Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2698
Kloster Huysburg (Huy, Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt)

Kloster Huysburg im Huy

Kurzgefaßte Geschichte der Huysburg
Das Kloster Huysburg liegt 8 km nordnordwestlich von Halberstadt in landschaftlich wunderbarer Lage auf dem Huy ("Hüh"), einem 12 km langen und 3 km breiten, bis 315 m hohen Höhenzug im nordöstlichen Harzvorland, südlich der Siedlung Röderhof auf der höchsten Höhe des Huywaldes. Das mauerumschlossene Areal des Benediktinerklosters, über sechs Hektar groß, ist heute eine Mischung aus baulichem Altbestand und Neubauten.

Das sehr alte Kloster ging hervor aus einem nach der Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen um 780-790 auf dem Huy errichteten militärischen Stützpunkt. Im Wald gibt es noch Reste eines Ringwalls. Kaiser Otto III. (983-1002) schenkte im Jahre 997 den Huy und die Huysburg dem Bischof Arnulf von Halberstadt (-7.9.1023, amtierte 996-1023), zusammen mit anderen wichtigen Hügeln: Elm, Asse, Fallstein. Damit sollte das Stift Halberstadt begünstigt werden, das sich in einem Streit mit dem Erzstift Magdeburg benachteiligt sah. Die allererste Kirche auf dem Huy wurde 1058 von Bischof Burchard I. (1036-1059) von Halberstadt geweiht, es war eine zweistöckige Kapelle. Mit den Nonnen Pia und Ida aus Quedlinburg und Adelheid aus Gandersheim entstand 1058 eine Einsiedelei für Frauen. Der Kanoniker Ekkehard aus dem Stift Halberstadt gründete 1080 hier ein Benediktinerkloster, das 1084 unter Ekkehards Nachfolger offizielle Anerkennung mit dem Recht auf freie Abtswahl fand. Am 21.6.1081 erhielt Ekkehard vom Halberstädter Bischof die Abtsweihe. Kurz darauf begann man mit dem Bau der romanischen Klosterkirche und der ersten Konventsbauten. Das Kloster war somit ein bischöfliches Eigenkloster. Die dreischiffige Basilika mit rheinischem Stützenwechsel im Langhaus, mit Querhaus und Chor wurde 1121 geweiht. 1411 endete die bis dahin parallel zum Männerkloster  bestehende, aber nie anerkannte oder mit einer eigenen Klausur versehene kleine Frauengemeinschaft, als die letzte Nonne starb. 1444 war Kloster Huysburg vorne mit dabei, als es um die Reform des Ordens ging, und beteiligte sich an der Gründung der Bursfelder Kongregation; es wurde als drittes Kloster am 14.3.1444 aufgenommen. 1487 wurde das Kloster Huysburg im gotischen Stil umgebaut, damals wurden die beiden Westtürme der Kirche aufgestockt. 1492 wurde die Dachlandschaft durch höhere Giebel und den Dachreiter verändert. Die wirtschaftliche Grundlage des Klosters bildeten der Huywald und die großen Klosterhöfe in Eilenstedt, Dingelstedt, Röderhof, Badersleben, Anderbeck und Sargstedt, die allesamt Freihöfe waren und keine Abgaben an den Landesherrn zahlen mußten.

In wirtschaftliche Schwierigkeiten kam das Kloster durch die Bauernunruhen und durch den Schmalkaldischen Krieg. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster zerstört; die Mönche waren 1632 nach Hildesheim geflohen. Mit dem Westfälischen Frieden gab es eine Bestandsgarantie für das Kloster, das katholisch blieb und zum Zentrum der katholischen Minderheit wurde, als das Stift Halberstadt erst evangelisch wurde und dann in ein Fürstentum umgewandelt wurde. Es wurde nämlich die Regelung getroffen, daß die 11 Klöster, welche am Stichtag 12.11.1627 noch katholisch waren, bestehen bleiben sollten. Im wesentlichen ist der Wiederaufbau ab 1677 das Werk des Abtes Nikolaus von Zitzewitz, der als zweiter Gründer gilt. Während seiner langen Amtszeit erwacht wieder reges klösterliches Leben mit Seelsorge, schulischer Ausbildung, Krankenpflege und Landwirtschaft; die Huysburg wird wieder ein kulturelles Zentrum. Ab 1724 gestaltete man die Klostergebäude barock um. In dieser Zeit entstanden die Wirtschaftsgebäude und das Gästehaus. Die Kirche wurde mit einer neuen Orgel, einer Kanzel und mit Hoch- und zwei Seitenaltären neu ausgestattet. 1756 baute man eine rechteckige Vorhalle mit dem Haupteingang  an die Kirche an (Inschrift "ANNO MDCCLVI"). Das Benediktinerkloster bestand bis zur Aufhebung durch die preußische Regierung im Jahre 1804, was alle katholischen Klöster in der preußischen Provinz Sachsen betraf, danach wurde das Kloster in eine Staatsdomäne und die Klosterkirche in eine Pfarrkirche umgewandelt. Der letzte Prior wurde zum Pfarrer ernannt. Nur die Kirche, der Westtrakt und ein Stück des Gartens verblieben im Besitz der Pfarrei.

Torgebäude und Wirtschaftsbauten
Der Zugang liegt an der Südwestecke, etwas nach hinten versetzt gegen die rechterhand anschließenden Wirtschaftsbauten. Dort durchschreitet man ein Tor, das sich auf der Innenseite sowohl geradeaus als auch nach rechts mit einem Bogen öffnet, eine einzigartige Konstruktion, die Anlaß zu einer besonderen Bauinschrift gab: "SACRA DEO TRINO / TRIPLICI PATET ABSIDE / PORTA / TER TRIA FATA FORAS / PROVIDA / VERTE TRIAS. / CONRADUS ABBAS POSUIT." - geweiht dem dreifaltigen Gott, mit dreifachem Bogen steht offen das Tor, dreifach halte fern die drei Unheilsmächte (= die drei Parzen, römische Schicksalsgöttinnen), bewahrende Dreifaltigkeit! Abt Conrad hat es erbaut. Die Zeilen ohne die Nennung des Bauherrn bergen ein Chronogramm: C + D + I + I + L + I + C + I + I + D + I + V + I + D + V + I = 100 + 500 + 1 + 1 + 50 + 1 + 100 + 1 + 1 + 500 + 1 + 5 + 1 + 500 + 5 + 1 = 1768. Der Bauherr ist Conrad/Konrad V. Nolte/Nolten (2.2.1701-18.5.1781). Die Außenseite des Tores ist ohne Inschrift oder Wappen; ein einfacher geschweifter Giebel mit leerem Feld schließt die Portalachse über einem einzelnen Fenster im Obergeschoß nach oben ab. Die von einem Auge Gottes im Strahlenkranz überhöhte Inschrift befindet sich auf der Innenseite des Torbaus, dem Hof zugewandt.

