Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2712
Gersfeld (Rhön, Landkreis Fulda, Hessen)

Oberes, Mittleres und Unteres Schloß sowie die Parkvilla in Gersfeld (Rhön)

Vier Schlösser auf einen Streich
Am Rande der Hohen Rhön liegt die Stadt Gersfeld im nach ihm benannten "Gersfelder Kessel", der im Mittelalter eine strategisch wichtige Stelle war. Die Bauten der ehemaligen Ortsherrschaft bilden einen Verbund von Gebäuden rings um den Schloßpark, der nördlich des an der Schloßstraße gelegenen Hauptzugangs an einem Hang nördlich des alten Ortskernes liegt. Wie in anderen Orten der Gegend (Tann, Schlitz, Buchenau etc.) hat sich auch in Gersfeld ein "Cluster" von mehreren Herrschaftssitzen in engster Nachbarschaft entwickelt. Das eng umrissene und von mächtigen Nachbarn umgebene Territorium der Familie ließ keine Expansion zu, und die geringe Größe auch keine Aufteilung, also sammelten sich die Herrensitze unterschiedlicher Zeiten und verschiedener Familienlinien am selben Ort, und der Herrschaftssitz wurde zur Ganerbschaft.

Die Ortsherren: die Herren von Schneeberg
Der älteste Herrensitz im Ort, das Obere Schloß, wurde von den ersten Gersfelder Ortsherren, den Herren von Schneeberg, errichtet. Zuvor hatte die 1286 erstmals urkundlich mit Albert und Reinhard von Sneberg auftretende Familie ihren Sitz auf der Schneeburg, die auf einem terrassenförmigen Ausläufer des Feldberges lag, eine Höhenburg in vergleichsweise unwirtlicher Lage. Wer heute die namengebende Burg Schneeberg sucht, nimmt von Gersfeld die B284 nach Obernhausen. In Obernhausen geht man zu Fuß oberhalb des Flusses Fulda in Richtung Sandberg ins Feld und biegt dann nach einiger Zeit nach links in den Wald ab. Nach ca. 5 min. kommt man zu den rechts des Waldweges gelegenen Spuren der einstmals strategisch wichtigen Spornburg. Es gibt von der ehemaligen Grenzburg gegen das Hochstift Würzburg nichts zu sehen außer Spuren im Gelände, je zwei halbkreisförmige Wälle und Gräben gegen die Bergseite; die geringen Fundamentreste auf der ca. 30 x 40 m messenden, ovalen Innenfläche, die 1943 ausgegraben wurden, hat der Wald wieder unter sich begraben. Zu sehen ist noch der Grabungsschnitt von 1943 quer durch die Burg.

Wegen der unwirtlichen Lage wurde die Stammburg zugunsten der neuen Wasserburg am Oberlauf der Fulda aufgegeben. Wann genau in Gersfeld eine erste Befestigung, eine Turmburg mit umgebendem Wassergraben, entstand, ist ungeklärt, sicher kann man vom 14. Jh. sprechen, denn 1350 erscheint "Geroldisfeld" als fuldisches Lehen der von Schneeberg, und damals war schon von einer bis dahin entstandenen Kemenate als Wohnbau die Rede, unter Vorbehalt entstand der Wohnturm als Keimzelle der Anlage bereits im 12. Jh. Gersfeld hatten die Herren von Schneeberg vom Stift Fulda zu Lehen, das Gersfeld und Umgebung seit 1059 besaß; konkret bekam Hans von Schneeberg das Burglehen vom Fürstabt Heinrich VI. von Hohenberg, und aus diesem Anlaß wird die Errichtung einer Kemenate erwähnt. Hier im Grenzbereich der Interessenssphären der rivalisierenden Hochstifte Würzburg und Fulda wurde das Burggut in Gersfeld als Ministerialensitz in den Konflikt zwischen den beiden Mächten hineingezogen. Die Herren von Schneeberg gerieten zwischen die Fronten. Unter dem Würzburger Fürstbischof Johann von Egloffstein wurde die Burg der Herren von Schneeberg 1402 und noch einmal 1406 erobert. Danach war die Burg im Besitz des Hochstifts Würzburg, nur die Burg, nicht aber der Wohnturm, der blieb bis zu seinem Abriß Besitz von Fulda. Die Burg und Ortsherrschaft wurden schließlich vom neuen Landesherrn, dem Hochstift Würzburg, an Heinrich von Ebersberg als Lehen übergeben, der auch als Amtmann eingesetzt wurde. Wilhelm von Schneeberg mußte als Unterlegener gezwungenermaßen 1435 seine Wasserburg an die Brüder Hans und Eccarius von Ebersberg verkaufen. Die Familie scheint 1558 mit Michael von Schneeberg ausgestorben zu sein, der hochfürstlich-hennebergischer Amtmann zu Münnerstadt war und Margarethe Truchseß von Wetzhausen geheiratet hatte. Die von Schneeberg hatten übrigens als Wappen ebenfalls die silberne Lilie in blauem Feld.

Die Ortsherren: die Herren von Ebersberg gen. Weyhers
Der Stammsitz der zum buchonischen Adel gehörenden von Ebersberg gen. Weyhers ist die im Wald südwestlich von Poppenhausen auf einem Phonolithkegel gelegene Ebersburg, ca. 6 km westnordwestlich von Gersfeld. Die weithin sichtbare Burg wurde im 12. oder 13. Jh. als Frontturmburg mit Buckelquadermauerwerk an den Kanten und mit quadratischem Bergfried erbaut, aber von Fulda bzw. dessen Abt Bertho III. von Mackenzell zerstört wegen der maßgeblichen Beteiligung von zwei Ebersbergern an dem Mord am Fürstabt Bertho II. von Leibolz im Jahre 1271. Die Mitverschwörer Albert und Heinrich von Ebersberg wurden in Frankfurt gerädert. Danach wurde die Burg bis Ende des 14. Jh. als Zweiturmburg wieder neu gebaut und um eine im Norden erweiterte, mit einem Rundturm verstärkte, polygonale Ringmauer und eine große, tiefergelegene Vorburg im Süden ergänzt. Der Bergfried bekam einen runden Aufsatz. Im Innenhof der Burg gab es zwei randständige Wohnbauten. 1396 wird die Burg erstmals urkundlich erwähnt, als der nachfolgende Fürstabt nachträglich die Erlaubnis zum Bau der Burg gab. Der Ebersberg gehörte dem Hochstift Fulda, und die Burg war ein Fuldaer Lehen, das sich die von Ebersberg in verschiedenen Linien und die von Steinau gen. Steinrück als Ganerben teilten. Im 15. und 16. Jh. splitterte der Besitz immer weiter auf. Im 16. Jh. wurde die Burg aufgegeben, u. a. machte sie die fehlende eigene Wasserversorgung zum dauerhaften Leben ungeeignet, außerdem war sie strategisch nicht mehr wichtig. 1533 wird die letzte Nutzung erwähnt, im Zusammenhang mit einem dort inhaftierten Gefangenen. 1664 versuchte man, die Gemäuer durch Einbau eines Fachwerkgebäudes wiederzubeleben. Der Versuch wurde nach wenigen Jahren aufgegeben, und die Burg verfiel. Die Ebersberger verkauften 1777 die nutzlos gewordene Ebersburg an das Hochstift Fulda. 1852-1854 wurde die Burg im Geiste der Zeit restauriert, dabei wurde einer der beiden Türme als Aussichtsturm hergerichtet. Zuletzt wurde die Ruine 1958-1962 restauriert.

