenburgisch-Preußischen Monarchie das isolierte Wappen für die Grafschaft Sigmaringen mit blauem Feld ab. Jedenfalls führt die Fürstenfamilie auch heute das Feld in roter Farbe, so ist es auch an allen Hoflieferantenwappen in der Altstadt zu sehen.

Es nicht das einzige Feld, bei dem es zu einem Farbwechsel kam. Auch das Feld für das Reichserbkämmereramt war betroffen. Ganz klar ist hier die Feldfarbe Rot korrekt. Die Hechinger Linie änderte aber mal im 18. Jh. die Feldfarbe des entsprechenden Herzschildes in Blau, vermutlich, weil Kurbrandenburg sein goldenes Zepter in blauem Feld führt. Auch im Gatterer und Weigelschen Wappenkalender findet sich der Farbwechsel schon im 18. Jh.

Die Frage, ob Sigmaringen österreichisches Eigengut oder Reichslehen war, wurde endgültig erst 1805 geklärt, als Österreichs Lehenshoheit sowieso endete, ob sie nun bestand oder nicht. In diesem Jahr wurde Sigmaringen Landeshauptstadt des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen und Sitz eines Oberamts. 1849/1850 kam Sigmaringen an Preußen. 1925 wurde aus dem preußischen Oberamt der Landkreis Sigmaringen.

fürstlicher Marstall von Nordosten gesehen

 

Hohenzollern-Wappen am fürstlichen Marstall, silbern-schwarz geviert; ein Bügel der Krone fehlt.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.0877167,9.2162966,19z - https://www.google.de/maps/@48.087678,9.2162224,147m/data=!3m1!1e3
Sigmaringen auf Leo-BW:
https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/21342/Sigmaringen und zur Geschichte https://www.leo-bw.de/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/21356/Sigmaringen
Andreas von Sonnenberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_von_Sonnenberg
Grafschaft Werdenberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Werdenberg
Grafschaft Heiligenberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Heiligenberg
von Werdenberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Werdenberg_(Adelsgeschlecht)
Schloß Sigmaringen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Sigmaringen
Felix von Werdenberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Felix_von_Werdenberg
Hans Peter Seibold: Die Ermordung des Grafen Andreas von Sonnenberg im Donauried bei Hundersingen, in: Schwäbische Heimat, 62,  2011, 2, S. 157-164
Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern:
https://hohenzollern.com/
Geschichte des Schlosses:
https://hohenzollern-schloss.de/startseite/das-schloss/
Schloß Sigmaringen:
https://hohenzollern-schloss.de/
Die fürstliche Familie und ihre Geschichte:
https://hohenzollern.com/familie/
Schloß Sigmaringen auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Sigmaringen
Schloß Sigmaringen:
https://www.bodensee.de/ausflugsziele/schloss-sigmaringen
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 476-477
Nikola Hild, Katharina Hild: Schloß Sigmaringen - der Hohenzollernsitz im Donautal und die Residenzstadt, Tübingen, Silberburgverlag, 2008, ISBN 978-3-87407-777-4

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