Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2668
Fulda (Landkreis Fulda, Hessen)

Dom St. Salvator - Epitaph für Adalbert von Schleifras

Das Epitaph des Fuldaer Fürstabtes (1700-1714) Adalbert von Schleifras (18.2.1650-6.10.1714) ist das älteste der fünf Epitaphien im Dom. Es wurde unter seinem Nachfolger Constantin von Buttlar aufgestellt und befindet sich am südwestlichen Vierungspfeiler, also beim Blick auf den Hochaltar linkerhand der Hauptachse und links vom Altarraum, vor dem heutigen Bischofssitz. Mit dem Gedenken an diesen Fürstabt ehren wir den Bauherrn des Domes, den architektonischen Erneuerer der Stiftskirche, ohne den das alles hier nicht existieren würde. Das Epitaph wurde von Johann Ernst Mockstatt 1719-1722 ausgeführt. Der Limburger Steinbildhauer Joseph Leitner führte 1732 ergänzende Arbeiten aus.

Das Epitaph steht gegenüber dem etwas späteren Dalberg-Epitaph und muß sich daher mit diesem vergleichen lassen. Es wirkt eleganter und schlanker als dieses, was daran liegt, daß die Seitenwangen dünner ausgeführt sind, die Konstruktion oben schmaler ist, daß die Tücher des Baldachins weiter heruntergezogen sind und daß die Sockelzone unten spitz zusammenläuft, während die entsprechende Zone beim Dalberg-Epitaph unten wuchtig und breit ist. Auch konzeptionell ist es etwas anders: In der Zentralzone sehen wir ein vergoldetes ovales Medaillon mit dem Brustbild des Verstorbenen, der Körper zur Hauptachse der Kirche eingedreht, der Kopf dennoch gerade den Betrachter anblickend. Dieses Medaillon wird von einer Allegorie der Liebe scheinbar emporgehalten; die Allegorie sitzt mit überkreuzten Beinen auf einem schmalen Schwarzmarmorsockel, lehnt sich mit zum Fürstabt erhobenem Kopf zurück und reckt beide Arme zu seinem Bildnis empor, barock theatralisch. Seitlich stehen noch die Allegorien des Glaubens und der Hoffnung, und durch ihr strahlendes Weiß dominieren sie die Inszenierung des Fürstabtes durch die Eigenschaften, die so mit ihm assoziiert werden. Einzigartig ist in der Sockelzone oberhalb des mächtigen Gesimses an der breitesten Stelle des Epitaphs das Memento-mori-Motiv mit einem sich aus dem Totentuch erhebenden Gerippe, mit einer Schreibfeder in der knöchernen Rechten, die ebenso gerippige Linke auf eine Sanduhr (Stundenglas) abgestützt. Beim Buseck-Epitaph gibt es auch ein Memento-mori-Motiv, aber wesentlich unauffälliger, bei den anderen nicht (wenn man mal vom Urnen-Motiv mit Knochen in der Giebelzone absieht).

Was dem Epitaph eine ungeheure Leichtigkeit und spielerische Eleganz verschafft, ist die Reihe der Wappen an den Seiten. Als einziges Epitaph von allen fünf besitzt dieses hier keine vergoldeten, sondern weiße Ahnenwappen. Sie sind nicht auf dem Körper des Grabdenkmals montiert, sondern auf den Kanten des abgeschrägten Vierungspfeilers, was sie wie Girlanden, wie an einer Schnur aufgehängte oder gar frei schwebende Zierelemente wirken läßt, losgelöst von der Schwere des steinernen Epitaphs. Diese Auflösung der Außengrenze des Epitaphs läßt sie wie fliegend erscheinen. Gleichzeitig brechen sie die Schärfe der Kanten des Vierungspfeilers und erlauben eine größere Verjüngung der Zentralkomposition nach oben hin, ohne daß es von den Vierungspfeilerkanten optisch eingequetscht wird, ein wirkungsvoller Trick, der einerseits die Wahrnehmung der konstruktiven Linien auflöst, andererseits eine Illusion von Leichtigkeit und Schweben evoziert. Die sich nach oben verjüngende Giebelzone trägt in der Mitte oberhalb des Baldachins das vergoldete fürstäbtliche Wappen. Seitlich sitzen auf der äußersten Ecke zwei geflügelte Putten, die mit ihren Händen die "Girlande" der Ahnenwappen zu halten scheinen, von denen die zwei obersten aber zwischen den Putten und dem fürstäbtlichen Wappen eingerückt sind. Der obere Abschluß wird von einem weiteren geflügelten Putto gebildet, der einen vegetabilen, wie eine Flamme wirkenden Aufsatz hält, neben dem zwei weitere geflügelte Engelsköpfe erscheinen.

