Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2693
Helmstedt (Landkreis Helmstedt, Niedersachsen)

Das Juleum novum - Hauptgebäude der ehemaligen Universität Helmstedt

Das Juleum novum als Bildungspalast
Nördlich des Kollegiengebäudes (Grauer Hof) befindet sich das Hauptgebäude der 1576-1810 bestehenden Universität Helmstedt (Collegienplatz 1). Es wird nach dem Gründer der Universität, dem Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (29.6.1528-3.5.1589), Juleum oder Juleum Novum genannt, auch wenn es unter seinem Sohn errichtet wurde, Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (15.10.1564-20.7.1613), der bereits im Alter von 12 Jahren zum Rektor der von seinem Vater 1576 in der zweitgrößten Stadt des Herzogtums gegründeten Universität gemacht worden war. Er benannte den Bau aber dennoch zum Andenken an seinen Vater und Universitätsgründer "Juleum". Für diesen Bau wurde der bisherige nördliche Abschlußbau der Vierflügelanlage abgerissen, damit sich der Kollegienbau nun als Dreiflügelanlage zum Neubau hin öffnen kann. Zudem wurde der über die komplette Breite des Kollegienbaus reichende Neubau etwas auf Abstand gesetzt und weiter nach Norden gerückt, damit er frei steht und sich wirkungsvoller entfalten kann. Weil der Kollegienbau umgebaute Bestandsbausubstanz war, handelt es sich beim Juleum novum um den ältesten erhaltenen Hochschulbau Nordwestdeutschlands.

 

Südwest-Zwerchgiebel

Der zweigeschossige Bau im Stil der Hochrenaissance in der besonders üppigen Formensprache der Weserrenaissance wurde von 1592 (Grundsteinlegung) bis 1597 (Eindeckung des Dachs) als Aula- und Hörsaalgebäude für die Universität Helmstedt errichtet und wurde nach Beendigung der Steinmetzarbeiten am 15.10.1612 eingeweiht, 20 Jahre nach Baubeginn. Als die Studentenzahlen noch klein waren, unterrichteten die Professoren in ihren Privathäusern. Doch mit dem Anwachsen der Semesterstärken ergab sich immer mehr die Notwendigkeit eines eigenen Hörsaalbaus. Dazu kam, daß die erste protestantische Universität in Norddeutschland ein Prestigeprojekt war, das die Herzöge ostentativ prächtig ausstatten wollten, und deshalb wurde der Neubau zum üppig verzierten Bildungspalast.

Ansicht von Süden aus dem Kollegienhof heraus

Der Bau ist 40 m breit und 17 m tief. Im Kellergeschoß lagen im Westen ein Weinkeller und daneben eine Bier- und Weinkneipe mit zwei beheizbaren Schankräumen, von denen der eine mit Kamin und Kreuzgewölbe über den nördlich angebauten Kellerabgang von außen zu erreichen war, der andere, flachgedeckte, über eine aus dem Erdgeschoß hinabführende Wendeltreppe. Im Erdgeschoß lag das 28 m lange und 13,50 m breite Auditorium Maximum, das für die Theologen und Philosophen und für Universitätsfeierlichkeiten vorgesehen war. Drei verzierte Pfeiler stützen die riesige Decke. Früher befand sich die Bibliothek im östlichen Vorraum, der heute als Foyer und Garderobe dient. Im ersten Obergeschoß lagen ursprünglich zwei weitere Hörsäle von quadratischem Zuschnitt für die Juristen und die Mediziner, beide 14,30 m x 14,30 m groß. Zwischen den beiden Hörsälen lag ein Vestibül zum Gedankenaustausch und Diskutieren. 1765 baute man das unter Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel (1.8.1713-26.3.1780) um und legte beide Räume als Bibliothek zusammen, deshalb sieht man an der Decke auch sein Stuck-Monogramm aus zwei miteinander verschlungenen Buchstaben "C". Der gleiche Herzog und spätere Fürst gründete 1745 das Collegium Carolinum in Braunschweig. Heute liegt der Fußboden der Bibliothek 50 cm höher als vorher, weil die Decke durch Eisenträger verstärkt wurde. Die Decke im Obergeschoß kommt ohne Stützen aus, weil sie im selbsttragenden Dachstuhl aufgehängt ist und so die ganze Last auf die Außenmauern abgeleitet wird.

 

Abb. links: Turmportal links und Hauptportal rechts. Abb. rechts: Südwest-Zwerchgiebel und Treppenturm

Das Juleum gehört zu den bedeutendsten Bauten dieser Stilrichtung, kann sogar als ein Hauptwerk und als eines der üppigsten Schmuckstücke der Weserrenaissance bezeichnet werden. Der Baumeister war Paul Francke, herzoglicher Baumeister, der bereits die beiden den Hof flankierenden Flügelbauten des Kollegiengebäudes gebaut hatte. Den Figuren- und Reliefschmuck fertigte der Wolfenbütteler Jacob Meyerheine an. Prägend für die Silhouette des Bauwerks ist der 56 m hohe, sich weit über die Dachebene erhebende Treppenturm, der nicht ganz in der Mitte der Südfassade steht, sondern ein wenig aus der Mittelachse nach Westen verschoben ist. Er ist im Querschnitt achteckig und trägt im obersten Geschoß unter der geschweiften Haube mit Laterne eine kräftige, weit auskragende Galerie mit umlaufender Steinbalustrade. Sparsam gesetzte, schräg geschnittene Fenster begleiten die rechtsläufige Spindel. Insgesamt drei Gesimse gliedern den Turm vertikal; das erste folgt dem Trenngesims des Gebäudes, das zweite entspricht dem Dachansatz, das dritte folgt in Äquidistanz. 153 Stufen führen hinauf, und von oben hat man einen schönen Ausblick über die südlich gelegene Altstadt von Helmstedt. Der Turm ist der einzige Zugang zum Obergeschoß und zum Dach; im Inneren des Hauptgebäudes gibt es keine weitere Treppe nach oben.

