Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1942
Wachbach (zu Bad Mergentheim, Main-Tauber-Kreis)
Schloß Wachbach
Wachbach ist ein kleiner Ort im Süden von Bad Mergentheim, der 1975 in letzteres eingemeindet wurde. Im Westen des gestreckten Dorfes liegt am Rand einer Wiesenaue das vierflügelige Schloß, annähernd quadratisch mit kleinen Rundtürmchen an der West- und an der Südecke, einem dickeren, wohnlicheren Rundturm an der Nordecke (rechts im unteren Bild) und einem kleinen rechteckigen Anbau an der Südostseite. Die Nordwestseite weist einen Zwerchgiebel auf, ein ganz kleiner weiterer Zwerchgiebel befindet sich über dem Eingangstor an der Nordostseite (unten im Bild). An der Ostecke war früher auch einmal ein dickerer Turm, der allerdings verlorengegangen ist.
Die vier Flügel rings um den Innenhof sind alle zweistöckig, aber von unterschiedlicher Tiefe. Der Nordostflügel ist praktisch nur eine unten das Tor enthaltende und oben gangartige Verbindung zwischen den anderen Flügeln, und im Vergleich zu diesen von nur geringer Dicke, entsprechend ist hier das Dach niedriger als an den drei anderen Seiten. Der rechteckige Innenhof hat zwei Treppentürme, einen großen polygonalen Treppenturm in der Westecke und eine kleine Spindel in der Ostecke neben dem Eingang. Die drei dickeren Flügel haben zum Hof hin große Portale, die Zugang zu landwirtschaftlichen Nutzräumen, mit großen Gewölben versehenen Wirtschaft- und Lagerräumen geben, während die Wohnräume oben liegen, wobei jede Etage ca. 800 Quadratmeter aufweist.
Das Schloß ersetzte im 16. Jh. eine alte Wasserburg, die zerstört worden war. Dieser Vorgängerbau entstand ca. 1150-1250 im Auftrag der Herren von Hohenlohe-Brauneck. Der Bau wurde 1325 erstmals urkundlich erwähnt. Die Burg kam an die Rüdt von Collenberg, die sich unglücklicherweise mit Raubrittern wie Thomas von Absberg zusammengetan hatten. Diese rings von einem Wassergraben umgebene Burg wurde deshalb im Juni 1523 durch den Schwäbischen Bund bei dessen Expedition gegen die Raubnester in Hohenlohe zerstört, zusammen mit über 20 anderen Burgen. Von diesem Bau, der angezündet und anschließend als Steinbruch verwendet wurde, ist nichts mehr zu sehen.
Die nächsten Herren von Wachbach waren die Herren von Adelsheim. Sie waren aber nicht die alleinigen Ortsherren, zu der Ganerbschaft gehörten erst noch die Rüdt von Collenberg bzw. Rüdt von Bödigheim und der Deutsche Orden, dem die Beginenklause zu Wachbach gehörte. Die Herren von Adelsheim ließen 1588-1592 dieses vierflügelige Schloß im Stil der Renaissance errichten. Das Vollendungsjahr 1592 wird in der Bauinschrift über dem Hauptportal genannt. Im Tor selbst hängen zwei wackelige, windschief aus Brettern zusammengenagelte Torflügel mit Schlupfpforte. Ganz oben über dem Tor befindet sich das Adelsheim-Wappen, darunter ist auf dem kleinen Gebälk zu lesen: "Wo Gott Dis Haus Nicht Bewarn thut so ist Umb sunst Des Wechters Huet" - Wenn Gott nicht dieses Haus bewahrt, ist des Wächters Hut umsonst." Schaut man das Tor an, gilt dieser Spruch heute wie damals.
Die eigentliche Bauinschrift befindet sich in dem Rechteckfeld unter dem Gebälk. Sie lautet: "Als man tausent fünffhundert Ja(h)r nach Christi G(e)burt nun eben war Auch zwey vnd neuntzig zehlet jetz ist Dieser Adeliche Sietz von Georg Sigmundt von Adoltzheim Glücklich zu Endt Geführet sein Gott woll ihm geben langes Leb(e)n Fri(e)dt Glück und Segen auch darneb(e)n zu seiner Regierung alltzeit auff das(s) Recht und Gerechtigkeit von i(h)m und den Nachkohmmen sein Ge... und werd erhalten rein damit sein Adelich Geschlecht werd allso forth gepflantzet recht zur Ehre Gottes Alletzeit welchem sey Preyß in Ewigkeit."
Darunter hat sich noch der Bildhauer des Portals verewigt: "Michel Niklas der Zeit Bildhawer zu Reinsbron." Michel Niklas hatte seine Bildhauerwerkstätte in Reinsbronn nördlich von Creglingen, wo es auch einmal 1994 im Geyerschlößle eine Ausstellung über ihn gab. Er war nicht nur Bildhauer, sondern auch Baumeister, und er hatte auch die Reinsbronner Kirche und das Schloß der Geyer von Giebelstadt (heute nur noch Reste vorhanden) umgebaut. Zur Rechten und zur Linken sind jeweils zwei Wappen auf den seitlichen Pilastern angebracht. Die insgesamt vier Wappen sind als Vollwappen ausgebildet und oben mit einer kleinen Tafel den betreffenden Familien zugeordnet. Seitlich der Pilaster füllt Beschlagwerk im Stil der Renaissance die Zwickel.