Die sich an den Torbau linkerhand nach Norden und rechterhand nach Osten anschließenden Trakte sind historisch und stammen aus der Barockzeit. Linkerhand lagen die ehemaligen Pferdeställe und Remisen, dazu Wohnräume für die Mitarbeiter. Rechterhand befindet sich an einem Wirtschaftsgebäude (ehemals Bäckerei und Schlachterei) über dem mittleren von einst drei Eingangsportalen, das aber als einziges zu einem Fenster verkleinert wurde, die Inschrift "ANNO / QVO WESTPHALA PAX IVBILANS / VNIVERSAE DAT PACEM / EVROPAE" - in dem Jahr, als das Jubiläum des Westfälischen Friedens gefeiert wurde, welcher der Welt und Europa den Frieden gab, also 1648 und sein hundertstes Jubiläum im Jahre 1748. Das Chronogramm ergibt: V + V + V + L + X + I + V + I + L + V + I + V + D + C + M + V = 5 + 5 + 5 + 50 + 10 + 1 + 5 + 1 + 50 + 5 + 1 + 5 + 500 + 100 + 1000 + 5 = 1748, Damit auch genau diese Jahreszahl herauskommt, wurde "WESTPHALA PAX" anstelle von "PAX WESTPHALICA" geschrieben, und auch sonst ist die Grammatik dem Erreichen der Wunschzahl untergeordnet.

Gästehaus, Ekkehard-Haus
Noch weiter im Osten schließt sich in gerader Fortsetzung der Wirtschaftsbauten das ehemalige Gästehaus an, das heutige Ekkehard-Haus, das als Tagungs- und Gästehaus genutzt wird. In der Mitte der Fassade liegt der über eine fünfstufige Freitreppe zu erreichende Haupteingang, heute der Zugang zur Rezeption des Ekkehard-Hauses und der Eingang zum Kaisersaal, dem ehemaligen Festsaal der Abtei, geschmückt mit Gemälden von Kaiser Franz I., Maria Theresia, Kaiser Joseph II., König Friedrich der Große, König Friedrich Wilhelm II. etc. Innen liegt ein großzügiges Treppenhaus mit drei parallelen Treppenläufen aus Holz, zwei seitlich nach oben und in der Mitte eine nach unten, eine halbe Etage höher ab dem Zwischenpodest umgekehrt. Auf der Ostseite befindet sich der Jagdsaal, das ehemalige Speisezimmer für den Abt und seine Gäste, so benannt nach den Jagdszenen auf den bemalten Tapeten. Im Süden dieser Gebäude liegt der ummauerte Klostergarten. An der Nahtstelle zwischen Wirtschaftsgebäuden und Gästehaus ist auf der Südseite das Brunnenhaus angebaut.

Abt Arnold Brikwedde/Brickwede (-15.3.1756) ließ das Gästehaus zusammen mit seinem Cellerarius Conrad Nolten durch den Halberstädter Heinrich Beyer erbauen. Es ist ein zweigeschossiger Bau mit einem dreiachsigen Mittelrisalit mit geschweiftem Giebel. Im Giebelfeld ist  in einer querovalen Kartusche mit Schmuckrahmen als Inschrift zu lesen: "D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRUM) / HIC EVECTA VIDE TECTA / PRVSSA SVB VICTORIA / PACE TVTA SVBSECVTA / SOLI DEO GLORIA / ARNOLDVS ABB(AS) HUYSB(URGENSIS) ET MINDENS(IS) / REGIAE MAJESTATIS BORUSS(IAE) / IN PRINCIP(ALITATEM) HALBERST(ADENSIS) / CONSIL(IUS) PROVINC(IALIS) / POSUIT" - dem besten und größten Gott heilig - siehe den hier aufgeführten Bau, nach dem Sieg der Preußen und dem darauf folgenden Frieden, Gott allein sei die Ehre, Arnold Abt der Klöster von Huysburg und Minden, Provinz-Rat der königlich-preußischen Majestät im Fürstentum Halberstadt, hat es gebaut. Damit wird auf den Dresdener Frieden zwischen Preußen, Österreich und Sachsen angespielt, der am 25.12.1745 den Zweiten Schlesischen Krieg beendete. Das Chronogramm der Inschrift erstreckt sich von der zweiten bis zur fünften Zeile und ergibt als Baujahr I + C + V + C + V + I + D + C + V + V + V + I + C + I + C + V + V + C + V + L + I + D + L + I = 1 + 100 + 5 + 100 + 5 + 1 + 500 + 100 + 5 + 5 + 5 + 1 + 100 + 1 + 100 + 5 + 5 + 100 + 5 + 50 + 1 + 500 + 50 + 1 = 1746. Die Fassade des Mittelrisalits ist reich geschmückt mit ornamentalen Feldern zwischen den drei Fenstern des Obergeschosses und ebenso auf den Brüstungsflächen der beiden äußeren Fenster.