Fenster des Auditorium maximum links und Treppenturmportal rechts

Der prächtigste Schmuck des Gebäudes sind seine insgesamt sieben Schaugiebel, zwei große Giebel an der westlichen und der östlichen Schmalseite, drei Zwerchgiebel auf der Nordseite und zwei Zwerchgiebel auf der Südseite. Der Turm steht dort, wo auf der Südseite der mittlere Zwerchgiebel wäre, deshalb sind hier seitlich zwei kleine Giebelansätze zu sehen, die aber hinter dem Turm keinen eigenen Zwerchgiebel bilden, weil der Turm nach hinten ins Dach hineingebaut ist. Zwischen den einzelnen Zwerchgiebeln zieht sich jeweils vertikal eine Reihe von drei Dachgauben in die Höhe, mittig über den jeweils zweiten Fensterachsen von außen positioniert. Wenn man es genau nimmt, besitzt das Gebäude sogar noch einen achten Schmuckgiebel, nämlich den über dem auf der Nordseite angebauten Kellereingang. Besonders eindrucksvoll ist der Blick von der Tiefe des Grauen Hofes mit dem Rücken zum historistischen Schulbau: Dann sieht man den schlanken Turm des Juleums in der Mitte zwischen den beiden seitlichen Treppentürmen des Kollegiengebäudes, und die beiden seitlichen Zwerchgiebel des Juleum Novum ragen über den Kopfenden des Kollegienbaus auf.

 

Ostgiebel mit Justitia als Bekrönung

Die funktionelle Zuordnung erkennt man an den bekrönenden allegorischen Figuren auf den Giebeln: Die Giebel der Südseite tragen neben den ganzen Kriegerfiguren ganz oben auf den Zwerchgiebeln links eine Allegorie der Fides mit Kreuz und Buch als Symbol für die theologische Fakultät und rechts eine Figur mit einer Taube als Zeichen für die philosophische Fakultät. Im Osten steht Justitia mit Waage und Schwert als Symbol für die juristische Fakultät auf dem großen Giebel. Im Westen steht als Pendant eine Allegorie mit Schlangenstab und Kelch als Symbol für die medizinische Fakultät. Die drei nördlichen Giebel sind ohne freistehende Figuren, aber die Anzahl der Fakultäten ist ja auch bereits erschöpft, und die Schauseite ist nun mal die nach Süden zum Collegienplatz hin.

Detail der Ostseite: Türke oder Sarazene im Dreiecksgiebel

Beiderseits des Turmes liegen je zwei Fensterachsen. Alle Fenster sind riesig dimensioniert. Die Fenster des Obergeschosses sind dreibahnig und rechteckig eingefaßt mit einem zusätzlichen kleinen Oberlicht in einem rechteckigen Beschlagwerkaufsatz. Die Fenster des Erdgeschosses sind vierbahnig und werden oben rund abgeschlossen mit drei (1:2) Maßwerkringen im Bogenfeld. Der stark profilierte Rahmen ist in eine bis zum umlaufenden Gesims reichende Steinblende integriert, die jenseits des Gesimses einen Dreiecksgiebel mit herausragenden Büsten verschiedener phantasievoller Personen (ein Bürgerhauptmann mit Helm, ein Ratsherr mit Halskrause, ein Türke oder Sarazene mit Turban und Fez, eine nackte Frau mit Halskette, Till Eulenspiegel, eine Frau mit Kopftuch, diverse Männerbüsten etc.) im Giebeldreieck tragen. Das Gebäude besitzt drei Eingänge, einen vorgebauten Kellereingang im Norden, in einem Vorbau, und auf der Südseite ein Treppenturmportal und das Hauptportal rechts daneben in der zweiten Achse von rechts. Alle drei Portale besitzen Wappenschmuck, und die beiden Portale der Südseite zählen zu den aufwendigsten Kompositionen, die die Renaissance je hervorgebracht hat.

 

Turmportal

Das Turmportal an der Südseite und das herzogliche Wappen
Das Turmportal ist in seiner seitlichen Ausdehnung schmäler als das Hauptportal, weil es durch die Breite der Polygonseite begrenzt ist. Das Hauptgesims wird von zwei Säulen auf hohen Postamenten flankiert, die ein gerades Gebälk tragen. Beide Säulen sind in den oberen zwei Dritteln kanneliert und im unteren Drittel mit Ornamenten und Fruchtgebinden belegt, aus denen je drei Löwenmasken nach allen Seiten herausschauen, ebenso wie auf den Postamenten.

 

untere Säulenabschnitte am Turmportal

Die Säulen kreuzen die Kämpfergesimse in Höhe des Bogenansatzes. Auf dem Gebälk, das in der Mitte über dem Bogenscheitel eine leere Inschriftenkartusche mit Rollwerkrändern trägt, stehen in der zweiten Ebene vier Postamente, von denen die beiden äußeren, vorne mit Löwenmasken verzierten jeweils einen behelmten antiken Krieger mit Schwert und Hellebarde tragen.

 

Dekoration des Turmportals

Die beiden mittleren Postamente, zwischen denen unten eine weitere leere Inschriftenkartusche mit Rollwerkrändern zu sehen ist,  tragen reichverzierte und im oberen Bereich kannelierte Säulen, die im unteren Drittel Verzierungen mit drei nach allen Richtungen schauenden Engelsköpfen tragen. Beide Säulen tragen das zweite und obere Gebälk mit einer auf einem Konsolfries vorgezogenen, in der Mitte zu einem Dreiecksgiebel geformten Verdachung, auf der drei Putten mit Tunica und Harnisch und je einem Schild stehen, die nach vorne und zu den Seiten blicken.

