Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2639
Margretenhaun (zu Petersberg, Landkreis Fulda)

Die kath. Pfarrkirche St. Margareta und das Pfarrhaus in Margretenhaun

Die Gebäudegruppe aus tiefer gelegenem Fachwerk-Pfarrhaus, modernem Pfarrheim und höher gelegener Kirche St. Margareta liegt im Ortszentrum des zu Petersberg gehörenden Gemeindeteils Margretenhaun zwischen Thüringer Straße, Heerstraße und Lindenstraße. Die sich im Süden und Osten um das Ensemble ziehende Straße An der Wehrmauer zeigt, daß es sich um eine alte Wehrkirche handelt. Das Dorf war eine Gründung der Propstei Petersberg, zu der die Wehrkirche eine enge Beziehung hat, wie die heraldische Betrachtung zeigen wird. Die Propstei Petersberg hatte gemäß einem Zehntbüchlein aus dem Jahre 1420 seit 1093 das Anrecht auf zwei Drittel des Zehnten im Dorf. Die Propstei Petersberg hatte weiterhin seit 1494 das Kirchenpatronat. Im 18. Jh. gehörte das Dorf hinsichtlich der Grundherrschaft halb zum Zentamt Fulda, halb zum Amt Bieberstein.

Abb.: Pfarrhaus

Das Pfarrhaus wurde direkt neben der Kirche auf tieferem Niveau in Fachwerkbauweise errichtet. Bei der Gelegenheit versah man den Kirchhof mit einem neuen Portal, das 1786 eine barocke Gottesmutter mit Christus als Statue über dem Durchgang erhielt. Das Pfarrhaus wurde 1981 renoviert, die Kirchhofbefestigung 1992.

Abb.: Pfarrhaus

Das in den Pfarrhausgarten führende Portal, das im Sturz auf das Jahr 1726 datiert ist, trägt eine Büste des hl. Petrus, der in der gesenkten Rechten einen Schlüssel hält und die Linke auf die Brust legt. Auf dem Schlußstein des Portals ist das Wappen des Petersberger Propstes Placidus von Bastheim (16.8.1682-7.5.1736) dargestellt. Die Abkürzung "PABPMP" steht für Placidus a Bastheim Praepositus montis (Sancti) Petri, der vom 8.1.1721 bis 1736 amtierte.

Abb.: Portalumrahmung von 1726

Sein Wappen zeigt in Rot einen von Schwarz und Silber im Doppelwolkenschnitt geteilten Querbalken, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Flug, darauf ein schrägrechter, von Schwarz und Silber im Doppelwolkenschnitt geteilter Balken (Siebmacher Band: ThüA Seite: 29 Tafel: 21). Die Freiherren von Bastheim hatten als Würzburger Lehnsleute ihren Stammsitz im Dorf Bastheim bei Neustadt an der Saale am Ufer der Els, wovon allerdings nichts mehr vorhanden ist. Im 17. Jh. teilte sich die Familie in die beiden Linien "Schloß Bastheim" und "Haus Bastheim". 1848 starb die Familie aus. Placidus von Bastheim hieß eigentlich Johann Friedrich von Bastheim und war der Sohn von Georg Heinrich von und zu Bastheim (1647-1715) und dessen Frau, Anna Elisabetha von Buttlar, Tochter von Philipp Hannibal von Buttlar zu Grumbach und Christina von Wechmar. Die Großeltern väterlicherseits waren Otto Philipp von Bastheim und Anna Cordula von Hanstein.

Abb.: Wappen von Placidus von Bastheim am Pfarrgarten-Portal.