Im gesprengten Segmentbogengiebel über dem Hauptportal ist das Wappen des Bauherrn angebracht. Das Wappen der Äbte ist seit 1696 grundsätzlich geviert mit Herzschild. Das in den Feldern 1 und 4 zu sehende Wappenbild des Klosters Huysburg ist in hier blauem Feld eine goldene Maria, mit dem Jesuskind auf dem linken Arm und einem Zepter in der rechten Hand. Es ist ein Hinweis darauf, daß Maria durch ihre Himmelfahrt in die Vollendung des Reiches Gottes aufgenommen ist. Die Aufnahme in den Himmel war aus mittelalterlicher Sicht wie eine Krönung zu betrachten, daher wird Maria oft mit Krone dargestellt, so auch hier. In den Feldern 2 und 3 sehen wir seit der 1696 erfolgten Union mit der Abtei St. Mauritius in Minden in hier goldenem Feld den schwarzen oder naturfarbenen hl. Mauritius als zweites Symbol, mit Helm und Rüstung, mit einem Fähnchen an einer Lanze in der Rechten und mit der Linken einen Schild haltend, auf dem auf einem Hügel drei Bäume stehen.

Das auf einer Insel in der Weserniederung im Jahre 1042 gegründete und wegen ständiger Hochwassergefahr 1434 neben die Simeoniskirche verlegte Mindener Kloster St. Mauritius war ebenfalls ein Benediktinerkloster, aber es befand sich in wirtschaftlichen und personellen Schwierigkeiten. Der Konvent bestand nur noch aus sieben Mönchen, hatte schon ein paar Jahre keinen Abt mehr und war nach Einziehung von Klostervermögen und nach mehreren Konkursen praktisch bankrott. Abgesegnet wurde diese Inkorporation einerseits durch die Bursfelder Kongregation, der beide Klöster angehörten, andererseits durch den brandenburgischen Kurfürsten als Landesherrn von Kloster Huysburg. Der Huysburger Abt war Abt für beide Klöster, und vor Ort in Minden kümmerte sich ein Prior um die äußeren Angelegenheiten. Bis 1810, also über die Aufhebung des Klosters Huysburg hinaus, hatte das Priorat Bestand; es wurde erst am 16.10.1810 per Dekret des westfälischen Königs Jérôme Bonaparte aufgelöst.

Zurück zum Abtswappen: Diesem aus Maria und Mauritius gevierten Hauptschild wird ein Herzschild mit dem persönlichen Zeichen des Abtes aufgelegt. Im Falle des Gästehauses (Ekkehard-Hauses) ist das in silbernem Feld ein grüner Baum auf einem ebensolchen Hügel, welcher für Arnold Brikwedde/Brickwede (-15.3.1756) steht, der zunächst Vikar am Dom zu Minden war, dann Prior, und der dann als Abt 1733-1756 im Kloster Huysburg tätig war. Als modernes Kloster-Signet wählte man eine stilisierte Darstellung des Lilienzepters, als pars pro toto und als Symbol der Krönung Marias und der Barmherzigkeit Gottes.

Klosterquadrum
Parallel zum Ekkehard-Haus stehen im Norden die mittleren Klostergebäude (Mittelgebäude), der Südflügel des Klosterquadrums. Hier befinden sich im Erdgeschoß der Klosterladen und das Klostercafé, und weiter rechts befinden sich der Eingang und dahinter der Treppenaufgang zum romanischen Saal, dem alten Refektorium im Obergeschoß des westlichen Teiles. Das ist der einzige Teil, den Karl Friedrich von dem Knesebeck (s. u.) stehen ließ, als er 1826 die Klostergebäude abriß, vermutlich weil er den zwischenzeitlich als Bibliothek umgebauten Saal für Feste nutzen wollte. Der wiederhergestellte Saal besitzt in der Mitte eine Reihe von fünf Säulen mit Würfelkapitellen und in beiden Schiffen ein Kreuzgratgewölbe auf Gurtbögen.

Der östliche Teil des Südflügels wurde 2008 vollendet und enthält die Verwaltung und Gästezimmer. Im Norden schließt sich die Klausur des Klosters an, ganz im Osten liegt der auf größeren Besucherandrang vorbereitete Wallfahrtsgarten. Früher war die Lücke zwischen Gästehaus und ehemaliger Küche durch einen weiteren Takt geschlossen, in dem die Verwaltung lag, im Obergeschoß die Wohnung des Abtes. In neuerer Zeit ist hier eine moderne Treppenanlage zum tiefergelegenen Wallfahrtsgarten erbaut worden, und optisch wird die Lücke durch eine riesige Blutbuche geschlossen.

Ganz im Norden steht die Klosterkirche mit einem auf der linken Seite angebauten barocken Eingang. Nach Osten grenzt an die Kirche ein Klausurflügel an, das zweigeschossige Dormitorium aus dem 16. Jh. mit den Mönchszellen, das jedoch barock überformt wurde. Den östlichen Abschluß des einst von einem Kreuzgang umgebenen Hofes bildete vor 1804 ein weiterer Flügel  mit dem Kapitelsaal im Erdgeschoß und Mönchszellen im Obergeschoß; heute ist das Quadrum hier nach Osten offen. Im Nordwesteck zwischen Kirche und Pfarramt liegt der Klosterfriedhof. Im modernen Westflügel des Klosterquadrums liegen Klosterpforte, Sakristei und Sprechzimmer. Früher, also vor 1804, befand sich hier im Obergeschoß der Krankensaal.

Klosterkirche, Pfarrkirche
Ein ganz ähnlich wie das am Gästehaus aufgebautes Wappen sehen wir an der Kanzel im Innern der kreuzförmigen, ca. 48 m langen Kirche, auf der Vorderseite des Kanzelkorbes. Heraldische Tinkturen suchen wir dort vergebens, weil das ganze Wappen in Weiß und Gold angestrichen ist. Dennoch erkennen wir auch hier den Aufbau des gevierten Hauptschildes mit Maria und Mauritius, und einem Herzschild, der über einem Boden oder Berg einen springenden Hirschen zeigt; das steht für Conrad/Konrad V. Nolte/Nolten (2.2.1701-18.5.1781), welcher am 2.7.1721 ins Kloster eintrat, dann die Aufgaben eines Priors und Kellners wahrnahm und schließlich 1756-1781 als Abt amtierte. Auch hier treten die zwei Krummstäbe für die beiden Klöster auf, rechts und links der zentralen Inful hinter der hier rautenförmig mit hochgezogenen und eingerollten Seitenzipfeln gestalteten Kartusche hervorkommend.

