Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2282
Peuerbach (Bezirk Grieskirchen, Oberösterreich)

Schloß Peuerbach

Im Ortszentrum von Peuerbach, ca. 20 km westlich von Eferding, befindet sich ein dreiflügeliger Rest eines stark veränderten Renaissanceschlosses (4722 Peuerbach, Rathausplatz 2). Der längste der drei erhaltenen, zweigeschossigen und hufeisenförmig angeordneten Flügel ist der schlichte Südwestflügel, an den sich eine kleine Grünanlage mit dem sog. Kometor anschließt. Zu einem kleinen Platz hin ausgerichtet ist die Südostfassade mit dem Hauptportal, und parallel zur Durchgangsstraße ist der kurze, nur fünfachsige Nordostflügel angesetzt. Die Baulücke im Norden wird von einem hochmodernen Gebäude der Landesmusikschule geschlossen. Der harte Übergang zwischen Alt und Neu wird durch einen Glasturm unnötig brutal betont. Der einzige erhaltene Turm ist ein nach Osten gerichteter, viereckiger Eckturm mit Zwiebelhaube; alle anderen einst vorhandenen Türme sind verschwunden. Der Innenhof wurde mit einem Glasdach versehen.

Wo heute die Reste des Schlosses zu sehen sind, stand früher eine Wasserburg. Burg, Markt und Landgericht Peuerbach waren seit dem Ende des 12. Jh. freier Eigenbesitz der Schaunberger, die den Ort allerdings nicht selbst bewohnten, sondern durch einen Pfleger verwalten ließen oder als Lehen vergaben. Eine Änderung der Rechtslage ergab sich als Folge der Schaunberger Fehde von 1380. Nachdem Herzog Albrecht III. die Burg Peuerbach nach einer kurzen Belagerung eingenommen hatte und Graf Heinrich von Schaunberg besiegt hatte, mußte dieser selbst seine Herrschaften an den Landesherrn abtreten und wieder als Lehen empfangen, und natürlich hatte der Landesherr ein Öffnungsrecht für die Burg. Am 27.5.1532 bestätigte Georg Graf zu Schaunberg dem Markt Peuerbach die von Johann Graf zu Schaunberg 1417 verliehenen Freiheiten, ebenso am 8.5.1556 Wolfgang II. Graf zu Schaunberg. Die Schaunberger starben 1559 mit Graf Wolfgang II. aus, und infolgedessen wechselte Peuerbach den Besitzer: Herrschaft und Burg gingen an des letzten Schaunberger Neffen, Gundakar XI. von Starhemberg. Im Namen seiner Geschwister bestätigte Rüdiger von Starhemberg als Ältester der Bürgerschaft von Peuerbach am 1.6.1562 ihre von den Grafen von Schaunberg verliehenen Freiheiten und Rechte, was am 15.3.1582 von Gundakar von Starhemberg erneut bestätigt wurde.

In den Seitenwänden des Torweges sind Kopien zweier älterer Wappensteine eingemauert (Originale im Schloßmuseum), die zu Gundakar XI. von Starhemberg (16.5.1535-9.9.1585), Herr zu Aschach und Peuerbach, 1572 Verordneter des Herrenstandes und später kaiserlicher Rat, und seiner ersten, am 20.11.1558 in Linz geehelichten Gemahlin, Susanna von Hohenfeld (-12.4.1575), gehören. Gundakar XI. von Starhemberg war der Sohn von Erasmus I. von Starhemberg (-1560), welcher wiederum der Sohn von Bartholomäus von Starhemberg (-19.4.1531) und Magdalena von Losenstein (-1523) war, und von Anna Gräfin von Schaunberg, welche die Erbtochter von Georg III. Graf von Schaunberg (1472-1554) und dessen Frau Genovefa von Arco war und als Erbe Schaunberg, Eferding, Mistelbach, Peuerbach und Erlach einbrachte. Susanna von Hohenfeld war die Tochter von Achaz von Hohenfeld und Esther von Albrechtsheim. Nach Susannas Tod heiratete Gundakar XI. von Starhemberg in zweiter Ehe am 24.6.1576 in Pöggstall Susanna von Roggendorf, die Tochter von Georg Ehrenreich Freiherr von Rogendorf, Erblandhofmeister in Österreich, und dessen Frau Elisabeth von Thabor. Diese zweite Ehe blieb kinderlos.