Georg Siegmund von Adelsheim (1532-1600) war Herr zu Adelsheim, Sennfeld, Edelfingen und Wachbach. Er war würzburgischer Amtmann zu Röttingen und Reichelsberg. Er war der Sohn von Stephan von und zu Adelsheim (1498-1563). Letzterer hatte dreimal geheiratet, erst Barbara von Gebsattel, dann Barbara Göler von Ravensburg und schließlich Anna von Habern. Georg Siegmund von Adelsheim ist in der Kirche von Wachbach begraben. Sein Wappen ist oben in der Mitte über dem Gebälk, es zeigt in Silber ein schwarzes, gebogenes Steinbockshorn. Die Helmzier ist ein schwarz oder silbern-schwarz geteilt gewandeter Frauenrumpf mit goldener Krone zwischen zwei silbern-schwarz geteilten Steinbockshörnern. Früher hatten die Herren von Adelsheim nur die Hörner, 1422 kam der Frauenrumpf hinzu (diese Wappenbesserung wurde am 8.9.1422 dem Herbolt von Adelsheim von Kaiser Sigismund gewährt). Die Helmdecken sind schwarz-silbern. Das Wappen wird beschrieben in Siebmachers Wappenwerk, Band: Bad Seite: 4 Tafel: 4, Bay Seite: 25 Tafel: 21, es ist ferner abgebildet im Scheiblerschen Wappenbuch Folio 399; weitere Quellen sind das Aschaffenburger Wappenbuch, Tafel 47, Seite 29, 101, 112, 118, 122, und der Münchner Kalender 1922
Abb. links: Die vier seitlichen Wappen auf den das Gebälk stützenden Pilastern, je zwei auf jeder Seite der Bauinschrift, stellen mitnichten eine Ahnenprobe dar, sondern stehen für die insgesamt vier Ehen des Georg Siegmund von Adelsheim (Angaben gem. Biedermann), denn dieser hatte zuerst 1559 Dorothea von Heßberg geheiratet, die Tochter von Wolfgang von Heßberg und Cunigunda von Crailsheim. Diese erste Frau verstarb 1564, sie ruht in Wachbach. Ihr Wappen befindet sich optisch links unten, es ist gespalten, rechts in Silber drei rote Rosen pfahlweise, links in Rot drei silberne Balken, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der wachsende Rumpf eines rot-gewandeten bartlosen Mannes mit langen Ohren. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: He Seite: 13 Tafel: 13, Band: Bay Seite: 39 Tafel: 38, Band: Me Seite: 10 Tafel: 7, Band: Pr Seite: 46 Tafel: 58, Band: Pr Seite: 167 Tafel: 216, Band: Sa Seite: 11 Tafel: 10 und im Münchner Kalender 1934. Ferner wird es im Scheiblerschen Wappenbuch auf Folio 86 widergegeben.
Abb. rechts: Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Georg Siegmund von Adelsheim 1569 zum zweiten Mal, nun Ursula von Hutten, die Tochter von Wilhelm von Hutten und Eva von Heßberg. Diese zweite Frau verstarb 1585. Sie ruht in Wachbach. Ihr Wappen befindet sich optisch links oben, es zeigt in Rot zwei goldene Schrägbalken, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender bärtiger Männerrumpf, rot gekleidet mit goldenen Aufschlägen, auf dem Kopf eine mit schwarzen Hahnenfederbüschen besteckte rote Spitzmütze mit goldenem Aufschlag. Das Wappen wird beschrieben u. a. im Siebmacher Band: He Seite: 14 Tafel: 15 und im Aschaffenburger Wappenbuch, Tafel 13 Seite 49, 68, 141.
Abb. links: Nach dem Tod seiner zweiten Frau heiratete Georg Siegmund von Adelsheim 1586 zum dritten Mal, diesmal Christina Knebel von Katzenelnbogen, Tochter von Caspar Knebel von Katzenelnbogen und Catharina von Ehrenberg. Christina war die Witwe von Weiprecht von Thüngen. Sie starb nur zwei Jahre später, 1588, und sie liegt wie ihre beiden Vorgängerinnen auch in Wachbach begraben. Ihr Wappen befindet sich optisch rechts unten, es zeigt in Silber ein rotes Schildchen, im rechten Obereck von einem schwarzen Ring begleitet, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein rotes rechtes und ein silbernes linkes Eselsohr. Das Wappen wird u. a. beschrieben in Siebmachers Wappenwerk, Band: Bad Seite: 58 Tafel: 35, im Gruber, im Aschaffenburger Wappenbuch auf Tafel 27 und Seite 123.