Abt Nikolaus von Zitzewitz (1.4.1634-24.10.1704), der als Abt 1677-1704 amtierte und als zweiter Gründer des Klosters gilt, ist mit einem überladen mit Schnitzarbeiten versehenen Epitaph im südlichen Querhaus der Klosterkirche vertreten. Dort ist aber nur ganz unten sein Familienwappen angebracht, in schwarz-silbern gespaltenem Schild ein golden gekrönter Doppeladler in verwechselten Farben, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken sieben abwechselnd schwarze und silberne Straußenfedern.

Die zugehörige Inschrift oberhalb des Wappens lautet: "OBIIT ANNO SALUTIS MDCCIV DIE 24 OCTOBRIS / R(EVERENDISSI)MUS ET PRAENOBILIS D(OMI)NUS, D(OMINUS) NICOLAVS A ZITZWITZ EX / BESWITZ, ILL(USTRISSI)MAE ABBATIAE CORBEIENSIS, SUB R(EVERENDISSI)MO AC CEL(SISSI)MO D(OMINO), D(OMINO) CHRIS/TOPHORO BERNHARDO EPISCOPO MONASTERIENSI, ADMINISTRATORE CORBEI/ENSI QUONDAM CAPITULARIS CELLERARIUS, PRIOR, ET VICARIUS IN SPI/RITUALIBUS GENERALIS EIUSDEMQ(UE), PRINCIPIS IN DUCATIB(UM) VERDENSI / ET RESPECTIVE BREMENSI PRAESIDENS, CONSILIARIUS AC AD / REGEM DANIAE DIVERSOSQ(UE), S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) ELECTORES / AC PRINCIPES ABLEGATUS : Monasterii huius 40 ET / MINDENSIS POST INCORPORATIONEM 1MUS ABBAS" - im Jahre des Heils 1704 ist am 24. Oktober verstorben der hochwürdigste und sehr edle Herr, Herr Nikolaus von Zitzewitz aus Besswitz, aus der erlauchten Abtei Corvey, unter dem hochwürdigsten und durchlauchtigsten Herrn, dem Herrn Christoph Bernhard (von Galen), dem Bischof von Münster und Administrator von Corvey, Cellerarius des Stiftskapitels, Prior und Generalvikar in Corvey, Statthalter in den Fürstentümern Bremen und Verden, Rat verschiedener dänischer Könige, Gesandter bei den Kurfürsten des Heiligen Römischen Reichs, dieses Klosters 40 Jahre Abt und erster Abt des Klosters in Minden seit der Inkorporation.

Sein Wappen als Abt kann man auf einem viereckigen Totenschild sehen, der heute im Pfarrheim von Obermarsberg aufbewahrt wird. Sein Wappen ist dort geviert, Feld 1 und 4 in goldenem Feld die blau und rot gekleidete Maria, Feld 2 und 3 das Familienwappen, schwarz-silbern gespalten mit einem golden bewehrten Doppeladler in verwechselten Farben, dazu auf dem oberen Schildrand heraldisch rechts eine goldene Inful, links ein Helm mit schwarz-silbernen Decken und einem Busch abwechselnd schwarzer und silberner Straußenfedern. Hinter dem Schild ragen zwei Krummstäbe empor für die beiden Klöster, die er leitete, wobei die Abtei St. Mauritius in Minden aber nicht im Schild vertreten ist und die Farben dieser Totenschildsammlung nicht als verläßlich gelten können, wie andere Beispiele zeigen.

Kloster Huysburg nach der Aufhebung
Am Südflügel befindet sich ein Wappen, das nicht mit der Geistlichkeit des Klosters zusammenhängt, sondern mit den Besitzverhältnissen nach der Aufhebung des Klosters. Nach der Verstaatlichung wurde das landwirtschaftliche Gut mit den Klostergebäuden vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. im Jahr 1823 an den preußischen Militär Karl Friedrich von dem Knesebeck (5.5.1768-12.1.1848) verschenkt, also alles, was nicht der Pfarrei zugeordnet war. Dieser war der Sohn von Leutnant a. D. Friedrich Wilhelm Leopold von dem Knesebeck (1735-1803) und Sophie Henriette von dem Knesebeck (1744-1770) aus der gleichen Familie. König Friedrich Wilhelm III. verdankte dem Eingreifen der von Karl Friedrich von dem Knesebeck geführten Kavallerie in der Schlacht von Auerstedt 1806, daß er der Gefangennahme entging, und er verdankte seiner Strategie den Sieg bei Pultusk am 26.12.1806. Der König dankte es seinem Offizier mit dem Pour le Mérite mit Eichenlaub und mit der Beförderung zum Oberstleutnant im Folgejahr. Dieser stieg weiter auf, in militärischen Rängen und in der Gunst des Königs, 1813 wurde er Oberst und Generaladjutant des Königs, dann Generalleutnant. Er nahm für Preußen an den Verhandlungen des Wiener Kongresses teil. 1825 wurde er General der Infanterie, 1831 Oberbefehlshaber der gesamten in Polen aufgestellten Observationsarmee. 1847 nahm er seinen Abschied aus Altersgründen. 1832 war er noch mit dem Schwarzen Adlerorden ausgezeichnet worden. Nachdem ihm das Klostergut Röderhof, ein Teil des Huywaldes und die Huysburg geschenkt worden war, ließ er große Teile der Klosterbauten abreißen. Mit dem Abbruchmaterial ließ er sich ein Schloß in der Gemeinde Röderhof erbauen, wo im Mauerwerk romanische Spolien zu erkennen sind.