Gundakar XI. von Starhemberg verdanken wir das Renaissanceschloß. Aufgrund eines im gegenüberliegenden Gasthof ausgebrochenen Feuers wurden am 7.9.1571 die alte Burg mit der Bibliothek, der Rüstkammer und den Möbeln und die Häuser des Marktes durch den Brand schwer beschädigt. Der Wiederaufbau des Schlosses erfolgte bis 1574. Diese Jahreszahl sehen wir in der lateinischen Inschrift ("DATQVE ADIMITQVE DEI BONITAS REDDITQVE VICISSIM CVIVS AD EXEMPLVM EST HAEC RENOVATA DOMVS - ANNO MDLXXIIII" (zentral) - "VOLVNTATI CEDE DIVINAE - IVSTA N SVNT IUDICIA EIVS" (seitlich)) am monumentalen, zweigeschossigen, in beiden Etagen von je zwei Säulen flankierten Renaissanceportal des Südostflügels, welches von einem Dreiecksgiebel überhöht wird. Doch schon 1593 endete die Herrschaft der Starhemberger auf Peuerbach, denn Gundakars erstgeborener Sohn, Georg Achaz von Starhemberg (1559-22.1.1597), der noch am 1.8.1592 dem Markt alle Rechte und Freiheiten erneut bestätigt hatte, verkaufte im Jahre 1593 Schloß und Herrschaft Peuerbach an seinen Cousin, Achaz von Hohenfeld auf Aistersheim. Georg Achaz von Starhemberg hatte 1586 Elisabeth Freiin von Scherffenberg geheiratet, und durch seine Frau erhielt er Schloß und Herrschaft Ort, welche er bis 1588 besaß. Gundakar und Susanna hatten noch einen zweiten Sohn, Johann Ulrich von Starhemberg (27.6.1563-1626), der erst mit Elisabeth Gräfin von Ortenburg-Salamanca (-1601) und danach in zweiter Ehe mit Potentiana von Schönkirchen verheiratet war.

Dies ist das Wappen der Grafen von Starhemberg; es ist geviert mit Herzschild: Feld 1: silbern-rot gespalten (Grafen von Schaunberg und Julbach im bayerischen Landkreis Rottal-Inn, Motiv Neu-Schaunberg), Feld 2: in fünfmal silbern-rot geteiltem Feld (die unterste Zone muß auch rot sein, nicht blau) ein blauer Sparren (Grafen von Schaunberg, altes Stammwappen, Motiv Alt-Schaunberg, auch Julbach zugeschrieben), Feld 3: in Rot ein gestürzter silberner Anker ohne Stock, durch dessen Ring meist ein goldenes oder wie hier silbernes Seil geschlungen ist (übernommen von den von Pettau, Feld für die Herrschaft Ankenstein bzw. Anchenstein bei Pettau), Feld 4: in Gold eine golden gekrönte, schwarze Schlange (Stammwappen der von Pettau, denen auch die Herrschaft Wurmberg gehörte), Herzschild: silbern-rot geteilt, oben ein wachsendes, blaues Pantier (Stammwappen Starhemberg, hier gewendet).

Dazu werden drei gekrönte Helme geführt, Helm 1 (Mitte): zu blau-roten Decken (auch blau-silbern, blau-rot entspricht der Darstellung im Scheiblerschen Wappenbuch Folio 441) ein wachsendes, blaues, feuerspeiendes Pantier, der Rückenkamm besteckt mit Büscheln (Stammhelm Starhemberg, weder die Büschel noch die Bewehrung sind hier farblich abgesetzt), Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken (Farbverteilung falsch, die blaue Zone unter der Krone ist an allen Helmen verfehlt, das Rot gehört außen hin) zwei Büffelhörner (eigentlich Hifthörner), hier rechts silbern und links rot, im allgemeinen aber auch als silbern-rot übereck geteilt beschrieben, in der Mitte mit verschlungenen goldenen Schnüren verbunden (Neu-Schaunberg, zu Feld 1), Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken (vgl. Anmerkung zu Helm 2) ein wie Feld 2 bez. Flug (Alt-Schaunberg, obwohl früher ein Schirmbrett geführt wurde).

Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: NÖ2 Seite: 199 Tafel: 85, Band: OÖ Seite: 390 Tafel: 100-101, Band: Un Seite: 597 Tafel: 423, Band: NÖ2 Seite: 199-200 Tafel: 84-85, Band: SteiU Seite: 199 Tafel: 10 und Band: SchlA3 Seite: 57 Tafel: 33 sowie im Band Fürsten.

Gegenüber ist in die Wand das Wappen der von Hohenfeld eingemauert; es ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Schwarz zwei mit dem Rücken zueinander und mit den Mundstücken nach oben gekehrte silberne Jagdhörner (Hifthörner, Trinkhörner, meist noch mit goldenen Beschlägen) mit roten Bändern (i. a. als Wappen der abgestorbenen von Symanning angesehen, Diskussion siehe auch Siebmacher Band: OÖ Seite: 131), Feld 2 und 3: in Blau ein silberner Balken, belegt mit einer roten Rose (i. a. als Stammwappen der von Hohenfeld angesehen), Herzschild: gemäß Siebmacher OÖ unter Bezugnahme auf die Herrenstandsmatrikel in Gold ein schwarzer Greif (Albertsham), hier in Silber ein roter, golden gekrönter Greif.

Dazu werden zwei gekrönte Helme geführt: Helm 1 (rechts): zu schwarz-goldenen Decken (auch als schwarz-silbern beschrieben) zwei mit dem Rücken zueinander und mit den Mundstücken nach oben gekehrte silberne Jagdhörner (Hifthörner, Trinkhörner) mit roten Bändern (Kleinod Symanning), Helm 2 (links): zu blau-silbernen Decken ein blauer Flug, belegt mit einem silbernen Balken, dieser belegt mit einer roten Rose (Stammkleinod von Hohenfeld).

Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: NaA Seite: 45 Tafel: 75, Band: Salz Seite: 27 Tafel: 11, Band: Bay Seite: 12 Tafel: 6, Band: WüA Seite: 168 Tafel: 91, Band: OÖ Seite: 131-133, 745 Tafel: 38, 150 und in Band: NÖ2 Seite: 475-482 Tafel: 231-232 - dort wird die Genealogie am ausführlichsten behandelt. Nur dort wird die hier vorliegenden Variante mit Herzschild gegeben, jedoch in anderen Tinkturen, außerdem mit drei gekrönten Helmen: Helm 1 (Mitte): zu schwarz-goldenen Decken der schwarze, golden bewehrte Greif, Helm 2 und 3 wie zuvor.

Achaz von Hohenfeld hatte viele Schulden auf seinem Besitz. Um Gelder einzutreiben, schraubte er Abgaben und Robot seiner Bauern in die Höhe. Solches Verhalten von ihm und seinen Standesgenossen provozierte 1595 einen Bauernaufstand im Mühlviertel, in dessen Verlauf auch Schloß Peuerbach belagert wurde. Der Streit wurde zwar schließlich gütlich beendet, doch die Schulden blieben. Christoph von Hohenfeld mußte Peuerbach schließlich 1626 an Wolf Siegmund von Herberstein verkaufen, der den Besitz am 1.3. übernahm. Im gleichen Jahr brach ein neuer Bauernkrieg aus, diesmal wurde das Schloß jedoch am 20.5.1626 eingenommen und schwer beschädigt. Der angrenzende Markt wurde zum größten Teil niedergebrannt. 1635 wurde Peuerbach erneut verkauft.

 

Der jüngste Wappenstein befindet sich außen über dem rechteckigen Tordurchgang. Hierbei handelt es sich um das Wappen der Verda, Grafen von Verdenberg, welches geviert mit Herzschild ist, Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer, auf jedem Haupt golden gekrönter Doppeladler, auf der Brust den eigentlich goldenen Majuskelbuchstaben "F" für Kaiser Ferdinand II. tragend, Feld 2: dreimal golden-rot geteilt (Stammwappen), Feld 3: dreimal rot-golden geteilt (invertiertes Stammwappen), gekrönter Herzschild (Inhalt hier unkenntlich): in Rot eine silberne Kirchenfahne mit drei Lätzen an drei goldenen Ringen ("Kornetfahne" heißt es im Diplom).

Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: OÖ Seite: 532-534 Tafel: 119, Band: Mä Seite: 166 Tafel: 118 und im Band: NÖ2 Seite: 449 Tafel: 214-215. Dort werden auch die hier fehlenden Kleinode angegeben, insgesamt zwei: Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarzer, auf jedem Haupt golden gekrönter Doppeladler, auf der Brust den eigentlich goldenen Majuskelbuchstaben "F" für Kaiser Ferdinand II. tragend, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken eine silberne Taube sitzend mit einem grünen Olivenbaumzweig im Schnabel. Ein dritter Helm, dem Herzschild entsprechend, wird nicht angegeben.

Das Wappen kennt drei Entwicklungsstufen. Das Stammwappen besteht aus Feld 2 und Kleinod 2. Danach wurde das Wappen im Freiherrendiplom vom 23.2.1623 zu Regensburg für Johann Baptist Verda mit dem kaiserlichen Gnadenzeichen geviert und bekam es als zweiten Helm, jeweils an der "besseren" Position. Die Erhebung in den Reichsfreiherrenstand fand am 28.2.1623 statt; der Begünstigte durfte sich unter Weglassen des Namens "Verda" nun "Freiherr von Verdenberg und Grafenegg" nennen. Im Jahre 1626 bekam er das Erblandtruchsessenamt und das Stabelmeisteramt der gefürsteten Grafschaft Görz. Die letzten Schritte waren die Hinzufügung des Herzschildes im gräflichen Diplom vom 7.11.1630 zu Regensburg für Freiherr Johann Baptist von Verdenberg und die zwar optisch gefälligere, aber heraldisch weniger korrekte Invertierung der Farbreihenfolge in Feld 3; weiterhin wurde der goldene Buchstabe "F" überall von einer Königskrone überhöht (hier nicht zu erkennen). Neben dem Reichsgrafenstand erhielt der Begünstigte das größere Palatinat (ohne Nobilitierungsrecht), und seine Herrschaft Namiest wurde zu einer Grafschaft erhoben.

Der Herzschild ist entweder ein Fall von Dummheit oder von Usurpation, denn die Grafen von Verdenberg hatten genealogisch rein gar nichts mit den die Kirchenfahne zu führen berechtigten Grafen von Werdenberg und Heiligenberg zu tun - die sie zudem schwarz in silbernem Feld führten. Deshalb ist die Aufnahme der Kirchenfahne durch nichts gerechtfertigt.

Johann Baptist ex Verda, Jurist und Geheimer Rat, erst Hofvizekanzler und schließlich oberster Hofkanzler, nun Reichsgraf von Verdenberg und Namiest, Freiherr von Grafenegg, sammelte reichlichen Grundbesitz in den Habsburgerländern. 1622 kaufte er die Herrschaft Kreuz in der Krain. 1632 war er im alleinigen Besitz der niederösterreichischen Grafschaft Grafenegg, die er zuvor mit seinem Bruder gemeinsam erworben hatte. 1628 kaufte er das Gut Grafenwert in Niederösterreich und den Asitz Burghof bei Krems. 1629 bekam er die Herrschaft Namiest mit Rossitz und Strutz in Mähren. 1631 erwarb er in Wien mehrere Häuser am Mehlmarkt. Und schließlich kaufte er am 10.8.1635 die Herrschaft Peuerbach von Wolf Sigmund Freiherr von Herberstein. Am 2.3.1643 bestätigte er dem Markt Peuerbach alle Freiheiten und Rechte. Ebenfalls 1635 kamen das Gut Bruck an der Aschach in der Nähe von Peuerbach und die Güter Schönberg, Winddorf und Baumgarten in Niederösterreich hinzu.