Der Doppelname der Familie wurde in der ersten Hälfte des 14. Jh. gebräuchlich. Die heute abgegangene Wasserburg Weyhers im gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Ebersburg war ein zweiter Stammsitz der Familie. Eine dritte Burg in Besitz der Familie war Poppenhausen (ebenfalls 1271 zerstört und danach wiedererbaut, 1459 erneut durch eine Allianz des Klosters Fulda mit dem Bistum Würzburg und den Grafen von Henneberg zerstört), und nun kam Gersfeld hinzu, das im Gegensatz zu den anderen Burgen wesentlich komfortabler ausgebaut werden konnte. Die Herren von Ebersberg gen. Weyhers waren seit 1428 in Gersfeld ansässig. Die in drei Linien aufgespaltene Familie wird zu Lehnsnehmern des Bistums Würzburg und ist in Folge mit zahlreichen Mitgliedern im Würzburger Domkapitel vertreten. Bekannte und wichtige Vertreter der Familie sind Ludwig von Weyhers genannt von Ebersberg, Domdechant zu Würzburg und Propst von Wechterswinkel (gest. 1473), Johann Christoph von Ebersberg, Ritterhauptmann des Kantons Rhön-Werra 1652, und Johann Christoph von Ebersberg gen. von Weyhers, Ritterhauptmann des Kantons Rhön-Werra 1701. Fortan entwickelte sich Gersfeld zu ihrem Hauptsitz, und die Herren von Ebersberg bauten den Herrschaftssitz aus, machten die Burg zum Schloß und bauten schließlich weitere Schlösser innerhalb der Ganerbschaft. Sie blieben Besitzer der Herrschaft und der Burgen bis zu ihrem Erlöschen. 1656 wurde die Herrschaft Gersfeld nach einem Vertrag zwischen dem Abt von Fulda und der buchonischen Ritterschaft in die Reichsunmittelbarkeit entlassen.

Die Ortsherren: die Grafen von Montjoye
Der letzte Ebersberger der für Gersfeld relevanten Mittleren Linie war Amand Ernst Philipp von Ebersberg gen. von Weyhers und Leyen (1747-). Dessen Tochter Maria Louise von Ebersberg gen. von Weyhers und Leyen heiratete am 27.10.1785 den französischen Grafen Johann Wilhelm von Montjoye und de la Roche (1747-), der sich eingedeutscht Graf Fro(h)berg nannte. Er erbte über seine Frau die Gersfelder Güter und Schlösser. Die ehemaligen Güter der von Leyen wurden verkauft. Die andere Linie der von Ebersberg wurde finanziell abgefunden, bzw. ihr Anteil an der Herrschaft wurde abgekauft. Sowohl die würzburgischen als auch die fuldischen Lehen waren Kunkellehen, in denen auch Frauen erbberechtigt waren, so konnten die Grafen von Montjoye diese übernehmen. Es folgte als Besitzer der Sohn aus dieser Ehe, Ernst Heinrich Fidel Graf von Montjoye (-1855), vermählt 1832 mit Gräfin Laurence d'Ambrogeac. Dann folgte deren Sohn nach, Ludwig von Thuillières Graf von Montjoye und de la Roche (1834-), Freiherr von St. Hippolite, Maiche und Franche Montagne en Bourgogne, vermählt 1857 mit Anna Groß von Trockau. Danach folgte deren Sohn, der k. k. Rittmeister Graf Carl von Montjoye, der Gersfeld 1903 verkaufte. Von dieser Familie gibt es keine heraldischen Hinterlassenschaften im Ort. 1816 fiel Gersfeld an das Königreich Bayern, 1866 an Preußen.

Die Linie des Oberen Schlosses der Ebersberger bestand noch ein wenig länger als die andere Linie. Nach dem Aussterben der Mittleren Linie war sie finanziell abgefunden worden. Der Letzte dieser Linie war Gustav Alexander Freiherr von Ebersberg gen. Weyhers (-13.9.1847), Generallieutenant und Generaladjutant des Großherzogs von Hessen.

Auszug aus der Genealogie der Grafen von Montjoye:

Die Ortsherren: die von Waldthausen
Seit 1903 befinden sich alle vier Schlösser durch Kauf in Besitz der Familie von Waldthausen. Bei dieser Familie handelt es sich um Essener Industrieadel, der ursprünglich aus dem Raum Hameln kam und dort zum Stadtpatriziat gehörte. Wollhandel, Kohle und Stahl sowie Bankgeschäfte machten die in der Entwicklung des Wirtschaftslebens im rheinisch-westfälischen Industriegebiet engagierte Familie so wohlhabend, daß sie zu Beginn des 20. Jh., zu den reichsten Familien des Deutschen Kaiserreichs gehörten. Die Familie erfuhr 1556 und 1569 Erhebungen in den Adelsstand. Andere Teile der Familie erlangten am 6.1.1887 und 1904 preußische Adelsbestätigungen. Der Käufer war Bruno von Waldthausen (11.4.1862-18.6.1926). Die Genealogie der Familie wird unten bei der Parkvilla erläutert. Auch heute noch befinden sich alle vier Schlösser in Privateigentum der Familie und werden unterschiedlichst genutzt; sie können deshalb nur außen, nicht aber innen besichtigt werden.