 

Betrachtet man die Epitaphien in der gesamten Reihe, so fällt trotzdem die einheitlich symmetrische Gestaltung innerhalb der Vierer-Reihe auf. Die beiden äußeren, späteren Epitaphien sind schlanker und haben eine geringere Ausdehnungsdynamik in der Höhe, was auch an ihrer Einbau-Position liegt. Die beiden inneren Epitaphien rechts und links des Chores stehen freier und können sich auch in ihrer seitlichen Ausdehnung dynamischer in den Raum hinein entwickeln, mit seitlichen Figuren. Beim Schleifras-Epitaph sind das Allegorien der Spes = Hoffnung mit dem Anker rechts und der Fides = Glaube mit dem Kreuz links. Die beiden inneren Epitaphien besitzen jeweils eine strahlend weiße Figur im Zentralfeld (der Fürstbischof beim Dalberg-Epitaph, eine Allegorie der Caritas = Liebe mit dem Herz auf der Brust beim Schleifras-Epitaph), die beiden äußeren Epitaphien haben hingegen nur ein goldenes Brustbild. Dieses goldene Brustbild ist zwar auch beim Schleifras-Epitaph vorhanden, doch wirklich dominant tritt die allegorische Figur in ihrer ergreifenden (im doppelten Sinne) Haltung in Erscheinung. Und noch etwas fällt auf: Die beiden äußeren Epitaphien haben große und auffällige Inschriftenzonen, durch den Goldgrund optisch leuchtend und dominant, während die inneren beiden Epitaphien keine solche Inschriftenzonen besitzen. Beim Dalberg-Epitaph ist nur das fürstäbtliche Wappen beschriftet, beim Schleifras-Epitaph noch nicht einmal das. Es ist völlig inschriftenlos bis auf die Zuordnung der Ahnenwappen. Bildnis und Wappen genügen für die Identifizierung desjenigen, dessen Leistung die Errichtung des gesamten Kirchenbaus ist.

Eine weitere Entwicklung von außen nach innen ist die Farbigkeit. Die beiden äußeren Epitaphien arbeiten viel mit rosa Marmor an den Seitenteilen, was sie etwas heller macht in ihrer Gesamtwirkung. Sie haben also vier Farben: Schwarz, Weiß, Gold und Rosa. Die beiden inneren Epitaphien haben dagegen die geschwungenen Seitenwangen ebenfalls in schwarzem Lahnmarmor ausgeführt, was sie einerseits dunkler und strenger wirken läßt, der tieferen Stellung im Raum entsprechend, was sie andererseits zur perfekten optischen Vorbereitung auf den Hochaltar werden läßt, bei dem Schwarz-Gold dominiert und Weiß nur als Nebenfarbe der Figuren oben und Rosa ebenfalls nur als Nebenfarbe der Sockelfüllungen verwendet wird. Trotz der unterschiedlichen Entstehungszeit gibt es aber auch Gemeinsamkeiten, die sich bei allen vier Epitaphien in der Reihe erkennen lassen: Der prinzipielle Aufbau mit seiner Zonen-Gliederung, die S-förmig geschwungenen Flanken, die seitlichen Wappen-Galerien, das dominierende Material des schwarzen, weiß geäderten Lahnmarmors in Kombination mit dem weißen Alabaster, die nicht ganz einheitlich gehandhabte Vergoldung von Bildnissen und/oder Wappen, die Putten in der Giebelzone, der Baldachin mit herabhängenden Tüchern. All das verbindet trotz der Unterschiede im Detail die vier in Reihe aufgestellten Epitaphien zu einer markanten, zusammengehörenden, in ihren Merkmalen sich symmetrisch nach innen hin verändernden Gruppe.

Das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Adalbert I. von Schleifras ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes Kreuz, Fürstabtei Fulda, Feld 2 und 3: von Schleifras, gespalten, rechts in Gold eine rote, aufrecht gestellte Axt, Schneide nach links, links in Rot ein schwarzer, höhenverstellbarer Kesselhaken mit Zahnschiene.