Der 1582 geborene Johann Baptist von Verdenberg, der aus dem oberitalienischen Patrizierstand kam und im Habsburgerreich in den Reichsgrafenstand aufstieg, der gemeinsam mit dem Fürsten von Eggenberg und dem Freiherrn von Questenberg die sogenannten "drei Berge" des Monarchen darstellte, starb am 15.9.1648. Seine Frau war Maria Katerina Coronini von Cronberg (-13.3.1660). Seine Töchter Maria Cäcilia (-16.6.1636), vermählt mit Johann Christoph Freiherr von Herberstein, und Lucia Petronilla (-16.3.1638), unvermählt, waren bereits vor ihm verstorben. Die Tochter Anna Camilla heiratete 1635 Feldmarschall Adrian Freiherr, später Graf von Enkevoerth. Die Tochter Katharina Elisabeth (-1667) heiratete Graf Lasla Burian von Waldstein. Einen einzigen Sohn hatte Johann Baptist von Verdenberg, Ferdinand, kaiserlicher Kämmerer und Landrechtsbeisitzer in Mähren. Dieser erbte die Herrschaften in Mähren und in der Krain, in Ober- und Niederösterreich. Die Herrschaft Grafenegg kam erst an Johann Baptists Witwe und 1659 ebenfalls an den Stammhalter. 1666 wurde die Grafschaft Namiest mit Rossitz und Strutz in einen Fideikommiß überführt. Ferdinand von Verdenberg (-27.3.1666) heiratete in erster Ehe Maria Susanna Gräfin von Puchheim, in zweiter Ehe Maria Maximiliana Gräfin von Waldstein und in dritter Ehe Katharina Elisabeth Freiin von Herberstein. Aus diesen drei Ehen blieben ihm zwei Töchter aus der dritten Ehe. Die erste, Maria Anna Katharina, heiratete Johann Heinrich von Frankenberg und starb früh. Die zweite, Maria Cäcilia, kam unter die Vormundschaft von Graf Ferdinand Leopold Franz von Enkevoerth, ihrem Cousin, und unter die des Bischofs von Wiener Neustadt. Diese beiden verkauften für ihr Mündel 1669 die Herrschaft Peuerbach an Johann Georg von Kauthen, Mauteinnehmer in Linz. Damit endete nach nur 34 Jahren die Herrschaft der Familie von Verdenberg auf Peuerbach.

Dann wechselten die Besitzer in schneller Folge: Noch im Erwerbsjahr tauschte Johann Georg von Kauthen Peuerbach an den Hofkammerpräsidenten Georg Ludwig Graf Sinzendorf und bekam dafür die Herrschaft Freiling. Georg Ludwig Graf Sinzendorf (17.6.1616-14.12.1681), Reichserbschatzmeister, Mitglied des Geheimen Rates und Präsident der Hofkammer, stürzte über seine Verbrechen (Korruption, Unterschlagung, Betrug, Fälschung, Erpressung, Diebstahl etc.) und verlor Ämter und Besitz, der 1680 größtenteils von der Hofkammer konfisziert oder zur Begleichung seiner Schulden veräußert wurde. 1684 kaufte Hofkanzler Dietrich Heinrich Freiherr von Strattmann Peuerbach, welches von dessen Sohn in einen Fideikommiß eingebracht wurde. Über des Erwerbers Enkelin, Franziska Theresia von Strattmann, kam Peuerbach an deren Ehemann, Karl Graf von Batthyány. 1760 folgte nach dem Tod des letzten männlichen Strattmann als Erbe Ludwig Ernst Graf Batthyány, welcher den Doppelnamen Batthyány-Strattmann annahm. Der Fideikommiß wurde 1825 von Fürst Philipp Batthyány-Strattmann aufgelöst. Bei der anschließenden Besitzaufteilung kamen die Herrschaft und das Schloß Peuerbach über Gräfin Johanna Batthyány-Strattmann an ihren Ehemann, den Fürsten Julius Montenuovo. 1881 wurde die Herrschaft aufgeteilt und die Besitzeinheit von Schloß und Herrschaft aufgehoben. Das Schloß mit der Schloßbrauerei wurde vom Bierbrauer Leopold Schatzl aus Raab erworben, der eigentlich nur ein Interesse an der Stillegung der Konkurrenz hatte und nach Schließung des Betriebes das Schloßgebäude 1882 schon wieder an die Marktgemeinde Peuerbach verkaufte, die in der Folgezeit das Gebäude für die Gemeindeverwaltung, als Bezirksgericht, als Postamt und als Finanzamt nutzte und schließlich hier 1923-1966 die Bürger- bzw. Hauptschule einrichtete.