Er trat am 6.11.1701 als Novize in den Benediktinerorden ein. Er legte die Profeß am 12.11.1702 ab. Die Priesterweihe empfing er am 11.4.1707. Er wurde am 17.6.1707 Kapitelmitglied, fuldaischer Geheimer Rat und Lehenspropst: Die Ernennung zum Praepositus Curiae Feudalis erfolgte am 20.4.1732. Die ertragreiche Pfründe auf dem Petersberg hatte er von seinem Verwandten, dem Fürstabt Konstantin von Buttlar, zugeschanzt bekommen, unter Übergehung eines Optionsrechtes von Stephan von Clodh. Das gab Streit zwischen Fürstabt und Kapitel, weil einige Punkte der Wahlkapitulation nicht eingehalten worden waren. Ein zweites Wappen dieses Petersberger Propstes ist im Kircheninneren am Altar angebracht, dieses ist farbig gefaßt. Ein Vergleichswappen dieses Propstes ist auf der Westfassade der Pfarrkirche in Großenlüder angebracht, ein weiteres finden wir in der Petersberger Liobakirche am dortigen Hochaltar. Auf der Pfarrgartenmauer steht eine Figur des hl. Johannes Nepomuk, die von der alten Haunebrücke stammt und dorthin gerettet wurde.

Abb.: Wappen von Placidus von Bastheim am Altar in St. Margareta.

Bereits 1093 wird eine Kirche in "Huna" erwähnt; sie wurde in jenem Jahr zu Ehren der Hl. Margareta geweiht. Damit ist Margretenhaun eine der traditionsreichsten Mutterpfarreien des Fuldaer Landes. Die jetzige Kirche im spätgotischen Stil mit Kirchhofbefestigung wurde 1487 gebaut. Die Kirche bekam im Jahre 1781 ein neues barockes Portal mit einer oben dynamisch geschwungenen Einfassung, die sich zum Schlußstein hin beiderseits schneckenförmig einrollt. Darunter stehen die Buchstaben "A.V.H.P.M.S.P.1781", was "Adolph von Hövel Praepositus Montis Sancti Petri 1781" bedeutet. Er amtierte auf dem Petersberg vom 20.3.1778 bis 1794. Er übernahm die Propstei in einer durch die vorangegangenen Kriegshandlungen verarmten und weithin verweltlichten Zeit, aber er schaffte es, den Kirchenschatz zu vergrößern und der Peterskirche wertvolle Paramente und liturgische Gerätschaften zu schenken.

Abb.: Kirche St. Margareta

Das Wappen weist schon starke klassizistische Gestaltungselemente auf wie seitlich angebrachte Girlanden, die scheinbar durch die Mittelpunkte der Schnecken nach hinten durchgesteckt sind und dort mit ihren Enden herunterhängen. Das Wappen für Adolf (Adolphus) Freiherr von Hövel (7.4.1736-30.7.1794) ist farblich falsch angestrichen und ist eigentlich von Rot und Silber dreimal geteilt, auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein von Rot und Silber dreimal geteilter Flug. Ein Vergleichswappen befindet sich auf seinem Epitaph in der Petersberger Liobakirche; dort mit einem zweiten Helm mit einer Inful, entsprechend nennt ihn die dortige Inschrift einen infulierten Propst.

Abb.: Türsturz von St. Margareta, datiert auf 1781

Adolph Freiherr von Hövel wurde unter dem Namen Johann Adolph Theodor getauft. Er wurde am 5.6.1758 in den Benediktinerorden aufgenommen. Die Profeß legte er am 5.6.1759 ab. Die Priesterweihe erfolgte am 19.9.1761. 1763-1764 weilte er zu weiteren Studien in Paris, ehe er am 16.3.1767 Kapitular in Fulda wurde. Im Dezember 1773 wurde er Hospitalspräsident. Im März 1774 wurde er Commensalis des Propstes zu Johannesberg, nachdem er das vorher schon in Blankenau und in Zella geworden war. Den letzten Karrieresprung machte er dann 1778, als er Propst des Petersberges wurde.

