Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2043
Allersheim (zu Giebelstadt, Landkreis Würzburg, Unterfranken)

Das Pfarrhaus in Allersheim

Das Allersheimer Pfarrhaus befindet sich am östlichen Ortsrand, ca. 100 m westlich der Kirche (Bergstraße 8). Es handelt sich um einen zweigeschossigen Mansarddachbau mit gefugten Ecklisenen von sechs Fensterachsen Breite und zwei Achsen Tiefe. Der Zugang erfolgt nicht von der Straße aus; eine Mauer links des Gebäudes enthält die Außenpforte des 1743 erbauten Anwesens. An der straßenseitigen Fassade befindet sich über dem die Geschosse trennenden Gesims mittig ein Wappenstein. Auch wenn die nahe Pfarrkirche St. Georg und St. Walburga im typischen Echterstil anstelle einer mittelalterlichen Kirchenburganlage 1616 erbaut wurde, haben wir hier am Pfarrhaus ausnahmsweise mal kein Würzburger Bischofswappen, sondern ein Wappen des Klosters Bronnbach im unteren Taubertal. Die Besitzgeschichte des Ortes Allersheim ist kompliziert. Erst war es, obwohl im Einzugsgebiet der Diözese Würzburg gelegen, Besitz des Hochstifts Eichstätt und des dazu gehörenden Klosters Monheim, weshalb die allererste Kirche auch vom Eichstätter Bischof geweiht wurde. Das Kloster Monheim besaß die Patronatsrechte (Schutzherrschaft) für die Pfarrei. Später waren die Dorfherren das Kloster Bronnbach und das Hochstift Würzburg, wobei letzteres seinen Besitz 1528 an die Adelsfamilie Geyer von Giebelstadt verkaufte und 1554 gegen eine erneute Zahlung auf das Wiedereinlösungsrecht verzichtete. Die Patronatsrechte über die Pfarrei waren 1383 an das 1151 gegründete Zisterzienser-Kloster Bronnbach (Filialkloster von Maulbronn und später von Ebrach) übergegangen, was 1386 von Papst Urban IV. bestätigt wurde, damit verbunden war das Recht zur Besetzung der Pfarrstelle, zur Einnahme des Kirchenzehnten und die Pflicht zum baulichen Unterhalt der Gebäude, und so ließ dessen Abt Engelbert Schäffner (1724-1752) das Pfarrhaus errichten. Das Kloster besaß auch Grundbesitz und Höfe in Allersheim, teils als Schenkung erhalten, teils erworben. Weitere Grundherren in Allersheim neben den Geyer und dem Kloster Bronnbach waren das Würzburger Kloster und spätere Ritterstift St. Burkard, die Grafen von Rieneck und in deren Nachfolge das Erzstift Mainz, die Freiherren von Wolfskeel und das Stift Neumünster in Würzburg.

Die Inschrift unter dem eigentlichen Wappen bezeugt die Stiftung dieses Pfarrhauses unter dem amtierenden Bronnbacher Abt Engelbert Schäffner und lautet: "SVB (Anm.: dieses Wort wird wegen der geringen Erhaltung leicht übersehen) ENGELBERTO PRAESVLE BENEFORTVNATE QVE EXSVRGIT DOMVS ISTA PAROCHIANA". Sie birgt ein Chronogramm, die als römische Zahlzeichen lesbaren lateinischen Buchstaben sind etwas erhöht dargestellt: V + L + V + L + V + V + X + V + I + D + M + V + I +C + I = 5 + 50 + 5 + 50 + 5 + 5 + 10 + 5 + 1 + 500 + 1000 + 5 + 1 + 100 + 1 = 1743. Diese in ein ovales Feld einbeschriebene Inschrift wird flankiert von je einem von Flügeln gerahmtem Engelsgesicht zu beiden Seiten.

Der von üppigen Ornamenten eingefaßte ovale Wappenschild ist durch eine eingebogene Spitze in drei Felder unterteilt. Dabei enthalten die Felder 1 und 2 die für die Abtei Bronnbach typischen Symbole, die alleine für sich in gespaltenem Schild das Abteiwappen an sich darstellen, Feld 1: in Schwarz ein schräglinksgelegter goldener Krummstab (Abtsstab), darüber schrägrechts ein rot-silbern in zwei Reihen geschachter Schrägbalken (Schrägrechtsbalken) für den Zisterzienserorden, Feld 2: in Blau ein goldener, schräggelegter Schalenbrunnen mit zwei Brunnenschalen übereinander und silbern fließendem Wasser, ein redendes Symbol für Bronnbach. Der Schalenbrunnen im Feld 2 ist zugleich ein Abbild der in Bronnbach vorhandenen echten Schalenbrunnen, von denen einer im Wirtschaftshof hinter dem Bursariushaus und neben dem Keltergebäude steht, ein anderer im Barockgarten, und ein weiterer nach Külsheim verbracht wurde. Die eingebogene Spitze enthält das persönliche Symbol des Abtes Engelbert Schäffner, in Grün auf einem Grund frontal ein Mann im Rock mit gestulpter Zipfelmütze, in jeder der ausgestreckten Hände einen Schlüssel haltend, die Bärte nach oben und auswärts gerichtet. Hier wird das Wappen mit einer Inful und einem Krummstab mit abflatterndem Sudarium geführt. Alternativ wäre auch das Bild aus Feld 3 wachsend als Helmzier möglich.