Der Parkzugang
Der Hauptzugang zum Park liegt im Süden. Die Mauer springt hier zurück; die beiden zurückgesetzten inneren Torpfosten, die die schmiedeeisernen Torflügel tragen, werden mit Kugelaufsätzen auf eingebogenen pyramidalen Sockeln über mächtigen Kämpfern geschmückt. Bereits die beiden äußeren Torpfosten des Parkzugangs, gegenüber der Einmündung der Justus-Schneider-Straße gelegen, tragen die ersten Wappen. Optisch links sehen wir das Wappen des Ehemannes, rechts dasjenige der Ehefrau.

Es fällt auf, daß der Ehemann sein Wappen mit dem der Ehefrau geviert hat. Ernst Friedrich von Ebersberg gen. Weyhers (1687-1762) selbst führt das Wappen der von Ebersberg gen. Weyhers, in Blau eine silberne Lilie. Seine Ehefrau war Anna Philippina Amalia von Leyen, Tochter des Freiherrn Johann Eberhard von Leyen, kaiserlicher General-Feldzeugmeister, und dessen Frau, Isabella Antonetta Freifrau von der Leyen. Vorsicht, es handelt sich um unterschiedliche Familien. Die hier zutreffende Familie von Leyen (ohne "der") führte in Schwarz einen silbernen Sparren, begleitet von 3 (2:1), 3 (2:1) und 4 (1:2:1) goldenen Schindeln. Hier sind die Schindeln aus ästhetischen Gründen auf eine Ecke gestellt, so daß sie wie Rauten wirken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-silbernen Decken eine silberne Kugel, besteckt mit einem Hahnenbusch. Statt dessen wird hier nur eine Laubkrone über dem beidseitig konkav eingebogenen Schild dargestellt.

 

Denn es gibt im Raum Rhein/Mosel mehrere wappenführende Familien mit Namen "Leyen". Die Familie der Ehefrau kommt von der Burg Leyen bei Bingen an der Nahe. Der Name "Ley" bedeutet einfach Felsen. Das Schildbild der von Leyen ist relativ großen Veränderungen unterworfen, konstant ist nur der Sparren. Emericho führte 1345 im linken Obereck einen Pfeil. Philipp führte 1346 im linken Obereck einen Strahl, Henne 1393 im rechten Obereck. Enolf führte 1393 eine Glevenspitze im rechten Obereck, und Jörge wiederum einen Stern im linken Obereck, alles unterscheidende Zeichen. Ulrich und Philipp schließlich führten das hier beschriebene und abgebildete Wappen und die beschriebene Helmzier. Vier Brüder wurden 1670 in den Freiherrenstand erhoben. Bei der Erhebung in den Freiherrenstand wurde das Wappen vermehrt, dabei wurde das Stammwappen (wie hier beschrieben) zum Herzschild auf einem wie folgt gevierten Hauptschild: Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer Adler, Feld 2 und 3: in Schwarz ein goldener Löwe. 1732 starb die Familie aus. Weitere bauplastische Wappen der Familie lassen sich in der Karmeliterkirche in Boppard an der Grabplatte des Wilhelm von Schwalbach (gest. 1483) und seiner Frau Anna von Leyen (gest. 1483) sowie am Schlößlein Sachsenflur auf einem Allianzwappen von Eberhard von Stetten (gest. 11.9.1583) und Margaretha von Leyen (gest. 5.11.1589) finden. Die Mutter der Ehefrau des Ernst Friedrich von Ebersberg gen. Weyhers hingegen war eine von der Leyen, mit dem silbernen Pfahl in blauem Feld als Wappen.

 

Auszug aus der Genealogie der Familie, im wesentlichen nach Humbracht:

Der kurmainzische Kämmerer und Oberst Ernst Friedrich von Ebersberg kam jedenfalls durch die Heirat dieser Erbtochter zu den Gütern des Schwiegervaters und zu viel Geld. Anna Philippina Amalia von Leyen brachte ihm außerdem Anteile an den Ganerbschaften Bechtolsheim und Mommenheim ein. Noch mehr Geld bekam er durch den Verkauf des seit dem Mittelalter in Familienbesitz befindlichen Gerichtsstands Lütter vor der Hard (bestehend aus den Orten Weyhers, Ebersberg, Oberlütter, Lütter etc) an das Hochstift Fulda, was ihm noch einmal 85000 fl. einbrachte. So konnte er nicht nur die bestehenden Schlösser renovieren, sondern auch das Untere Schloß neu bauen und den Park und die Begrenzungsmauer neu anlegen lassen. Er wurde dank seines Vermögens einer der umtriebigsten Bauherren im Ort. 1734 wurde er in den Reichsfreiherrenstand erhoben, wobei er die Erlaubnis bekam, Namen und Wappen der Ehefrau mit den seinigen zu kombinieren. Fortan nannte er sich Ernst Friedrich von Ebersberg genannt von Weyhers und Leyen. Die Wappenbesserung und die Namensvereinigung wurde am 8.10.1733 zu Wien genehmigt. In dieser kombinierten Form ist das Wappen in der Gersfelder Kirche auch ganz oben an der Orgel angebracht, zeitlich müßte das aber zu Amand Ernst Philipp von Ebersberg gen. von Weyhers und Leyen gehören, dem Enkel des Erbauers des Parkportals und des Unteren Schlosses.

Auszug aus der Genealogie der Familie, im wesentlichen nach zwei Ahnenproben (teilweise in Widerspruch zu Biedermann, wobei den Ahnenproben auf jeden Fall mehr Glaubwürdigkeit zuzumessen ist)