Das Oberwappen hat drei Helme, Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken auf einem roten, golden bequasteten Kissen eine goldene Krone, aus der ein schwarzes, lateinisches Kreuz herausragt, Fürstabtei Fulda, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken eine Bischofsmütze, aus der eigentlich noch zwei Fähnchen schräg herausragen, die hier jedoch fehlen, jedes Fähnchen wäre gespalten, vorne in Rot aus grünem Dreiberg wachsend ein grüner Lilienstock mit drei silbernen Blüten und hinten in Gold ein halber schwarzer Adler am Spalt, Fürstabtei Fulda, Helm 3 (links): auf dem gekröntem Helm mit rot-goldenen Decken ein roter Flug mit goldenen Saxen, von Schleifras. Hinter dem Schild sind seitlich neben den äußersten Helmen das gestürzte Schwert (heraldisch links) und das Abts-Pedum (heraldisch rechts) zu sehen.

Auf beiden Seiten des Epitaphs befindet sich die Ahnenprobe des Fürstabtes, die aus insgesamt 16 Wappen besteht, von denen eines doppelt vorkommt, das der von Thüngen. Ein weiteres kommt doppelt vor, das der von Weitershausen, sollte es aber nicht, dazu unten mehr. Insgesamt wird damit die Genealogie vom Probanden bis zur Generation der Ururgroßeltern aufgespannt. Von der regionalen Verteilung liegt der Schwerpunkt eindeutig bei den fränkischen Familien. Im einzelnen ergibt sich die Abstammung von Adalbert von Schleifras (Geburtsname: Hermann Otto Freiherr von Schleifras) wie folgt:

Eltern:
1 Georg Lukas von Schleifras (-1684)
2 Maria Margareta von Rotzmann

Großeltern:
1 Hermann Otto von Schleifras zu Reichlos
3 Cordula Katharina von der Tann
2 Romann von Rotzmann zu Dotzelenroda
4 Barbara Juliane von Buseck

Urgroßeltern:
1 Martin von Schleifras zu Reichlos
5 Margarethe von Nordeck zur Rabenau
3 Lukas von der Tann, fürstlich-bambergischer Hofmarschall und würzburgischer Amtmann zu Mellrichstadt
7 Margarethe von Thüngen
2 Hermann von Rotzmann
6 Gutta / Gutha von Boineburg gen. Honstein
4 Wilhelm Reinhard von Buseck
8 Maria Anna von Lehrbach

Ururgroßeltern:
1 Johann Reinhard von Schleifras zu Reichlos - korrekte Position
9 Cunegunda von Weitolshausen gen. Schrautenbach - hier auf Position 2 - heraldisches Problem (s. u.)
5 Cyriax (Cyriacus) von Nordeck zur Rabenau - hier auf Position 3
13 Maria Schenk von Stauffenberg - hier auf Position 4
3 Martin von der Tann (26.9.1538-24.5.1594), fürstlich-würzburgischer Amtmann zu Werneck, Ritterhauptmann des Ritterkantons Rhön und Werra - hier auf Position 5
11 Margarete von Trümbach zu Wehrda (13.12.1543-21.4.1596) - hier auf Position 6
7 Bernhard von Thüngen (Andreasische Linie), Mitbesitzer von Burgsinn und Schildeck, kurmainzischer Amtmann zu Hausen und Orb - korrekte Position
15 Anna von Thüngen (Lutzische Linie) - hier auf Position 8
2 Caspar von Rotzmann - hier auf Position 9
10 Margaretha von Weitershausen - korrekte Position
6 Reinhard von Boineburg gen. Honstein - hier auf Position 11
14 Catharina von Buschhausen - hier auf Position 12
4 Philipp Ulrich von Buseck - hier auf Position 13
12 Barbara Schenk von Schweinsberg - hier auf Position 14
8 Dietrich von Lehrbach, Obervorsteher der adeligen Stifter in Hessen - hier auf Position 15 - heraldisches Problem (s. u.)
16 Juliane Riedesel zu Josbach - korrekte Position

Die Anordnung am Epitaph ist keine, die der Logik der Abstammung (väterlich vor mütterlich, stammesnah vor stammesfern, schwarze Ziffern in der Graphik) folgt. Statt dessen wurde hier einfach die Abstammungstafel von links nach rechts gelesen (rote Ziffern in der Abb.) und hier von oben nach unten in Stein geschnitten, ohne Rücksicht auf absteigende Wichtigkeit bzw. absteigende Probandennähe. Deshalb kommen stammesferne Wappen zu Unrecht weiter oben, während relevante Wappen tiefer angesetzt werden als genealogisch angemessen wäre. Die zu den Ahnen gehörenden Wappen haben folgende Inhalte, beginnend mit den 8 Wappen der optisch linken, heraldisch rechten Seite, von oben nach unten:

   

Abb. oben links: heraldisch rechte Seite, ganz oben eingerückt: 1 von Schleifras zu Reichlos (SCHLEIFRAS"): gespalten, rechts in Gold eine rote, aufrecht gestellte Axt, Schneide nach hinten, links in Rot ein schwarzer, höhenverstellbarer Kesselhaken mit Zahnschiene, auf dem gekröntem Helm mit rot-goldenen Decken ein roter Flug mit goldenen Saxen. Das genannte Reichlos gehört heute zu Freiensteinau.

Abb. oben Mitte: heraldisch rechte Seite, oberes Wappen außen: 5 von Nordeck zur Rabenau ("RABENAW"): in Silber drei (2:1) deichselförmig in den Dreipaß gestellte, mit den Spitzen aneinanderstoßende schwarze Seeblätter oder Herzen (die gesamte Figur wird auch als Kleeblatt bezeichnet), auf dem ungekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein Trinkpokal, auf dem ein auffliegender Vogel dargestellt wird (nach der Lit. ein Pfauenstoß oder ein silberner Stab, oben mit einem Pfauenwedel besteckt) zwischen zwei silbern-schwarz übereck geteilten Büffelhörnern (Siebmacher Band: OstN Seite: 135 Tafel: 89, Band: Bay Seite: 49 Tafel: 49, Band: He Seite: 21 Tafel: 22, Band: Pr Seite: 281 Tafel: 333 sowie Band: PrGfN Seite: 16 Tafel: 11, weiterhin im Alten Siebmacher, Münchener Kalender 1918). Die Variante der Helmzier mit dem Trinkpokal ist ungewöhnlich und weicht von allen anderen Darstellungen ab, auch von Ahnenproben der Familie in gemalter Form, wo immer der Pfauenwedel dargestellt wird; vermutlich handelt es sich um eine Fehlinterpretation.

Abb. oben rechts: heraldisch rechte Seite, drittes Wappen: 3 von der Tann ("THANN"): in Rot eine silberne, mit dem Rücken nach oben gekrümmte Forelle (hier aus Courtoisie einwärts gewendet), auf dem gekrönten Helm zu rot-silbernen Decken ein roter Schaft belegt mit einer nach oben gekrümmten, mit Kopf und Schwanz abwärts gebogenen, silbernen Forelle und oben besteckt mit drei Straußenfedern (Siebmacher Band: He Seite: 27 Tafel: 31, Band: Bay Seite: 60 Tafel: 63, Band: Bay Seite: 119 Tafel: 146, Band: Sa Seite: 17 Tafel: 16, Band: Bad Seite: 25 Tafel: 16; Schöler, Familienwappen: S. 104-105, Tafel 57; Rahrbach S. 261-264).

   

Abb. oben links: heraldisch rechte Seite, viertes Wappen: 7 von Thüngen ("THUNGEN"), Andreasische Linie: in Silber ein goldener Balken mit drei ausgebogenen roten Pfählen, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, rot mit silbernem Kragen gekleideter Mannesrumpf, auf dem Kopf eine rote, silbern aufgeschlagene Mütze, deren Zipfel und deren Stulp vorne und hinten je mit einem schwarzen Hahnenfederbusch besteckt sind (Münchener Kalender 1922, Wolfert, Siebmacher Band: Bay Seite: 60 Tafel: 64, Band: AnhA Seite: 87 Tafel: 52, Band: PrA Seite: 96 Tafel: 70, Band: Sa Seite: 17 Tafel: 16, Band: Erg Seite: 20, Band: Na Seite: 10 Tafel: 11). Die Helmzier ist hier aus Courtoisie einwärts gedreht.

Abb. oben Mitte: heraldisch rechte Seite, fünftes Wappen: 2 von Rotzmann ("ROTZMAN"): in Blau ein rot mit goldenem Aufschlag gekleideter Mannesrumpf, auf dem ungekrönten Helm mit blau-roten Decken der rot mit goldenem Aufschlag gekleidete Mannesrumpf wachsend zwischen einem rot-blau geteilten Flug (nicht im Siebmacher, Tinkturen nach einer farbigen, gemalten Ahnenprobe der Familie). Das Wappen ist offensichtlich ein redendes: der rote Mann.

