Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2696
Helmstedt (Landkreis Helmstedt, Niedersachsen)

Helmstedter Rathaus

Das Rathaus an der Südwestecke des Marktes wurde 1904-1906 anstelle des ehemaligen "Stadthauses" in einem historistischen, uneinheitlichen Misch-Stil erbaut. Ein erstes Stadthaus wurde vom Abt von St. Ludgeri im 13. Jh. erbaut. Das nach einem Brand danach im Jahre 1301 erbaute Rathaus stand schon an der Stelle des heutigen Rathauses. Dann folgte das barocke Stadthaus, dessen östlicher Teil zur Kornstraße hin 1722-1724 und dessen westlicher Teil 1757 erbaut wurde. Dieses Rathaus brannte 1902 und wurde 1903 abgerissen. Die Grundsteinlegung für das neue Rathaus erfolgte am 12.3.1904. Der heutige Bau aus unverputztem Sandstein wurde am 23.1.1906 eingeweiht und umgehend bezogen. Der Stil ist eine uneinheitliche historistische Kombination aus Renaissance-Formen am Giebel, spätgotischen Formen an den Fenstern und Jugendstil-Dekoration im Inneren.

Hoch oben an der Giebelwand befindet sich über dem mittleren Fenster des zweiten Obergeschosses (dort liegt der Ratssaal mit weiteren Wappen in den Glasfenstern) das Wappen der Stadt Helmstedt, in Blau unter golden oder rot bedachtem silbernen dreibogigem Zierbau über niedriger Zinnenmauer mit offenem Tor thronend ein hl. Bischof (Ludgerus) in silbernem Gewand, mit roter Kasel und mit Mitra, mit einem goldenen Krummstab in der Rechten und mit einem goldenen, mit einem Kreuz bezeichneten Buch in der Linken. Hier treffen sich die typische Stadtsymbolik mit dem wichtigsten Heiligen für die Stadt, denn der hl. Ludgerus gründete das Kloster St. Ludgeri, das eine Einheit mit dem ebenfalls von ihm gegründeten Kloster in Werden bei Essen bildete und einen gemeinsamen Abt mit diesem hatte. Auf dem kleeblattförmigen Architekturbogen mit roten Dächern steht in der heute üblichen Form die Inschrift "S. LUDGER". Daneben besitzt Helmstedt noch ein altes Wappen, in Rot zwei schräggekreuzte goldene Abtsstäbe, das vom Kloster St. Ludgeri verwendet wird. Von diesem Motiv ist die Helmzier des Stadtwappens abgeleitet.

An den beiden die Giebelfassade flankierenden Erkern befinden sich zwei weitere Wappen. Wir sehen dort das mittlere Wappen von Hannover als preußische Provinz, in Rot ein laufendes silbernes Pferd, von einer Herzogskrone überhöht. Das Königreich Hannover, das den niedersächsischen Raum weitestgehend beherrscht hatte, wurde nach dem preußisch-österreichischen Krieg und der Kapitulation der hannoverschen Armee nach der Schlacht bei Langensalza laut Gesetz vom 20.8.1866 und gemäß Besitzergreifungsurkunde vom 2.10.1866 von Preußen "für immer" annektiert, ein Schicksal, das Hannover mit Kurhessen, Nassau und Frankfurt teilte. König Georg V. mußte ins Exil gehen. Nach 7 Jahrhunderten welfisch geprägter Selbständigkeit im Reich wurde es ein von einem Oberpräsidenten geleiteter Teil Preußens, und die lüneburgischen Löwen des braunschweig-lüneburgischen Wappens fanden Eingang in das königlich-preußische Staatswappen. Als preußische Provinz führte Hannover ein größeres, ein mittleres und ein kleineres Wappen, alle "befreit" von allen bisherigen Territorial- und Anspruchswappen, reduziert auf das Welfenroß in verschiedener Ausgestaltung.

 

Die Vorstadt von Helmstedt spielte eine Sonderrolle. Sie war eine herzogliche Gründung, und die als Schöffen bezeichneten Vorsteher der Neumark benutzten im Mittelalter und in der Neuzeit ein eigenes Wappen. Auch in ihrem Siegel benutzten sie das Motiv des aufrechten Löwen, ein vom herzoglichen Wappen abgeleitetes und gemindertes Motiv.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@52.2273752,11.010357,19.5z - https://www.google.de/maps/@52.227367,11.0102112,46m/data=!3m1!1e3
Helmstedter Wappen:
https://www.stadt-helmstedt.de/rathaus/virtuelle-verwaltung/anliegen-a-z/anliegen/stadtwappen.html
Helmstedter Rathaus:
https://www.helmstedt-wiki.de/wiki/Rathaus_(Helmstedt)

Wappen, Linien und Territorien der Welfen (3): Wappen des Hauses Hannover

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