Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2116
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Domkreuzgang zu Würzburg, Maximilian Johann Jakob von Sickingen

Diese Platte im Würzburger Domkreuzgang ist für den am 27.7.1714 geborenen und am 3.6.1795 in Würzburg verstorbenen Kleriker Maximilian Johannes Jakob Freiherr von Sickingen. Er wurde am 10.7.1728 im Alter von knapp 14 Jahren als Domherr aufgenommen, als Nachfolger des verstorbenen Franz Georg Faust von Stromberg. Am 9.6.1756 wurde er Mitglied des Domkapitels. Neben seiner Tätigkeit als Kapitularherr war er noch Oberzollherr in Würzburg, Domkantor und Geheimer Rat des Würzburger Fürstbischofs. Er war auch noch in Mainz als Kapitularherr des Ritterstifts St. Alban aktiv, und er war vom 18.5.1780 bis zu seinem Ableben 1795 der einundzwanzigste Propst des Ritterstifts Comburg. Sein Bruder Joseph Karl Ferdinand Friedrich Franz Anton von Sickingen-Eltschowitz, geb. 28.2.1708, gest. 20.5.1787, war übrigens ebenfalls in Würzburg Domherr, er wurde dies am 22.5.1720, resignierte aber wieder am 5.8.1726, danach heiratete er Maria Charlotte Amalia Freiin von Hacke.

 

Die Inschrift im oberen Teil der Platte lautet sinngemäß ergänzt: "MDCCLXXXXV (IN DEO OBIIT?) PLU(RIMUM) RE(VERENDUS) AC PERI(LLUSTRIS DOMINUS, DOMINUS) MAXIMILIANUS JO(H)ANNES JACOBUS L(IBER) B(ARO) A SICKINGEN NATUS 27 JULII 1714 CAN(ONICUS) E(T) CAP(ITULARIS) WIRCE(BURGENSIS) 10 JULII 1728 AD CAPITULUM 9 JUN(II) 1756 R(EVE)R(ENDISSIMI AC CELSIS(S)IMI P(RINCIPI) WUR(CEBURGENSIS) CONSI(LIUS) INTI(MUS) 1779, PR(A)EPOSITUS E(T) EQ(UESTRI) COMBURG(ENSIS) 18 MAI 1780 EC(CLESIAE) W(IRCEBURGENSIS) CANTOR 16 OCTOB(RIS) A E PROPAROCHUS a HERBOLZHEIM NEC NON E EQ(UESTRIS) S(ANCTI) ALBAN(I) PROP MOGUNT(IAE) CAN(ONICUS) CAP(ITULARIS) RESIG(NATUS) R(EQUIESCAT) I(N) P(ACE)." Der untere Teil der Platte ist frei von Inschriften.

Das zentrale Vollwappen ist das der Freiherren von Sickingen, in Schwarz fünf (2:1:2) silberne Kugeln, auf dem Helm ein goldener Schwanenrumpf, rückseitig mit hahnenfedergezierten roten Kugeln besteckt. Die Helmdecken wären theoretisch rot-silbern (Gruber) oder schwarz-silbern (Wappenbuch der Stadtbibliothek in Zürich) bzw. schwarz-golden (Zobel, Wolfert, Scheiblersches Wappenbuch) oder schwarz-silbern (Rahrbach) oder gänzlich golden (Hupp, Münchner Kalender), insgesamt eine große Vielfalt bei den Quellen. Interessant ist hier die Anordnung der aus acht Schilden bestehenden Ahnenprobe, deren Elemente einen kreisförmigen Ring um das zentrale Vollwappen bilden, von einem jeweils diagonal trennenden Band wie bei einem Kranz umwunden, was zu einer rautenförmigen Verzerrung aller Schilde führt, die sich dieser äußeren Form unterordnen.

     