Abb. rechts: Nach dem Tod seiner dritten Frau heiratete Georg Siegmund von Adelsheim 1589 zum vierten Mal, nun Maria Reiprecht von Büdingen, Tochter von Johann Reiprecht von Büdingen und Apollonia von Berlichingen. Diese letzte Ehefrau überlebte ihren Mann um zwei Jahre, verstarb selbst 1602 als Witwe zu Wachbach und schließt die Ehefrauengalerie ab. Sie wurde ebenfalls in Wachbach begraben. Ihr Wappen befindet sich optisch rechts unten, es zeigt in Schwarz einen flugbereiten natürlichen (silbernen, goldenbewehrten) Reiher, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken der Reiher wie im Schild. Das Wappen wird beschrieben im Aschaffenburger Wappenbuch auf Tafel 56 und den Seiten 124, 212.
Heute sucht das in Privatbesitz befindliche Schloß eine neue Nutzung und steht für 1.6 Mio. über einen Mergentheimer Makler schon seit längerem zum Verkauf. Es ist trotz diverser Sanierungen in den letzten Jahren (Gewölbekeller und ein Turm) und trotz anscheinend neuer Fenster dringend weiter renovierungsbedürftig, an allen Ecken und Enden lugt der Verfall hervor, und Leerstand und bauliche Schäden wie Risse und brüchige Decken machen dringend eine Rettung durch einen Käufer notwendig. Es ist ein wunderschönes Schloß voller Atmosphäre, das aber langsam in einer Art Dornröschenschlaf unter blühenden Apfelbäumen vor sich hin rottet und verfällt, wenn nicht bald etwas unternommen wird.
Literatur,
Links und Quellen:
Schloß Wachbach:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Wachbach
Verkaufsseite des Schlosses: http://www.ipm-greiner.de/frameset1/verkauf1.html
Bettina Semrau, Investor hat Interesse am Wasserschloß,
Fränkische Nachrichten, Samstag, 25.04.2009, online: http://www.fnweb.de/region/main-tauber/bad-mergentheim/investor-hat-interesse-am-wasserschloss-1.285808
Geschichte von Wachbach http://www.taubertal.de/staedteinfo/bad-mergentheim/wachbach/geschichte/
http://books.google.de/books?id=dJdAAAAAcAAJ&pg=PA115&lpg=PA115&................lse
Genealogien nach Biedermann: Geschlechts-Register Der Reichs Frey
unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken Löblichen Orts
Ottenwald (Odenwald) http://books.google.de/books?id=g9JDAAAAcAAJ Tafel CXC.
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch,
Veröffentlichung
des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V.,
Aschaffenburg 1983
v. Adelsheim: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon
Band I, Band 53 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag Limburg,
1972.
v. Adelsheim: Otto Hupp, Münchener Kalender 1922,
Verlagsanstalt
München/Regensburg
v. Heßberg:
Otto Hupp,
Münchener Kalender 1934, Verlagsanstalt
München/Regensburg
v. Adelsheim: http://de.wikipedia.org/wiki/Adelsheim_%28Adelsgeschlecht%29
Wappen v. Adelsheim: http://codicon.digitale-sammlungen.de//Blatt_bsb00001755,00271.html
Wappen v. Adelsheim: http://codicon.digitale-sammlungen.de//Blatt_bsb00001650,00158.html
Wappen v. Adelsheim: http://codicon.digitale-sammlungen.de//Blatt_bsb00020447,00434.html
Wappen v. Adelsheim: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Adoltzheim-Scheibler399ps.jpg
Scheiblersches Wappenbuch
v. Heßberg: http://de.wikipedia.org/wiki/He%C3%9Fberg_%28Adelsgeschlecht%29
Wappen Heßberg: http://codicon.digitale-sammlungen.de//Blatt_bsb00001755,00075.html
Wappen Heßberg: http://codicon.digitale-sammlungen.de//Blatt_bsb00001650,00179.html
Wappen Heßberg: http://codicon.digitale-sammlungen.de//Blatt_bsb00001364,00355.html
Wappen Heßberg: http://codicon.digitale-sammlungen.de//Blatt_bsb00020447,00501.html
Wappen Knebel von Katzenelnbogen: http://codicon.digitale-sammlungen.de//Blatt_bsb00001364,00355.html
Wappen Hutten: http://codicon.digitale-sammlungen.de//Blatt_bsb00020447,00449.html?prozent=1
v. Hutten: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45739
v. Hutten: http://de.wikipedia.org/wiki/Hutten_%28Adelsgeschlecht%29
Knebel von Katzenelnbogen: http://de.wikipedia.org/wiki/Knebel_von_Katzenelnbogen
Wolfgang
Willig,
Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine
kulturhistorische
Spurensuche, Selbstverlag Willig, 1. Auflage 2010, ISBN
978-3-9813887-0-1, S. 326.
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