 

Dekoration des Turmportals

Über dem Turmportal ist zwischen den Säulen der zweiten Ebene das Wappen des Bauherrn angebracht, dasjenige von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (15.10.1564-20.7.1613), der seit 1589 an der Regierung war. Im Gegensatz zu demjenigen seines Vaters am Kollegiengebäude ist es wesentlich komplexer aufgebaut und trägt zwischenzeitlichem Gebietserweb Rechnung. Das Wappen folgt im wesentlichen dem allgemeinen Aufbau der Wappen der der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, hat aber einen Herzschild für das Hochstift Halberstadt zusätzlich, weil Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg postulierter Bischof von Halberstadt war, im Jahre 1566 trat er erst unter Vormundschaft und 1578 endgültig die Herrschaft im Bistum Halberstadt an, welches daraufhin protestantisch wurde. Im Detail ist der Schild wie folgt aufgebaut, wobei die Tinkturen teilweise nicht farblich korrekt durch den gegenwärtigen Anstrich wiedergegeben werden, nachfolgend werden ausschließlich die Soll-Tinkturen angegeben.

 
 

Seitlich neben dem Schild sieht man zwei von den Helmdecken umspielte, goldene, hersehende Löwen als Schildhalter. Zu diesem Wappen gehören fünf Helme, was dem Erwerb der Harzgrafschaften Rechnung trägt:

Turmportal: Gesamtansicht der fünf Helme

Turmportal: Helme 1, 2 und 4

Turmportal: Helme 1, 3 und 5

In der beschriebenen Form ist dieses Wappen auch an Burg Polle zu sehen, für den gleichen Bauherrn und mit identischen Inhalten, nur dort als rechte Hälfte eines Ehewappens.

Nordostecke mit Blick auf den angebauten Kellereingang

Wappen am Kellereingang auf der Nordseite
Ein ähnliches, aber älteres und daher noch einfacheres Wappen für Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel sehen wir auf der Nordseite des Juleums im Giebel über dem Kellereingang, der rückseitig angebaut ist. Hier ging es zur ehemaligen Studentenkneipe, dem nördlichen Schankraum mit Kamin und Kreuzgewölbe. Im Vergleich zum Prunkwappen am Turm gibt es hier einige Unterschiede, so fehlen hier Regenstein und Blankenburg im Schild und zwei Helme im Oberwappen. Der Schild hat statt 12 Felder nur 9 Felder. Durch die veränderte Lage des Herzschildes fehlen aber nur zwei thematische Inhalte, obwohl drei Felder verloren gehen. Ebenso wie am Turmportal sind hier zwei hersehende goldene Löwen seitlich des Schildes zu sehen, die von den Helmdecken umspielt werden.

Kellereingang, von Norden gesehen

Der Schild ist über einem Schildfuß dreimal geteilt und einmal gespalten und trägt einen Herzschild:

herzogliches Wappen am Kellereingang

Das Wappen ist zeitlich früher entstanden, so daß Regenstein und Blankenburg noch nicht erscheinen. Schloß und Grafschaft Blankenburg fielen 1599 an das Hochstift Halberstadt, und damit mittelbar an Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (15.10.1564-1613) der seit 1566 unter Vormundschaft und 1578 dann endgültig Fürstbischof von Halberstadt war, noch bevor er 1589 Herzog wurde. Die Aufnahme dieser Komponenten in das Welfenwappen ist folglich durch die Funktion als Administrator und postulierten Bischofs des Hochstifts Halberstadt begründet. Baubeginn für das Juleum war 1592, da waren Regenstein und Blankenburg noch nicht heimgefallen, also erscheinen sie noch nicht im Wappen. In der Zeit zwischen 1596 und 1597 entstand das Wappen über dem Kellerzugang. Das ganze Gebäude war zwar bis 1597 fertiggestellt, doch der Bau der aufwendigen Portalblenden, für die umfangreiche Steinmetzarbeiten notwendig waren, zog sich noch länger hin, so daß am Treppenturm der aktualisierte Stand nach 1599 zu sehen ist, wie er für den Bauherrn 1599-1613 zutreffend war.

 

Zu diesem Wappen werden nur drei Helme geführt, was durch weiteres Zusammenlegen von Inhalten und dem Wegfall der Symbole für Regenstein und Blankenburg erreicht wird:

Bedeutende Professoren an der Universität Helmstedt
An der Universität versammelten die intellektuell ambitionierten Herzöge die Koryphäen ihrer Zeit. Einige der bedeutenden Professoren, die hier wirkten, waren:

 

Säulenbasen des Hauptportals

Dekoration des Hauptportals

Das Hauptportal an der Südseite und das Universitätswappen
Ganz anders als bei den beiden anderen Portalen ist die hochinteressante Heraldik über dem Hauptportal auf der Südseite: Hier sehen wir das Universitätswappen: Simson holt aus einem toten Löwen Honig. Simson oder Samson - die Vulgata schreibt "Samson", Luthers deutsche Bibel von 1545 schreibt "Simson", abgeleitet ist der Name vom hebräischen Namen Shimshon, und darin steckt die Wurzel Shemesh, Sonne, also "kleine Sonne". Im Arabischen heißt Sonne "Shams". Deshalb sind beide Schreibweisen möglich, an einer protestantischen Uni orientieren wir uns an der Schreibweise in der Lutherbibel. Genau genommen ist das Wappen in der gegenwärtigen Farbfassung blau-silbern geteilt und trägt einen in einen goldenen und mit einem schwarzen Doppeladler belegten ärmellosen Tappert gekleideten Simson mit einem hohen, breitkrempigen goldenen Hut mit zwei seitlich abflatternden roten Bändern auf dem Kopf, der mit der Linken das Maul eines vorne roten und hinten goldenen Löwen öffnet und mit der Rechten in den Schlund hineingreift; Simson wird oben rechts begleitet von einem silbernen sechszackigen Stern über einer silbernen, gesichteten, abnehmenden Mondsichel, links von einer goldenen, gesichteten Strahlensonne. Das Wappen der Universität wird beschrieben im Siebmacher Band: Univ Seite: 17-18, 53 Tafel: 14.

