Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2544
Sontheim (zu Heilbronn, Regierungsbezirk Stuttgart)

Deutschordenshof Sontheim

Der Deutsche Ritterorden besaß in Sontheim (eingemeindet, südwestlich der unsäglich häßlichen Heilbronner Kernstadt gelegen, die Bezeichnung "Altstadt" sei verweigert) eine Hofanlage, die nach den Zerstörungen des Bauernkrieges ihre heutige Grundstruktur mit einer Zehntscheune, zwei Keltergebäuden und einem Amtshaus bekam. Von heraldischem Interesse ist die Zehntscheune im Osten der Anlage, ein heute als Feuerwehrhaus genutzter Steinbau mit Satteldach und mit hohen Rundbogentoreinfahrten (Adresse: Auf dem Bau 6). Dort ist eine Bauinschrift mit Wappen angebracht, aus der im rechten oberen Eck allerdings ein Stück herausgeschlagen wurde, um dort Platz für einen herausschauenden Dachbalken zu haben.

Das Vollwappen im Zentrum wird von zwei kannelierten Pilastern mit hohen Basen und korinthischen Kapitellen flankiert. Über dem Wappen ist zu lesen: "VOLPERT VON SCHW(ALBACH) / STAT(T)HALTER DER BOLLEY / FRANCKEN - TEVTSCH ORDENS." Unter dem Wappen lautet die zweite, vierzeilige Inschrift: "ANNO 1563 DIE IA(H)R ZA(H)L GIENG / DO MAN DI(E)SEN KELLER VND BAV ANFING / AVCH IN DIESEM IA(H)R VOL(L)ENDET WAR / IN GOTTES HVET VND SEGEN STE(H)ET GAR".

Bei dem Wappenbesitzer handelt es sich um den Deutschordensritter Volprecht von Schwalbach (-1602). Er trat 1551 in den Deutschen Orden ein. Er wurde 1563 Komtur auf der Burg Horneck, war 1566-1569 Komtur in Heilbronn und 1569 Landkomtur der Ballei Franken, Komtur zu Ellingen und Nürnberg. 1593-1595 ließ er Schloß Reimlingen errichten, das bis 1806 ebenfalls dem Deutschen Orden gehörte und als Sitz des Amtes Reimlingen-Nördlingen gedacht war. Am südlichen runden Treppenturm befindet sich dort jedoch nicht sein Wappen, sondern das des Deutschordens-Kastners.

Das Wappen ist hier ziemlich verwittert und wirkt vordergründig wie ein einfacher Schild mit Herzschild und ohne weitere erkennbare Feinstruktur. Tatsächlich setzt sich sein Wappen zusammen aus einem Familienwappenschild, in Rot drei silberne Ringe schrägbalkenweise, und darunter einem Deutschordensschild, in Silber ein schwarzes Kreuz. Auf dem Helm wird zu rot-silbernen Decken als Kleinod ein Paar silbern-schwarz geteilter Büffelhörner mit roten Ohren geführt, die jeweils mit den drei silbernen Ringen belegt sind. Diese selten vorkommenden Ohren mit Ringen sind noch gut zu erkennen und erlauben die eindeutige Identifizierung, auch wenn die Feinstruktur im Schild vergangen ist. Eine Vergleichsabbildung aus dem Jahr 1563 befindet sich als Malerei an der Decke eines Saales in der Burg Horneck; dort werden rechts rot-silberne und links schwarz-silberne Helmdecken dargestellt. Das Wappen der rheinländisch-hessischen Familie mit Stammsitz in der Gemeinde Schöffengrund südlich von Wetzlar wird beschrieben im Aschaffenburger Wappenbuch, Tafel 27 Seite 212, im Gruber, im Zobel Tafel 307 und im Siebmacher Band: NaA Seite: 37 Tafel: 60 und Band: OstN Seite: 194 Tafel: 130.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google maps: https://www.google.de/maps/@49.1191893,9.189813,19.77z - https://www.google.de/maps/@49.1190315,9.1899419,91m/data=!3m1!1e3
Deutschhof in Sontheim auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschhof_(Sontheim)
von Schwalbach auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwalbach_(Adelsgeschlecht)
Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Band I.5, Stadtkreis Heilbronn, Theiss-Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3, S. 249-252
Wappen des Volprecht von Schwalbach auf Burg Horneck:
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Volprecht-Wappen.JPG
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der 'landeskundlichen Vierteljahresblätter'
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben

Belfriedstein an der Sontheimer Kirche St. Martinus

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