Das Untere Schloß
Wendet man sich hinter dem Tor am ovalen Wasserbassin vorbei nach links, kommt man zum ersten von insgesamt vier Schlössern. Im Südwesten des Schloßparks liegt das Barockschloß, das auch Unteres Schloß oder Gelbes Schloß genannt wird. Der achsensymmetrische Putzbau wurde 1740 erbaut und ersetzte ältere Wohngebäude an dieser Stelle. Der Bauherr war Ernst Friedrich von Ebersberg genannt Weyhers und Leyen, dessen Geldquellen im vorigen Abschnitt erläutert wurden. Deshalb konnte er sich den Schloßneubau leisten. Ein horizontales Natursteingesims über dem Erdgeschoß, Ecklisenen sowie Natursteinlisenen, die die drei mittleren Achsen des insgesamt elfachsigen Baus hervorheben, gliedern die Fassade. Eine elegante Steintreppe führt zum Portal an der Ostseite. Auch wenn das Gebäude von außen schlicht wirkt, ist es innen prachtvoll im Stil des späten Barocks ausgestattet. Eine dreiflügelige Steintreppe führt nach oben, wo im Obergeschoß ein Festsaal mit qualitätvollen fränkisch-würzburger Rokoko-Stukkaturen aus der Zeit um 1740 und zwei Porzellanöfen existiert. Die Stuckarbeiten besitzen eine stilistische Nähe zu den Arbeiten des Würzburger Hofstukkateurs Antonio Guiseppe Bossi. Beim Bau des Schlosses wurde auch der Park, der den Bau mit dem mittleren Schloß verbindet, angelegt. Die Familie der von Ebersberg lebte hier bis 1783. Nach einer 1996-2000 erfolgten Renovierung und einer erneuten, durch den heutigen Eigentümer, Constantin von Waldthausen aus Hannover und Betriebsleiter der Klosterforsten, mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz durchgeführten Sanierung des Schieferdaches 2013-2014 präsentiert es sich heute in Bestzustand. Das schmucke, über einem hohen Natursteinsockel dreistöckige Gebäude mit einem hohen, gaubenbesetzten Mansarddach wird für Wohn-, Büro- und Veranstaltungszwecke genutzt, z. B. von der HOWA Catering- und Event-Agentur.

Der Sohn des Erbauers, Ernst Friedrich von Ebersberg genannt zu Weyhers, war Hugo Joseph Carl von Ebersberg genannt Weyhers und Leyen (1724-1755). Er trat in den 1740er Jahren zum Katholizismus über, nachdem die komplette Familie fast 200 Jahre lang, seit Otto Heinrich von Ebersberg, protestantisch gewesen war. Er zog seinen Vater mit und schließlich konvertierte die gesamte Linie "Unteres Schloß" zum Katholizismus. Vielleicht spielte auch die Heiratsverbindung und das Erbe der von Leyen, einer katholischen Familie des Rheintales, eine Rolle. Der bisherige Gartensaal im Parterre des Schlosses wurde daraufhin zur Kapelle umgebaut; für die Gottesdienste holte man einen Benediktinermönch aus Fulda. Die anderen Linien und die Pfarrkirche blieben evangelisch, und die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung blieb es ebenfalls, auch wenn die wachsende katholische Gemeinde ab 1752 einen fest angestellten Schloßkaplan erforderte, deren erster Karl Friedrich Bott war, gefolgt von Konrad Burchard (1753), Johann Michael Heim (1754-1760), Johann Adam Schwarz (1760), Franz Adolf Gemming (1762-1767), Melchior Laudenbach (1767-1769), Franz Peter Körber (1769-1776), Johann Christoph Schell (um 1790), Adam Valentin Römisch (um 1804) und schließlich P. Richard Joachim Ocarm. Danach wurde Gersfeld 1821 eine Vikarie und 1853 eine katholische Pfarrei.

Das Bauherrenehepaar hatte neben Hugo Joseph Carl noch einen weiteren Sohn, Franz Eberhard Christoph von Ebersberg gen. Weyhers und Leyen, sowie eine Tochter, Maria Anna Rosina Karoline von Ebersberg (-16.7.1743), welche am 16.4.1743 den Architekten und Reichsfreiherrn Anselm Franz von Ritter zu Groenesteyn (15.9.1692-31.5.1765) heiratete. Sie war seine zweite Ehefrau, nach Maria Anna Gräfin von Eltz-Kempenich und vor Ehefrau Nr. 3, Eleonora Franziska Freiin von Riedt zu Heddersheim. Die Ehe währte nur kurz, weil Maria Anna Rosina Karoline bald nach der Hochzeit verstarb.

Es gibt außen keine heraldischen Spuren der Erbauer, wohl aber über dem Eingang ein nach 1903 angebrachtes metallenes Wappen der von Waldthausen, das eine andere Form hat als an der Parkvilla (s. u.). Das Wappen der von Waldthausen zeigt eine dreitürmige Burg, gehalten von zwei Löwen und überhöht von drei Sternen nebeneinander (Siebmacher Han, S. 35, T. 36; PrE, S. 179, T. 155). Ein korrespondierendes Wappen mit Farben ist in der Gersfelder Kirche als Glasfenster zu sehen, Dr. iur. Bruno von Waldthausen (-18.6.1926) zugeordnet, welcher 1903 den ganzen herrschaftlichen Besitz mit den drei Schlössern und reichen Ländereien von den Grafen Montjoye-Frohberg erwarb: In blau-golden gespaltenem Schild über einem grünen Boden eine rote, dreitürmige Burg mit Tor, von zwei einwärts aufspringenden Löwen gehalten, der rechte golden, der linke blau, oben begleitet von drei balkenweise gestellten, sechszackigen Sternen in verwechselten Farben, auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-goldenen und links blau-goldenen Decken ein wachsender wilder Mann, um Hüfte und Stirn mit grünem Laub bekränzt, mit der Rechten ein Horn zum Blasen an den Mund setzend, mit der Linken eine ausgerissene, naturfarbene Tanne schulternd, zwischen einem rechts rot-golden, links rot-blau geteilten Paar Büffelhörner, in den Mündungen mit grünen Tannenreisern besteckt. 1903 erwarb Dr. Bruno von Waldthausen alle drei Schlösser und ließ den Park im Stil englischer Landschaftsgärten erweitern. Bruno von Waldthausen sorgte im Ort für wirtschaftlichen Aufschwung, war mit einer Brauerei, einem Sägewerk und einem Basaltwerk der größte Arbeitgeber in Gersfeld und baute das erste Elektrizitätswerk. Er engagierte sich 1914-1918 während des Ersten Weltkrieges als stellvertretender Gersfelder Landrat sehr für das Wohl der Bürger. Er wurde später zum Gersfelder Ehrenbürger ernannt. Ein weiteres solches Wappen ist übrigens an einer Grabplatte in der Stadtkirche Schlitz zu sehen.

 

Unteres Schloß, Wappen der von Waldthausen, Aufnahme während der Einrüstung 2013.