 

Hauptportal mit Universitätswappen

Dieses Wappen hat Kaiser Maximilian zusammen mit dem Privileg am 11.5.1575 der gesamten Universität mit einem Wappenbrief verliehen. Der Wortlaut (nach Siebmacher): "Dem ganzen Corpori Universitatis insgemain ainen Schilt nach der zwerch gleich abgethailt, deren das Under- weiss oder silber und Oberthail plaw oder lasurfarb, im ganzen Schild vorwerts erscheindt die Bildtnus aines Sambsons mit ainem gelben aussgeschniten Rock one Ermbl beclaidet, auf dem Haubt anhabend ainen spitzigen gelben oder goldfarben Huet mit ainer rotten Pinden und ihren baiderseits im obern plawen Thail fluegenden Enden, welcher vor seinen Füessen im untern weissen Thail des Schilts mit baiden Fäusten einem grimmenden Lewen, dessen Vorder- roth und Hinderthail gelb oder goldfarb ist, den Rachen auf- und entzwei reisset. Im obern plawen Thail des Schilts an des Samsons linker Seitten ain gelbe oder goltfarbe Sonne und der Rechten die Spitzen gegen die Sonne körend ain halber weisser oder silberfarber Monschein und ob demselben ain weisser sechseggeter Stern".

 

Das Motiv bezieht sich auf die Bibelstelle Buch der Richter 14, 5-18: "So ging Simson hinab mit seinem Vater und seiner Mutter nach Timna. Und als sie kamen an die Weinberge von Timna, siehe, da kam ein junger Löwe brüllend ihm entgegen. Und der Geist des Herrn geriet über ihn, und er zerriß ihn, wie man ein Böcklein zerreißt, und hatte doch gar nichts in seiner Hand. Er sagte aber seinem Vater und seiner Mutter nicht, was er getan hatte. Als er nun hinkam, redete er mit der Frau, und Simson hatte Gefallen an ihr. Und nach einigen Tagen kam er wieder, um sie zu holen, und bog vom Wege ab, um nach dem Aas des Löwen zu sehen. Siehe, da war ein Bienenschwarm in dem Leibe des Löwen und Honig. Und er nahm davon in seine Hände und aß im Gehen und kam zu seinem Vater und zu seiner Mutter und gab ihnen, daß sie auch aßen. Er sagte ihnen aber nicht, daß er den Honig aus dem Leibe des Löwen genommen hatte. Und als sein Vater hinkam zu der Frau, machte Simson dort ein Hochzeitsgelage, wie es die jungen Leute zu tun pflegen. Und als sie ihn sahen, gaben sie ihm dreißig Gesellen, die bei ihm sein sollten.Simson aber sprach zu ihnen: Ich will euch ein Rätsel aufgeben. Wenn ihr mir das erratet und trefft in diesen sieben Tagen des Gelages, so will ich euch dreißig Hemden geben und dreißig Feierkleider. Könnt ihr's aber nicht erraten, so sollt ihr mir dreißig Hemden und dreißig Feierkleider geben. Und sie sprachen zu ihm: Gib dein Rätsel auf, laß uns hören!

 

Universitätswappen: Simson mit dem Löwen

Er sprach zu ihnen: Speise ging aus vom Fresser und Süßigkeit vom Starken. Und sie konnten in drei Tagen das Rätsel nicht erraten.  Am vierten Tage sprachen sie zu Simsons Frau: Überrede deinen Mann, daß er uns des Rätsels Lösung sagt, oder wir werden dich und deines Vaters Haus mit Feuer verbrennen. Habt ihr uns hierher geladen, um uns arm zu machen? Da weinte Simsons Frau vor ihm und sprach: Du bist mir gram und hast mich nicht lieb. Du hast meinen Leuten ein Rätsel aufgegeben und hast mir's nicht gesagt. Er aber sprach zu ihr: Siehe, ich hab's meinem Vater und meiner Mutter nicht gesagt und dir sollte ich's sagen? Und sie weinte vor ihm die sieben Tage, die sie feierten; aber am siebenten Tage sagte er es ihr, denn sie drang in ihn. Sie aber sagte des Rätsels Lösung ihren Leuten weiter.

 

Da sprachen die Männer der Stadt zu ihm am siebenten Tage, ehe die Sonne unterging: Was ist süßer als Honig? Was ist stärker als der Löwe? Aber er sprach zu ihnen: Wenn ihr nicht mit meinem Kalb gepflügt hättet, so hättet ihr mein Rätsel nicht getroffen." Hier ist das Motiv im übertragenen Sinn zu verstehen: Aus der Stärke kommt Süßes, aus der kraftvollen Anstrengung beim Lernen und der Stärke der Wissenschaft (Löwe) kommen die Früchte der Erkenntnis und der Reichtum des Wissens (Honig). In ihren Siegeln greift die Universität die Idee auf durch den Wortlaut der Siegelumschrift: "Sigill(um) Academiae Jvlii Prin(cipis) Fvndato(ris) Ex Forti(tudine) Dvlcedo"; in der Mitte steht das beschriebene Wappenbild.