Abb. oben rechts: heraldisch rechte Seite, sechstes Wappen: 6 von Boineburg gen. Honstein oder Hohenstein ("BOINEBVRG"): schwarz-silbern geviert, auf dem ungekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarz-silbern übereck geteiltes Paar Büffelhörner (Wolfert, Münchener Kalender 1931, Siebmacher Band: He Seite: 4 Tafel: 3, Band: Sa Seite: 8 Tafel: 7).

   

Abb. oben links: heraldisch rechte Seite, siebtes Wappen: 4  von Buseck ("BVSECK"): in Gold ein rot gezungter, schwarzer Widderkopf, die Hörner typischerweise golden (die Hörner können farblich variieren, es werden auch rote oder schwarze Hörner beschrieben). Die Helmzier auf dem ungekrönten Helm ist ein roter Flug, der beiderseits mit einem in drei Reihen geschachten Balken und darüber von einem dreilätzigen Turnierkragen belegt ist, wovon mehrere Farbvariationen beschrieben werden (typischerweise ist der Balken schwarz-silbern geschacht und der Turnierkragen golden), dazwischen Kopf und Hals eines schwarzen Widders, Hörner können schwarz, rot oder golden sein. Helmdecken schwarz-golden. Der Flug der Helmzier ist Zeichen der älteren, katholischen Linie von Buseck oder von Buseck zu Alten-Buseck; die jüngeren Linien führen nur den Widderrumpf als Helmzier (Wolfert, Münchener Kalender 1919, Siebmacher Band: Lot Seite: 19 Tafel: 14, Band: Bay Seite: 29 Tafel: 25, Band: Pr Seite: 38 Tafel: 45, Band: Sa Seite: 8 Tafel: 7, Band: He Seite: 6 Tafel: 4, Band: Kä Seite: 72 Tafel: 6, Band: OstN Seite: 17 Tafel: 15, Band: PrGfN Seite: 4 Tafel: 2).

Abb. oben Mitte: heraldisch rechte Seite, achtes und damit unterstes Wappen: 8 von Lehrbach ("LERBACH"): Die von Lehrbach führen das Wappen rot-silbern geteilt, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein rot-silbern geteilter Flug (Siebmacher Band: He Seite: 17 Tafel: 18, Band: PrGfN Seite: 34 Tafel: 25, Band: OÖ Seite: 177 Tafel: 53, Band: Salz Seite: 36 Tafel: 14), die Familie mit diesem Wappen ist die genealogisch korrekte. Statt dessen sieht man hier ein gänzlich anderes, nicht identifizierbares Wappen ungeklärter Identität, mit Kopf und Hals einer Hindin im der Schraffur nach blauen Schild und als Helmzier (so etwas führten die Scheele), offensichtlich ein krasser Widerspruch zum Namen und zur Genealogie.

Nun folgen die 8 Wappen der optisch rechten, heraldisch linken Seite, von oben nach unten. Abb. oben rechts: heraldisch linke Seite, ganz oben eingerückt: 9 von Weitolshausen (auch Weitholtshausen, Weitelshausen oder Weitolzhausen) gen. Schrautenbach ("WEITELSHAVSen"): Diese Familie führt eigentlich in Rot auf grünem Hügel ein silbernes Schaf, auf dem Helm mit silbern-blauen Decken ein wachsendes silbernes Schaf zwischen zwei blau-silbern geteilten Büffelhörnern (Aschaffenburger Wappenbuch, Alter Siebmacher), was hier nicht zutrifft. Statt dessen ist hier das Wappen der von Weitershausen mit den Schrägteilungen und den Büffelhörnern dargestellt, das auch weiter unten noch einmal auftaucht. Vermutlich eine Verwechslung aufgrund der Namensähnlichkeit.

   

Abb. oben links: heraldisch linke Seite, oberes Wappen außen: 13 Schenk von Stauffenberg ("SCHENCK VON STAUFFENBERG"): in Silber ein roter Balken, oben und unten begleitet von einem blauen schreitenden Löwen, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein silbern gestulpter blauer Turnierhut, im Stulp zwei auswärts geneigte, goldene und oben mit schwarzen Hahnenfedern besteckte goldene Schäfte (Münchener Kalender 1908, Wolfert, Siebmacher Band: Bay Seite: 58 Tafel: 61, Band: Bö Seite: 172 Tafel: 76, Alberti S. 759-760, Rahrbach S. 215-218).