Das Obere Schloß
Im Südosten des Schloßparks bilden zwei in enger Nachbarschaft zueinander stehende Schlösser eine Vierflügelanlage um einen Innenhof. Einerseits wirken alle Gebäude dieser Baugruppe wenig schloßartig, sondern heruntergekommen und dringend renovierungsbedürftig, andererseits sind es die ältesten Herrschaftsgebäude im Ort, die die meisten Wappen tragen. Im Gegensatz zum Unteren Schloß und zur Parkvilla bilden Oberes Schloß und Mittleres Schloß eine baulich eng benachbarte Gruppe. Genau besehen entstand aus der Burg zunächst unter Beibehaltung des Wohnturmes das Obere Schloß, dann wurde auf der Schloßinsel in den Baubestand hinein das Mittlere Schloß hinzugebaut, dann wurde der Wohnturm in der Mitte zwischen beiden Schlössern abgerissen. Die rechteckige Gesamtanlage ist damit so aufzuteilen, daß in der Südostecke entlang der Südbegrenzung der einstigen Schloßinsel das Herrenhaus des Oberen Schlosses liegt, während die Westseite der ehemaligen Schloßinsel vom Mittleren Schloß eingenommen wird. Alle sind jedoch durch mit Toren versehenen Mauern und mit Nebengebäuden miteinander zu einem Gesamtkomplex verbunden.

Das zweistöckige und mit einem Satteldach versehene Obere Schloß (Schloßstraße 7) ist die älteste Anlage; sie geht auf die mittelalterliche Wasserburg der Herren von Schneeberg zurück, erhielt aber ihr heutiges Aussehen im wesentlichen in der Zeit von 1486 bis 1493, als die Burg zum Schloß umgebaut wurde. Wie eingangs erwähnt, liegen die Anfänge in einem fuldischen Lehen. Die erste Burg wurde noch von den Herren von Schneeberg errichtet, nachdem sie ihre Stammburg, die Schneeburg, aufgegeben hatten und ins Tal zogen. Vermutlich verwendete man sogar Baumaterial von der aufgegebenen Schneeburg. Diese erste Burg muß man sich als Wohnturm mit Wällen und Wassergräben vorstellen. Der Wohnturm wurde später bis zu einer Höhe von sechs Stockwerken ausgebaut. Eine Kemenate entstand als Wohnquartier der Herren von Schneeberg im 14. Jh. Durch den hier zwischen Würzburg und Fulda ausgetragenen Interessenskonflikt wurde die Burg von Würzburg eingenommen und mußte daraufhin 1435 von Wilhelm von Schneeberg an die Brüder Hans und Eccarius von Ebersberg gen. Weyhers verkauft werden, den von Würzburg eingesetzten neuen Ortsherren. Verkauft wurden aber nur die Wehranlagen und die Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Der Wohnturm blieb jedoch bis zu seinem Abriß im 19. Jh. im Besitz des Hochstifts Fulda und stand als Fremdbesitz bis zuletzt mitten im Hof der beiden Schlösser. Auf die alte Kemenate der Herren von Schneeberg geht aber nur der Westteil des Gebäudes des Oberen Schlosses zurück. Als die Herren von Ebersberg den Besitz zwischen zwei Brüdern aufteilten, wurde 1486-1493 der Ostteil angebaut. Der Teil, an dem sich die Wappensteine befinden, bildet den Südostbereich der den Innenhof umschließenden Bebauung und war das eigentliche Herrenhaus der Anlage.

Direkt parallel zu dem Gebäude führt der Fußweg durch ein kleines Rundbogentor nach Osten zum Schloßplatz, über dem ein moderner Wappenstein mit dem Wappen der von Ebersberg gen. Weyhers angebracht ist (Abb. links unten). Früher führte hier eine Zugbrücke über den Schloßweiher, und hier im östlichen Vorfeld lagen jenseits des Wassergrabens früher rings um den Vorhof die Scheune, das Bleichhaus und das Fischhäuslein im Norden, die Rinderställe im Osten und der Ochsenstall, die Gerste- und Hopfendarre, das Brauhaus, die Mühle an einem Fulda-Arm und die Schweineställe im Südosten. Die Nord- und Ostseite der Bebauung der quadratischen Schloßinsel wird durch Wirtschaftsgebäude gebildet, Keller und Gesindewohnungen im Norden, überbaute Pferdestallungen im Osten. Eine zweite Zugbrücke führte nach Westen in den Bereich des heutigen Parks, wo noch weitere Scheunen, Viehställe, ein Waschhaus und Wohnhäuser sowie ein Lusthäuschen lagen. Im Südosten des Oberen Schlosses kann man den ehemaligen Wassergraben im Gelände noch deutlich erkennen.

 

Zum Hof hin, also auf der Nordseite des Gebäudes, gibt es zwei gleich gestaltete Rundbogenportale (Abb. oben rechts), von denen das linke am Bogen mit einem, das rechte mit zwei Wappenschilden belegt ist. Heute befinden sich in beiden Portalen wieder hölzerne Türen; zeitweise war, wie alte Aufnahmen zeigen, das linke Portal bis auf das Oberlicht vermauert. Wie das breite, schräg geschnittene Fenster über dem rechten Portal zeigt, befindet sich dahinter die in den ersten Stock führende Treppe, eine Wendeltreppe mit linksläufiger Spindel. Am Sockel der Spindel sind noch schöne gotisierende Ornamente erhalten. Der völlig in das Gebäude integrierte Treppenturm tritt von außen her nicht in Erscheinung. Beide Portale sind mit gleichen Profilen versehen. Die seitlichen Gewände besitzen jeweils eine oben mit einem Kämpfer abgeschlossene Eck-Nische. Der Rundbogen wird jeweils aus einem Rundstab und drei Abtreppungen gebildet.

linker Torbogen mit dem einzelnen Wappen

linker Torbogen mit dem einzelnen Wappen

rechter Torbogen mit den beiden Wappenschilden

Ebersberg-Wappen am rechten Torbogen

Schrimpf-Wappen am rechten Torbogen

An den Rundbögen ist links nur der einzelne Wappenschild der von Ebersberg angebracht, rechts aber ein Doppelwappen mit einem Ebersberg-Schild und einem Schild der von Schrimpf bzw. der von Berg genannt Schrimpf, in Blau ein in zwei Reihen silbern-rot geschachter Balken. Diese Wappen müssen eine Generation vor dem nachfolgenden Wappenstein entstanden sein, was die Portale in die zweite Hälfte des 16. Jh. datiert.