Hauptportal, oberste Zone

Hauptportal, mittlere Zone mit dem Universitätswappen

Hauptportal, untere Zone mit Rundbogen-Eingang, Säulenstellungen und Muschelnischen

Fakultätswappen
Neben dem Wappen der Gesamt-Universität hat Kaiser Maximilian auch den einzelnen Fakultäten individuelle Wappen verliehen. So bekam die theologische Fakultät verliehen (Wortlaut nach Siebmacher): "Der Facultet Theologicae ainen ganz plawen oder lasurfarben Schilt, darinnen die Bildnuss der hailigen Drifaltigkeit, als nemblichen Grund des Schilts zur linken sitzend ain Gleichnis Gott des Vaters, auf dessen haupt ain goldene Cron, unter der Linken ain gelben Scepter, der rechten hand aber haltendem Reichsöpffl; und zur Rechten gegenüber sitzend Gott der Sohn mit seinem uber die rechte Hand über sich haltenden rotten fluegenden Fahnen und darinnen ain weisses Creutz; ob denselben aber in ainer glantzenden Feuerflammen und Gestalt ainer weissen Tauben Gott der hailige Geist und dann ob Gott des Vatters Bildnis ain gelbe oder goldfarbe Sonne und des Sohnes ain weisser halber Monschein, die Gesicht gegen einander körendt erscheinen." Damit der Schwulst verständlich wird: In Blau die hl. Dreifaltigkeit, rechts sitzend Gott Sohn, eine rote Fahne mit silbernem Kreuz an einer schrägrechts über die Schulter gelegten Stange haltend, links sitzend Gott Vater mit goldener Krone, goldenem Zepter in der Linken, beide zwischen sich einen Reichsapfel haltend, in der Mitte eine von einem goldenen Strahlenkranz umgebene silberne Taube des Heiligen Geists über einer abnehmenden silbernen Mondsichel rechts und einer goldenen Strahlensonne links, beide gesichtet. Über dem Reichsapfel erscheint im Siegelbild noch ein sechszackiger Stern.

Die juristische Fakultät bekam folgendes Wappen verliehen (Wortlaut nach Siebmacher): "Der Facultet Juridicae ainen quartierten Schilt, deren das hinder under grüen und vorder schwarz, das hinder ober weiss und Vorderthail des Schilts rott oder rubinfarb, darinnen im ganzen Schilt fur sich erscheindt aines gelben Lewens Gestalt, der nach der zwerch gleich abgethailt als vornen plaw oder lasur und hinden in der grünen Vledung gelb oder goltfarb mit rotter ausgeschlagener Zungen und über sich geworfnen Schwanz, haltend in seiner vordern rechten Pranken in der rotten obern Veldung ain gelben Scepter oder Rectorstab." Gemeint ist in heutiger Sprache: Rot-silbern-schwarz-grün geviert mit einem goldenen, rotgezungten Löwen, der im Bereich des schwarzen Feldes blau ist und in seiner rechten Vorderpranke einen goldenen Amtsstab hält.

 

Dekorationen des Hauptportals

Und die medizinische Fakultät bekam folgendes Wappen verliehen (Wortlaut nach Siebmacher): "Der Medicinae Facultati ainen gleichfalls quartierten Schilt, deren die undere baide als die hintere weiss und vorder Veldung gelb oder goldfarb, die obere beede Thail aber als das hinder rott oder rubinfarb und vorder schwarz seind: in baiden untern Veldungen für sich zum Lauf geschickt erscheint aines Ochsen oder Stiers Gestalt, in der Mitte also abgethailt, dass sein Hintertail gelb und vorders rott oder rubinfarb ist, durch sein Naslöcher ain gelben Ring und auf dem Kopf ain goldfarbe Cron habend; und darob an der Abthailung des schwarzen und rotten Thails des Schilts ain gelben oder goldfarber sechseggeter Stern." Vom zeittypischen Geschwurbel befreit sehen wir also das Wappen schwarz-rot-golden-silbern geviert, oben ein goldener, sechszackiger Stern, unten ein laufender, rechts roter und links goldener, golden gekrönter Stier mit goldenem Nasenring. In den echten Siegeln fehlt die Krone des Stieres.

Die grundlegende Fakultät der Philosophie mit den Sieben freien Künsten als Fächern bekam ebenfalls ein Wappen vom Kaiser verliehen (Wortlaut nach Siebmacher): "Der Facultet Artium ainen über zwerch gleich abgethailten Schilt, dessen Under- gelb und Oberthail plaw oder lasurfarb ist, in demselben ganzen Schildt für sich aufrechts aines Lewens Gestalt, der nach der zwerch abgethailt als vornem (d. h. oben) weiss oder silber und hinden (d. h. unten) gelb oder goldfarb, mit offenem Maul, rotter ausgeschlagener Zungen, über sich geregtem Schwanz der im plawen Thail weiss ist, und in seiner vordern rechten pranken über sich haltend ainen gelben oder goldfarben Stab des Planeten Mercurij, zu latein Caduceum genannt; und rund umb des Lewen Bildnus allenthalben klaine rotte oder rubinfarbe Haerzen erscheinen." Das heißt, wir haben in blau-golden geteiltem, mit roten Herzchen bestreutem Schild einen hersehenden, silbern-golden geteilten Löwen, der einen goldenen Merkurstab in seiner rechten Vorderpranke hält und dessen Schwanz oben silbern ist. Im echten Siegelbild fehlt die Teilung, deren Farbabfolge nicht sinnvoll ist, goldenes Löwenunterteil auf goldener unterer Schildhälfte ist ein Meisterwerk kaiserlicher Wappenkompetenz, und der Löwe ist hersehend.

Inschriften des Hauptportals

Das Hauptportal an der Südseite: Inschriften
Das Hauptportal ist breiter als das Turmportal. Der zentrale, oben rundbogig geschlossene Eingang wird von insgesamt vier Säulen flankiert, alle sind in den oberen zwei Dritteln kanneliert und tragen ionische Kapitelle. Im unteren Drittel besitzt jede üppige Ornamentik mit je drei Löwenmasken. Alle vier Postamente und die Zwischenflächen tragen ebenfalls mehrere Löwenmasken. Zwischen den äußeren Säulenpaaren sind zwei leere Muschelnischen positioniert. Die Säulen kreuzen das nach außen fortgeführte und nur durch die Muschelnischen unterbrochene Kämpfergesims in Höhe des Bogenansatzes, wobei der Bereich oberhalb durch Nuten und Farbgebung Fugenrustika imitiert. Der Schlußstein über dem Portal trägt vor einem Muschelornament ein zum Boden schauendes menschliches Antlitz. 