 

Ein Vergleichswappen befindet sich am Refektorium des Klosters Bronnbach, und dieses ist wesentlich besser erhalten: Dort steht der Mann in Feld 3 auf einem Dreiberg, die Haltung ist die gleiche. Er wird dort bärtig dargestellt, der Rock ist auf der Brust geknöpft, und bei diesem Wappen ist auch die Helmzier auf bewulstetem Stechhelm vorhanden. Ein weiteres, identisches Vergleichswappen aus dem Jahr 1742 befindet sich im Kloster Bronnbach am Bursariat. Noch ein Wappen befindet sich am Sockel des Brückenheiligen Nepomuk auf der Tauberbrücke (1731). Es gibt ein weiteres Wappen schlechterer Qualität am Dörlesberger Pfarrhaus, wobei die Farben dort nicht als authentisch anzusehen sind, wie der Blick auf einen roten Untergrund des Zisterzienserbalkens lehrt. Bezüglich der Tinkturen hilft vielmehr ein Exlibris des Abtes, gezeichnet von Johann Salver (1638-1718) in der Sammlung der Stadtbibliothek Trier (Signatur: Port 3623 und 3624): Feld 1 und 2 sind wie beschrieben tingiert, und Feld 3 besitzt eine durch Schraffur als grün definierte Feldfarbe (Thieme-Becker, Bd. XXIX, 1935, S. 360).

Zur Übersicht die Liste der Bronnbacher Äbte:

Literatur, Links und Quellen:
Wappen der Abtei Bronnbach: Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 97 Seite 245
Vergleichswappen am Refektorium: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kloster_Bronnbach_Wappen_Refektorium_20070714_1.jpg
Wappen am Bursariat:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e7/Kloster_Bronnbach_Wappen_Bursariat_20070714.jpg
Vergleichswappen:
http://mw2.google.com/mw-panoramio/photos/medium/83158352.jpg
Vergleichswappen:
http://www.tripota.uni-trier.de/single_picture.php?signatur=121_port_3623 und http://www.tripota.uni-trier.de/single_picture.php?signatur=121_port_3624 = Exlibris von Johann Salver (1638-1718)
Exlibris des Abtes: Thieme-Becker, Bd. XXIX, 1935, S. 360
Äbteliste:
http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Bronnbach/Äbte
Liste der Baudenkmäler
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Giebelstadt
Giebelstadt und Ortsteile:
http://giebelstadt.de/Eigene_Dateien/download/gie_kultur_deutsch_schrift.pdf
Pfarreiwesen Allersheim: http://www.allersheim.com/niederschriften/chronik/das-pfarreiwesen
Geschichte Kloster Bronnbach:
http://www.kloster-bronnbach.de/showpage.php?Kloster/Geschichte/1153_1803&SiteID=39
Kloster Bronnbach:
http://www.leo-bw.de/detail-gis/-/Detail/details/DOKUMENT/labw_kloester/188/Zisterzienserabtei+Bronnbach
Kloster Bronnbach:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Bronnbach
Kloster Bronnbach:
http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/kloester/zisterz/bronnb/bronnbach1.htm
Kloster Bronnbach:
Jahrbuch für das Badner Land. (Badische Heimat). 1985 S. 107 - 114
Alfred Friese, Die Zisterzienserabtei Bronnbach, Mainfränkische Hefte, Heft 30, 1958
Leonhard Scherg, die Zisterzienserabtei Bronnbach im Mittelalter, Mainfränkische Studien, Bd. 14, 1976
Kloster Bronnbach: Adolph von Oechelhäuser, die Kunstdenkmäler des  Großherzogtums  Baden,  Bd. 4,  Kreis  Mosbach, l. Abt. Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Wertheim, Freiburg i. B., 1896
Bronnbacher Äbte: Joachim Heinrich Jäck, Galerie der vorzüglichsten Klöster Deutschlands, Nürnberg 1831, S. 105-108, online:
http://books.google.de/books?id=assDAAAAcAAJ
Gerhard Wissmann, Kloster Bronnbach, ein Gang durch die Geschichte der ehemaligen Zisterzienserabtei im Taubertal, hrsg. von der Sparkasse Tauberbischofsheim

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