Über dem linken Rundbogenportal ist eine aufwendigere rechteckige und rotgrundige Wappentafel aus dem Jahr 1605 eingelassen. Ob sie sich am Ursprungsort befindet oder nachträglich hier eingebaut wurde, ist unbekannt. Es ist unklar, warum die Tafel über dem ins Erdgeschoß führenden Eingang und nicht über dem Treppenturmeingang angebracht ist, durch den man in die "besseren" oberen Räume gelangt. Auf dem unteren Rand werden die Wappen inschriftlich zugeordnet: "von Ebersberg gnant von weyhers geborne von Aldenstein". In der Fläche ist zu lesen: "Ein Hertz von Reuw und leid gekrenckt, / Mit Christi Teurem blut besprengt, / Des glaubens lieb und gute vorsatz, / Ist Gott ein angenehmer Schatz, / Anno 1605 Ist di(e)s(es) haus mit / Gottes Hilff erbaut, Und ihme / Jeder Zeit in seinen Schutz / (an)vert(r)aut". Das Wappen auf der heraldisch rechten Seite ist dasjenige der von Ebersberg gen. Weyhers, in Blau eine silberne Lilie, auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein blauer, beiderseits mit einer silbernen Lilie belegter Flug (Siebmacher Band: BayA3 Seite: 138 Tafel: 94, Rahrbach S. 48-50, Zobel Tafel 367, Schöler S. 40, T. 44 etc.). Das Berliner Wappenbuch bildet übrigens eine bauplastisch nicht bestätigte Variante des Kleinods ab, auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken eine silberne Lilie zwischen einem blauen Flug.

Das Wappen auf der anderen Seite für die Ehefrau ist das der vom Stein zum Altenstein, in Rot drei (2:1) silberne Streithämmer, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein Paar roter Büffelhörner mit silbernem Kamm (Siebmacher Band: ThüA Seite: 85 Tafel: 67, Band: Pr Seite: 66 Tafel: 85, Otto Hupp, Münchener Kalender 1934, Rahrbach S. 245-247, Schöler S. 101, T. 145 etc.). Diese Familie saß auf einer der größten Burgen in Franken, auf dem Altenstein bei Ebern. Die Burg ging vom Hochstift Würzburg zu Lehen. Das Geschlecht bewohnte sie auch noch nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg. Erst 1703 siedelte die Familie in das neu erbaute Schloß Pfaffendorf über. Seit 1875 ist das Geschlecht erloschen.

Es gibt mehrere Verbindungen zwischen beiden Familien. Otto Heinrich von Ebersberg gen. Weyers (1553-1621) heiratete Helena vom Stein zum Altenstein als zweite Ehefrau. Biedermann gibt das Jahr 1609 für die Eheschließung an, was nicht stimmen kann, sie müssen früher geheiratet haben, sonst wäre dieses Ehewappen nicht möglich. Denn das zweite Paar kommt zeitlich nicht in Frage: Johann Conrad von Ebersberg gen. Weyers, geboren nach 1573, hatte in erster Ehe Cordula von Stein zu Altenstein (1583-1614) geheiratet. Er kann aber nicht Bauherr des Oberen Schlosses sein, weil er das Erbe erst 1621 angetreten haben konnte. Deshalb ist der Bauherr der eingangs genannte Otto Heinrich von Ebersberg gen. Weyers, mit dem diese Linie erlosch. Was diese Zuordnung erhärtet, ist der Gedenkstein in der Pfarrkirche aus dem Jahre 1608 mit den drei Wappen für ihn selbst und für seine beiden Ehefrauen (Truchseß von Wetzhausen und Stein vom Altenstein) und fast exakt dem gleichen Spruch: "Ein Hertz von Reuw und leidt gekrenckt, / Mit Christi Teurem blut besprengt, Otto Heinerich vom Ebersberg / gnant von weyhers / Bring ich meinem Herrn Jhesu zu / schlaff drumb alhie in guter Ruh".

 

Während also die Wappen an den Portalen zu Christoph (Christopher) von Ebersberg gen. Weyhers (-1562) und seiner Frau Kunigunde von Schrimpf zuzuordnen sind, gehört die große Wappentafel mit den beiden Vollwappen zu seinem Sohn Otto Heinrich von Ebersberg gen. Weyhers (8.3.1553-21.4.1621) und dessen Frau Helena vom Stein zum Altenstein. Das heißt aber auch, daß wir entgegen der Literatur den großen Umbau des Herrenhauses nicht in der Bauphase 1605-1608 haben, sondern dieser bereits unter den Eltern von Otto Heinrich stattgefunden haben muß, daß also die Bauphase, in der die große Wappentafel entstanden ist, von ersterer abzutrennen ist und daß der große Umbau des Oberen Schlosses etwa zeitgleich mit dem Bau des Mittleren Schlosses zu datieren ist, wodurch das Obere Schloß eine Generation älter ist als gemeinhin beschrieben wird. Es heißt aber auch, daß Christoph von Ebersberg an beiden Schlössern Bautätigkeit entfaltet hat und daß der Grund für den Neubau des Mittleren Schlosses keine erneute Realteilung des Besitzes war, sondern Platz- und Repräsentationsbedürfnis.

Ausschnitt aus der Genealogie der Familie (im wesentlichen nach Biedermann, vorbehaltlich der üblichen Vorsicht bei dieser Quelle):

Das Mittlere Schloß
Das dreistöckige Mittlere Schloß (Schloßstraße 5), ein unregelmäßiger Massivbau, entstand 1560 und ist damit die zweitälteste Anlage des Gersfelder Schlösser-Clusters. Es bildet den größten Teil der Parkseite des Ensembles. Die quadratische Schloßinsel hatte hier auf dieser Weite nur eine Wehrmauer und einfache Wirtschaftsgebäude. Nun wurde zwischen dem Westrand der Schloßinsel und dem fuldischen Wohnturm ein in Nord-Süd-Richtung über die ganze Breite der Insel reichender Neubau eingebaut, mit seiner Rückseite hart an den Wohnturm heranreichend. Der Bauherr war Christoph von Ebersberg gen. Weyhers, unter dem die Herrschaft 1537 protestantisch wurde. Neben den Wohnungen für die Ebersberger hatte hier auch der Amtmann seinen Sitz; außerdem gab es noch eine Schloßkapelle im Inneren. Lange Zeit diente das dreistöckige Gebäude mit Walmdach auch als Herrschaftsgericht und Gefängnis. Die guten Zeiten sind lange vorbei: Wenn nicht das bessere Wissen da wäre, wäre man als Besucher wenig eingenommen vom zweifelhaften Charme einer heruntergewirtschafteten Immobilie. Eine Mauer mit Tor verbindet das Gebäude an der südlichen Schmalseite mit dem Oberen Schloß. Östlich des Mittleren Schlosses stand bis zu seinem sukzessiven Abriß im Jahre 1810 und noch einmal im Jahre 1884 der baufällig gewordene sechsgeschossige Wohnturm, der seine Wurzeln noch in der ersten Burg hatte; die Raumsituation im Hof war also bis dahin noch beengter als es ohnehin erscheint. Heute sind keinerlei Spuren an seinem einstigen Standort zu erkennen; er stand einmal mit ziemlich knapp bemessenem Zwischenraum an der hofseitigen Rückseite des Mittleren Schlosses.