 

Die Familie von dem Knesebeck führt hier ein geviertes Wappen, Feld 1 und 4: in Silber ein einwärts springendes rotes Einhorn (Stammwappen von dem Knesebeck Nr. 1, altmärkische weiße Linie), Feld 2 und 3: in Silber eine angewinkelte rote Greifenklaue (Greifenbein, Stammwappen von dem Knesebeck Nr. 2, niedersächsische schwarze Linie), die hier jeweils den Rand des Herzschildes greift, Herzschild geviert, Feld 1 und 4: in Gold drei schwarze Balken (Mirlaer-Mylendonck), Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzer Drache mit aufwärts geschwungenen Flügeln und unter sich gewundenem Stachelschwanz (var. Burggrafen von Drachenfels, zum vermehrten Wappen Mirlaer-Mylendonck, s. u.). Die Kombination führt zu der seltenen Situation, daß alle Felder Metall sind, der komplette Hauptschild silbern, der komplette Herzschild golden.

Dazu werden drei Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken fünf abwechselnd schwarze und silberne Hahnenfedern (Stammkleinod von dem Knesebeck Nr. 1, altmärkische weiße Linie) vor drei Fähnchen, einem silbernen zwischen zwei roten, an goldenen Stangen (Stammkleinod von dem Knesebeck Nr. 2, niedersächsische schwarze Linie), Helm 2 (rechts): auf dem rot-golden bewulsteten Helm mit rot-goldenen Decken zwei goldene Hörner, außen besteckt mit jeweils drei naturfarbenen Pfauenfedern (Mirlaer-Mylendonck), Helm 3 (links): auf dem schwarz-golden bewulsteten (alternativ: gekrönten) Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarzer Drache (var. Burggrafen von Drachenfels, zum vermehrten Wappen Mirlaer-Mylendonck, s. u.).

Bei den von dem Knesebeck handelt es sich im Grund um zwei Familien. Das Stammwappen der einen, zum westfälischen und niedersächsischen Uradel gehörenden Familie Nr. 2 ist das angewinkelte rote Greifenbein in silbernem Feld, als Helmzier nur die drei Fähnchen. Diese später zur Linie definierte Familie Nr. 2 wird als schwarze Linie bezeichnet. Damit sind diese von dem Knesebeck Stammes- und Wappengenossen der von Gartow, der von Kerkerow etc. Sie Seit 1374 waren die von dem Knesebeck Erbkämmerer zu Celle und Lüneburg. Der namengebende Stammsitz lag bei Lüneburg; Burg Knesebeck liegt im Landkreis Gifhorn. Hauptgüter dieser Linie lagen bei Langenapel und Ahlum in der Altmark und Wittingen im Lüneburgischen. Eine andere Familie Nr. 1 oder ein anderes, gleichnamiges Geschlecht (genealogischer Zusammenhang unbewiesen), welche später weiße Linie genannt wird, führte das Einhorn im Schild und die schwarzen Hahnenfedern als Kleinod; das waren Wappengenossen der von Retzdorff. Diese Familie Nr. 1, die später zur Linie definiert wurde, taucht zuerst als Burgmannen zu Salzwedel in der Altmark auf und hatte ihre Hauptgüter in Tylsen in der Altmark, wo sie bis zur Enteignung 1945 ansässig war. Beide Linien oder Familien Nr. 1 und Nr. 2 haben 1644 mit jeweiliger landesherrlicher Genehmigung, also mit sowohl kurfürstlich-brandenburgischer als auch braunschweig-lüneburgischer Einwilligung, eine Lehenserbfolge- und Wappenvereinigungsvereinbarung getroffen, weil man der Ansicht war, daß sie einen gemeinsamen Ursprung hätten, und die Wappen wurden in einem gevierten Schild kombiniert, Feld 1 und 4 das Greifenbein der sogenannten schwarzen Linie, Feld 2 und 3: das Einhorn der sogenannten weißen Linie. Alternativ wurde dem Einhorn der Vorrang eingeräumt, und das Modell liegt auch dem hiesigen Wappen zugrunde. Die Fähnlein des Kleinods der einen Linie wurden mit den Hahnenfedern der anderen Linie ergänzt. Als Schildhalter dienten ein roter Greif und ein silbernes Einhorn. In Siebmacher 1, 186 ist eine phantasievolle, merkwürdige und nicht logisch begründbare Kombination abgebildet, in Silber auf grünem Dreiberg das rote Einhorn, auf dem Helm zwei einwärtsgekehrte, mit den Klauen nach oben gerichtete schwarz befiederte goldene Greifenbeine.

Karl Friedrich von dem Knesebeck (5.5.1768-12.1.1848) hatte am 7.5.1815 in Berlin Adolphine Susanne Luise Karoline Johanna von Klitzing (27.9.1772-25.3.1844), geheiratet, eine Tochter des preußischen Generalmajors Karl Kuno Ludwig von Klitzing (28.3.1728-1785) und dessen Frau, Johanna Charlotte Wilhelmine Regina von Wangelin, und eine geschiedene von Werdeck, denn sie hatte in erster Ehe Christoph Wilhelm von Werdeck (9.1.1759-21.6.1817) geheiratet. Der Sohn aus dieser Ehe war Rittmeister Alfred Kuno Paridam von dem Knesebeck-Karwe (29.8.1816-14.12.1883), der am 28.9.1843 in Dresden Franziska Sophie von Bojanowski (5.10.1822-14.10.1910) heiratete und zeitweise Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und des Reichstags des Norddeutschen Bundes für den Wahlkreis Potsdam 3 war. Er erbte Karwe, Röderhof, Huysburg und auch den alten Familiensitz Tylsen, dessen Renaissance-Schloß heute nur noch eine Ruine ist.

Das komplexe Wappen, wie wir es hier sehen, entstand durch Namens- und Wappenvereinigung zu Knesebeck-Mylendonck durch Allerhöchste Kabinettsorder vom 10.3.1870 für den genannten Alfred Kuno Paridam von dem Knesebeck, Enkel der letzten Freiin von Mylendonck, und für seine drei Söhne Erich Karl Friedrich Wilhelm Paridam (13.10.1844-16.4.1907), Waldemar Xaver Paridam (22.8.1847-) und Georg Alfred Paridam (9.2.1854-). Seither nennen sich die Familienmitglieder Freiherren von dem Knesebeck-Mylendonck. Das Wappen der von dem Knesebeck wird beschrieben im Siebmacher Band: Pr Seite: 49 Tafel: 62, Band: ThüA Seite: 61 Tafel: 47, Band: PrE Seite: 113 Tafel: 96, Band: AnhA Seite: 79 Tafel: 46, Band: Han Seite: 10 Tafel: 11, im Münchener Kalender 1926, im Jahrbuch des Deutschen Adels, Bd. 2, 1898 und bei Grote. Das vereinigte Wappen der Knesebeck-Mylendonck wird beschrieben im Siebmacher Band: PrGfE Seite: 33 Tafel: 22-23.