Schlußstein über dem Rundbogen des Hauptportals

Das Gebälk ist in der Mitte zu einem Dreiecksgiebel ausgezogen; das untere Gesims des Dreiecks ist unterbrochen, um Platz für eine Inschriftenkartusche zu machen, die in goldener Kapitalis auf weißem Untergrund den Wortlaut trägt: "A(NN)O CHR(ISTI) / MDCXCVII / JLLVSTRIS JVLEI HVIVS FRONTISPICIA / AERIS VENTORVMQVE INIVRIA LAESA / SVMTV PVBLICO REPARATA SVNT / PROR(ECTORE) HENRICO MEIBOMIO / MED(ICINAE) D(OCTORE) P(ROFESSORE) P(VBLICO) SEN(IORE)" - im Jahre Christi 1697 sind die Stirnseiten (Frontispize = hier: Giebel der Schauseiten) dieses berühmten Juleums, die durch Luft und Winde (= Stürme) beschädigt worden sind, auf Kosten der Öffentlichkeit wiederhergestellt worden durch den Prorektor Heinrich Meibom, Doktor der Medizin, öffentlichem Professor und Senior. Unter den Gesims-Segmenten seitlich steht auf dem leicht vorgewölbten Fries in goldenen Lettern auf schwarzem Hintergrund zu lesen: "JO(HANNE) GOTHARD VON BOECKELLEN / J(VRIS) V(TRIVSQVE) D(OCTORE) PROF(ESSORE) P(VBLICO) ORD(INARIO) / H(OC) T(EMPORE) ACAD(EMIAE) AEDILI" - durch den derzeit amtierenden akademischen Bauverwalter Johann Gotthard von Böckellen, Doktor beider Rechte, öffentlicher ordentlicher Professor, und "FRIDERICO SCHRADERO / MED(ICINAE) D(OCTORE) PROF(ESSORE) P(VBLICO) ORD(INARIO) / H(OC) T(EMPORE) ACAD(EMIAE) AEDILI" - durch den derzeit amtierenden akademischen Bauverwalter Friedrich Schrader, Doktor der Medizin und öffentlicher ordentlicher Professor. Die Inschriften, die die Renovierung ein Jahrhundert nach Errichtung des Baus belegen, bestehen aus erhaben herausgehauenen Buchstaben. Die genannte Reparatur kann wohl kaum die Portalgiebel betreffen, dazu sind diese zu sehr aus einem Guß, stilrein und weisen keinerlei Hinweise auf spätere Überformung auf - bis auf die Anbringung der Inschrift. Da Luft und Winde erwähnt werden, handelt es sich wahrscheinlich um die großen Giebel oben, an den Schmalseiten und den Zwerchhäusern, die hier repariert worden sind. Als Stelle für die Inschrift wählte man das Portal, auch wenn es selbst nicht Objekt der Maßnahmen war, abe nur so konnte man das Gesehenwerden garantieren.

Der genannte Heinrich Meibom (29.6.1638-26.3.1700) stammte aus Lübeck und war der Sohn des Helmstedter Medizinprofessors und Lübecker Stadtphysikus Johann Heinrich Meibom und dessen Frau, Elisabeth Oberberg. Er wurde 1664 außerordentlicher und 1665-1700 ordentlicher Professor für Medizin, dann für Geschichte und Poesie 1678-1700. Seit 1664 war er Leibarzt der Welfenherzöge August d. J., Rudolph August und Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel. Im Jahre 1678 bekam er den Lehrstuhl für Geschichte und Dichtung. Heinrich Meibom war siebenmal Vizerektor und zwölfmal Dekan der Universität Helmstedt. Er heiratete am 30.8.1664 Anna Sophie Daetrius, die Tochter des Oberhofpredigers und Konsistorialdirektors Brandanus Daetrius. Von seinen Kindern wurden drei ebenfalls Universitätsprofessoren in Helmstedt.

Der weiterhin genannte Johann Gotthard von Böckellen (9.7.1645-5.2.1702) stammte aus Ratzeburg und war der Sohn des Martin von Böckellen, Rat bzw. Kanzler in schwedischen, dann braunschweigischen, zuletzt schleswig-holsteinischen Diensten. Johann Gotthard war ab 1673 außerordentlicher Professor für Jurisprudenz und wurde am 27.9.1677 zum ordentlichen Professor der Moral und Ethik ernannt, was er bis 1678 blieb. Später übernahm er einen juristischen Lehrstuhl, und er lehrte 1678-1702 kanonisches Recht und Feudalrecht.

Der zuletzt genannte Friedrich Schrader (30.7.1657-22.8.1704) stammte aus Helmstedt und war der Sohn von Christoph Schrader, an der Helmstedter Uni Professor für Eloquenz, und dessen Ehefrau, Margarethe Stisser. Er erwarb an der Uni Leiden einen medizinischen Doktorgrad. Danach war er zeitweise Stadtarzt in Göttingen. 1681 erhielt er in Helmstedt den Lehrstuhl für Medizin, den er bis 1704 behielt. 1684 wurde er auch noch Professor für Mathematik. Nach 1700 wurde er als Nachfolger von Heinrich Meibom Senior der Fakultät und welfischer Leibarzt. Schrader war zweimal verheiratet, erst mit Margarethe Hedwig Ripenhusen, dann mit Barbara Margarete Crauel.