Abb. oben Mitte: heraldisch linke Seite, drittes Wappen: 11 von Trümbach zu Wehrda ("TRIMBACH"): Die Familie führt in Gold drei (2:1) rote Rosen, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein hoher roter Hut, auf dem goldenen Aufschlag mit den drei Rosen belegt, an der Spitze mit rot-goldenen Federn besteckt (Siebmacher Band: He Seite: 28 Tafel: 32, Band: PrE Seite: 174 Tafel: 150). Das ist hier nicht korrekt wiedergegeben, weil die Rosen im Schild und auf dem Stulp des Hutes zu Kugeln vereinfacht sind.

Abb. oben rechts: heraldisch linke Seite, viertes Wappen: 15 von Thüngen ("THUNGEN"), Lutzische Linie, in Silber ein goldener Balken mit drei ausgebogenen roten Pfählen, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, rot mit silbernem Kragen gekleideter Mannesrumpf, auf dem Kopf eine rote, silbern aufgeschlagene Mütze, deren Zipfel und deren Stulp vorne und hinten je mit einem schwarzen Hahnenfederbusch besteckt sind (Münchener Kalender 1922, Wolfert, Siebmacher Band: Bay Seite: 60 Tafel: 64, Band: AnhA Seite: 87 Tafel: 52, Band: PrA Seite: 96 Tafel: 70, Band: Sa Seite: 17 Tafel: 16, Band: Erg Seite: 20, Band: Na Seite: 10 Tafel: 11).

   

Abb. oben links: heraldisch linke Seite, fünftes Wappen: 10 von Weitershausen ("WEITTERSHAUSEN"): Schwarz-silbern mehrere Schrägteilungen in ungleichen Abständen, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken zwei Büffelhörner mit jeweils einem Schrägbalken nach innen (weit abweichend von Siebmacher Band: He Seite: 30 Tafel: 34 und Band: PrE Seite: 213 Tafel: 185, dort fünfmal schwarz-silbern schräggeteilt, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken zwei fünfmal silbern-schwarz nach innen geschrägte Büffelhörner), offensichtlich keine exakte Wiedergabe des Wappens.

Abb. oben Mitte: heraldisch linke Seite, sechstes Wappen: 14 von Buschhausen oder Bischhausen ("BUSCHHAUSEN"): im Schild ein Greifenkopf mit Hals, auf dem ungekrönten Helm derselbe wachsend. Die Tinkturen sind unbekannt, Wappen ohne Lit.-Nachweis.

Abb. oben rechts: heraldisch linke Seite, siebtes Wappen: 12 Schenk von Schweinsberg ("SCHENCK VON SCHWEINSBERG"): geteilt, oben in Blau ein schreitender goldener Löwe, unten silbern-rot gerautet, zwei ungekrönte Helme, Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken wachsend Kopf und Hals eines goldenen Wolfes, die Ohren mit zwei Federn besteckt, silbern und rot, Helm 2 (links): auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein beiderseits mit einem wie der Schild bez. Schildchen belegter, schwarzer Flug (Münchener Kalender 1914, Siebmacher Band: Bay Seite: 56 Tafel: 58, Band: He Seite: 24 Tafel: 27, Band: MeA Seite: 91 Tafel: 51, Band: Na Seite: 9 Tafel: 10, Band: Pr Seite: 62 Tafel: 81, Rahrbach S. 213-215).

   

Abb. oben links: heraldisch linke Seite, achtes und damit unterstes Wappen: 16 Riedesel zu Josbach ("RIETESEL"): in Gold ein schwarzer Eselskopf mit einem dreiblättrigen grünen Riedgras im Maule, hier im Profil dargestellt, auf dem ungekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender schwarzer Eselskopf (Eselsrumpf) mit einem dreiblättrigen grünen Riedgras im Maule (Wolfert, dort als Riedesel zu Bellersheim, Siebmacher Band: He Seite: 22 Tafel: 24).

Abb. oben Mitte: Detail mit der Allegorie der Caritas mit Herz auf der Brust als Liebessymbol. Abb. oben rechts: Detail der Allegorie der Fides mit dem Kreuz als Glaubenssymbol.