Die niederrheinische Herrschaft Mylendonck (Myllendonck, Milendonck) lag bei Korschenbroich. Seit ca. 1346 waren die von Mirlaer durch Heirat Eigentümer von Mylendonck und nannten sich fortan danach. Das Wappen der von Mirlaer-Mylendonck wird beschrieben im Siebmacher Band: GfA Seite: 41 Tafel: 46. Das ältere, das Stammwappen ist ein von Gold und Schwarz fünfmal geteilter Schild, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken zwei schwarze, außen mit je drei schwarzen Hahnenfederbüscheln besteckte Büffelhörner (Siebmacher II., 108, Nr. 3). Dieses Wappen wurde später geviert mit einem goldenen, einwärts gekehrten Drachen in rotem Feld, mit einem zwischen die Beine nach unten nach vorn geschwungenen Drachenschwanz, wegen der Burggrafschaft Drachenfels. Die führten zwar in Rot einen silbernen Drachen, doch ist das erst der erste Farbwandel von mehreren. Johann von Mirlaer erscheint bereits 1387 im Besitz der Reichsherrschaft Mylendonck. Einer seiner Nachfahren, Diederich Herr von Mylendonck, heiratete 1516 Agnes von Drachenfels, Tochter von Gotthard Burggraf von Drachenfels und Elisabeth de Rovere von Montfort, Frau von Goor. Sie brachte u. a. die Hälfte der Burggrafschaft Drachenfels ein. Dazu wird entweder der Stammhelm geführt, oder zwei Helme, Helm 1 (rechts): zu schwarz-goldenen Decken ein goldenes Paar Büffelhörner, außen mit grünen Pfauenspiegeln besteckt, Helm 2 (links): zu rot-goldenen Decken ein goldener Drache, oder sogar mit drei Helmen, Helm 1 (Mitte): der goldene Drache, Helm 2 (rechts): Büffelhörner mit Pfauenspiegeln zu schwarz-goldenen Decken, Helm 3 (links): dito zu rot-goldenen Decken. Nach dem Aussterben der Burggrafen von Drachenfels um 1530 gelangte deren Besitz 1550 an die von Mirlaer zu Mylendonck, dann 1623 an die von Bronkhorst und 1642 schließlich an die Waldbott von Bassenheim aufgrund einer Heirat eines Familienmitgliedes mit Erbin Apollonia von Drachenfels.

Die von Mirlaer-Mylendonck erloschen in der ersten Hälfte des 18. Jh. im Mannesstamm. Die Erbin von Mylendonck war schließlich Maria Margaretha Louise, vermählt mit Philipp Alexander Emanuel Herzog von Croy, und deren gemeinsamer Sohn verkaufte die Herrschaft Mylendonck an die Gräfin von Berlepsch, deren Enkelin einen von Ostein heiratete, und diesen Weg ging auch die Herrschaft Mylendonck, die zu ihrer Mitgift gehörte. Eine Spur dieses Intermezzos findet sich auf einem Grabstein in Geisenheim dür den Sohn der Erwerberin und dem Vater besagter Enkelin, denn auf diesem Stein ist Mylendonck als Teil des vermehrten Berlepsch-Wappens zu sehen.

Die Verbindung zu den von dem Knesebeck kommt so zustande: Die Tante des letzten, 1731 gestorbenen Freiherrn von Mylendonck, Theodora Adriane, hatte Wilhelm Ludwig von dem Knesebeck zu Tylsen geheiratet, und deren Tochter Sophie Henriette von dem Knesebeck heiratete Friedrich Wilhelm Leopold von dem Knesebeck. Bei der Wappenvereinigung wurden die Farben der Burggrafschaft Drachenfels bis zur Unkenntlichkeit verändert, indem sie den anderen Farben angepaßt wurden. Korrekt wäre nach wie vor ein silberner Drache in rotem Feld, auf einem gewebten Bildteppich mit Ahnenprobe im Xantener Dom ist das gevierte Wappen auch noch richtig dargestellt, und am Ende gab es einen schwarzen Drachen in goldenem Feld. Ebenso wurden aus den fünf golden-schwarzen Teilungen drei schwarze Balken in goldenem Feld, und die Kleinode wurden ebenfalls so farbverändert, daß man die einstige Herkunft und Bedeutung nicht mehr wiedererkennt. Es gibt auch noch eine andere Kombination ohne Verdoppelung der Felder, alle vier Inhalte in einem einzigen Schild, Feld 1: Drache, Feld 2: Einhorn, Feld 3: Greifenbein, Feld 4: Balken.

Neubeginn als Benediktinerpriorat
1949 wurde der noch im Besitz der Familie von dem Knesebeck befindliche Teil der Huysburg enteignet und in Staatseigentum überführt; die Gebäude wurden als Pflegeheim des Landkreises genutzt. Nach der Wiedervereinigung erhielt die Familie von dem Knesebeck einen Teil der Huysburg wieder, der aber 1992 vom Bistum Magdeburg angekauft wurde. Das einst auf der Huysburg vorhandene, 1952 vom Erzbischof von Paderborn gegründete Seminar für die Priesterausbildung wurde 1992 geschlossen, weil die Priester seitdem allesamt in Erfurt ausgebildet werden. Das Kloster Huysburg, in dem 1972 mit Unterstützung der polnischen Benediktinerabtei Tyniec bei Krakau eine neue benediktinische Gemeinschaft gegründet wurde, wurde ab 1992 als kirchliches Zentrum des Bistums Magdeburg neu gestaltet. Es wird nach wie vor von den hier ansässigen Benediktinermönchen betreut, die seit dem 8.9.2004 ein Priorat der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier bilden, so daß seitdem der Abt dieses Klosters zugleich das Oberhaupt der Klostergemeinschaft auf der Huysburg ist.

