Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2510
Oberöwisheim (zu Kraichtal, Landkreis Karlsruhe)

Speyerer Amtshaus in Oberöwisheim

Dieses stattliche zweistöckige Gebäude (Neuenwegstraße 8) von elf Fensterachsen Breite steht östlich der katholischen Kirche St. Mauritius an der Einmündung der Oelbergstraße in die Neuenwegstraße. Es handelt sich um das ehemalige Amtshaus des Hochstifts Speyer, zu dessen hochgelegenen Eingang eine doppelläufige Freitreppe mit steinerner Balustrade hinaufführt. Das Amtshaus ist über dem zentralen Eingang rechts und links des goldenen Kartuschenrahmens, der von zwei grünen Palmzweigen durchsteckt ist, auf MDCCLI = 1751 datiert.

Die Besitzverhältnisse im Ort waren kompliziert und geteilt. Das Domkapitel Speyer kam bereits 1214 ins Spiel, als es einen Hof von Kraft von Öwisheim erwarb, der ein Lehensträger des Grafen von Eberstein auf der nicht mehr existierenden Burg in Oberöwisheim war (die Pfarrkirche steht heute auf dem Gelände der ehemaligen Burg). 1234 wird die Eigentümerschaft dieses Hofes bestätigt. 1238 erwarb Speyer die halben Rechte an der Kapelle von Öwisheim. In der Folgezeit wurde Speyer Patronatsherr. Nach den Ebersteiner Grafen wurden 1301 die Markgrafen von Baden Lehnsherr. Nach dem Aussterben der Herren von Öwisheim ging der Ort an Wiprecht von Helmstatt, der 1409 die hohe Gerichtsbarkeit von König Ruprecht von der Pfalz bekam. Ab 1443 war ein Drittel des Ortes ein pfälzisches Lehen, während der Rest eine komplizierte Ganerbschaft unter Beteiligung der Familien von Helmstatt, von Frankenstein, von Balzhofen, von Sickingen, von Massenbach, von Sternenfels, von Schaffelitzky und von Berg war. Das Domkapitel von Speyer war mehrfach Zehntherr. Mit der Reformation wurde es noch komplizierter, weil jetzt das Dorf auch konfessionell gespalten war, denn die Untertanen mußten sich konfessionell nach dem jeweiligen Herren richten, dem sie zugeordnet waren.

Ab 1732 kaufte Speyer systematisch Lehensrechte auf, um die Vorherrschaft und später die ganze Herrschaft im Ort zu bekommen. 1739 konnte man den Teil der Herren von Berg aufkaufen. Den pfälzischen Anteil bekam man 1748 im Tausch gegen Diedelsheim. Die Pfalz entließ daraufhin das speyerische Gebiet aus der Lehensherrschaft. Den noch fehlenden Anteil der Herren von Helmstatt, die 1543 für ihre Untertanen die Reformation eingeführt hatten, bekam man 1750 ebenfalls durch Gebietstausch, sie bekamen das Dorf Hochhausen am Neckar und ein Drittel des Dorfes Kälbertshausen und außerdem eine Summe von 20000 fl., so daß schließlich das Domkapitel Speyer mit dem Erwerb des letzten Fremdeigentums im Ort alleiniger Herr im Dorfe war. Als oberster Gerichtsherr übernahm auch Speyer die hohe Gerichtsbarkeit. Die Erlangung der uneingeschränkten Ortsherrschaft feierte man mit der Errichtung dieses repräsentativen Amtshauses. Ein früheres Amtshaus war 1707 mit dem gesamten Ort im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges von den Truppen des französischen Generals Claude-Louis-Hector de Villars niedergebrannt worden, als er bis Gmünd vordrang. Die geistliche Herrschaft im Ort währte bis zur Säkularisation, danach kam der Ort 1803 an das Großherzogtum Baden, wie fast das gesamte rechtsrheinische speyerische Territorium. Im Amtshaus richtete man 1834 die Schule ein; später verwendete man es als Rathaus, dann zog eine Arztpraxis ein.

Das Wappen in der Rokoko-Kartusche über dem Oberlicht des Eingangs ist das des Domkapitels Speyer. Das Wappen des Hochstifts zeigt in Blau ein durchgehendes silbernes Kreuz alleine, aber das Domkapitel Speyer führt dieses Kreuz belegt mit der hier rot gekleideten Jungfrau Maria mit dem Kinde, aus einer liegenden goldenen Mondsichel wachsend (vgl. Siebmacher, Band Bistümer).

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/@49.1505659,8.6908183,18.96z - https://www.google.de/maps/@49.1505659,8.6908183,179m/data=!3m1!1e3
Siebmacher Band Bistümer
Oberöwisheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Oberöwisheim
Geschichte von Oberöwisheim:
https://www.kraichtal.de/index.php?id=100
Alfons Oßfeld, Konrad Freyer, Geschichte von Oberöwisheim:
http://www.oberöwisheim-im-kraichgau.de/ etc., v. a. http://www.oberöwisheim-im-kraichgau.de/html/amtshaus.html
Oberöwisheim:
https://ka.stadtwiki.net/Oberöwisheim
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 271
Herrn Alfons Oßfeld ein herzliches Dankeschön für den Hinweis auf dieses Amtshaus

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