Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2643
Fulda (Landkreis Fulda)

Eingang zum Domdechanei-Garten

Der hier beschriebene Wappenstein befindet sich links vom Dom über dem unscheinbaren Eingang zum hübsch angelegten Garten vor der Domdechanei, denn der Weg zum Dommuseum führt durch den Domdechanei-Garten, der gleichzeitig als Lapidarium des Museums dient. Es handelt sich um das Wappen von Bischof Dr. iur. Johannes Dyba (15.9.1929-23.7.2000), der 1983-2000 Bischof von Fulda war.

Johannes Dyba studierte in Bamberg Rechts- und Staatswissenschaften an der Philosophisch-Theologischen Hochschule, ab 1949 an der Duke University in Durham (USA), ab 1950 an der University of Denver (USA), anschließend in Heidelberg, wo er 1952 das 1. juristische Staatsexamen ablegte. Danach studierte er ab 1953 Theologie in Bonn, was er 1957 abschloß. Seine Promotion erfolgte aber noch 1954 in Heidelberg in den Rechtswissenschaften. 1957 trat er in das Priesterseminar in Bensberg ein. Am 2.2.1959 empfing er die Priesterweihe. Anschließend studierte er Kirchenrecht (an der Lateran-Universität in Rom, wo er 1962 zum zweiten Mal promovierte. Es folgten viele Stationen im Ausland im diplomatischen Dienst als Nuntius und Pronuntius, Buenos Aires, Den Haag, Kinshasa, Kairo, Schwarzafrika. Nachdem er 1976 zum Päpstlichen Ehrenprälaten ernannt worden war, wurde er am 1979 zum Titularerzbischof von Neapolis in Proconsulari ernannt (s. u.). Am 13.10.1979 empfing er die Bischofsweihe. Nachdem der Fuldaer Bischof Eduard Schick altersbedingt in den Ruhestand ging, wählte das Kapitel Dyba zum Nachfolger. Die päpstliche Ernennung erfolgte am 4.6.1983. Seit 1990 war Dyba zusätzlich Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr. Zum Glück geht es hier um Heraldik, sonst könnte man über den polarisierenden Bischof, der keinen Streit ausließ, der je nach Sichtweise als einer der konservativsten und reaktionärsten, aber auch als einer der glaubwürdigsten und überzeugtesten Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland galt, sehr viel schreiben, aber das gehört nicht hierhin (einschlägige Literatur s. u.).

Das Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz (Bistum Fulda, altes Hochstiftswappen), Feld 3: in Rot drei (2:1) goldene Kronen, Feld 4: in Gold ein schwarzer, aufrechter, rotbewehrter Bär. Feld 3 ist das übernommene Schildhaupt des Kölner Stadtwappens, wo die drei Kronen für die Heiligen Drei Könige stehen. Dieses Element wurde aufgenommen, weil die Mutter des Bischofs, die Lehrerin Johanna Dyba, geb. Brüll, aus Köln stammte. Ebenso steht Feld 3 für den Vater, den Studienrat Felix Dyba, der in Berlin lebte. Der Bischof wurde selbst auch in Berlin geboren. Somit spiegelt das Wappen die ganz persönliche Herkunft des Trägers bzw. seines Elternhauses wider.

Hinter dem Schild steht ein kleeblattendiges Prozessionskreuz mit zwei Querbalken; das doppelte Kreuz wird aufgrund seines Status als Erzbischof geführt. Dazu wird ein grüner Galero mit 2x 10 (1:2:3:4) grünen Fiocchi geführt, wie es dem Rang eines Erzbischofs entspricht. Dyba war Erzbischof pro hac vide, also ausnahmsweise. Weder sein Vorgänger noch sein Nachfolger hatten erzbischöflichen Status. Dyba war am 25.8.1979 damals als apostolischer Pronuntius zum Titularerzbischof von Neapolis in Proconsulari (ein alter römischer Bischofssitz in Nordafrika, in der Provinz Africa proconsularis, im 7. Jh. erloschen) ernannt worden, also schon bevor er 1983 Bischof von Fulda wurde. So kam es zu der Lage, daß ein Kleriker im Rang eines Erzbischofs zum Bischof eingesetzt wurde. Da man ihn schlecht degradieren konnte, beließ man ihm den an seine Person gebundenen Rang des Erzbischofs, ohne indes Fulda zum Erzbistum zu machen. Dyba blieb also persönlich bis zu seinem Tode im Jahr 2000 Titularerzbischof, auch wenn Fulda kein Erzbistum ist oder zeitweise wurde. Seine Devise lautet: "FILII DEI SUMUS" - wir sind die Kinder Gottes, aus dem 1. Johannesbrief (1 Joh 1,3).

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.5535688,9.6723308,20z - https://www.google.de/maps/@50.5535605,9.6723256,46m/data=!3m1!1e3
Dommuseum Fulda: https://www.bistum-fulda.de/bistum_fulda/kunst_musik/kunst/dommuseum/
Dommuseum Fulda:
http://www.kirchliche-museen.org/museen/profil.php?museum=23
Johannes Dyba auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Dyba
Johannes Dyba auf Catholic Hierarchy:
http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bdyba.html
Johannes Dyba in den hessischen Biographien:
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/rsrec/sn/bio/register/person/entry/dyba,+johannes - https://www.lagis-hessen.de/pnd/119089246
Matthias Drobinski: Der Spalter mit der sanften Stimme, Artikel in der Zeit online vom 14.4.1995:
https://www.zeit.de/1995/16/Der_Spalter_mit_der_sanften_Stimme
Martin Gehlen: Erzbischof Dyba gestorben: Der Poltergeist des Herrn, Artikel im Tagesspiegel vom 23.7.2000
https://www.tagesspiegel.de/politik/erzbischof-dyba-gestorben-der-poltergeist-des-herrn/155266.html
Felizitas Küble (Hrsg.): Der Löwe von Fulda - 33 Autoren schreiben über Erzbischof Johannes Dyba, 208 S, Komm-Mit-Verlag, 2015, ISBN-10: 3921090989, ISBN-13: 978-3921090985
Werner Kathrein: Kinder Gottes sind wir: Zum Gedenken an Erzbischof Johannes Dyba - Bischof von Fulda 1983-2000, 108 S, Parzellers Buchverlag & Werbemittel GmbH & Co. KG, 2001, ISBN-10: 3790003263, ISBN-13: 978-3790003260
Lothar Klemm: Gnadenlos intolerant - Bischof Johannes Dyba, Verlag Marburg, Schüren 1993, ISBN-10: 3894720816, ISBN-13: 978-3894720810
Ulrich P Lange (Hrsg.), Gotthard Klein, Monica Sinderhauf: Erzbischof Johannes Dyba "Unverschämt katholisch", 592 S., Verlag Franz Schmitt, 2003, ISBN-10: 3877102638, ISBN-13: 978-3877102633

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