Eigentlich liegt Kloster Huysburg im Bereich des Bistums Magdeburg, ist aber exemt. Wie wurde das Kloster nun von der Abtei Tyniec bei Krakau nach Trier weitergereicht? Seit ihrer Wiederbegründung, die von der Abtei Sint Andries in Brügge ausging, war die Abtei Tyniec genau wie die Mutterabtei Mitglied in der 1920 gegründeten, internationalen "Benediktinerkongregation von der Verkündigung" (Belgische Kongregation, Congregatio Annuntiationis B.M.V.), und diese Mitgliedschaft hatte sich auch auf Huysburg "vererbt", nachdem sich am 14.9.1972 Abt Placidus Galinski aus der Abtei Tyniec und der Apostolische Administrator in Magdeburg, Bischof Johannes Braun, zusammengetan hatten und eine benediktinische Cella auf der Huysburg im Pfarrhaus neben dem Priesterseminar gegründet hatten. 1980 trat die Trierer Abtei St. Matthias der Kongregation bei. Huysburg und St. Matthias waren die beiden einzigen deutschsprachigen Klöster innerhalb der Kongregation. Deshalb schlug deren Leiter, Abtpräses Abroise Watelet, dem Trierer Abt vor, sich um Huysburg zu kümmern. 1984 wurde der Kontakt zwischen Tyniec und Huysburg durch die in Polen verhängten Reisebeschränkungen geringer, und Tyniec konnte seine Verantwortung für die Huysburg nicht mehr wahrnehmen. 1991 wurde der Trierer Abt Ansgar Schmidt Administrator von Huysburg, und 1993 wurde Bruder Athanasius Polag zum Prior ernannt. So entstand langsam die Idee eines Verbundes beider Klöster, die in einen Zusammenschluß mündete. Katalysiert wurde das einerseits durch Abtpräses Celestine Cullen, der 2003 anstelle einer Administration wie zuvor eine andere dauerhafte Regelung forderte, und andererseits durch den geringen Nachwuchs der mönchischen Gemeinschaft auf dem Huy, die nicht auf katholisches Umland zur Neugewinnung von Novizen zurückgreifen konnte. Am 8.9.2004 mündete diese Entwicklung in den Zusammenschluß beider Klöster zu einer einzigen Gemeinschaft mit zwei Standorten. Und seitdem ist Huysburg ein Priorat, offizieller: Benediktinerpriorat von der Aufnahme Mariens in den Himmel.

 

Das Gästehaus von  1746 und das westlich anschließende Wirtschaftsgebäude von 1748 sind nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet und verstaatlicht worden. Danach wurden sie als Pflegeheim genutzt. Mit der Übernahme durch das Bistum wurde natürlich die Wiederherstellung als Gästehaus angestrebt. Dazu wurde 2003 die Klosterverwaltung Huysburg GmbH gegründet, und das Bistum verpachtete die Gebäude an die GmbH. So konnte eine Förderung des Wirtschaftsministeriums genutzt werden. Die aufzubringenden Eigenmittel stellte das Bistum zur Verfügung. Die im alleinigen Besitz des Bistums Magdeburg befindliche Gero AG beteiligte sich an der Klosterverwaltung GmbH, und ihrer Tochterfirma Siedlungswerk St. Gertrud BPM wurde die Projektleitung übertragen. Kompliziert, aber so konnte die Renovierung finanziert und das Ekkehard-Haus 2006 mit Gästezimmern und Konferenzräumen eröffnet werden. Unter dem Namen Ekkehard-Haus werden also der Westflügel mit den ehemaligen Stallungen und der komplette Südflügel mit ehemaliger Bäckerei, Schlachterei und Gästehaus zusammengefaßt. Am 21.1.2007 konnte der Magdeburger Bischof Dr. Gerhard Feige dem wiederhergerichteten Haus den Segen erteilen. Die Fertigstellung der Außenrenovierung zog sich noch bis 2008 hin.