Abb.: Detail des Türsturzes mit dem Wappen von Adolf Freiherr von Hövel (7.4.1736-30.7.1794), Farben unzutreffend

Aus der Barockzeit stammt auch der Hochaltar mit einer Darstellung der hl. Margareta von Antiochia, zu erkennen an dem hinter ihren Beinen kriechenden Drachen. Sie steht in der Mitte erhöht, seitlich tiefer steht rechts der hl. Bonifatius mit Bischofsstab in der Linken und einem Schwert in der Rechten, das ein Buch durchbohrt. Das Gebiet, auf dem sich heute Margretenhaun befindet, war Teil der Schenkung von Karlmann an Bonifatius zur Gründung des Stifts Fulda. Als Pendant gegenüber steht eine Figur in päpstlicher Kleidung mit Tiara. Das am Altar angebrachte Wappen des Petersberger Propstes Placidus von Bastheim wurde bereits oben abgebildet. Die Kirche wurde 1992-1993 renoviert.

Pröpste auf der Propstei Petersberg
Liste der Pröpste mit Lebensdaten und Amtszeiten, soweit bekannt, unter Hervorhebung der mit Wappen vertretenen Pröpste
Wigger, 12. Jh., erster Propst nach der Wiederherstellung eines Benediktinerklosters
Reginfried, Mitte des 12. Jh.
Gundelaus, um 1170
Bertho von Leibolz (-1271), später Abt von Fulda, während der Messe von Rittern ermordet
Gottfried von Steckelberg, amtierte um 1299 bis mind. 1328
Godefried, 1331 (derselbe?)
Dietrich von Bimbach, amtierte um 1353
Giso (Gyse) von Haun (Hune), amtierte um 1387-1401
Heinrich von der Tann, amtierte um 1432
Johann von Buchenau, amtierte um 1443-1449
Johann Nasse von Linsingen bei Fulda, amtierte um 1471
Wilkin von Küchenmeister (-1499), amtierte 1475-1488
Philipp von Herda, amtierte um 1492
Hermann von Baumbach, amtierte um 1504
Apollo von Vilbel (-18.8.1536), amtierte um 1515 bis 1536, davor Propst in Rohr, 1531-1536 Abt im Kloster Limburg a. d. Haardt
Philipp Schenck zu Schweinsberg (ca. 1490-15.1.1550), amtierte 1536-1550, wurde 1541 Fürstabt und behielt die Propstei bei, auch Propst von Rasdorf, Johannesberg und Frauenberg
Wolfgang Dietrich von Eusigheim (ca. 1490-29.4.1558), amtierte 1550-1558, gleichzeitig Fürstabt, gleichzeitig Propst von Johannesberg, Frauenberg, zuvor Propst von Holzkirchen, siehe auch Thulba
Wolfgang Schutzbar gen. Milchling (ca. 1530-30.11.1567), amtierte 1558-1567, gleichzeitig Fürstabt und Propst auf dem Johannesberg und auf dem Frauenberg
Balthasar von Dernbach, amtierte um 1585
Johann Friedrich von Schwalbach (1567-8.12.1622), amtierte um 1608, zuvor Propst auf dem Michaelsberg, auf dem Andreasberg, in Blankenau, 1606 Fürstabt
Petrus von der Feltz (Fels) (-1625), amtierte 1613 bis mind. 1624
Johann Adolf von Hoheneck (30.6.1601-15.2.1635), amtierte 25.7.1625-1635, 1633-1635 Fürstabt und gleichzeitig Propst vom Johannesberg
Joachim von Gravenegg, amtierte 1635-1638 (verzichtete 1638), danach Propst von Holzkirchen, gleichzeitig Propst von Michaelsberg
Matthias Benedikt von Rindtorff, amtierte 14.8.1638-1643, verzichtete 1643, Dekan von Fulda und danach Propst von Andreasberg
Johann Michael von Hochstetten, amtierte 30.10.1643-?
Ämilian von Dalwig (Dallwig, Dalwigk), amtierte 1644-?
Gallus von Ostein (-1664), amtierte 19.5.1660-?
Johann Michael von Hochstetten, amtierte ?-1669 (verzichtete 1669), davor Propst in Neuenberg und in Thulba, Dekan von Fulda und danach wieder Propst von Neuenberg