Dekoration des Hauptportals

Dekoration des Hauptportals

Das Hauptportal und seine Dekoration
Zurück zum Portal: Über den beschriebenen Inschriften beginnt eine zweite Zone mit so üppigen Dekorationen, daß man sich an eine Hochzeitstorte erinnert fühlt. Vier reichverzierte Postamente mit ornamentalen Zwischenstücken bilden die Basis des Aufbaus. Die inneren Postamente tragen groteske Masken, die äußeren Frauenköpfe. Auf den äußeren stehen vollplastische Statuen, auf den inneren zwei Säulen, oben kanneliert und mit korinthischen Kapitellen abgeschlossen, unten mit je drei Frauenköpfen und Fruchtgebinden geschmückt, ruht das obere Gebälk. Die Felder hinter den Säulen sind horizontal geteilt und besitzen oben eine leere Muschelnische. Zwischen den Säulen befindet sich eine medaillonartige Kartusche runder Form mit extrem ausladenden Wangen, auf denen oben Löwen mit Kugeln unter den Vorderpranken sitzen. Oberhalb und unterhalb der Kartusche sind weibliche Gesichtsmasken und Fruchtgebinde angebracht, deren Aufhängeschnüre scheinbar durch Löcher der seitlichen Wangen gezogen sind. Ganz oben schließt ein geflügelter Engelskopf die Komposition ab. Die seitlichen Wangen des Portalaufsatzes wiederholen das Motiv der ausladenden und im Viertelkreis nach vorne gebogenen Wangen und kombinieren diese mit Voluten, Obelisken, Löwenköpfen und Fruchtgebinden zu einem ornamentalen Dickicht. Auf dem nächsten geraden Gesims erhebt sich ein weiterer ornamentaler Aufsatz mit den für dieses Portal typischen Wangen, alle vier oben mit Kugeln bekrönt, und hier bilden drei vollplastische Figuren den oberen Abschluß der üppigen Gestaltung.

 

Dekorationen des Hauptportals: Musik und Geometrie

Das Figurenprogramm des Hauptportals umfaßt die Allegorien der Septem artes liberales, der Sieben freien Künste: Das Programm beginnt oben an der Giebelaufsatzspitze vor dem Dreiecksgiebel über dem Fassaden-Gesims mit der Astronomie, kenntlich an der Himmelskugel auf der rechten Schulter. Darunter folgen links die Grammatik mit einer mit "A-Z" bezeichneten Tafel im linken Arm und die Arithmetik mit einer mit den römischen Zahlzeichen " I II III / IV V VI / X L C / D M" beschriebenen Tafel in der Linken auf dem oberen Gesims des Portalaufsatzes, jede auf einem vorne mit einer Maske verzierten Postament. Auf dem Hauptgesims der Portalblende stehen die eine laute spielende Musik links und die Geometrie mit einer mit Dreieck, Kreis, Quadrat und einem Zirkel bemalten Schriftrolle rechts. Der rechte Arm der Geometrie ist abgebrochen. Das sind bis jetzt nur fünf freie Künste, Rhetorik und Dialektik fehlen, wahrscheinlich standen deren Allegorien früher rechts und links des Portals auf unterster Ebene in den heute leeren Muschelnischen. Diese Allegorien stehen für die Basisfakultät der Philosophie, an der im Gegensatz zu den berufsbezogenen Fakultäten die Sieben freien Künste unterrichtet wurden.

 

Dekorationen des Hauptportals

Das Juleum von der Aufhebung der Universität bis heute
Heute wird das beispielhaft gut erhaltene Juleum unterschiedlich genutzt: Im Keller ist das Kreis- und Universitätsmuseum eingerichtet. Das Erdgeschoß wird als Festaula verwendet. Das historische Auditorium Maximum faßt ca. 250 Personen. Hier finden Konzerte, Vorträge und andere Veranstaltungen statt, weiterhin alljährlich die "Helmstedter Universitätstage" mit dem Thema des Zusammenwachsens von Ost und West, und so kann die frühere Bedeutung des Gebäudes als kultureller Mittelpunkt der Stadt ein bißchen aufrechterhalten werden. Im Obergeschoß befindet sich der Bibliothekssaal mit der ehemaligen Universitätsbibliothek, die zur Zeit 35000 Bände umfaßt, von denen 15000 noch Altbestand der historischen Universität sind. Die anderen Bücher des Altbestandes wurden in die Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel verbracht.