   

Insgesamt ist die Heraldik an diesem Epitaph nicht so durchgehend korrekt und konkludent wie bei den anderen vier Epitaphien, sondern es gibt offensichtliche Verwechslungen (von Weitolshausen, von Lehrbach), singuläre Darstellungsvarianten (Helmzier der Nordeck zur Rabenau), Ungenauigkeiten (von Trümbach) und mangels Nachweisen offene Fragen (von Buschhausen).

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/dir///@50.5539264,9.6713344,17.75z - https://www.google.de/maps/dir///@50.55405,9.6718166,113m/data=!3m1!1e3
Bistum Fulda: https://www.bistum-fulda.de/bistum_fulda/
virtueller Rundgang durch den Dom St. Salvator:
https://tour.mi360.de/hoher_dom_zu_fulda/
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus dem Dom mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Domdechant Prof. Dr. Werner Kathrein vom 20.7.2020, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei
Werner Kathrein (Hrsg.): Der Dom zu Fulda, Michael Imhof Verlag, 2012, ISBN 978-3-86568-755-5, S. 76-77
Willi Wabel: Die Limburger Steinmetzen der Barockzeit und ihre Arbeiten in Fulda, in: Lahn-Marmor-Nachrichten Nr. 22, 2011, S. 4-8 -
https://www.lahn-marmor-museum.de/images/LAHNMARMOR/WISSENSCHAFT/Lahn-Marmor-Nachrichten/Lahn-Marmor-Nachrichten22.pdf
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
von Weitolshausen gen. Schrautenbach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Weitolshausen_genannt_Schrautenbach
von Nordeck zur Rabenau:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nordeck_zur_Rabenau
Schenk von Stauffenberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stauffenberg_(Adelsgeschlecht)
von der Tann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tann_(Adelsgeschlecht)
von Thüngen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Thüngen_(Adelsgeschlecht)
von Weitershausen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Weitershausen_(Adelsgeschlecht)
von Boineburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Boyneburg_(Adelsgeschlecht)
von Buseck:
https://de.wikipedia.org/wiki/Buseck_(Adelsgeschlecht)
Schenk von Schweinsberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schenck_zu_Schweinsberg
Riedesel von Eisenbach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Riedesel
Gerhard Xaver: Die Herren von Lehrbach, zur Geschichte einer erloschenen Adelsfamilie aus Hessen, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 117/118 (2012/2013), S. 103-114 -
http://www.vhghessen.de/inhalt/zhg/ZHG_117_118/Xaver_Lehrbach.pdf
Erich Schwan: HStAD Bestand A 12, Beurkundete Ahnenproben, Stammbäume und Gedenktafeln 1638-1963, S. 288-289 -
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=b12 Hessisches Staatsarchiv Darmstadt- pdf: https://digitalisate-he.arcinsys.de/hstad/a_12/findbuch.pdf
Adalbert von Schleifras und seine Wappen:
https://www.imhof-verlag.de/media/catalog/product/pdfs/d9668266bbbae14e515de57be3f79585_Schleiffras_Blick%2520ins%2520Buch.pdf = Auszug aus: Verklärung des Fürstabts Adalbert von Schleiffras - Mors Impia Rapuit - Mors Pia Transtulit, hrsg. vom Vonderau-Museum, Kataloge, Bd. 37, Begleitband zur Ausstellung, hrsg. von Gregor K. Stasch, Fulda 2014, 128 S., Michael Imhof Verlag, ISBN-10: 3731901552, ISBN-13: 978-3731901556
Adalbert von Schleifras bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Adalbert_von_Schleifras
Adalbert von Schleifras in den Hessischen Biographien:
https://www.lagis-hessen.de/pnd/119473909 - https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bio/id/10270
Josef Leinweber: Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, Festgabe des Bistums Fulda für Bischof Eduard Schick zum Diamantenen Priesterjubiläum, Frankfurt am Main 1989
Daniel Hanke: Der Dom zu Fulda, der Bau und seine Ausstattung (Schriften zur Kunstgeschichte Bd. 18), 450 S., Verlag: Dr. Kovac, 1. Auflage 2008, ISBN-10: 3830034369, ISBN-13: 978-3830034360

Dom St. Salvator - Epitaph für Adolph von Dalberg - Dom St. Salvator - Epitaph für Amand von Buseck - Dom St. Salvator - Epitaph für Constantin von Buttlar - Dom St. Salvator - Epitaph für Placidus von Droste

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