Der zum Schloßpark hin ausgerichtete Eingang, ein Portal des 19. Jh., trägt einen bauzeitlichen, auf das Jahr 1560 datierten Wappenstein. Dehio gibt als Baujahr 1607 an, das kann am Bau jedoch keine Bestätigung finden und ist vermutlich eine Verwechslung mit Nebengebäuden. Das Allianzwappen zeigt heraldisch rechts das Wappen der von Ebersberg gen. Weyhers (in Blau eine silberne Lilie, , auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein blauer, beiderseits mit einer silbernen Lilie belegter Flug) und auf der anderen Seite das bei Großmann als "rechts nicht identifiziert, eventuell Geysa, Sturm, Altkreis Fulda, 1989, S. 299)" verzeichnete Wappen, das als dasjenige der von Schrimpf bzw. von Berg gen. Schrimpf identifiziert werden kann, das bereits am Oberen Schloß als Schild am rechten Portalbogen zu sehen war, nun als Vollwappen: in Blau ein in zwei Reihen silbern-rot geschachter Balken, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein wie der Schild bez. Paar Büffelhörner. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: SaAE Seite: 20 Tafel: 15, Band: ThüA Seite: 44 Tafel: 34 und bei Schöler, Familienwappen S. 31, Tafel 13. Rietstap listet es wie folgt: "D'azur à la fasce échiquetée d'argent et de gueules. Casque couronné. Cimier deux proboscides aux armes de l'écu. Lambrequin d'argent et d'azur".

Der Wappenstein kann damit Christoph (Christopher) von Ebersberg gen. Weyhers (-1562) zu Gersfeld zugeordnet werden, der vermählt war mit Kunigunde von Schrimpf (von Berg gen. Schrimpf) zu Schwarzenau, der Tochter von Cunz Schrimpf von und zu Schwarzenau und Sibylla von Steinau gen. Steinrück. Ein Fragment seines Epitaphs mit der Inschrift ist in der ev. Pfarrkirche Gersfeld zu finden, aber fälschlicherweise kombiniert mit der Figurenzone eines anderen Epitaphs mit unpassender Ahnenprobe. Er gehört ebenfalls zur kurzlebigen Balthasarischen Nebenlinie der Familie zu Gersfeld und war der Vater des Otto Heinrich von Ebersberg gen. Weyhers (8.3.1553-21.4.1621), dessen Ehewappen am Oberen Schloß angebracht ist.

Die gleiche Wappenkombination ist am Torbogen in der Verbindungsmauer zwischen Mittlerem und Oberem Schloß angebracht.

Aus der Renaissance stammen noch je ein mit Falz und Kehle profiliertes Renaissancefenster im ersten und zweiten Obergeschoß. Im 19. Jh. erfuhr das Mittlere Schloß einen weitgehender Umbau und eine Erneuerung. Im Mittleren Schloß liegt heute die Praxis von Dr. med. Martin Freiherr von Rosen, Internist und Naturheilkundler. Auch diese Familie ist wappenführend, in Gold drei (2:1) rote, golden bebutzte und grün bespitzte Rosen, auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken sechs naturfarbene Pfauenfedern (ein Pfauenfederbusch), an welche beiderseits ein silbernes Hermelin hinaufläuft (Siebmacher Band: Els Seite: 19 Tafel: 23). Das Wappen ist auf dem Praxisschild zu sehen.

ein weiterer Wappenstein mit dem Wappen der von Ebersberg gen. Weyhers

Ein Wappen der von Waldthausen ist über dem Torbogen in der Verbindungsmauer zwischen Mittlerem und Oberem Schloß angebracht. Die Tafel ist auf das Jahr 1905 datiert und "v. W." bezeichnet. Erläuterungen bei der Parkvilla.

Die Parkvilla
Der jüngste herrschaftliche Sitz ist die im oberen, nördlichen Teil des Schloßparks gelegene, im Jugendstil erbaute Parkvilla. Sie wurde erst 1908 erbaut, als die Gersfelder Besitzungen schon von der Familie von Ebersberg gen. Weyhers an die Familie von Waldthausen übergegangen war. Der Architekt der Villa war Claus Mehs aus Frankfurt; der Bauherr war Dr. iur. Bruno von Waldthausen (11.4.1862-18.6.1926). Hier wohnten die vier Kinder seines Bruders Oskar von Waldthausen (27.4.1854-22.11.1906), die früh verwaist waren. Die Villa wurde im Zweiten Weltkrieg von der Deutschen Wehrmacht beschlagnahmt und in ein Lazarett verwandelt. Seitdem wurde sie als Krankenhaus genutzt, auch wenn die Träger häufig wechselten. Der Wehrmacht folgten amerikanische Besatzungstruppen, danach pachtete das Deutsche Rote Kreuz Hessen das Gebäude und führte hier ein Krankenhaus. Der Arzt Dr. Eigler übernahm die Klinik im Jahr 1949. Zehn Jahre später übernahm Dr. Lothar Siegmund als Nachfolger alles. 1968 erbaute dieser gleich daneben ein neues Krankenhaus. Dann konnte die Parkvilla grundlegend renoviert werden, um ab 1970 als Bettenhaus für die Klinik zu dienen. In dem östlich gelegenen Neubau hat heute die ACURA Rhön Klinik Gersfeld ihren Sitz, eine Fachklinik für Orthopädische Rehabilitation und verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation. Die Parkvilla, bis heute noch im Eigentum der Familie von Waldthausen, ging seit 1980 eigene Wege. Seit 1981 wird sie von Dr. med. Jürgen Freiherr von Rosen und seit 2006 von Dr. med. Martin Freiherr von Rosen als Schloßpark-Klinik für Naturgemäße Biologische Gesamtmedizin in Kombination mit den klassischen Behandlungsmethoden genutzt.