Hauptportal, Streusalzschäden an den Säulenbasen

Seit 2019, ca. drei Jahrzehnte nach der letzten Sanierung und Instandsetzung 1966-1971, wird das Gebäude mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz renoviert, weil die Fassade etliche Risse hat, die selbst vor den Prachtportalen nicht halt machen und wie ein Netz die Fassade überziehen. Ein Teil einer freistehenden Zierplastik ist von der Spitze eines Giebels schon in die Tiefe gefallen. Einer Statue, die eine der Sieben freien Künste darstellt, fehlt bereits ein Arm. Der Putz rieselt, und Feuchtigkeit dringt ins Mauerwerk und gefährdet den Bau. Deshalb wurden die dringend erforderlichen Erhaltungsmaßnahmen eingeleitet. Im Prinzip müssen alle Fenster, die Ornamentik, die Ziergiebel und die Dachanschlüsse saniert werden.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@52.2293419,11.0085943,19z - https://www.google.de/maps/@52.229281,11.0085056,55m/data=!3m1!1e3
Universität Helmstedt auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Universität_Helmstedt
Helwig Schmidt-Glintzer, Bernd Rebe, Gerhard Müller: Academia Julia, Universität Helmstedt - Tradition, Zukunft, Beiträge zur Geschichte des Landkreises und der ehemaligen Universität Helmstedt Nr. 15, hrsg. vom Landkreis Helmstedt, Helmstedt 2002, 96 S., ISBN-10 : 3937733140, ISBN-13 : 978-3937733142
Wiebke Kloth: Die Universität Helmstedt und ihre Bedeutung für die Stadt Helmstedt, Beiträge zur Geschichte des Landkreises und der ehemaligen Universität Helmstedt Nr. 16, hrsg. vom Landkreis Helmstedt, Helmstedt 2003, 128 S., ISBN-10: 3937733159, ISBN-13: 9783937733159
Wissensproduktion an der Universität Helmstedt:
http://uni-helmstedt.hab.de/index.php - Chronik: http://uni-helmstedt.hab.de/index.php?cPage=1&sPage=chron
Helmstedt-Wiki:
https://www.helmstedt-wiki.de/wiki/Universität_Helmstedt
Paul Zimmermann: Album Academiae Juliae: Studenten, Professoren etc. der Universität Helmstedt von 1574-1636, Hannover 1926, Selbstverlag der Historischen Kommission
https://core.ac.uk/download/pdf/196668231.pdf
Juleum auf den Seiten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz:
https://www.denkmalschutz.de/denkmal/juleum.html
Harmen Thies: Das Juleum Novum - Paul Francke, Beiträge zur Geschichte des Landkreises und der ehemaligen Universität Helmstedt Nr. 9, hrsg. vom Landkreis Helmstedt, 1997, 64 S., ISBN-10: 3937733086, ISBN-13: 978-3937733081
Winfried Dolderer: Der akademische Palast, in: Monumente, Magazin für Denkmalkultuir in Deutschland, Heft August 2019:
https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2019/4/Juleum-Helmstedt.php
Deutsche Inschriften Bd. 61, Stadt Helmstedt, Nr. 346 (Ingrid Henze), in:
www.inschriften.net, urn: nbn:de:0238-di061g011k0034607 - http://www.inschriften.net/helmstedt/inschrift/nr/di061-0346.html#content
Helmstedter Universitätstage:
http://www.universitaetstage.de/index.php?id=23
Juleum im Helmstedt-Wiki:
https://www.helmstedt-wiki.de/wiki/Juleum
Juleumsturm im Helmstedt-Wiki:
https://www.helmstedt-wiki.de/wiki/Juleumsturm
https://www.stadt-helmstedt.de/tourismus-kultur/helmstedt-erleben/juleum.html
Juleum bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Juleum
Die Geschichte von Simson in der Lutherbibel:
https://www.bibleserver.com/LUT/Richter14
ehemalige Universität auf den Seiten der Stadt Helmstedt:
https://www.helmstedt.de/staticsite/staticsite.php?menuid=109&topmenu=638
Academia Julia:
https://www.academia-julia.de/universität-helmstedt/
Matrikel:
http://uni-helmstedt.hab.de/index.php?cPage=4&sPage=matsearch
Professorenliste:
http://uni-helmstedt.hab.de/index.php?cPage=5&sPage=prof
ausführliche Bibliographie:
http://uni-helmstedt.hab.de/index.php?cPage=1&sPage=lit
H. Hofmeister: Die Gründung der Universität Helmstedt, Marburg 1904:
https://publikationsserver.tu-braunschweig.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbbs_derivate_00006564/2569-1850.pdf
Paul Zimmermann: Album Academiae Juliae: Studenten, Professoren etc. der Universität Helmstedt von 1574-1636, Hannover 1926, Selbstverlag der Historischen Kommission
https://core.ac.uk/download/pdf/196668231.pdf
Chronik der Universität Helmstedt:
http://uni-helmstedt.hab.de/index.php?cPage=1&sPage=chron
Deutsche Inschriften Bd. 61, Stadt Helmstedt, Nr. 355 (Ingrid Henze), in:
www.inschriften.net, urn: nbn:de:0238-di061g011k0035506 - http://www.inschriften.net/helmstedt/inschrift/nr/di061-0355.html#content
Deutsche Inschriften Bd. 61, Stadt Helmstedt, Nr. 380† (Ingrid Henze), in:
www.inschriften.net, urn: nbn:de:0238-di061g011k0038009 - http://www.inschriften.net/helmstedt/inschrift/nr/di061-0380.html#content
Deutsche Inschriften Bd. 61, Stadt Helmstedt, Nr. 397 (Ingrid Henze), in:
www.inschriften.net, urn: nbn:de:0238-di061g011k0039704 - http://www.inschriften.net/helmstedt/inschrift/nr/di061-0397.html#content Erich Gritzner: Siebmacher, Band Universitäten =
Die Siegel der deutschen Universitäten in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz, Verlag Bauer & Raspe, Nürnberg 190, online:
http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN825612640
Hochschullehrer in Helmstedt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Hochschullehrer_(Helmstedt)
Matrikel der Helmstedter Professoren:
http://uni-helmstedt.hab.de/index.php?cPage=5&sPage=prof&wWidth=1206&wHeight=856
Bekannte Persönlichkeiten der Universität Helmstedt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_bekannter_Persönlichkeiten_der_Universität_Helmstedt
Giordano Bruno auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Giordano_Bruno
Georg Calixt auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Calixt
Johannes Caselius auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Caselius
Duncan Liddell auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Duncan_Liddel
Hermann Conring auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Conring_(Polyhistor)
Lorenz Heister auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lorenz_Heister
Heinrich Boethius auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Boethius
Heinrich Meibom auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Meibom_(Mediziner)
Johann Lorenz von Mosheim auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Lorenz_von_Mosheim
Johann Wolf auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wolf_(Mediziner)
Georg Heinrich Zincke auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Heinrich_Zincke
Johann Wissel auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wissel
Johann Georg Steigerthal auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Georg_Steigerthal_(Mediziner)
Gottfried Christoph Bareis auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Christoph_Beireis
Heinrich Binnius auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Binnius
Duncan Liddel:
http://uni-helmstedt.hab.de/index.php?cPage=8&sPage=liddel
G. Ulrich Großmann, Renaissance entlang der Weser, Du Mont Buchverlag Köln, 1989, ISBN 3-7701-2226-7, S. 143-144

Kollegiengebäude der ehem. Universität Helmstedt

Wappen, Linien und Territorien der Welfen (1): Wappen-Komponenten und ihre Geschichte
Wappen, Linien und Territorien der Welfen (2): Entwicklung der herzoglichen Wappen

Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2020
Impressum