Die Ahnenprobe umfaßt insgesamt acht Schilde, je vier auf jeder Seite. Der erste Schild wiederholt das bereits zuvor beschriebene Sickingen-Wappen und steht für den Vater, Johann Ferdinand Freiherr zu Sickingen (-30.7.1719), kurpfälzischer Rat und Obrist, Kammerpräsident und erster Staat- und Konferenzminister, Oberpfleger der Grafschaft Cham, Amtmann zu Bretten, Vizehofkammerpräsident, 1705 Oberamtmann und Vogt zu Bretten, Reichstagsgesandter 1719, k. k. Geheimrat, den Großvater väterlicherseits, Franz Freiherr von Sickingen (8.2.1629-1715), Herr zu Sickingen und Landstuhl, kaiserlicher Rat, kurmainzischer Geheimrat und Vitztum zu Mainz, Amtmann zu Oppenheim, Kammerpräsident, 1705 zu Bacharach, sowie für dessen Vater, Johann Schweikhard Freiherr von Sickingen (9.12.1592-1666). Der zweite Schild auf der heraldisch rechten Seite steht für die Großmutter väterlicherseits, Anna Margarethe Gräfin von Metternich-Winneberg und Beilstein (-1700), Oberhofmeisterin der Prinzessin von der Kurpfalz, Hofdame der Kaiserin Eleonora, Tochter von Wilhelm Freiherr von Metternich-Winneberg und Beilstein (-1652), zu Berburg, 1630 Besitzer der Herrschaft Königswart, kaiserlicher Hof- und Kriegsrat, kurtrierischer Amtmann in Mayen, Monreal und Kaisersesch, Burggraf zu Starkenburg, kurmainzischer Geheimer Rat, spanischer Oberst, 28.10.1635 Reichsfreiherr, Oberstmarschall, Oberhofmeister der Kaiserin Eleonore, kaiserlicher Kammerherr, Burggraf zu Eger. Das Wappen ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Rot ein schrägrechter, staffelförmiger, silberner Balken, oben und unten begleitet von je drei goldenen Kreuzchen (Winneberg, bestehend aus einem Teil links der Mosel rund um die namengebende Winneburg und einem Teil rechts der Mosel im Hunsrück), Feld 2 und 3: in Rot drei (eigentlich 2:1 gestellte, hier übereinander gelegte) silberne Hifthörner mit goldenen Spangen ohne Bänder (Braunshorn-Beilstein), Herzschild: in Silber 3 (2:1) schwarze Jakobsmuscheln (Stammwappen Metternich). Der dritte Schild steht für die erste Urgroßmutter väterlicherseits, Ursula Kämmerer von Worms genannt von Dalberg (1602-1664). Der Schild ist geviert, Feld 1 und 4: unter einem mit drei Spitzen abgeteilten goldenen Schildhaupt in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien, Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzes Ankerkreuz. Der letzte Schild der väterlichen Ahnenreihe steht für die zweite Urgroßmutter, Anna Eleonora Brömser von Rüdesheim. Ihr Schild zeigt unter silbernem Schildhaupt in Schwarz 6 (3:2:1) silberne Lilien.

     

Nun zu den Ahnen mütterlicherseits: Der oberste Schild der Reihe steht für die Mutter, Maria Sidonia Philippine Ernestina Lukretia Kottwitz von Aulenbach (1679-31.12.1738), den Großvater mütterlicherseits, Johann Georg Philipp Kottwitz von Aulenbach, sowie für dessen Vater, Wolf Albert Kottwitz von Aulenbach. Sie führen in Silber ein schwarzes Steinbockshorn. Der nächste Schild steht für die Großmutter mütterlicherseits, Anna Maria Freiin von Dernbach, Tochter von Otto Wilhelm Freiherr von Dernbach. Diese führen in blauem, mit goldenen Schindeln bestreutem Schild drei dreipaßförmig zusammengestellte goldene Blätter. Der dritte Schild steht für die dritte Urgroßmutter des Klerikers, Katharina Maria von Diemantstein. Der Schild ist von Silber und Rot geteilt, oben ein schwarzer Schrägrechtsbalken. Der vierte und letzte Schild der mütterlichen Seite steht für die vierte und letzte Urgroßmutter, Katharina Magdalena Echter von Mespelbrunn. Sie führt in blauem Feld einen silbernen, mit drei blauen Ringen belegten Schrägbalken.

Eltern:
  • Johann Ferdinand Freiherr zu Sickingen (-30.7.1719)
  • Maria Sidonia Philippine Ernestina Lukretia Kottwitz von Aulenbach (1679-31.12.1738)

Großeltern:

  • Franz Freiherr von Sickingen (8.2.1629-1715)
  • Anna Margarethe Gräfin von Metternich-Winneberg und Beilstein (-1700)
  • Johann Georg Philipp Kottwitz von Aulenbach
  • Anna Maria Freiin von Dernbach
  Urgroßeltern:
  • Johann Schweikhard Freiherr von Sickingen (9.12.1592-1666)
  • Ursula Kämmerer von Worms genannt von Dalberg (1602-1664)
  • Wilhelm Freiherr von Metternich-Winneberg und Beilstein (-1652)
  • Anna Eleonora Brömser von Rüdesheim
  • Wolf Albert Kottwitz von Aulenbach
  • Katharina Maria von Diemantstein
  • Otto Wilhelm Freiherr von Dernbach
  • Katharina Magdalena Echter von Mespelbrunn

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenwerk
Beschreibung in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 696 und S. 710.
Bistum Würzburg:
http://www.bistum-wuerzburg.de/
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod. icon. 312 c)
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983

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