Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2216
Landeshauptstadt Mainz

Die Löwen-Apotheke am Dom in Mainz

In der nördlichen Bebauung des Mainzer Marktplatzes ist am westlichen Ende das vierstöckige, dreiachsige Gebäude der Löwen-Apotheke am Dom zu finden (Markt 3), das durch die auffällige Bemalung hervorsticht. Es handelt sich um eine sehr traditionsreiche Apotheke, denn sie ist bis 1568 zurückzuverfolgen, und daß man die Apotheke bis zur Gründung nachweisen kann, können nur drei Mainzer Apotheken von sich sagen. Freilich hat der Standort mehrfach gewechselt, die Besitzerfamilie ebenso.

Bei der Gründung hieß die Firma "Apotheke an der Münze", dann wurde daraus nach einer Standortverlegung die "Apotheke an der Münze und am Markt"; sie befand sich aber noch in den Häusern Markt 23-27, im Haus "Zur Kacheln". Schließlich wurde der Name in "Apotheke zum Löwen" geändert, danach erst wurde die Apotheke in die Räume am Markt 3 verlegt, und zuletzt wurde 1968 der Name präzisiert in "Löwen-Apotheke am Dom". Nach der Zerstörung am 27.2.1945 wurde die Apotheke interimsmäßig in der Schusterstraße 3 betrieben, bis am 1.2.1950 das wiederaufgebaute traditionsreiche Haus am Markt erneut bezogen werden konnte.

 

Über dem mittleren Erdgeschoßfenster, das von zwei Statuen auf Podesten gerahmt wird, befindet sich auf einem steinernen Sockelbrettchen ein Löwe, der einen stark konvex gewölbten Wappenschild in Neorokokoformen hält. Das Wappen zeigt in der gegenwärtigen Farbfassung in Silber einen blauen Schräglinksbalken, welcher mit einem von einem Pfeil schräglinks durchschossenen Herzen zwischen zwei sechszackigen Sternen belegt und von zwei nach der Figur gelegten, linksfliegenden Tauben mit je einem Schlüssel im Schnabel beseitet ist. Das Wappen konnte in der gängigen Literatur nicht verifiziert werden, weder in Hinblick auf die Tinkturen noch auf den Besitzer, Hinweise willkommen. Der erste Besitzer der Apotheke war Kaspar Kraft, zu Beginn des 17. Jh. war es Andreas Weiss, im 18. Jh. war es Heinrich Neuwerth. Diese kommen alle nicht in Frage, weil die Firma noch nicht im aktuellen Gebäude untergebracht war. Erst Johann Ludwig Liebler kaufte das jetzige Haus Markt und verlegte die Firma dorthin. Möglicherweise gehört das Wappen zu ihm, und wenn, dann wäre es ein redendes mit dem das Herz durchbohrenden Pfeil.

Als während der französischen Besatzung am 17.1.1793 eine Verordnung erlassen wurde, nach der die Eigentümer binnen 8 Tagen die an ihren Häusern angebrachten Wappen abschlagen zu lassen hätten, andernfalls das auf ihre Kosten von Obrigkeits wegen geschähe, erwies sich Apotheker Liebler als Schützer der Wappenreliefs, und er stellte den Antrag, die Munizipalität zu bestimmen, die Wappen zu schonen, was ihn sogar in den Ruf brachte, ein geheimer Aristokrat zu sein.

Die Fassade bekam erst Ende des 19. Jh. die auffällige Bemalung, möglicherweise wurde das Wappen auch erst bei dieser Umgestaltung angebracht; das würde stilistisch passen. Im Jahre 1934 wechselte der Besitzer erneut, und mit Dr. Hermann Keller aus Worms führte diese Apotheke erstmalig ein Mitglied der Familie, die sie auch heute noch innehat.

 

Literatur, Quellen und Links:
Löwen-Apotheke am Dom: http://www.loewen-apotheke-mainz.de/
Geschichte der Löwen-Apotheke am Dom:
http://www.loewen-apotheke-mainz.de/ueberuns.html
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Andreas Praefcke für wertvolle Hinweise
Karl Klein, Geschichte von Mainz während der ersten französischen Occupation 1792-1793, S. 338
https://books.google.de/books?id=GHAAAAAAcAAJ&pg=PA338#v=onepage&q&f=false

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