Das an der Südfassade der Parkvilla im Giebel über den obersten vier Fenstern angebrachte, und von einem Lorbeerkranz umgebene und in eine Lorbeergirlande eingebundene Wappen der von Waldthausen ist nach dem Genealogischen Handbuch des Adels gespalten, rechts in Gold auf grünem Dreiberg ein gezinntes rotes Haus mit drei spitzen Türmen, von denen der mittlere höher ist, jede Turmspitze mit einem blauen Knopf besetzt, und mit rundem Tor, beseitet von zwei natürlichen Tannen und überhöht von drei balkenweise gestellten blauen Sternen, links in Blau auf grünem (auch: goldenen) Dreiberg ein goldener Löwe, in den Pranken eine natürliche ausgerissene Tanne haltend. Hier gibt es leichte farbliche Abweichungen im Vergleich.

Das hier nicht verwendete Oberwappen wäre gemäß der gleichen Quelle auf dem Helm mit rechts rot-goldenen und links blau-goldenen Decken ein wachsender, um Stirn und Lenden laubbekränzter wilder Mann, mit der Rechten ein goldenes Horn zum Blasen ansetzend, mit der Linken einen entwurzelten natürlichen Baum haltend, zwischen zwei an den Mündungen mit Tannenreisern besteckten Büffelhörnern, das rechte rot-golden, das linke golden-blau geteilt. Hier wird der Name sehr redend umgesetzt mit der vielfältigen Waldsymbolik, insbesondere mit dem Haus im Wald. Das Wappen weist allenfalls nur gewisse Anklänge an das im Siebmacher gegebene Wappen Walthausen auf (Han, S. 35, T. 36; PrE, S. 179, T. 155). Eine weitere bauplastische Darstellung dieses Wappens befindet sich am Teehaus des Schlosses Bassenheim (Landkreis Mayen-Koblenz), noch eine an Schloß Waldthausen (Landkreis Mainz-Bingen).

Zu den ehemaligen herrschaftlichen Bauten muß auch die ehemalige Reithalle am Ostrand des Parks gezählt werden. Sie wurde 1907 unter den von Waldthausen erbaut. Wie die Parkvilla ist auch hier der Stil Jugendstil. Das Gebäude wurde zur Stadthalle umgebaut. Die Stadt Gersfeld hatte im Jahr 1982 von Johann Conrad von Waldthausen die Reithalle und das Schloßbräu erworben, im Jahre 1995 auch noch den Park.

Auszug aus der Genealogie der Familie von Waldthausen:

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.4520102,9.9190864,18z - Barockschloß: https://www.google.de/maps/@50.4514785,9.9178084,70m/data=!3m1!1e3 - Parkvilla: https://www.google.de/maps/@50.4529268,9.9182539,70m/data=!3m1!1e3 - Oberes und Mittleres Schloß: https://www.google.de/maps/@50.4515848,9.9198721,70m/data=!3m1!1e3
Sehenswürdigkeiten in Gersfeld auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gersfeld_(Rhön)#Kultur_und_Sehenswürdigkeiten
Schloß Gersfeld auf der Webseite der Deutschen Stiftung Denkmalschutz:
https://www.denkmalschutz.de/denkmal/Schloss-Gersfeld.html
Oberes und Mittleres Schloß in der EBIDAT-Datenbank, Text von Thorsten Sonnemann:
https://www.ebidat.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=8144 - Grundriß: https://www.ebidat.de/cgi-bin/r30msvc_menue.pl?var_hauptpfad=../r30/vc_con....1.jpg
Hinweistafeln Historisches Gersfeld an den Gebäuden
Schneeburg in der EBIDAT-Datenbank, Text von Thorsten Sonnemann:
https://www.ebidat.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=8161
Ulrich Großmann: Hessische Renaissance-Schlösser:
http://schloesser.gnm.de/wiki/Gersfeld_(Rhön),_Mittleres_und_Oberes_Schloss
Genealogien: Biedermann: Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Rhön und Werra
http://books.google.de/books?id=j9JDAAAAcAAJ ab Tafel CXLII
Genealogien: Damian Hartard von Hattstein, Die Hoheit des Teutschen Reichs-Adels, Band 3,
http://books.google.de/books?id=y-A-AAAAcAAJ ab. S. 152
von Ebersberg gen. Weyhers auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ebersberg_genannt_von_Weyhers
Die Ebersburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Ebersburg
Die Ebersburg in der EBIDAT-Datenbank, Text von Thorsten Sonnemann:
https://www.ebidat.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=8170
Ernst Friedrich von Ebersberg gen. Weyhers auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Friedrich_von_Ebersberg
Geschichte der kath. Pfarrei Gersfeld:
http://www.pfarrei-gersfeld.de/Geschichte - http://www.pfarrei-gersfeld.de/Geschichte;focus=C.......27391
Ahnenprobe des Franz Eberhard Christoph von Ebersberg gen. von Weyers und Leyen, ausgefertigt 1761:
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v5794
Ahnenprobe für Amand Ernst Philipp v. Ebersberg gen. v. Weyers u. Leyen, ausgefertigt 1770:
https://iiif.deutsche-digitale-bibliothek.de/image/2/0743631a-977e-44fb-acba-fcd4d370e037/full/!800,600/0/default.jpg - https://www.archivportal-d.de/item/F4NI3I2VU7H4U654GXQSIX5AGPKTCWET?isThumbnailFiltered=false&rows=20&offset=20&viewType=list&hitNumber=31
Wappenbesserung Ebersberg/Leyen:
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=1635128
Wappenbesserung für Johann Christoph von Ebersberg genannt Weyhers, Ritterhauptmann beim Kanton Röhn und Werra, kaiserlicher Geheimer Rat, kaiserliches Gnadenzeichen und Kleinod für ihn und seine jeweiligen Amtsnachfolger:
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=1635127
Genealogien von Waldthausen:
http://familienbuch-euregio.eu/genius/php/show.php?tab=1&sub=PublicAll&bar=0&........287114#65512 und abhängige Seiten
Familie von Waldthausen auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldthausen
Stammbaum der von Waldthausen:
https://www.wellhausen.com/ahnen/sb/von_walthausen.shtml
Dr. Justus Schneider: Zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Gersfeld, Vortrag, gehalten auf den Hauptversammlungen zu Gersfeld und Gudensberg in den Jahren 1896 und 1897 -
http://www.vhghessen.de/mhg/1897/1897_01_073.htm ff.
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Schloßpark-Klinik:
https://www.dr-von-rosen.de/ueber-uns/klinik/

die evangelische Pfarrkirche in Gersfeld (Rhön)

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