Odo von Riedheim, amtierte 6.10.1669-1690
Philipp von Spiegel zu Diesenberg (-28.10.1720), amtierte 20.3.1691-1720
Placidus von Bastheim (16.8.1682-7.5.1736), amtierte 8.1.1721-1736
Leopold Specht von Bubenheim
(10.12.1697-4.5.1755), amtierte 1736-1738, davor in Sannerz, danach Propst von Neuenberg
Bonifatius von Hutten (1684-1739), amtierte 23.5.1738-1739, davor in Holzkirchen und in Thulba
Karl von Fechenbach (2.9.1699-23.7.1773), amtierte 1739-1753, danach Johannesberg, und danach Andreasberg
Anton (Antonius) von Hagenbach (21.10.1701-15.7.1759), amtierte 22.10.1753-1758, davor und überlappend Propst in Zella, danach in Johannesberg
Konstantin (Constantinus) Schütz von Holzhausen (28.10.1709-23.9.1775), amtierte 1758-1775, davor in Blankenau
Lothar (Lotharius) von Breidbach zu Bürresheim (6.8.1724-7.7.1794), amtierte 30.9.1775-1778, davor in Holzkirchen, danach auf dem Andreasberg, Domdechant und Weihbischof
Adolf (Adolphus) Freiherr von Hövel (7.4.1736-30.7.1794), amtierte 20.3.1778 bis 1794
Sigismund (Sigismundus) von Bibra (4.11.1750-5.3.1803), aufgeschworen 11.11.1768, Kapitular 25.2.1778, amtierte 18.8.1794-1802, letzter Propst, Neffe des vormaligen Fuldaer Fürstbischofs Heinrich von Bibra, Rektor der Fuldaer Universität und Präsident der weltlichen Regierung.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.5660098,9.76132,18z - https://www.google.de/maps/@50.5659854,9.7613642,83m/data=!3m1!1e3
kath. Pfarrgemeinde St. Margareta:
https://www.pfarrei-margretenhaun.de/startseite.html - https://www.pfarrei-margretenhaun.de/pfarrei-und-kirchen/margretenhaun.html
Margretenhaun bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Margretenhaun
Margretenhaun im Historischen Ortslexikon:
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/6404
Karl Kolb: Wehrkirchen und Kirchenburgen in Franken, Würzburg, 1977
Hinweistafeln an der Wehrkirche und am Pfarrhaus Margretenhaun
Rhönführer:
https://www.rhoenfuehrer.de/ausflugsziele/sehenswuerdigkeiten/kirchen-kloester/wehrkirche-st-margareta/3124
Genealogie Bastheim bei Biedermann, Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Rhön und Werra http://books.google.de/books?id=j9JDAAAAcAAJ Tafel 4 und 6
von Bastheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bastheim_(Adelsgeschlecht)
P. Christianus Pyrison SJ: Trauer- und Ehren-Gedächtnus In einer aufgerichteten Todten-Pyramide vorstellend das GOtt ergebene tugendhaffte Auferbauliche Leben Weyland des Hochwürdigen Hoch-Wohlgebohrnen HERRN Hrn. PLACIDI Von Bastheim, 1736,
S. 35 - https://books.google.de/books?id=J19aAAAAcAAJ&pg=PP35
Ahnenprobe des Placidus von Bastheim in: Damian Hartard von Hattstein:
Die Hoheit Des Teutschen Reichs-Adels, Fulda 1729 https://books.google.de/books?id=ZyVCAAAAcAAJ&pg=PA1
Biographie des Adolf von Hövel in: Dr. Wolfgang Eichelmann: Das Hochstift Fulda von 1714 bis 1814 im Spiegel seiner Münzen und Medaillen, 2012, Neuauflage 2017, ISBN: 978-3-7439-2333-1 bzw. 978-3-7439-2334-8, S. 164-165 -
https://books.google.de/books?id=mm43DwAAQBAJ&pg=PA164-IA14

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