Das Gebäude war mittlerweile sehr heruntergekommen. Erste Schäden gab es schon im Spanischen Erbfolgekrieg. 1742 zog Großherzog Franz von Toskana durch Peuerbach und kampierte im Schloß mit 3000 Soldaten. 1777 wurde der ca. 40 m hohe Schloßturm abgetragen. Er war zwar nicht stark beschädigt, aber der Abriß war wohl billiger als die Reparatur. Während der Franzosenkriege 1799 und 1801 litten Herrschaft und Gebäude unter der dreimonatigen Anwesenheit von 98000 Mann und 37000 Pferden im Dienst der Marschälle Massena, Davoust und Bernadotte. Die nordwestlichen Flügel des Schlosses waren schließlich baufällig und wurden 1831 wegen Einsturzgefahr abgetragen. Während der Biedermeierzeit wurden die Fassaden um 1830 entsprechend dem Zeitgeschmack verändert. Nachfolgende Besitzer hatten keinerlei Interesse an Instandhaltung oder Wiederherstellung, so daß man sich in der Gemeinde 1966 die Frage stellte, ob man den kläglichen Rest nicht ganz abreißen sollte. Glücklicherweise entschied man sich zur Wiederherstellung. 1980 wurde die ganze Schloßanlage renoviert; im Gebäude wurde ein Museum mit Ausstellungen über die oberösterreichischen Bauernkriege und über den Astronomen, Mathematiker und Humanisten Georg Aunpeckh von Peuerbach (1423-1461) eingerichtet, für den im Schloßhof ein Denkmal aufgestellt wurde. Dieser bedeutendste Sohn der Gemeinde war auch Anlaß einer 2010 im Schloß gezeigten oberösterreichischen Landesausstellung zum Thema "Astronomie und Renaissance". 2009 wurde ein moderner Zweckbau angebaut, in dem sich die Musikschule befindet; als Konzertsaal und Veranstaltungssaal allgemein wird der Festsaal des Schlosses genutzt.

Literatur, Quellen und Links:
Georg Clam Martinic: Burgen und Schlösser in Österreich, Edition Zeitgeschichte, Landesverlag im Veritas Verlag, Linz 1991, Topsa-Verlag, Wien 1998, ISBN 3-85001-679-1, S. 245
Ilse Schöndorfer: Burgen und Schlösser in Oberösterreich, NP, St. Pölten 2001, ISBN 3-85326-189-2, S. 148-149
Oskar Hille: Burgen und Schlösser von Oberösterreich, Ennsthaler Verlag, Steyr, 1992, ISBN 3-85068-323-0, S. 131-132
Schloß Peuerbach: http://burgenkunde.at/oberoesterreich/peuerbach/peuerbach.htm
Schloß Peuerbach auf Burgen-Austria:
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=1440
Schloß Peuerbach:
http://www.wehrbauten.at/ooe/oberoesterreich.html?/ooe/peuerbach/peuerbach.html
Homepage des Museums:
www.schlossmuseum-peuerbach.at
Grafen von Starhemberg:
http://www.coresno.com/index.php/adelslexikon/1492-lex-starhemberg
Grafen von Starhemberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Starhemberg
Genealogie Starhemberg:
http://genealogy.euweb.cz/austria/starhemb1.html - http://genealogy.euweb.cz/austria/starhemb2.html - http://www.angelfire.com/realm/gotha/gotha/starhemberg.html
Grafschaft Schaunberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schaunberger
von Pettau:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pettau_(Adelsgeschlecht)
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Grafen von Starhemberg: Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser, Band 1 (1951)
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Georg Ludwig Graf von Sinzendorf
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Ludwig_von_Sinzendorf
Urkunden im Kommunalarchiv Peuerbach
Genealogie Starhemberg: Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschaften und Künste, welche bisshero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden, Band 39, S. 1019 https://books.google.de/books?id=t_hfAAAAcAAJ
Johann Schwerdling: Geschichte des Hauses Starhemberg, 1830, S. 179 ff, S. 210 ff,
https://books.google.de/books?id=_8hUAAAAcAAJ
Bauernaufstände in Oberösterreich:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bauernaufstände_in_Oberösterreich
Johann Baptist von Verdenberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Baptist_Verda_von_Verdenberg - http://wwwg.uni-klu.ac.at/kultdoku/kataloge/19/html/1519.htm - http://www.koni.onlinehome.de/ausfuehrliche-biographien/werdenb-lang.htm
von Starhemberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Starhemberg
Grafschaft Schaunberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Schaunberg

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