Liste der Äbte von Kloster Huysburg (Ausschnitt)
unter Hervorhebung der hier mit einem Wappen vertretenen oder erwähnten Äbte mit Wappenfundstellen:
Heinrich III. Dingelstedt, amtierte 1423-1427
Heinrich IV. Schwegerken, amtierte 1427-1440, wegen Untüchtigkeit zur Resignation gezwungen
Johann/Johannes I. Oldenroth, amtierte 1440-1448, Reform des Klosters, holte sich dazu einen Prior aus Bursfeld, trat 1444 der Bursfelder Kongregation bei
Dietrich/Theodor/Theoderich Branden, zuvor in Bursfeld, kam als Prior nach Huysburg, amtierte als Abt 1448-1483, tüchtiger Reformabt, Neubau des Röderhofes, Erneuerung des Kirchenchores, Erweiterung der Bibliothek, seine 35jährige Amtszeit war eine Blütezeit
Johannes II. Stoppel, amtierte 1483-1505
Conrad/Konrad IV. Richeding, aus Minden, amtierte 1505-1506
Hermann Eiken, aus Unna, amtierte1506-1547
Johann III. Eiken, Neffe des vorherigen Abtes, amtierte 1547-1565, erlebte die Plünderung und Brandschatzung des Klosters im Bauernaufstand 1525
Johann IV. Koppen/Köpen, amtierte 1565-1583, ließ Kloster wieder instand setzen
Georg Püstermacher, amtierte 1583-1590; Nachlassen der Klosterdisziplin
Jakob Hildesheim, amtierte 1590-1598, verschwenderische Amtsführung, verschleuderte Grundbesitz, Niedergang der Disziplin und der Wissenschaftskultur
Heinrich V. Delwig/Dellwig, amtierte 1598-1633, richtete alle von seinem Vorgänger angerichteten Schäden, doch mußte er vor den Schweden fliehen und starb in Hildesheim
Johannes V. Groneberg/Gronenberg/Gronnenberg, amtierte 1633-1643, immer auf der Flucht während des Dreißigjährigen Krieges, Personalschwund, resignierte
Sebastian von Horn, kam aus der Abtei Abdinghof zu Paderborn, amtierte 1643-1647, erste Amtszeit, wurde abgesetzt
Adam Adami (1610-19.2.1663), stammte aus Mülheim bei Köln, 1637 Prior von St. Jakob bei Mainz, 1639 Prior von Murrhardt, amtierte als Abt 1643-1650, Diplomat, resignierte, 1653 Titularbischof von Hierapolis und Weihbischof im Bistum Hildesheim
Sebastian von Horn, amtierte 1650-1677, zweite Amtszeit, schwache Führung, 1677 zur Resignation gezwungen
Nikolaus von Zitzewitz (1.4.1634-24.10.1704), aus Besswitz in Pommern, konvertierte zum Katholizismus, Mönch in Werden, Siegburg, Corvey, Cellerarius in Corvey, 1673 Prior und Generalvikar in Corvey, 1676 in Huysburg, amtierte als Abt 1677-1704, gilt als zweiter Gründer des Klosters, Diplomat im Dienste des Hochstifts Münster, Statthalter für Bremen und Verden,
Familien-Wappen am Epitaph im südlichen Querhaus, Wappentafel mit dem Abtswappen auf einer Totentafel im Pfarrheim von Obermarsberg
Jodokus Maes/Maeß, zuvor Propst von Badersleben, amtierte als Abt 1704-1714
Placidus Conzen/Conßen, Domprediger in Minden und Propst, amtierte als Abt 1714-1723
Matthias II. Hempelmann, amtierte 1723-1733
Arnold Brikwedde/Brickwede (-15.3.1756), Vikar am Dom zu Minden, Prior, amtierte als Abt 1733-1756, Abts-Wappen am Gästehaus (Ekkehard-Haus)
Conrad/Konrad V. Nolte/Nolten (2.2.1701-18.5.1781), trat am 2.7.1721 ins Kloster ein, Prior und Kellner, amtierte als Abt 1756-1781,
Abts-Wappen an der Kanzel
Engelbert Engemann (14.5.1717-6.2.1796), aus Welda bei Paderborn, Profeß am 11.6.1738, Domprediger in Minden, Ökonom des Klosterhofs in Anderbeck, amtierte als Abt 1781-1796
Isidor Hagspiel, Lektor, amtierte als Abt 1796-1804, letzter Abt vor der Aufhebung des Klosters am 2.10.1804

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@51.9612352,10.9994428,14z - https://www.google.de/maps/@51.960003,11.0019163,220m/data=!3m1!1e3
Kloster Huysburg in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Huysburg
Geschichte des Klosters Huysburg:
https://huysburg.de/index.php?id=92
Tafel mit Geschichtsdaten links vom Klostereingang
Antonius Pfeil OSB: Benediktinerkloster Huysburg, DKV-Kunstführer Nr. 481, 2. Auflage 2015, Deutscher Kunstverlag GmbH Berlin und München, ISBN: 978-3-422-02409-0
St. Mauritius in Minden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_St._Mauritius_(Minden)
Adam Adami:
https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Adami
Nikolaus von Zitzewitz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Zitzewitz
Totentafel von Zitzewitz:
https://www.marsberger-geschichten.de/wp-content/uploads/2016/05/04-Totentafel-Nikolaus-von-Zitzewitz-klein.jpg - https://www.marsberger-geschichten.de/die-totentafeln-im-pfarrheim-von-obermarsberg/
Engelbert Engemann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Engelbert_Engemann
Carl van Eß: Geschichte der ehemaligen Benedictiner-Abtei Huysburg, 1810:
https://books.google.de/books?id=ZcQGAAAAcAAJ
Karl Friedrich von dem Knesebeck:
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Friedrich_von_dem_Knesebeck
Alfred von dem Knesebeck:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_von_dem_Knesebeck
Karl Friedrich von dem Knesebeck:
https://www.deutsche-biographie.de/sfz43202.html
Familie von dem Knesebeck:
https://de.wikipedia.org/wiki/Knesebeck_(Adelsgeschlecht)- https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Knesebeck_(Adelsgeschlecht)
Genealogie Mylendonck:
http://genwiki.nl/limburg/index.php?title=Van_Mirlaer&redirect=no&printable=yes
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Dr. H. Grote: Geschlechts- und Wappenbuch des Königreichs Hannover und des Herzogtums Braunschweig
Otto Hupp, Münchener Kalender 1926
Jahrbuch des Deutschen Adels, Bd. 2, 1898
Verfügbare Huysburg-Briefe:
https://huysburg.de/fileadmin/user_upload/download/huysburg/huysburgbrief_nr05.pdf - https://huysburg.de/fileadmin/user_upload/download/huysburg/huysburgbrief_nr06.pdf - https://huysburg.de/fileadmin/user_upload/download/huysburg/huysburgbrief_nr07.pdf - https://huysburg.de/fileadmin/user_upload/download/huysburg/huysburgbrief_nr08.pdf - https://huysburg.de/fileadmin/user_upload/download/huysburg/huysburgbrief_nr09.pdf - https://huysburg.de/fileadmin/user_upload/download/huysburg/huysburgbrief_nr10.pdf - https://huysburg.de/fileadmin/user_upload/download/huysburg/huysburgbrief_nr11.pdf - https://huysburg.de/fileadmin/user_upload/download/huysburg/huysburgbrief_nr12.pdf - https://huysburg.de/fileadmin/user_upload/download/huysburg/huysburgbrief_nr13.pdf - https://huysburg.de/fileadmin/user_upload/download/huysburg/huysburgbrief_nr14.pdf - https://huysburg.de/fileadmin/user_upload/download/huysburg/huysburgbrief_nr15.pdf - https://huysburg.de/fileadmin/user_upload/download/huysburg/huysburgbrief_nr19.pdf

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